Ganze Tage und halbe Nächte ist sie unbehelligt durch die aprikosenfarbenen Säle der Jasmin gestreift, sie hat auf dem Deck Hula-Hoop gespielt, sie hat von außen durch die Vorhänge der hellblauen Separees gelugt und Unfassbares gesehen, Dinge, die Kinderaugen niemals hätten sehen dürfen. Sie kennt jeden Winkel, jeden Gang, jeden Kühlraum und jedes Versteck. Sie ist mit ihren Freundinnen zwischen fauchenden Gasflammen und krachenden Woks und quietschenden Gummisohlen durch die riesige Küche gerannt. Sie waren längst auf dem Dach, wenn sich die Köche, die sie zu erwischen versuchten, wieder den zuckenden Aalen in ihren Marinierschüsseln zuwandten. Die Aale waren leichter zu packen als die Kinder, die rücklings auf dem Stahl lagen, der die Hitze des tropischen Tages abgab, um den südlichen Himmel zu betrachten, von den Sternen zu träumen und von den Welten hinter diesen Sternen.
Jetzt also tritt die Jasmin, das Restaurantschiff ihres Vaters, ihre letzte Reise an. Sie sticht nicht in See, sie wankt hinaus, ein Elefant, der auf dem Wasser geht, bunt geschmückt, mit ausgestochenen Augen. Ein Schiff? Das soll ein Schiff sein? Die Jasmin ist ein Ponton, eine sperrige Plattform mit wackligem Aufbau, geschmückt mit Lichterketten und Girlanden. Zotteliger Rücken, gebundene Füße – das elefantenhafte Ding ächzt unter der Last des eigenen Schmucks. Es hat weder Mast noch Segel, nicht einmal einen Hilfsmotor hat man ihr spendiert, und wenn die Schlepper an ihr zerren, kracht es, als müsste der hohe Rumpf im nächsten Augenblick zerbrechen. Ja, die Jasmin ist ein Schiff – das Heck verzeichnet Namen, Registernummer, Heimathafen –, aber das Element, auf dem sie sich bewegt, ist ihr nicht vertraut. Ein grotesker Anblick. Wer hätte gedacht, dass sie so unbeholfen, so blind und seeuntauglich wäre. Es dürfte sie überhaupt nicht geben. Aber es gibt sie doch, denn sie ist Tovos Traum, das Ergebnis seiner überhitzten Fantasie und der Ort von Ditas Kindheit.