KAPITEL DREI

Iris

Bitte begrüßen Sie mit einem warmen Applaus: das zukünftige Ehepaar Mr. und Mrs. Kane.«

Meine Augen weiten sich bei der Ankündigung des DJ s.

Wir werden das wirklich durchziehen? So?

Du bist diejenige, die diese Party geplant hat .

Ich verpasse mir für diese schreckliche Verlobungsfeier gedanklich einen Tritt in den Hintern. Wenn ich gewusst hätte, dass ich diejenige sein würde, die im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit aller steht, hätte ich mich für eine simple Ankündigung der anstehenden Hochzeit auf Social Media entschieden.

Meine Knie sind weich, als ich den Blick über das Publikum wandern lasse. Um nicht ohnmächtig zu werden, spanne ich die Beine an. Die Menge an sündhaft teuren Designerklamotten, die in diesem Raum versammelt ist, hat etwas Abstoßendes, und das falsche Lächeln auf den Gesichtern bringt meine Haut zum Kribbeln.

Declans Blick kollidiert mit meinem. Es ist wie ein Reflex, mit einem einzigen Blick teilen wir hundert Worte.

»Tief durchatmen.« Er nimmt meine linke Hand in seine, und die Hitze seiner Handfläche dringt in meine Haut ein. Es ist beunruhigend, wie schnell er gemerkt hat, dass ich nervös bin, ohne dass ich auch nur etwas in die Richtung angedeutet hätte.

Du arbeitest seit drei Jahren für ihn. Natürlich merkt er, wenn du nervös bist.

»Iris und ich werden Ende des Monats heiraten.«

Ende des Monats? Das ist in zwei Wochen!

Die Musik bricht abrupt ab. Jemand hustet. Ein Kellner lässt sein Tablett fallen. Wir sind mit einer Reihe von Reaktionen konfrontiert, von denen eine schockierter als die andere ist. Ich mache ihnen keinen Vorwurf daraus. Selbst ich bin davon ausgegangen, wir hätten einen Monat Zeit, um uns daran zu gewöhnen, verlobt zu sein, und alles zu regeln, aber jetzt sind es plötzlich nur zwei Wochen.

Die Stille ist ohrenbetäubend. Mein Magen droht, seinen Inhalt auf den glänzenden Marmorboden zu ergießen, aber irgendwie schaffe ich es, den Geschmack von Galle, der mir in die Kehle gestiegen ist, herunterzuwürgen.

Du schaffst das.

»Überraschung!« Ich strahle in der Hoffnung, Declans wenig begeisterte Ankündigung etwas aufzupeppen, befreie meine Hand aus seiner und recke sie in die Höhe, damit jeder meinen Verlobungsring sehen kann. Eine Million Farben verfangen sich in dem Diamanten, bringen ihn zum Funkeln und lenken die Aufmerksamkeit aller auf das Symbol meines bevorstehenden Untergangs.

»Willkommen in der Familie, Iris.« Rowan, Declans jüngster Bruder, tritt aus der Menge hervor. Während die meisten Leute denken, dass er mit seinen braunen Haaren und dem dunklen Blick wie Declan aussieht, sind sich die beiden in meinen Augen kein bisschen ähnlich. Denn wo Rowan Anzeichen von Menschlichkeit zeigt, lässt Declan jegliches Mitgefühl vermissen.

Cal kommt ebenfalls auf uns zu, seinen Drink in die Luft gereckt. »Die Familientherapie findet immer donnerstagabends statt. Komm nicht zu spät!«

Ein paar Leute lachen, und meine Anspannung löst sich zumindest so weit, dass mir das Atmen wieder leichter fällt.

»Eine Stunde, dann gehen wir«, zischt mir Declan zu, so leise, dass nur ich ihn hören kann.

