FÜNFZEHN

Am Abend ging Emily, die Hände in den Taschen ihrer Shorts vergraben, die Straße entlang. Obwohl keine Autos unterwegs waren, lauschte sie auf Motorengeräusche und versuchte, sich im Dunkeln zu halten, weil sie fürchtete, dass Win den ganzen Ort zum Musikpavillon eingeladen hatte wie ihre Mutter damals.

Doch ein kleiner Teil von ihr fragte sich, ob das, was Win behauptet hatte, nicht doch stimmte. Wenn Riesen existierten, wenn sich eine Tapete selbsttätig verändern konnte … warum sollte Win dann lügen? Wenn er die Wahrheit sagte, bedeutete das, dass es nicht um Rache ging, nicht darum, was ihre Mutter seinerzeit getan hatte. Je näher sie dem Musikpavillon kam, desto mehr wünschte sie sich, dass es stimmte.

An der Main Street hielt sie vor dem Park inne. Niemand da. Im graugrünen Mondlicht sahen die Schatten der Bäume aus wie dürre Hexenfinger, die übers Gras nach ihr griffen. Sie zwang sich, zum Pavillon zu gehen.

Wenige Meter davor blieb sie stehen und hob den Blick zu der halbmondförmigen Wetterfahne, bevor sie zur Straße schaute, ob Win sich von dort näherte.

»Du bist tatsächlich gekommen. Das hätte ich nicht gedacht.«

Seine Stimme erschreckte sie. »Wo bist du?«, rief sie in den Park und ließ den Blick schweifen, doch die Schatten hielten sie zum Narren.

»Hinter dir.« Als sie sich zum Pavillon umdrehte, ballte sie die zitternden Hände so fest zu Fäusten, dass die Nägel sich ins Fleisch gruben. Schließlich entdeckte sie eine Gestalt in den Schatten hinter der Bühne.

»Du leuchtest nicht«, stellte sie vorwurfsvoll fest, als hätte er ihren Geburtstag vergessen oder wäre ihr auf den Fuß getreten, ohne sich dafür zu entschuldigen. Es schmerzte, und sie kam sich albern vor.

Er löste sich aus den Schatten, kam langsam die Stufen herunter und betrat den Rasen wenige Schritte von ihr entfernt.

Sie forderte ihn mit ihrem Blick heraus. Nun mach schon, dachte sie.

Es dauerte eine Weile, bis ihr bewusst wurde, dass Win nervös und unsicher wirkte. Da geschah es. Als hätte jemand eine Glut angefacht, begann es plötzlich rund um ihn herum zu leuchten. Seine Haut strahlte helle Wärme ab, die sich auf Emily zuzubewegen, nach ihr zu greifen schien. Es war atemberaubend schön.

Win entspannte sich ein wenig, als ihm klar wurde, dass sie nicht weglaufen würde. – Obwohl sie das gewollt hätte. Sie konnte nur nicht, weil ihre Muskeln wie erstarrt waren.

Er machte einen Schritt auf sie zu, dann noch einen. Sie sah das Licht auf sich zukommen, und dann spürte sie wieder diese Wärmebänder, die sie bereits kannte. Doch es war eine neue Erfahrung, sie mit eigenen Augen wahrzunehmen.

»Stopp«, keuchte sie und wich zurück. »Bleib stehen.«

Er gehorchte sofort. »Alles in Ordnung?«, erkundigte er sich.

War alles in Ordnung? Nein! Emily kehrte ihm den Rücken zu und stützte, nach Luft ringend, die Hände auf die Knie.

»Du brauchst keine Angst zu haben, Emily.«

»Wie machst du das?«, fragte sie. »Hör auf damit!«

»Das kann ich nicht. Ich kann nur aus dem Mondlicht heraustreten. Komm rüber zu den Stufen und setz dich.«

»Nicht«, sagte sie, als sie merkte, dass er sich ihr nähern wollte. »Mach, dass es aufhört.«

Er zog sich hastig in den Schatten des Pavillons zurück, während sie sich auf die Stufen setzte, den Kopf senkte und sich abzulenken versuchte. Das Wort Lethologie beschreibt die Unfähigkeit, sich an einen gesuchten Ausdruck zu erinnern.

Als die Panikattacke nachließ, hob sie den Blick. Auf ihrer Stirn stand kalter Schweiß.

»Ich wollte nicht, dass du Panik bekommst«, entschuldigte sich Win, der hinter ihr stand. »Tut mir leid.«

Sie drehte sich nicht zu ihm um. »Schauen uns Leute zu? Werden wir gefilmt?«

»Es ist keine Falle«, versicherte er ihr. »Ich bin so.«

Sie holte tief Luft und wischte sich die Stirn mit dem Handrücken ab. Nun begriff sie, warum die Leute im Ort damals so schockiert gewesen waren, als ihre Mutter Wins Onkel nachts aus dem Haus gelockt hatte.

