Eines Abends ging ich zum Teich auf der Nordweide. Selbst in den Nächten war es wieder heiß. Die warme Luft war verbraucht und flau, und es dauerte lange, bis der Südwind etwas Kühle brachte. Der Mond schien, und die Sterne waren blass, selbst die Sternbilder schwach. Ich konnte den Staub auf den Blättern sehen und auf der Straße um meine Füße herum spüren. Die Maisstängel sahen aus wie weiße Skelette. Ich dachte auf eine sinnlose, sentimentale Art an die Abende zurück, an denen ich mit Grant auf dieser Straße und durch die trocknenden Papausträucher gegangen war. Es gab keine Berührung von ihm, an die ich mich hätte erinnern können – nur seine Worte; und Worte sind etwas Kaltes, Grabähnliches, möglich, dass sie länger halten als selbst die stärkste und leidenschaftlichste Berührung, aber sie sind steinern. Es gab wenig, was Grant noch nicht gesehen oder gehört hatte, und er redete immer sehr viel, zumal ich lern- und wissbegierig war. Ich konnte mich an diese Dinge erinnern und an das Geräusch seiner Stimme, schwer und benebelnd, doch all das war jetzt kein Trost. Die furchtbare Einsamkeit war schlimmer als selbst in den ersten Tagen, nachdem er fortgegangen war … Beim Teich blieb ich stehen und starrte auf das Wasser, schwarz und mondhäutig, und auf die Froschaugen, die in Ufernähe wie Funken blitzten. Der Teich war geschrumpft und hier und da schlierig.
Es musste doch eine Möglichkeit geben, sich über den Schmerz hinwegzusetzen. Die Tage halfen meistens, aber in der Dunkelheit schlich er sich an, kam zurückgekrochen, schlug hart zu, sobald das Licht verschwunden war. Ich schlief, wachte am Morgen auf und dachte: »Heute Abend kann ich wieder schlafen.« Das war doch keine Art zu leben! Die Tage bloße Wüsten, zwischen Nacht und Nacht zu durchqueren. Ich setzte mich ans Teichufer und versuchte, zu einer Lösung zu kommen, fand aber keine, sondern fragte mich nur, ob Dad morgen an die Ställe denken würde oder ob ich ihn wieder daran erinnern müsste und ob die Stangenbohnen zu trocken waren und wie lange eine von Merles Gänsen hinreichen würde, wenn wir sie schlachteten. Ich stritt mich im Kopf lange mit dem Arzt. Ich gab ihm fünf Gänse und versprach ihm ein Kalb, wenn denn je eins käme. Er lehnte immer wieder ab, und ich führte das lange, dumme Gespräch mit ihm fort, schaute auf den Teich und wusste die ganze Zeit, dass ich ihn sowieso mit Geld bezahlen, ihm nicht einmal Kartoffeln zum Tausch anbieten würde. Dann fiel mir der Abend vor sechs Monaten ein, im April, als ich hierhergekommen war. Fast musste ich lachen, als ich an meine törichte kleine Aufregung von damals dachte. »Dieses Jahr wird besser … anders!« Ich fand bitteren Gefallen an der Ironie.
Nach einer Weile aber wurde mir in dem weißen Licht und dem Nachtwind ruhiger zumute. Fast friedlich. Fast so, als lägen diese Dinge hinter mir. Große vergiftete Schatten in einem Traum, der jetzt zu Ende war.
Ich kehrte spät zurück, sah noch Licht im Fenster von Mutters Zimmer und hörte im Näherkommen das scharfe, schreckliche Geräusch, das sie manchmal machte, als hustete sie eine Nadel aus. Und alles war wie vorher. Real und nicht zu Ende und immer noch zu durchleben.