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Aussichtsreiche Indizes und Märkte
4.1 Der DAX – der deutsche Leitindex ist über 20 Jahre alt
Bei vielen Aktionären dreht sich alles um den DAX, den Leitindex mit den 30 größten deutschen börsennotierten Unternehmen. Viele Anleger pflegen nach wie vor ihr »Heimatliebe-Depot«. Trotz Aufholpotenzials und niedriger Bewertung steigen die Risiken bei einer solch einseitigen Ausrichtung. Breite Streuung (Diversifikation) ist das A und O für dauerhaften Börsenerfolg.
Die deutschen DAX-Unternehmen haben großteils ihre Hausaufgaben gemacht, ihre Kosten gesenkt, das Kerngeschäft weiterentwickelt und neue Standbeine aufgestellt. Die 30 DAX-Unternehmen sind international ausgerichtet und verfügen über starke Marken. Sie exportieren ihre Güter nach Euroland, Osteuropa, Ostasien und Amerika und sind deshalb auch bei angespannter Marktlage nicht allein von der Konjunkturentwicklung im Inland abhängig. Einen stetig steigenden Anteil ihrer Erlöse erwirtschaften die DAX-Gesellschaften mittlerweile außerhalb der Bundesrepublik – insbesondere in China und anderen ostasiatischen Ländern.
Das von BÖRSE ONLINE für 2011 erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt historisch niedrig bei 9,9 und eröffnet noch einiges Potenzial nach oben. Die Dividende ist zwar niedriger als beim europäischen Aktienindex STOXX 50, aber dennoch attraktiv, im Schnitt 3,2 Prozent für 2010, wobei einige Unternehmen auch deutlich über fünf Prozent ausschütten. Dies gilt aktuell für die Deutsche Telekom, E.ON, Munich Re (vormals Münchener Rück) und RWE. Insbesondere im Vergleich zum DivDAX mit den 15 dividendenstärksten Titeln sehen Festgeld und Bundesanleihen alt aus. Der DAX als moderner »Performance-Index« misst nicht nur die Kursentwicklung der dort gelisteten 30 Standardwerte, auch Blue Chips genannt, sondern erfasst sämtliche Erträge wie Gewinnausschüttungen und Bezugsrechtserlöse.
4.1.1 Zwei Jahrzehnte DAX: Ein Streifzug durch die Geschichte
1988:Der Deutsche Aktienindex DAX startet nach einem halbjährigen Probelauf am 1. Juli 1988 mit 1.163 Punkten und legt an seinem ersten Geburtstag eine Traumperformance von 33 Prozent hin und ist damit auf gutem Wege.
1989: Am 16. Oktober 1989 erlebt der DAX mit einem Minus von 13 Prozent den größten Tagesverlust in seiner über 20-jährigen Geschichte.
1990:Der DAX steigt um rund ein Drittel, obwohl zeitgleich in Japan die Immobilien- und Börsenblase zu platzen beginnt.
1991: Wegen politischer Turbulenzen mit Absturz des US-Dollars, der Pfundkrise infolge der Milliardenspekulation von George Soros und Gewinneinbrüchen einiger Großkonzerne erlebt der DAX die erste große Krise und Bewährungsprobe.
1993: Inmitten schwacher Konjunktur- und Unternehmenszahlen schafft der DAX mit 47 Prozent das beste Jahresergebnis in seiner zwanzigjährigen Laufbahn. Sinkende Zinsen wecken die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Rezession und treiben die Kurse in ungewohnte Höhen.
1994/95: Doch die Wirtschaft überwindet ihre Schwächephase noch nicht, sichtbar an der steigenden Arbeitslosenquote. Die Kurse brechen ein. Danach aber startet der DAX bis 2000 eine nie dagewesene Rallye, unterstützt durch reißerische Schlagzeilen und DAX-Kurse auf den Titelseiten der Boulevardpresse.
1996/97:Mit dem Börsengang der einstigen »Volksaktie Deutsche Telekom«, für die der Schauspieler Manfred Krug die Werbetrommel rührt, startet der größte Hype seit den 1920er-Jahren. Über drei Millionen Kleinaktionäre zeichnen die 713 Millionen T-Aktien zum Preis von umgerechnet 14,57 Euro. Knapp vier Jahre später notiert die T-Aktie bei 104 Euro, heute (2010) bei zehn Euro. Nach einer Korrektur infolge der Pleite des US-Hedge-Fonds LTCM sprintet der DAX sportlich ambitioniert von einem Tausender zum nächsten.
2000: Am 7. März 2000 endet der Traum von Reichtum ohne Arbeit für jedermann bei 8.136 Zählern. Noch ahnt niemand, dass der Crash drei Jahre dauern und zahllose Anleger in den finanziellen Ruin treiben wird.
2003: Bis zum Frühjahr 2003 stürzt der DAX auf 2.188 Punkte ab und vernichtet drei Viertel seines Börsenwerts. Die Interneteuphorie und der Traum einer dauerhaften Hochkonjunktur erweisen sich als Schaumschlägerei. Die Terroranschläge am 11. September 2001 lösen Kriegs- und Rezessionsängste aus. Der Irakkrieg führt zu weltweiter Verunsicherung. Die Experten kehren zu den alten, zuvor über Bord geworfenen Bewertungsmaßstäben zurück.
Deutscher Leitindex DAX
Zusammensetzung:
Die 30 größten deutschen Unternehmen aller Branchen
Aufnahmekriterien:
Prime Standard, nach Börsenwert und Börsenumsatz zu den 35 größten Unternehmen (35/35-Regel) zählen
Planmäßige Indexanpassung:
alljährlich
Schlusskurse:
2006: 6.597 |
Punkte (+22 %) |
2007: 8.067 |
Punkte (+22 %) |
2008: 4.810 |
Punkte (-40 %) |
2009: 5.957 |
Punkte (+24 %) |
2010: 6.914 |
Punkte (+16 %) |
Allzeittief:
2.188 Punkte, März 2003
Langzeithoch:
8.136 Punkte, März 2000
KGV 2011 erwartet: 9,9
KGV 2012 erwartet: 9,6
Dividendenrendite: 3,2 %
2003 bis 2007: Bis Mitte 2007 folgt eine der größten Boomphasen in der klassischen Industrie. Doch bei den meist passiv an der Seitenlinie verharrenden Privatanlegern, misstrauisch geworden und ängstlich nur noch auf Kapitalerhalt bedacht, läuft die Rallye vorbei. Die Chance, alte Verluste großteils wettzumachen, bleibt ungenutzt. Erst als der DAX im Sommer 2007 erneut die 8.000er-Marke überspringt und sie zum Jahresschluss mit 8.067 Punkten verteidigt, keimt bei vielen Privatinvestoren neue Hoffnung auf – reichlich spät.
2008/09: Die im Sommer 2007 in den USA ausgelöste Subprime- und Hypothekenkrise infolge schlechter Bonität amerikanischer Wohnimmobilienbesitzer entwickelt sich zu einem Monster und weitet sich 2007/08/09 zu einem globalen Finanzdesaster mit riesigen Problemen im Hypothekenbankensektor und bei einigen Hedge-Fonds aus. Sinkende Umsatz- und Gewinnerwartungen sowie schwache Prognosen häufen sich und schwappen mit Auftragsrückgängen auch auf den Industriesektor über. Die verbrieften spekulativen Kreditderivate, immer wieder neu verpackte komplizierte Finanzkonstrukte, die selbst Finanzexperten oft nicht mehr verstehen, erweisen sich als brisante, die Gesamtwirtschaft heimsuchende Fallstricke. Die Häuserpreise stürzen in den Keller. Insolvenzen häufen sich. Die Notenbanken pumpen Milliardensummen in den Markt, um die Liquidität der Banken zu sichern. Ein überbordender Ölpreis, eine ansteigende Inflationsrate, ein schwacher Dollar, Furcht vor einer Weltrezession, Währungsreform und Kriegsgefahr im Nahen Osten führen zum Kurssturz vieler internationaler Indizes zwischen 40 und 80 Prozent. Der DAX verliert im Jahr 2008 rund 40 Prozent. Wer nun glaubt, es sei alles vorbei, sieht sich getäuscht. Bis März 2009 erleidet der DAX massive Kurseinbrüche bis auf 3.600 Punkte. Danach erholen sich weltweit die meisten Indizes. Statt der vermuteten »Rallye im Bärenmarkt« kommt es ab Frühjahr 2009 zu einer kaum für möglich gehaltenen Hausse.
Der DAX steigt im Jahresverlauf um 24 Prozent und ab dem Märztief sogar um 60 Prozent. Ein gutes Börsenjahr – vergleichbar mit 2006 und 2007! Bei vielen Privatanlegern lief diese Rallye vorbei – ich hoffe, nicht auch bei Ihnen.
2009/10: Einerseits ist rund um den Globus eine leichte konjunkturelle Erholung zu beobachten, erkennbar an sich füllenden Auftragsbüchern sowie wachsenden Umsätzen und Erträgen im vierten Quartal 2009 und ersten Quartal 2010 auch im Industriebereich. Selbst die besonders gebeutelten Maschinen- und Autobauer schöpfen neue Hoffnung. Umgekehrt steht Griechenland kurz vor dem Staatsbankrott und ist auf riesige, milliardenschwere Rettungspakete angewiesen.
Andere Staaten wanken ebenfalls und werden wegen ihrer Überschuldung von den Rating-Agenturen bezüglich ihrer Bonität heruntergesetzt, Portugal um zwei Stufen und Spanien um eine Stufe. Auch Italien, Großbritannien und Irland gelten als gefährdet. Die Verunsicherung und Angst führen zum gewaltigen Anstieg des Goldpreises, zu starken Kursschwankungen und einbrechenden Aktienkursen sowohl beim DAX als auch bei den anderen Indizes rund um den Globus.
Fallbeispiel: Der Blitzcrash vom 6. Mai 2010 bleibt ein Mysterium
Am 6. Mai 2010 kommt es beim DOW JONES, dem amerikanischen Leitindex, innerhalb weniger Minuten zum Blitzcrash mit einem Kursverlust von rund 1.000 Punkten. Der Weltkonzern Procter & Gamble verliert minutenschnell 60 Milliarden US-Dollar Börsenwert. Später werden all jene Börsengeschäfte rückabgewickelt, bei denen binnen einer Viertelstunde der Verlust über 60 Prozent beträgt. Die US-Börsenaufsicht SEC tappt bei den Ursachen im Dunkeln. Fest steht, dass die Rechner der Großbanken und Handelsplätze eigenständig zahlreiche Verkaufsorders stellten, genährt von den in aller Welt gesetzten automatischen Stop-Loss-Orders. So segensreich Computer ansonsten auch sein mögen. Die Kontrolle der Systeme wird komplexer, das Stoppen von Transaktionen schwieriger. Ein großer Marktteilnehmer, der versehentlich seine Order mit einer Null zu viel im hohen Milliardenbereich abwickelt, kann ein weltweites Chaos anrichten. Aktuell arbeitet die US-Börsenaufsicht SEC daran, die Regeln zu verschärfen und den Handel für fünf Minuten auszusetzen, sobald eine Aktie in fünf Minuten um mehr als zehn Prozent steigt oder fällt. Dazu ein Kurzkommentar der SEC-Chefin Mary Schapiro: »Es ist wichtig, dass alle Börsen sich schnell darauf geeinigt haben, allgemein geltende Schwellen einzubauen. Nach bisherigen Erkenntnissen haben die Aktien von etwa 200 Unternehmen während des Blitzcrash’ fast ihren gesamten Wert eingebüßt und wurden vielfach gerade noch für ein Cent gehandelt.«
4.1.2 Die wohl vergebliche Hoffnung auf ein Eigenleben des DAX
Vor zehn Jahren waren die 30 DAX-Unternehmen noch zu 90 Prozent in deutscher Hand. Heute kontrollieren insbesondere angelsächsische Fonds deutlich mehr als die Hälfte der DAX-Konzerne. Die ausländischen Investoren honorieren, dass die exportorientierten DAX-Firmen ihre Hausaufgaben machen, solide wirtschaften und außerhalb schwerer Wirtschaftskrisen ordentliche Gewinne einfahren. Im DAX tummeln sich etliche Zykliker, die Nutznießer der starken Investitionsgüternachfrage aus Osteuropa und Fernost sind.
Kippt jedoch die Börsenstimmung und sinkt das weltweite Wirtschaftwachstum, so wechseln die Investoren rasch die Fronten. Leerverkäufer, die auf fallende Kurse spekulieren, verstärken den Trend. Der »gedeckte« Leerverkauf (der Trader hat sich die Aktie zuvor geliehen) ist nach wie vor erlaubt, das »ungedeckte« oder »nackte« Short-Selling (Verkauf auch ohne Besitz möglich) hierzulande nicht mehr. Der DAX reagiert bei angespannter Marktlage schwankungsfreudig. Eine hohe Volatilität gilt auch als »Angst-Index«.
Generell vollzieht der DAX übertrieben nach, was der große Bruder aus den USA, der DOW JONES, vorgibt. Wer einst gehofft hat, der DAX würde sich vom DOW abkoppeln und nicht mehr wie ein braves Schoßhündchen hinterherlaufen und nachmachen, was der Welt-Leitindex vorgibt, sieht sich getäuscht. Der Börsenspruch: »Hustet der DOW, bekommt der DAX eine Lungenentzündung« weist auf diesen Zusammenhang hin. So ist es gar nicht selten, dass der DAX bis mittags deutlich im Plus oder Minus notiert und ab spätem Nachmittag – abhängig von der Kursentwicklung beim US-Leitindex – eine abrupte Kehrtwendung vollzieht. Dies geschieht selbst bei Nachrichten, die für Europa unwichtig sind.
Am 10. September 2010 wurde anlässlich des 425-jährigen Jubiläums der Frankfurter Börse auch der deutsche Leitindex DAX gefeiert.
Was zeigt die vorstehende Tabelle? Wie gehen Sie damit um?
Ob es besser ist, auf die aktuellen und die letztjährigen Sieger oder Verlierer zu setzen, darüber gehen die Meinungen der Experten auseinander. Was im Einzelfall vernünftig oder fragwürdig erscheint, hängt vom Gesamtumfang Ihres Depots, dem verfügbaren Geld, Risikoprofil, Anlagehorizont und Zeitfaktor ab. Wollen Sie die einzelnen Werte ständig beobachten? Und wie sieht es mit den Transaktionskosten aus, die mit häufigem Umschichten verbunden sind? Entscheidend für die künftige Kursentwicklung sind die Weltwirtschaftslage, das Börsenklima, die Konjunktur, die Markterwartungen für bestimmte Branchen und Segmente. Orientieren Sie sich an den Fundamentaldaten, und werfen Sie einen Blick auf die Charttechnik. Es ist sicherlich nicht verkehrt, den DivDAX mit einem ETF abzudecken.
Ob der DAX an bestimmten Tagen überproportional steigt oder fällt, hängt auch von der Gewichtung der einzelnen Titel ab. Eine Kursbewegung der DAX-Dickschiffe wirkt sich stärker aus als bei den Leichtgewichten mit nur geringem Einfluss. Im DAX erfolgt regulär nur einmal jährlich eine Indexanpassung. Als heißer Anwärter wurde 2010 Heidelberg Cement (MDAX) und danach Qiagen (TecDAX) gehandelt. Absteigen musste Salzgitter. Strategisch macht es Sinn, die vermeintlichen Aufsteiger schon frühzeitig in sein Depot aufzunehmen und sich von den möglichen Absteigern beizeiten zu trennen.
Ein Blick auf den Prime Standard, die Voraussetzung für eine Notierung im DAX, MDAX, TecDAX und SDAX
Die Zulassungsbedingungen sind streng. Der Prime Standard wendet sich an international aufgestellte AGs und verlangt deshalb:
Quartalsberichterstattung
Bilanzierung nach IFRS oder US-GAAP
Veröffentlichung eines Unternehmenskalenders mit wichtigen Terminen
Durchführung mindestens einer Bilanzpresse- bzw. Analystenkonferenz pro Jahr
Ad-hoc-Meldungen und laufende Berichterstattung in Deutsch/ Englisch
4.2 Die DAX-Familie mit ihren Nebenwerte- Indizes
Das deutsche Leitbörsenbarometer DAX hat keinen Single-Status, sondern verfügt über einen ansehnlichen Familienclan. Interessant ist ein Blick auf die Kursentwicklung in den letzten fünf Jahren sowie den DAX-Stammbaum mit seinen wichtigsten Mitgliedern. Dies sind der MDAX (1996), SDAX (1999), TecDAX (2003), GEX (2005), DivDAX (2005), ÖkoDAX (2007) und als jüngster Spross der GEX-Nachfolger DAXplus Family Index (2010). Dieses Buch informiert Sie grundlegend. Den gesamten DAX-Stammbaum bis ins Detail abzuarbeiten, sprengt jedoch den Rahmen.
Neben dem DAX, vergleichbar mit der 1. Bundesliga, haben sich die beiden Indizes aus der zweiten Reihe MDAX und TecDAX etabliert, erinnernd an die 2. Fußballbundesliga. So wie die erst 2008 neu gegründete 3. Fußballbundesliga Furore macht, brilliert auch der SDAX mit den kleineren Titeln. Er nimmt – wie der MDAX – jeweils 50 in- und ausländische Titel aus klassischen industriellen Branchen auf. Den TecDAX, Nachfolger vom »beerdigten« Neuen Markt, NEMAX 50, stützen Solar- und Windkrafttitel. Sie stellen mittlerweile bereits ein Drittel der Indexwerte und haben zu dem Spitznamen »Sonnen-Index« inspiriert. Der MDAX hat seit seinem Start im Jahr 1996 pro Jahr rund 20 Prozent zugelegt. Beim DAX waren es im selben Zeitraum lediglich 13,6 Prozent. Der SDAX startete erst im Juni 1999, also kurz vor dem Platzen der New-Economy-Blase. Er wartete aber nach dem großen Crash mit einer imposanten Performance auf.
