»Zum KDD? Da müssen Sie da hinter gehen, das Büro neben dem Treppenhaus!« Die kleine energische Frau deutete den Gang hinunter. Sie hatte sich als Erika Zille vorgestellt, Schreibkraft ohne Dienstrang, und wirkte wie ein Feldwebel. Sie war sicherlich seit jeher gewöhnt, dass alle nach ihrer Pfeife tanzten, dachte Falck. Für ihn war heute, am 1. Dezember, der erste Arbeitstag bei seiner neuen Dienststelle. Und es war ihm wie ein Spießrutenlauf vorgekommen, bis er hier endlich angekommen war. Er hatte sechs oder sieben Büros durchlaufen müssen, um seine Unterlagen abzugeben, die Dienstpistole, eine Makarow, in Empfang zu nehmen, seine Dienstmarke abzuholen, Dokumente zu unterzeichnen und das ärztliche Attest vorzuweisen. Irgendwie hatte er sich den Einstieg beim KDD Dresden etwas bombastischer vorgestellt, mit einem kleinen Begrüßungskomitee und etwas Beifall. Stattdessen schlappte er schon seit einer Stunde durch die Gänge und Büros der Polizeidirektion, grüßte unbekannte Gesichter, die routiniert zurückgrüßten, und roch den alten Linoleumfußboden und den Muff von vier Jahrzehnten.
»Danke schön.« Falck nickte Frau Zille zu.
»Moment noch. Wie soll ich Sie denn ansprechen?«, fragte sie ihn. »Herr oder Genosse?«
»Ich …« Er war noch immer Genosse, war noch nicht aus der SED ausgetreten. Er wusste auch nicht so genau, warum. »Herr Leutnant genügt«, entschloss er sich zu sagen.
»Gut!«, meinte Frau Zille freundlich. »Na dann, auf gute Zusammenarbeit!«
»Ja, danke.« Falck nickte noch einmal, das waren die ersten netten Worte, seitdem er das Gebäude betreten hatte.
Jetzt stand er endlich vor der richtigen Tür, hinter der man eine Männerstimme sprechen und das Klackern einer Schreibmaschine hörte. Das Schild neben der Tür war mit Papier überklebt. Kriminal-Dauer-Dienst hatte jemand mit Kugelschreiber geschrieben. Falck klopfte. Die Stimme drinnen verstummte. Falck wagte es nicht, die Tür zu öffnen. Niemand rief ihn herein. Nun überwand er sich und klopfte noch einmal.
»Ja, bitte, herein!«, rief es von drinnen.
Falck öffnete die Tür und prallte gleich wieder zurück. Ein Schwall kalte Luft durchsetzt mit Zigarettenrauch kam ihm entgegen.
Falck salutierte. »Guten Morgen, ich soll …« Er verstummte. Eine Frau und ein Mann sahen ihn an. Beide kannte er.
»Ja?«, fragte der Mann, und eine Zigarette wippte zwischen seinen Lippen. Er saß hinter einem Schreibtisch, der überhäuft mit Zetteln und Papieren war, über denen wiederum ein übervoller Aschenbecher mit ausgedrückten Kippen thronte. Der Mann war unrasiert, trug das Haar für einen Polizisten eigentlich viel zu lang und wirkte insgesamt ungepflegt. Hauptmann Schmidt schien noch mal zugenommen zu haben, dachte sich Falck.
Die junge Frau, die am Schreibtisch links hinten beim Fenster saß, hatte ihre damals glatten blonden Haare jetzt dauergewellt. Sie trug einen beigen Rollkragenpulli und Jeanshosen. Es war Stefanie Bach.
»Leutnant Falck, melde mich zum Dienst«, grüßte er nun vorschriftsmäßig.
Schmidt drehte die Handflächen nach oben und schüttelte verständnislos den Kopf. »Wer hat denn Sie geschickt?«
Damit hatte Falck nicht gerechnet. »Man hat mir gesagt, ich bin jetzt Ihrer Abteilung zugeteilt, Gen… Herr Hauptmann.«
»Meiner Abteilung«, wiederholte Schmidt, als wäre das etwas Unanständiges. »Und was sollen Sie machen?«
»Machen?«
»Welche Aufgaben sollen Sie übernehmen?« Nun sprach Schmidt betont laut und überdeutlich.
»Also, ich komme von der Ausbildung in Aschersleben, und mir wurde Ihre Abteilung zugewiesen, damit ich …«
»Meine Abteilung … meine Abteilung … Mensch, das ist nicht meine Abteilung. Das ist der Kriminaldauerdienst, kapiert?« Schmidt schüttelte zornig den Kopf.
