11. Kapitel
Mit einem Tag Verspätung waren sie schließlich in Manzanillo angekommen. Cedric war glücklich über die gewonnene Zeit. Bis auf die Pausen mit Schlafen und Essen und Reese‘ Kontrolle zwischendurch, ob sie den Kurs hielten, hatten sie die Stunden im Bett verbracht. Geredet, gekuschelt, geküsst.
Sein Entschluss, Reese zu verlassen, sobald sie zurück in den Staaten waren, bröckelte. Es war ihm unheimlich, wie sehr sie auf einer Wellenlänge lagen, und es fiel ihm unendlich schwer, eine letzte Barriere aufrechtzuerhalten. Mehr als einmal wären ihm die Worte „Ich liebe dich“ beinahe entwischt. Aber er durfte sie nicht sagen. Es war egal, was er fühlte, doch es war besser für Reese, der Mann dachte, Cedric, läge nichts an ihm. So käme er schneller über ihn hinweg.
„Also die Grenzkontrolle war ja echt easy. Ich hab ehrlich gesagt Probleme erwartet“, erklärte ihm Reese als sie aus den riesigen Zoll- und Einwanderungsbuchten des Hafens hinausfuhren.
„Ich hatte bisher nie Probleme mit diesen Papieren“, antwortete Cedric lässig.
Er wollte Reese seine Ängste nicht zeigen. Er schwitzte bei einer Kontrolle jedes Mal Blut und Wasser, ständig in der Angst, aufzufliegen. Eigentlich hatte er an Bord der Jacht bleiben wollen, aber Reese hatte sich geweigert, ihn dort alleinzulassen.
„Ich sagte dir schon einmal, ich kann auf mich aufpassen“, waren Cedrics Worte beim Frühstück gewesen.
Doch selbst der erneute Hinweis auf seine Krav Maga Fähigkeiten hatten Reese nicht beeindruckt. Und Cedric würde sich hüten, dem Mann von seiner SIG Sauer zu erzählen oder von seinen exzellenten Schießkünsten. Sein Geliebter würde Details wollen und er war nicht erpicht darauf, ihn noch mehr zu beunruhigen. Reese war so schon genug besorgt um seine Sicherheit. Sollte er ihm jetzt erzählen, wie viel Zeit er in den letzten zehn Jahren auf Schießständen verbracht hatte ... Reese würde ihn vermutlich einsperren und den Schlüssel wegwerfen, nur um ihn zu beschützen. Alphamännchen halt.
Aber was wollte er sich beschweren. Das war ein Teil von Reese‘ Charme und wenn Cedric ehrlich zu sich selbst war, gefiel ihm das Zupackende und Bestimmende von Reese am besten. Es war befreiend, mal nichts entscheiden zu müssen. Sich anzulehnen. Oh ja, der Mann war äußerst gefährlich für sein Herz.
Es gab nur zwei Möglichkeiten für ihn: Entweder er vertraute Reese und der Mann schaffte das, was die Behörden nicht geschafft hatten oder Cedric musste untertauchen. Wieder einmal seine Identität ändern. Ein neues Leben anfangen. Ohne Reese.
Den Stich in seinem Herz bei dem Gedanken daran ignorierte Cedric ebenso, wie das leise Stimmchen in seinem Kopf, doch die erste Möglichkeit zu wählen. Einfach zu vertrauen und sich helfen lassen.
Reese schaltete in einen höheren Gang und lenkte den geliehenen Toyota Sedan auf die Autobahn Richtung Norden. Dort oben an der Küstenlinie lag die neueste Baustelle der Davis-Corporation.
„Dein Fälscher muss wirklich eine Koryphäe sein. Erinnerst du dich an seinen Namen?“, fragte Reese wie beiläufig, doch Cedric konnte er nicht täuschen.
Er wusste, der Mann würde ihm noch zahlreiche Fragen stellen. Fragen, die ihm Angst machten, aber von denen er rational wusste, die Antworten waren notwendig.
Cedric sah Reese an und lächelte entschuldigend.
„Männer wie diese haben keine Namen. Sie brauchen sie nicht, denn sie arbeiten für cash. Aber ich erinnere mich, wo er damals gearbeitet hat. Ein Haus direkt in einer Nebenstraße hinter der Hauptstraße von Nuevo Laredo. Nahe des zentralen Marktplatzes und dem Rathaus. Typisches Haus aus Stuck über zwei Etagen, smaragdgrün mit kanariengelben Fensterläden.“
„Kanariengelb? Okay.“
Reese grinste schwach, konzentrierte sich aber weiter auf die Straße.
