»Egon Krenz hat sein Amt als Staatsoberhaupt niedergelegt!« Schmidt war ins Büro zurückgekommen und verkündete die neueste Nachricht.

Falck und Bach, die sich gerade gemeinsam über Listen gebeugt hatten, sahen auf, schwiegen aber beide.

»Dachte, es interessiert euch.« Schmidt setzte sich an seinen Tisch. »Was rausgefunden?«, fragte er.

»Haben Sie was rausgefunden?«, fragte Bach zurück, denn Schmidt war gerade mal zehn Minuten aus dem Büro gewesen.

Schmidt grinste. »Die Suderberg ist seit mindestens zwei Wochen nicht zum Dienst erschienen. Drüben, bei ihrer Dienststelle in der BRD, vermutet man, dass sie in die DDR eingereist ist. Es gibt jedoch keinen bürokratischen Vorgang, der das belegt. In Frankfurt pflegte sie wohl engen Kontakt zur Rotlichtszene. Es gibt im Zusammenhang mit ihr einen Todesfall, der geprüft wird. Sie gilt als schwierig, tut sich mit Vorgesetzten schwer, agiert oft auf eigene Faust. Dieser Kallbusch muss ihr schon bekannt gewesen sein, da sie wohl einige Zeit bei der Polizei in Hamburg gearbeitet hat. Außerdem soll Kallbusch in Konkurrenz mit einigen Rotlichtgrößen in Frankfurt stehen.« Schmidt zog die Mundwinkel nach unten. »Passt alles super zusammen, oder?«

»Was wollen Sie denn damit sagen?«, fragte Falck.

Schmidt verzog gequält das Gesicht. »Das liegt doch auf der Hand. Sie selbst ist der gesuchte Killer, arbeitet für eine

»Und warum kommt sie hierher?«, fragte Falck hartnäckig weiter. So schnell wollte er sich mit Schmidts These nicht zufriedengeben. »Ausgerechnet zur Polizei.«

Schmidt hatte auch dafür eine Antwort parat. »Sie nutzt unsere Informationen, lässt sich durch die Gegend kutschieren, ist immer auf dem neuesten Stand unserer Ermittlungen und kann hier außerdem pennen. Was will man mehr?«

»Ermittlungen nennen Sie das?«, fragte Falck und wunderte sich kurz über seine aufsässige Art. Aber das war ihm jetzt egal.

»Heh!«, ermahnte ihn Bach.

»Ist doch wahr! Wir eiern hier rum, rennen durch die Gegend, schubsen Leute, verlieren Leichen, finden sie zufällig wieder. Und keinen interessiert das. Hier macht jeder irgendwas, nur keine Polizeiarbeit!« Falck zwang sich, nicht auf den Boden, sondern Schmidt in die Augen zu sehen.

Dieser starrte ihn einige lange Sekunden an. Bach schaffte unmerklich etwas Abstand zwischen Falck und sich.

»Wohl wahr«, tat Schmidt das Ganze ab und nahm sich eine Zigarette.

»Und dass Sie hier immer rauchen, stinkt mich auch an!«, rief Falck, der seine Vorwürfe an Schmidt zerplatzen sah wie Seifenblasen.

»Dann mach das Fenster auf!«, blaffte Schmidt und zündete sich die Zigarette an. »Ich habe in Erfahrung bringen können, dass diese Heidrun Mahler, deren Ausweis wir im BMW

»Du meinst, die Suderberg wollte Selbstmord begehen?«, fragte Falck.

»Immerhin hat sie ja einen Ausweg übers Dach gewusst.« Schmidt lächelte, doch das Lächeln war nicht echt. »Wenn dir meine Theorie nicht passt, Tobi, dann mach dir deinen eigenen Kopf. Ich mach jetzt jedenfalls Feierabend.«