J’accuse

Die nächsten Wochen vergingen damit, daß Laura am Vormittag lernte und am Nachmittag meist in die Stadt ging, um Museen, Ausstellungen, Galerien zu besuchen. Eines Tages geriet sie durch Zufall in ein russisches Restaurant, und da Olga ihr nie von diesem Lokal erzählt hatte, nahm sie an, es sei ihr vielleicht unbekannt.

Rate, wo ich heute war! fragte sie, als sie zurückkehrte und Olga über ihren Zeichnungen sitzen sah.

Nun, im Anatomischen Museum in Maisons-Alfort, wo man das Präparieren menschlicher Muskeln studieren kann. Laura schüttelte den Kopf.

Würde ich dir auch nicht empfehlen, sagte Olga, es ist ein makaberes Gruselkabinett.

Ich versprech’ dir’s, ich geh nicht hin, sagte Laura und ließ Olga weiterraten.

Dann vielleicht im Musée Orfila, wo man die Nachbildung des Hofzwergs irgendeines polnischen Herrschers sehen kann, der manchmal in der Suppenschüssel aufgetragen wurde, worauf sämtliche Damen bei Tisch entsetzt aufsprangen. Ich glaube, es gibt auch einen mumifizierten Affen, den Fragonard einst als Modell für seine Schäferszenen benutzte.

Laura fragte Olga, ob sie nun mit allen Absurditäten durch sei.

Weißt du, in Paris gibt es Hunderte von Galerien und Museen. Ich werde den ganzen Abend raten und nicht draufkommen.

Nun, ich war in einem russischen Restaurant, sagte Laura erwartungsvoll.

Olga ließ ihren Zeichenblock sinken. Ach ja, sagte sie dann langsam, in der Rue Bertholet. Sie nahm einen Bleistift vom Tisch und begann, ihn zu spitzen. Hast du mit jemandem gesprochen?

Ja, natürlich, sagte Laura eifrig. Ein russischer Student sprach mich an, und er bot sich an, mir Paris zu zeigen, wenn ich Lust hätte.

Und, hattest du?

Laura lachte auf. Natürlich. Aber selbstverständlich tat ich es nicht.

Das wirst du auch ganz schön bleibenlassen, sagte Olga und schaute Laura beschwörend an.

Und weshalb?

Was wollte er dir denn zeigen? Den Platz etwa, auf dem Zola im »Café Napolitain« immer saß?

Laura nickte verblüfft. Woher weißt du das? Er wollte mir nicht nur das »Café Napolitain« zeigen, er wollte mir viele Orte zeigen, wo berühmte Dichter sich aufgehalten, ihre Romane verfaßt oder ihre Gedichte geschrieben haben oder noch schreiben. Und dazu die Plätze, wo Maler malen, die berühmten, nicht irgendwelche ...

Laß die Finger davon! unterbrach sie Olga. Laß um Himmels willen die Finger von irgendwelchen Leuten, die dich ansprechen! Hat er dich gefragt, wo du wohnst?

Laura überlegte, war sich nicht ganz sicher und sagte dann: Ich glaube nicht, daß er direkt gefragt hat. Er hat sich nur nach dem Viertel erkundigt.

Auch bei wem du wohnst?

Ich sagte, bei einer Freundin, gab Laura zur Antwort. Das war alles. Was ist damit?

Er hat dir gesagt, er sei Student und er verdiene sich Geld mit Stadtführungen, nicht wahr?

Olga, ich geh’ bestimmt nicht mehr hin, versprach Laura, aber was soll das alles?

Sie haben Spitzel in diesem Restaurant, jede Menge Polizeispitzel. Sie sind scharf auf jeden, der aus Rußland kommt, auf die Studenten zumal. Es gibt hier in Paris an die dreitausend russische Studenten, etwa zwei Drittel davon sind jüdisch, vierhundert sind Frauen. Jeder einzelne ist für die Obrigkeit verdächtig, und du weißt nie, mit wem du am Tisch sitzt. Kaum nickst du abweisend mit dem Kopf, bist du schon in ein Gespräch verwickelt, in aller Freundlichkeit selbstverständlich. Ich war nur einmal dort, dann wußte ich Bescheid.