„Und es war so einfach. einen Fälscher aufzutreiben? Wie hast du es gemacht?“
„In Mexico ist es total easy. Seit die Gangs die Grenzstädte übernommen haben ist es sogar noch leichter geworden. Du gehst einfach auf die Straße und fragst diskret nach. Solange du gut mit US-Dollar zahlst gibt es genügend Straßenjungs, die dich in jede Richtung weisen, die du suchst. Kokain, Meth. Handfeuerwaffen. Maschinenpistolen und -gewehre. Frauen jeden Alters und jeder Hautfarbe. Oder Männer.“
Cedric verschränkte die Arme vor der Brust und sah hinaus auf die Palmen, die die Küste säumten.
„Ich war nicht stolz darauf, auf dieses kriminelle Niveau hinabzusteigen. Ich wurde zum Ebenbild meines Erzeugers, aber ich hatte das Gefühl, keine Wahl zu haben.“
„Du bist kein bisschen wie dein Vater, Süßer“, kam es grollend von Reese.
Die unterdrückte Wut in dessen Stimme war Balsam für Cedrics Seele. Sein Geliebter verurteilte ihn nicht, bewertete nicht, sondern empfand mit ihm. Es war kein Mitleid, das spürte Cedric genau. Das könnte er nicht ertragen. Es war ehrliches Interesse an ihm.
„Sobald wir die Probleme mit der Baustelle geklärt haben, kehren wir zur Jacht zurück. Denkst du, du könntest eine Karte zeichnen von dem Platz, wo der Fälscher lebte?“
„Ich werde es versuchen, Aber Reese, ich bezweifle, dass er noch dort wohnt. Leute wie diese sind doch immer auf dem Sprung und ziehen ständig um, um einer Verhaftung zu entgehen.“
„Wir müssen es trotzdem versuchen.“
Reese streckte seine rechte Hand aus und drückte Cedrics fest.
„Und du musst Keith und mir noch ein paar Dinge mehr erzählen. Heute Abend, wenn wir wieder auf dem Boot sind, rufen wir ihn an.“
„Natürlich.“
Cedric versuchte zu lächeln, aber es misslang ihm. Zum Glück ging Reese nicht darauf ein. Das gefiel ihm ebenfalls an dem Mann. Er blieb bei der Sache und bedrängte ihn nicht auf emotionaler Ebene. Jedenfalls noch nicht. Ihm graute davor, wieder in die Vergangenheit zu reisen, aber wenn er ehrlich eine Chance wollte ... Ja! Im Bruchteil einer Sekunde entschied er sich, zu vertrauen.
„Das Wichtigste ist dein richtiger Name und all die anderen, die du jemals angenommen hast.“
„Nicky“, antwortete Cedric leise, ehrfürchtig, denn normalerweise war dieser Name den stillen Momenten vorbehalten, in denen er sich an die glücklichen Zeiten erinnerte.
„Nicky Andrews. Das war mein zweiter Name. Der, mit dem ich aufgewachsen bin. Der, mit dem ich alles verbinde. Meine Mutter erzählte mir später, dass mein Vorname auch mein richtiger Name war. Dadurch wurde der Übergang in den Zeugenschutz leichter. Ich war zwar erst drei, aber sie dachten wohl, es wäre gut so.“
Cedric seufzte.
„Und dein echter vollständiger Name?“, fragte Reese und sah ihn kurz an, ehe er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte.
„Nikolai Demjan“, buchstabierte er mit einem Akzent, den er mit nichts als einer verschwommenen Kindheitserinnerung in Verbindung brachte.
„Nikolai Demjan Wolkow.“
„Russisch“, kam es von Reese verblüfft.
„Deine Eltern waren russische Immigranten?“
Reese klang geschockt. Cedric konnte es ihm nicht verübeln. Russen und Ostblockeinwanderer hatten sich leider einen miesen Ruf erarbeitet, weil eine Minderheit von ihnen schwerkriminell war.