»Ich hätte eine halbe Stunde vorgeschlagen, aber wenn Sie darauf bestehen.«

»Halbe Stunde hin oder her, du solltest dich darauf einstellen, mich ab sofort zu duzen – sonst haben wir einiges zu erklären.« Er lächelt nicht, aber seine Augen leuchten. Wir wissen beide, dass wir es niemals in einer halben Stunde hier rausschaffen. Nicht, wenn Declan dreißig Jahre nach Seth der erste Kane ist, der heiratet. Diese Neuigkeit ist in etwa so spektakulär, wie wenn der Prinz von England ein Kind bekommt, und jeder der anwesenden Gäste wird ein paar Minuten mit ihm verbringen wollen.

Was auch immer Declan vielleicht noch hinzufügen wollte, bleibt ungesagt, als sein Vater Seth Kane die Menge teilt wie Moses das Meer. Die Intensität seines finsteren Blicks würde jeden schwächeren Menschen dazu bringen, in die Knie zu gehen.

Ich dagegen straffe die Schultern. Ich habe genug Zeit mit ihm verbracht, um zu begreifen, dass er sich von den Schwächen der Menschen um ihn herum ernährt.

Declan täuscht Gleichgültigkeit vor, abgesehen von dem winzigen Zucken in seinem Kiefer. Er ist ein Meister darin, seine Gefühle zu verbergen, aber hin und wieder schafft es dennoch eine Regung an die Oberfläche. Ein kaum merkliches Zusammenbeißen der Zähne. Ein schnelles Beugen und Strecken der Finger. Seine Augen verengen sich für einen Moment, bevor er wieder seinen gewohnt kühlen Blick aufsetzt.

»Entspann dich.« Ich lehne mich an ihn und streiche mit meiner Hand über seine Brust, genau an der Stelle, an der sein Herz pocht.

Du bist also nicht die Einzige, die nervös ist .

Anscheinend ist Declan menschlicher, als ich bisher dachte.

»Sohn.« Wie üblich macht sich Seth nicht die Mühe, meine Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen. Da ich für ihn keinen Zweck erfülle, existiere ich nicht. So einfach ist das.

»Vater.« Declan senkt sein Kinn.

Sie haben beide braune Haare und den gleichen finsteren, leeren Blick, aber damit enden ihre Ähnlichkeiten auch schon. Ich bin mir sicher, dass Seth in seinem früheren Leben ein gut aussehender Mann war, aber sein Alkoholmissbrauch hat ihn auf eine Weise altern lassen, gegen die Botox machtlos ist.

»Ich nehme an, es sind Glückwünsche angebracht.« Seth lächelt mich an, zum allerersten Mal überhaupt. Die falsche Geste löst Übelkeit in mir aus. »Mein Sohn kann sich glücklich schätzen, Sie in seinem Leben zu haben.«

Schon klar. Der Mann weiß nichts über mich. Nach drei Jahren nennt er mich immer noch Irene, wenn er anruft, um zu Declan durchgestellt zu werden.

»Heb dir deine falsche Freundlichkeit für die Kameras auf.« Declan legt seinen Arm um mich. Die Geste wirkt roboterhaft, doch ich weiß es zu schätzen, dass er zumindest versucht, diese ganze Sache so echt wie möglich wirken zu lassen. Die Betonung liegt auf versuchen . Er ist steifer als die Cocktails meiner Grandma, und die hauen jeden nach nur einem Glas um.

»Ein großartiger Rat von jemandem, der gerade eine ziemliche Show abzieht«, bemerkt Seth.

Declans Hand schließt sich fester um meine Hüfte. »Nur weil du in Bezug auf die Liebe so verbittert bist, heißt das nicht, dass der Rest von uns genauso denkt.«

»Du weißt überhaupt nichts über Liebe«, stößt Seth spöttisch aus.

»Es heißt, dass man viel aus den Fehlern anderer lernen kann, also vielen Dank dafür.«

Ein Riss zeigt sich in Seths wölfischem Lächeln. Nur ganz kurz, sodass ich beinahe glaube, ihn mir lediglich eingebildet zu haben, aber der Schmerz in seinen Augen bringt mich aus der Fassung.

Fall nicht darauf rein.