Die zeitweilige Rallye beim TecDAX war großteils auf die Aktien aus der Solar- und Windkraftbranche zurückzuführen. Sie stellen seit einiger Zeit die meisten Aufsteiger und machen damit dem seit 2007 bestehenden ÖkoDAX Konkurrenz. Allmählich drängt sich die Frage auf: Wozu überhaupt noch ein ÖkoDAX? Seitdem die Bundesregierung jedoch 2010 nach der regulären Kürzung im Januar die Einspeisevergütungen für Photovoltaikanlagen nochmals drastisch zurückgefahren hat, spiegeln sich die Verunsicherung und Existenzsorgen in ziemlich starken Kursrückschlägen bei den erneuerbaren Energien wider.
Mid-Cap-Index MDAX
Zusammensetzung:
Die 50 größten in- und ausländischen Unternehmen klassischer Branchen
Aufnahmekriterien:
Zu den 60 Größten bei Börsenwert und -umsatz nach dem DAX zählen
Indexanpassung:
halbjährlich
Schlusskurse:
2003: 4.469 |
Punkte (+47 %) |
2004: 5.376 |
Punkte (+20 %) |
2005: 7.312 |
Punkte (+35 %) |
2006: 9.404 |
Punkte (+29 %) |
2007: 9.865 |
Punkte (+5 %) |
2008: 5.602 |
Punkte (-43 %) |
2009: 7.507 |
Punkte (+34 %) |
2010: 10.128 |
Punkte (+35 %) |
Mehrjahrestief 2003:
2.647 Punkte
Mehrjahreshoch 2007:
11.171 Punkte
KGV 2011 erwartet: 12,1
KGV 2012 erwartet: 11,6
Dividendenrendite: 1,84 %
4.2.1 Der MDAX: Die Mittelgroßen
Längst fristet der Mid-Cap-Index MDAX mit seinen 50 einheimischen und ausländischen Unternehmen mittelständischer Prägung und klassischer Ausrichtung kein »Mauerblümchendasein« mehr. Meist schnitt der MDAX, vergleichbar mit der 2. Bundesliga, viel besser als der DAX ab – ausgenommen 2007. Günstig auf die Kursentwicklung wirkt sich die »Blutauffrischung« durch die Börsengänge der im Prime Standard gelisteten Aktien einheimischer und ausländischer Industrieunternehmen aus. Mit jedem Aufstieg ist der Abstieg eines schwächeren Titels verbunden.
Der DAX erzielte von 2003 bis 2007 einen durchschnittlichen Kursgewinn von 22 Prozent, der MDAX sogar 27 Prozent. Insgesamt schaffte der DAX in diesen fünf Jahren eine Performance von 279 Prozent, die der MDAX mit 326 Prozent deutlich übertraf. Und wie sah es 2008 aus? Kein Ruhmesblatt für DAX & Co.! Erst ab Frühsommer 2009 ging es wieder steil nach oben. Der MDAX legte um 34 Prozent, der DAX um lediglich 24 Prozent zu. Spitzenreiter war der TecDAX mit stolzen 61 Prozent.
Warum erfolgte der sich schon im zweiten Halbjahr 2007 abzeichnende Einbruch? Zum einen wurden im Zuge von Subprime-, Finanzkrise und Börsencrash die Nebenwerte stärker heimgesucht als die großen Standardtitel. Zum anderen realisierten zahlreiche Anleger ihre satten Kursgewinne der letzten Jahre, die sie sowohl mit Fonds und Zertifikaten auf den Index als auch mit den besten Einzelwerten erzielen konnten.
Stark aufwärts gegen den Trend ging es mit dem Düngemittelspezialisten K+S (Kali+Salz) aus Kassel, genährt von erstklassigen Zahlen und berechtigter Hoffnung auf den DAX-Aufstieg, den das Unternehmen verdientermaßen auch schaffte. Die Übersicht auf S. 269 zeigt, wo es richtig gut lief und wo sich empfindliche Verluste auftürmten.
Ralf Walter, Fondsmanager von Cominvest, meint dazu: »Mittelfristig wird sich der MDAX oberhalb der 10.000-Marke etablieren.« Im MDAX dominieren andere Branchen als im DAX. Chemie- und Industriewerte, darunter auch einige erfolgreiche Motoren- und Maschinenbauer wie MTU, Demag Cranes und Gildemeister, bestimmen als Zugpferde einen Großteil der Gewichtung. Nicht nur die Kursentwicklung, sondern ebenso die Akzeptanz beim MDAX seitens der Profis ist beeindruckend. Bis zum dreijährigen Crash von Frühjahr 2000 bis 2003 stahl noch der Leitindex DAX dem MDAX mit den mittelgroßen Unternehmen die Schau.
Früher kehrten viele Börsianer der 2. Börsenliga wegen schleppender Kursentwicklung frustriert den Rücken zu. Insbesondere mit der Neusegmentierung im März 2003 durch die Deutsche Börse AG hat sich das Bild gewandelt. Die Reduzierung von 70 auf 50 Titel klassisch ausgerichteter Mittelständler, und die Zulassung auch ausländischer Aktien machten den MDAX so attraktiv, dass der anfängliche Bewertungsabschlag gegenüber dem deutschen Leitindex bis 2007 aufgearbeitet wurde. Aktuell befinden sich laut BÖRSE ONLINE, Ausgabe 21/2010 vom 20. bis 27. Mai 2010, alle deutschen Indizes mit ihrer noch fairen Bewertung auf Augenhöhe. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse schwanken zwischen 10 und 13. Der historische Durchschnitt liegt klar darüber.
2009 gab es zahlreiche Sieger. Mit Kursgewinnen zwischen 90 bis 236 Prozent sind dies: Aareal Bank, ElringKlinger, Fuchs Petrolub, Lanxess, MTU Aero Engines, Pro Sieben SAT 1 und Rheinmetall.
Was sollten Sie als Anleger also tun? Die preisgünstigste Möglichkeit ist es, den gesamten MDAX mit einem ETF abzudecken. Bei genügend Geld und Zeit bietet sich ein Stock-Picking an, gestreut nach Branchen und auch vom Zeitpunkt her. Dabei kann es klug sein, den Einsatz in zwei Tranchen vorzunehmen: die erste Hälfte zur Befriedigung der Gier, die zweite Hälfte bei günstigen Zukaufkursen. Eilen Ihnen die Kurse davon, entfällt der zweite Kauf. Was den MDAX generell auszeichnet, ist die Tatsache, dass ein Auf- und Abstieg zweimal jährlich möglich ist und große Unternehmen nach einem erfolgreichen Börsengang den MDAX fortlaufend bereichern – nicht nur deutsche, sondern ebenso ausländische Aktiengesellschaften.
Die »Blutauffrischung« – in den letzten Jahren beispielsweise MTU Aero Engines, Wincor Nixdorf, Demag Cranes, ElringKlinger, Fuchs Petrolub, Gildemeister, Hamburger Hafen (HHLA), Klöckner & Co., Symrise, Tognum, Gerresheimer und Wacker Chemie – tut dem MDAX gut.
Nicht zu verachten ist die hohe Dividende. Bei den zehn dividendenstärksten MDAX-Titeln, Sonderausschüttungen ausgeklammert, betrug die Dividendenrendite für 2009, ausgezahlt einen Werktag nach der jährlichen Hauptversammlung, stolze 4,9 Prozent. Hand aufs Herz: Kennen Sie ähnlich attraktive Zinspapiere mit einem A-Rating? Die Dividendenrendite ist immer abhängig vom Kaufkurs.
Die Formel lautet: Ausschüttung multipliziert mit Hundert dividiert durch den aktuellen Kurs bzw. den selbst bezahlten Kaufpreis.
4.2.2 Der TecDAX: Die Technologieaktien
Bis Mitte März 2000 war die Börsenwelt heil. Der NEMAX 50 brach ständig neue Rekorde und stieg auf 9.650 Punkte. Trotz schreiender Überbewertung verkündeten einige Analysten den schnellen Ansturm auf die 10.000-Punkte-Marke. Die Zockerbörse und Gelddruckmaschine Neuer Markt florierte und wurde zur Spielwiese für Risikofreudige, Spekulanten und Zocker, ebenso für die Träumer einer wundersamen Geldvermehrung ohne berufliche Arbeit. So sprang auch noch Otto Normalverbraucher auf den bereits rasant fahrenden Neue-Markt-Express – für erfahrene Kapitalanleger ein deutliches Ausstiegssignal! Doch die Gier, der nachgesagt wird, die Verstandeskräfte zu minimieren, überwog. Warnende Stimmen gab es nur vereinzelt. Wer für Ende 2000 eine Kurshalbierung voraussagte, galt als Spielverderber. Die Wahrheit sah viel schlimmer aus – ein Kursverlust von mehr als 95 Prozent.
Nach der »Beerdigung« des Neuen Marktes 2003 tat sich sein Nachfolger TecDAX anfangs schwer, Fuß zu fassen und Misstrauen und Vorbehalte gegen alles, was mit Hightech, Biotech und Internet zu tun hat, auszuräumen. 2006 und 2007 legte der TecDAX jedoch einen fulminanten Kursanstieg um 26 bzw. 30 Prozent hin, von den nachrückenden Solarstromtiteln angetrieben. 2008 kam der tiefe Absturz mit 48 Prozent, 2009 die fulminante Erholung mit einem Plus von über 60 Prozent. Seit 2010 geht es abwärts mit einem Minus von rund fünf Prozent (Stand: 18. Mai 2010) nach der von der Bundesregierung stark heruntergefahrenen Einspeisevergütung bei Photovoltaik.
TecDAX (seit 2003)
Zusammensetzung:
Die 30 größten in- und ausländischen Hightech-Titel
Aufnahmekriterien:
Gehören bei Börsenwert und Börsenumsatz zu den 35 größten Unternehmen mit Ausnahme des DAX
Indexanpassung:
halbjährlich
Schlusskurse:
2003: 568 Punkte (+50 %)
2004: 520 Punkte (-4,8 %)
2005: 596 Punkte (+14 %)
2006: 748 Punkte (+26 %)
2007: 974 Punkte (+30 %)
2008: 508 Punkte (-48 %)
2009: 818 Punkte (+61 %)
2010: 851 Punkte (+4 %)
Allzeittief NEMAX 50:
310 Punkte Frühjahr 2003
Allzeithoch TecDAX:
1.058 Punkte im Jahr 2007
KGV 2011 erwartet: 13,6
KGV 2012 erwartet: 12,6
Dividendenrendite: 0,90 %
Die Branche der regenerativen Energien macht mittlerweile ein Drittel des TecDAX aus, liefert aber auch den Grund für die auffallende Schwankungsfreudigkeit als Gradmesser der allgemeinen Verunsicherung. Dennoch zählen die erneuerbaren Energien zu den großen Wachstumstreibern und Zukunftsmärkten in Deutschland mit der großen Chance, hier neben China auch künftig weltweit die Marschrichtung vorzugeben.
Der TecDAX ist der Auswahlindex für die 30 Technologiewerte, die es bislang nicht schafften, in die erste Börsenliga, den DAX, aufzusteigen. Der TecDAX umfasst nach dem DAX die Aktien der nächst größten 30 einheimischen und ausländischen Unternehmen aus dem Hightech-, Biotech- und Internetbereich sowie der Photovoltaik- und der Windkraftindustrie. Die Dividende spielt eher eine Nebenrolle. Lediglich BB Biotech, Bechtle, Drillisch, Freenet, Kontron, Pfeiffer Vacuum und United Internet machen eine rühmliche Ausnahme und bieten den übrigen Indizes Konkurrenz.
Im Jahr 2009 gab es regelrechte Kursraketen, angeführt von Dialog Semiconductor (über 1.000 Prozent), Aixtron (mehr als 400 Prozent), gefolgt von Centrotherm, Drillisch, Evotec, Freenet, Roth & Rau, SMA Solar und Wirecard mit Kursgewinnen von 100 Prozent und darüber.
Auch 2010 stammen die Kursgewinner, aber ebenso die mit Abstand größten Verlustbringer aus dem TecDAX – nicht zuletzt die Folge der von der Bundesregierung zusammengestrichenen Solarstrom-Einspeisevergütung ohne jegliches Augenmaß. Einige der Sieger von 2009 zählen deshalb ein Jahr später zu den großen Verlierern.
Wie gehen Sie mit den Aktien im TecDAX am besten um?
Sie kaufen ein ETF, der international die erneuerbaren Energien abdeckt, beispielsweise den Indexfonds LYXOR ETF New Energy, WKN LYX 0CB.
Sie investieren direkt in den von der Deutschen Börse AG im Jahr 2007 neu geschaffenen ÖkoDAX.
Sie entscheiden sich für ein Stock-Picking mit den besten Werten und streuen bezüglich Branche und auch vom Zeitpunkt her. Mit etlichen TecDAX-Titeln decken Sie wichtige Zukunftsmärkte ab.
Vermeiden Sie den von Überängstlichkeit diktierten Fehler, hier ganz außen vor zu bleiben.
4.2.3 Der SDAX: Die kleineren Unternehmen
Den kleinsten deutschen Index – vergleichbar mit der 3. Fußballbundesliga – bis Mitte 2007 ähnlich wie der MDAX von einem zum nächsten Allzeithoch eilend, hat es danach so richtig erwischt. 2008 gab es einen heftigen Kurseinbruch von 46 Prozent. Die Subprime- und Finanzkrise zog die im SDAX stark vertretenen Immobilien-, Beteiligungs- und Finanzunternehmen bevorzugt in den Abwärtssog. Außerdem wurden kleinere Werte stärker als die Blue Chips abgestraft. Zudem nahmen die verängstigten Anleger gern noch Gewinne mit. Und diese flossen zuvor gerade im SDAX reichlich.
3. Liga: SDAX
Zusammensetzung:
Die 50 größten in- und ausländischen Titel nach dem MDAX aus klassischen Branchen
Aufnahmekriterien:
Gehören bei Börsenwert und Börsenumsatz zu den 110 größten Unternehmen, ausgenommen DAX und MDAX
Indexanpassung:
vierteljährlich
Schlusskurse:
2003: 2.586 Punkte (+51 %)
2004: 3.144 Punkte (+19 %)
2005: 4.249 Punkte (+33 %)
2006: 5.567 Punkte (+31 %)
2007: 5.192 Punkte (-6,8 %)
2008: 2.801 Punkte (-46 %)
2009: 3.549 Punkte (+27 %)
2010: 5.174 Punkte (+45 %)
Mehrjahrestief 2003:
1.622 Punkte Frühjahr 2003
Mehrjahreshoch:
5.600 Punkte im Jahr 2006
KGV 2011 erwartet: 11,2
KGV 2012 erwartet: 12,3
Dividendenrendite: 2,64 %
Die meisten im SDAX notierten Unternehmen befinden sich in recht guter Verfassung. Mutige Anleger nutzten die günstigen Kurse zum gezielten Einstieg. Davon zeugt die deutliche Erholung im Jahr 2009 mit einem Plus von 27 Prozent. Im laufenden Jahr 2010 gab es bis Mitte Mai einen Kursgewinn von zehn Prozent.
Betrachten wir den SDAX genauer. Er umfasst die Aktien von 50 klassisch ausgerichteten deutschen und ausländischen Unternehmen aus dem Prime Standard, deren Marktkapitalisierung und Umsätze für den MDAX nicht ausreichen. Der vierteljährliche Auf- und Abstieg sorgt für Blutauffrischung. Die im SDAX vertretenen Mittelständler können rascher auf Markttrends reagieren als die großen Blue Chips.
Die SDAX-Unternehmen exportieren insbesondere im europäischen Raum, werden also von Währungsturbulenzen wie dem Euro/Dollar-Verhältnis weniger belastet. Der schwankende Ölpreis hat einen geringeren Einfluss auf das operative Geschäft.
Die im SDAX gelisteten Unternehmen sind groß genug, um sich im Markt zu behaupten, sich in einer margenstarken Nische zu etablieren, durch ihr operatives Geschäft und Übernahmen zu wachsen und erfolgreich zu wirtschaften. Aber sie sind noch nicht so riesig und mächtig, als dass sie sich selbst in ein schwerfälliges Dickschiff verwandeln würden, das an die Grenze seiner Marktdurchdringung und seines Wachstums stößt.
Ein kleineres Unternehmen kann Umsatz und Gewinn pro Jahr mehr als nur verdoppeln. Aber irgendwann ist dies nicht mehr möglich. Dann reagieren die bislang verwöhnten Aktionäre enttäuscht und steigen eher aus als ein.
Dabei notieren immer noch einige SDAX-Titel mit ihrem Buchwert, den materiellen Vermögenswerten, vergleichbar mit dem Eigenkapital, klar über dem aktuellen Kurs. Dies deutet auf eine niedrige Bewertung hin, darf aber nur ein Grund unter mehreren Faktoren für eine Kaufentscheidung sein. Auf längere Sicht rechnet es sich meistens, Aktien überzugewichten, deren Buchwert nahe am Kurs notiert. Dies gilt vor allem dann, wenn sich ein noch einstelliges KGV, eine positive Gewinnentwicklung und eine hohe Dividendenrendite hinzugesellen.
Ein Blick auf die Siegerliste von 2009: Dreistellige Kursgewinne zwischen 100 und 400 Prozent schafften im Vorjahr Tipp 24, Cat.Oil, TAG Immobilien und Delticom. Es lohnt sich also, sich mit einer Stock-Picking-Strategie auf die Suche nach den SDAX-Perlen bezüglich Kursgewinn und Ausschüttung zu machen. Die Glanzlichter von 2009 können, müssen aber nicht die Favoriten für 2010/2011 sein. Gute Aussichten bestehen bei der sich abzeichnenden konjunkturellen Erholung für die Maschinenbaubranche und den Bausektor.
