20.

Es war ungewöhnlich, wie der Fahrer schaltete. Hauptkommissar Kohlund sah intensiv aus dem Fenster, um das Gehebel nicht kommentieren zu müssen. Der Kommissar vernahm trotzdem überdeutlich die Geräusche, die der Genosse neben ihm verursachte. Kohlund durchschoss bei besonders liebenswerten Kollegen immer mal wieder der Gedanke an die verpönte Bezeichnung aus dem Sozialismus. Und, Genossen, es bleibe dabei, denn wer kämpft für das Recht, der hat immer recht gegen Lüge und Ausbeuterei. Der Chef der Mord zwo arbeitete mit Grischa Merghentin gern zusammen. Er achtete dessen Kombinationsgabe und Aufgeschlossenheit, er schätzte Merghentins Offenheit und seinen Humor. Genossen Merghentin hatte das Leben gebeutelt, das Schicksal geschlagen. Und Kohlund glaubte keinen Moment, dass er mit solchen Katastrophen ebenso souverän umgegangen wäre. Gleichzeitig wusste er aber auch, dass er Genossen Merghentin niemals mehr vorurteilslos gegenübertreten konnte. Grischa Merghentin war behindert. Der saß im Rollstuhl, ein Makel, der nicht zu übersehen war. Fakt und Augenschein ließen Kohlund Merghentin gegenüber nicht mehr er selbst sein. Kohlund fühlte sich in Merghentins Gegenwart unwohl und überlegte jede seiner Handlungen, jedes Wort, das er zu ihm sagte, mehrmals. Er konnte Menschen verstehen, die Behinderte nicht in ihrem Wohngebiet sehen wollten und klagten. Allein Merghentins Anwesenheit war ein Vorwurf. Der Chef der Mord zwo wollte und durfte den behinderten Kollegen nicht bevorteilen. Gleichzeitig hatte er aber das Gefühl, dass er ihn benachteiligte. Das ließen das Gesetz und Kohlunds Gewissen nicht zu. Der Umgang mit Genossen Merghentin war für Lars Kohlund eine Gratwanderung, und Kohlund lebte in stetem Gedanken, gleich abzurutschen und in die Tiefe der sozialen Verantwortungslosigkeit zu stürzen. Über ihm hallte das hämische Gelächter der Genossen. Genossen, es bleibet dabei, wer das Leben beleidigt, ist dumm oder schlecht. Wer die Menschheit verteidigt, hat immer recht.

Die Kommissare näherten sich der Kreuzung am Bayrischen Bahnhof. Dessen Portikus grellte im Sonnenschein, an der Fassade des Brauhauses schraubten Handwerker am Schriftzug der neuen Werbung. Genau hier waren Alexias Worte gefallen: Ich bin schwanger. Kohlund hatte sie seitdem nicht mehr nach Kind und Zukunftsplanung gefragt. Ein Leben im Schwebezustand. Wollte er Vater werden? Sicherlich hätte Kohlund gern die Gesichter im Präsidium gesehen, wenn die vom Nachwuchs erfuhren und ob seiner Potenz die Münder offen hielten. Gleichzeitig fürchtete Kohlund die spitzen Kommentare und Lästerungen der Kollegen, die garantiert nicht ausbleiben würden. Was hatten sie bereits über die greisen Väter Pütz und Wickert, Herbert Köfer und Lutz Jahoda gegrinst. Lächerlich, wenn der Vater, des kommenden Babies bereits Rente bezog. Zwar hatten sowohl Gisbert als auch Charlotte das Alter, selbst Kinder zu zeugen, aber Kohlund mutmaßte, dass sie sich ihres Geschwisterkindes und seiner Eltern nicht schämen würden. Aber was wusste Kohlund über die Ansichten seiner Kinder? Die führten eigene Leben.

