Sie schläft unruhig, die Stadt ist bereits erwacht, als sie aufsteht. Sie geht ins Bad, nimmt das Fläschchen, das Gabriel aus der Apotheke geholt hat, und betupft die Schrammen an Knie und Oberschenkel mit der roten Tinktur. Die Wunde brennt. In ihrer Vorstellung türmt sich noch einmal die Welle auf, die sie in Lascabanes erfasst und herumgewirbelt hat, die Brandung, die sie schließlich auf den Sand spülte. Hatte sie Angst? Nein. Denn da waren Menschen, die sie aus dem Wasser ziehen, die ihre Wunden versorgen und sie lieben würden. Sie war sicher. Sie war unsterblich. Sie geht zum Telefon, nimmt den Stift und wählt die Nummer der Fluggesellschaft. Sie kommt nicht durch. Am Schreibtisch zieht sie einen Briefbogen aus der Schublade. Der Name des Hotels und der Name der Stadt sind zu einem goldenen Schriftzug zusammengefügt, der die Skyline des Briefkopfs zum Leuchten bringt. Sie setzt sich und schreibt:
Liebe Leslie, ich habe in der Zeitung von der Blüte der Braunalgen gelesen, der Sargassumgürtel erstreckt sich über Tausende von Meilen, von Spanish California bis vor die Küste von Nam Van. Er ist so mächtig, dass man darauf gehen könnte, wenn man nur den Glauben hätte. Er ist wie ein Lebewesen, ein Gedanke, der uns über den gigantischen Raum des Ozeans und über die Zeit hinweg verbindet, in einer Weise, die mit der Reise, die Gabriel und Julia damals gemacht haben, nichts mehr zu tun hat. Ich habe geträumt, dass du die Leinen loswirfst und über diesen großen Ozean zu mir kommst, mit einem unförmigen Schiff, einem Ponton eigentlich, den du Lascabanes getauft hast. Du bringst eine Crew von Muschel- und Menschenfischern mit, Schildkröten schlüpfen und tummeln sich im Algenteppich. Aus dem Aufbau winden sich fette schwarze Stromkabel wie Aale.
Leslie, als ich dich damals besucht habe, war mir nicht klar, wie viel wir gemeinsam haben und was uns miteinander verbindet. Ich war zu jung, um es zu begreifen, ich habe nur gespürt, dass da etwas ist, das wir weiterverfolgen sollten. Ich war noch in der Schule damals, während du schon diese kleine Pension in Lascabanes hattest, die, wie ich höre, inzwischen beinahe die gesamte Siedlung übernommen hat. Du bist wohl jetzt eine erfolgreiche Unternehmerin. Herzlichen Glückwunsch!
Was ich damals nicht verstand: Selbst das, was uns trennt, verbindet uns. Wir sind wie beinahe die gesamte Familie aufs Engste mit dem Meer verbunden, wir leben an den entgegengesetzten Küsten eines riesigen Ozeans, der in alten Karten der serenissische genannt wird. Wenn es nicht so pompös klingen würde, müsste man sagen: Wir entstammen einer Familie von Urreptilien, die im Laufe ihrer Evolution langsam an den Strand gerobbt sind. Aus den Flossen wurden Füße und Schenkel, und die Lungen mit ihrem Schleim ersetzten unsere roten, klatschnassen Kiemen, aber wir träumen noch immer davon, eines Tages in die lichtlose Tiefe zurückzukehren.
Das Meer ist das, was Julia immer als das große Schlamassel bezeichnet hat, auch wenn sie etwas anderes im Sinn haben mochte. Im Meer vermischen sich Dinge, die sich nicht vermischen sollten. Bei der Orgie auf der Waltzing Matilda, bei der unsere Mütter gezeugt wurden, floss etwas ineinander, das die Natur normalerweise auseinanderzuhalten weiß. Das zweite Element verwischte die Spuren unserer Vorfahren, so wie die Brandung unsere Spuren wegspült, wenn wir am Strand von Lascabanes spazieren gehen.