Merkwürdige und wunderbare Dinge, ja.

»Wie fühlst du dich?«, erkundigte er sich. »Kann ich dir irgendwie helfen?«

»Nein, bleib einfach da.« Sie stand auf und wandte sich dem Pavillon zu. »Alle hier wissen Bescheid?«

»Alle, die in jener Nacht dabei waren«, antwortete er aus der Dunkelheit. »Meine Familie hat dafür gesorgt, dass es seitdem niemand mehr gesehen hat.«

»Aber ihnen ist klar, dass du das Licht im Wald bist?«

»Ja. Ich mache das von Kindesbeinen an, wie viele meiner Vorfahren.«

»Warum wolltest du es mir zeigen?«

Er zögerte.

Plötzlich hatte sie das Gefühl, ihn enttäuscht zu haben. Ihre Mutter hatte ihr doch Toleranz, Respekt und Furchtlosigkeit beigebracht. Ihr ganzes Leben war eine Vorbereitung auf diesen Augenblick gewesen, und sie hatte versagt. Win gegenüber. Ihrer Mutter gegenüber.

Sie war in der Endlosschleife der Geschichte gefangen. Und sie hatte Angst, um sich selbst, um Win, weil sie wusste, wie es das letzte Mal ausgegangen war.

»Ich habe nicht gelernt, einfach zu den Menschen zu sagen: ›So bin ich. Akzeptier mich, wie ich bin‹«, gestand Win. »Von dem Moment an, als wir uns begegnet sind, war mir klar, dass ich es dir zeigen muss, dass du dazu bestimmt bist, mir zu helfen.«

»Wie?«, fragte sie. »Wie soll ich dir helfen?«

»Du könntest mir jetzt, da du es gesehen hast, sagen, dass deine Gefühle mir gegenüber sich nicht verändert haben. Mehr wäre nicht nötig.«

Sie straffte die Schultern. »Komm da runter, Win.«

»Bist du sicher?«

»Ja.«

Als er ins Mondlicht trat, begann seine Haut wieder zu leuchten.

Trotz ihres flauen Gefühls im Magen blieb sie an Ort und Stelle, ergriff seine Hand und war erstaunt, dass sie einfach nur warm war wie immer, nicht glühend heiß. »Tut das weh?«, fragte sie.

»Nein.«

Sie schluckte. »Ich finde es wunderschön. Etwas Schöneres hab ich noch nie gesehen.«

Win leuchtete wie die Sonne. Als er einen Schritt auf sie zumachte, schien das Leuchten nach ihr zu greifen. Es fühlte sich an, als trete sie aus dem Schatten in die Sonne. Sein Licht umhüllte sie beide, als sagte es: Zusammen, zusammen, jetzt! Emily sah, wie er den Kopf leicht schräg legte.

Er will mich küssen, dachte sie, wie man manchmal schon beim Aufwachen weiß, dass es ein guter Tag wird.

Doch bevor es geschehen konnte, hörten sie Schritte und stoben auseinander. Wins Schwester rannte durch den Park auf sie zu.

»Win! Was machst du da?«, keuchte Kylie, die in dem taunassen Gras schlitternd vor ihnen zum Stehen kam. »Dad sagt, du sollst reinkommen. Sofort.«

Emily und Win wechselten einen Blick. Emily war es nicht gewohnt, ihn so unsicher zu sehen. »Was passiert jetzt?«, wollte sie wissen.

»Jetzt setzen wir uns mit den Folgen auseinander und wenden uns der Zukunft zu. Genau wie letztes Mal, nur …«

»Besser«, führte sie den Satz für ihn zu Ende.

Er berührte lächelnd ihre Wange, bevor er durch den Park zu seinem Haus lief. Emily und Kylie sahen ihm nach. Was für ein Anblick!

»Wunderschön, nicht?«, fragte Kylie.

Emily wandte sich ihr, überrascht über ihre Freundlichkeit, zu. »Ja«, antwortete sie leise.

»Ich würde das auch gern können.« Kylie schwieg kurz. »Mein ganzes Leben lang höre ich schon von der Nacht mit meinem Onkel und deiner Mutter. Ich dachte, du wärst wie sie. Es freut mich, dass ich mich getäuscht habe.« Sie lächelte, als wäre das ein Kompliment. Emily konnte sich möglicherweise hier einfügen, aber ihre Mutter würde immer eine Außenseiterin bleiben. »Ich schau mal lieber nach, was da drin läuft. Bis bald. Mit Win.«

Emily beobachtete, wie Kylie in der Dunkelheit verschwand.

Emily wurde von lautem Pochen an der Haustür geweckt. Als sie sich aufsetzte, fiel ihr Blick auf die neue Mondphasentapete. Da erinnerte sie sich an alles, was in der vergangenen Nacht geschehen war.