Natürlich lauerten bei dieser Schwangerschaft Gefahren. Kohlund wusste es, er hatte sich informiert und fortan schwere Gedanken. So sicher gesundheitliche Risiken durch eine späte Vaterschaft bestehen, so unklar sind die Auswirkungen auf die Psyche eines Kindes. Prinzipiell bestehen bei späten Vaterschaften keine Bedenken, solange das Kind spürt, dass es geliebt wird. Und das sei keine Alterssache, sondern hänge vom Menschen ab. Erfahrene Väter können ihrem Kind ein hohes Maß an Sicherheit und Souveränität vermitteln. Vaterschaften ab 50 betrachtet der Psychologe kritischer, weil negative Rückmeldungen aus dem Umfeld zu erwarten seien, wenn der Vater auch der Opa sein könnte. Die Kinder schämen sich dann für ihren greisen Vater und werden von ihren Altersgenossen sehr genau unter die Lupe genommen.

Alexia sprach nicht darüber, zumindest nicht mit ihm, ihrem Mann, ihm, dem Vater. Kohlund empfand sich als Mensch moderner Ansichten und überließ der Gattin freiwillig die Entscheidung, ob oder ob nicht. Er hatte sich vorgenommen: Wie Alexia auch entscheiden möge, er würde es widerspruchslos akzeptieren. Natürlich hatte er sich seine kommenden Jahre nicht mit Babyscheiße und Kindergeschrei vorgestellt, hatte überlegt, wann er Altersteilzeit oder Rente beantragen sollte. Nun stand die Frage, wie viel Monate er in Vaterschaftsurlaub ging, wenn er denn noch einmal Vater würde.

Aber war die Interruptio wirklich die Alternative? Er sah Alexia unter der Saugglocke, die das von ihm gezeugte Leben aus ihr sog. Vielleicht wandte man bei alten Müttern alte Methoden an. Überhaupt waren alte Weiber per se Risikofaktoren. Genossin Schabowski erlebte es gerade: Eine knapp Achtzigjährige blieb verschwunden, ein Fall, der keinen Menschen interessierte, und der nur durch den Personalwechsel an oberster Kriminalbehörde Beachtung fand. Die Schabowski hatte schweren Stand. Ihr Adlatus blies zur Offensive und hatte keine wirkliche Chance. Der Fall war verkorkst und würde es bleiben, was die Schabowski und ihre Mord eins auch dazu taten.

Risikofaktoren: Kam sein Kind behindert auf die Welt? Kohlund blickte zu Merghentin und blickte wieder weg. Ein Kind im Rollstuhl wäre problemlos zu integrieren, meinte er und empfand sich als extrem tolerant und fortschrittlich. Genossen, es bleibet dabei, wer das Leben beleidigt, ist dumm oder schlecht. Wer die Menschheit verteidigt, hat immer recht. Was aber bei körperlichen Missbildungen oder geistiger Schwäche? Kohlund mochte nicht daran denken.

Wie Kollege Merghentin um die Kurven holperte, schockierte den Kommissar, und er war im Zweifel, ob dieser Rollstuhlfahrer, die Anforderungen des Außendienstes wirklich meistern könnte. Ob sich Kohlund noch mal zu ihm in den Wagen setzte, musste Kohlund noch entscheiden. Aber hatte sich Merghentins Fahrstil nach dessen Unfall tatsächlich so zum Schlechten geändert? Früher war er doch auch problemlos zu ihm ins Auto gestiegen. Den Fahrradfahrer, der von links auf die Straße schnellte, hatte Merghentin zumindest rechtzeitig bemerkt und gebremst.

Keine Frage, Alexias Fruchtwasser musste exakt analysiert werden. Lagen diese Ergebnisse bereits vor? Kohlund musste mit seiner Gattin reden. Verdammt noch mal, wenn es ihm nicht so schwer fiele, hätte er es längst getan. Kohlund beschloss, es am Abend erneut zu versuchen. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er, dass er und Alexia auch heute schweigend vor dem Fernseher sitzen und still bei einem Quiz mitraten würden. In welcher Stadt spielte der sowjetische Avantgardefilm „Panzerkreuzer Potjomkin“? Wer erfand die Rattanmöbel? Wann herrschte in Europa die letzte Eiszeit? Leben oder nicht leben – warum wurden Menschen, warum wurde ausgerechnet er vor solche Alternativen gestellt? Er war weder Arzt noch Pfarrer. Kein Gott nahm Alexia und ihm die Entscheidung ab. Leben lassen oder nicht? Eileen Proksch hätte über diese Alternative nicht nachdenken müssen. Sie war ihr im Voraus abgenommen. Glauben tut Not. Ich weiß, wovon ich spreche. Nur war ihr Kind tot.