Wie gehen Sie mit den Aktien im SDAX am besten um?
Wegen der doch sehr unterschiedlichen Qualität der SDAX-Titel und einer teils ausgesprochen niedrigen, teils weiterhin ambitionierten Bewertung ist ein Indexfonds (ETF) bzw. Indexzertifikat auf den SDAX nicht unbedingt die erste Wahl.
Aussichtsreicher erscheint für Langzeitanleger ein gezieltes Stock-Picking mit Blick auf KGV, Gewinnentwicklung, Buchwert und Dividendenrendite. Bezüglich Branche und Zeitpunkt sollten Sie diversifizieren. Streuung verringert den Verlust und steigert den Gewinn. Wichtig erscheinen zudem die aktuellen Geschäftszahlen und die Vorausschau für das laufende und das nächste Jahr. Beobachten Sie das Verhalten der Führungsspitze, einzusehen 14-tägig am Montag im HANDELSBLATT und ansonsten online bei Yahoo Finanzen. Kauft das Management im größeren Umfang eigene Aktien dazu, oder wird im höheren Volumen veräußert? Und wie sieht es mit möglichen Übernahmen aus? Bei einbrechenden Kursen infolge scharfer Korrektur und Crash sollten Sie eher im steuerpflichtigen Zweitdepot als im steuerfreien Altbestand aktiv werden.
4.2.4 Der DivDAX: Die Dividendenstarken
Der vor fünf Jahren, 2005, von der Deutschen Börse AG eingeführte DivDAX mit den 15 ausschüttungsstärksten DAX-Titeln, ist erfolgreich. Der DivDAX hat sich zum Strategie-Index mit hohen Umsätzen entwickelt. Die DAX-Dividendenstars hängen bezüglich ihrer Rendite den Leitindex klar ab. Diese Strategie erweist sich für langfristig orientierte Anleger als Volltreffer. Zählen Sie zu dieser Investorengruppe, kommen Sie an einem preisgünstigen DivDAX-ETF kaum vorbei.
Zurückgerechnet von 2008 bis 2000 erzielte der DivDAX ein Plus von 90 Prozent, während es der DAX auf gerade einmal auf 35 Prozent brachte. Seit Auflage im März 2005 liegt der DivDAX jedoch nur minimal vorn, befinden sich doch unter den bisherigen DAX-Dividendenspitzenreitern seit Ausbruch der Finanzkrise und dem jetzigen von Griechenland ausgehenden Überschuldungsszenario einige stark gebeutelte Bank- und Versicherungsaktien. Wer Schutz sucht unter dem staatlichen Rettungsschirm, streicht vorerst die Dividende für die Aktionäre.
Alljährlich im September passt die Deutsche Börse AG die Zusammensetzung an. Schließlich verändern sich die Höhe der Ausschüttung und die Kursentwicklung. Die Berechnung ergibt sich aus der gezahlten Dividende, multipliziert mit 100, dividiert durch den Schlusskurs der Aktie am Tag vor der Ausschüttung. Bezüglich Gewichtung darf kein Titel über zehn Prozent Indexanteil haben.
Wie sehen die sicheren Favoriten für den DivDAX 2010 aus?
Welche Alternative bietet sich an?
Sofern Sie, liebe Leserinnen und Leser, zu den Langzeitanlegern gehören, für die sowohl eine hohe Dividendenrendite als auch ein vergleichsweise geringes Risiko wichtig ist, können Sie sich selbst einen Aktienkorb aus den ersten vier oder sechs Werten zusammenstellen. Sie streuen Ihr Depot, und die hohe Ausschüttungsrendite sichert den Kurs nach unten ab. Allerdings muss sich der Aufwand lohnen. Pro Titel sollten Sie keineswegs unter 1.000 Euro einsetzen. Sie dürfen nicht erwarten, dass sich eine von diesen soliden Aktien zu einem wahren Überflieger entwickelt.
4.2.5 Der ÖkoDAX: Die Umweltbewussten
Das zweitjüngste Mitglied der DAX-Familie, erst vor drei Jahren, 2007, zur Welt gekommen, ist der ÖkoDAX, der Index für die Liebhaber erneuerbarer Energie. Der jüngste Spross der DAX-Familie ist allerdings der als GEX-Nachfolger gehandelte DAXplus Family Index, geboren am 4. Januar 2010. Der ÖkoDAX, aufgelegt von der Deutschen Börse AG, umfasst die zehn liquidesten Unternehmen aus dem Branchenindex Prime-Renewable-Energy.
Der ÖkoDAX ist nichts für schwache Nerven: einerseits besonders chancenreich, andererseits extrem schwankungsfreudig und bei angespannter Marktstimmung sehr riskant. Am 26. Mai 2010 notierte der ÖkoDAX bei gerade noch 233 Punkten. Das 52-Wochen-Hoch/Tief lag bei 360/226 Euro. Bis zum Jahreshoch ist der Weg also noch weit und steinig.
Zu den gegenwärtigen Favoriten zählen Centrotherm, CropEnergies, Manz Automation, Nordex, PNE Wind, Phönix Solar, Q-Cells, REpower, Roth & Rau, SMA Solar und SolarWorld. Die Zusammensetzung ändert sich beim ÖkoDAX öfters; denn sie wird vierteljährlich nach Börsenwert beim Streubesitz überprüft. Die Photovoltaikindustrie bildet im ÖkoDAX den Schwerpunkt. Frühere Kursraketen wie SolarWorld und Q-Cells sorgten bis zum Sommer 2007 für eine gegenüber dem DAX viermal so hohe Performance. Damals sah der deutsche Leitindex alt aus. In den Jahren 2008/2009 stürzte der ÖkoDAX jedoch durch die starke Kurskorrektur der Solarstromaktien gewaltig ab. Einer der großen Verlierer war Q-Cells und zuvor bereits Conergy.
Die dramatisch gekürzten Einspeisevergütungen 2010 im Solarbereich verhinderten bislang eine nachhaltige Erholung. Etliche Investoren befürchten, gegenüber chinesischen, japanischen und amerikanischen Solarstrom-Unternehmen dadurch ins Hintertreffen zu gelangen. Alle Titel erhalten im ÖkoDAX dieselbe Gewichtung, sind also mit zehn Prozent im Index vertreten.
Es gibt auf dieses gleichermaßen chancenreiche wie schwankungsfreudige neue Börsenbarometer Indexzertifikate, teilweise thesaurierend, also mit Wiederanlage der Dividende. Allerdings spielen bei den Aktien für erneuerbare Energien die Gewinnausschüttungen nur eine untergeordnete Rolle. Hier dominiert Wachstum. Von den genannten Unternehmen schütten lediglich Phoenix Solar, SMA Solar und SolarWorld eine allerdings noch bescheidene Dividende aus.
Wie reagieren Sie am besten auf den ÖkoDAX?
Sie kaufen einen ETF, der international die erneuerbaren Energien abdeckt, zum Beispiel den Lyxor ETF New Energy, WKN LYX 0CB.
Sie wählen ein Indexzertifikat, das den ÖkoDAX abbildet, am besten thesaurierend, mag auch die Dividendenrendite bei diesen Wachstumswerten derzeit eher nebensächlich erscheinen.
Sie entscheiden sich für ein Stock-Picking mit den besten Titeln, und streuen bezüglich Branche und wegen der Volatilität auch vom Zeitpunkt her.
Alternativ ordern Sie einen TecDAX-Indexfonds oder ein entsprechendes Indexzertifikat; denn hier sind Solarstrom und Windkraft stark übergewichtet.
4.2.6 Der Entry Standard der Deutschen Börse: Die Start-Ups
Im Herbst 2005 bekam der deutsche Finanzplatz Nachwuchs. Die Deutsche Börse AG führte innerhalb des Freiverkehrs (Open Market) als Nachfolger des gescheiterten Neuen Marktes für kleinere Mittelständler, sogenannte Start-Ups, das neue Segment Entry Standard ein. Im Oktober 2005 startete der Entry Standard in Frankfurt mit elf Unternehmen und einem echten Börsengang. Die Ehre, erster IPO-Kandidat zu sein, wurde dem Kieler Fertighausbauer Design Bau zuteil.
Zulassungsvoraussetzungen für die verschiedenen Marktsegmente an der Deutschen Börse in Frankfurt seit der Neusegmentierung in den Jahren 2003 bis 2007
Entry Standard: Nach fulminantem Auftakt 2005 folgte ein Kursabsturz um rund zwei Drittel vom Allzeithoch bei 1.500 Punkten auf nur noch 430 Zähler im Oktober 2008 mit Erholung auf über 600 Punkte Anfang 2010.
Der Entry Standard als Einstiegssegment für kleinere mittelständische Unternehmen konnte nach seinem brillanten Start die Erwartungen längst nicht immer erfüllen. Neben den Glanzlichtern mit drei- bis vierstelligem Kursplus gibt es weiterhin große Verlustbringer und von Insolvenz bedrohte Firmen. Ende Mai 2010 notierte der Entry Standard Performance-Index bei 626 Punkten, während das 52-Wochen-Hoch/Tief 685/441 Punkte betrug. Die Version Entry Standard Kurs-Index lag Ende Mai 2010 bei 604 Punkten, das 52-Wochen-Hoch/Tief hier bei 663/422 Punkten. Seit seiner Gründung traten mehr als 100 Firmen dem Entry Standard bei – ein beachtlicher Erfolg. Trotz des empfindlichen Kursrückgangs wäre es verkehrt, den neuen Index pauschal zu verteufeln. Er dient zahlreichen Börsenneulingen als preiswertes, ideales Übungsbecken vor einem möglichen späteren Wechsel in den Prime Standard.
So begannen die beiden heute dem Prime Standard zugehörigen TecDAX-Solartitel Roth & Rau und Manz Automation ihre erfolgreiche Börsenkarriere im Entry Standard.
Obwohl Skeptiker befürchten, dass sich wegen der geringeren Zulassungsanforderungen im Entry Standard dort auch schwarze Schafe tummeln, ist das neue Segment doch als eine sinnvolle Ergänzung zu bewerten. Gerade die kleineren mittelständischen Unternehmen haben es schwer, sich das benötigte Kapital von den Banken zu beschaffen. Mit dem IPO (Initial Public Offering) zu finanziell erschwinglichen Bedingungen eröffnet sich die Chance, die Eigenkapitalquote zu stärken und Wachstum und Marktpositionierung voranzutreiben. Der Entry Standard ist kein homogener Markt. Das tägliche Handelsvolumen ist bei etlichen Titeln äußerst dürftig, sodass selbst kleinere Orders große Kursschwankungen auslösen können.
Bei einigen Unternehmen mangelt es wegen der vernachlässigten Kommunikation (eine Todsünde!) und der in Krisenzeiten heruntergefahrenen IR- und PR-Arbeit an Nachrichten, sodass es dann immer schwieriger wird, verlässliche Informationen zu bekommen.
Was sollten Sie als Privatanleger unbedingt beachten?
Ordern Sie Titel aus dem Entry Standard niemals aufgrund einer einzigen Börsenbrief-Empfehlung. Je niedriger die Marktkapitalisierung, umso größer ist das Spekulationsvolumen. Ein zweistelliges Auf und Ab beim Aktienkurs binnen weniger Stunden ist in turbulenten Marktphasen bzw. durch Manipulation gewisser Börsengurus gar nicht so selten.
Sofern es sich um eine Neuemission im Entry Standard handelt, zeichnen Sie diese erst nach gründlicher Information, und ordern Sie nur so viele Aktien, wie Sie tatsächlich wünschen und bezahlen können. Laufen Sie, wenn Sie bei der Zeichnung leer ausgehen, bei einer interessanten Neuemission den Kursen nicht hinterher, sondern warten Sie geduldig eine Marktberuhigung ab.
4.2.7 Der m:access der Bayerischen Börse
Seit Juli 2005 bietet die Börse München mit ihrem Marktsegment m:access kleineren und mittleren Unternehmen einen transparenten Handelsplatz mit der Effizienz des Freiverkehrs an.
Der m:access versteht sich als attraktives, kostengünstiges Einstiegssegment beim »Going Public« wie beim »Being Public« für bereits börsennotierte Unternehmen. Die Emittenten sollen ihre Chancen am Kapitalmarkt verbessern durch mehr Publizität, weniger Gebühren, mehr Transparenz und erhöhte Aufmerksamkeit bei den Investoren. Der m:access der Bayerischen Börse startete am 1. Juli 2005 mit acht Emittenten und einer Marktkapitalisierung von knapp 250 Mio. Euro. Die wachsende Akzeptanz wird deutlich beim Vergleich mit der Entwicklung fünf Jahre später. Zum 31. März 2010 waren es 33 Emittenten mit einem Börsenwert von 1,3 Milliarden Euro. In den letzten zwölf Monaten nahm die Börse München 13 neue Unternehmen auf – begleitet von elf Emissionsexperten und unterstützt durch kostenfreie Analystenkonferenzen in München und Frankfurt. Ende Juli 2011 waren es 40 Mitglieder mit einem Börsenwert von 1,85 Milliarden Euro. Zu den bekanntesten neuen m:access-Emittenten zählen Mensch und Maschine SE (MuM) und KTG Agrar AG.
4.3 Wichtige ausländische Indizes
4.3.1 Der EURO STOXX 50
So wie die erfolgreichsten Fußballmannschaften der einzelnen europäischen Staaten um die Teilnahme an einem der attraktiven und mit Millionen-Einnahmen verbundenen europäischen Wettbewerbe Champions League und Europa League (vormals UEFA-Cup) kämpfen, bilden die marktführenden 50 Unternehmen der Europäischen Union (EU) den EURO STOXX 50. Die größten börsennotierten Gesellschaften aus dem gesamten Euroraum sind im STOXX EUROPE 50 (neuer Name) erfasst.
Wegen seiner nicht gerade übertriebenen Aufwärtsentwicklung um rund 20 Prozent von 2.451 auf 2.966 Punkte im Jahr 2009 und seiner recht niedrigen Bewertung mit einem KGV von lediglich 12 für 2010 und sogar nur 8 für 2011 hat der europäische Leitindex noch einigen Nachholbedarf. Der EURO STOXX 50 sackte von seinem Allzeithoch bei über 4.900 Punkten im Crash um die Jahrtausendwende bis auf 2.000 Punkte ab. Der Euroland-Leitindex konnte sich im Gegensatz zum DAX vom Tiefststand aus betrachtet jedoch weder verdoppeln noch verdreifachen. Während der DAX Ende Mai 2010 erneut um die 6.000er-Marke kämpfte, notierte der EURO STOXX 50 lediglich bei knapp 2.700 Punkten. Durch das von Griechenland auf Spanien, Portugal und Italien überschwappende Überschuldungsszenario mit drohendem Staatsbankrott und die Konjunktur lähmenden Sparpaketen brachen die Aktienkurse der südländischen Konzerne aus dem EURO STOXX 50 massiv ein. Mutige Investoren nutzen solch günstige Gelegenheiten für den Einstieg und Zukauf, während Hasenfüße in Panik massiv verkaufen.
Kursentwicklung EURO STOXX 50
1999: |
4.904 Punkte |
2200: |
2.386 Punkte |
2003: |
2.760 Punkte |
2005: |
3.579 Punkte |
2007: |
4.404 Punkte |
2008: |
2.451 Punkte |
2009: |
2.966 Punkte |
2010: |
2.807 Punkte |
52-Wochen-Hoch im Januar 2010: 3.044
Im Euroland-Börsenbarometer befinden sich einige große Ölwerte wie Royal Dutch oder Total und etliche Finanztitel (Banken/Versicherungen), die im Zuge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise stark gebeutelt wurden. Die Dividendenrendite ist beim defensiver ausgerichteten EURO STOXX 50 attraktiv und mit derzeit 4,4 Prozent bei einem aktuellen Kurs von 2.615 Punkten (Stand: 31. Mai 2010) höher als beim DAX. Spitzenwerte mit besonders attraktiven Ausschüttungen zeigt die folgende Tabelle. Die hohe Ausschüttungsquote liegt deutlich über dem Niveau zehnjähriger Euro-Anleihen mit guter Bonität und reizt zum Umschichten aus festverzinslichen Papieren in Aktien mit attraktiver Dividendenrendite. Ein Dividenden-ETF auf den EURO STOXX 50 bietet sich jetzt an. Abhängig davon, ob Sie Euroland oder Gesamteuropa vorziehen, lauten die WKN der beiden Indexfonds von BARCLAYS iShares 263 528 bzw. 263 529.
4.3.2 Der Leitindex DOW JONES und die Technologiebörse NASDAQ
Ob Börsen-, Menschen- oder Tierwelt: Überall sind ähnliche Verhaltensmuster zu beobachten: Der Mitläufer orientiert sich am Anführer, das Wolfsrudel am Alpha-Leitwolf, der deutsche DAX längerfristig am amerikanischen Leitindex DOW JONES und der TecDAX an der US-Technologiebörse NASDAQ. Zeitweilig war die Abhängigkeit etwas weniger ausgeprägt, und es bestand eine gewisse Hoffnung auf Abkoppelung – ein Trugschluss. Der DAX vollzieht in braver Herdentriebmanier weiterhin nach, was der DOW JONES vorgibt. Im Crash geht es meist stärker abwärts, während einer Erholungsphase eher dynamischer nach oben.
Bei anhaltender Euroschwäche, wie wir sie gegenwärtig erleben, steigt, umgekehrt bei Dollarschwäche sinkt der Wert amerikanischer Aktien. Dies gilt ebenso für die in Dollar abgerechneten Edelmetalle.