»Du weißt nichts darüber, was deine Mutter und ich durchgemacht haben, und ich hoffe sehr, dass du so etwas in deiner Ehe niemals durchmachen musst.« Mit diesen Worten macht Seth auf dem Absatz kehrt und verlässt den Ballsaal, ohne die Leute, an denen er vorbeikommt, auch nur eines Blickes zu würdigen.

So viel dazu, in der Öffentlichkeit wie eine glücklich vereinte Familie zu erscheinen.

Es gibt nicht viele Dinge, die Seth Kane unter die Haut gehen, aber die Erwähnung seiner Frau tut es jedes Mal. Es ist schwer, kein Mitleid mit ihm zu haben, nachdem er seine Frau an den Krebs verloren hat. Aber dann erinnere ich mich daran, was für ein Arschloch er gegenüber seinen Söhnen war, und all mein Mitgefühl ist wie weggewischt.

Jemand nähert sich uns und ruft Declans Namen.

»Lass uns das hinter uns bringen«, murmelt Declan leise.

»Ich hätte niemals gedacht, dass ich den Tag erleben würde, an dem sich Declan Kane verlobt …« Der Mann ignoriert mich, während er Declan auf die Schulter klopft und ihm etwas ins Ohr flüstert.

Ein Gast nach dem anderen kommt zu uns, um zu gratulieren. Oder besser gesagt, Declan zu gratulieren, mich übersehen sie allesamt, während sie ihm den Hintern küssen. Wodurch das drückende Gefühl tief in meinem Magen immer mehr zunimmt. Das Einzige, was ich an diesem Abend zu tun habe, ist, Declan dabei zuzusehen, wie er sich durch jede einzelne Unterhaltung quält, aber selbst das verliert nach einer Stunde den Reiz des Neuen.

Du könntest genauso gut unsichtbar sein.

* * *

Der DJ fordert alle Anwesenden auf, die Tanzfläche zu räumen, als eine langsame Melodie aus den Lautsprechern tönt.

Ich weiß sofort, dass wir in Schwierigkeiten stecken. Und Declan scheint es ebenfalls zu realisieren, als sich unsere Blicke durch den Raum hinweg begegnen. Normalerweise würde ich über das winzige Zucken in seinem Kiefer lachen, aber da ich Teil dieser Folternummer bin, kann ich mich kaum zu einem Lächeln aufraffen.

Er kommt auf mich zu und nimmt meine Hand.

»Kannst du tanzen?«, murmele ich.

»Natürlich kann ich tanzen.« Obwohl Declans Miene leer wie eine weiße Leinwand bleibt, macht die Art und Weise, auf die er meine Hand im Würgegriff hält, deutlich genug, wie er sich bei all dem fühlt.

Er hasst die Aufmerksamkeit, die auf uns liegt, genauso sehr wie du.

Mein Körper fühlt sich an, als hätte ihn jemand angezündet. Hunderte Blicke durchbohren mein sorgfältig hergerichtetes Äußeres, und meine Nervosität nimmt nur noch zu, als Declan mich an sich zieht. Eine seiner Hände schlängelt sich um meinen Rücken, während er mit der anderen meine zitternden Finger umklammert, fest genug, um das Blut darin abzuschnüren.

Als er mit den Fingerspitzen den Ansatz meines Pos streift, schießen Funken über meine Haut, und ich schnappe nach Luft.

»Lass das«, presse ich durch meine zu einem gezwungenen Lächeln verzogenen Lippen hervor.

»Was soll ich lassen?«

»Mich so zu berühren.«

»Du bist meine Verlobte«, antwortet er, als würde das alles erklären.

Doch er zieht die Hand zurück, und ich seufze erleichtert auf, nur um erneut zusammenzuzucken, als er mich so plötzlich an sich zieht, dass kein Blatt mehr zwischen uns passen würde. Atmen ist ab diesem Zeitpunkt offiziell optional.