»Chef!«, mischte sich jetzt Stefanie Bach ein und zwinkerte Falck dann kurz zu. »Das kann er doch nicht wissen. Wenn es ihm so gesagt wurde.«
»Ja, und? Kann mir nicht mal jemand was sagen? Keiner sagt mehr was! Hier macht jeder, was er will.« Schmidt nahm sich einen Pappordner, blätterte darin herum, schob ihn dann beiseite, nahm einen Stapel Papier, stellte ihn senkrecht auf und knallte ihn zweimal heftig auf den Tisch, um die Blätter zu richten. Erfolglos. Die Blätter bekamen lediglich Eselsohren. Mürrisch warf Schmidt den Stapel auf einen anderen Papierstapel. »Na ja, dann.« Er machte eine weitläufige Geste. »Suchen Sie sich mal einen Platz in unserem prächtigen Büro, Herr Leutnant …«
»Falck!«
»Falck«, wiederholte Schmidt, ohne ihn erkannt zu haben. »Spinde gibt es den Gang raus, übernächste Tür rechts, wenn Sie was abzulegen haben. Müssen sich aber ein Vorhängeschloss mitbringen. Weiß auch nicht, ob wir noch einen Schreibtisch bekommen. Sie müssen vorerst einen von denen nehmen.« Er zeigte auf zwei quadratische Tische, auf denen sich neben einem DDR- und Volkspolizeiwimpel Akten und Ordner stapelten. »Einen Drehstuhl müssten Sie noch beantragen. Ach ja, eine Schreibmaschine hab ich übrigens auch nicht für Sie. Zumindest keine elektrische. Im Lager müsste aber noch so ein altes Klapperding stehen.«
»Geht klar«, sagte Falck, was ihm im selben Moment unangemessen vorkam, doch niemand störte sich daran. Um einen der Tische benutzen zu können, würde er ihn erst mal frei räumen müssen. Außerdem stand ein Pflanzenkübel im Weg, in dem eine Monstera in der kalten, nikotingeschwängerten Luft ihr Dasein fristete. Falck stellte unschlüssig seine Aktentasche ab und wusste nicht so richtig, womit er anfangen sollte.
Bach erhob sich. »Na, gute Zeit gehabt in Aschersleben?«, fragte sie.
»Schlecht war es nicht«, erwiderte Falck vage. Er wusste nicht, was sie mit der Frage bezweckte.
»Kennt ihr euch?«, fragte Schmidt misstrauisch.
»Ja, flüchtig«, erwiderte Stefanie Bach.
Falck spürte, wie seine Ohren rot wurden. Bei dieser Begegnung hatte er sich nicht besonders hervorgetan.
»Ich habe Sie noch mal besuchen wollen, da hieß es, Sie seien versetzt worden.«
Leutnant Bach lachte auf. »Ja, ins Landwirtschaftsministerium, zur Aufklärung von transportbedingtem Mengenschwund. Man wollte mich loswerden. Denen war aufgestoßen, dass ich auf eigene Faust losmarschiert bin.«
»Ich verstehe nicht …?«
»Na, es ging um Diebstahl. Kartoffelklau, Obstklau, Fleischklau. Da hat sich doch jeder genommen, was er brauchte. Manche sogar in erstaunlich großen Mengen. Die haben manchmal vorn aus dem Laden Pflaumen geklaut und sie hinten wieder reinverkauft.«
»Wollt ihr euren Flirt vielleicht besser auf den Dienstschluss verschieben?«, raunzte Schmidt sie ungehalten an.
»Ich kann ja mit meinem Schreibtisch ein bisschen herüberrücken, dann kannst du den Tisch dahin schieben. So viel Platz ist ja nicht. Wenn sie uns noch einen Kollegen schicken, müssen wir anbauen«, lachte Bach. Gemeinsam begannen sie, einen Tisch zu räumen, und stapelten alles auf den zweiten Tisch.
»Alles alte Vorgänge, interessiert keinen mehr«, kommentierte Bach.
Unter dem misstrauischen Blick von Schmidt stellten sie die Tische so, dass jeder von ihnen Platz hatte. Zuletzt schob Falck noch den Pflanzkübel zur Seite.
»Sagen Sie mal, ich kenn Sie doch!« Jetzt war auch bei Schmidt der Groschen gefallen. »Sie sind doch der kleine Streber, der den toten Wetzig gefunden hat.« Schmidt schnalzte mit der Zunge.
Falck ärgerte sich über diese verletzende Bemerkung. Er war kein Streber, er hatte nur alles richtig machen wollen.
»Ist dabei noch etwas rausgekommen?«, fragte Falck, entschlossen, sich nicht provozieren zu lassen.
»Hab ich Ihnen doch schon letztes Jahr erzählt!«, grunzte Schmidt und wendete sich demonstrativ ab. Das Thema war erledigt.
Falck setzte sich an seinen Schreibtisch, vorerst auf einen normalen Besucherstuhl. Er fühlte sich auch mehr wie ein Besucher. Er wusste nicht, was er jetzt machen sollte. In seiner Aktentasche befand sich nichts weiter als eine blecherne Brotbüchse mit zwei belegten Doppelschnitten und die Dienstwaffe russischer Bauart. Draußen rauschte der Verkehr, und im Büro stank es nach Zweitaktabgasen.