Schwingt sich – bedingt durch die zeitliche Verschiebung – in den frühen Abendstunden der DOW JONES (der seit dem Jahre 1897 von dem Verlagshaus Dow JONES ermittelte Kursindex der New Yorker Effektenbörse) aufwärts, raffen sich der DAX, der EURO STOXX 50 und die anderen Börsen in Europa zum Endspurt auf. Der japanische NIKKEI zeigt etwas mehr Unabhängigkeit. Wehe, wenn an der Wall Street die Bären regieren und die Stimmung vermiesen! Spätestens kurz vor Handelsschluss machen die schwankungsfreudigen deutschen Indizes schlapp, und am nächsten Morgen ist eine düstere Eröffnung zu erwarten. Oft ist folgendes Szenario typisch: Stürzen die amerikanischen Indizes ab, wird die negative Vorgabe heftig nachvollzogen. Kommt es bei DOW, S&P 500 (der breit gefasste US-Index) oder der Technologiebörse NASDAQ zu einer Kursexplosion, ist das Feuerwerk bei DAX und TecDAX umso üppiger. Die US-Leitbörse gibt die Richtung vor. Es gelingt in Europa und Asien selten, sich vom »großen Bruder« abzulösen. Der US-Markt agiert als großer Trendsetter für den Rest der Welt. Bewahrheiten sich die Befürchtungen von Börsenexperten und Aktienstrategen, die für den DOW JONES einen längeren Seitwärtstrend voraussagen, geht es selbst bei besseren Konjunkturerwartungen in Deutschland auch für DAX & Co. kaum nach oben.
Was den US-Markt in jüngster Zeit belastet hat, war der prozentual geringere Kursrückgang während des dreijährigen Crashs von 2000 bis 2003 gegenüber DAX & Co. Die amerikanischen Aktien waren und sind deshalb etwas höher bewertet. Der deutlich über 10.000 Punkten notierende DOW JONES – Stand am 31. Mai 2010: 10.135 Punkte – ist nur rund 25 % vom Höchststand 2007 entfernt, während der DAX noch um ein gutes Drittel zulegen muss. Was die Chancen am US-Markt bremst, sind die riesige Staatsverschuldung in einer Billionen-Dimension (eine Zahl mit zwölf Nullen), der Vertrauensverlust, die nicht bereinigte Immobilienkrise, die hohe Arbeitslosenquote, das Gefühl, aus den Fehlern der jüngsten Vergangenheit nicht ernsthaft etwas lernen zu wollen.
Der DOW JONES ist – wie der DAX – das Börsenbarometer für die 30 größten Industriewerte. An der New Yorker Wall Street sind so bekannte amerikanische Globalplayer wie Boeing, Cisco, Coca-Cola, Disney, General Electric, Hewlett-Packard, IBM, Intel, Mc. Donald’s, Microsoft und Pfizer gelistet.
Die US-Technologiebörse Nasdaq enthält eine Vielzahl von Hightech-, Biotech-, Telekommunikations-, Internet- und Medienwerten, außerdem Aktien des noch jungen Wachstumsmarktes erneuerbare Energien, zum Beispiel die international bekannten Solarstromaktien First Solar und Sunpower. Risikobewusste Anleger fühlen sich hier zu Hause und ordern gern die Aktien aussichtsreicher Wachstumsfirmen wie Amazon, Apple, Ebay, Google oder EMC. Die früher hochgejubelten, danach gewaltig abgestürzten und verschmähten großen Internettitel aus der Nasdaq starteten wegen ihrer erfreulichen Geschäftsentwicklung und des positiven Ausblicks in jüngster Zeit wieder durch – angetrieben von Google. Gleiches gilt für einige Hightech- und Biotechtitel.
Wer den Mut hatte, in der Nähe der Tiefstkurse von 2002/2003 oder 2008/2009 einzusteigen, konnte sich über üppige Kursanstiege erfreuen, zumal sich die Euroschwäche günstig auf den Umrechnungskurs amerikanischer Aktien auswirkt – beim jetzigen Kauf also ein Nachteil, beim Verkauf länger gehaltener Aktien ein erheblicher Vorteil. Aber auch hohe Verluste durch Insolvenzgefahr sind zu beklagen.
Zum Jahresende 2009 sah die Welt beim Dow Jones und der Technologiebörse Nasdaq wieder freundlich aus
Der US-Leitindex Dow Jones verabschiedete sich 2009 mit einem Plus von 19 Prozent gegenüber 8.852 Punkten im Jahr zuvor mit 10.428 Punkten in dem turbulenten, schwankungsfreudigen Marktgeschehen 2009. Einige Sieger von 2007, darunter auch große Verlierer von 2008, beeindruckten mit einem regelrechten Kursfeuerwerk, so vor allem 3M (2008: -34 %, 2009: +48 %), Alcoa (2008: -72 %, 2009: +57 %), American Express (2008: -72 %, 2009: +123 %), Cisco Systems (2008: -41 %, 2009: +46 %), Hewlett-Packard (2008: -85 %, 2009: +42 %), Intel (2008: -45 %; 2009: +39 %) und Microsoft (2008: -45 %, 2009:+59 %).
Noch üppiger sah die Erholung beim NASDAQ 100 aus. Es soll genügen, einige bekannte Glanzlichter herauszustellen: Amazon (2008: -44 %, 2009: +172 %), AMD (2008: -70 %, 2009: +321 %), Apple (2008: -55 %, 2009: +134 %), EMC (2008: -44 %, 2009: +65 %), Goldman Sachs (2008: -63 %, 2009: +110 %), Google (2008: -57 %, 2009: +103 %), Morgan Stanley: 2008: -71 %, 2009: +91 %) und Motorola (2008: -74 %, 2009: +86 %).
Mitunter ist bei einem langfristigen Anlagekonzept das geduldige Aussitzen nicht gar so verkehrt, wie sonst immer behauptet wird, zumindest viel besser als ein Panikverkauf im Tiefstandbereich. Sie sollten auch nicht übersehen, dass das Kurzzeit-Trading zu vielen Transaktionen führt. Und von diesen Gebühren profitieren die drei großen B, Börse – Broker – Banken, ebenso kräftig wie an automatisch gesetzten Stop-Loss-Orders.
Ein Blick auf den für institutionelle Anleger wichtigen S&P 500-Index
Der breit gefächerte amerikanische Index S&P 500 vermittelt ein ausgewogenes Bild von den US-Unternehmen und der amerikanischen Wirtschaft. Er wird vor allem von institutionellen Investoren rund um den Globus genutzt.
Etliche Aktien konnten 2009 ihren Kurs verdoppeln oder verdreifachen. Dies gilt für Amazon (+149 %), AMD (+294 %), Brocade (+166 %), Priceline (+208 %), Ford Motor (+290 %), JDS Uniphase (+126 %), Nvidia (+107 %), Palm (+201 %), Sandisc (+165 %), um nur eine kleine Auswahl der bekannteren Titel zu nennen. Freilich gab es 2009 auch hier nicht nur Sieger. Je größer die Chance, umso höher ist erfahrungsgemäß auch das Risiko. Das gilt insbesondere für schwankungsfreudige (volatile) kleinere Werte.
Welche Chancen bietet Ihnen der amerikanische Aktienmarkt?
Als Folge des Immobiliendesasters, der Banken- und Kreditderivatekrise, des zeitweilig extrem hohen Ölpreises, des sinkenden Verbrauchervertrauens, der steigenden Arbeitslosigkeit und der drohenden Rezessionsgefahr empfiehlt sich bei langem Anlagehorizont ein ETF auf den MSCI World, Nasdaq 100 bzw. S&P 500. Bei Einzelaktien bieten sich wegen des gewährten Rabatts auch Discount- und Bonuszertifikate an.
Solange der US-Dollar stark ist bzw. der Euro wegen der Verunsicherung im Zusammenhang mit der Überschuldung südeuropäischer Länder weiter fällt, steigen aufgrund der Wechselkurse die Gewinne umgerechnet in Euro für die gehaltenen Aktien. Umgekehrt erhöht sich der Kaufpreis.
Diese Entwicklung zeichnet sich ganz deutlich in der vorstehenden Tabelle »DOW JONES: Top und Flop: Die ersten fünf Monate 2010« ab. Hier gibt es 2010 außer American Express mit einem Minus von 15 % so gut wie keine Verlierer. Wann gab es dies schon früher einmal? Möglicherweise hält dieser Trend noch eine Weile an. Sie sollten deshalb nicht vorschnell verkaufen – schon gar nicht aus Ihrem steuerfreien Altbestand.
4.3.3 Der japanische Nikkei
Mitte 2007, als sich der japanische Nikkei mit einem Kurs von rund 18.000 Punkten auf 45 Prozent seines Altzeithochs aus dem Jahre 1989 herangerobbt hatte, stellten etliche Analysten das Kursziel bereits auf 20.00 Punkte. Doch dies blieb ein frommer Wunsch. Die Subprime- und Finanzkrise erfasste auch den Nikkei mit seinen 225 Standardwerten. Er fiel 2008 bis auf knapp 11.700 Punkte zurück, um sich danach zwischen 12.000 und 14.000 zu stabilisieren. 2008 und 2009 ging es erneut abwärts, zeitweilig bis auf gerade einmal 9.000 Punkte. Gegenwärtig wird die 10.000er-Marke zumindest ins Visier genommen.
Bis zum Rekordhoch von etwa 40.000 Punkten liegen unerreichbar erscheinende Welten. Niemand weiß, ob und wann der alte Höchststand je wieder erreicht wird. Der Nikkei 225 ist Asiens bedeutendster Aktienindex und wird seit 1950 täglich berechnet, und zwar im Gegensatz zum Performanceindex DAX nach der Dow Jones-Methode ohne Dividenden, Bezugsrechte und Sonderzahlungen
Einige Experten sind von einem Comeback Japans überzeugt, hat doch das Land einen Umwandlungsprozess mit zahlreichen positiven Veränderungen vollzogen. Allerdings gibt es immer wieder belastende Meldungen. So ist die japanische Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2010 langsamer gewachsen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt stieg nur um 0,4 Prozent, während die Analysten im Durchschnitt von 2,3 Prozent ausgingen. Hauptursache dürften die rückläufigen Konsumausgaben sein. Sie machen rund 60 Prozent vom japanischen BIP aus. Derzeit (August 2010) bewegt sich der NIKKEI mit unter 9.200 Punkten auf dem niedrigsten Niveau seit Spätherbst 2009. Auch der TOPIX muss Federn lassen. Störfaktoren sind der starke Yen – schlecht für den Export – und die schwachen Vorgaben von der Wall Street.
Besonders traurig mutet an, dass all jene Aktionäre, die vor zwei Jahrzehnten zu Höchstkursen einstiegen, noch zwei Dritteln ihres Einsatzes nachtrauern Die Übersicht zeigt, mit welch unglaublichem Tempo sich damals eine Spekulationsblase auftürmte. Erst im Nachhinein wurde vielen Börsianern klar, dass eine solch geballte Ladung von Gier und Euphorie auf Dauer nicht gut gehen konnte.
Nikkei: Vor Niedergang rasante Rallye im 5.000er-Takt
November 1972: |
über 5.000 |
Januar 1984: |
über 10.000 |
März 1986: |
über 15.000 |
Januar 1987: |
über 20.000 |
Juni 1987: |
über 25.000 |
Dezember 1988: |
über 30.000 |
August 1989: |
über 35.000 |
Neben dem preisgewichteten Index Nikkei 225, in den einmal pro Jahr die Auf- und Absteiger ermittelt werden, gibt es seit 1988 den von Experten meist stärker beachteten TOPIX. Er erfasst sämtliche im amtlichen Handel notierten japanischen Aktien. Die Gewichtung ergibt sich aus der Marktkapitalisierung. Der TOPIX setzt sich aus knapp 1.400 Aktien zusammen und wird von daher als aussagekräftiger für den Zustand der japanischen Wirtschaft beurteilt als der Nikkei 225. Der Lyxor ETF Japan TOPIX, WKN A0ESMK, notierte Ende Dezember 2009 bei 69,40 Euro, Jahreshoch 73, Euro, Jahrestief 49 Euro.
Kursentwicklung Nikkei
1999: |
18.811 |
2002: |
8.579 |
2003: |
10.677 |
2004: |
11.489 |
2005: |
16.111 |
2006: |
17.225 |
2007: |
15.250 |
2008: |
8.860 |
2009: |
10.546 |
2010: |
10.229 |
2008: - 43 % |
2009: +19 % |
2010: -3 %
KGV 2012(e): 13,1
Dividendenrendite: 1,65 %
Topix 2010 (Ende Mai):
880 Punkte
KGV 2012(e): 11,7
Dividendenrendite: 1,85 %
Was vielleicht den Appetit auf japanische Aktien anregen könnte, ist die Tatsache, dass Anleger momentan kaum etwas so sehr fürchten wie die Inflation, selbst wenn sie noch nicht jetzt, sondern wohl erst später eintrifft. Was für die meisten Länder als Fluch empfunden wird, könnte für Japan eher ein Segen sein. Das Deflationsgespenst dürfte sich verziehen. Dank steigender Preise sollte Nippon dem Teufelskreislauf der Deflation nun endlich entrinnen. Der Wechsel in der Regierungsspitze dürfte sich eher positiv auf das Stimmungsbarometer auswirken.
Was bietet Ihnen der japanische Aktienmarkt?
Nur bei exzellenter Marktkenntnis und ständigem Beobachten sollten Sie auf einzelne Qualitätstitel setzen. Weniger riskant sind Discount- und Bonuszertifikate auf chancenreiche fair bewertete Blue Chips. Bei niedrigen Kursen wie im Sommer 2010 bietet sich auch ein Indexfonds (ETF) auf den Nikkei oder TOPIX an.
4.3.4 Die Börsen der Zukunft: China & Co.
Von den Olympischen Spielen in Pecking, dem sportlichen Großereignis schlechthin, erhoffte sich die chinesische Wirtschaft einen gewaltigen Wachstumsschub. Doch trotz der gelungenen Olympia-Premiere mit reicher Goldmedaillenausbeute werden auch in China die Belastungen höher. Angeheizt durch die globale Finanzkrise, steigende Inflationsrate, wachsende Rohstoffkosten, Währungsturbulenzen, Kriegsgefahr usw. Legten die chinesischen Aktien 2006 und 2007 noch eine atemberaubende Rallye hin mit einer Vervierfachung der Kurse in Shanghai und Hongkong, so fiel kaum weniger dramatisch die anschließende Korrektur aus.
Kräftige Erholung 2009 und gute Aussichten für 2010
Vom Höchststand ausgehend, verloren die chinesischen Indizes 2008 über die Hälfte. Die Börsen in Hongkong, Shanghai und Shenzhen zählten damals zu den weltweit schwächsten Märkten. 2009 setzte eine kräftige Erholung ein. Die Börse Hongkong mit dem Index Hang Seng legte um 48,4 Prozent auf 21.348 Punkte zu, konnte aber dieses Niveau 2010 nicht mehr halten. Beim Zahlenvergleich ist zu beachten, dass eine um 50 Prozent gefallene Aktie um 100 Prozent steigen muss, um das Minus auszugleichen.
Der chinesische Index Shanghai Composite schaffte 2009 ein sattes Jahresplus von 74,6 Prozent auf 3.179 Punkte. Noch imposanter verlief die Rallye bei den Photovoltaik-Spitzentiteln. Canadian Solar erzielte ein Plus von über 330 Prozent, Yingli Green von mehr als 160 Prozent, Suntech Power immerhin noch 60 Prozent. Bei den in Deutschland notierten Titeln gab es Licht und Schatten. Asian Bamboo stürmte mit 280 Prozent nach oben, ZhongDe Waste verbrannte neben Müll auch Kapital in Höhe von 16 Prozent. Die Analysten von Morgan Stanley erwarten für den chinesischen Markt 2010 ein zweistelliges Plus und favorisieren die beiden Telekommunikationstitel China Mobile und China Unicom, die Energieaktien Huadian Power, PetroChina und Shanghai Petrochemical sowie den Chemiewert Sinopec.
Kursentwicklung HANG SENG-Index China
Kurs Jahresende 2010: 22.639
52-Wochen-Hoch/Tief: 22.944 €/17.255 € (+3,5 %)
KGV 2011(e): 11 bis 12
KGV 2012(e): 10,7
Fazit: Mittlerweile hat das Riesenreich China Deutschland als Wirtschaftsnation hinter sich gelassen, hat im laufenden Jahr 2010 Japan überholt und wird demnächst auch die USA als größte Volkswirtschaft der Welt ablösen. John Pollen, Pioneer Fondsmanager, meint: »Die vergangenen Jahre haben gezeigt, welche Dynamik und welches Potenzial in Chinas Wirtschaft stecken, besonders auch in der Krise. Dieser Trend wird sich weiter verstärken.«
4.3.5 Ein Einblick in andere aufstrebende Märkte
Nach Experteneinschätzung verfügen die aufstrebenden Märkte Ostasien, Lateinamerika, Afrika und Arabien, aber auch Osteuropa über großes Wachstumspotenzial. Dank der fortschreitenden Globalisierung können die Schwellenländer ihren Anteil am Welthandel deutlich erhöhen. In den Depots der meisten Privatanleger sind die schnell wachsenden Entwicklungsländer jedoch gar nicht oder kaum vertreten.
Expertenstimmen
»Den Aufwind in der gesamten Region Afrika halte ich für dauerhaft.«
Michael Hartnett
»Genau hier liegt die Chance für Afrika: Es besteht riesiges Potenzial für Wachstum.«
Jens Schleuniger
»Afrika und Nahost nehmen die Vorstellungskraft von Anlegern in Beschlag. Sie wollen massiv einsteigen.«
Andrew Howell
Obgleich die Emerging Markets bereits die Hälfte des weltweiten Bruttosozialproduktes erwirtschaften, beträgt deren Aktien-Marktkapitalisierung nur 15 Prozent. Das sollte sich bald ändern. China, das Reich der Mitte, ist die Triebfeder des Booms; denn mittlerweile wickeln die asiatischen Staaten zwei Drittel ihres Handels untereinander ab. 60 Prozent der Exporte Chinas sind Güter am Ende der Wertschöpfungskette. Die Vorprodukte kommen von Japan bis zu den Philippinen großteils aus der Region.
