Der Tag, an dem Grant fortging, war wie alle anderen. Staub und Hitze und die Hässlichkeit der sterbenden Ahorne. Ich redete mir ein, dass ich froh über sein Fortgehen war. Dass der Tod etwas Würdevolles hatte. Dieses Halbleben war zu schwer, meine Scham, die Angst, mich zu verraten, zu groß. Ich wäre lieber gestorben, als mir anmerken zu lassen, wie sehr ich ihn liebte. Das war dummer Stolz. Wer war ich schon, dass es eine Rolle gespielt hätte, was ich dachte und empfand? Was hatte ich, das unangetastet bleiben musste? Jetzt werde ich Frieden finden, sagte ich mir. Ich kann lernen, es zu akzeptieren, mich frei fühlen, noch einmal von vorn anzufangen und das Leben auf etwas anderem aufzubauen, auf mehr als seinem Anblick, womit ich bis dahin ein bitteres Auskommen gehabt hatte. Ich musste vor Mangel ganz ausgetrocknet sein. In jenen Tagen konnte ich nichts mehr fühlen. Ich sah Dinge und tat Dinge und sah manchmal den Ausdruck auf Grants Gesicht, wenn er mit Merle sprach. Und dachte dann – nächste Woche geht er fort; doch es war, als dächte ich an jemand anders, der mir nur vom Namen her bekannt war und sonst nichts weiter bedeutete. Vater sagte, er sei froh, dass Grant gehe, und er würde gut ohne Hilfe zurechtkommen. Er wusste, dass das gelogen war, behauptete es aber, um sich etwas Würde zu bewahren, doch insgeheim graute ihm davor, wieder allein mit uns zu sein.

Grant übernahm an dem Abend das Melken und kam auf die Veranda, um sich zu verabschieden, während Vater in der Milchkammer war. Es gab wohl manches, was ich hätte sagen können. Aber ich fühlte mich plötzlich wie eine Fremde, als hätte Grant mir nie etwas von seiner Liebe zu Merle erzählt oder von all den anderen Dingen, über die wir gesprochen hatten.

»Wo ist Merle, Marget?«, fragte er und dann: »Lass nur, ruf sie nicht.« Er streckte auf eine linkische, förmliche Art die Hand aus, lachte aber dabei. »Leb wohl, Marget«, sagte er. »Ich hoffe bei Gott, dass eure Mutter bald wieder gesund wird!«

»Das wird sie«, sagte ich. »Ich zweifle nicht daran, Grant.« Ich meinte noch gesagt zu haben: »Komm wieder, wenn du kannst«, muss die Worte aber wohl nur gefühlt haben. Grant stand da und blickte mit seinem gutmütigen Lächeln auf mich herunter, weil er annahm, ich hätte erst angefangen zu sprechen und sei noch nicht fertig. Dann, als ich nur so dastand, streckte er erneut die Hand aus.

»Kein Farmer wird es je leicht haben«, sagte er, »aber ich wünschte, für euch würde es einfacher.«

»Wir werden’s schon schaffen«, sagte ich. »Es ist eine angenehmere Art, Geld zu verlieren, als die meisten anderen.«

Er lachte und brach auf, hielt aber am Tor, wo Merle stand, inne. Sie drehte sich um und ging mit ihm den Zaun entlang bis zur Straße, und er winkte kurz mit seinem Hut, bevor er aus unserem Blickfeld verschwand.

Ich ging ins Haus, starrte die Marmeladengläser an und sah hierhin und dorthin, hob eine Staubmaus auf, die neben einem Tischbein lag, sah sie deutlich und sah sie doch nicht. Dann hörte ich Mutter sprechen und ging zu ihr ins Zimmer.