Udo hatte angekündigt, am Wochenende wieder nach Lund zu fahren. Sina war entschlossen, ihm diesmal heimlich zu folgen. Sie war noch nie in Lund gewesen, nur einmal daran vorbeigefahren. Damals hatte sie mit Freundinnen einen Wochenendtrip nach Malmö unternommen. Nach der Stadtbesichtigung waren sie mit der Fähre über den Öresund nach Kopenhagen gefahren. Der Besuch zweier Länder und zweier Städte an einem einzigen Tag war ein großartiges Erlebnis gewesen. Die Tour hatte im Juli bei strahlendem Wetter stattgefunden. Sina erinnerte sich an eine sonnenbeschienene Landschaft mit klaren Seen und malerischen Buchenwäldern. So würde es diesmal nicht sein, der Herbst präsentierte sich trüb wie Sinas Stimmung. Sie studierte heimlich die Fahrtroute und den Stadtplan von Lund. Die Anfahrt über die E6 war unkompliziert, falls es keine Baustellen und Staus gab, konnte sie Lund in drei Stunden erreichen. Die Hedmann-Klinik, in der Udo an den Wochenenden Dienst tat, war auf der Karte nicht verzeichnet. Es gab eine Website der Klinik, die eine Postanschrift, aber keine Wegbeschreibung enthielt, dafür ein Porträt von Dr. Karl Hedmann, dem Gründer, Inhaber und Chefarzt in einer Person. Er war Mitte fünfzig, hatte ein schmales Gesicht und ausgeprägte Geheimratsecken. Der tief in die Stirn reichende dreieckige Haaransatz verlieh ihm ein diabolisches Aussehen. Udo hatte einmal erwähnt, die Klinik würde ein Stück außerhalb von Lund liegen und einen herrlichen Blick auf den Dalby-See bieten.
Sina war zuversichtlich, das Gebäude problemlos zu finden, falls nicht, würde sie sich durchfragen. Lund war eine überschaubare Stadt. Sie sah sich auch gleich nach einer Unterkunft um und entschied sich für das Apartment-Hotel The More, das sich in einem umgebauten Bahnbetriebswerk im Süden von Lund befand. Es bot preiswerte Studios mit einer Küchenzeile an, worauf Sina besonderen Wert legte. Sie wollte möglichst unabhängig und nicht auf die Gastronomie in der Stadt angewiesen sein. Nachdem sie ein Studio gebucht und heimlich ein paar Sachen gepackt hatte, wartete sie ab, bis Udo am Samstag in aller Frühe das Haus verließ. Gut eine Stunde später stieg sie in ihr Auto und machte sich ebenfalls auf den Weg nach Lund. Udo pflegte zügig zu fahren und dürfte mit seinem BMW inzwischen einen erheblichen Vorsprung haben. Die Gefahr, unterwegs mit ihm zusammenzutreffen, bestand nicht. Auf halber Strecke kam Sina der Gedanke, Udo könnte die Fahrt nach Lund nur vorgeschoben haben und sich ganz woanders aufhalten, doch zum Umkehren war es nun zu spät. Unterwegs gab es zwei Baustellen, an denen der Verkehr langsam vorbeifloss, doch die Verzögerung hielt sich in Grenzen. Sina erreichte das Hotel kurz nach 11 Uhr und checkte sogleich ein. Das Studio entsprach ihren Vorstellungen, es bestand aus einem Raum mit einem bequemen Bett und einer Küchenzeile sowie einem Bad mit Dusche. Alles war modern und sauber. Während sie noch überlegte, wie sie nun weiter vorgehen sollte, klingelte ihr Handy. Udo rief an und fragte, wo sie gerade sei. Sina schnappte vor Überraschung nach Luft und schaute automatisch hinter sich, als könnte dort jemand stehen, der sie beobachtete.