Er leuchtete.

Dann, wie aus dem Nichts, der Gedanke: Fast hätte er mich geküsst.

Als das Hämmern nicht aufhörte, stand Emily auf. Weil sie voll bekleidet eingeschlafen war, musste sie sich nicht anziehen, bevor sie die Treppe hinunterlief.

Zu ihrer Überraschung war die Haustür verschlossen. Normalerweise ließ Vance sie offen, wenn er zum Frühstücken aufbrach. Als sie die unterste Stufe erreichte, ging die Falttür zu Opa Vance’ Zimmer auf, und er trat mit feuchten Haaren heraus. Wie viel Uhr war es?

Vance bemerkte Emily nicht, als er die Tür aufmachte.

»Wir müssen reden«, begrüßte Morgan Coffey ihn von der Veranda aus. Sein weißer Leinenanzug war zerknittert, als hätte er darin geschlafen, und seine dunklen Haare, die er sonst mit Gel zurückkämmte, fielen ihm in die Stirn. So sah er jünger aus, mehr wie Win.

»Morgan?«, fragte Vance überrascht. »Was machst du um diese Uhrzeit hier?«

»Ich wäre gern noch früher gekommen, aber ich musste warten, bis es hell war.«

»Komm rein.« Vance trat beiseite, und Morgan kam in den Eingangsbereich. »Was ist los?«

Als Morgan Emily bemerkte, erstarrte er, und sie spürte seinen Hass. Sie wich ein wenig zurück. »Vermutlich hat deine Enkelin es dir noch nicht erzählt«, sagte er und nickte in ihre Richtung. Vance stellte sich schützend vor sie. »Wieso hast du sie herkommen lassen, Vance? Hat deine Familie der meinen nicht schon genug angetan?«

»Was ist passiert?«, erkundigte sich Vance.

»Es«, antwortete Morgan. »Heute Nacht hat deine Enkelin meinen Sohn in den Park gelockt. Genau wie damals.«

»Emily ist nicht schuld«, widersprach Win von der Veranda aus, öffnete die Fliegenschutztür und trat ein. »Ich hab sie gebeten, sich dort mit mir zu treffen. Es war ganz anders als damals. Emily und ich waren allein im Park.«

»Ich hab dir doch gesagt, du sollst zu Hause bleiben«, rügte Morgan ihn.

»Es geht um mich. Ich möchte bei dem Gespräch dabei sein.«

Opa Vance wandte sich verwirrt Emily zu. »Emily?«

»Ich dachte, er will sich für das rächen, was meine Mom damals getan hat, und hab ihm nicht geglaubt, als er gesagt hat, dass er leuchtet. Nicht mal dann, als er mich gebeten hat, in den Park zu kommen, um es mir zu zeigen.«

»Warum bist du hingegangen, wenn du gemeint hast, er will dich reinlegen?«, fragte Vance ungläubig.

»Ich dachte, das hilft, die Sache damals ins Lot zu bringen …«

Vance hob eine riesige Hand. »Stopp! Du brauchst nichts ins Lot zu bringen. Morgan, jetzt ist Schluss.«

»Du nimmst sie in Schutz, genau wie seinerzeit deine Tochter.«

Opa Vance verzog wütend das Gesicht. Und ein wütender Riese ist ziemlich beeindruckend. »Ich habe nie Entschuldigungen für Dulcie gesucht und immer die Schuld für das, was passiert ist, auf mich genommen, weil ich sie nicht im Griff hatte. Aber meine Enkelin ist nicht Dulcie, und ich lasse nicht zu, dass du sie so behandelst.«

Morgan räusperte sich. »Mir wäre wohler, wenn du dich hinsetzen würdest, Vance.«

»In meiner Gegenwart fühlt sich niemand wohl. Gerade du solltest wissen, wie das ist.«

»Sie soll sich von meinem Sohn fernhalten.«

»Ich beobachte deinen Sohn jetzt schon eine ganze Weile nachts hinter meinem Haus. Dass Emily sich von ihm fernhält, ist nicht das Problem«, entgegnete Vance.

Morgan bedachte Win mit einem verärgerten Blick.

»Du kannst mich nicht von ihr fernhalten«, sagte Win.

»Hast du aus der Geschichte mit deinem Onkel nichts gelernt?«, wollte Morgan wissen.

»Doch. Ich habe gelernt, dass es Mut erfordert, jemanden zu lieben, den die Familie nicht gutheißt.«

»Willst du allen Ernstes behaupten, dass du dieses Mädchen liebst?«, fragte Morgan ungläubig.

Emily sah Win erstaunt an. Er liebte sie?

Win starrte unverwandt seinen Vater an; da war ein Machtkampf im Gange.

