LUCE
Vielleicht habe ich den Verstand verloren, denn das ist so gar nicht meine Art. Ich habe sonst immer die Arbeit über alles andere gestellt. Das hat das Ende meiner letzten Beziehung vor fünf Jahren bewiesen. Er hat mich verlassen, weil ich ihn nie an die erste Stelle gesetzt habe.
Und jetzt laufe ich einem heißen Kerl hinterher und lade ihn zum Abendessen ein, obwohl ich andere Dinge zu tun hätte. Ganz oben auf der Liste müsste stehen: von Security-Leuten fernhalten – von denen ich mit keinem je was hatte. Das war gelogen. An zweiter Stelle müsste dann kommen: einen Weg hinter die Bühne finden, um die Scheiße, die meine Stellvertreterin gebaut hat, seit ich heute Nachmittag da rausgeflogen bin, wieder zu beseitigen.
Das Festival sollte Australiens Coachella werden, aber so, wie es im Moment läuft, können wir von Glück reden, wenn wir noch ein Jahr durchhalten.
Amanda hat behauptet, sie weiß, was sie tut. Die Labelchefs haben mich gezwungen, mir das Wochenende freizunehmen, obwohl ich das ganze Event überhaupt erst auf die Beine gestellt habe.
Auf gar keinen Fall konnte ich einfach zu Hause bleiben, und nun, wo ich hier bin, sollte ich kein anderes Ziel haben als den Backstage-Bereich, um das Chaos zu beseitigen, das Amanda angerichtet hat. Auftritte werden überzogen, die Wartezeiten zwischen den Bands sind viel zu lang, und so, wie ich das von hier aus sehe, sind weder die Bands noch ihr Management zufrieden. Das hier ist mein Baby. Ich habe achtzehn Monate pausenlos dafür gearbeitet. Man hat mir mitgeteilt, dass ich dieses Wochenende aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht arbeiten darf, weil ich so viele Überstunden gemacht habe, dass sich jeder Arbeitgeber, der ein Gewissen hat, für meinen Stundenlohn schämen würde. Daraufhin bin ich sofort zu der »Heart2Heart«-Wohltätigkeitsveranstaltung gefahren, um die Tickets, die ich im Namen von Joystar Records gespendet habe, zu gewinnen. Was möglicherweise moralisch nicht so ganz in Ordnung ist, aber das mache ich dann mit einer Spende an »Heart2Heart« wieder gut.
Meine Mum behauptet, ich wäre ein Workaholic, aber das klingt so negativ. Ich finde, es ist überhaupt nichts falsch daran, für den Job alles zu geben. Das ist es doch, was einen von all den anderen unterscheidet, die Karriere machen wollen.
Das Festival geht vor meinen Augen unter, und ich habe nichts Besseres im Kopf, als Marty was zu essen zu besorgen und hoffentlich noch mal Lippenkontakt herzustellen.
Der eine Kuss hat mich total umgehauen. Oben ist unten und links ist rechts, die Welt dreht sich plötzlich andersrum. Noch nie in meinem Leben hat mich irgendjemand so geküsst.
Kann ein einzelner Kuss einen Hirnkurzschluss auslösen?
Wenigstens um die Essensversorgung muss ich mir keine Sorgen machen. Da läuft alles rund, auch wenn es etwas voll ist. Aber das bedeutet schließlich mehr Umsatz, und ich glaube nicht, dass jemand merkt, wie lange man anstehen muss oder wie schlecht das Essen ist, so betrunken, wie hier alle sind.
Als wir vorn in der Schlange stehen, drehe ich mich zu Marty um. »Willst du ernsthaft noch so ein Würstchen-Ding? Ich kann nicht garantieren, dass das nicht auch auf dem Boden landet. Vor allem, wenn du es wieder so in den Mund nimmst wie eben.«
Auf das unschuldige Lächeln, das er mir zuwirft, falle ich nicht rein. »Dann musst du mir so lange welche kaufen, bis du dich beherrschen kannst.«
Der Wagen mit den Getränken sticht mir ins Auge. »Willst du auch was trinken?«
Er wirft erst einen Blick auf mein Portemonnaie, dann einen zu mir und beißt sich auf die Lippen, die mich so langsam in den Wahnsinn treiben. »Abendessen und Drinks?«, fragt er. »Willst du dich einschleimen, weil du dich vorhin wie ein Arsch benommen hast, oder mich gefügig machen?«
»Würde das denn funktionieren?«
Kurz zögert er, dann lehnt er sich zu mir und flüstert: »Nach dem Kuss eben? Da ist nicht mal mehr das Essen nötig.«
Verdammt. Wo kommt dieser Kerl nur her?