„Ich bin unterwegs“, erwiderte sie geistesgegenwärtig. Das konnte alles bedeuten. „Wieso fragst du?“
„Frauke hat mich angerufen. Sie wollte dich besuchen und hat dich nicht angetroffen. Natürlich ist sie besorgt.“
„Keine Ursache, es geht mir gut. Ich bin auf dem Weg zu Klara.“ Klara war eine Arbeitskollegin von Sina und die erstbeste Ausrede, die ihr einfiel. „Sie hat mich zum Essen eingeladen und ich habe spontan zugesagt. Bisher konnte ich mich nicht durchringen, mich mit ihr zu treffen, aber diesmal habe ich es getan.“
„Das freut mich für dich. Es ist gut, wenn du deine Kontakte nicht völlig einschlafen lässt. Grüße sie von mir.“ Er klang zufrieden, es war kein Misstrauen in seiner Stimme.
„Ja, das mache ich gern. Bis bald.“ Sina hatte es eilig, das Gespräch zu beenden. Udo kannte Klara kaum, die Gefahr, ihr Schwindel würde auffliegen, bestand daher nicht. Etwas anderes beunruhigte Sina viel stärker: Frauke kontrollierte sie offenbar im Auftrag von Udo. Mit Fürsorglichkeit hatte ihr Besuch garantiert nichts zu tun. Würde Frauke auch überprüfen, wann sie nach Hause zurückkehrte? Falls ja, konnte Sina es nicht ändern, dann musste sie sich eine weitere Ausrede einfallen lassen. Sie würde jetzt nicht in Panik verfallen und auf der Stelle zurückfahren. Dann wäre alles umsonst gewesen.
Unten in der Rezeption traf sie auf eine Mitarbeiterin, die sie nach der Hedmann-Klinik fragte. Die junge Frau wirkte unsicher. „Ist das dieser moderne Betonklotz in der Nähe vom Dalby-See? Diese Privatklinik?“ Sie sprach das Wort mit einem verächtlichen Unterton aus. Sina wusste, dass sie mit dieser Meinung nicht allein dastand. Lange Zeit waren Privatkliniken in Schweden verpönt gewesen, doch in letzter Zeit entstanden zunehmend mehr davon. Udo begründete das mit der Notwendigkeit intensiverer Betreuung für bestimmte Patientengruppen, die das staatliche Gesundheitssystem nicht bieten könne. Auf jeden Fall schien die Rezeptionistin die richtige Klinik zu meinen, Sina ließ sich den Weg dorthin beschreiben. Anschließend stieg sie in ihr Auto und umfuhr die Innenstadt, die zum größten Teil autofrei war, in einem halbkreisförmigen Bogen. Das Klinikgebäude sah sie schon von Weitem, einen hypermodernen würfelförmigen Klotz mit viel Glas. Vorsichtshalber parkte sie einige Querstraßen entfernt und ging den restlichen Weg zu Fuß. Sie hatte keinen Plan, zunächst wollte sie sich nur davon überzeugen, dass Udo tatsächlich hier war. Beinahe wäre sie achtlos an dem hellen BMW vorbeigelaufen, der etwa hundert Meter vom Haupteingang der Klinik entfernt halb auf dem Bürgersteig parkte. Doch dann erkannte sie den Anhänger am Innenspiegel, einen Schutzengel aus bunten Wollfäden und Perlen, den sie Udo vor längerer Zeit geschenkt hatte. Das war Udos Auto, wie sie nun sehr schnell feststellte. Er war in Lund und hielt sich in der Klinik auf, in diesem Punkt hatte er nicht gelogen. Allein dafür war Sina dankbar. Sie wagte nicht, sich der Klinik weiter zu nähern. Stattdessen unternahm sie einen Abstecher zum nahe gelegenen Dalby-See, um in Ruhe über ihr weiteres