XXXV

Rieder warf den Ordner „Ostseetherme Norderende“ auf die Rückbank des Polizeiwagens und setzte sich dann auf den Beifahrersitz. Er hielt seinem Kollegen eine durchsichtige Plastiktüte vor die Nase. „Das kam letzte Nacht durchs Fenster geflogen.“

Damp schaute sich den Stein näher an. „Ein Feuerstein! Wahrscheinlich vom Strand.“

„Schade, dass es kein Hühnergott ist, dann könnte ich ihn mir noch ins Regal legen!“, kommentierte Rieder lakonisch. Er fand, sein Kollege könnte ruhig etwas mehr Anteilnahme zeigen.

„Ich habe den Typen sogar gesehen. Er sah aus wie ein Gespenst. Er trug eine weiße Maske.“ Rieder berichtete seinem Kollegen von seiner Verfolgungsjagd zu Fuß durch Neuendorf.

Charlotte hatte er in der Nacht noch zu ihrer Köchin gebracht, die auch in Neuendorf wohnte. Sie wollte unter keinen Umständen mehr in ihrem Haus bleiben. Weil er danach nicht mehr schlafen konnte, hatte er sich in die Küche gesetzt und Steins Unterlagen durchgeackert, das Konzept für die, Ostseetherme‘ und die Verträge mit den Grundstücksbesitzern in Norderende. „Stein hatte für seine Planungen für die, Ostseetherme‘ offenbar sogar Wetterdaten für Hiddensee erhoben“, erzählte er Damp, während sie nach Vitte fuhren. Auf einem Blatt hatten die Durchschnittswerte für drei Monate gestanden. Für Juli 21 Grad Celsius. Für November sechs Grad. Für April fünfzehn. Dass es im April durchschnittlich fünfzehn Grad warm sein sollte, war Rieder allerdings etwas hochgegriffen erschienen. Er hatte sich an seine Ankunft auf der Insel im Frühjahr erinnert und wie er da manchen Tag noch gefroren hatte.

Bevor er sich mit Damp getroffen hatte, war er noch einmal bei Charlotte gewesen. Sie hatte sich weiter geweigert, in das Haus mit dem Strandcafé zurückzukehren. Sie hatte immer noch Angst. „Kannst du nicht wenigstens heute hier in Neuendorf bleiben?“, hatte sie Rieder flehentlich gefragt. „, Privat‘ muss doch auch mal vorgehen können?“

Rieder hatte Charlotte so noch nicht erlebt. Sonst war sie immer die kluge starke Frau, aber jetzt warfen sie die Ereignisse der letzten Nacht völlig aus der Bahn.

„Wenn wir den Kerl kriegen, dann hast du auch wieder deine Ruhe. Je eher, desto besser.“

Daraufhin hatte sie ohne Abschied die Tür zugeschlagen.

„Ich habe letzte Nacht auch etwas beobachtet“, erzählte Damp.

Rieder sah ihn an.

„Jemand ist um den Polizeiwagen geschlichen. So gegen Mitternacht. Ich wollte gerade ins Bett gehen. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich ihn. Er versuchte, durch die Heckklappe etwas zu erkennen.“

Rieder dachte kurz nach. „Es muss mit den Akten zu tun haben. Wir haben sie gestern im Auto im Kofferraum transportiert.“

„Durk und die Stein haben uns damit gesehen“, bemerkte Damp.

„Durk?“, fragte Rieder. Er griff nach dem Hefter auf der Rückbank und begann, darin zu blättern. „Es gibt hier eine Reihe Briefe von Stein an den Bürgermeister und die Antworten dazu, die Durk jeweils belasten. Beide haben sich die Bälle zugespielt, wenn sich einer der Verkäufer von Häusern oder Grundstücken quer gelegt hat, zum Beispiel Andreas von Krenz. Und sie haben sich ziemlich viel Mühe gegeben, Dora Ekkehard mit ihrem Zeltkino auszubooten, immer hübsch nach dem Motto ‚Eine Hand wäscht die andere.‘“