Eine Weile saßen sie da. Schmidt links neben der Tür, Steffi Bach auf der anderen Seite, er selbst an der Fensterwand. Schmidts Schreibtisch ein wildes Durcheinander. Bachs Schreibtisch sortiert. Sein eigener Tisch leer. Eigentlich war das Zimmer zu klein für sie drei. Schmidt rauchte unablässig und blätterte in Unterlagen, sein Drehstuhl quietschte bei jeder Bewegung. Bach füllte an der Schreibmaschine ein Formular aus.
»Und … ähm … was machen wir jetzt?«, fragte Falck nach einer Weile.
»Wir sitzen und warten«, brummte Schmidt.
»Worauf?«, fragte Falck.
Schmidt hob den Zeigefinger und lauschte demonstrativ, doch nichts geschah. Er verzog das Gesicht. »Eigentlich hätte das Telefon jetzt klingeln müssen.«
Bach seufzte und fügte sich ein weiteres Mal in ihre Rolle als Vermittlerin. »Wir warten hier auf Anrufe aus der Zentrale. Wenn eine Streife auf etwas stößt, um das die Kripo sich kümmern sollte, rücken wir aus. Wir sind die Ersten vor Ort und entscheiden dann, welche Abteilung übernehmen soll. Bis dahin betreiben wir Tatortsicherung und so etwas.«
Das hörte sich interessant an, dachte sich Falck.
Nun mischte Schmidt sich wieder ein. »Der Witz ist nur, die meisten haben kaum Zeit. Es hat einige Veränderungen gegeben. Der Kader ist geschrumpft. Keiner fühlt sich mehr richtig zuständig. Außerdem werden Sie sehr schnell eines erkennen: Die Zeiten haben sich geändert. Also auch, was die Kriminalität betrifft. Man könnte meinen, sie sind alle verrückt geworden.«
»In den paar Wochen?«, fragte Falck.
»In den paar Wochen!« Schmidt nickte bedeutungsschwanger. »Die Kriminalitätsrate steigt rasant. Leute gehen stiften, in den Westen, Wohnungen stehen leer und werden besetzt. Straßenhändler bescheißen die Leute. Punker und Faschos prügeln sich. Ausländer werden angegriffen. Diebstahl hat zugenommen. Autos werden gestohlen. Täglich gibt es Überfälle auf Einzelpersonen. In den zwei Wochen, in denen ich hier bin, hatte ich zwei Banküberfälle und sogar einen Toten bei einer Schlägerei in einer Diskothek.«
»Quatsch.« Falck schaute irritiert von Schmidt zu Bach und wieder zurück.
»Von wegen. Ich denk mir das doch nicht aus! Respekt hat eh keiner mehr vor uns, da darfst du nichts erwarten. Ist ja auch logisch, die haben die ganzen Jahre kuschen müssen, jetzt lassen sie die Wut an uns aus. Jeder denkt, dass er dich anpflaumen kann. Abgesehen davon weiß gerade eh keiner, was läuft. Darf man Hausdurchsuchungen machen? Darfst du jemanden festnehmen?« Er hob fragend die Schultern. »Die Staatsanwälte halten sich bedeckt, die Direktion sowieso, keiner will Fehler machen. So sieht’s aus. Es gibt niemanden mehr, der dir sagt, was zu tun ist. Und draußen tanzen uns die Leute auf der Nase rum.«
Falck konnte das nicht glauben. Was sollte denn in den vier Wochen geschehen sein? Im Fernsehen sah man das Volk auf riesigen Demonstrationen einen besseren Sozialismus fordern, Neuwahlen, alle an einen Tisch, Stasi in die Produktion, Honecker hinter Gitter. Doch darüber hinaus schien alles noch seinen gewohnten Gang zu gehen.
»Aber das sind doch dieselben Menschen, wieso sollen die denn plötzlich alle kriminell werden?«, fragte er.
Schmidt stöhnte genervt auf. »Nicht alle, aber viele. Weil jetzt jeder denkt, dass alles möglich ist. Dass er machen kann, was er will. Weil zu wenig Polizisten da sind. Bei dem zweiten Banküberfall gab es zehn Zeugen, die haben sich köstlich amüsiert! Für die war das eine Gaudi. Und die Typen, die die Sparkasse überfallen haben, die saßen abends in der Kneipe und haben geprahlt damit. Wenn das so weitergeht, herrscht hier Anarchie!« Schmidt schniefte.
»Erzählen Sie von dem Kind!«, sagte Bach.
»Erzähl doch selber von dem Kind!«, fuhr Schmidt sie barsch an.
Falck sah fragend zu seiner neuen Kollegin. Bach aber tat nichts dergleichen. Später, formte sie lautlos mit ihren Lippen.