Vorgehen nachzudenken. Es handelte sich um keinen See im eigentlichen Sinne, sondern um einen gefluteten Steinbruch. Sina folgte dem Weg zum Wasser hinunter und fühlte sich plötzlich wie mitten in der Wildnis. Die Felswände fielen an mehreren Stellen zum Wasser hin steil ab. Weit und breit war kein Mensch zu sehen und es pfiff ein eisiger Wind. Sina fröstelte und zog ihre Jacke enger um sich. Im Sommer mochte dieser Platz malerisch sein, jetzt wirkte er düster und bedrohlich. Sie wollte gerade umkehren, als sie einen Mann entdeckte. Er stand gut hundert Meter entfernt an der Stelle, wo die Felsen am höchsten waren. Vornübergebeugt starrte er auf das Wasser hinab und etwas an seiner Haltung sagte Sina, er würde sich jeden Moment in die Tiefe stürzen. Im gleichen Moment erkannte sie ihn, es war Udo, der ein Bild tiefster Verzweiflung abgab. Sina rief laut seinen Namen, doch der Wind trug ihren Schrei davon. Udo rührte sich nicht. Sie begann in seine Richtung zu laufen, Zweige schlugen ihr ins Gesicht und sie stolperte über eine Wurzel. Udo bemerkte sie noch immer nicht. Ein Ruck ging durch seinen Körper, er trat von der Abbruchkante zurück, drehte sich um und entfernte sich mit schnellen Schritten. Er war zu weit fort, Sina hatte keine Chance, ihn auf dem unwegsamen Gelände einzuholen. Wenigstens war die akute Gefahr gebannt, sie blieb stehen und atmete tief durch. Eine Welle des Mitleids mit ihrem Mann überflutete sie. Wie hatte sie nur so blind sein und seinen Schmerz übersehen können? Er litt nicht weniger als sie. All ihre Bedenken waren wie weggeblasen. Sie würde ihn sofort aufsuchen, ihm sagen, dass sie hergekommen war, um in seiner Nähe zu sein. Am Abend nach seiner Arbeit würden sie Zeit finden, sich miteinander auszusprechen. Alles wollte sie ihm dann sagen, auch ihr Misstrauen gegenüber Frauke nicht länger verheimlichen.
Vom Steinbruch bis zur Klinik brauchte sie auf verschlungenen Pfaden zehn Minuten. Der Wind hatte ihr Haar zerzaust, als sie es mit beiden Händen ordnete, zog sie ein trockenes Blatt und zwei kleine Zweigstücke daraus hervor. Sie hoffte, nun wieder einigermaßen vorzeigbar zu sein. Die gläsernen Schiebetüren des Klinikeingangs öffneten sich automatisch, als sie darauf zuging. An der Rezeption saß eine Frau mit einschüchternder Ausstrahlung, jedenfalls empfand Sina das so. Sie war hager, hatte ein Gesicht, das wie aus Stein gemeißelt wirkte und betonte ihr herbes Äußeres noch durch streng nach hinten gegeltes kurzes Haar. Aus sehr hellen blauen Augen schaute sie Sina prüfend an. „Zu wem möchten Sie bitte?“
„Ich suche Dr. Udo Lindell.“
„Dr. Lindell? Der ist nicht hier.“
„Aber ich habe ihn doch eben gesehen.“ Der Satz rutschte Sina spontan heraus.
Die Frau mit Eisaugen musterte sie kühl. „Da müssen Sie sich irren. Dr. Lindell hat hier hospitiert, aber das liegt schon einige Zeit zurück. Jetzt und künftig hat er nicht mehr bei uns zu tun.“
Sina war wie vor den Kopf geschlagen, das konnte unmöglich stimmen. Verwechselte die Frau Udo vielleicht mit jemand anderem?
„Wann war er zuletzt hier?“, fragte Sina.