Ich muss mich davon abhalten, ihn wieder gegen einen Imbisswagen zu drücken.
»Hol dir, was du willst, und bring mir einen Whiskey Cola mit, okay?« Ich halte ihm einen druckfrischen Hunderter hin.
»Ich kann mir aussuchen, was ich will?«, hakt er nach. »Den teuersten Drink, den sie haben?«
»Das ist dann wahrscheinlich das billigste Bier auf dem Markt, wenn man bedenkt, was die hier auf die Preise draufschlagen.«
Er lacht. »Okay, bin gleich wieder da.«
Als er sich umdreht und geht, muss ich feststellen, dass sein Hintern genauso verlockend ist wie sein Mund.
Mit Essen und Getränken gehen wir rüber zu Bühne drei, wo meine Ohren von einer grauenvollen Band mit einem kreischenden Sänger angegriffen werden.
»Was zur Hölle ist das denn?«, murmle ich.
»Ja, oder? Wie kann es sein, dass diese Bands vor Radioactive spielen dürfen? Hier war ein Act schlimmer als der andere. Wer auch immer dieses Festival organisiert hat, ist entweder taub oder hat keine dieser Bands je spielen hören.«
Ich wäre ja beleidigt, nein, ich möchte wirklich gern beleidigt sein – aber er hat recht. Zwar bin ich nicht taub, aber ich habe nicht jede Band gehört, die ich gebucht habe. Stattdessen habe ich mir Verkaufszahlen, Social-Media-Follower und Tourdaten angesehen und danach die Auftrittszeiten zugeteilt. Die Lektion lautet dann wohl, dass Fanzahlen kein Indikator für Musikqualität sind.
»Vielleicht finden wir hinten irgendwo ein Stück Wiese, wo man nicht so …« Ich suche den richtigen Ausdruck, denn »so viel hört« scheint mir nicht stark genug.
»Wo unser Gehör nicht vollkommen zerstört wird?«
Perfekt . »Genau das.«
Marty und ich setzen uns auf einen kleinen Hügel, der ein gutes Stück von den Lichtern, den Leuten und dem Lärm, der von Bühne drei kommt, entfernt liegt. Während er isst, sehe ich absichtlich woandershin, weil ich nicht riskieren will, über ihn herzufallen.
Es weht ein kühler Wind, der aber sehr erfrischend ist. Von hier aus betrachtet wirkt das Festival gar nicht wie ein Desaster. Das Wetter ist perfekt, lauter Beifall klingt durch die Dunkelheit, und es riecht nach einer Mischung aus Bier, Gras und Rauch von den überall verteilten Feuerstellen.
Gott, wie ich mich mit meinen Chefs wegen dieser blöden Feuer gestritten habe. Sicherheitsrisiken, Versicherungsprämien, Genehmigungen, bla, bla, bla. Aber sie sorgen für eine schöne Stimmung, verdammt noch mal, und ich wollte sie haben.
Auch wenn ich keine Ahnung habe, warum überhaupt, da ich ja normalerweise gar nichts von ihnen gehabt hätte.
»Abendessen, Drinks und etwas, das einige als Musik bezeichnen«, sagt Marty. »Da sind wir ja doch noch bei dem Date gelandet, das wir gewonnen haben.«
Das Date, das keiner von uns wollte. Das werde ich garantiert nicht zugeben, nachdem ich vorhin so auf ihm rumgehackt habe, weil er aus den falschen Beweggründen hier ist. Ich bin kein Stück besser.