»Mein Bruder hat ihrer Familie wegen Selbstmord begangen«, sagte Morgan zu Win. »Bedeutet dir das denn gar nichts?«

»Es war seine Entscheidung«, entgegnete Win. Emily wunderte es, wie ruhig er wirkte. Morgan Coffey besaß ein gewaltiges Ego, doch das von Win war auch nicht von schlechten Eltern. »Er hat uns die Möglichkeit verschafft, ein normales Leben zu führen.«

»Mein Leben ist seit damals nicht mehr normal! Deine Mutter hat mir nie verziehen, dass ich es ihr nicht selbst gesagt habe.«

»Und das Gleiche wünschst du dir für mich? Ich wollte es ihr zeigen. Es sollte kein Geheimnis bleiben. Und die Welt ist davon nicht untergegangen. Sie hat mich nicht zurückgewiesen, Dad. Wir sind nicht du und Mom. Wir sind nicht Dulcie und Logan. Hier geht es um mich und Emily. Das ist eine völlig andere Geschichte.«

»Lass sie ihr Leben ohne unsere Lasten führen, Morgan«, riet Vance Wins Vater.

So leicht würde Morgan sich nicht geschlagen geben. Er deutete auf Emily. »Ihre Mutter hat damals meinen Bruder nachts in den Park gelockt! Sie hat ihn ausgetrickst und alles kaputt gemacht.«

»Hör auf, Morgan«, forderte Vance ihn auf. »Ich sage es jetzt zum letzten Mal: Meine Enkelin ist nicht Dulcie, und ich dulde nicht, dass du sie für die Fehler ihrer Mutter verantwortlich machst.«

»Und wie willst du das anstellen?«

Vance machte einen Schritt auf ihn zu. »Ich werde die Wahrheit sagen. Du hast Logan und deine Familie als Opfer hingestellt, und ich habe es zugelassen, weil Dulcie es so wollte. Sie ist in dem Wissen von hier weggegangen, dass sie verleumdet würde. Sie hat Mullaby verlassen, um euch das Leben zu erleichtern. Das war der erste selbstlose Akt ihres Lebens.«

Emily, die die ganze Zeit über Win angesehen hatte, wandte den Kopf. »Was hast du gerade gesagt, Opa Vance?«

»Lass uns gehen, Win«, forderte Morgan seinen Sohn auf.

»Nein, ich will das hören.«

»Logan hatte Probleme, lange bevor Dulcie in sein Leben trat«, antwortete Vance. »Er hatte zu dem Zeitpunkt schon mehrere Selbstmordversuche hinter sich, von denen nur seine Familie wusste. Aber Dulcie hat er es gestanden. Er und Dulcie waren ineinander verliebt. Oder zumindest war sie in ihn verliebt. So hatte ich sie noch nie erlebt. Sie hat ihre Initialen überall im Ort in Baumrinden geritzt.«

»Moment. Die Herzen mit den Initialen sind von Mom?«, hakte Emily nach. »Nicht von Logan?«

»Nein. Sie war völlig vernarrt in ihn. Sonst hat sie immer ihren Willen bekommen, doch vor Logan hatte sie Respekt. Er wirkte in der Öffentlichkeit sehr schüchtern, aber sie war Wachs in seinen Fingern. Er hat Dulcie erklärt, sie könnten nicht zusammen sein, weil seine Familie sie nicht gutheißt. Er hat behauptet, seine Familie hätte zu viele Geheimnisse und er könne nicht heiraten, wen er wolle. Aber es gebe eine Lösung. Auf seine Bitte hin hat Dulcie alle im Ort zu einem sogenannten Auftritt von ihr eingeladen, um Logan Gelegenheit zu geben, nachts aus dem Haus zu kommen. Sie erhoffte sich eine offizielle Liebeserklärung von ihm. Dulcie hatte keine Ahnung, dass die Coffeys nachts nicht aus dem Haus gingen, weil sie leuchteten. Sie hielt das wie wir alle für eine Marotte, mit deren Hilfe sie sich ihre Exklusivität bewahrten, sich von der Mittelschicht des Ortes abgrenzten. Damals ahmten sogar Familien in Mullaby die Coffeys nach und verließen nachts nicht mehr das Haus.«

»Sie hat ihn also nicht hereingelegt?«, fragte Emily.

»Wenn überhaupt jemand jemanden hereingelegt hat, dann er sie. Dulcie war genauso verblüfft wie wir anderen. Hinterher ist Logan zu ihr, aber sie wollte nicht mit ihm reden. Ich weiß nicht, ob er von Anfang an vorgehabt hatte, Selbstmord zu begehen, nachdem er das Geheimnis seiner Familie preisgegeben hatte, oder ob ihn Gewissensbisse plagten. Das kann nur seine Familie beurteilen. Allerdings weiß ich, dass er sich offenbaren wollte. Er wollte, dass die Leute es erfahren.«

Wie Win, dachte Emily.