Die Antwort kam sehr schnell und sicher. „Das war am 29. September. Seitdem nicht mehr.“ Der 29. September war der Tag, an dem Bent verschwand und Udo erst um Mitternacht nach Hause kam. Die Erinnerung an diesen schrecklichen Tag versetzte ihr einen schmerzhaften Stich. Ohne Gruß und Erklärung wandte sie sich zum Gehen. Sie glaubte, die bohrenden Blicke der Empfangsdame in ihrem Rücken zu spüren. Udo war nicht in der Klinik, aber wohin war er vorhin gegangen? Sina hatte ihn zweifelsfrei erkannt, ihn und auch seinen Wagen. Richtig, das Auto musste noch dort stehen, wo sie es vorhin entdeckt hatte. Mehr laufend als gehend bewegte sich Sina die Straße entlang. Mehrere Autos parkten am Bordstein, darunter einige, die vorhin nicht da gewesen waren. Von Udos BMW dafür keine Spur. Er musste weggefahren sein, während sie in der Klinik nach ihm gefragt hatte, sie mussten sich knapp verpasst haben. Und jetzt? Das Naheliegendste war, Udo anzurufen. Sina wählte seine Nummer, erreichte aber nur die Mailbox. Sie beschloss, ihm eine Nachricht zu hinterlassen, zögerte jedoch. Sollte sie ihm sagen, dass sie hier war und nach ihm suchte? Nein, sie durfte nicht übereilt handeln. Langsam ging sie zu ihrem Auto zurück, setzte sich hinter das Steuer und dachte nach. Udo arbeitete nicht mehr in der Klinik und sein Traum, dort eine neue Stelle anzutreten, hatte sich in Luft aufgelöst. Aber was tat er dann hier? Wem machte er etwas vor? Ihr konnte er die Wahrheit sagen, sie war von der Vorstellung, nach Lund zu ziehen, ohnehin nicht begeistert gewesen. Aber für ihn war die Enttäuschung offenbar riesig. Sie sah ihn vor sich, wie er sich über den Abgrund beugte, und ein Frösteln überlief sie. Erst der Verlust von Bent, dann die Zerschlagung seiner beruflichen Ambitionen, es war einfach zu viel für ihn. Sina war entschlossen, ihn zu finden. Ein zweites Mal wählte sie seine Nummer, diesmal sprach sie auf die Mailbox und bat um einen Rückruf. Danach fuhr sie zurück in ihr Hotel und begab sich auf ihr Zimmer. Je mehr Zeit verstrich, umso unruhiger wurde sie. Was, wenn Udo sich doch etwas antat? Ihr fiel ein, dass er irgendwo wohnen musste. In den folgenden anderthalb Stunden rief sie sämtliche Hotels in der Stadt und der näheren Umgebung an. Sie gab sich als Frau Lindell zu erkennen und fragte, ob ihr Mann schon angekommen sei. Überall war die Auskunft negativ. Nach einer weiteren qualvollen Stunde ploppte eine Nachricht auf ihrem Handy auf. „Sina, was gibt es? Ich war mitten in einer OP und muss gleich weiterarbeiten.“
Einerseits war Sina erleichtert, andererseits verärgert über die erneute Lüge. Warum vertraute Udo ihr nicht? Und was trieb er hier, wenn er nicht arbeitete?
„Nichts Neues, ich muss aber mit dir sprechen“, schrieb sie zurück.
Die Antwort kam umgehend. „Das muss bis morgen Abend warten, bin total im Stress.“
Sina unterdrückte den Impuls, ihn auf der Stelle erneut anzurufen und ihm auf den Kopf zuzusagen, sie wisse Bescheid, er solle sich seine Ausreden sparen. Aber sie hielt sich zurück, weil ihr wieder das Bild seiner tiefen Verzweiflung vor Augen stand. Was es zwischen ihnen zu klären gab, ließ sich nicht in kurze Botschaften verpacken, dazu bedurfte es eines persönlichen Gesprächs. Blieb nur die Frage, was sie mit der verbleibenden Zeit anfangen sollte. Das Studio war für zwei Tage gemietet, ebenso gut konnte sie schon heute zurückfahren. Doch Sina entschied sich dagegen und brach stattdessen zu einem Stadtbummel auf. Sie belog sich selbst, als sie vorgab, es ginge ihr um die Sehenswürdigkeiten der zweifellos reizenden Stadt. In Wahrheit musterte sie aufmerksam alle Passanten, immer in der Hoffnung, Udo zufällig unter ihnen zu entdecken. Dadurch hatte sie kaum einen Blick für die malerischen Häuser mit ihren farbenfrohen Fassaden, die die kopfsteingepflasterten Gassen säumten. Sie ging achtlos an den gemütlichen Cafés und kleinen Läden vorbei. Nur einmal zog ein Fachwerkhaus ihre Aufmerksamkeit auf sich, weil sie sich daran erinnerte, was sie darüber gelesen hatte. Vor fast zweihundert Jahren hatte hinter dessen Mauern ein Theologiestudent seinen Kommilitonen ermordet. Der Mörder, der unter psychischen Problemen litt, wurde schnell gefasst und an der Hinrichtungsstätte der Stadt enthauptet. Heute würde man ihm sicher Schuldunfähigkeit attestieren.