„Mein Vater, ja. Meine Mum war irisch-amerikanisch. Ihre Familie war seit drei Generationen in den Staaten. Aber sie verliebte sich in den Bad Boy aus der Nachbarschaft und bereute es dann Jahre später.“
Cedric wandte sich Reese zu. Einem Mann, so gütig und großzügig, rücksichtsvoll und aufmerksam. Genau der richtige Mann für eine Beziehung. Für ein gemeinsames Leben. Er unterdrückte die aufsteigenden Tränen. Es war falsch zu hoffen, aber sein Herz schrie nach Reese‘ Liebe.
Gleichzeitig schämte er sich für seine Herkunft. Er war nicht gut genug für diesen Mann. Bedauern stieg in ihm auf.
„Eine erschreckende Aussicht, nicht wahr? Zu denken, ich komme aus der russischen Mafia?“
„Sie sind rücksichtslos.“
„Und zu allem entschlossen“, fügte Cedric hinzu und beobachtete Reese genau.
Dieser bog in eine schmale Straße ab, die eher ein unbefestigter Weg war. Ein großes Schild wies das Land als Eigentum der Davis-Corporation aus und zeigte das Bild eines fertig gestellten Resorts der Kette.
„Das mag sein. Aber du vergisst, du bist jetzt nicht mehr allein. Und sobald es hart auf hart kommt haben wir Keith und sein Team plus die Ressourcen der Regierung.“
Cedric hob abwehrend eine Hand, Wut brodelte in ihm.
„Die haben mich schon einmal im Stich gelassen, Reese. Es gibt keinen Grund für mich, jetzt an sie zu glauben.“
„Das verstehe ich. Aber wir müssen gewinnen, Süßer. Wir sind die Guten.“
Cedric lächelte aus tiefstem Herzen, weil er wusste, Reese meinte jedes Wort genauso. Allerdings wandte er sich ab und gestand sich innerlich ein, wie viel Reese ihm mittlerweile bedeutete. Ja, er liebte ihn, aber niemals würde er diese Worte aussprechen, auch nicht in Gedanken. Es wäre unmöglich zu ertragen, mit dem gleichzeitigen Wissen, dass es Reese und ihm bei ihrer Trennung nur Kummer bringen würde – bei ihrer Trennung. Und trennen würden sie sich. Sie mussten. Reese‘ Liebeserklärung hatte ihn begeistert, mit Demut erfüllt und ihn in seinem Entschluss nur bestätigt. Er durfte seinen Geliebten nicht in dem Glauben lassen, sie könnten eine langfristige Beziehung aufbauen.
Zum Teufel, ja. Es war ihm leicht gefallen, Reese‘ Angebot, mit ihm nach Mexiko zu kommen, anzunehmen. Zu dem Zeitpunkt war es ihm richtig erschienen. Narr!
Wie hatte er nur denken können, Jahre der Flucht einfach auszuradieren? Das Verlangen nach einem verführerischen Kerl? Die Sehnsucht nach einigen Nächten voller Leidenschaft mit dem Mann, der ihm unendlich viel bedeutete?
Ja, die Stunden in Reese‘ Armen hatten Cedric neuen Mut gegeben, ihn sogar zu der Fantasie inspiriert, er wäre imstande ein normales Leben zu leben. Aber das war eine verdammte Lüge. Eine Unmöglichkeit. Und das alles nur weil er in einem unlösbaren Dilemma steckte. Bereits vor Jahren hatte Cedric es abgelehnt, nach der Liste zu suchen, sich eingeredet, dass diese nur der Regierung helfen, ihm jedoch nur mehr Ärger einbringen würde. Mehr Drohungen. Mehr Gangster. Und Tod. Oder noch Schlimmeres, was er sich nicht vorzustellen vermochte. Was ihn wieder zurück an den Punkt mit Reese brachte. Um den Mann zu schützen, würde er ihm das Herz brechen müssen.
‚Weil ich ihn liebe.‘
Cedric erstarrte in seinem Sitz. Entgegen jeder Vernunft breitete sich das Gefühl in ihm aus, wollte sich nicht länger einsperren lassen.
„Hey, Erde an Cedric“, Reese griff hinüber und umfasste seine Hand, drückte sie aufmunternd.
„Wir sind da. Komm mit mir hinein.“
Reese nickte in Richtung des Bauwagens für die Vorarbeiter und des Zelts, welches den Arbeitern Unterschlupf bot.