Ich schreibe dir mit blutigem Finger, ich habe mich auf dem Weg zur Festung Gaolung, wo mein Vater einsitzt, an einer rostigen Halterung geschnitten. Es ist wirklich nur ein kleiner Ritzer, aber er geht immer wieder auf, und er verschmiert diesen goldenen Briefbogen. Der kleine Schnitt erinnert mich an die Geschichte von dem ritterlichen Zweikampf: Der eine Daxia wird tödlich verwundet, der andere, der seinem Gegner schon den Fuß auf die Brust gesetzt hat, trägt eine winzige Wunde an der Hand davon, kaum mehr als einen Kratzer. Während der erste wie durch ein Wunder überlebt und sogar gestärkt aus dem Kampf hervorgeht, entzündet sich die oberflächliche Wunde des Siegers, die Hand muss amputiert werden, schließlich der ganze Arm. Doch Eiter und Fäulnis fressen weiter an ihm, bis er schließlich qualvoll stirbt. Er, der schon triumphiert hat, hat den Zweikampf am Ende doch noch verloren. Die Zeit, Leslie, heilt eben doch nicht alle Wunden. Das ist der Grund, warum ich Medizin studiere. Ich muss den Arm nicht abhacken, ich werde es nicht so weit kommen lassen. Ich habe nicht vor, etwas zu opfern. Ich nehme den Platz ein, der mir zusteht.
Mein Blut – das auch dein Blut ist – schmeckt nach Meerwasser. Es ist überraschend kühl und ein wenig salzig. Du und ich, wir stehen am Ufer und sehen uns an, über Tausende von Meilen hinweg. Ich weiß, dass du das ebenfalls spürst. Wir wurden beide von unseren Vätern verlassen. Deiner starb, als ein Banktresor vom Himmel fiel. Ich weiß, du hast deinen Vater sehr geliebt, und ich hoffe, dass du mir die Direktheit dieser Darstellung verzeihst. Ich erinnere mich, dass du damals erzählt hast, er selbst hätte seine Freude daran gehabt, die Wahrscheinlichkeit zu errechnen, von einem solchen Tresor erschlagen zu werden, als Versicherungsmathematiker.
Dein Vater ist im Bruchteil einer Sekunde von den Lebenden zu den Toten gewechselt, der Unfall war wie ein Schwert, das die Zeit selbst durchtrennt, ein Fallbeil, konstruiert, um die Schmerzen, zumindest aber ihre bewusste Wahrnehmung, auf ein Minimum zu reduzieren. Tovo dagegen verharrt seit beinahe zwanzig Jahren in einem Schwebezustand, er ist weder tot noch lebendig, er ist dieses Gespenst in meinem Leben, das nicht loslassen will. Wie oft habe ich mir gewünscht, er würde – selbst unter den gewaltsamsten Umständen – sterben, und wie sehr habe ich mich für diesen Gedanken geschämt.
Es fällt mir schwer, dieses Gefühl des Festgehaltenwerdens in Worte zu fassen. Es hat etwas alptraumhaft Klebriges, als würde es mit jedem Schritt schwerer, den Fuß von der Erde zu lösen. Ich habe versucht, Gabriel ein Geständnis zu entlocken, das mich vielleicht erlöst hätte. Ich habe ihn gefragt, ob er mein Vater ist. Es hätte mich unendlich erleichtert. Gabriel hat es mit einer Deutlichkeit verneint, die ich ihm nicht abnehme. Ich glaube, er versucht, diesen Schwebezustand zu erhalten, auch wenn er eine Zumutung für mich ist. Während Tovo für immer weggesperrt ist, sitzt Gabriel im Cockpit seiner Jacht und sonnt sich in dem warmen Gefühl, das ihm diese Möglichkeit gibt. Was kann es Schöneres geben für einen Mann, der nie bereit war, sich zu binden, der einfach nicht dazu geschaffen ist, sich in eindeutigen Verhältnissen zu bewegen. Kein Wunder, dass er damals allein zu seiner Weltumseglung aufgebrochen ist.