»Was soll das denn bitte für ein Tanz sein?«

»Die Art, bei der uns alle filmen.«

Mein Gesicht fühlt sich wie geschmolzen an, als ich mich umsehe. »O Gott.«

Er schmiegt seine Wange an meinen Kopf, und ich könnte schwören, dass ich ab diesem Punkt praktisch über die Tanzfläche schwebe. Für jemanden, der kein Interesse an einer Beziehung hat, leistet er großartige Arbeit darin, eine vorzutäuschen. Es bringt mich dazu, unser ganzes bisheriges Verhältnis zueinander infrage zu stellen – wo hat sich dieser Mann bis heute versteckt? Und noch wichtiger, wieso hält er ihn versteckt?

Warum spielt das überhaupt eine Rolle? Es ist alles nur gespielt.

Der Gedanke ernüchtert mich, und mein Magen zieht sich vor Enttäuschung zusammen. Das hier ist nichts anderes als eine Show zum Vergnügen aller anderen. Ich habe mich vielleicht einen Moment lang darin verfangen, aber ich muss mich daran erinnern, warum ich der ganzen Sache zugestimmt habe. Dies ist keine echte Beziehung. Daran ändern auch noch so viele Küsse auf die Stirn oder intime Berührungen nichts.

Halt dich an die Regeln, und du wirst nicht verletzt.

Dieses Mantra wiederhole ich immer und immer wieder, während Declan uns zu dem Lied über die Tanzfläche führt. Am Ende des Songs fühle ich mich stärker als vorher und bereit, Fakten von Fiktion zu trennen.

Auf in den Kampf.

* * *

Ich stehe eine weitere halbe Stunde schweigend an Declans Seite, bevor ich es endlich schaffe, auf die Toilette zu flüchten. Im Waschraum schöpfe ich kaltes Wasser in meine Hände und kühle mir damit die Wangen. »Du hast die Sache im Griff, Iris. Lass dich nicht aus dem Konzept bringen.«

Leichter gesagt als getan .

Auch wenn keiner der Gäste mehr als ein paar Worte zur Begrüßung an mich gerichtet hat, beobachten sie mich wie eine Laborratte. Es ist erstaunlich, wie viele der Frauen versuchen rauszufinden, an welchem Getränk ich nippe und ob mein aufgeblähter Bauch von einer Schwangerschaft oder einer Riesenportion Pasta herrührt. Ich habe mir nie Gedanken um meine Figur gemacht, aber die Art und Weise, wie sie mich von oben bis unten taxieren, führt dazu, dass mir unter meinem Seidenschal heiß wird.

Sie können dir egal sein. Es spielt keine Rolle, was sie denken .

Ich straffe die Schultern und ziehe meinen Lippenstift nach, bevor ich den Waschraum verlasse. In dem Moment, als ich mich wieder Richtung Ballsaal wenden will, packt mich jemand am Ellbogen und bringt mich damit beinahe aus dem Gleichgewicht.

»Wie viel zahlt er Ihnen?« Declans Vater dreht mich zu sich herum, damit ich ihn ansehe.

Ich ziehe meinen Arm aus seinem Griff. »Ich habe keine Ahnung, von wem oder was Sie sprechen.«

»Ich bin bereit, Ihnen das Doppelte von dem zu zahlen, was er Ihnen angeboten hat, um diese Verlobung zu lösen.«

Meine Augen weiten sich. »Wie bitte?«

»Sie können unmöglich dermaßen beschränkt sein.«

»Sie sollten darauf achten, Klartext mit mir zu sprechen, ich habe meine Schwierigkeiten mit komplexen Zusammenhängen.«

»Declan muss ziemlich verzweifelt sein, dass er sich ausgerechnet für Sie entschieden hat.«

Die Unverschämtheit dieses Mannes kennt keine Grenzen. »Ich kann mich sehr glücklich schätzen. Ihren Sohn zu heiraten, ist wie ein wahr gewordener Märchentraum.«

Er stößt ein undefinierbares Geräusch aus. »Machen Sie sich nichts vor. Declan heiratet Sie lediglich wegen seines Erbes.«

»Was?« Ich verleihe meiner Stimme den perfekt entsetzten Tonfall.