„Ich möchte, dass du dir unsere Arbeit anschaust.“
Dabei zeigte Reese den Hügel hinauf, wo das Gelände bereinigt worden war und einen kieselgefüllten Bereich offenbarte, wo demnächst das Fundament mit Beton ausgegossen wurde.
Cedric schob seine Sonnenbrille auf die Nase und griff nach seinem Rucksack.
„Den brauchst du hier nicht“, meinte Reese und gehorsam ließ er ihn wieder sinken.
Was sollte auf der Baustelle auch schon passieren?
„Sieht vielversprechend aus!“
Froh über die Ablenkung, wusste Cedric jedoch, früher oder später musste er sich mit seinen Gefühlen auseinandersetzen. Und wirklich und wahrhaftig eine Entscheidung treffen.
Für oder gegen Reese.
***
Etwa eine Stunde später spazierte Cedric neben Reese und dem Vormann für Fundament und Installation den Hang hinauf. Die Sonne stand genau im Zenit, es war Mittag und er fühlte sich wie in einem Backofen. Fast gar.
Da Reese und sein Mitarbeiter in ein Gespräch vertieft waren, schlenderte Cedric ein bisschen abseits und inspizierte das schattige Terrain, wo sich eine gigantische Zisterne für Regenwasser befand – hinter künstlich angepflanzten Bäumen, die die Wolkenbildung in der Region ankurbeln sollten. Das gesamte Resort sollte mit grüner Energie laufen. Solarstrom und -kühlung, plus der Recyclinganlage des Poolwassers. Eine Filteranlage, um das Abwasser für die Bewässerung zu nutzen.
Cedric schob seine Sonnenbrille nach oben auf den Kopf und untersuchte die wirklich riesigen Ausmaße der Ausgrabung für den Behälter und den Winkel der Abflussrohre, die zur Hauptebene des Spas führten.
„Nicky?“
Erschrocken wirbelte Cedric herum und sah sich einem Bauarbeiter gegenüber, der den typischen orangefarbenen Helm aufhatte, unter dem unordentliche schwarze Strähnen hervor lugten. Cedrics komplette Sicht wurde von einem breitschultrigen Kerl mit verdammt muskulösen Oberarmen ausgefüllt.
„Ich wusste, ich sehe richtig. Dich kann man nicht verwechseln, ebenso wenig wie deine Mutter“, rief der Typ laut auf Englisch, ein breites Grinsen auf seinem grobschlächtigen Gesicht.
Er wich automatisch einen Schritt zurück, Instinkt eingeschaltet, wo der Verstand aussetzte.
„Entschuldigung?“, brachte er hervor und wich noch weiter rückwärts.
Der Typ marschierte schnurstracks auf ihn zu. Das breite Grinsen irritierte ihn ebenso, wie die gesamte freundliche Ausstrahlung, doch Cedric blieb vorsichtig.
„Mein Gott, wie viele Jahre ist das jetzt her? Unglaublich!“
„Ich denke, Sie irren sich“, antwortete Cedric kühl.
Er setzte seine unnahbare Miene auf, die stets funktionierte, wenn er Leute auf Abstand halten wollte.
„Nein, nein, ich irre mich nicht. Du bist Deidres Sohn. Ihr Jüngster.“
Deidre. Mums echter Name!
Panik stieg in ihm auf.
„Erinnerst du dich nicht an mich? Manuel Cortéz? Las Vegas? Deine Mutter und ich dateten eine ganze Weile in den frühen 2000ern. Ich arbeitete auf der Großbaustelle neben dem Casino, wo sie angestellt war. ein paarmal war ich auch bei euch zuhause. Du warst zehn? Elf?“
„Sie irren sich. Meine Mutter war ...“
„Deidre!“
Der Mann nickte eifrig, dann erstarrte er, als hätte er etwas Lebenswichtiges vergessen.
„Deidre Wolkow! Die Haarfarbe und die Augen. Nie werde ich ihre Augen vergessen. Wow, deine sind ihr Ebenbild. Es kommt mir vor, als stünde sie vor mir. Wie geht es ihr?“
Cedric richtete sich zu seiner vollen Größe auf - was in Anbetracht des Riesen vor ihm wahrscheinlich lächerlich war - und starrte den Mann an.
„Wie gesagt, Sie irren sich. Ich muss gehen. Mr. Davis ist im Aufbruch.“
Der Typ, Manuel was auch immer, runzelte die Stirn.