»Na los, erzähl es nur!«, forderte Schmidt sie auf. Offensichtlich wechselte er immer ins Du, wenn ihm etwas gegen den Strich ging, stellte Falck fest.
»Stell dir vor«, begann Bach mit gedämpfter Stimme nach einem prüfenden Blick auf ihren Chef, »letzten Donnerstag …«
Schmidt stand unvermittelt auf. »Ich geh mal schiffen!«
Bach lehnte sich zurück und wartete, bis Schmidt das Zimmer verlassen hatte. Geräuschvoll fiel die Tür ins Schloss.
»Das war mein Fehler«, sagte Bach, erhob sich, um das Fenster zu schließen, und setzte sich wieder. »Der tut nur so hart, in Wirklichkeit ist der gar nicht so.« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich kenn ihn ja auch erst seit zwei Wochen, aber irgendwas muss da sein. Ich glaube, er lebt in Scheidung und darf seine Kinder nicht mehr sehen, oder so. Also, stell dir vor, letzten Donnerstag, eine Frau bringt abends ihren Müll raus, in Seidnitz, Nähe Pferderennbahn. Es ist dunkel. Da sieht sie jemanden über die Straße laufen, sie wundert sich, geht näher. Und sieht einen kleinen Jungen, zwei Jahre alt, der spricht nicht, weint nur. Er ist dreckig und stinkt ganz schrecklich. Sie nimmt das Kind mit zu sich und ruft die Polizei. Inzwischen kommt eine Nachbarin, sie weiß, wo das Kind hingehört. Mit den Kollegen von der Streife gehen sie rüber. Die Wohnung steht offen, ein zweites Kind, ein vierjähriges Mädchen, sitzt vor der Glotze, apathisch, unterernährt, stinkend. Die Eltern sind nicht da. Da haben die Kollegen uns angerufen und wir sind hingefahren …«
Steffi Bach hielt inne und hob die Hand.
»Und wie weiter?«, fragte Falck, der das Handzeichen nicht deuten konnte.
»Mensch, warte doch mal, das ist harter Tobak.« Sie atmete noch einmal durch. »Wir kommen da hin, gucken uns die Bude an. Ich frage das Mädchen: Wo ist denn die Mutti? Kann ja sein, dass die eine Suffi ist, wäre ja nicht die Erste, die ihr Kind vergisst. Die ist nicht da, sagt das Kind. Die sei vor drei Tagen gegangen, habe Schnitten gemacht, damit sie was zu essen haben. Und der Vati?, frag ich. Der ist mit der Mutti gegangen. Da bin ich ins Schlafzimmer, mach den Kleiderschrank auf, alles leer, die Klamotten weg, Koffer weg, kein Ausweis, keine Unterlagen, alles weg!«
»Gestohlen?«
Bach schüttelte heftig den Kopf und hatte auf einmal mit den Tränen zu kämpfen. »Nee, die sind rübergemacht! Die haben ihre Kinder einfach dagelassen.«
»Quatsch, oder?«
»Nee, kein Quatsch. Die sind abgehauen. Nicht aufzufinden. Vielleicht sind sie gleich weiter, nach Amerika? Was weiß ich denn. Das ist das, was der Alte vorhin sagte, manche ticken aus, die denken, jetzt darf man alles. Vielleicht war das ja auch eine Kurzschlussreaktion. Aber stell dir vor. Die macht Schnitten, sagt Tschüss zu den Kindern und haut ab. Für immer.«
»Und die Kinder?«, fragte Falck heiser.
Bach hob kurz die Hände, presste aber die Lippen zusammen. »Im Heim«, stieß sie dann hervor, fächerte sich dann mit der flachen Hand Luft ins Gesicht. »So was passiert eben, da muss man durch als Polizist.« Sie lächelte gequält. »Hattest du schon mal eine Leiche?«
Der Themenwechsel war abrupt. Aber Falck ging darauf ein und nickte. »Ja, du weißt schon, dieser Wetzig. Und mal eine alte Frau, die hatte sich vergast. Wir mussten das damals als Unfall deklarieren.«
Bach nickte. »Ich weiß schon, im Sozialismus bringt sich niemand um, höchstens vor Glück. Letzte Woche hatten wir einen Stasioffizier, der hat sich erschossen. Oben an der Bautzner, wo die ganzen Stasileute wohnen. Hat einen Abschiedsbrief hinterlassen, dass er sich für den Niedergang der DDR mitverantwortlich fühlt und sich der Siegerjustiz nicht stellen will.«
»Siegerjustiz?«
»So hat er es geschrieben.« Bach zuckte mit den Achseln. »Warst du schon mal drüben?«, fragte sie im nächsten Moment. Falck sah ihr an, wie ihr die Sache mit dem Kind noch immer nachging.
»Ja, mit meinen Eltern, in Westberlin, letzte Woche …«
Die Tür sprang auf, Schmidt kam herein und setzte sich wortlos an seinen Platz.