Genosse Merghentin hebelte in den ersten Gang. Die Schaltung am Lenkrad erinnerte Kohlund an seinen Trabant, der ihm nach langen Jahren endlich privat zugewiesen worden war. Kohlund war die Pappe kaum fünf Monate gefahren, dann hatte sich der Kommissar von einem Schwindler ein richtiges Automobil made in Germany andrehen lassen. Dessen Rost und Auspuff fielen schon auf der ersten Fahrt zur Oma auf die Straße. Opa hatte gelacht und dem Schwiegersohn die Schulter geklopft. Es ist nicht alles Gold, was glänzt! Kohlund hatte seine eigene Blauäugigkeit verflucht und einen Vorgeschmack seiner zukünftigen Ermittlertätigkeit bekommen. Gangster, Gauner und Ganoven. Wenn ihn der neue Staat denn als gedienten Genossen in seinen Dienst übernehmen würde. Da konnte sich Kohlund 1990 nicht sicher sein. Heute saß er zwar ohne Beamtenstatus aber als Hauptkommissar und Chef der zweiten Leipziger Mordkommission noch immer im selben Büro im Präsidiumsgebäude, zwei Treppen, links, Zimmer 214.

Kohlund war erstaunt, wie routiniert der Kollege die Ganghebel schob. Aber warum sollte Merghentin nicht? Wahrscheinlich lag das Gekrächz doch allein am Getriebe. Ohne Bewegung der Beine bediente Merghentin alle Funktionen logischerweise per Hand. Das war keine besondere Leistung, das war Notwendigkeit. Es blieb, wie es war: Lars Kohlund als Mitmensch und Chef fand kein normales Verhältnis zum Behinderten. Merghentin war ihm Qual und steter Vorwurf. Und nur mit sich selbst konnte Kohlund dieses Problem verhandeln. Über diese Unfähigkeit zu reden war peinlich, und Alexia, die ihm sonst Frustablage und Ratgeberin war, focht zurzeit andere Kämpfe.

Und doch hatte Kohlund Grischa Merghentin, seinem Lächeln und seiner Ausdauer nicht länger widerstehen können, er war über seinen Schatten gesprungen und hatte nachgegeben. Monatelang, wenn nicht Jahre, hatte der Gelähmte ihm in den Ohren gelegen. Ich muss da raus, aus dem Büro. Chef. Ich muss raus, muss wieder ins Leben. Chef, ich bin nicht krank, ich kann nur nicht mehr laufen. Ansonsten ticke ich völlig normal. Chef, ich will meinen Dienst tun! Und immer so weiter. Kohlund trieben diese Gespräche den Schweiß auf die Stirn. Kein Argument dagegen, das Merghentin akzeptierte. Einsehbar auch für den Behinderten, dass ein Mitglied der Mord zwo Recherche und Koordination des Falles vom Büro aus übernehmen musste. Aber warum immer ich?, hatte der Kollege Merghentin mit einem Lächeln gefragt. Kohlund war sprachlos geblieben.

Jetzt steuerte dieser Kollege seinen behindertengerecht umgebauten VW an Deutscher Bücherei und den Tierkliniken vorbei. Jean-Claude Wöhlers Adresse lag Richtung Lößnig. Kommissar Kohlund war stolz, den Kollegen seinen Wunsch nach selbstständiger Tätigkeit außerhalb des Büros endlich erfüllt zu haben. Jetzt war Merghentin wieder an frischer Luft und stand im Berufsleben. Er hätte Dank von Merghentin erwartet. Statt dessen nahm der diesen Einsatz als vorenthaltene Selbstverständlichkeit nur zur Kenntnis. Nächste Kurve, es kratzte im Getriebe.