Der BlackRock-Manager Steven Bayly äußert sich zuversichtlich: »Der Anteil der arbeitenden und konsumierenden Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung ist hoch und steigt weiter. Das wird sich positiv auf das Wirtschaftswachstum der Emerging Markets auswirken. Zudem sind die öffentlichen und privaten Haushalte viel weniger verschuldet als die der entwickelten Länder. Die Investoren müssen aber sicher stellen, dass sie nur die Risiken eingehen, die mit einer angemessenen Risikoprämie bezahlt werden, um mit einer Investition in die Emerging Markets das Rendite-Risikoprofil ihres Portfolios zu verbessern.« Die Vergabe der Olympischen Sommerspiele nach Brasilien dürfte sich als anhaltender Kurstreiber entwickeln.
Aber auch deutsche Mittelständler und Großkonzerne sind in Asien aktiv. Um diese Märkte abzudecken, müssen es also nicht immer nur die Aktien, Aktienfonds oder Indizes aus China, Indien, Japan und den asiatischen Schwellenländern sein. So hat die kürzlich in Singapur veranstaltete Asien-Pazifik-Konferenz gezeigt, dass sich die deutschen Direktinvestitionen in China auf 18,0, in Malaysia auf 3,4, in Indien auf 2,5, in Thailand auf 1,65 und in Indonesien auf 1,35 Milliarden Euro belaufen. Dazu meint Firmenchef Lienhard vom Maschinenbauer Voith: »In zehn Jahren wollen wir in diesen Märkten genauso verwurzelt sein wie wir es heute in Deutschland sind.«
Die Weltbank schätzt, dass sich die Exporte der aufstrebenden Länder gegenüber den etablierten westlichen Industriestaaten von 32 Prozent 2005 um die Hälfte bis 2030 erhöhen dürften. Nach Expertenmeinung gehören die Emerging Markets als ETFs, Aktienfonds, Index- oder Basket-Zertifikate (Aktienkörbe) in jedes Depot. Pekings Exporte explodieren laut Handelsblatt, Nr. 110, 11. Juni 2010, um 50 Prozent. Die gesamte Region trotzt vor Kraft. So vernetzen sich China, Indien und Japan und drängen Europa möglicherweise schon bald an den Rand.
Mit Emerging Markets sind all jene Länder gemeint, die zwar noch eine unterentwickelte Infrastruktur aufweisen, aber über viel Wachstumspotenzial verfügen. Geht es um Investments in Schwellenländer, so betrifft dies China, Indien, viele Länder Südostasiens und Osteuropas sowie Teile Afrikas und Lateinamerikas. Die Abkürzung BRIC bezieht sich auf Brasilien, Russland, Indien und China. Freilich ist ein Investment in Emerging Markets nicht risikolos. Läuft es gut, sind durchschnittliche Renditen zwischen 20 und 40 Prozent pro Jahr möglich und im Boom noch mehr. Umgekehrt sind diese Märkte extrem schwankungsfreudig. Wenn DAX, EURO STOXX 50 oder Dow Jones in einem Crash 20 bis 40 Prozent einbüßen, sind hier Kurseinbrüche um die Hälfte und mehr denkbar.
Der schwarze Kontinent steht nicht nur im Jahr der ersten Fußball-Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden direkt vor dem Anstoß, sondern ist auch wirtschaftlich gut aufgestellt. Die Region Sub-Sahara stürmt nach vorn, um das zweithöchste Wirtschaftswachstum weltweit zu erzielen. Nach den Fußballfans sollten nun auch die Anleger eine Entdeckungsreise nach Südafrika wagen. Allein zwischen 2000 bis 2007 wuchs die gesamtafrikanische Wirtschaft im Schnitt um 5,6 Prozent. Dabei bildet der Rohstoffreichtum nur einen chancenreichen Aspekt. Südafrika ist das Tor zum Schwarzen Kontinent – reich an wachstumsstarken Bergbau- und Minenaktien.
Auch Osteuropa ist auf Erholungskurs und deshalb aus Anlegersicht nicht zu vernachlässigen. Gelegentlich, wie 2009, kam es hier zu einer regelrechten Rallye. So legte der russische Leitindex RTS nach seiner Halbierung das Jahr zuvor um 122 Prozent zu. Die folgende Tabelle zeigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) osteuropäischer Staaten von 2009 bis zur Erwartung 2011:
Die wichtigsten Merkmale aufstrebender Länder im Überblick
4.4 Biotechaktien: Warten auf den Durchbruch
Ein Jahrzehnt nach dem Biotech-Boom fällt die Bilanz der deutschen Biotechunternehmen ziemlich nüchtern aus. Lediglich ein neuer Wirkstoff aus dem Labor wurde inzwischen marktreif. Eine beeindruckende Erfolgsstory liefert allerdings Qiagen aus dem TecDAX mit der Entwicklung vom regionalen Laborausrüster zum weltweit agierenden Diagnostikunternehmen mit Aufstiegschancen in den DAX. Auch MorphSys steht für Erfolg in der Biotechnologiesparte. Das TecDAX-Unternehmen ist nicht nur auf Auslizenzierungen und Meilensteinzahlungen ausgerichtet, sondern erforscht Arzneimittel auch unabhängig von seinen Partnern. Aktuell sind dies fünf eigene Wirkstoffprogramme.
Von der Forschung bis zur Markteinführung
Gesamtdauer (insgesamt 15 bis 20 Jahre)
Entwicklung (2 – 10 Jahre)
Vorklinische Tests (5.000 bis 10.000; Labor- und Tierversuche)
Klinische Phase I (20 – 80 Freiwillige)
Klinische Phase II (100 bis 300 Freiwillige)
Klinische Phase III (1.000 bis 5.000 Freiwillige)
Zulassung
Phase IV: weitere Tests
Zu den künftigen Hoffnungsträgern zählen der Immunmodulator Mologen aus Berlin mit seinen vielversprechenden quasi nebenwirkungsfreien GEN DNA- und zellbasierten Produktkandidaten gegen Darmkrebs und Nierenkrebs in den klinischen Phasen II und I/II. Auch Medigene und Evotec aus dem TecDAX sowie Wilex, Agennix und 4SC sind zu beachten. Dazu meint 4SC-Firmenchef Ulrich Dauer, Erforscher eines Wirkstoffes gegen rheumatoide Arthritis: »Der Branche fehlt der ganz große Durchbruch: Der klinische Erfolg, der sich auch im kommerziellen Erfolg umsetzen könnte.«
Hoffnungsvoll stimmt, dass das renommierte Schweizer Pharmaunternehmen Novartis einen Deal mit MorphoSys abschloss, und es im März 2009 zu einer Kooperation des Schweizer Großkonzerns Roche mit Evotec zur Weiterentwicklung eines Präparates gegen Depressionen kam. Dazu meint der LBBW-Analyst Frohnmeyer: »Die Firmen mit fortgeschrittenen Medikament-Kandidaten müssen dafür sorgen, dass sie Geld über Deals mit den großen Pharmakonzernen hereinbekommen.«
Das Schattendasein, das zahlreiche Biotech-Aktien in den letzten Jahren erlitten, dürfte bald beendet sein. Die Biotechnologie nutzt die Erkenntnisse aus Biochemie, Mikrobiologie und Verfahrenstechnik. Dabei verleiht die Genom-Entschlüsselung der Biotechforschung einen neuen Schub.
In der Medizin wächst die Hoffnung, ganz neue Heilungsmöglichkeiten für die Geißeln der Menschheit wie Krebs, Aids, Multiple Sklerose und Alzheimer zu entwickeln. So schnell allerdings wie noch um die Jahrtausendwende in der Branche erhofft, geht dies allerdings nicht.
Allein im Onkologiemarkt betragen die Umsätze bereits 52 Milliarden Euro. Derzeit kämpfen hier 800 Produktkandidaten um die begehrte Arzneimittelzulassung, das Füllhorn für Umsatz und Ertrag. Der Weg ist steinig. Nur 18 ganz neue, großteils GEN-basierte Krebs-Arzneimittel haben dies seit 2005 bis heute, im Juni 2010, geschafft.
Vorreiter im Biotechsektor ist Genentech aus den USA mit dem ersten gentechnologisch erzeugten Humaninsulin. Genentech erzielte 2008 Umsatzerlöse von mehr als elf Milliarden und Erträge von über drei Milliarden Dollar. Die Analystin Julia Schüler von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young schrieb im Handelsblatt Nr. 58 vom 25. März 2008: »Die Branche hat deutliche Fortschritte gemacht. Es gibt immer mehr Medikamente, die in der zweiten und dritten klinischen Phase getestet werden.« Bleibt allerdings der Erfolg in der für die Zulassung entscheidenden klinischen Studie Phase III aus, ist der Kurseinbruch gewaltig, rund 90 Prozent und darüber bei nur einem Produkt in der Pipeline.
Zahlreiche Übernahmen, Kooperationen und Fusionen bekräftigen das hohe Potenzial ebenso wie die Tatsache, dass die Hälfte aller neuen Arzneimittel von Biotechfirmen stammt. Dieses Verhältnis dürfte zu Gunsten der Biotechnologie weiter steigen. Die ständig steigende Lebenserwartung verbunden mit den Folgen, dass ab dem Lebensalter von 65 Jahren die Gesundheitsausgaben rasant in die Höhe schnellen, eröffnet neues Kurspotenzial. Die Bewertung vieler Aktien erscheint angesichts ihrer Gewinnchancen fair. Gelingt es, mit einem Präparat schwer heilbare bzw. bislang tödlich verlaufende Krankheiten erfolgreich zu behandeln, dürfte das Medikament ein Blockbuster mit Milliardenumsätzen werden.
Neue Hoffnung für die Biotech- und Pharma-Branche
1996, als der Neue Markt und die Technologiebörse Nasdaq boomten, kam große Begeisterung auch für den Biotechsektor auf. Davon zeugen 62 Pharma-Neuzulassungen in den USA – ein bislang unerreichtes Ergebnis. Den Tiefpunkt mit nur 18 Bewilligungen gab es elf Jahre später. Die 26 Neuzulassungen im Jahr 2009 durch die amerikanische Behörde FDA machen Mut und wecken neue Hoffnungen. Von 2006 bis 2009 wurden in den USA 126 Anträge eingereicht, wovon die FDA 77 Präparate, also 61 Prozent zuließ.
In Europa wurden nach Abschluss aller klinischen Studien 135 Anträge gestellt. 92 neue Wirkstoffe, das sind 68 Prozent, gab die EMEA frei. Die abgewiesenen Anträge zeigen, dass eine erfolgreiche klinische Phase III noch längst nicht die europa- oder gar weltweite Zulassung garantiert. Wie der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VfA) mitteilt, stieg 2009 in Deutschland die Anzahl der Zulassungen auf 34 gegenüber 31 ein Jahr zuvor. 2010 dürften im günstigsten Fall bis zu 50 neue Wirkstoffe auf den Markt kommen. Immer öfter arbeiten die großen Pharmakonzerne mit ihren Biotechpartnern eng zusammen. Davon zeugen etliche Gemeinschaftsprojekte und Übernahmen.
Vorsicht bei Neuemissionen! Nicht jeder neue Ansatz glückt!
Bis 1999/2000 und nach dem Crash um die Jahrtausendwende gab es ab 2005/2006 etliche Neuemissionen. Mologen ging zu 3,40 Euro an die Börse und verzeichnete beim Schlusskurs 2009 von 7,15 Euro einen 110-prozentigen Kursgewinn und entwickelte sich auch im laufenden Jahr 210 positiv weiter, erkennbar am Kursanstieg auf bis zu zehn Euro. Auch MorphoSys schlägt sich wacker. Fast alle übrigen Titel notieren unterhalb des IPO mit teilweise drastischem Kursverlust. Firmen, die nur mit ein oder zwei Produkten in den frühen klinischen Phasen aufwarten, sind hochspekulative Investments. Bei verfehlten Erwartungen in den klinischen Phasen II oder III stürzt der Aktienkurs in den Keller. Diese bittere Erfahrung machte Paion mit dem Schlaganfall-Präparat und der einstige Hoffnungsträger GPC Biotech mit seinem wichtigen Arzneimittel Satraplatin. Es ist fraglich, ob bei Paion »die Fledermaus wieder fliegt« und GPC, jetzt Agennix, den Niedergang aufhalten und sich nachhaltig erholen kann.
Hoffnungsfroh stimmt, dass der hohe medizinische Standard und der harte Wettbewerb zu immer neuen Therapieansätzen im Kampf gegen die schlimmsten Geißeln der Menschheit anregen. Dies sind Krebs, Alzheimer, Aids, Multiple Sklerose, Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Arteriosklerose, Verursacher von Thrombosen, Herzinfarkt und Hirnschlag. Verstärkt geht es darum, die eigene Immunabwehr zu aktivieren.
4.5 Rohstoffe: ein interessantes Anlagethema
Der berühmte Rohstoffexperte Jim Rogers glaubt, dass sich der Rohstoffzyklus noch nicht auf dem Gipfel seines 15- bis 20-jährigen Zeitrahmens befindet. Die nach der imposanten Rohstoffrallye der letzten Jahre einsetzende scharfe Korrektur – ausgelöst durch Finanzkrise, Inflationsgefahr, Konjunktureinbruch, Überschuldung und Euro-Schwäche – dürfte noch nicht dauerhaft überwunden sein. Der Kursabsturz 2008 mit leichter Erholung im zweiten Halbjahr 2009 ist jedoch ein Anzeichen, dass die Konjunktur wieder anzieht. Positive Haupteinflussfaktoren sind die steigende Nachfrage aus China und anderen Schwellenländern, die Niedrigzinspolitik der Notenbanken und der Zufluss von Finanzinvestoren. Die Rohstoffmärkte dürften sich stabilisieren. »Wir empfehlen weiterhin ein Übergewicht an Rohstoffen«, schreibt Goldman Sachs im Ausblick für 2010.
Etliche Experten rechnen mittel- bis langfristig mit höheren Rohstoffpreisen bei zeitweiligen Rückschlägen wegen der unsicheren Erholung in den Industriestaaten infolge der Überschuldungsszenarien vor allem in einigen südeuropäischen Ländern. »Wir werden am Markt mit hoher Volatilität leben müssen«, meint Peter Königbauer, Chef des Pioneer-Rohstofffonds »Commodity Alpha«.
Bei Energierohstoffen und Basismetallen treiben die Schwellenländer die Hausse. Am besten, Sie werfen einen Blick auf meine ETF-Auswahlliste und nutzen die hier vorgestellte Rohstoff-Bibliothek von Goldman Sachs. Ein Klick auf den gewünschten Rohstoff, und Sie erhalten alle weiteren Informationen. 2009 stiegen der Indexfonds Öl und Gas, WKN 634 476, um 26 %, Rohstoff CRB, A0J C8F, um 27 %, Rohstoffe Jim Rogers, WKN A0J K68, um 27,5 % und Wasser, WKN LYX 0CA, um 22 %. Noch besser sah es bei den Edelmetallen Gold, Silber, Platin und Palladium aus. Auch hier gibt es für jedes Edelmetall einen eigenen physisch hinterlegten ETC (Exchange Traded Commodity).
Noch ein Blick auf die Kursmarken von Rogers International Commodity Index: Kurs am 10. Juni 2010: 2.895, 52-Wochen-Hoch/Tief: 3.407/2.669, und Commodity Research Bureau Index: Kurs am 10. Juni 2010: 255, 52-Wochen-Hoch/Tief: 294/228 Euro.
Ein Fallbeispiel: Rohstoffe begleiten Ihr Leben jeden Tag
Sehen Sie nun selbst, wie Rohstoffe Ihr Dasein prägen und bestimmen. Es vergeht kein Tag in Ihrem Leben, ohne dass Sie mit Rohstoffen zu tun haben. Sie stehen morgens auf, verlassen Ihr Bett, das wohl aus einem hölzernen Gestell besteht, schlagen Ihre Bettdecke zurück, vielleicht mit Gänsedaunen gefüllt. Sie duschen, trocknen sich mit einem baumwollenen Badetuch ab, ziehen Ihren Bademantel aus Naturfasern an und bereiten das Frühstück. Je nach Vorliebe gibt es Kaffee, Kakao oder Tee mit Zucker, Milch oder Kaffeesahne, Orangensaft, Getreidemüsli oder Joghurt, Brötchen oder Brot mit Butter, Konfitüre, Honig, wahlweise Schinken, Wurst, Käse und Ei. Sie frühstücken an einem hölzernen Tisch; auf dem Boden liegt ein wollener Teppich.
Sie fahren mit dem Rad, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Ihrem Auto zur Arbeit, ärgern sich über einen Spritpreis von bis zu 1,50 Euro pro Liter. Sie kommen am Arbeitsplatz an. Einerlei ob Verwaltungsgebäude oder Fabrik. Überall begegnen Sie Rohstoffen, sei es verarbeitet oder naturbelassen. Denken Sie an die Industriemetalle allein im Fahrstuhltrakt! Werfen Sie im Büro einen Blick auf den Fußboden aus Naturholz oder Holzwerkstoffen, die Tapeten, Möbel und Beleuchtungskörper, Computeranlage, Bildschirm, Tastatur, Drucker, Kopierer und sonstige Geräte. Nach der Arbeit sind Sie auf der Suche nach einem passenden Schmuckstück für einen geliebten Menschen – aus Silber, Gold oder Platin – vielleicht mit einem kleinen Edelstein besetzt. Eventuell spielen Sie abends noch Tennis, auf einem Sandplatz mit einem Belag aus Ziegelmehl und einer Umzäunung aus Metall. Danach schmeckt Ihnen ein kühles Weizenbier und später noch ein Glas Wein. Möglicherweise betätigen Sie sich selbst als Hobbykoch. Was Sie auch kochen, anrichten und garnieren – ohne Agrarprodukte geht gar nichts.