Übrigens: Da sie Brüder sind, würde selbst ein Vaterschaftstest kein eindeutiges Ergebnis liefern, man müsste die Ergebnisse zusätzlich mit einem Test von Julia abgleichen. Ich müsste also alle drei überzeugen, das heißt, ich müsste erst einmal mit allen dreien reden. Ich müsste Julia anrufen, die an einer Klärung vermutlich kein Interesse hat. Ich müsste im Besucherraum der Festung Gaolung, vor einer Kulisse von Gefangenen, von Mördern und Räubern und Vergewaltigern, meine Beweggründe darlegen, meine Wünsche und Ängste. Unmöglich.
Ich werde also mit der Möglichkeit leben müssen, dass mich das Gespenst in seiner Zelle zu Unrecht festhält, und darin spiegelt sich das große Schlamassel, dem wir beide entsprungen sind. Ich bin überzeugt, dass es mit dem Wasser zu tun hat. Es ist unmöglich, Grenzen zu ziehen. Es gibt keine Klarheit außer der Klarheit des Wassers selbst. Wenn es nicht zu melodramatisch wäre, müsste man hineinspringen, um die Entscheidung zu erzwingen – die einzige Entscheidung, die zählt. Aber wir beide, du und ich, wurden geboren, um zu leben.
Ich werde leben, und ich werde mich in mein Schicksal fügen, zumindest in einer Hinsicht. Ich werde nach dem Studium nach Nam Van zurückkehren, ich werde in der Klinik arbeiten und eines Tages auch das Majestic übernehmen. Gabriel will nicht mehr. Er hat mich überhaupt nur eingeladen, um mir das anzutragen, und ich habe in diesem langen, teilweise stummen Dialog, den ich mit ihm geführt habe, erfahren, woher ich komme. Ich gehöre hierher, nach Nam Van, in diese Stadt, die manchmal wirkt, als müsste sie im nächsten Augenblick bis zum Grund des Ozeans schlittern. Ich habe eine Aufgabe, die ich erfüllen werde. Ich habe sie zwar nicht selbst gewählt, aber ich habe mich für sie entschieden. Ich habe mich lange gegen diesen Gedanken gewehrt, aber jetzt habe ich etwas begriffen. Gabriel hat mir etwas gezeigt. Wir haben das Restaurantschiff überführt, um es abwracken zu lassen. Vor dem Abwrackhafen, der eigentlich eine gigantische, mehrere Meilen breite Schrotthalde am Strand war, zündete Gabriel das Schiff an. Die Flammen schlugen in die Höhe, die Jasmin brannte in einer kurzen Viertelstunde aus, dann war alles vorbei. Ein wunderschönes Bild im Licht des frühen Morgens. In der Zerstörung liegt eine ganz eigene und seltene Schönheit, wenn das Wasser sie reflektiert.
Leslie, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass du nach Nam Van kommst. Wir haben alles, was wir brauchen, um uns diese Stadt zu eigen zu machen. Du betreibst eine Pension, du wirst auch mit dem Majestic zurechtkommen. Ich bin fest entschlossen, diese stinkende Stadt mit all ihren unruhigen Träumen und verborgenen Ängsten zu erobern, egal ob der Mann, der sich im Jachthafen in den Schlaf wiegen lässt, mein Vater ist, oder der andere, der in Gaolung in seiner Zelle hockt. Aber dazu brauche ich dich. Ich möchte, dass du zu mir kommst und mir hilfst. Ich brauche dich und deine Erfahrung. Ich weiß, das Majestic ist keine Republik, das Hotel ist keine Pension, aber du hast eine sichere Hand, du bist großartig bei dem, was du machst, und die Stadt würde dich in kürzester Zeit zu ihrer Königin krönen. Wir würden gemeinsam ein neunzehnstöckiges Luxushotel in Nam Van führen, das erste Haus der Stadt, dessen goldene Fassade bis weit hinaus auf das Meer strahlt. Das Haus ist ein Leuchtturm, ich bin überzeugt, es weist uns den richtigen Weg.
