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Daishin Sato saß in seinem gemieteten Pick-up und betrachtete die an der Pier liegende Gale Force. Er versuchte, sich eine Strategie zurechtzulegen.

Hinter der Gale Force dümpelte der Autotransporter Pacific Lion unaufgeregt in der Mitte der Unalaska Bay, fast zum Greifen nahe. Und irgendwo an Bord oder aber ganz in der Nähe warteten Inhaberobligationen aus dem Besitz des Inagawa-kai darauf, wieder ihrem rechtmäßigen Eigentümer ausgehändigt zu werden.

Der ehemalige Zweite Offizier des Schiffs, Hiroki Okura, behauptete, die Papiere befänden sich in einem in der Krankenstation versteckten Aktenkoffer, und wenn nicht dort, dann in den Händen der Bergungsmannschaft. Dutch Harbor war ein kleiner Ort. Sehr viele Möglichkeiten, ihn zu verlassen, gab es nicht. Sato war überzeugt, dass er und seine Leute den Aktenkoffer beschaffen konnten. Nein, sein Problem war Unauffälligkeit. Wie die Papiere beschaffen und von diesem öden Felsen entkommen, ohne Aufsehen zu erregen?

Gewalt wollte Sato vermeiden. Gewalt erregte unerwünschtes Aufsehen, aber Situationen wie diese erforderten entschlossenes Handeln, und dem war Sato nicht abgeneigt. Er hatte den Auftrag, das entwendete Eigentum seines Arbeitgebers wiederzubeschaffen. Weichherzigkeit wurde in diesem Job nicht honoriert.

Die Lion saß in der Bucht wie auf einem Präsentierteller, und es bestand die Möglichkeit, dass sich noch Leute an Bord aufhielten, Coast Guard oder Angehörige der Bergungsmannschaft oder Angestellte der Reederei. Doch auch wenn das Schiff verlassen war, niemand konnte am helllichten Tag eine Meile offenen Wassers überqueren, ohne gesehen zu werden – außer er beherrschte die Kunst, sich unsichtbar zu machen.

Doch bald würde es dunkel sein, und bis dahin gab es noch einiges zu erledigen. Sato zog ein kleines Satellitentelefon aus der Tasche und rief seine Begleiter im Grand Aleutian Hotel an.

»Heute Nacht fahren wir zum Schiff hinüber«, informierte er den Mann, der sich meldete. »Schick Masao zur Pier, er soll die Bergungsmannschaft observieren. Er soll sich sofort melden, wenn er den silbernen Aktenkoffer sieht.«

»Gut«, erwiderte der andere. »Und was sollen wir tun?«

Sato startete den Motor. »Ihr wartet vor dem Hotel auf mich.« Er schaltete in den Rückwärtsgang. »Fünf Minuten. Wir brauchen Waffen.«