„Das wäre doch ein Motiv für Durk, an die Akten zu kommen“, bemerkte Damp. „Gestern Abend schien er mir ziemlich unter Druck.“

Rieder winkte ab. „Durk ist ein Choleriker, ein Dorfnapoleon. Aber der begeht keinen Einbruch. Von seiner Konstitution her wäre er auch gar nicht in der Lage, so schnell zu laufen. Durk hätte ich bestimmt gekriegt.“ Rieder klappte den Hefter wieder zu. „Die Stein dagegen hat schon öfter danach gefragt. Haben Sie erkennen können, ob die Gestalt am Polizeiauto vielleicht eine Frau war? An der Kleidung? Am Gang?“

Damp schüttelte den Kopf. Sie kamen gerade nach Vitte hinein.

„Fahren Sie bitte zum Hafen. Wir werden der Dame noch mal auf den Zahn fühlen.“

Ulrike Steins Assistentin war eine stämmige Frau mit kurzen blonden Haaren. Sie blickte streng durch die Gläser ihrer dunklen Hornbrille, als die beiden Polizisten die Praxis betraten.

„Muss das sein?“, meinte sie unfreundlich, bevor Rieder und Damp ihr Anliegen vortragen konnten. „Das ist geschäftsschädigend, wenn die Polizei hier ein- und ausgeht.“

„Es muss“, antwortete Rieder. „Wir müssen dringend Frau Stein sprechen.“

„Sie hat gerade eine Behandlung. Die dauert noch zehn Minuten. Danach wartet eigentlich schon die nächste Kundin ...“

„Aber sie wird doch sicher zwischen zwei Kunden eine Pause machen ...“

„Ich werde das mit ihr besprechen.“ Damit verschwand sie im hinteren Teil des Ladens und ging eine Treppe nach oben. Nach wenigen Minuten kam sie wieder zurück: „Sie hat gleich Zeit für Sie.“

Ulrike Stein bat die beiden Polizisten nach oben. Auf der Treppe begegneten sie Andreas von Krenz. Er grüßte die Polizisten nur flüchtig. In der oberen Etage gab es drei Behandlungskabinen und einen kleinen Aufenthaltsraum.

„Ich fände es schön, wenn Sie sich kurz fassen könnten. Wie ich schon gestern sagte, ich schätze es nicht, ständig von der Polizei belästigt zu werden. Wir sind hier auf Hiddensee. Auf das Gerede kann ich verzichten.“

„Dann kommen wir doch gleich zur Sache“, meinte Rieder. Damp zog seinen Notizblock aus der Hemdtasche. „Wo waren Sie gestern Abend? So zwischen zehn Uhr und Mitternacht.“

„Zuhause“, antwortete sie. „und nicht allein, um gleich Ihre nächste Frage zu beantworten. Jan Stein war bei mir.“

„Jan Stein?“, fragte Rieder überrascht. „Ist er wieder auf Hiddensee?“

„Wissen Sie das nicht? Ich dachte, er zählt zum Kreis der Verdächtigen?“

„Wohnt er bei Ihnen?“

„Das wäre noch schöner. Er ist bei Malte Fittkau untergekommen.“

Das wunderte Rieder allerdings nicht.

„Was wollte Jan Stein von Ihnen?“, fragte er.

„Ich habe ihn eingeladen, um mit ihm über die Firma zu reden.“

„Wenn ich mich recht erinnere, wollten Sie Jan Stein unter allen Umständen aus der Firma raushalten.“

Sie wiegte den Kopf hin und her. „Jetzt, wo kein Testament vorhanden ist, muss ich mich mit den veränderten Verhältnissen arrangieren.“ Sie goss sich einen Kaffee ein und bot auch den Polizisten an. Die lehnten ab. „Ich kenne mich im Erbschaftsrecht nicht aus. Aber Jan wird mindestens einen Anspruch auf ein Pflichtteil haben. Ich bin auch zu wenig mit dem Baugeschäft bewandert. Also habe ich ihm angeboten, dass er in der Firma arbeiten kann, wenn er aufhört zu saufen.“

„Hat er angenommen?“

Sie zuckte mit den Schultern: „Er will es sich überlegen.“

„Das sind interessante Entwicklungen“, meinte Rieder mit einer Spur Ironie in der Stimme.