„Eike Proksch hat gehofft, dass Wöhler ihn zur Party noch ins Haus lässt. Eike hat lange vor der geschlossenen Tür gestanden, sagt Marisa Schwerdtner.“

„Ja, das habe ich in Ihrem Protokoll gelesen.“

Es hörte sich an, als würde Kohlund die Arbeit seines Kollegen nicht schätzen. Schon wieder perlte dem Chef der Schweiß auf der Stirn. Kohlund wusste sich Merghentin gegenüber nicht zu benehmen oder nicht richtig zu benehmen, wusste nicht, wie er die Zusammenarbeit mit dem Gelähmten gestalten sollte, was der von ihm erwartete, was überhaupt von ihm erwartet wurde. Scheißjob. Warum hatte Merghentin nicht seiner Versetzung auf Leitungsebene zugestimmt? Der wollte unbedingt Mitglied der Mord zwo bleiben, kein Gnadenbrot empfangen. Kohlund hatte nichts dagegen gehabt, hatte Merghentin gar dazu beglückwünscht und sich persönlich geehrt gefühlt. Heute bereute der Chef der Mord zwo Merghentins Entscheidung. Als Chef hatte Kohlund Seminare besucht, die ihm in einer Leitungsfunktion das Auftreten Behinderten gegenüber erleichtern sollten. Theoretisch war Kohlund alles klar und verständlich. Die gewerkschaftlichen Broschüren zum Thema lagen in seinem Büro. Sie halfen ihm nicht. Täglich bastelte Kohlund an Worten, die den Kollegen mit Behinderung nicht diskriminierten, sondern einbezogen. Wir sind die Guten! Wie die Gesellschaft es verlangte, sollte Merghentin zum Team gehören. Er tat es nicht. Der Hauptkommissar war frustriert. Und eines lehrte ihn der momentane Zeugenbesuch: Nie wieder würde Kohlund mit Merghentin zu Außenterminen fahren. Der Gelähmte musste sehen, wie er mit den ihm übertragenen Aufgaben zurechtkam. Selbstständig war er ja ohne Frage.

„Nach dieser Fete wurde Eike Proksch von keinem mehr gesehen.“

„Das wissen wir seit dessen Verschwinden. Was Neues außer der Leiche haben wir nicht.“

Oh, mein Gott, so verkrampft wie der Merghentin auf die Fahrbahn starrte, waren auch diese Worte falsch gewählt.

„Irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass der Schlüssel zum Fall bei den Wöhlers liegen muss.“ Merghentin klang nicht frustriert.

Lars Kohlund verbiss sich die Plattitüde, dass Gefühle bei der Arbeit eines Kriminalisten nichts, aber auch gar nichts zu suchen hätten und lächelte. „Damit liegen Sie wahrscheinlich nicht falsch, Genosse Merghentin, aber Beweise haben wir dafür leider keine.“

Im Moment des Sprechens wurde Kohlund sein Fauxpas bewusst: Genosse Merghentin!Der Kollege musste ihn ja als ewig gestrigen Stalinisten empfinden. Und dann die jahrelange Degradierung Merghentins zum Bürodienst! Kohlunds emotionslose Kenntnisnahme der Behinderung. Genosse Merghentin! Kohlund verschluckte sich an dieser Peinlichkeit. Und, Genossen, es bleibe dabei, denn wer kämpft für das Recht, der hat immer recht gegen Lüge und Ausbeuterei. Etwas lag Kohlund quer im Schlund. Grischa Merghentin sah ihn lächelnd an.

„Luft anhalten hilft da.“

„Links und dann über die Ampel!“ Das Sprechen fiel dem Hauptkommissar schwer. Es stach in der Lunge. Genosse! Kohlund versuchte es mit tiefem Atmen.