Gutgut, ich geh’ nicht mehr hin, versprach Laura. Es gibt andere Lokale, in denen ich, wenn ich müde bin von den Museen und Galerien, meine Tasse Kakao trinken kann. Sie zögerte. Er hat auch gesagt, daß er mich in ein Kabarett mitnehmen würde, wenn er mir die Stadt zeigt, ins »Moulin Rouge« oder ins »Chat noir«. Er hat gesagt, kein Besucher würde je Paris verlassen, ohne daß er zumindest in einem dieser Kabaretts gewesen sei.

Wenn dieser Besucher einen dicken Geldbeutel hat, mag das stimmen, sagte Olga. Der Eintritt zu den Vorstellungen ist horrend. Ich konnte mir das noch nie leisten. Als Frau geht man ohnehin nicht allein wohin, und meinen armen Claude kann ich da gewiß nicht hinschleppen. Seine Familie ist entsetzlich knauserig, er soll lernen, sagt sein Vater, Vergnügungen könne er sich später leisten, von seinem eigenen Geld.

Mir liegt gewiß nichts an einem Kabarett, sagte Laura, und falls ich nach Deutschland zurückgehe, habe ich gewiß niemanden, vor dem ich mich brüsten könnte, im »Chat noir« oder im »Moulin Rouge« gewesen zu sein.

Wir werden trotzdem irgendwann einmal hingehen, sagte Olga und widmete sich wieder ihrem Zeichenblock. Sie wollen gerade ein Abendkleid von mir. Wenn ich diesen Entwurf hier verkaufen kann, lade ich dich ein.

Die Wohnung war leer, als Laura mittags aus der Stadt zurückkam. Über den Tisch waren wie üblich Olgas Zeichnungen ausgebreitet, die auch die Hälfte des übrigen Appartements bedeckten. Laura hatte sich inzwischen an das Chaos gewöhnt. Wenn sie kochte und den Tisch decken wollte, schüttelte Olga nur bisweilen unwillig den Kopf und deutete zum Dachgarten hinaus. Dort gab es an der Eisenbrüstung ein herabklappbares Brett, auf dem kaum zwei Teller Platz hatten. Den Rest verstauten sie dann auf einem kleinen Beistelltisch, für den kaum Raum vorhanden war. Wenn man saß, konnte man während des Essens nicht mehr aufstehen. Was willst du, in der »Coupole« ist es auch nicht anders, und trotzdem ist sie immer zum Bersten voll. Man geht dorthin, um zu essen, nicht um gemütlich zu sitzen.

Laura stieg vorsichtig zwischen den Zeichnungen hindurch, ein Blatt, das über ein anderes geklebt war – der Leim war noch feucht –, blieb an ihrer Sohle hängen. Sie wollte es loslösen und zu den übrigen legen, dann stellte sie fest, daß es sich nicht um Zeichnungen handelte, sondern offenbar um ein größeres Manuskript. Sie legte die aneinandergeklebten Blätter auf das Vertiko und deckte den Tisch.

Hast du’s gelesen? fragte Olga später, nachdem sie zurückgekehrt war, und deutete auf das Vertiko.

Was?

Nun, das hier. Olga streckte Laura die Blätter entgegen.

Sie lese nichts hinter dem Rücken ihrer Freunde, sagte Laura. Sie habe die Blätter aufgehoben, weil sie an ihrer Sohle hängengeblieben seien, habe sie aber natürlich nicht gelesen. Was ist es denn, ein Begleittext zu deinen Modellen?

Olga lachte. Wohl kaum.

Die Kritik einer Modenschau?

Nein, da werde ich nicht oft hingeschickt. Offenbar gibt’s Leute, die das billiger machen. Neinnein, es ist etwas ganz und gar anderes. Wie war das doch neulich mit diesem angeblich russischen Studenten? Was wollte er dir zeigen? Den Platz Zolas im »Café Napolitain«?