Auf Morgans Gesicht traten rote Flecken. »Das kauft dir keiner ab. Niemand wird dir glauben, dass Dulcie unschuldig war. Und ich werde immer behaupten, dass sie ihn daran hätte hindern können, den Pavillon aufzusuchen und Selbstmord zu begehen. Er hat sie tatsächlich geliebt. Er hat ihr dieses Familienerbstück geschenkt.« Er deutete auf das Glücksarmband an Emilys Handgelenk. Emily legte unwillkürlich die Hand darüber. »Unsere Mutter hat es ihm mit den Worten überlassen, er soll es der Frau geben, die er einmal heiratet, genau wie sie es am Abend ihrer Hochzeit erhalten hatte. Dass er es Dulcie gegeben hat, muss etwas bedeutet haben. Aber wenn er sich in eine weniger egoistische, einfühlsamere Person verguckt hätte, wäre er heute vielleicht noch am Leben. Und unser Geheimnis wäre nach wie vor ein Geheimnis.«

»Emily kennt die Wahrheit«, sagte Opa Vance. »Ich habe nicht die Absicht, irgendjemandem sonst davon zu erzählen.«

Emily wusste nicht, warum es für Morgan so wichtig war, dass die Leute glaubten, sein Bruder sei ausgetrickst worden. Vielleicht konnte er seinen Tod so leichter verarbeiten, oder es half seiner Familie, wenn der Ort Logan nicht als problembeladen und manipulativ im Gedächtnis behielt. Der Fähigkeit der Coffeys zu leuchten durfte kein Stigma anhaften, damit die Leute das, was sie gesehen hatten, akzeptieren und Mitleid haben konnten. Plötzlich wurde Emily klar, dass ihre Mutter deswegen die Schuld auf sich genommen hatte. Das war ihr erster Schritt zu einer neuen Persönlichkeit gewesen. »Ich werde es auch niemandem erzählen«, versprach sie.

Morgan wandte sich Win zu.

»Ich denke drüber nach«, sagte Win.

»Und zwar zu Hause. Du hast Hausarrest.«

Morgan ging zur Tür und hielt Win das Fliegenschutzgitter auf. Doch Win trat zu Vance.

»Mit Ihrer Erlaubnis würde ich nach dem Ende meiner Strafe gern mit Ihrer Enkelin ausgehen.« Win streckte ihm die Hand hin.

»Win!«, rief Morgan aus.

Obwohl Vance genauso überrascht wirkte wie Morgan, ergriff er Wins Hand und schüttelte sie.

»Win! Komm jetzt!«

Win sah ein letztes Mal Emily an, die nach wie vor auf der Treppe stand, und fragte: »Bis bald?«

Sie nickte, und er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, bevor er mit Morgan das Haus verließ.

Morgan ließ die Fliegenschutztür laut und vernehmlich hinter sich ins Schloss fallen.

Emily und Vance starrten die Tür eine Weile stumm an, bevor Emily sich schließlich ihrem Großvater zuwandte. »Warum hast du mir nicht gleich zu Beginn die Wahrheit gesagt?«

»Ich musste ihr schwören, dass ich es niemandem verrate.« Vance setzte sich müde auf die Treppe. Er war im Sitzen größer als Emily im Stehen. »Lily hatte eine Cousine in San Diego, zu der Dulcie konnte. Sie hat dort die Schule besucht. Ich habe ihr bei ihrer Abreise einen Tag vor Logans Beisetzung ziemlich viel Geld gegeben. Sie hat versucht, sich ein neues Leben aufzubauen, aber ich glaube, dass sie nach allem, was passiert war, nicht mehr wusste, wo sie hingehörte. Nach ein paar Monaten hat sie die Schule geschmissen. Und noch mal ein paar Monate später ist sie weggelaufen. Einige Jahre lang habe ich Postkarten von ihr bekommen. Dann nichts mehr.«

»Warum hast du nicht nach ihr gesucht?«, fragte Emily.

Er zuckte mit den Achseln. »Weil mir klar war, dass sie nicht gefunden werden wollte. Sie wusste, dass sie von mir alles haben konnte. Aber das wollte sie nicht mehr. Ein gutes, anständiges Leben war für sie nur noch möglich, wenn sie alles hinter sich ließ. Die Coffeys, Mullaby … mich.«

»Sie hätte zurückkommen und die Wahrheit sagen können! Dann hätten alle gesehen, dass sie ein guter Mensch geworden war. Sie hätte erlöst werden können.«

»Ich glaube, sie hat auf andere Weise Erlösung erlangt«, sagte Opa Vance, den Blick auf seine verschränkten Hände gerichtet. »Beim Abschied hat sie mir erklärt, sie würde ihre Kinder niemals so erziehen wie ich sie. Sie würde ihnen Verantwortungsgefühl beibringen. Ihre Kinder würden ganz anders werden als sie. Ich hoffe, dass sie mir irgendwann verziehen hat. Doch es geschähe mir recht, wenn sie es nicht getan hat.« Er holte tief Luft. »Eins steht jedenfalls fest: Sie hat eine bemerkenswerte Tochter aufgezogen.«

Emily zögerte kurz, bevor sie sich zu ihm setzte und ihre Hand auf die seine legte. »Du auch, Opa Vance.«

Vance überlegte, ob er frühstücken gehen sollte, und entschied sich am Ende dafür, weil er keine Fragen über seine Abwesenheit beantworten wollte. Niemand musste erfahren, was sich am Morgen zugetragen hatte.