„Wie lange war Jan Stein bei Ihnen?“, mischte sich Damp ein.

Ulrike Stein sah Damp an. „So bis elf vielleicht. Danach bin ich ins Bett. Ich muss früh raus. Wir öffnen in der Woche schon ab sieben, um Hiddenseern, die nach Rügen pendeln, noch eine Behandlung vor der Arbeit anzubieten. Warum sollen sie ihr Geld nach Rügen tragen?“ Sie schüttelte genervt den Kopf. „Warum muss ich eigentlich diese ganze Fragerei schon wieder ertragen? Sie haben mich doch erst gestern Abend verhört?“

„Jemand hat versucht, in das Haus von Charlotte Stein einzubrechen.“

„Und was hat das mit mir zu tun?“, blaffte sie.

„Wir nehmen an, der Täter wollte an die Unterlagen aus dem Haus Ihres Mannes ran, die ich bei mir hatte.“

Ulrike Stein machte ein mitleidiges Gesicht. „Leiden Sie nicht vielleicht unter Verfolgungswahn, Herr Kommissar?“, höhnte sie. „Vielleicht war es auch ein Warnschuss an Ihre Freundin, in Neuendorf zu bleiben und nicht ihre Finger nach der Pension im Vitter Seglerhafen auszustrecken.“

„Wie kommen Sie darauf?“

„Mancher findet, es gibt hier schon genug Kneipen, und eine Wiedereröffnung des Restaurants in der Pension sei nur eine unerwünschte Konkurrenz.“

Rieder ärgerten diese Anspielungen. Das hielt ihn auch davon ab, mit Charlotte hier zusammenleben zu wollen. Es wäre ein Leben auf dem Präsentierteller. „Immerhin haben Sie ziemlich oft nach den Unterlagen gefragt“, konterte er Steins Attacke.

„Deshalb breche ich aber nicht in Häuser ein. Außerdem sind Jan und ich gestern auch zu dem Ergebnis gekommen, erstmal die , Ostseetherme‘ auf Eis zu legen. Also brauche ich die Unterlagen momentan nicht. War es das?“

„Ja“, antwortete Damp und klappte sein Notizbuch zu. Die Polizisten verabschiedeten sich.

„Wenn wir schon im Hafen sind“, meinte Rieder, als sie vor der Tür der Praxis standen, „können wir auch gleich bei der Reederei nachfragen, ob Ulrike Stein gestern Morgen mit einer der Fähren oder Wassertaxis von Schaprode nach Hiddensee gefahren ist.“

„Auf die Frau haben Sie sich eingeschossen!“, meinte Damp.

„Vielleicht haben Sie Recht“, erwiderte Rieder. „Ich habe momentan einen Tunnelblick. Dann also zu Jan Stein.“

Malte Fittkau saß im Hof. Er war gerade dabei, ein paar Aale zum Räuchern fertigzumachen. Die ausgenommenen Fische steckte er auf eine Stange.

„Was wollt ihr denn schon wieder hier?“, begrüßte er unwirsch die Polizisten.

„Wir müssen noch mal mit Jan Stein sprechen. Er soll jetzt bei dir wohnen?“, fragte Rieder.

Malte nickte.

„Seit wann?“

„Gestern.“

„War er gestern Abend unterwegs?“

Wieder nur Nicken.

„Bis wann?“

Schulterzucken.

„Du willst mir doch nicht weismachen, dass du nicht genau weißt, wann dein Gast nach Hause gekommen ist“, hakte Rieder nach.

„Ich bin nicht seine Mutter“, brummte Malte.

Rieder rollte mit den Augen.

„Herr Fittkau“, mischte sich nun Damp ein. „Sie müssen ...“ Weiter kam er nicht.

„Ich muss gar nichts, Herr Damp.

Malte hatte die Stange mit den Aalen genommen und lief zum Räucherofen. Rieder trat in Maltes Haus und rief nach Jan Stein. Keine Antwort.