Die Rohstoffmärkte verlaufen nicht parallel zur Aktienentwicklung: Inflationsbereinigt wurden die alten Allzeithochs aus den 1970er- und 1980er-Jahren noch nicht alle getoppt. Preisturbulenzen gibt es bei dem von Spekulation, Terroranschlägen, Hurrikanfolgen und Streiks beeinflussten Ölpreis, hohe Kursschwankungen bei regenerativen Energien, Agrarprodukten sowie bei Gold, Silber, Platin und einigen Industriemetallen.
»Bei Spekulationen mit Rohstoffen spielen Fundamentaldaten oft nur noch eine nachrangige Rolle.«
Ulrich Grillo
Alles in allem ist dies kein Grund für hektische Überreaktionen. Nichts ist verkehrter, als bei heftiger Korrektur alle Papiere auf den Markt zu werfen, sich von seinen Öl-, Metall- und Agrartiteln zu trennen. Die Rohstoffrallye geht auf längere Sicht schon wegen der Verknappung weiter, sind doch die Jahre des Rohstoffüberflusses gezählt. Seit 1980 sind die weltweit neu entdeckten Ölfelder nur um etwa zehn Prozent gestiegen. Unter erschwerten Bedingungen wird vorwiegend in den alten Feldern gefördert. Ist der Ölpreis niedrig, investieren die Ölförderländer und die Ölkonzerne zu wenig in die Infrastruktur der Förder- und Versorgungsanlagen und deren Sicherheit. So etwas rächt sich bitter. Die schwerste Ölkatastrophe im Golf von Mexiko wirft die Tiefsee-Bohrprojekte gewaltig zurück. Neue Bohrzulassungen wird es kaum geben, solange solche Katastrophen nicht vermeidbar und beherrschbar sind. Der Ölmulti BP steht wegen horrender Kosten und Strafzahlungen in geschätzter Höhe von bis zu 60 Milliarden Dollar mit dem Rücken zur Wand.
Ein Blick auf die wichtigsten Industriemetalle mit Hinweis auf Vorkommen und Anwendungsbereiche
Die Chancen im Agrarsektor sind längerfristig gut. Weichwaren wie Zucker, Kaffee, Kakao und Orangenkonzentrat dominieren das Geschäft. Mit dem höheren Lebensstandard in China, Indien und anderen Schwellenländern in Ostasien, Afrika und Südamerika steigt der Anspruch an die Ernährung. Weg vom Einheitsreisteller hin zur Esskultur westlicher Prägung! Der Kakao- und Kaffeepreis hängen auch von der Ernte ab, wobei Orkane, Überflutungen und Dürreperioden zu Missernten führen. Der weltgrößte Schokoladenproduzent Barry Callebaut befürchtet: »Wenn der Schokoladenkonsum auf den Märkten in Asien anzieht, dürfte langfristig die Nachfrage das Angebot übersteigen.«
Wie die Abbildungen über die Agrarprodukte zeigen, ist im Gegensatz zu den Getreidearten das Preisniveau bei Kaffee und Kakao zwar schwankend, keineswegs aber überzogen, dies umso mehr bei Einbezug der Inflationsrate. Vor allem aber – und dies gilt zunehmend für Zucker, Mais, Weizen, Soja, Raps – wandern längst nicht mehr alle Agrarprodukte in den menschlichen oder tierischen Magen.
Agrarrohstoffe werden auch abgezweigt für die Erzeugung von Biokraftstoff. Beides zugleich geht nicht: entweder auf den Tisch oder in den Tank! Längerfristig ist mit steigenden Agrarpreisen zu rechnen. Oft bauen die Landwirte schnell wachsende Rohstoffe für Biosprit an, weil damit mehr zu verdienen ist.
Der weltbekannte Rohstoffexperte Christoph Eibl, Leiter des Rohstoffhandels bei Tiberius Asset Management, ergänzt: »Es dauert einfach zu lange, bis neue Bäume einmal Früchte tragen. Kakaobäume gedeihen nur in einem engen Gürtel rund um den Äquator. Vor der ersten Ernte vergehen mehr als fünf Jahre.« Bei den auch als Tierfutter dienenden Sojabohnen gilt die vielleicht im Verborgenen lauernde Vogelgrippe als Risikofaktor. Der Zucker- und Maispreis steigen nicht deshalb, weil daraus Ethanol gewonnen wird, sondern weil die Landwirte mehr verdienen, wenn sie spezielle Züchtungen für den Biosprit anbauen.
Aber auch der Anlegerdurst auf Wasser in Form von ETFs, Aktienfonds und Zertifikaten steigt, denn Wasser ist von lebenswichtiger Bedeutung. Der bekannte Analyst Marc Faber weist auf das akute Wasserproblem der boomenden chinesischen Volkswirtschaft hin: »Im Reich der Mitte leben rund 21 Prozent der Weltbevölkerung. Aber das riesige Land verfügt nur über etwa sieben Prozent der globalen Wasservorkommen.« Wasser, das »blaue Gold«, ist bei dem lebensbedrohlich steigenden Süßwassermangel ein kostbares Gut.
Bei einigen Edel- und Industriemetallen besteht ein Nachfrageüberhang. Mit fortschreitender Infrastruktur in zahlreichen Regionen wachsen auch die übrigen Konsumbedürfnisse, sei es Schmuck, sei es ein fahrbarer Untersatz, der die Edel- und die Industriemetallförderung antreibt. Auffällig, dass nun auch das im Vergleich zu Platin billigere Schwestermetall Palladium wieder in den Blickpunkt der Autoindustrie für die Katalysatoren rückt. Silber ist nicht nur als Schmuck interessant, sondern wird in verschiedenen Industriezweigen wie der Medizin- und Elektrotechnik gebraucht. Bei einem konjunkturellen Aufschwung, wie er sich jetzt rund um den Globus abzeichnet, dürfte der Silberpreis weiter anziehen.
Bezüglich Gold ist die Nachfrage in Indien bemerkenswert. Da Gold meist in Dollar abgerechnet wird, war für die europäischen Marktteilnehmer trotz des beachtlichen Preisanstiegs bei physischem Gold die Rendite lange Zeit niedriger als erwartet, weil der Euro stark war. Im Zuge der jetzigen Euroschwäche notiert die Feinunze Gold in US-Dollar gerechnet aktuell (Juni 2010) bei 1.200 bis 1.250 US-Dollar und über 1.000 Euro – ein Allzeithoch! Der Preisaufschlag für Gold liegt nicht nur in der stärkeren Nachfrage seitens der Schmuckindustrie begründet.
Physisches Gold im Depot gilt als »sicherer Hafen« – vor allem in kritischen Börsenphasen und bei zunehmender Verunsicherung wegen der sich zuspitzenden Überschuldung zahlreicher Länder. Eine beliebte Anlagealternative sind Goldminenaktien, profitieren sie doch vom steigenden Goldpreis. Umgekehrt brechen die Kurse der Minenaktien stark ein, wenn sich die Aktienmärkte abwärts bewegen. Bei angespannter Marktlage, in der ein Wertverfall von Papiergeld droht, etliche Menschen eine steigende Inflationsrate und vielleicht sogar eine Währungsreform befürchten, sind Sachwerte wie Edelmetall, Aktien und Immobilien gefragt.
Der weltbekannte Rohstoffexperte Jim Rogers schreibt in seinem 2005 im FinanzBuch Verlag erschienenen Bestseller: »ROHSTOFFE – Der attraktivste Markt der Welt – wie jeder von Öl, Kaffee und Co. profitieren kann«: »Eine neue Hausse ist im Gang, und sie findet bei den Rohstoffen statt – den Commodities, Materialien, harten Vermögensgegenständen und greifbaren Dingen, die nicht nur in Ihrem Leben, sondern im Leben jedes Menschen auf der Welt eine ganz wesentliche Rolle spielen ... Rohstoffe gehören in jedes wirklich gut diversifizierte Depot. Mit einem Rohstoff-Investment kann man sich gegen eine Aktienbaisse, galoppierende Inflation und sogar eine schwerwiegende Wirtschaftskrise absichern ... Rohstoffe sind nicht das ,riskante Geschäft’, als dass sie oft bezeichnet werden. Ich glaube, dass Rohstoffinvestments in den kommenden zehn Jahren enorme Chancen bieten werden ... Der Rohstoffmarkt ist der größte Markt der Welt – wenn man von den Wertpapierhandelsplätzen absieht. Die jährliche Produktion der 35 am aktivsten gehandelten Rohstoffe, deren Preise täglich in New York, Chicago, Kansas City, London, Paris und Tokio festgestellt werden, ist 2,2 Billionen Dollar wert. Das an den Rohstoffbörsen gehandelte Geldvolumen ist um ein Mehrfaches höher als an allen Aktienmärkten der USA.«
Udo Rettberg berichtet im 2007 beim FinanzBuch Verlag erschienenen Bestseller: »Alles, was Sie über Rohstoffe wissen müssen – Erfolgreich mit Kaffee, Gold & Co«: »Anleger müssen berücksichtigen, dass die Anlageklasse Rohstoffe erhebliche Unterschiede zu den traditionellen Investmentformen Aktien und Anleihen aufweist. Rohstoffe sind zwar investierbare Vermögenswerte, jedoch keine Kapital-Vermögenswerte. Rohstoffe liefern keine Erträge in Form von Dividenden und Zinsen.
Die Bewertung von Rohstoffen erfolgt aufgrund der Überlegung, dass diese Vermögenswerte deshalb einen Wert verdienen, weil sie entweder direkt von den Menschen verbraucht oder aber in Verbrauchsgüter umgewandelt werden. Der Wert von Rohstoffen zu einem bestimmten Zeitpunkt entspricht den Basisüberlegungen von Angebot und Nachfrage. Aus dieser Überlegung ist das Entstehen von Futures-Kontrakten abzuleiten. In die Bewertung von Futures-Kontrakten fließt das in der Zukunft liegende Verhältnis von Angebot und Nachfrage ein.«
Rohstoffe werden in vier große Gruppen aufgeteilt:
Energie (Fossile Energieträger wie Erdöl, Erdgas, Kohle und nachwachsende Agrargüter und erneuerbare bzw. regenerative Energien wie Wind- und Sonnenenergie, Biomasse und Erdwärme)
Industriemetalle (Aluminium, Chrom, Gallium, Indium, Kobalt, Kupfer, Lithium, Nickel, Palladium, Stahl, Zinn usw.)
Edelmetalle (Gold, Silber, Platin, Palladium)
Land- und viehwirtschaftliche Produkte (Baumwolle, Schurwolle, Getreide, Zucker, Kaffee, Kakao, Mais, Raps, Rinder, Schweinebäuche usw., wobei Weichwaren wie Mais, Zucker, Weizen und Raps auch für die Erzeugung der Treibstoffe Ethanol und Biodiesel verarbeitet werden. Vermehrt wird heutzutage aus Stroh, Holzresten und Nahrungsmittelabfällen Biodiesel gewonnen).
Wie sollten Sie als Anleger auf den Rohstofftrend reagieren?
Nachdem institutionelle Anleger Milliardensummen in unterschiedliche Rohstoffe investieren, sollten Sie als Privatanleger nicht außen vor bleiben. Im Hinblick auf Einzelaktien streuen Sie Ihr Depot, indem Sie europäische Öltitel wie Total, Repsol, Royal Dutch oder Eni ordern, sich nach Goldminenaktien in den USA, Kanada, Südafrika und in Australien umsehen, Ihr Auge aber auch auf Rohstofftitel in Russland, Südafrika, Südamerika und Asien richten. Vielleicht mögen Sie auch in die großen Bergwerkaktien von Rio Tinto und BHP Biliton (STOXX 50), in aussichtsreiche Stahltitel wie Arcelor Mittal (EURO STOXX 50), ThyssenKrupp (DAX) oder Salzgitter (MDAX) bzw. in die dividendenstarke Kupferaktie Aurubis (vormals Norddeutsche Affinerie, MDAX) investieren. Weniger riskant ist es, auf Discount- und Bonus-Zertifikate sowie auf Aktien-Themenfonds zurückzugreifen. Besonders zu empfehlen ist ein preisgünstiger ETF bzw. Indexfonds, mit dem Sie den gesamten Rohstoffsektor abdecken – und sofern dies noch 2008 geschah – Ihren steuerfreien Altbestand pflegen können.
Wie in Rohstoffen dabei sein?
Zum Anfassen: Edelmetalle in Barren und Münzen, Edelsteine ebenfalls physisch
Physisch unterlegte ETC bzw. Indexfonds
Rohstoffaktien-Fonds wegen breiter Streuung
Einzelaktien von Ölmultis, Stahl-, Minen- und Bergbaukonzernen aus aller Welt
Anlage- und Hebelzertifikate je nach Risikoprofil und Marktkenntnis
Niedrige Kurse mutig zum Einstieg nutzen!
Eine interessante Alternative stellt auch ein Managed Futures-Fonds dar. Hier winken nicht nur in steigenden, sondern auch in fallenden Märkten Gewinne; denn Managed Futures-Fonds handeln neben Finanz-Futures mit Rohstoff-Kontrakten an den streng kontrollierten Terminmärkten weltweit, nutzen die Hebelwirkung aus und gehen sowohl Long- als auch Shortpositionen ein.
Was Sie nicht tun sollten: Rohstoffe physisch zu ordern ist an Terminmärkten zwar möglich, wäre aber mit Ausnahme von Gold, Platin, Diamanten und Silber-Anlagemünzen schon wegen der Lagerung, der Gefahr des Verderbs, des Diebstahls und des fehlenden Marktzugangs viel zu riskant.
Trotz aller Rohstoffliebe: Stecken Sie nicht Ihr gesamtes Kapital in die Ihnen empfohlenen Rohstoffprodukte. »Breit gestreut – nie bereut!« ist das A und O für Börsenerfolg und Risikominimierung.
Mag Gold auch als sicherer Hafen gelten, risikolos ist hier ein Investment nicht: Bedenken Sie, dass Sie keine Zinsen erhalten, der Goldpreis in Dollar abgerechnet wird, Sie also von Währungsturbulenzen betroffen sind und der Goldpreis schwankungsfreudig ist. Fünf bis 15 Prozent Depotanteil reichen.
4.6 Erneuerbare Energie: Vom Zukunftsmarkt profitieren
Im Umfeld einer bisweilen »politischen Börse« eröffnet sich für die deutsche Solarstrom- und Windkraftbranche, ebenso für Biomasse über die Verwertung von schnell wachsenden Nutzpflanzen, Stroh, Holzresten, Nahrungsmittelabfällen und Erdwärme ein langfristiger Megatrend. Er schafft neue Arbeitsplätze und zieht die Aktienkurse bei gutem Börsenklima nach oben.
Angetrieben wurde Photovoltaik durch das »Hunderttausend Dächer-Programm«, das EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) und garantierte Abnahmepreise. Bremsfaktoren sind eine politische und konjunkturelle Schlechtwetterlage, Kreditklemme, Investitionsstau und Preisdruck durch verzerrten Wettbewerb. Es war aufgrund des drastischen internationalen Preisverfalls bei Solarmodulen und Solarzellen berechtigt, die Einspeisevergütung 2010 nochmals abzusenken¸ aber dies hätte schon mit Blick auf den drohenden Klimawandel mit Augenmaß geschehen müssen bei einer Kürzungsobergrenze von höchstens zehn Prozent.
Rigorose Kürzungen der Fördersätze von 11 bis 15 Prozent bei Photovoltaik sind Existenz gefährdend und sorgen für eine übertriebene Marktbereinigung auf dem Rücken der neuen Bundesländer. Nur die leistungsfähigsten deutschen Konzerne werden sich mit hohem Qualitätsanspruch gegenüber dem asiatischen Wettbewerb behaupten.
Die Erdwärme, auch Geothermie genannt, zählt zu den wichtigsten erneuerbaren Energien der Zukunft. Erdwärme ist eine umweltfreundliche, stets verfügbare Energie, sobald sie einmal erschlossen ist. Einmal angezapft, erweist sich die Geothermie als unerschöpflicher Vorrat. Die Sonne scheint bei uns nicht immer, und ein Windrad dreht sich nur dann, wenn eine steife Brise weht.
In Mitteleuropa steigt pro 100 Meter Tiefe die Temperatur um durchschnittlich drei Grad Celsius, stellenweise auch deutlich mehr. In der Schwäbischen Alb sind es ungefähr zehn Grad Celsius. Um für die Stromerzeugung und den Betrieb von Fernwärmenetzen die gewünschten hohen Temperaturen zu erreichen, muss entsprechend tief gebohrt werden. Die Aktie der börsennotierten Familienfirma Daldrup & Söhne (WKN: 783 057) bietet sich für Liebhaber der Tiefen-Geothermie an. Wenn es um umweltfreundliches Bauen, Sanieren, Wohnen geht, sind auch das SDAX-Unternehmen Centrotec (WKN: 540 750) und Steico, der Spezialist für Dämmstoffe (WKN: A0L R93), aus dem m:access der Bayerischen Börse interessant. Es gibt zu denken, dass die Immobilien der westlichen Industrieländer für 40 Prozent der Kohlendioxyd-Emissionen verantwortlich sind, umgekehrt umweltfreundliches Bauen mit erneuerbaren Energien den C02-Ausstoß um 40 Prozent verringern kann bei sinkenden Betriebskosten um 14 Prozent.