Sina zog ihre Jacke fester um sich und ging schnell weiter. Mord und Tod und Leid, wohin man schaute, damals wie heute. Ob ihr Bent sich auch in der Gewalt eines psychisch gestörten Menschen befand? Eines Menschen, der grausam genug war, einer Mutter ihr Kind wegzunehmen, und gleichzeitig mitleidig genug, um ihr Botschaften zukommen zu lassen? Wenn sie die Chance bekäme, mit diesem Menschen zu reden, könnte sie ihn vielleicht umstimmen. Sie wäre sogar bereit, seine Identität geheim zu halten und ihn nicht der Polizei auszuliefern. Nur ihr Kind wollte sie zurück, nichts weiter. Es müsste einen Weg geben, mit ihm in Kontakt zu treten, irgendeinen Weg. Sina war tief in ihre Grübelei versunken, sie achtete nicht darauf, wohin sie ging. Plötzlich fand sie sich vor dem imposanten Dom wieder und einer spontanen Eingebung folgend ging sie hinein. Kurz hinter dem Eingang bewunderte eine Gruppe Touristen die berühmte astronomische Uhr, eine der Attraktionen des Doms. Sina durchquerte das Hauptschiff und betrat die Apsis, die menschenleer und in feierliches Halbdunkel gehüllt war. Sie schaute auf zu dem prachtvollen Deckenmosaik, das den jüngsten Tag mit einem segnenden Christus und die Erweckung der Toten durch Engel darstellte. Sina war protestantisch getauft, sie und Udo hatten kirchlich geheiratet und sie liebte es, am Lucia-Tag die Kirche zu besuchen. Gläubig war sie jedoch nicht und sie kannte kein einziges Gebet auswendig. Doch jetzt wünschte sie sich, beten zu können, nicht zu einem Gott, sondern zu dem Herzen eines bestimmten Menschen, auf dass es erweicht werde und ihren größten Schmerz stillte, indem er ihr Bent zurückgab.
„Ich habe mir diese Chance verdient, mehr als verdient.“ Der Satz hallte deutlich durch den menschenleeren Raum. Sina fürchtete, zu halluzinieren, denn es war nicht irgendeine Stimme, die sie da gerade gehört hatte, es war eindeutig Udos Stimme. Ein gereiztes Zischen ertönte, dann tauchte hinter dem hohen Chorgestühl das Gesicht eines Mannes auf. Als er Sina erblickte, zog er sich blitzschnell zurück. Sie hörte Wispern und Rascheln, dann hastige Schritte. Zu spät löste sie sich aus ihrer Erstarrung und lief in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren. Sie sah gerade noch, wie Udo durch eine seitliche Pforte nach draußen huschte. Als sie dort ankam und ihm folgen wollte, fand sie die Tür verschlossen vor. Verzweifelt und den Tränen nahe lehnte sie sich dagegen. Am liebsten hätte sie mit den Fäusten auf die Tür eingeschlagen. Jetzt glaubte sie, zu begreifen, wie alles zusammenhing. Sie hatte das Gesicht, das ganz kurz hinter dem Chorgestühl aufgetaucht war, wiedererkannt.