»Sie wissen nichts davon.« Er zieht die Brauen zusammen.

Jetzt habe ich ihn genau dort, wo ich ihn haben will. »Wovon reden Sie? Er hat keine Erbschaft erwähnt.« Ich bringe meine Unterlippe zum Zittern, und das Ergebnis ist ein Wunder.

»Der einzige Grund, aus dem er Ihnen einen Ring an den Finger gesteckt hat, ist der, dass er scharf auf meinen Posten ist. Ohne Sie hat er keine Chance, CEO zu werden.«

Ich blinzle zweimal. »Ich verstehe nicht ganz …«

Sein bitteres Lachen lässt mich zurückschrecken. »Sie können doch nicht ernsthaft angenommen haben, dass er Sie aus Liebe heiratet?«

»Warum sonst, wenn nicht aus Liebe?« Ich presse eine Hand auf meine Brust, kratze mit den Nägeln über den Stoff meines Kleides, als wollte ich mir das Herz herausreißen. Wenn Cal hier wäre, würde er mir garantiert eine Medaille für meine schauspielerischen Leistungen verleihen. Vielleicht würde Declan mir sogar eine Gehaltserhöhung anbieten.

»Warum sonst? Für sein Erbe. Ohne Frau und Kind hat er keine Chance, CEO zu werden.«

»Ist das Ihr Ernst? Was ist nur mit Leuten wie Ihnen los?« Meine Stimme wird immer zittriger, als könnte ich jeden Moment in Tränen ausbrechen.

Er schiebt die Hände in die Hosentaschen. »Bedauerlicherweise.«

»Woher wissen Sie das alles?«

»Wie ich es herausgefunden habe, spielt keine Rolle.«

Ich widerstehe dem Impuls, die Augen zu verdrehen. »Haben Sie Beweise? Sie können nicht ernsthaft annehmen, dass ich dumm genug bin, Ihnen mehr Glauben zu schenken als meinem Verlobten.«

Seine Augen verengen sich ganz leicht, als wollte er sagen, Doch, ich denke, dass Sie so dumm sind . Zumindest führen seine falschen Annahmen über mich dazu, dass diese Unterhaltung umso besser für mich läuft.

»Er und ich haben über all das gesprochen, als er mich um meinen Rat gebeten hat. Ich habe versucht, ihn zu warnen, die Sache durchzuziehen, aber er hat mir nicht zugehört.«

Erwischt! Declan würde niemals mit seinem Vater über sein Erbe sprechen, was bedeutet, dass Seth Kanes Annahmen ausschließlich auf Spekulation beruhen. Angesichts dieser Erkenntnis muss ich beinahe lachen, aber ich bin noch nicht bereit, aus meiner Rolle zu schlüpfen. Dafür macht es mir viel zu viel Spaß, mit Chicagos größtem Arschloch zu spielen.

Ich tupfe mir vermeintlich verstohlen die Augenwinkel. »Verzeihung. Ich fühle mich von alledem nur so überwältigt.«

Mr. Kane schüttelt den Kopf, als wäre er von Declans Lebensentscheidungen aufrichtig angewidert. Angesichts seiner eigenen Geschichte dürfte er sich eigentlich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, aber er liefert eine ziemlich gute Show ab. »Mein Sohn sollte es besser wissen, als mit den Gefühlen einer unschuldigen Frau zu spielen. Ich dachte, ich hätte ihn anders erzogen.«

Ein Satz, an dem so viel falsch ist, dass ich nicht mal im Ansatz weiß, wie ich darauf reagieren soll.

Lass seine Worte nicht an dich ran. Er versucht nur, dich einzuschüchtern, damit du die geplante Hochzeit absagst.