»Na, dann erzähl doch mal«, wechsle ich das Thema. »Was ist so toll an Radioactive?«
»Was ist nicht toll?« Martys Augen beginnen zu leuchten, und er fängt an, davon zu schwärmen, dass die Band sein Leben verändert hat. »Man kann sich mit Jays Songtexten einfach so gut identifizieren. Man hat das Gefühl, dass der ganze Mist nicht so schlimm ist, weil man nicht als Einziger da durchmuss. Weißt du, was ich meine?«
»Das scheint dir echt wichtig zu sein.«
Marty zuckt die Achseln. »Hast du dich noch nie bei einer Band oder einem Lied so gefühlt? Irgendwas, das dir das Gefühl gibt, nicht mit allem allein zu sein, obwohl du es eigentlich bist?«
Seine Leidenschaft gibt mir kein wohlig-warmes Gefühl, auch wenn sie das wahrscheinlich sollte. Stattdessen spüre ich einen sehnsüchtigen Druck in der Brust, den ich hasse. Dass Marty so begeistert von diesen Menschen, die er noch nie getroffen hat, schwärmen kann, erinnert mich daran, warum ich einmal ins Musikbusiness wollte.
»Ja. Ich weiß genau, was du meinst.« Auch wenn ich schon sehr lange keine solche Verbindung mehr zur Musik gespürt habe. Das hat mir die Arbeit in der Branche genommen. Musik ist nur noch Arbeit . Keine Flucht in eine andere Welt mehr, so wie früher.
Ich würde gern auch wieder so viel Begeisterung für Musik empfinden wie Marty. Nicht nur, weil sich mein Leben ohne sie so leer anfühlt, sondern auch, weil Marty es so verlockend erscheinen lässt. Ich habe noch nie jemanden so strahlen sehen, wenn er über Musik gesprochen hat, und das, obwohl ich sie als meinen Lebensinhalt bezeichne.
»Meine erste Kassette …«
Marty gibt ein als Husten getarntes »alter Mann« von sich.
»Das hab ich jetzt nicht gehört. Die erste Kassette, die ich mir gekauft habe, war von Pearl Jam.«
»Eddie Vedder ist sexy.«
»Ich war zehn.«
Marty zuckt nur die Achseln. »Damals hatte ich noch Windeln an.«
»Oh Gott«, erwidere ich lachend. »Egal, jedenfalls waren sie für mich so eine Art Einstiegsdroge in dieses Grunge-Pop-Genre. Nirvana, Green Day, Sister Hazel, Counting Crows, U2 …« Obwohl sie alle der Grund sind, warum ich meinen Job mache, habe ich die Freude daran verloren.
»Und du weißt zwar, wer Radioactive ist, hast sie aber noch nie gehört.«
»Woher weißt du, dass ich sie noch nie gehört habe?«
»Weil du nichts beizutragen hast, wenn ich über sie rede. Du siehst mich genauso an wie meine Freunde, wenn ich von ihnen anfange. Als würdest du mir den Kopf tätscheln und mir sagen wollen, wie niedlich ich bin. Weil es zwar süß ist, dass ich so begeistert bin, es dir aber eigentlich egal ist.«
»Und was, wenn ich nur so fasziniert von dir bin, dass mir nichts mehr einfällt?«
Beinahe schockiert weicht Marty zurück. »Wow, du legst es wirklich drauf an, mich heute noch ins Bett zu kriegen, oder?«
»Das war ernst gemeint. Ich finde es toll, wie viel Begeisterung du dafür empfindest. Es … Scheiße, jetzt klinge ich gleich richtig alt, aber das erinnert mich daran, wie ich als Teenager war.«
»Ich bin kein Teenager«, entgegnet er nachdrücklich.
»Ich weiß. Das meinte ich auch nicht. Ich meinte, dass ich so für nichts mehr empfunden habe, seit ich ein Teenager war. Nach der Schule war mein einziges Ziel, mich zu beweisen. Und wenn man so damit beschäftigt ist, sich ein Leben aufzubauen, hat man keine Zeit mehr, auch eins zu leben. Ich bin ein bisschen neidisch darauf, dass du dir deine Leidenschaft so bewahren konntest.«
Marty sieht mich ein paar Sekunden lang ausdruckslos an, als versuche er herauszufinden, warum dieser fremde Typ bei einem Blind Date plötzlich anfängt, ihm sein Herz auszuschütten. Dann blinzelt er, greift in seine Tasche und holt sein Handy raus. Aus der anderen zieht er seine Kopfhörer hervor. »Hör dir das mal an.«
»Okaaaay.« Während ich mir Stöpsel in die Ohren stecke, sucht Marty einen Song aus. Bereits bei den Anfangsriffs lande ich im Kopf eines anderen Menschen. In einem anderen Leben, das gleichzeitig traurig, fröhlich und bittersüß ist. Niemanden zu haben und ganz allein zu sein und dann den einen Menschen zu finden, der dein Leben perfekt macht und mit dem auf einmal alles besser ist.