„Okay. Sicher. Aber ...“
Cedric war bereits auf dem Rückzug. Er eilte mit schnellen, ausgreifenden Schritten, die möglichst viel Abstand zwischen ihm und dieser Bedrohung bringen sollten, Den steinigen Abhang hinab zum Mietwagen. Er musste den Sedan unbedingt erreichen. Da war sein Rucksack. Und in diesem seine Waffe.
Sein Herz wummerte, als er die letzten Meter zurücklegte und nun rannte. Zum Glück hatte Reese keine Notwendigkeit gesehen, abzuschließen. Natürlich steckte der Schlüssel nicht, aber es war ein älteres Modell, welches Cedric für den Notfall kurzzuschließen wusste. Er riss die Fahrertür auf und sank atemlos in den Sitz. Aus den Augenwinkeln nahm er oben auf dem Hügel wahr, dass Reese alles mitbekommen hatte und sich überhastet von seinem Vorarbeiter verabschiedete. Im Laufschritt kam sein Geliebter den Hang hinab und war Sekunden später bei ihm im Auto.
„Was ist los?“, fragte Reese rau.
„Er kannte mich. Kannte meine Mum.“
„Wer?“, sein Freund sah nach draußen, der Blick aufmerksam auf den Hang gerichtet.
Cedric gab vor, etwas in seinem Rucksack zu suchen, um das heftige Zittern seiner Hände zu verbergen.
„Der bei der Zisterne. Der dunkle Riese.“
Reese blinzelte.
„Sag mir exakt, was der Typ gesagt hat.“
„Er hat mich mit meinem Namen angesprochen. Meinte, er würde mich immer und überall erkennen. Meine Haare. Meine Augen. Er sagte, ich habe ihre Augen und wusste auch ihren richtigen Namen. Hat behauptet, er wäre mit ihr ausgegangen.“
„Kennst du ihn?“
Cedric schüttelte den Kopf, ehe er den Sitz nach hinten schnellen ließ, um denselben zwischen seine Knie zu stecken. Ihm war sterbenselend.
„Meine Mum hatte keine Dates“, stöhnte er.
„Bist du sicher?“, fragte Reese nach und begann Cedrics Nacken und Schultern zu massieren.
„Sie wurd oft eingeladen, daran erinnere mich. Sie war unheimlich hübsch. Aber sie nahm nie eine Einladung an. Sie sagte immer, es wäre zu riskant.“
Er setzte sich wieder aufrecht und spürte Tränen hinter seinen Lidern prickeln.
„Wann können wir zurück zur Jacht?“
„Bald. Warte hier.“
Reese öffnete die Beifahrertür.
„Ich will mich mit dem Vorarbeiter unterhalten, wissen, wer dieser Mann ist.“
Wieder schlug Cedric das Herz bis zum Hals. Angst um den Mann, den er liebte, schüttelte ihn.
„Reese, sei vorsichtig.“
Am liebsten hätte er ihn aufgehalten, aber das wäre kindisch und falsch. Sein Geliebter sah ihn ernst und eindringlich an.
„Ich passe auf, Süßer. Mein Vorarbeiter ist ein verlässlicher Mann. Wir müssen herausfinden, wer der Kerl ist. Falls er deine Mutter und dich kannte, weiß er vielleicht auch noch andere Dinge über euch. Und vielleicht hat er Freunde, die auch wissen wollten, was er wusste. Der Typ ist nicht koscher. Selbst wenn deine Mum ihn gedatet hat, sie hätte ihm nie im Leben ihren wahren Namen genannt.“
Cedric schluckte hart. Reese hatte genau ins Schwarze getroffen. Niemal wäre seine Mum so unverantwortlich gewesen.
„Es muss endlich aufhören, Cedric. Du kannst nicht dein ganzes Leben flüchten.“
„Ich will es auch nicht“, gab er ehrlich zu.
Reese beugte sich zu ihm und küsste ihn hart.
„Das heißt, du bleibst bei mir?“, fragte sein Geliebter rau.
Cedric nickte, schlang seine Arme um den starken Nacken. Sein ganzer Körper vibrierte vor Verlangen, diesen Mann zu lieben und mit ihm Tage, Wochen, ja, Jahre mit ihm zusammen in Frieden zu leben. Normal zu sein. Aber durfte er darauf hoffen, wenn sein gesamtes bisheriges Leben fremdbestimmt gewesen war?