Als er einige Stunden später vom Frühstück nach Hause kam, war er erschöpft. Nach der Konfrontation mit Morgan hatte er das Gefühl, einen Zusammenstoß überlebt zu haben. Seine Nackenmuskeln schmerzten, und seine Gelenke waren steif. Am liebsten hätte er sich hingelegt und ein Nickerchen gemacht.

Doch stattdessen sah er im Trockner nach.

Er hatte nicht vorgehabt, Morgan gegenüber so wütend zu werden, weil man die Person, die man anbrüllte, nicht änderte. Aber wütend auf sich selbst zu werden war etwas anderes. Sich selbst konnte man ändern. Und Vance war ziemlich oft auf sich selbst wütend.

Wegen vieler Dinge.

Weil er zu lange untätig geblieben war. Weil er zu lange in der Vergangenheit gelebt hatte. Weil er Dulcie kein besserer Vater gewesen war. Weil er einen so großen Teil von Emilys Leben nicht kannte.

Er bückte sich ächzend, um die Tür des Trockners zu öffnen. Vance fühlte sich wie ein sehr kleiner Mann in einem viel zu großen Körper.

Als er die Hand in den Trockner schob, erwartete er, die glatte, kühle Wölbung der Trommel zu ertasten. Doch er berührte etwas Schleimiges, etwas, das sich bewegte.

Er stolperte erschrocken zurück.

Aus dem Trockner sprang ein großer Frosch.

Vance sah ihn mit großen Augen an.

Und beobachtete, wie er zur Tür der Waschküche hüpfte. Einen kurzen Moment lang erwartete er fast, die lachende Lily dort zu entdecken.

Aber es war niemand da.

Vance verließ den Raum. Dabei hatte er das Gefühl, durch eine duftende Windbö zu schreiten. Sogar seine Haare bewegten sich. Und die Ärmel seines Hemds blähten sich ein wenig.

Er schloss die Augen und holte tief Luft.

Lily.

Vance spürte ihren Geist. Er blieb ziemlich lange stehen, weil er dieses Gefühl nicht verlieren wollte, doch leider wurde der Duft mit jedem Atemzug schwächer.

Und dann war sie fort.

Als er die Augen öffnete, sah er, wie der Frosch durch einen Riss in der Fliegenschutztür nach draußen hüpfte. Vance folgte ihm zum hinteren Teil des Grundstücks. Der Frosch glotzte ihn von der Laube aus an.

Vance ließ den Blick schweifen. Offenbar hatte Emily den Buchsbaumstrauch an der Laube gestutzt. Das hatte Dulcie nach Lilys Tod ebenfalls getan. Trotz ihrer erst zwölf Jahre hatte sie sich sehr bemüht, die Situation allein zu bewältigen. Er hätte für sie da sein, sich um alles kümmern sollen, statt sie mit Geld zu überhäufen. Aber er hatte sich aufgelöst und alles rund um ihn herum mit ihm.

Lily hätte das nicht gefallen. Vielleicht wollte sie ihm das mitteilen. Der letzte Frosch im Trockner hatte ihm gesagt, dass er aufhören solle, an der Vergangenheit zu hängen, sich vor Veränderungen und der Zukunft zu fürchten.

Er durfte die Zeit nicht vergeuden, die ihm noch blieb. Er hatte eine Enkelin, um die er sich kümmern musste.

Vance holte tief Luft und nickte dem Frosch zu. Okay. Er würde seinen früheren Gärtner anrufen und dafür sorgen, dass hier aufgeräumt wurde. Er wandte sich dem Haus zu. Es sah ganz anders aus als zu Lilys Lebzeiten. Er würde einen Dachdecker engagieren. Und einen Maler.

Ja.

Und er würde Emily monatlich Geld geben. Er würde mit ihr übers College reden. Vielleicht wollte sie ans State, wo Lily gewesen war. Das war mit dem Auto nicht weit weg. Möglicherweise würde sie in den Ferien nach Hause kommen und nach dem Abschluss hier leben wollen.

Ja.

Vielleicht würde er ihr zur Hochzeit ein Haus am See bauen.

Was, wenn sie Win Coffey heiratete?

