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Als Okura am nächsten Morgen erwachte, lag ein Schiff der Coast Guard querab an Steuerbord. Die Munro, die schon die Crew der Lion nach Dutch Harbor gebracht hatte, lang und schlank und weiß, am Bug ein Deckgeschütz als diskrete Warnung.

»Sind gestern Nacht aufgetaucht«, erklärte Christer Magnusson. »Sie haben schon geschlafen. Wollten wissen, ob wir irgendwo über einen japanischen Schiffsoffizier gestolpert wären. Scheint, in Dutch Harbor wird einer vermisst.«

Okura nahm einen Schluck Kaffee und bemühte sich, ruhig zu bleiben, obwohl er die Nähe des Schiffs der Coast Guard fast körperlich spürte. »Was haben Sie geantwortet?«

Magnusson spuckte in einen leeren Nudelsuppenbecher. »Ich habe geantwortet, ich hätte niemanden gesehen, jedenfalls keinen Japaner. Ich habe geantwortet, ich hätte zwei Bergungsspezialisten auf der Lion, die herausfinden wollen, wie wir die Sache am besten angehen.«

»Haben sie’s geglaubt?«

»Sah so aus.« Magnusson stellte den Nudelbecher hin, schaute Okura in die Augen. »Aber meine Vergütung ist soeben in die Höhe geschnellt, und ich werde die Coast Guard nicht weiter belügen, nicht für zehntausend Dollar. Wenn Sie mein Schiff weiter als Operationsbasis nutzen wollen, verlange ich fünfundzwanzig Prozent von dem, wonach Sie suchen. Egal, was es ist.«

Fünfundzwanzig Prozent. Mehr als zwölf Millionen Dollar. Okura flimmerte es für einen Moment vor den Augen. Aber hatte er eine Wahl?

Er nickte.

»Gut.«

Die Salvation gierte heftig. Magnusson schaute auf das Barometer an der Rückwand des Ruderhauses. »Das Wetter wird schlecht. Morgen wollen Sie nicht mit dem kleinen Boot da draußen herumschippern, übermorgen schon gar nicht. Suchen Sie weiter, solange das Wetter es noch zulässt.«

Damit war das Gespräch beendet. Magnusson nahm seinen Posten am Fahrstand ein, drosselte die Geschwindigkeit und beobachtete durch das Rückfenster die Bewegungen der Lion hinter ihnen. In der Nacht hatte die Crew eine Trosse – einen Draht – an ihrem Heck angebracht, und Magnusson war es durch geschicktes Manövrieren mit der Salvation gelungen, den Frachter in den Wind zu drehen. Doch Okura hatte den Eindruck, dass der Schlepper, sosehr er sich gegen die Last stemmte, nicht mehr tun konnte, als den Havaristen an seiner Position halten.

Okura sah ihm Geist die Laderäume vor sich, die noch zu durchsuchen waren, dachte an die heranziehende Sturmfront, die jetzt schon aufgewühlte See. Wo bist du, Tomio? Wo ist der Aktenkoffer?