»… Begrüßungsgeld abholen.« Falck hob entschuldigend die Schultern.
»Kamen Sie sich dabei nicht blöd vor?«, mischte sich Schmidt ungehalten ein.
»Na ja …« Falck wusste darauf nichts zu sagen. Sie hatten sich in Kreuzberg an einer Sparkasse angestellt, mit Hunderten anderen. Die Bankangestellten hatten das Geld kommentarlos über die Theke geschoben, und wie unzählige andere DDR-Bürger waren er und seine Eltern in die nächste Kaufhalle gegangen und hatten das Geld für Milka, Haribo, Nesquik, Jacobs-Kaffee, Leerkassetten, Mandarinen, eine Ananas und eine Kokosnuss ausgegeben. Letztere hatte ekelhaft geschmeckt, und von der Fruchtsäure der Ananas hatte ihnen die Zunge gebrannt. Falck hatte noch immer den Duft in der Nase, der ihn im Supermarkt empfangen hatte, diese Mischung aus Südfrüchten, Waschmitteln und Duschbad. Das würde ihm wohl für immer als erster Eindruck in Erinnerung bleiben. Natürlich war ihm das unangenehm gewesen. Anzustehen wegen etwas geschenkten Geldes, das sie eigentlich nicht nötig gehabt hätten. Vater, Mutter und er waren alle drei SED-Genossen. Und alle drei eigentlich Verlierer des Klassenkampfes, des Kalten Krieges. Sie hatten sich alle sofort ergeben und waren dem Kaufrausch verfallen. Und dann diese Unruhe, die sie ergriffen hatte, als die Dämmerung eintrat, eine unterschwellige Angst, die sie angetrieben hatte, wieder zurück in den Osten, nach Hause zu gehen. Da hatte die Staatspropaganda, die ihnen lebenslang vermittelt hatte, wie gefährlich es im Westen sei, ihre Wirkung gezeigt.
»Also, ich war auch drüben«, sprang ihm Bach zur Seite. »Zweimal sogar, in Bayern, da gab’s nämlich hundertzehn D-Mark. Und dann noch einmal in Westberlin. In Tempelhof, da haben wir entfernte Bekannte. Die haben gar nicht mit uns gerechnet, und ich sag euch, die waren vielleicht geizig!« Bach musste lachen. »Die haben noch nicht mal das Licht angemacht, als es schon fast ganz dunkel war. Eine Tütensuppe haben sie uns gekocht und das Brot mit Wurst von unseren mitgebrachten Schnitten belegt, weil wir angeblich zu viel Wurst drauf hatten. Abends wurden sie nervös und haben immer wieder gefragt, wann wir zurückfahren. Die hatten Angst, wir nisten uns bei denen ein«, erzählte Bach und musste wieder lachen.
Schmidt schüttelte mürrisch den Kopf. »Habt ihr gar keine Ehre im Leib?«
»Ehre?« Bach winkte ab. »Aber es wäre doch blöd gewesen, auf das Geld zu verzichten, oder?«
»Dass sie sich das leisten können«, sagte Falck, um einem Disput vorzubeugen. »Ich meine, hundert Mark für achtzehn Millionen DDR-Bürger.«
»Siebzehn bloß noch«, knurrte Schmidt. »Und außerdem fließt das doch umgehend wieder zurück in die Wirtschaft, hast du doch selbst gerade erzählt. Die Leute kaufen wie die Irren das überteuerte Zeug. Mein Schwager brachte einen Doppelkassettenrekorder mit, der hat genau hundert Mark gekostet, wert ist er vielleicht zehn, wenn überhaupt. Billiges Plastegehäuse und der Motor leiert.«
In dem Augenblick öffnete sich die Tür und eine Frau betrat den Raum. Ihr unerwartetes Erscheinen und ihr Anblick verschlugen den drei Polizisten für einen Moment die Sprache.
Sie trug einen knielangen engen grauen Rock und darüber eine schwarze Lederjacke mit breiten Schulterpolstern. In ihren hohen Stöckelschuhen war sie größer als Falck. Über ihrer Schulter hing eine schwarzglänzende Handtasche an einem dünnen Riemchen. Ihre glatten blonden Haare hatte die Frau zu einem straffen Zopf gebunden. Ihr Gesicht wirkte eher bleich durch das Make-up, die knallrot geschminkten Lippen bestärkten den Eindruck noch. Alles in allem schien sie für die Jahreszeit viel zu dünn gekleidet. Im Nu breitete sich der Geruch ihres inflationär aufgetragenen Parfüms aus. Die Frau trug einen Bastkorb mit Früchten auf dem Arm, den sie genau vor Schmidt auf den Tisch stellte.
»Das ist doch hier der Kriminaldauerdienst?«, fragte sie in einem westdeutschen Dialekt, den Falck nicht einordnen konnte. Bayrisch war es nicht, so weit war er sich sicher. Hessisch vielleicht.