Dann würde die Trauung nicht in der Nacht stattfinden, so viel stand fest.

Oder, wenn man Wins Dickkopf bedachte: möglicherweise doch.

Vance lächelte, als er sich vorstellte, wie Emily an ihrem Hochzeitstag aussehen würde. Lilys Brautkleid hing im Speicher. Vielleicht würde sie das tragen wollen.

Und Julia würde natürlich den Kuchen backen.

Er musste lachen, wie weit er in die Zukunft dachte.

Vance war groß genug, um den nächsten Tag sehen zu können, aber in diese Richtung hatte er schon sehr lange nicht mehr geblickt.

Er hatte völlig vergessen, wie hell sie war.

Sieben Tage später wartete Emily voller Ungeduld auf das Ende von Wins Hausarrest, obwohl es genug Ablenkung gab. Vance war auf dem Renovierungstrip, so dass Emily jeden Morgen vom Hämmern auf dem Dach oder vom Brummen des Rasenmähers im Garten oder vom beißenden Geruch von Malerfarbe geweckt wurde. Als Emily Vance fragte, was die Hektik solle, antwortete er, es werde bald regnen und zuvor sollten alle Arbeiten abgeschlossen sein.

Angesichts der Hitzewelle, unter der Mullaby gerade litt, konnte Emily sich gar nicht vorstellen, dass bald Regen kommen sollte. Doch Opa Vance beharrte, dass es regnen und kühler werden würde. Als sie ihn fragte, woher er das wisse, antwortete er, das sagten ihm seine Ellbogengelenke.

Wenn Vance sein Nachmittagsschläfchen hielt, ging Emily zu Julia hinüber, um ein paar Stunden in einem klimatisierten Haus zu verbringen. Doch Julia buk trotz der Hitze bei weit geöffnetem Küchenfenster. Als Emily sich erkundigte, warum, erklärte sie ihr, sie wolle damit jemanden rufen. Während Julia buk, erzählte Emily ihr von Win. Julia schien froh zu sein, dass Emily nun Bescheid wusste, und Emily war klar, dass Julia ihrer Mutter verziehen hatte. Julia wirkte in letzter Zeit nicht mehr so rastlos wie früher.

Jeden Tag um fünf verließ Julia das Haus mit dem Kuchen, den sie gerade gebacken hatte. Am siebten Tag fragte Emily schließlich Stella, wohin Julia all die Kuchen bringe. Anfangs hatte sie noch geglaubt, dass sie mit ihnen in ihr Lokal fuhr, aber als sie gemerkt hatte, dass Julia abends nie nach Hause zurückkehrte, war sie stutzig geworden.

»Sie bringt sie Sawyer«, antwortete Stella.

»Isst er den ganzen Kuchen?«

»Keine Sorge. Der verbrennt die Kalorien gleich wieder.« Als Stella klar wurde, was Emily dachte, fügte sie hinzu: »Bitte löschen. Ich hab nichts gesagt.«

Emily saß in Julias Abwesenheit gern mit Stella auf der hinteren Veranda, wenn der Tag allmählich zur Neige ging und sie auf das Abendessen mit ihrem Großvater wartete. Manchmal erzählte Stella von Emilys Mutter. Sie war eine begnadete Geschichtenerzählerin und hatte eine bewegte Vergangenheit, eine tolle Kombination. Und sie schien mit ihrem gegenwärtigen Leben zufrieden zu sein.

Als Emily sich in der trägen Hitze auf den Heimweg machte, begegnete sie zwar vielen Touristen, aber in den Wohnvierteln herrschte Ruhe. Aus den Häusern drang lediglich hier und da das Brummen eines Ventilators oder einer Klimaanlage. Alle schienen in Reglosigkeit darauf zu warten, dass sich etwas tat.

Und an jenem Abend war es so weit.

Bei Einbruch der Dunkelheit entlud sich ein höllisches Gewitter. Es setzte so schnell ein, dass Emily und Vance durchs Haus rennen mussten, um die Fenster zu schließen. Sie taten es lachend, machten ein Spiel daraus und beobachteten dann von der vorderen Veranda aus, wie der Regen herniederprasselte. Das Ende dieses Tages fühlte sich an wie das Ende einer Geschichte, und das stimmte Emily traurig. Sie dachte sich Gründe aus, weiter mit Opa Vance aufbleiben zu können. Sie spielten Karten und schauten Fotoalben mit zahllosen Bildern ihrer Mutter an, die Vance wie aus dem Nichts hervorzauberte.