Ich liebe dich, Schwester. D–
Sie rollt den Brief zusammen und steckt ihn in die Weinflasche, die noch neben der Spüle steht. In der Schublade findet sie den Korken, den sie mit einer kräftigen Drehung hineinstopft. Sie leckt sich den Finger ab. Am Nachmittag verlässt sie das Haus. Auf dem Corso nimmt sie die bunten Kärtchen der Cartomantes und steckt sie in die Jeanstasche, ohne sie anzusehen. Nur wenige Touristen sind auf der Mole, die Wale sind vor dem herannahenden Braunalgenteppich geflohen. Jemand lacht, als sie die Flasche weit hinaus ins Meer schleudert.
Sie kehrt ins Hotel zurück, an der Rezeption liegen zwei Telefonnotizen. Ihre Mutter hat versucht, sie zu erreichen, und eine Schulfreundin, an die sie seit Jahren nicht mehr gedacht hat. Es hat sich herumgesprochen, dass sie in der Stadt ist. Aber das alte Leben interessiert sie nicht, sie hat keine Lust, sich darauf einzulassen. Sie ruft Anteo an und verabredet sich zum Abendessen. Er will auf gar keinen Fall ins Majestic kommen und schlägt stattdessen eine Bodega in der Nähe der Ringstraße vor, auf ihrer Seite.
Sie geht die Stufen hinunter und schiebt die schwere Holztür auf. Es dauert, bis sie den Padre in dem höhlenartigen, von Kerzen und Gaslampen erleuchteten Halbkeller entdeckt. Durch das komplizierte Deckengewölbe wirkt der Raum, als bestünde er aus verschiedenen Nischen oder Waben, das hintere Ende ist kaum zu erkennen, der Ton der Gespräche ist gedämpft. Nur selten erfüllt ein Lachen oder ein lautes Wort den unübersichtlichen Raum, in dem sich mit der Sicherheit von Blinden einige uniformierte Kellner bewegen.
Als sie näher kommt, steht er auf. Sie umarmen sich, als wären sie seit Jahren befreundet. Sie ist ruhig, sie freut sich auf den Abend mit diesem aufrichtigen, gutaussehenden, ernsthaften Mann. Aber die innere Hitze, die sie antrieb, als sie ihn zuletzt sah, ist verflogen. Sie ist sicher, dass sie mit ihm geschlafen hätte, wenn er ihr ein Signal gegeben hätte. Sie wäre über ihn hergefallen! Über einen Priester! Es ist eine Vorstellung, die sie eher belustigt als entsetzt. Es ist die Stadt selbst, die sie auf solche Gedanken bringt, dieses glitschige, schwüle, von Sägern und Touristen überlaufene Nam Van, das, so scheint es ihr, gerade im Begriff ist, in den vor der Küste liegenden Tiefseegraben zu rutschen, zu den Wracks uralter Silberfahrer, den aufgebrochenen Hüllen verirrter U‑Boote und den zerborstenen Planken überladener Chuáns, die kein menschliches Auge je mehr sehen wird.
Er schenkt den Wein ein, und sie erzählt von ihrem Weg nach Gaolung, von der alten Frau, die ihr in abgebrochenen Sätzen und fantastischen Wortbildungen von dem umgestürzten Büffelkarren berichtete, während sie eigentlich nur jemanden brauchte, der ihr die Wäscheleine reparierte. Und sie erzählt von ihrem Onkel Gabriel, der oben stand und sie erwartete, als wäre sie eine Ausreißerin, die in den Schoß der Familie zurückgeholt werden musste. Ja, natürlich, sie liebt ihren Onkel, aber seine Fürsorge, die undurchsichtigen Motiven entspringt, ist erdrückend. Eines Tages wird sie nach Hause kommen, sie wird auf dem Steg auf ihn warten, seine Leine nehmen und das Kräfteverhältnis umkehren.