»Ja!«, blaffte Schmidt und sah dabei den Korb an wie eine tickende Zeitbombe.
»Gut, dann bin ich ja richtig!«
»Und Sie sind wer?«, fragte Hauptmann Schmidt mit nicht zu überhörender Skepsis. Da nicht jeder einfach so das Präsidium betreten konnte, musste die Frau von jemandem offiziell hereingelassen worden sein.
»Ich heiße Suderberg, Sybille Suderberg. Ich bin Hauptkommissarin der Kriminalpolizei Frankfurt am Main. Von Ihren Vorgesetzten erhielt ich die Weisung, mich bei Ihnen zu melden. Sie sollten eigentlich ein diesbezügliches Schreiben erhalten haben.«
»Haben wir nicht!«, entfuhr es Schmidt.
»Gerade eben in der Zentrale hat man mir versichert, die Sache sei geklärt.« Suderberg zog die Augenbrauen hoch.
»Also, echt mal …« Schmidt wühlte in den verschiedenen Zetteln und Papieren auf seinem Tisch, fand aber offenbar nicht die gewünschte Information. »Keiner sagt mir irgendwas«, rief er wütend. »Ich hab die Faxen dicke!«
Hauptkommissarin Suderberg blieb unbeeindruckt von Schmidts Ärger. »Wie dem auch sei. Ich bin jedenfalls in einer grenzübergreifenden Angelegenheit hier in Dresden. Es hieß, Sie werden mich bei meinen Ermittlungen unterstützen.« Sie gab sich Mühe, freundlich zu sein, aber Falck glaubte in jedem ihrer Worte eine gewisse Überheblichkeit mitschwingen zu hören.
»Und mit wem ist das abgesprochen?«, fiel Schmidt ihr ins Wort.
Falck warf einen Seitenblick zu seiner Kollegin. Steffi Bach wusste scheinbar auch nichts, zog nur die Mundwinkel nach unten und die Schultern nach oben. Dieser Tag, der für Falck so hoffungsvoll begonnen hatte, entwickelte sich immer mehr zu einem absurden Bühnenstück.
Suderberg stöhnte leise auf, öffnete ihre Handtasche und kramte einen Zettel hervor, hielt ihn Schmidt hin, doch nur so weit, dass er gezwungen war, sich weit nach vorn zu beugen, um ihn abzunehmen. Er entfaltete das Blatt und las stumm. Falck beobachtete, wie sich unmerklich seine Lippen dabei bewegten, und er schämte sich etwas für seinen Chef. Als er die westdeutsche Polizistin ansah, glaubte er, eine leicht belustigte Miene zu entdecken. Gleich würde sie fragen, ob hier alle des Lesens mächtig wären.
Schmidt reichte der Suderberg den Zettel zurück, und zwar so, dass sie nun ihrerseits gezwungen war, sich um den Zettel zu bemühen.
»Und wobei sollen wir Sie unterstützen?«
»Darüber werde ich Sie morgen informieren. Ich habe es eilig. Heute wollte ich mich eigentlich nur vorstellen und mit diesem kleinen Präsent meiner Hoffnung auf gute Zusammenarbeit Ausdruck verleihen.« Sie zeigte ein verhaltenes Lächeln und wollte sich verabschieden. Doch so schnell ließ Schmidt sich nicht abwimmeln.
»Sie werden uns doch sagen können, worum es sich bei der Sache handelt! Sie müssen ja keinen Roman erzählen«, blaffte er die Frau an.
Suderberg seufzte wieder. War sie nur von Schmidt genervt oder allgemein von den Umständen? Falck wusste es nicht. Vielleicht hatte man sie ja auch gegen ihren Willen hierher abkommandiert.
»Okay, wenn Sie es genau wissen wollen: Wir suchen einen Auftragsmörder und vermuten, dass er sich seit einiger Zeit hier in Dresden aufhält.«
»Einen Auftragsmörder?«, fragte Schmidt.
Die Suderberg antwortete nicht, und Falck konnte sich vorstellen, dass sie dieses Gespräch wahrscheinlich schon ein Dutzend Mal geführt hatte, von der Kreisleitung abwärts, auf jeder Befehlsebene.
»Sie meinen einen Killer?«, fragte Schmidt spitz.
Falck störte die überzogene Ironie von Schmidt, die herablassende Art der Hauptkommissarin fand er allerdings auch unangemessen.
»Ich sagte ja, ich werde Ihnen morgen alles im Detail erklären. Heute bin ich zwar im Haus, aber ich muss noch einiges erledigen. Und ich weiß auch nicht, wo ich heute Nacht unterkommen kann. Da gab es offenbar ein Kommunikationsproblem.« Wieder machte sie Anstalten, das Zimmer zu verlassen. Doch Schmidt war noch nicht fertig.
»Und wie stellen Sie sich das vor? Wie sollen wir Ihnen helfen?« Sein Widerwillen war deutlich herauszuhören.
