Abends lag Falck in seinem Untermietzimmer auf dem Bett und sah auf den Bildschirm seines Junost mit dem knallroten Gehäuse. Im Fernsehen lief Der Staatsanwalt hat das Wort, eine seiner Lieblingsserien, weil sie viele Einblicke in die Arbeit der Kriminalpolizei gab. Doch heute starrte er am Bildschirm des russischen Gerätes einfach vorbei.

Ihm war elend zumute. Er hätte gerne seine Mutter angerufen, doch er hatte keine Lust im Flur am Telefon zu stehen, wenn die Schurigs daheim waren. Wie hätte er das Gespräch überhaupt anfangen sollen? Als Einziger und Jüngster der drei Geschwister hatte er es noch nicht zu einer Familie gebracht. Er seufzte. Nein, er musste da alleine durch.

Und wenn Ulrike tatsächlich einen Antrag auf dauerhafte Ausreise stellen würde, schoss es ihm siedend heiß durch Kopf. Ihm war klar, dass das seine gesamte berufliche Laufbahn gefährden könnte, er würde nicht zum Lehrgang zugelassen werden, schlimmstenfalls durfte er nicht einmal mehr Polizist bleiben. Würde sie das wirklich tun und ihm derart in den Rücken fallen?

Draußen näherte sich ein bekanntes Rauschen. Ein Düsenflugzeug der sowjetischen Streitkräfte überquerte die Stadt im Tiefflug. Als Kind hatte ihm das Angst gemacht. Da war immer die Furcht, der Amerikaner könnte eine seiner Pershings abgefeuert haben, die mit einem Schlag alles Leben auslöschte. Genauso fühlte er sich jetzt. Als hätte alles keinen Sinn mehr, als wäre sein ganzes bisheriges Leben sinn- und nutzlos gewesen.

Trotzdem. Es tat weh. Falck kniff die Augen zu, doch das Bild, wie sich Ulrike umdrehte und wegging, ihr letztes zögerndes Winken, das hatte sich in seinem Kopf festgesetzt. Das würde sich nicht ausblenden lassen.