Erneuerbare Energien als Säule des Klimaschutzes – aber gefährdet durch den Stopp der Investitionszuschüsse für Solarkollektoren
Erneuerbare Energien helfen mit, den drohenden Klimawandel zu bekämpfen. Bis 2020 sollen die alternativen Energien den Strombedarf in Deutschland zu 50 Prozent gegenüber derzeit 16 Prozent decken und den Ausstoß von Kohlendioxid um 200 Millionen Tonnen und bis 2050 um die Hälfte verringern. Es gilt, die externen Kosten durch Umweltschäden bis 2020 um 6,3 Milliarden Euro und die Einfuhrkosten für fossile Energieträger Öl, Gas und Kohle um 2,6 Milliarden Euro zu senken. 2009 hatten regenerative Energien bereits einen Anteil von über zehn Prozent am gesamten einheimischen Energieverbrauch. Nachdem die Bundesregierung im Mai 2010 jedoch auch noch die Investitionszuschüsse für regenerative Heiztechnologien wie Solarkollektoren, die für Warmwasseraufbereitung sorgen und die Heizung unterstützen, gestoppt hat, verliert die Sonne als Heizquelle momentan an Bedeutung. Dazu meint Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft: »Durch die Blockade der Fördermittel für Solarthermieanlagen treibt der Bundesfinanzminister Hunderte Solarwärme-Unternehmen an den existenziellen Abgrund.« Dabei hatte sich der deutsche Solarthermiemarkt mit seinen Flach-, Vakuum- und Luftkollektoren gerade zum größten Markt in Europa entwickelt.
Die Kraft der Sonne nutzen mit dem Ziel der Netzparität
Die Energiemenge, die jährlich durch die Sonne auf die Erdoberfläche strahlt, entspricht dem Zehntausendfachen des Energiebedarfs auf der ganzen Welt. Die Sonne schickt in sechs Stunden mehr Energie zur Erde, als die Menschheit in einem Jahr verbraucht. Es gilt, diese kostenlos verfügbare Energie zu nutzen. Rechnerisch reichen hierfür 0,01 Prozent der Sonnenenergie aus.
Photovoltaik, sprachlich abgeleitet von »Photo« für Licht und »Volta« für elektrische Spannung, ist – einmal installiert – einfach nur da: geräuschlos, geruchlos, abgasfrei, dauerhaft und unentbehrlich bei der Kampfansage gegen Treibhausgase. Die ersten Solarzellen aus Silizium wurden 1954 in den USA präsentiert und vier Jahre später in der Raumfahrt eingesetzt, um einen Satelliten mit Strom zu versorgen. Der technologische Fortschritt in diesem halben Jahrhundert ist grandios. Heute sind das kristalline Verfahren mit Silizium als Ausgangsmaterial und die moderne Dünnschichttechnologie die Garanten des weltweiten Erfolges. Wie der Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. mitteilt, wird sich die Solarstromausbeute von 2008 bis 2020 von 5,2 auf 39,5 Gigawatt (GW) mehr als versiebenfachen. Das große Ziel ist es, den Solarstrom wettbewerbsfähig mit konventionellem Strom zu machen.
Letztendlich muss der Verbraucher für die Einspeisevergütung durch höhere Strompreise aufkommen.
Netzparität heißt, dass der Solarstrom nicht mehr teurer ist als der herkömmliche Strom aus der Steckdose. Da der technologische Fortschritt, Standardisierung, Serienfertigung, Massenproduktion und knallharter Wettbewerb auch künftig für fallende Preise sorgen dürften, wird dieses Ziel schon in wenigen Jahren erreichbar sein – freilich auch abhängig von Standort und Sonneneinstrahlung. Im Herbst 2009 hat die deutsche Photovoltaikbranche 54.000 Arbeitnehmer beschäftigt. 2008 wurden über 10.000 neue Jobs in Industrie, Handwerk und Handel geschaffen. Es wäre fatal, würde die Politik mit ihren zu rigorosen Kürzungen der Einspeisevergütung bei Photovoltaik diesen Aufschwung zunichte machen. Betroffen wären vor allem die neuen Bundesländer mit ihrer starken Ausrichtung auf Solarstrom.
Die einzige Chance für deutsche Solarfirmen gegen die chinesische Konkurrenz: Beste Qualität und Aufbau der eigenen Marke.
Die große Vision »Desertec« – ein 400 Milliarden-Projekt
Anfangs waren es zwölf deutsche Konzerne und Mittelständler, die den Jahrhundertsprung in der Ausschöpfung von Sonnenenergie planten. Es geht um das Projekt »Desertec«, dem aus den englischen Wörtern für Wüste und Technik gebildeten Kunstnamen. 400 Milliarden Euro sollen investiert werden, um riesige solarthermische Kraftwerke in Afrika für die Stromversorgung in Europa zu bauen, aber auch das Meerwasser zu entsalzen und Wüstenregionen als Lebensraum zu erschließen. Zwischenzeitlich wurden noch einige weitere Unternehmen aufgenommen.
Mehr als 20 Vollmitglieder sollen es trotz großen Interesses aber nicht sein. Die Dimensionen für dieses solarthermische Vorhaben sind gigantisch und verschaffen der deutschen Solarindustrie Auftrieb und Beachtung. Kein Wunder, dass sich namhafte DAX-Konzerne an diesem Projekt beteiligen, so die Versorger E.ON und RWE, Siemens, Munich Re und die Deutsche Bank. Aus dem EURO STOXX 50 sind ENEL und Saint Gobain zu nennen, aus dem STOXX 50 ist es ABB. Im Juli 2010 wurden noch als weitere Vollmitglieder aufgenommen: der afrikanische Stromkonzern Steg Energie Renouvelables und der italienische Netzbetreiber Terna. Wegen Verwechslung mit der Stiftung wird ein neuer Name für »Desertec« gesucht.
Große Chance – weniger Risiko: Die DESERTEC-Aktien
Bei den Gründungsmitgliedern für das DESERTEC-Projekt »Sonnenstrom aus der Wüste Sahara« handelt es sich vor allem um weltweit bekannte Großkonzerne. Die Übersicht vermittelt einen grundlegenden Einblick und kann dazu anregen, sich mit diesen Unternehmen genauer zu befassen. Soweit es sich um DAX-Konzerne handelt, finden Sie täglich genug Informationen – Print und Online. Vielleicht überrascht es Sie, dass die fünf beteiligten DAX-Gesellschaften so viel mit erneuerbaren Energien zu tun haben. Teilweise bauen sich die Firmen in diesem wichtigen Zukunftsmarkt neue Standbeine auf und heimsen bereits mehr Aufträge ein als die im TecDAX notierten Spezialisten.
Die große Herausforderung: Windenergie auf dem Meer
Windräder einst verhöhnt und erbittert bekämpft – aber aktuell im Aufwind! Die Energiekonzerne treiben ihre Planungen entschlossen voran, ebenso die Spezialisten wie Weltmarktführer VESTAS aus Dänemark, GAMESA aus Spanien, SUZLON aus Indien, der Rostocker Konzern NORDEX, das dem S-Box Global Wind Index angehörende Hamburger Unternehmen REPOWER und PNE Wind (vormals Plambeck). Die Fantasie wird genährt von den Offshore-Projekten im Meer, wo der Wind verlässlich bläst und die besten Plätze nicht alle schon vergeben sind. Die Gesamtkapazität der rund um den Globus installierten Windkraftanlagen dürfte bis 2014 um 160 Prozent zulegen und bis 2030 weltweit rund zwanzigmal mehr Windenergie erzeugen als augenblicklich.
So hat der DAX-Konzern RWE Projekte für Offshore-Windparks auf hoher See im Umfang von über einer Milliarde Euro angekündigt und beteiligt sich zur Hälfte an einem Projekt vor der englischen Küste. Auch die beiden DAX-Unternehmen Siemens und der Versorger E.ON treiben ihre Offshore-Aktivitäten voran. Siemens zog gerade einen ganz dicken Brocken an Land; denn der DAX- und EURO STOXX 50-Konzern aus München übernimmt den Bau der Turbinen für den größten Offshore-Windpark der Welt, der vor der Küste Wales entstehen soll und einen geschätzten Auftragswert von 1,2 Milliarden Euro hat. Die Anforderungen sind riesig, um den Unbillen in der Meerestiefe an den 30 bis 50 Kilometern vor den Küsten entfernten Standorten zu trotzen. Umgekehrt fehlt es nicht an Platz. Es gibt auch keinen Protest missliebiger Anwohner, und die Einspeisevergütung ist höher als auf dem Lande, 15 Cent pro Kilowattstunde. Allerdings geht es auch um den Schutz deutscher Wattenmeere und drohende Beschädigungen, Ausfall und Reparaturen durch Salzwasser, meterhohe Wellen, Blitzschlag, Orkan und Sturmfluten. Der Branchenindex S-Box Global Wind hat Nachholbedarf. Dazu ein Kurzkommentar von Jörg Weber, Chefredakteur bei »Ecoreporter«, einem Fachmagazin für nachhaltige Investments: »Die Windenergie birgt ein enormes Potenzial, weil sie technisch schon sehr weit entwickelt ist und weil sie Strom zu sehr günstigen Preisen erzeugt.«
Welche Anlagemöglichkeiten erscheinen für Sie interessant?
Ein ETF über erneuerbare Energie-Aktien, ein ETF über den TecDAX oder den ÖkoDAX, ein Zertifikat auf den Branchenindex S-Box Global Wind
Internationale Aktienfonds, Schwerpunkt regenerative Energie
Index-, Discount-, Bonus- und Basket-Zertifikate (Aktienkörbe)
Einzelaktien führender substanz- und wachstumsstarker Unternehmen, wobei Sie nicht nur auf den DAX und TecDAX schauen sollten.
Buchtipp: Sander/Fath/Leiner: »Nachhaltig investieren in Sonne – Wind – Wasser – Erdwärme und Desertec«, April 2010, FinanzBuch Verlag, 496 Seiten, Preis 29,90 Euro.
4.7 Gold, Silber, Platin im Trend
Die weltweite Finanzkrise nimmt mit den wegen Überschuldung dicht am Abgrund stehenden Ländern vornehmlich im südeuropäischen Raum weiterhin bedrohliche Formen an. Obwohl die führenden Notenbanken ständig Milliardensummen in den Markt pumpen und die Europäische Union unter Mithilfe wohlhabender Länder wie der Bundesrepublik großzügige Rettungspakete schnürt, ist die Lage brenzlig. Einerseits ist Sparen angesagt, denn wer ständig über seine Verhältnisse lebt, kann seine Schulden nicht abtragen und die Bilanz in Ordnung bringen. Andererseits belasten rigorose Sparmaßnahmen, Subventionsabbau, Lohnkürzungen und neue Steuern (um das Wort »Steuererhöhungen« tunlichst zu vermeiden) die weltweit gerade anziehende Konjunktur. Ein Balanceakt mit schwer abzuschätzenden Folgen, wobei das noch schwache Konjunkturpflänzchen nicht zertreten werden darf. Viele Bürger befürchten einen Papiergeldverfall, steigende Preise, vielleicht sogar eine Währungsreform. Da ist die Flucht in den sicheren Hafen Gold unvermindert groß. Alles spricht jetzt für Sachwerte, worunter Edelmetall, Aktien und Immobilien fallen, nicht dagegen Schuldverschreibungen, zu denen Anleihen und Zertifikate zählen.
Ungebremstes Spekulantentum, grenzenlose Gier und mangelnde Verantwortung haben dieses Finanzdesaster ausgelöst. Wir leben in einer veränderten Welt. Soweit aus den schweren Fehlern der jüngsten Vergangenheit etwas gelernt wird, sind Werteorientierung, Vorbildwirkung, Aufbau von Vertrauen und eine neue, von Fairness geprägte Unternehmenskultur gefordert. Die Krise mit ihren noch lange das Wachstum belastenden Ausläufern muss der Steuerzahler bewältigen – im Interesse der nachrückenden Generationen, die nicht Verursacher dieses Schlamassels sind. Amerika wird den Führungsanspruch im Finanzsektor verlieren. Die Karten werden neu gemischt. China, Indien und andere aufstrebende Länder gewinnen an Einfluss und zeigen, wo es künftig lang geht. Bei all dieser von Ängsten diktierten Verunsicherung steigt das Interesse an Gold – Silber – Platin. Gold notiert aktuell zwischen 1.200 und 1.250 US-Dollar je Feinunze, das sind 31,1 Gramm.
Die Einschätzungen bis zum Jahresschluss 2010 bewegen sich zwischen 1.200 bis zu 1.500 US-Dollar. Im Zuge der anhaltenden Euro-Schwäche – Gold wird in US-Dollar abgerechnet – notiert der umgerechnete Goldpreis mit etwa 1.000 Euro pro Feinunze auf einem Allzeithoch.
Drei brennende Fragen lauten: Ist es für einen physischen Einstieg in Gold nun zu spät? Wie hoch sollte der Depotanteil sein? Welche Anlageformen sollten Sie bevorzugen?
Gold Spot (LME)
Der Goethe-Ausspruch feiert sein Comeback: »Zum Golde drängt – am Golde hängt!« Die Händler von Edelmetallbarren und Anlagemünzen feiern Hochkonjunktur. Die Prägestätten kommen kaum nach, um den Bedarf zu decken. In der physischen Edelmetallanlage in Form von Barren und Anlagemünzen sehen viele Investoren einen sicheren Hafen, um sich gegen das Inflationsrisiko, eine nicht völlig auszuschließende Währungsreform und einen Crash an den Aktienbörsen zu schützen.
Zwar schwanken auch der Gold-, Silber- und Platinpreis mitunter heftig; aber es droht hier niemals ein Totalverlust durch Insolvenz, wie bei Anleihen und Zertifikaten zu befürchten ist, wenn der Emittent Pleite geht. Erinnert sei an den Zusammenbruch der großen US-Investmentbank Lehman Brothers. So sind die Weichen bei Edelmetall auf Grün geschaltet, steigt doch die Nachfrage bei begrenztem Angebot. Dies gilt in Krisenzeiten wie bei konjunktureller Erholung. Bei anspringendem Wirtschaftswachstum boomt die Schmuckindustrie, und Silber und Platin werden als wichtige Industriemetalle gebraucht.
Für Sie als Privatanleger empfiehlt sich allein schon als Ausgleichsfaktor und Trostpflaster eine physische Anlage in Edelmetall mit einem Vermögensanteil von mindestens fünf, besser zehn bis 15 Prozent. Dies kann geschehen mit Barren, Anlagemünzen und physisch unterlegten ETC (Exchange Traded Commodity).
2009 stieg der Goldpreis je Feinunze bis zum Jahresende gegenüber 2008 um 26 Prozent auf 1.113 Dollar, Silber um 52 Prozent auf 18 Dollar, Platin um 53 Prozent auf 1.431 Dollar und Palladium um 98 Prozent auf 371 Dollar. Der Aufwärtstrend hält ungebremst an. Im August 2011 schaffte der Goldpreis durch Flucht aus Aktien und Anleihen ein Allzeithoch von fast 1.800 US-Dollar. Gold gilt in der überbordenden Überschuldungskrise als Reservewährung und könnte laut JP Morgan Ende 2011 die 2.500-Dollar-Marke je Feinunze (31 Gramm) knacken.
Die Gruppe der Edelmetalle im Überblick
Gold: Berggold und Seifen- bzw. Waschgold, Vorkommen in reiner Form oder in Verbindung mit anderen Substanzen; Nachfrage: Schmuck, Kapitalanlage, Zahnindustrie. Goldbarren und Gold-Anlagemünzen sind mehrwertsteuerfrei.
Silber: Das am stärksten gebrauchte, aus dem Erdboden (Silbererz-Minen) geholte Edelmetall, Vorkommen zusammen mit anderen Substanzen; Nachfrage: Schmuck, Medizin, Industriebereich, Geldanlage. Für Silbermünzen gilt der ermäßigte Steuersatz von 7 Prozent, für Silberbarren der volle Steuersatz von 19 Prozent.
Platingruppe: Iridium, Osmium, Palladium, Platin, Rhodium, Ruthenium; Nachfrage: hauptsächlich Industriesektor, z. B. Platin und Palladium in Autokatalysatoren, aber auch als Kapitalanlage. Für Platin und Palladium wird der volle Steuersatz von 19 Prozent erhoben.
Steckbrief Gold: Es gibt wohl keinen Rohstoff, der die Menschen so stark fasziniert, in ihrem Denken und Handeln beeinflusst und an dem sich so viele Mythen ranken wie Gold. Dieses weiche, wunderbar glänzende, gelbe, schwere, form- und dehnbare Edelmetall hat einen Schmelzpunkt bei 1.063 Grad Celsius. Gold kommt in Minen (Berggold) und fließenden Gewässern (Waschgold) in Körnerform und Nuggets vor. Gold als dehnbarstes Metall ist zu Blattgold und Goldfolien verarbeitbar. Ein Gramm Gold lässt sich zu einem Blatt von einem Quadratmeter ausdehnen, das Goldmaß von einer Unze (31,1 Gramm) zu einem 56 Kilometer langen Faden ziehen. Gold ist wegen seines begrenzten Vorkommens, seiner vielseitigen Verwendung und monetären Bedeutung weltweit begehrt. Gold gilt als ein guter Leiter für Hitze und Strom.
Gold dient den Notenbanken als Währungsreserve und wird im Gegensatz zu Goldminen-Aktien, Themenfonds, Index- und Basket-Zertifikaten, Optionsscheinen und an den Terminmärkten gehandelten Futures-Kontrakten als sichere Alternative und »Angstwährung« bei Crashgefahr geschätzt. Zudem ist Gold als Schmuck weltweit beliebt, so mit wachsendem Anteil bei indischen Hochzeiten gefragt.
Steckbrief Silber: Dieses Edelmetall wird heute vor allem industriell eingesetzt und ist auch als Finanzinstrument gefragt. Die wichtigsten Silbervorkommen liegen in Peru, Bolivien, Mexiko, USA und Kanada. Silber fällt oft als Nebenprodukt bei der Blei- und Kupferherstellung an, wird zu Schmuck und Tafelsilber verarbeitet und in der Lebensmitteltechnik, Elektrik und Elektronik, Pharmazie, Medizin und Medizintechnik sowie Optik genutzt. Bei Münzen und Medaillen steigt die Nachfrage. Mit dem Siegeszug der Digitalfotografie gehen die Aufträge in der Fotobranche allerdings immer stärker zurück. Trotz gelegentlicher Turbulenzen auch am Silbermarkt rechnen die meisten Experten wegen des hohen Industriebedarfs und des begrenzten Vorkommens mit einem langfristigen Preisanstieg. Die Einführung eines Exchange Traded Commoditys (ETC) an der New Yorker Börse führte im Frühjahr 2006 zeitweilig zu einem ungewöhnlich starken Preisauftrieb und danach zu einer Korrektur. Die mit physischem Silber unterlegten ETCs erforderten einen Kauf von 3.400 Tonnen.