Die westdeutsche Kollegin sah ihn einen Augenblick resigniert an. Dann straffte sie sich wieder. »Sie sollen mir dabei helfen, den Mann ausfindig zu machen.«
»Aha. Und wie genau, wenn ich fragen darf?«
Was war nur mit Schmidt los, fragte sich Falck. Seine Aggressivität nahm immer mehr zu.
»Ich dachte, Sie haben hier so Ihre Methoden!«, sagte Suderberg und sah Schmidt provozierend an.
Schmidt schob sich in seinem Stuhl hoch. »Sie meinen Stasimethoden?«
»Hat ja ganz gut funktioniert, vierzig Jahre lang.« Sie zuckte mit den Achseln.
Entweder war sie naiv oder einfach nur unverschämt.
»Meinen Sie, dass wir hier alle bei der Stasi waren?«
»Waren Sie das nicht?«, fragte sie zurück und hatte damit ein Tabu gebrochen. »Es ist mir tatsächlich völlig egal, ich habe gerade andere Sorgen. Wir sehen uns morgen. Guten Tag noch!« Damit drehte sie sich um und verließ den Raum.
Eine Weile war es still im Zimmer. Alle drei starrten auf ihre Schreibtische.
»Tobias, kannst du mal das Fenster wieder aufmachen!«, bat Steffi Bach schließlich. »Mir wird übel von dem Dunst!«
Falck stand auf und öffnete einen Fensterflügel. Sofort drangen Straßenlärm und Autoabgase in den Raum, aber das war alles trotzdem besser als die aufdringliche Parfümwolke der Hauptkommissarin.
»Das reicht mir für einen Monat, was die sich morgens an den Hals sprüht«, kommentierte Bach. »Die merkt das gar nicht mehr. Sagen Sie doch auch mal was, Herr Hauptmann!«
Seit Sybille Suderberg gegangen war, saß Edgar Schmidt auffallend stumm an seinem Tisch. Jetzt langte er in seine Hemdtasche, nahm sich seine Zigarettenschachtel heraus und schüttelte die Kippe hoch. All das tat er, ohne seinen Blick von dem Korb vor sich auf dem Schreibtisch zu wenden. Er riss ein Streichholz an, zündete sich die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.
»Macht die sich lustig über uns?«, fragte er. »Ein Obstkorb!«
»Ist doch eigentlich nett von ihr, oder?«, sagte Bach freundlich. Sie war aufgestanden, um den Geschenkkorb näher zu betrachten. Dann hob sie eine Ananas heraus und eine andere kleinere Frucht.
»Was ist denn das?«, fragte sie und hielt eine dunkle Frucht, etwas größer als ein Tischtennisball hoch.
»Eine Kiwi, oder?«, sagte Falck.
Schmidt schüttelte den Kopf. »Nee, Maracuja, glaube ich. Kiwi sehen aus wie …«
»Sagen Sie’s nicht!«, rief Steffi Bach schnell, weil sie wohl schon ahnte, was jetzt kommen würde.
»… Eier mit Haaren!«, führte Schmidt seinen Satz demonstrativ zu Ende.
»Das da, jedenfalls, ist eine Sternfrucht«, erklärte Falck fachmännisch und zeigte auf die entsprechende Frucht. Er hatte davon erst kürzlich in einer Sendung auf RTL gehört, das er neuerdings empfangen konnte.
»Das weißt du nur, weil die wie ein Stern aussieht«, widersprach Bach. »Und das ist dann wohl eine Krummfrucht, oder was?« Sie deutete auf eine Banane.
»Das sind locker zwei Kilo Bananen«, knurrte Schmidt. »Und Konserven. Mandarinen und Pfirsiche. Was denkt die eigentlich? Dass wir hier so was nicht haben?«
»Sie hat es bestimmt nur gut gemeint!«, sagte Bach, um nicht den nächsten Streit vom Zaun zu brechen und ihre Kollegin aus dem Westen zu verteidigen. »Also, ich esse jetzt eine!«
Schmidt nahm noch einen tiefen Zug von seiner Kippe. »Und was soll das eigentlich heißen: Wir sollen sie unterstützen? Kommt das von ganz oben? Hat die Suderberg uns jetzt was zu sagen, oder wer ist hier der Vorgesetzte?«
Für Bach war das offenbar keine Frage. »Sie sind der Vorgesetzte, ist doch logisch«, nuschelte sie mit vollem Mund. »Ich frag mich nur, ob sie ausgerüstet ist? Hat sie ein Auto?«
»Nix da, die fährt schön im Trabi mit!« Es war Schmidt anzumerken, wie unglücklich ihn diese Situation machte. »Ich vermute mal, sie wurde hier bei uns aufs Abstellgleis gestellt, weil keiner was mit ihr zu tun haben wollte. Wie alles bei uns abgeladen wird, womit sich niemand beschäftigen will. Wie der Mist mit dem Sexualstraftäter.« Er nahm einen letzten Zug, drückte die Kippe wütend im Ascher aus, ohne den Rauch ausgeatmet zu haben.