Angesichts dieser rohen Gefühle bildet sich ein Kloß in meinem Hals, und ich verstehe plötzlich, warum Marty diese Band so liebt. Als der Song zu Ende ist, drücke ich auf seinem Handy auf »Repeat«.
Marty sagt nichts, denn er versteht mich.
Nach dem zweiten Durchlauf nehme ich die Ohrstöpsel raus und gebe sie ihm zurück, aber ich habe keine Ahnung, wie ich ausdrücken soll, wie sehr mich dieser Song berührt und mitgenommen hat.
Ich entscheide mich für den besten Ablenkungs- und Abwehrmechanismus, den die Menschheit je hervorgebracht hat: Humor.
»Klingt, als wäre dein Traummann schon vergeben.«
»Er ist Single.«
»Du hast gesagt, dass sie ihre Songs alle selbst schreiben, oder? Der ist viel zu persönlich, als dass er nur fiktiv sein könnte.«
»Ich habe sie online gestalkt und alles über den Song gelesen, aber niemand weiß, um wen es wirklich geht, und die Band hat sich nicht öffentlich dazu geäußert.«
»Uuuh, wie geheimnisvoll.«
»Ich vermute, dass Jay ein gebrochenes Herz hat, weil es mit dem Typen aus dem Song nicht geklappt hat, aber das macht nichts, weil ich alles wiedergutmachen werde.«
Ich weiß, dass ich lachen müsste, bringe es allerdings nicht fertig. »Und was, glaubst du, wird dein Zukünftiger sagen, wenn er erfährt, dass du heute schon was mit einem viel besser aussehenden Kerl hattest?«
Marty zuckt die Achseln. »Man muss eben ein paar Kröten küssen, bevor man seinen Prinzen findet.«
Wieder so eine Frechheit, die ich ziemlich charmant finde.
»Ich habe gehört, wenn man bestimmte Kröten küsst, kriegt man Halluzinationen. Die haben so ein Giftzeug auf dem Rücken. Ich glaube, du meinst Frösche.«
Er gibt mir einen leichten Schubs, und das humorvolle Funkeln in seinen Augen macht mich ganz verrückt. »Du würdest so gut zu meinen Freunden passen, Mr Unnützes Wissen.«
»Wenn ich … äh … Freunde hätte, würde ich das Gleiche über dich sagen.« Gott, ist das nicht traurig?
»Du? Der Typ, der niemandem seinen richtigen Namen verraten will und einen nur Minuten nach dem ersten Kennenlernen beleidigt, hat keine Freunde? Ich bin entsetzt!«
Endlich muss ich doch lachen. »Schwer zu glauben, was?«
Es wird still zwischen uns, und er sieht mich so prüfend an, dass ich meinen Blick abwenden muss. Wenn man fünfundneunzig Prozent seiner Zeit mit Arbeiten und Schlafen verbringt, verschwinden die Freunde nach und nach. So ist das eben, wenn man erwachsen ist … dachte ich zumindest.
Marty lässt mich mein ganzes Leben hinterfragen, was für einen Typen, den ich erst vor ein paar Stunden kennengelernt habe, ziemlich heftig ist.
Sanft schiebt er seine Hand in meine. »Ich bin übrigens nicht vollkommen gestört. Ich weiß, dass Jay mich nicht von der Bühne aus sehen und sofort wissen wird, dass wir zusammengehören. Ich dachte nur, ich stelle das kurz klar, falls du mich für einen Irren hältst. Das ist nur eine Wunschvorstellung. Ich bin wegen der Musik hier.«
»Und jetzt hast du mich am Hals.«
Er lehnt sich langsam zu mir rüber, sodass ich spüren kann, wie sein Atem meine Haut erwärmt. Sein Flüstern lässt mir einen wohligen Schauer über den Rücken laufen. »Am Hals? Ich würde eher sagen, dass ich dich gefunden habe. Jemanden, der Radioactive mag? So was von heiß.«
Ich merke, wie ich hart werde, stöhne gequält auf und lasse die Entfernung zwischen uns zu nichts schrumpfen. Unsere Lippen treffen sich, und genau wie eben bin ich zwar derjenige, der den Kuss initiiert, aber Marty übernimmt sofort. Es ist definitiv heiß, wenn jemand weiß, was er tut, und so die Richtung vorgibt. Ich habe schon bei der Arbeit immer die Kontrolle über alles. Wenn ich nach Hause komme, will ich jemanden, der die Entscheidungen trifft und mich einfach so nimmt, wie er es will.
