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Ridley brachte sie im Zodiac der Gale Force zur Pier und fuhr sie dann im Truck des Besitzers der Bunkerstation zum Flugplatz.

Unterwegs wurde kaum ein Wort gesprochen.

Es ist besser so, dachte McKenna. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Nicht mehr blaue Flecken auf der Seele, als wir schon haben.

Aber sie war selbst nicht davon überzeugt und Harrington, das wusste sie, erst recht nicht.

Ridley überquerte die Rollbahn und parkte vor dem Eingang zum Flughafengebäude. Er blieb sitzen, McKenna und Harrington stiegen aus. Das Wetter war verhältnismäßig gut, kein Frost, zwar bedeckt, aber der Nebel hing noch an den Bergen und kroch nur langsam talwärts. Harringtons Flugzeug würde problemlos starten können.

McKenna wartete, während er seine Reisetasche von der Ladefläche holte, dann gingen sie zusammen in das Gebäude. Durch die rückwärtige Glastür sah McKenna die Maschine warten, eine PenAir Saab340.

»Ein ziemlich kleiner Hüpfer.« McKenna hatte gehofft, ihm ein Lächeln abringen zu können, aber nein, er verzog keine Miene. »Wird ein bisschen holprig, aber da musst du durch.«

»Ich habe mich in einem Militärhubschrauber durchrütteln lassen, um zu euch hinauszukommen«, antwortete er. »Das hier kann nicht schlimmer sein.«

»Du hast eine Zwischenlandung in Anchorage, von dort geht es weiter nach Seattle. Das Ticket liegt am Schalter von Alaska Airlines bereit.«

»Okay.« Er schaute sie nicht an und sie nicht ihn. Sie warteten beide auf das erlösende Wort, die erlösende Geste, um diesen unerträglichen Moment zu beenden. McKenna zerbrach sich den Kopf nach irgendetwas, das sie noch sagen konnte.

»Wie auch immer, danke für deine Unterstützung. Du solltest das Geld in ein, höchstens zwei Tagen auf dem Konto haben.«

Noch immer schaute er an ihr vorbei. »Danke.« Er schulterte die Reisetasche. »Man sieht sich.«

McKenna schaute ihm hinterher. Er passierte den Sicherheitscheck, ging weiter in den Warteraum und stellte sich in die Reihe der anderen Passagiere. Er zeigte dem Angestellten am Ausgang sein Ticket, folgte den anderen über das Rollfeld und stieg die Treppe zur Kabine hinauf. Oben schaute er noch einmal zurück und hob kurz die Hand. Dann duckte er sich durch die Tür und verschwand im Innern der Maschine, und erst dann, als sie ihn nicht mehr sehen konnte, wandte sie sich ab und ging zum Auto zurück.

***

Harrington schaute aus dem Fenster, während die kleine Maschine das Rollfeld hinunterjagte, abhob und in einem Bogen über Dutch Harbor in den Himmel stieg. Er konnte den Flugplatz sehen und Nelson Ridleys geliehenen Truck auf dem Parkplatz, und fast konnte er sich einreden, dass er McKenna aus dem Gebäude kommen sah.

Das Flugzeug kletterte höher – da lag die Pacific Lion in der Bucht, davor die Gale Force. Ein kurzer Blick, dann zogen die Wolken einen grauen Vorhang vor die Fenster. Harrington lehnte sich zurück und versuchte, an etwas anderes zu denken.

***

Weder McKenna noch Court Harrington bemerkten den gut gekleideten jungen Japaner, der kurz nach ihnen am Flughafen eintraf, aus seinem Taxi stieg und zum Schalter der PenAir hastete, scheinbar ohne einen Blick für seine Umgebung und somit auch nicht für McKenna und Harrington bei ihren hölzernen Bemühungen, Adieu zu sagen.

Er erstand ein Last-Minute-Ticket nach Anchorage, und während Harrington seine Reisetasche schulterte und sich abwandte, schlängelte er sich vor ihm durch die Sicherheitskontrolle in den Wartebereich.

Als Harrington sein Ticket vorzeigte, saß der junge Mann bereits auf einem Fensterplatz im hinteren Bereich, hatte das Handy vor der Nase und schenkte den übrigen Passagieren keine Beachtung.

Auch Harrington war er – falls er ihn überhaupt bemerkte – nicht mehr als einen flüchtigen Blick wert. Ein Mitreisender in einem nur halb besetzten Flugzeug, ein weiterer Flüchtling von einem Ort am Ende der Welt.