»Ehrlich gesagt, Herr Hauptmann, das mit dem Sexualstraftäter, das habe ich eingerührt«, sagte Bach sehr leise.
Schmidt winkte unwirsch ab. »Mach mal das Fenster zu! Ich versteh überhaupt nichts. Außerdem ist es kalt! Was hast du gesagt?«
»Dass ich die Sache eingerührt habe.« Bach hob entschuldigend die Schultern.
Schmidt runzelte erstaunt die Augenbrauen. »Warum das denn?«
»Wenn wir hier eh nur rumsitzen …«, wagte sie anzumerken und ließ den Satz offen. Sie wäre auch nicht viel weitergekommen.
»Rumsitzen? Spinnst du?«, polterte Schmidt los. »Jeden Tag werden wir rausgerufen, ist euch das nicht genug?«
»Das ist doch aber meist nur dummes Zeug, was wir da machen. Eigentlich Arbeit für die Schutzpolizei.«
»Und da ziehst du dir einen Vergewaltiger an Land, obwohl es dafür eine ganze Abteilung gibt?« Schmidt zeigte ihr einen Vogel.
»Was denn für ein Sexualstraftäter? Ist das vielleicht der Typ vom letzten Jahr, in der Neustadt?«, fragte Falck. Sein Interesse war schlagartig geweckt.
»Ich vermute es«, meinte Steffi Bach knapp. »Ich habe auch einen Verdächtigen. Hab mich kundig gemacht in alten Strafregistern.« Bach langte in ihr Schreibtischschubfach und holte eine Mappe hervor. »Der heißt Heiko Rühle, vierundzwanzig Jahre alt, keine Arbeit, lebt in der Neustadt in einem ziemlich heruntergekommenen Haus.«
»Da ist doch jedes Haus heruntergekommen«, murmelte Schmidt.
Bach ging nicht darauf ein. »Der ist schon zu DDR-Zeiten auffällig geworden. War nie arbeiten, hat nie etwas gelernt, Schule abgebrochen. War mehrmals im Jugendwerkhof und auch schon im Knast. Wegen Diebstahls, aber auch Entblößung, tätlichen Angriffs und versuchter Vergewaltigung.«
Schmidt langte über den Tisch und verlangte mit einem ungeduldigen Fingerwinken den Ordner. Er blätterte ihn durch, schürzte die Lippen und pfiff leise.
»Die sind ja nicht zimperlich mit dem Mann umgegangen. Wir können ihn uns ja mal ansehen. Aber ich möchte doch darum bitten, dass ihr demnächst erst fragt, ehe ihr uns Arbeit aufhalst, die uns eigentlich nichts angeht.«
»Die Sicherheit der Bürger geht uns alle an«, sagte Bach leise, was Schmidt mit einem mahnenden Brummen kommentierte, während er sich weiter in die Akte vertiefte.
Schließlich lehnte sich Schmidt zurück. »Also, wie ich das verstanden habe, wurde die Suderberg hier in den Osten abkommandiert, weil vermutet wird, dass sich ein Mörder in die DDR abgesetzt hat. Ein Auftragsmörder! Ein Killer!« Schmidt schnaubte wieder abfällig. Er hatte sich nicht weiter in die Akte eingelesen, sondern war in Gedanken bei der Westdeutschen geblieben.
Steffi Bach seufzte. Falck hoffte, dass sich nicht noch einmal eine Schimpftirade über sie ergießen würde. Schmidt konnte wirklich unangenehm werden, wenn ihn etwas nervte. Und es schien ihn viel zu nerven
»Ich habe das jedenfalls so verstanden«, schaltete sich Falck schnell ein, »dass wir sie mit Ortskenntnis und Know-how unterstützen sollen.«
»Gnohau«, wiederholte Schmidt und lachte grimmig auf. »Das bedeutet im Klartext, wir sollen die Dame durch die Gegend fahren. Wenn das so sein soll, dann brauchen wir die Ermittlungsunterlagen aus Frankfurt und einen offiziellen Auftrag. Und wieso glauben die eigentlich, dass es diesen Killer …«, Schmidt spuckte das Wort fast aus, »… ausgerechnet hierher nach Dresden verschlagen hat?«
»Es nützt doch nichts zu spekulieren, wir können die Zeit besser nutzen, wenn wir uns darum kümmern!« Bach deutete auf die Aktenmappe. In diesem Moment begann das Telefon zu klingeln.
Schmidt, der am nächsten dran saß, nahm ab.
»Dauerdienst«, meldete er sich kurz. »Wo?« Er machte sich mit einem Bleistift eine Notiz. »Alles klar!« Dann wandte er sich zu seinen Kollegen. »Unfall auf der Doktor-Kurt-Fischer-Allee. Ein Toter, mindestens. Fahrer geflüchtet.«