Als er wieder vor das Haus trat, war Malte wieder da. Er saß auf seinen Schemel, um eine weitere Stange mit Aalen vorzubereiten.

„Darfst du eigentlich einfach so in mein Haus gehen und nach jemanden suchen?“, fragte er Rieder.

„Darf ich! Noch ist er nicht ganz aus dem Schneider. Wo ist er? Wann kam er? Würdest du bitte antworten?“

„‚Bitte‘ klingt schon besser?“

„Mensch, Malte!“ Rieder war nahe dran, die Geduld zu verlieren.

„Also gut. Er war so gegen zwölf zuhause, und jetzt schneidet er die Heckenrosen bei meinem Bruder.“

Rieder und Damp sahen Malte verwundert an.

„Umsonst ist nicht bei mir. Wenn er hier wohnen und essen will, muss er auch was dafür tun.“

Malte hatte aus Jan Stein seine Kopie gemacht. Latzhose, Gummistiefel, Holzfällerhemd. Es fehlte nur die Schiffermütze. Statt der Pfeife hatte Stein eine Zigarette im Mundwinkel. Er plagte sich mit einer Heckenschere am stachligen Geäst der Heckenrose. Immer wieder trat er zurück und schaute, ob er auch eine gerade Linie geschnitten hätte.

„Sieht doch schon ganz gut aus“, lobte Rieder.

„Auf den Arm nehmen kann ich mich selber“, erwiderte brummig Jan Stein, ohne die Kippe dabei aus dem Mund zu nehmen. „Aber Sie wollten mit mir bestimmt nicht über Gartenarbeit und Augenmaß philosophieren.“

Rieder nickte. „Wir haben noch ein paar Fragen. Neue Fragen“, betonte der Polizist.

„Neue Fragen?“ Stein ließ die Zigarette aus dem Mund fallen und trat sie im Gras aus, holte aber gleich darauf die rote Schachtel aus der Brusttasche der Latzhose und klopfte eine neue filterlose Zigarette heraus. Seine Finger zitterten dabei.

„Was haben Sie nach Ihrer Entlassung aus der Untersuchungshaft in Bergen vorgestern gemacht?“, fragte Rieder.

„Warum wollen Sie das wissen?“ Jan Stein nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch mit einem heftigen Stoß aus. „Ach! Klar!“, rief er dann. „Es ist wegen Karin!“ Er hob abwehrend die Hände, schüttelte heftig den Kopf: „Damit habe ich nichts zu tun!“

„Dann sagen Sie uns, wo Sie waren?“, mischte sich Damp ein.

„Erst einen trinken, gegenüber von dieser Polizeistation. Dann bin ich nach Schaprode. Per Anhalter. Aber die letzte Fähre war schon weg. Ich habe auf einer Bank im Hafen gepennt. Das war scheißkalt. Früh bin ich dann mit der Fähre rüber. Einer der Lademeister hat mich schwarz mitgenommen.“

„Haben Sie Zeugen, die Sie in Schaprode in der Nacht gesehen haben?“, hakte Rieder nach.

„Ich war besoffen, hatte noch eine Flasche bei mir, zum Wärmen. Da merke ich dann nichts mehr.“ Er machte eine Pause. „Aber warum sollte ich auch Karin was tun?“

„Sie kannten also Karin Knoop?“

„Klar! Hier kennt sich doch jeder auf dieser Insel. Damals hieß sie aber noch Karin ... Wir haben sie aber immer nur Pippi gerufen, wegen ihrer roten Haare, ihrer Zöpfe ...“

„Störte es Sie, dass sie die Freundin Ihres Bruders war?“

Stein sah die Polizisten verwundert an. „Bis gestern Abend wusste ich nicht einmal, dass er eine Freundin hatte. Ulrike hat mir erst erzählt, dass Peter mit Karin rumgemacht hat. Ehrlich gesagt, ist es mir auch scheißegal, mit wem mein Bruder ins Bett gegangen ist. Vielleicht war es für Ulrike ein Problem ...“

„Was wollen Sie damit sagen?“, hakte Rieder gleich ein.