Schließlich sagte Opa Vance, er sei müde, und sie wünschte ihm eine gute Nacht und ging in ihr Zimmer, wo ihr auffiel, dass sie vergessen hatte, die Balkontüren zu schließen. Der Wind wehte den Regen herein, auf dem Boden stand das Wasser. Sie brauchte fast eine Stunde, um Boden, Türen, Wände und Möbel trocken zu wischen. Am Ende warf sie die nassen Tücher in die Badewanne, zog die nasse Kleidung aus und ihr Baumwollnachthemd an und schlüpfte, weil es deutlich abgekühlt hatte, unter die Bettdecke. Die Tropfen am Fenster hörten sich an, als würde es Münzen regnen.

Ein paar Stunden später wachte sie auf. Alles war ruhig, eine seltsame Ruhe, die sich anfühlte wie ein nicht zu Ende geführter Satz. Das Gewitter war weitergezogen, und im Zimmer war es unangenehm warm.

Als sie die Augen aufschlug, sah sie, dass Mondlicht durch den Spalt zwischen den Vorhängen an den geschlossenen Balkontüren hereinfiel. Sie stand auf, um die Türen zu öffnen. Die Äste der Bäume waren so schwer vom Regenwasser, dass sie bis zum Balkon herabhingen. Trotz der schwülen Südstaatennacht ließ das Mondlicht, das sich auf den nassen Oberflächen spiegelte, die Umgebung erscheinen, als wäre sie mit Eis bedeckt.

Anfangs war Emily der Ort so fremd vorgekommen; sie hatte nicht geahnt, dass sie Mullaby einmal lieben würde.

Denn seit ihrer Ankunft hatten sich merkwürdige und wunderbare Dinge ereignet.

Das Licht des Mondes, das den Türrahmen umspielte, leuchtete ein kleines Stück in den Raum hinein, weit genug, um erkennen zu können, dass die Mondphasentapete verschwunden war. Jetzt hatte die Wand eine unbestimmbare dunkle Farbe, die von langen gelben Streifen durchbrochen wurde. Das erinnerte Emily an Türen und Fenster, die sich öffneten und Licht hereinließen. Für gewöhnlich spiegelte die Tapete ihre Stimmung oder Situation wider – aber was sollte das bedeuten? Dass sich eine neue Tür öffnete? Dass etwas befreit wurde?

Als Emily schließlich klar wurde, was es bedeutete, drehte sie sich um und suchte mit Blicken nach ihm, bis sie ihn fand.

Win saß, die Ellbogen auf den Knien, die Hände verschränkt, auf dem Sofa gegenüber von ihrem Bett.

»Der Hausarrest war um Mitternacht zu Ende«, erklärte er.

Ihr Herz machte vor Freude einen Satz. Trotzdem fühlte sie sich merkwürdig befangen. »Du wolltest da warten, bis ich aufwache?«

»Ja.« Er stand auf und trat zu Emily an die vom Mond beleuchteten Balkontüren. Vor dem Rechteck aus Licht blieb er stehen, als wäre das eine Linie, die er nicht überschreiten durfte.

»Ich hatte fast vergessen, wie du aussiehst«, scherzte sie. Ein schlechter Scherz. Warum war sie so nervös?

Weil er sie fast geküsst hatte.

»Ich habe die ganze Zeit nur an dich gedacht«, erwiderte er mit ernster Stimme.

»Bei mir haben ständig irgendwelche Leute gehämmert, gesägt oder gemäht. Da war es schwer, sich zu konzentrieren.«

Er bedachte sie mit einem merkwürdigen Blick. »Soll das eine Entschuldigung sein?«

»Und bei uns gibt es keine Klimaanlage. Hast du eine Ahnung, wie schwierig es ist, sich ohne Klimaanlage zu konzentrieren?«

»Dein Großvater hat den größten Ast der Eiche, der zu deinem Balkon herüberreichte, absägen lassen. Diesmal war es gar nicht so leicht, hier raufzukommen.«

Sie sah ihn mit großen Augen an. »Wie oft warst du denn schon in meinem Zimmer?«

»Oft.«

Ihr fiel der Tag ihrer Ankunft in Mullaby ein. »Mein erster Tag hier, mein Armband auf dem Tisch …«

»Ich wusste, dass du kommen würdest«, erklärte er. »Und ich war gespannt auf dich. Das Armband habe ich auf dem Gehsteig vor dem Haus gefunden.«

»Jetzt musst du dich nicht mehr hier reinschleichen«, sagte sie. »Das Geheimnis ist gelüftet.«

Er trat zu ihr ins Licht, so nah, dass sie einander fast berührten.

Zuerst geschah nichts, doch dann begann das Leuchten um ihn herum weiß zu glühen.

»Ich hab gelogen«, flüsterte sie.

Er wollte entsetzt zurückweichen. »Wie bitte?«

Sie hielt ihn zurück. »Ich hab behauptet, dass ich vergessen hätte, wie du aussiehst. Das werde ich nie vergessen«, erklärte sie. »Niemals.«

Er wölbte lächelnd die Hände um ihr Gesicht.

Und endlich küsste er sie.