Das weiß glänzende Silber reflektiert über 99,5 Prozent des sichtbaren Lichts und besitzt die beste elektrische Leitfähigkeit aller Metalle. Es ist so dehnbar, dass sich ein Gramm zu einem zwei Kilometer langen Faden ziehen lässt. Damit ist auch die Verarbeitung zu Blattsilber und Silberdraht interessant.
Silber Spot (LME)
Steckbrief Platin: Das silberweiß glänzende Schwermetall Platin ist sehr dehnbar, biegsam, geschmeidig, leicht verformbar und verfügt über einen hohen Siedepunkt und eine ausgezeichnete elektrische Leitfähigkeit. Aus einem Gramm Platin lässt sich ein feiner Draht von fast zwei Kilometern Länge ziehen. Zudem ist das selten vorkommende Edelmetall widerstandsfähig gegenüber Wasser, Luft und bestimmten Säuren. Als Legierung mit Iridium ist die Struktur extrem temperaturbeständig.
Da sich Platin mit lebendem Gewebe gut verträgt und eine außergewöhnliche Leitfähigkeit aufweist, dient es zur Herstellung von Herzschrittmachern. Platin ist auch für Menschen mit extrem empfindlicher Haut geeignet. Das gegenüber Gold viel teurere Edelmetall wie auch einige Platinlegierungen werden für Schmuck, Fahrzeugkatalysatoren, Laborgeräte, Zahnimplantate, Schreibfedern, Kontakt- und Magnetwerkstoffe, den chemischen Apparatebau und als physische Geldanlage in Form von Barren und Münzen verwendet. Die wichtigste Branche bildet die Auto- vor der Schmuckindustrie.
Je nach Risikoprofil und Vorliebe die richtige Anlageform für Sie
Den Rohstoffen und knapper werdenden Edelmetallen gehört die Zukunft. Denken Sie an China, Indien, Dubai, Katar, an Wachstums- und Schwellenländer in Ostasien, Osteuropa, Südafrika und Lateinamerika. Hier steigen mit dem Lebensstandard die Ansprüche. Die industriellen Anwendungen für Edelmetalle erhöhen sich parallel zum Begehren vieler Menschen nach wertbeständigem Schmuck sowie nach Gold, Silber, Platin als Geldanlage zum Vermögensaufbau und zur Altersvorsorge. Längerfristig dürften die Preise für Edelmetall steigen und sich damit ein Investment lohnen – sei es als Barren oder Anlagemünzen, als physisch unterlegter ETC, Goldminenfonds oder Edelmetallminen-Einzelaktien.
Insbesondere in schwierigen Börsenzeiten, bei scharfer Korrektur und Crash, in jüngster Zeit ausgelöst durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, verstärkt sich der Wunsch nach einem »sicheren Hafen«, wie ihn Gold, Silber und Platin als physische Geldanlage bieten. Edelmetalle im Depot sorgen für Beruhigung bei angespannter Marktlage. Erholsamer Schlaf und gute Nerven statt Magenschmerzen und schlafloser Nächte!
»Sicherer Hafen«: Edelmetallbarren ins Depot
Wie eine Umfrage vom September 2008 zeigt, hielten damals knapp drei von vier Bundesbürgern trotz der Finanzkrise ihr erspartes Geld auf den Bankkonten für weitgehend sicher. Bei den Senioren ab 60 Jahren war der Anteil der Deutschen, die um ihre Ersparnisse fürchteten, laut EMNID mit 36 Prozent am höchsten. Gerade diese Anlegergruppe bevorzugt physisches Edelmetall in Form von Barren und Münzen. Generell sind immer mehr Anleger an Gold, Silber und Platin interessiert, um ihr Depot abzusichern und sich vor Vermögensverlust durch Inflation und Crash zu schützen. Wie würde eine solche Umfrage wohl heute, im Juni 2010, aussehen? Sie wäre gekennzeichnet von Angst, Misstrauen in unser Finanzsystem und negativer Einstellung gegenüber dem Euro – genau der richtige Nährboden für eine Anlage in Gold und andere Edelmetalle.
Das erste im Umlauf befindliche Metallgeld in Barrenform gab es vor 2.000 Jahren. Als Vorläufer von Metallmünzen wurden Barren schon damals als Zahlungsmittel eingesetzt. Antike Barren waren anders geformt als die heutigen. Früher wurde das flüssige Metall direkt vom Hochofen in Sandformen geleitet, wo es dann erstarrte. Die heutige praktische Barrenform – bei über einem Kilogramm Gewicht als »Handelsbarren« bezeichnet – erlaubt die Lagerung in großen Mengen. Die Produktion dient für Anlagezwecke und zur Währungsregulation, jedoch nicht mehr als offizielles Zahlungsmittel. Die Feinheit muss hoch sein, bei Gold und Platin mindestens 995 und Silber 999. Der Hersteller prägt sein Logo und die Herstellungsnummer auf den Barren. Je größer der Barren, umso geringer ist der Preisaufschlag. Bezüglich des Metallwerts ist ein Barren preiswerter als eine Anlagemünze.
Allerdings ist es für Sie nicht ratsam, sich den größtmöglichen Goldbarren zuzulegen. Mehrere kleinere Barren erlauben bei Bedarf Teilverkäufe und damit ein flexibles Agieren.
Ein Edelmetallbarren geht nicht Pleite. Deshalb dient die physische Anlage vorrangig dem Werterhalt und ist weniger auf eine gewinnbringende Rendite ausgerichtet. Mag diese auch bei langfristig steigenden Preisen wahrscheinlich sein, dies umso mehr, wenn der Dollar stark bzw. der Euro schwach ist. Ihre Gold- und Platinbarren können Sie im Bankschließfach bzw. im eigenen Tresor lagern. Bei Silber ist dies schon schwieriger. Der Wert von 1 kg Gold entspricht etwa 50 bis 70 kg Silber. Wo wollen Sie bei einem höheren Anlagevolumen diese 1,5 Zentner Silber sicher und preiswert lagern? Die meisten Experten empfehlen, im eigenen Depot fünf bis zehn Prozent in physisches Edelmetall anzulegen und weiteres Geld in diesen Sektor und in andere Finanzprodukte zu investieren.
Wichtig zu wissen ist, dass Sie bei Gold nur dann die Mehrwertsteuer von 19 Prozent sparen, wenn Ihr Barren eine Feinheit von 995 und Ihre Münzen ab 900 aufweisen. Bei Anlagemünzen in Silber gilt ein Steuersatz von sieben Prozent. Bei Barren wird der volle Mehrwertsteuersatz fällig. Bei größerem Vermögenseinsatz kaufen Sie statt eines schwergewichtigen Stücks lieber mehrere Barren unterschiedlichen Gewichts. Sonst haben Sie bei der Veräußerung Probleme und können keine Teilverkäufe vornehmen.
Platin ist das wertvollste Edelmetall. Silber ist deutlich billiger. Wer frühzeitig einstieg, freut sich über ansehnliche Buchgewinne. Silber erscheint besonders aussichtsreich; denn die Vorkommen sind begrenzt, und in der Industrie steigt der Bedarf. Kaufen Sie auch bei niedrigen Kursen nicht alles auf einmal. »Gut gestreut – nie bereut« betrifft auch den Zeitpunkt. Bewährt hat sich folgende Strategie: Kauf von Barren, ETFs, Bergbau- und Minenaktien sowie Aktienfonds jeweils zu einem anderen Zeitpunkt, wobei Sie die Preise bzw. Kurse genau beobachten und bei Schnäppchenangeboten mutig zugreifen. Gold-, Silber- und Platinbarren können Sie bei Ihrer Hausbank erwerben, ebenso bei Edelmetallhändlern. Erkundigen Sie sich, ob der Händler vertrauenswürdig ist, und informieren Sie sich über die aktuelle Preisgestaltung. Wichtig ist, dass Sie bei ihm kaufen und verkaufen können.
Preisvergleich 2010 gegenüber 2008
23. September 2008 je Feinunze
Platin: |
1.250 US-$ |
Gold: |
900 US-$ |
Palladium: |
258 US-$ |
Silber: |
13,50 US-$ |
11. Juni 2010 je Feinunze
Platin: |
1.533 US-$ |
Gold: |
1.229 US-$ |
Palladium: |
448 US-$ |
Silber: |
18,20 US-$ |
Da Edelmetall in US-Dollar abgerechnet wird, steigt der Umrechnungskurs bei Euroschwäche.
James Turk, der Gründer der Gold-Handelsplattform Goldmoney, meint: »Ich sehe den Preis bis zum Jahresende 2010 bei 1.800 bis 2.000 Dollar.« Unter 2.000 US-Dollar ist Gold nicht überbewertet. 39 % der Goldnachfrage verantworten die Anleger.
Anlagemünzen aus Edelmetall als Alternative zu Barren
Kennen Sie Sachwerte, die länger und enger mit der Geschichte der Menschheit verbunden sind als Münzen? Die ersten als Zahlungsmittel dienenden Münzen wurden bereits vor mehr als 2.000 Jahren geprägt. Es gibt noch alte römische Münzen, die vielleicht sogar Kaiser Cäsar angefasst hat. Kann eine Geldanlage spannender und interessanter sein als über Münzen aus Gold, Silber und Platin?
Die globale Finanzkrise, die noch längst nicht ausgestanden sein dürfte, treibt viele Investoren in Edelmetallanlagen. Dazu meint Wolfgang Weber von Taurus Investors: »Drei von vier Käufern sprechen von Sicherheit, Vorsorge, Bankenkrise und Inflation.« Momentan übersteigt die Nachfrage das Angebot. Im Edelmetallmünzenmarkt sind immer wieder Engpässe zu beobachten.
Anlagemünzen aus Gold
Mark Skousen, Herausgeber »Forecasts & Strategies« schreibt: »Gold ist die ultimative Absicherung gegen Krisen und Inflationen. Man kann sich nicht von Papiergeldkapital abhängig machen, das einen während einer Panik schützen soll. Rohstoffe sind die einzige Garantie, um in schlechten Zeiten als Versicherungspolice zu dienen.«
Wer sich bei seiner Edelmetallanlage nur von rationalen Überlegungen leiten lässt und über genügend Kapital verfügt, wählt sicherlich Gold-, Silber- und Platinbarren in unterschiedlicher Größe. Hier ist der Aufschlag auf den reinen Metallwert am geringsten. Wer jedoch Sammlerblut in seinen Adern verspürt und Gefallen an kunstvoll geprägten Münzen insbesondere in »polierter Platte« (Proof) findet, wird neben Anlagemünzen gern auch einige Sammlerexemplare erwerben und sich dabei wohl fühlen. Die einzelne Münze verlangt wegen der geringeren Metallmenge meist weniger Kapitaleinsatz als für einen Goldbarren erforderlich ist. Anlagemünzen sind eigentlich in Münzform geprägte Goldbarren. Sie heißen deshalb Bullionmünzen. Das aus dem Englischen stammende Wort »bullion« bedeutet »Barren«.
Anlagemünzen gelten in ihren Herkunftsländern oft als Zahlungsmittel, wobei ihr aktueller Preis den Nennwert meist übersteigt.
Anlagemünzen aus Silber
Kürzlich las ich die Schlagzeile »Silber als der neue Komet am Anlagehimmel!« Diese Aussage mag übertrieben klingen, stimmt aber im Kern. Silber hat neben ihrer monetären auch eine hohe industrielle Bedeutung. Silber wird zu Schmuck und Tafelsilber verarbeitet und als Industriemetall in der Lebensmitteltechnik, Elektrik und Elektronik, Pharmazie, Medizin und Medizintechnik sowie Optik benötigt. Silber wird knapper als Gold und verbraucht sich im industriellen Einsatz. Die Nachfrage in der Industrie und als Wertanlage in Form von Barren und Münzen wächst. Das Silberangebot (Minenproduktion, Recycling, Banken) ist rückläufig. Die Reserven und Ressourcen in den Silberminen dürften eine Restlebensdauer von ungefähr 20 Jahren haben.
Allgemein gilt Silber als das »Gold des kleinen Mannes«. Auch bei kleinem Geldbeutel sind Silbermünzen erschwinglich. Silber ist wie Gold ein willkommener Ausgleichsfaktor bei Börsenturbulenzen. Stürzen die Aktienkurse in den Keller, steigt Edelmetall als »sicherer Hafen« und damit der Wert Ihrer Silbermünzen. Bei höherem Kapitaleinsatz sollten Sie an die Lagerung denken. Da ist es besser, auf Gold- und Platinbarren auszuweichen.
Anlagemünzen aus Platin
Lange Zeit wurde der wahre Wert von Platin falsch eingeschätzt. Die Spanier, die es bei der Goldwäsche entdeckten, nannten es in Unkenntnis seiner vielseitigen Verwendung abfällig »platina« und beachteten das »kleine Silber«, worauf dieser Name hindeutet, nicht weiter. Heute zeigt der Richtungspfeil nach Norden in eine »edle« Zukunft.
Platin ist als seltenes Edelmetall für die Anlage in Barren und Münzen, als Schmuck und Industriemetall begehrt. Platinbarren und -münzen sind bei gleichem Gewicht teurer als Gold.
Es fällt der volle Mehrwertsteuersatz an. Aber es gibt bei einem größeren physischen Platininvestment keine Lagerungsprobleme. Platin wurde erst vor rund 180 Jahren wiederentdeckt und deshalb im Gegensatz zu Gold und Silber nicht als herkömmliches Zahlungsmittel eingesetzt. Wegen geringerer Bekanntheit ist auch das Angebot an Platinmünzen überschaubar.
Beliebt und in unterschiedlichen Größen erhältlich ist der australische Koala, der putzig aussehende Beutelbär mit seinen wechselnden Motiven, der chinesische Panda und das stolze »Wikinger Schiff« (Noble) von der Insel Man. Die Preise für die Anlagemünzen liegen dicht am Platinpreis, der meist deutlich höher notiert als Gold. Wer bestimmte Jahrgänge und Motive sucht, muss geduldig sein; denn Anlage- und Sammlermünzen aus Platin werden in geringeren Auflagen geprägt und sind im Vergleich zu den Gold- und Silberversionen eher rar.
Fazit zur Anlage in Gold-, Silber- und Platinmünzen
Was spricht dafür?
Die emotionale Bindung an Anlagemünzen verhindert oft unüberlegte Blitzverkäufe in Notlagen oder wenn auch hier die Kurse fallen. Hinzu gesellen sich folgende weitere Vorteile:
Anlagemöglichkeit für jeden Geldbeutel
Gute Chancen auf Wertvermehrung
Steigende Rendite bei langfristigem Anlagehorizont wahrscheinlich
Verbindung von Geldanlage mit Sammlerfreude und bildendem Hobby
Breite Streuung des Portfolios
»Sicherer Hafen« und Ausgleichsfaktor vor allem in schwierigen Börsenzeiten
Stabile Wertentwicklung bei hoher Inflationsrate
Keine Lagerprobleme (am besten eigener Tresor)
Erweiterung des geistigen Horizonts
Kontakte mit Gleichgesinnten
Welche Nachteile und Gefahren bestehen grundsätzlich?
Ausufernde Sammelleidenschaft – vom Hobby zur Sucht
Vernachlässigung anderer Anlageformen
Währungsrisiko (schwacher Dollar)
Aufbewahrungsprobleme, eventuell Diebstahl
Keine Verzinsung des Kapitals
Eine konkrete Orientierungshilfe bei der Aktienauswahl mit Auswertung tatsächlich getätigter Käufe vor eineinhalb Jahren
Zum Abschluss dieses Kapitels bringe ich eine aktualisierte Kursliste über die in meinem im Frühjahr 2009 erschienenen Anlegerbuch »Gold – Silber – Platin« ausgewählten Goldminen- und Bergbauaktien im »Seniorbereich«. Damit sind die größeren Werte gemeint. So genannte »Junior«-Minenaktien werfen mitunter eine extrem hohe Rendite ab, sind dafür aber auch besonders riskant.
Beim Performance-Vergleich mit der im Buch veröffentlichten Kursliste vom Herbst 2008 beträgt der Kursgewinn ohne Umschichtung im Schnitt mehr als 100 Prozent. Die schlechtesten Einzelaktien brachten einen einstelligen Buchgewinn, die besten Titel ein dreistelliges Plus. Kein einziger von meinen im Herbst 2008 ausgewählten 23 Bergbau- und Minenaktien notiert im Minus. Zugegeben, darauf bin ich ein wenig stolz. Neun Werte sind in meinem Depot. Ergänzt habe ich die beiden Bergbautitel XStrata, Schweiz (WKN 552 834) und Vale, Brasilien (WKN A0R N7L).
Im April 2009 erschien mein neues Buch »Gold – Silber – Platin. Die sichere Zukunft für Privatanleger«, aufgenommen in die BÖRSE ONLINE Edition. Ich hoffe, Sie mit diesem Ausblick schon eingestimmt zu haben für die immer wichtiger werdende Edelmetallanlage – sei es physisch als »sicherer Hafen« über Barren und Anlagemünzen oder mittels Bergbau- und Minenaktien, Themenfonds, ETCs (Exchange Traded Commoditys), Basket- und Index-Zertifikaten.
Schreiben Sie mir eine E-Mail, wenn Sie Fragen haben oder Ihnen der Geldanlageschuh drückt. Beate.Sander@gmx.de