Nicht nur den, sagte Laura, er wollte mir alle Plätze in Paris zeigen, die mit berühmten Künstlern zu tun haben.

Da bräuchte er Jahre dazu, sagte Olga und legte die Blätter seufzend in eine Schublade des Vertikos. Dann schob sie ihre Zeichnungen zusammen, trug sie in eine Ecke des Zimmers und deponierte sie dort auf dem Boden. Ich mach’ heute nachmittag gleich weiter. Was hast du uns denn gekocht? fuhr sie dann fort und hob schnuppernd den Deckel der Suppenterrine. Ah, Grießsuppe, wunderbar! Sie setzte sich an den Tisch und schöpfte die Suppe auf die Teller. Da du jetzt bereits seit fünf Minuten nur noch mit gerunzelter Stirn herumläufst und dir überlegst, was wohl auf diesen Blättern steht, sollst du’s auch geradeheraus wissen. Vielleicht verstehst du dann auch mein Mißtrauen von neulich besser. Es ist ein Artikel über Dreyfus.

Laura legte den Löffel beiseite. Lassen sie dich jetzt endlich auch fürs politische Ressort arbeiten?

Neinnein, das lassen sie mich nicht, sagte Olga und rührte in ihrer Suppe. Da bin ich ihnen noch nicht gut genug.

Und für wen schreibst du diesen Artikel dann?

In Berlin unterhielten wir uns einmal über Luftschlösser, erinnerst du dich?

Ja, natürlich.

Dieser Artikel ist so ein Luftschloß, verstehst du?

Nein, sagte Laura, sie verstehe nicht.

Nun, Tatsache ist, daß ich keinerlei Auftrag für diesen Artikel habe. Ich schreibe ihn ins Blaue hinein. Aber ich muß ihn ganz einfach schreiben, weil ich sonst vor Zorn platze. Das verstehst du doch sicher, oder? Und ich werde diesen Artikel anbringen, irgendwo und irgendwann. Und wenn ich dazu auf den Mond fliegen oder zum tiefsten Meeresgrund tauchen müßte wie Jules Verne. Oder zehn Jahre warten. Er wird erscheinen.

Ist die Sache denn nicht vorbei? fragte Laura zögernd.

Nein, das ist sie nicht. Sie haben ihn begnadigt, aber das Ganze ist eine Groteske. Einen Unschuldigen begnadigen! Und Zola ist tot! sagte Olga voller Zorn und kippte das halbe Salzfaß in ihre Suppe.

Sie ist schon gesalzen, sagte Laura und nahm Olga das Salzfaß aus der Hand.

Seine Asche taugt nicht für das Pantheon, verstehst du das? Sie begraben Zola auf dem Friedhof von Montmartre, weil seine Asche für das Pantheon nicht gut genug ist. Man bestraft ihn noch im Tod, als ob man ihn nicht schon im Leben genug bestraft hätte.

Und Dreyfus? fragte Laura. Was macht er?

Er kämpft um sein Recht. Und dazu müssen andere mithelfen. Jean Jaurès, der Führer der Sozialisten, verlangt eine neue Untersuchung, und der jetzige Kriegsminister hat zugestimmt.

Und wie wird es dann weitergehen?

Wenn der Justizminister den Kassationshof mit der Revision des Prozesses von Rennes beauftragt, wird der Prozeß noch einmal aufgerollt. Er muß annulliert werden, dieser Prozeß, und Dreyfus muß rehabilitiert werden – nicht begnadigt!

Sie seien mit Lammfleisch gefüllt, das du so magst, sagte Laura, und deutete auf den Teller mit Fleischrollen, den sie inzwischen auf den Tisch gestellt hatte.

Olga zuckte zusammen. Wie bitte?

Ich habe gesagt, es ist Lammfleisch, sagte Laura geduldig.

Ja, Lammfleisch. Ich mag es. Lammfleisch.

