Es war vorbei, aber der schwarze, zerstörte Wald war noch da und der pfostenlose Zaun, der große Heuhaufen dagegen verschwunden. In dem grauen Licht, das keine Quelle zu haben schien, sahen wir uns an und konnten nicht lachen – obwohl ich mich jetzt, wenn ich daran zurückdenke, weiß Gott, deutlich an Max’ geschwollenes, von der Hitze lila geflecktes Gesicht und seine versengten Brauen erinnere und an Merles Beine, die so schwarz waren wie die verbrannten Felder, und auch ihre Haare waren versengt und hingen wie eine Mähne um ihr großes Gesicht. Vater drehte sich um, rief uns zu, wir sollten die Spaten nicht vergessen, und humpelte zum Haus zurück. Max folgte uns, laut vor sich hin grummelnd und fluchend, und rieb sich die juckenden Augen, bis sie wund waren. Wir hatten nicht das Gefühl, triumphiert oder gesiegt zu haben; spürten nur Erschöpfung und die furchtbare unnötige Verschwendung. Der Sieg hatte zu viel gekostet.

Ich blickte kurz zurück und sah den schwelenden Schlamassel, hörte es krachen, als ein toter Ast herunterfiel, und rundherum stieg in einer Wolke die Asche auf. Dies hinter uns, und vor uns die Angst um Mutter, und alles vernebelt vom Erschöpfungsschmerz. Vater stolperte voran, und ich hörte ihn Mutters Namen murmeln, wieder und wieder, wie einen Schwur oder ein Gebet, und einmal, als er gegen einen Stein stieß, rief er ihn laut aus.

Wir sahen, dass der Arzt gekommen war, und in ihrem Zimmer brannte eine Lampe, ein entkräftetes, kränkliches Gelb im aufgehenden Tageslicht. Vater blieb an der Tür stehen und zog sich die Schuhe aus, nahm dann wie in einem mechanischen, bedeutungslosen Ritus die Eimer hoch. Als der Arzt herauskam, begleitete er ihn zum Auto und blieb lange dort stehen, redete und hörte zu, den Blick auf den Boden gerichtet.

Die Kühe mussten noch gemolken werden, alles musste noch getan werden. Der Himmel wolkenlos, in der Luft schon wieder aufsteigende Hitze. Die schwüle Wärme einer dunstverschleierten Sonne. Völlig benommen vor Müdigkeit, ging ich zu den Ställen, doch Kerrin war schon da, lebhaft und aufgeregt, als wäre das Feuer in sie und hinter ihre Augen gefahren, und sie fuchtelte unentwegt mit den Armen und schrie die Pferde an. Sie begann sie herauszulassen, und ich sagte ihr, dass Dad sie doch heute vielleicht brauchen würde. Da drehte sie sich um und brüllte, sie müsse den Pferden Wasser geben, obwohl doch auf der Weide, auf die sie sie treiben wollte, gar keins war. Ich ging hinaus, um das Gatter zu schließen, und als ich zurückkam, sah ich, wie Grant an einem Strick herumfummelte, ihn mit einer Hand aufzuknoten versuchte, die andere steif ausgestreckt, schwarz bis auf den quer darüber verlaufenden Riss von einem Zaun. Kerrin war bei ihm, und was dann geschah, kam so schnell, dass es mir eher wie eine kurze, heftige Vision erschien. Sie pfriemelte an dem Knoten herum, den er nicht lösen konnte, da er zu festgezogen war, und auf einmal griff sie nach seinem Messer und hieb in den Knoten und sägte stümperhaft daran herum, bis er sich lockerte. Grant packte ihre Hand, um sie aufzuhalten. »Mach den Strick nicht kaputt«, warnte er sie. »Du wirst dich noch schneiden!«

Sie zuckte zurück, seine Hand noch auf ihrem Handgelenk, das Messer noch fest umklammert, und verdrehte dann so plötzlich ihren Arm auf den Rücken, dass sie seinen mitzog, und presste sich mit ihrem ganzen dünnen, schlaksigen Körper an ihn, einen Arm über seinen Schultern und das Gesicht an seinem schwarzen, vernarbten Hals. Ich sah Grants Gesicht, sah den Ausdruck, der darüber huschte, und schneller, als man gucken konnte, ließ er ihr Handgelenk los, und sie stolperte rückwärts, eine Hand noch auf seinem Arm und das Messer fest in der anderen. Ich schaute hoch und sah Vater in der Tür stehen, das Gesicht vom Feuer rot und wild, violett gefleckt und erhitzt, und die Haare quer über dem Kopf versengt, wo ein Ast ihn getroffen hatte.

»Was macht ihr hier?«, brüllte er. »Warum arbeitest du nicht, Grant? Was machst du da mit Kerrin?«

»Einen Strick retten«, sagte Grant und lachte. Er hätte noch mehr gesagt, aber Kerrin umklammerte jäh seinen Arm, drehte sich halb herum und schleuderte das Messer in Vaters Richtung, mit all dem alten Hass im Blick, und schrie Wörter heraus, die ich in meinem Leben noch nicht gehört hatte. Das Messer flog in weitem Bogen schräg gegen die Wand und fiel in den Staub.

Wenn ich mich jetzt daran erinnere, nach diesen letzten vier Monaten darauf zurückblicke, durch den Nebel all dessen, was uns seitdem zugestoßen ist, wirkt alles wie ein staubverwischtes Durcheinander von Füßen, und da ist Vater, der sich auf Kerrin stürzt, Grant, der ihn mit dem Arm aufhält und gegen die Wand stößt, und Kerrins hohe Stimme – »Bring ihn um, Grant!« – und Grant, der zurücktritt, Vater nicht mehr anrührt und sie anbrüllt, sie solle machen, dass sie wegkomme. Und Kerrin, die losrennt, nicht weil sie Angst vor Vater hatte – sie war jenseits von Angst, und alles war von ihrem Hass verschlungen –, sondern wegen des Klangs, des kalten, scharfen Tons in Grants Stimme. Sie rannte vorbei an Vater, der dort, wo das Zaumzeug hing, keuchend zusammengesackt war, und ich sah ihre Hand hinabschießen und etwas vom Boden auflesen.

Vater richtete sich auf und ging zum Haus zurück, nicht um Kerrin zu folgen, eher so, als hätte er vergessen, warum er hergekommen war.

Grant hob den Strick auf und warf ihn weg. »Was wird sie jetzt tun, Marget?«, fragte er mich und begann, entlang der Wand nach dem Messer zu suchen.

»Sie hat es mitgenommen«, sagte ich, und Grant verstand, was ich dachte, sprach es aber nicht aus. Dann gingen wir sie suchen, und Grant zerrte mich halb über die Steine. Ich war zu müde, um zu denken oder irgendetwas wichtig zu nehmen, wusste nur, dass getan werden musste, was getan werden musste, und folgte ihm, seine schwere Hand deutlicher spürend als die Sonne oder die Angst.