„Ich kenne mich aus, seit fast zehn Jahren wohne ich in meiner Lieblingsstadt.“

Kohlund konnte nicht entscheiden, ob er diesen Satz als gnadenlose Retourkutsche oder beiläufige Erwähnung einer Tatsache interpretieren sollte. Sein schlechtes Gewissen, seine Unentschiedenheit, sein Schweigen lagen ihm schwer in Magen, Lunge oder Darm. Mittlerweile löste jeder Atemzug ein Seitenstechen aus. Er beugte sich zum Amaturenbrett, er lehnte sich im Sitz weit zurück. Die Qual blieb. Merghentin würdigte ihn keines Blickes, setzte den Blinker und schaltete mit Geräusch im Gang nach unten. Das Getriebe war wohl tatsächlich im Arsch.

Die Namen der Wege waren Grimms Märchen entlehnt: Sterntaler, Hänsel und Gretel, Dornröschen oder Rumpelstilz. Kohlund glaubte gelesen zu haben, dass mit dem Bau der Siedlung vor hundert Jahren begonnen worden war. Und wenn er gekonnt hätte, hätte er dem Neubürger Leipzigs neben ihm diese Fakten um die Ohren geknallt. Seit fast zehn Jahren wohne ich in meiner Lieblingsstadt! Kohlund lebte von Geburt an hier. Es war seine Stadt! Er hatte sich niemals die Frage gestellt, ob er woanders leben wollte. Und dieser Zugereiste bezeichnete Leipzig als Lieblingsstadt. Kohlund hätte Merghentin die Meinung gesagt, wenn er Luft dazu gehabt hätte. Aber seine Qualen bemerkte der Genosse am Steuer nicht.

„Nummer zwölf.“

Grischa Merghentin fädelte den VW erstaunlich exakt in die enge Parklücke. Kohlund sprang aus dem Wagen, neigte sich zur schmerzenden Seite und atmete flach. Hatte beim Schulsport immer geholfen. „Lassen Sie sich Zeit. Ich klingle schon mal“, er unterdrückte ein Stöhnen.

Der Kommissar schob die kleine Vorgartentür aus und lief den sauberen Kiesweg entlang. Im Carport blitzte die A-Klasse. Ein Apfelbaum blühte. Im Weiher aus schwarzer Plaste schwammen Goldfischlein. Daneben plätscherte ein kleiner Brunnen. Kohlund vermisste nur die Gartenzwerge.

Der Kommissar sog nunmehr die Luft tief in die Lungen und streckte die Hand zum Knopf, da wurde die Tür ohne sein Klingeln geöffnet. Der Mann sah ihm nicht zum ersten Mal entgegen, mein Alter mutmaßte der Kriminalist, sah aber jünger aus. Die Muskeln sprengten beinah das T-Shirt. Trainingshosen beulten um kräftige Beine. Die grauen Haare wurden wie Stadionrasen kurz gehalten. In der Türsteherszene waren Kohlund solche Gestalten begegnet. Der Mann in der Tür sagte kein Wort, blickte ihn nur abschätzig an. Kohlund schöpfte Atem. Es stach in der Lunge.

„Kriminalpolizei. Wir hatten unser Kommen telefonisch gemeldet.“

„Ohne Anwalt kein Wort, Herr Kommissar. Und Dr. Alhaus kann sich erst nach 17 Uhr für uns freimachen. Guten Tag!“

Damit schlug die Tür zu. Kohlund wandte sich ab und fasste es nicht. Merghentin hatte sich in seinen Rollstuhl geschwungen und stand vor der Pforte. Er blickte auf seine Uhr.

„Zwei Stunden. Wo wollen wir warten?“

Kohlund hickte und hechelte wieder. Ein Schluckreiz kam zum Seitenstechen hinzu.

„Da denkt jemand ganz Liebes an Sie“, bemerkte Genosse Merghentin erstaunlich ernst.

Kohlund winkte ab. Dieses Mitleid konnte er nicht ertragen.