Wieso kommt jemand, der politisch so engagiert ist wie du, fuhr Laura fort, zur Mode? Wieso macht er dann das?

Gut, seufzte Olga, wir sind also wieder bei der Frage der Schinkenkeulenärmel, der Plissees, der Volants, der Krausen, der Rüschen und bei der Diskussion darüber, weshalb die Zeit der simpel abfallenden Schulterlinien und der blusigen Taille vorbei ist und die Zeit der Wespentaillen und der Wickeltaillen wiedergekommen, die zur Zeit das einzig Tragbare sind für die vornehme Damenwelt. Hör zu, ich habe zweieinhalb Jahre in Zürich studiert, dann ging mir das Geld aus, weil die Kolleggelder nicht eben billig waren und mein Onkel starb. Ich war gezwungen, irgend etwas zu tun, was Geld brachte. Also ging ich zu einer Zeitung, wollte als Volontärin in das politische Ressort, und was boten sie mir an: die Mode. Ich nahm die Stelle, weil ich wußte, daß man Männern zunächst meist den Sport anbietet. Und dann merkte ich irgendwann, daß es mir Spaß machte, mir Dinge auszudenken – Kleider, Hüte –, zum Teil sehr kühne Dinge. Aber die Entwürfe gefielen offenbar. Ich bot sie einem Modeschöpfer an, er war davon begeistert. Also arbeitete ich dann auf zwei Ebenen: hier Reportagen für große und kleine Modenschauen, Geschichtliches über die Mode durch die Jahrhunderte, dort meine Zeichnungen für Modeschöpfer. Und davon konnte ich leben, nicht üppig, aber es ging. Passierte etwas mit einer dieser kostbaren Roben bei einer Modenschau, so gehörte ich zu denen, die sie billig kaufen konnten. Und ich kaufte mir einiges. Ich war ausgehungert nach Schönheit, was du dir, wenn du an unsere Behausung im Scheunenviertel denkst, unschwer vorstellen kannst. Als ich nach Paris kam, hatte ich zunächst wenig Lust, mich politisch zu betätigen. Du kannst auch Sozialistin sein, ohne daß es jeder gleich weiß. Und diese äußerlichen Attribute einer Revolutionärin – schwarzer Wachstuchhut, blaue Brille, kurze Haare, verlatschte Stiefel und Zigarettenspitze –, die erschienen mir irgendwann kindisch, also legte ich sie ab. Mir macht es Spaß, mich schön anzuziehen. Du kannst dir für ein paar Francs Lederreste kaufen, einige bunte oder ziselierte Knöpfe, und schon hast du eine Garnitur für ein schickes Straßenkleid, eine Dekoration für einen Hut. Die Modelle, die ich entwerfe, lasse ich vervielfältigen. Ich halte nichts von dem Unsinn der Exklusivität, jede Frau soll etwas Schönes tragen dürfen. Das ist meine Form des Sozialismus: Schönheit muß für alle dasein, und sie muß auch keinesfalls teuer sein.