Ich strecke den Rücken durch. »Es gibt nur eine Person, die mit meinen Gefühlen spielt, und die steht in diesem Moment vor mir. Dennoch vielen Dank für die Informationen. Ich bin mir sicher, dass Declan sehr daran interessiert sein wird, alles über Ihren Versuch, unsere Verlobung zu ruinieren, zu erfahren.«

Seine Miene verwandelt sich in etwas, das aus dem Albtraum eines Kindes stammen könnte. »Sie halten sich also für clever?«

»O nein, ich weiß , dass ich es bin.«

»Ich habe versucht, Sie vor einer lieblosen Ehe zu retten, aber wie es scheint, habt ihr beide einander verdient.«

»Da wir heiraten werden, hoffe ich das sehr.«

»Er wird Sie niemals lieben. Dazu ist er nicht in der Lage.«

»Wenn ich einen väterlichen Rat von einem Versager-Vater haben wollte, würde ich meinen eigenen anrufen.« Ein Schlag unter die Gürtellinie für all den Mist, den Seth Kane seinen Kindern angetan hat.

Sein Kiefer spannt sich deutlich an. »Wir sind noch nicht miteinander fertig.«

Ich schenke ihm ein strahlendes Lächeln, als ein paar Gäste an uns vorbeigehen, und erwidere dann mit gesenkter Stimme: »Das hoffe ich. Ich genieße es sehr, Ihnen dabei zuzusehen, wie Sie sich zum Narren machen.«

Damit lasse ich Declans Vater stehen und in dem Shitstorm schmoren, den er selbst heraufbeschworen hat.

* * *

»Dein Vater weiß Bescheid«, ist das Erste, was ich sage, als Declan ins Auto steigt. Harrison, Declans Chauffeur, schließt die Tür, bevor er sich auf den Fahrersitz gleiten lässt.

Declan legt den Kopf schief. »Was meinst du mit ›er weiß Bescheid‹?«

»Sagen wir einfach, er und ich hatten eine Unterhaltung unter vier Augen, nachdem er mich vor der Damentoilette in die Enge getrieben hat.«

Sein angewiderter Blick spiegelt meine Gefühlslage wider. »Erzähl mir ganz genau, was er gesagt hat.«

Ich gebe das gesamte Gespräch wieder, von den Vermutungen seines Vaters bis zu seinem Angebot, mir das Doppelte zu zahlen, damit ich die Verlobung löse. Declan schweigt, bis ich fertig bin.

»Er hat keine Beweise.«

Ich ringe meine Hände im Schoß. »Das heißt nicht, dass er aufgibt, bevor er welche findet.«

»Dann werden wir allen die Show liefern, auf die sie so scharf sind.«

»Machst du dir keine Sorgen, dass er irgendetwas vollkommen Irrationales tun könnte?«

Seine Augen leuchten auf, als hätte er gerade eine besondere Herausforderung angenommen. »Ich sehe ihm gerne dabei zu, wie er es versucht. Es gibt nichts, was ich lieber täte, als ihn ein für alle Mal fertigzumachen.«

Ein Schauer läuft mir über den Rücken. »Okay. Und wie sieht unser Plan aus?«

»Unser Plan?«

Ich wackle mit meinem Ringfinger. »Der hier macht dich automatisch zum Teamplayer.«

Die Muskeln in seinem Kiefer verkrampfen sich sichtlich. »Du hast keine Ahnung, worauf du dich einlässt.«

»Wenn ich Cals Geschichten Glauben schenken darf, dann dürfte ich die haben.«

»Was auch immer Cal dir erzählt hat, ist eine verwässerte Version der Wahrheit.«

Ich runzele irritiert die Stirn. »Wie meinst du das?«

Declan presst die Lippen zusammen. Schweigen breitet sich zwischen uns aus. Offensichtlich hat er nicht vor, auf meine Frage zu antworten.

Ich verdrehe die Augen. »Na dann, ich weiß deine Besorgnis zu schätzen, aber dein Vater macht mir keine Angst. Du kannst dir deine Warnungen also sparen.«

»Du musst eindeutig an einer Art Todessehnsucht leiden. Eine andere Erklärung fällt mir für dein irrationales Verhalten nicht ein.«

Ich muss lachen. »Offensichtlich tue ich das, sonst hätte ich niemals eingewilligt, dich zu heiraten.«