„Gar nichts. Ich meine nur ... sie war doch die Ex-Frau ...“

„Apropos Ex-Frau. Waren Sie gestern Abend bei Ulrike Stein?“, fragte Rieder. Stein stutzte kurz, bevor er antwortete. „Ja, war ich.“

„Wie lange?“

„Bis elf vielleicht. Ulrike hätte mich beinahe rausgeschmissen, weil sie ins Bett wollte.“

Steins Hände zitterten jetzt noch mehr. Auf der Stirn zeigten sich kleine Schweißperlen. ‚Zeichen der Unsicherheit?‘, fragte sich Rieder.

„Und dabei ging es um die Firma?“

„Ja. Ulrike kam gestern Nachmittag hier vorbei, meinte, sie müsse mit mir reden über die ‚Inselbau‘ ...“

Rieder ließ Stein nicht ausreden. „Was hat sie Ihnen vorgeschlagen?“

„Sie will, dass ich einsteige, wahrscheinlich weil sie vom Bauen weniger Ahnung hat als vom Geldzählen.“

„Aber Sie haben Ahnung vom Bauen?“

Stein schnippte wütend die Zigarette weg. „Ich weiß selbst, was ich alles falsch gemacht habe“, brauste er auf. „Dafür brauche ich Sie nicht als Moralapostel. Aber vielleicht ist das auch so etwas wie eine zweite Chance“, setzte er schon ruhiger, fast nachdenklich hinzu. „Ist ja auch alles erstmal auf Probe. Aber Malte will mir helfen.“

„Bei der Firma?“, fragte Damp erstaunt.

„Nein, er will mir helfen, wieder auf die Beine zu kommen.“ Stein deutete auf die Heckenschere. „Er hat gleich ein Entzugsprogramm aufgelegt, mich auf null Alkohol gesetzt, hat mich zu Möselbeck geschleppt, damit der mir was verschreibt. Aber sehen Sie sich meine Hände an.“ Stein streckte die zitternden Hände nach vorn. „Ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Ulrike nimmt mich nur, wenn ich trocken bin.“

„War Ihre Schwägerin wütend über die Affäre ihres Ex-Mannes mit Karin Knoop?“ Damp verleierte die Augen, weil Rieder offenbar immer noch Ulrike Stein verdächtigte, etwas mit dem Überfall auf Karin Knoop zu tun zu haben.

„Keine Ahnung. Für mich ist die Frau ein kalter Fisch“, antwortete er offenherzig. „Das war nicht immer so. Aber die Zeit mit meiner Mutter unter einem Dach da oben auf dem Hügel in Kloster war für Ulrike sicher nicht vergnügungssteuerpflichtig. Da ist sie so geworden.“

„Hat sie mit Ihnen auch über den Bau der, Ostseetherme‘ gesprochen?“

„Hat sie, aber das ist mir gleich eine Nummer zu groß. Außerdem bekommen doch jetzt alle auf der Insel kalte Füße.“

„Und von Frau Stein sind Sie zurück zu Malte?“

„Auf direktem Weg und ohne Alkohol“, erklärte Jan Stein beinahe stolz. „Malte hat gedroht, dass er mich auf die Straße setzt, wenn ich wieder zu saufen anfange. Ich war kurz vor zwölf zuhause, musste ihn anhauchen und durfte ins Bett. Harte Sitten, meine Herren.“

So konnte auch Jan Stein nicht der Einbrecher gewesen sein. Weder zu Fuß noch mit dem Fahrrad konnte er so schnell nach Neuendorf kommen. Rieder staunte er, wie sich Malte Fittkau für seinen alten Schulkameraden einsetzte.

„Ich hoffe, Sie haben uns die Wahrheit gesagt“, meinte Rieder, als er sich verabschiedete, „nicht nur in Ihrem, sondern auch in Maltes Interesse.“

Rieders Telefon klingelte. Bevor er sich melden konnte, brüllte ihm schon Bökemüller entgegen: „Wo sind Sie, Rieder?“