Ich nehme Martys Gesicht in meine Hände und ziehe ihn näher zu mir. Mit meiner Zunge suche ich seine in einem heißen, feuchten Kuss, der mich vollkommen einnimmt. Meine Gefühlslage nach dem Song und Martys begeisterte Reaktion führen dazu, dass wir uns ineinander verlieren und unsere Lippen sich erkunden, bis ich das Gefühl habe, dass das noch nicht reicht. Ich lasse meine Hand unter sein Hemd gleiten und stelle überrascht fest, wie gut trainiert seine Bauchmuskeln sind.
Schwer atmend halte ich inne. »Haben alle Doktoranden für Molekulartechnik so harte Bauchmuskeln?«
»Irgendwie finde ich, die Worte ›Molekulartechnik‹ und ›harte Bauchmuskeln‹ sollten nicht im selben Satz vorkommen.« Marty lacht leise. »Habe ich erwähnt, dass mein Bruder Personal Trainer ist?«
»Dann wissen wir ja, wo die Intelligenz in der Familie gelandet ist«, witzle ich.
Er sieht mich mit großen Augen an. »Danke! Das sage ich auch immer, und dann hält man mir vor, dass es gemein ist, so unverblümt die Wahrheit auszusprechen.«
»Du bist mir echt einer«, entgegne ich kopfschüttelnd. Ohne ihm die Gelegenheit zu geben, etwas zu erwidern, lege ich mich ins Gras und ziehe ihn auf mich. Unsere Lippen treffen sich erneut, und wieder genieße ich es, wie gut er mit seiner Zunge umgehen kann.
Meine Erektion drückt gegen den Reißverschluss meiner Jeans, und allein Martys Gewicht auf mir bringt mich fast schon zum Höhepunkt. Wenn er sich jetzt bewegt, wäre das das Ende und der Rest des Konzerts sicher unangenehm in den feuchten Klamotten.
Also lasse ich meine Hände an seinem Rücken hinuntergleiten, unter seinen Hosenbund und zu seinem knackigen Hintern. Eigentlich wollte ich ihn so davon abhalten, sich zu bewegen, aber stattdessen heben sich meine Hüften wie von selbst. Als er dann auch noch in meinen Mund stöhnt, bin ich kurz davor, zu kommen.
Es ist viel zu lange her.
Es ist mir fast egal, ob ich mich danach mit meiner Unterwäsche abwischen, sie wegschmeißen und ohne rumlaufen muss, weil es sich so unglaublich gut anfühlt.
Gejohle und Pfiffe sind zu hören und dann eine dunkle Stimme, die »Oh, Scheiße, das sind ja zwei Kerle« sagt. Ich reiße mich los, und mein Kopf knallt auf den Boden, als wir wieder in der Realität ankommen. Ich habe überhaupt nicht nachgedacht … es in der Öffentlichkeit so heiß hergehen zu lassen. Auch wenn wir hier in einem ruhigeren Bereich sind.
Sanft schiebe ich Marty von mir runter und auf die Seite, die weiter von den Typen weg ist, die uns unterbrochen haben. Nur falls es Ärger gibt. Aber die drei gehen weiter, wobei einer von ihnen uns für den Kommentar seines betrunkenen Kumpels einen entschuldigenden Blick zuwirft.
Erleichtert atme ich auf. »Ich wohne fünf Minuten von hier weg.«
Marty runzelt die Stirn und wirft einen Blick in Richtung Bühne.
»Stimmt ja«, sage ich. »Wie konnte ich nur vergessen, dass du gleich noch eine Verabredung mit deinem zukünftigen Ehemann hast?«
Er beißt sich auf die Lippe und hat verdammt noch mal keine Ahnung, was das mit mir anstellt. Oder er weiß es und macht das mit Absicht. »Bis zum Auftritt sind es noch anderthalb Stunden. Fünf Minuten von hier, meintest du?«
Schneller bin ich in meinem ganzen Leben noch nicht auf den Beinen gewesen.