Am Morgen wechselt sie das Pflaster an ihrem Finger und geht schwimmen. Sie steigt aus dem Becken. Vorsichtig tupft sie mit dem Handtuch das Bein ab, die Schürfwunde ist aufgeweicht, sie hätte sie beinahe vergessen. Als sie in die Wohnung zurückkehrt, versucht sie es noch einmal bei der Fluggesellschaft. Sie steht an dem winzigen Telefontischchen und starrt auf die Drachenmaske am Treppenaufgang. Sie erschrickt beinahe, als sie verbunden wird. Ja, sie bekommt einen Platz, noch heute. Sie bestätigt und legt auf. Dann zieht sie sich an, packt ihren Koffer und ruft in der Rezeption an. Ricardo kann sie fahren, er wird den Koffer abholen und im Hof auf sie warten.
Sie tritt noch einmal auf den Corso und geht hinunter zum Kai. Das Tor des Jachthafens steht offen. Am Ende des Stegs klopft sie mit der flachen Hand an den Bug, immer wieder, aber es regt sich nichts.
»Gabriel!«, ruft sie und trommelt gegen den Rumpf. »Gabriel, wo steckst du? Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden.«
Auf der Fahrt zum Flughafen legt sie sich auf die Rückbank. Sie ist müde und erschöpft. Sie zieht die Beine an.
»Er wusste ja nicht, dass du heute abreisen würdest«, sagt Ricardo. Er scheint ihre Gedanken gelesen zu haben.
»Wo ist er?«
»Er hat einen Termin in Laguna.«
»Hast du ihn hingefahren?«
»Nur zum Bahnhof.«
»Hat er hier gesessen? Hier hinten?«
»Ja.«
Die Tränen schießen ihr in die Augen, die Stahlseile der Drachenbrücke zerrinnen und flackern vor dem zartblauen Himmel wie die Saiten eines riesigen Instruments.
»Wann kommst du wieder?«, fragt Ricardo nach einer Weile.
»Bald«, antwortet sie.
Ihre Flaschenpost wird drei Jahre benötigen, vielleicht fünf. Sie darf sich nicht im Tang verfangen. Sie muss Chuáns und Frachtern ausweichen, und dem schnittigen Dampfer Amboyna, der restauriert wurde und seit Jahren von Parade zu Parade fährt, um sich dem staunenden Publikum zu zeigen. Sie muss ein von messerscharfen Riffen geschütztes Atoll umrunden und wie durch Zufall in den Wirbel vor der Küste von Akamaru geraten, der sie mit magischer Kraft durch die südlichen Meere bis nach Spanish California weitertreiben wird. Drei Jahre, vielleicht fünf, in denen sie ihr Studium beenden, Jannes Haus verkaufen und ihr Verhältnis zu dem Anstreicher klären kann, der auf der Leiter in ihrem Schlafzimmer stand, überrascht zu ihr hinabsah und fragte, ob er bei ihr einziehen könne.
Als sie die Flasche ins Meer schleuderte, stand ein Mann mit Sonnenbrille und Bandana an der Spitze der Mole, er beobachtete sie und lachte, er sah aus wie ein Pirat. Sie kehrte auf die Promenade zurück, wo die Jasmin zuletzt gelegen hatte. Sie steckte eine Fünf-Pataca-Münze in das Fernrohr, drehte es um und betrachtete die glänzende Fassade, die den Ausschnitt beinahe vollständig ausfüllte, bis die Blende schnappte. Ein leichter Windstoß, eine Brise nur, verscheuchte den klebrigen Geruch von Julu, Salz und Algen. Sie schloss die Augen. Auf der Netzhaut, vor dem Hintergrund des wässrigen, von Blut und Gold durchschossenen Flirrens, das ihr so vertraut war, als wäre es ihre eigene, funkelnde Seele, flackerte das Hotel, und darüber oder dahinter das mit Wimpeln und bunten Lampions behängte Restaurantschiff, Tovos Traum und der Ort ihrer Kindheit. Sie hielt die Augen geschlossen und wartete, bis das Nachbild langsam verging.