Und deine Pläne mit dem politischen Ressort? fragte Laura. Die werden sich erfüllen, eines Tages. Ich habe gelernt, Geduld zu haben. Das hier, dieser Artikel, ist ein Aufschrei für die Gerechtigkeit. Er ist nur der Anfang von dem, was ich mir vorstelle. Und ich bin nicht allein mit meinem Engagement. Weißt du, damals bei diesem Protestmarsch für Dreyfus, bei dem ich Claude kennenlernte, war das ein gutes Gefühl. Ich fühlte mich nicht mehr einsam, ich wußte plötzlich, daß es in diesem Staat hier viele Menschen gibt, die den Antisemitismus verabscheuen. Es lebe Zola! Es lebe Dreyfus! riefen sie, riefen wir alle, als zur Einweihungsfeier des Denkmals auf der Place de la Nation dreihunderttausend Sozialisten zusammengekommen waren. In den Zeitungen war die Rede von einer Massenhysterie, aber es war keine, es war ein Aufbegehren gegen die Obrigkeit, die die Wahrheit mit Füßen getreten hatte. Bis auf den Grund sei die antisemitische Seele erhellt worden, sagte Jean Jaurès, als man in diesem Prozeß die Lügen mit weiteren Lügen zu vertuschen suchte und immer weiter in den Schlamm sank, Papiere verschwinden ließ, Fälschungen mit Fälschungen unter den Tisch wischte. Zolas öffentlicher Brief an den Präsidenten der Republik vor fünf Jahren war ein Aufschrei. Aber ich denke, dieses »J’accuse«, das in Clemenceaus Zeitung »L’Aurore« erschienen ist, könnte man hundertmal hinausschreien. Jedesmal aus einem anderen Anlaß. Da bedarf es nicht der Kreuzzüge und der Pest mit der Mär von der Brunnenvergiftung, da braucht man sich bloß den Antisemitenstreit an der Universität in Berlin mit diesem Professor Treitschke ins Gedächtnis rufen. Kannst du dir vorstellen, was es bedeutet, wenn ein veritabler Professor vom Katheder herunter verkündet: »Die Juden sind unser Unglück« und in den »Preußischen Jahrbüchern« Jahr für Jahr seinen Judenhaß austobt? Oder wenn ein veritabler Prediger, ein Hofprediger wie Adolf Stöcker, von der Kanzel herab seine durch und durch antisemitischen Parolen unters Volk streut und fordert, daß die jüdischen Lehrer aus den Grundschulen entfernt und die jüdischen Richter reduziert werden sollen? Beim Volk heißt es dann: Diese hohen Herren werden schon wissen, was sie sagen; wenn sie es sagen, muß es wohl stimmen. Was für sie richtig ist, wird auch für uns richtig sein. Antisemitenkatechismus, Antisemitenspiegel, antisemitische Partei, Anti-Antisemitenspiegel – welche Vokabeln! Und was bedeutet das? Es bedeutet, daß man sich in aller Öffentlichkeit dazu bekennen kann, ohne daß einem das geringste geschieht. Niemand wird angezeigt oder gar verurteilt deswegen. Kein Prozeß gegen diesen Mann mit seinem Antisemitenspiegel. Als Gegenaktion zwar den Anti-Antisemitenspiegel, aber was hilft das schon, wenn das Gift erst mal versprüht ist und das Gegengift so lange auf sich warten läßt?

Du hast nie mit mir über so etwas gesprochen, sagte Laura irgendwann.

Weißt du, ich dachte, du läufst mir davon, wenn du von meiner wilden Seele erfährst, sagte Olga spöttisch. Und außerdem war ich nie sicher, ob du dir so etwas überhaupt anhören würdest. Versteh mich recht, sagte Olga rasch, als Laura zu einer Erwiderung ansetzte, selbstverständlich weiß ich, daß du dich immer auf die Seite des Rechts stellen und kein Unrecht dulden würdest, aber wenn wir Frauen irgendwann einmal wählen dürfen in Deutschland und jemand würde mich fragen: Was wählt deine Freundin? – ich wüßte es nicht.

Laura lachte verlegen. Ich auch nicht. Ich kann dir zwar sagen, was ich nicht wählen würde: nicht die Konservativen, nicht die Nationalliberalen, nicht die Linksliberalen und das Zentrum schon gleich gar nicht. Bleiben also nur die Sozialdemokraten, aber denen geht es weitgehend um die ausgebeutete und unterdrückte Arbeiterklasse. Mich interessieren aber auch alle übrigen Ausgebeuteten und Unterdrückten.

Hattest du eigentlich nie Probleme mit deinem nationalistischen Großvater? wollte Olga wissen.

Und ob ich die hatte, und ich war auch gewiß nicht allein mit meinem Widerstand. Ich hatte Onkel Heinz an meiner Seite, Großmama, unsere Köchin Irma. Aber wenn man gegen etwas ist, muß man nicht unbedingt für etwas anderes sein – oder?

Man muß nicht, sagte Olga leise. Solange man nicht daran kaputt geht, muß man nicht.