25

Sie standen in der Diele von Toms Wohnung. In den letzten Stunden hatten sie sich nichts sehnlicher gewünscht, als endlich allein zu sein, aber jetzt sahen sie sich nur stumm an.

Im Restaurant hatten sie miteinander gelacht, aber die Spannung war wieder zurückgekehrt, kaum dass sie auf dem Rücksitz des Mercedes Platz genommen hatten.

Sie hatten wenig gesprochen, während Hubert, der Chauffeur, den Wagen durch den abendlichen Verkehr nach Faubourg Saint-Germain gelenkt hatte, wo Tom wohnte.

Jetzt stürzten sie förmlich aufeinander zu und versanken in einer innigen Umarmung.

Tom zog Alexa fest an sich und begann, sie leidenschaftlich zu küssen. Sie erwiderte seine Küsse mit der gleichen Glut.

Alexa zitterte am ganzen Körper. So lange hatte sie sich nach Tom gesehnt ... Tom streichelte ihren Rücken, ihren Po, und als er sich an sie presste, spürte sie durch ihr dünnes Leinenkleid, wie erregt er war. Wärme durchflutete ihren Körper, und sie ließ achtlos ihre Tasche und ihren Schal zu Boden fallen. Eng umschlungen taumelten sie ins Schlafzimmer.

Er zog sie mit sich aufs Bett, und wieder küssten sie sich. Seine Hand glitt über ihre Brust, spielte mit ihrer Brustwarze, die sich unter seiner Berührung aufrichtete. Sie stöhnte leise auf. Rasend vor Begehren und Leidenschaft wälzten sie sich auf dem Bett.

Schließlich löste sich Tom von ihr, stützte sich auf einen Ellbogen und blickte sie an.

Sie sah in seinen blauen Augen, wie sehr er sich nach ihr sehnte und sie begehrte, und ihr Herz flog ihm entgegen. Ihre Kehle wurde eng. Nichts hatte sich geändert. Sie liebte ihn so sehr, dass nichts sonst auf der Welt eine Rolle spielte. Es gab keinen anderen Mann für sie, würde nie einen geben.

Tom fuhr mit dem Finger über ihre Lippen und sagte leise: »Zieh dich aus, Liebling.«

Sie stand auf, schlüpfte rasch aus ihren Kleidern und kam wieder zurück zum Bett.

Auch Tom entkleidete sich, und im gedämpften Schein seiner Nachttischlampe sah sie ihm zu. Sie erbebte, als er sich wieder zu ihr legte. Er war der attraktivste Mann, dem sie je begegnet war, groß, breitschultrig mit langen Beinen und schmalen Hüften, und es war offensichtlich, dass er sie begehrte. Sie sehnte sich danach, dass er zu ihr kam.

Tom legte sich neben sie und zog sie in die Arme. Leise sagte er: »Ich habe nie aufgehört, dich, und nur dich, zu begehren, Alex.«

»Oh, Tom ... Tom«, flüsterte sie und strich ihm über die Wange. »Und ich will nur dich ...«

Mit zärtlichen Küssen brachte er sie zum Schweigen. Langsam glitten seine Lippen tiefer, und er bedeckte ihre Brüste, ihren Bauch, die Innenseiten ihrer Schenkel mit kleinen Küssen, die nach und nach immer inniger und leidenschaftlicher wurden, bis er schließlich am Herz ihrer Weiblichkeit angelangt war.

Alexa keuchte unter seinen sinnlichen Berührungen. Sie bog sich ihm entgegen. Zu sehen, wie viel Lust er ihr bereitete, erregte ihn noch mehr. Als sie zum Höhepunkt kam, schrie sie seinen Namen.

Tom wusste, dass er noch nie bei einer Frau so tief empfunden hatte wie bei Alexa. Seine Lust war jetzt so stark, dass er das Gefühl hatte, er müsse explodieren. Er konnte sich nicht mehr länger zurückhalten und legte sich auf sie. Mit beiden Armen stützte er sich ab und blickte auf ihr Gesicht herunter, in dem ihre Liebe und ihr Verlangen sich deutlich widerspiegelten. Auf einmal wusste er, was sie ihm bedeutete. Er war ein Narr gewesen, dass er sie hatte gehen lassen.

Als er in sie eindrang, schrie sie wieder seinen Namen, und als er kam, flüsterte er, dass er sie liebte, dass sie die Liebe seines Lebens war.

Danach lagen sie schweigend im zerwühlten Bett, und jeder hing seinen Gedanken nach.

Für Alexa waren die letzten anderthalb Stunden, die in diesem Bett stattgefunden hatten, nur eine Bestätigung dessen gewesen, was sie schon immer gewusst hatte. Sie liebte Tom, und daran würde sich nie etwas ändern.

Weil er sich nicht an sie binden wollte, hatte sie Erfolg in der Arbeit gesucht und war sogar eine Beziehung zu einem anderen Mann eingegangen ... Jack Wilton. Bei dem Gedanken an Jack sank ihr Herz. Sie würde ihm sagen müssen, dass sie ihn nicht heiraten konnte; sie hasste den Gedanken, ihm wehtun zu müssen. Aber sie konnte Jack nicht heiraten, selbst wenn sie mit Tom keine Zukunft hatte. Ihr Herz gehörte dem Mann, der sie so fest in den Armen hielt, als habe er Angst, dass sie wieder verschwinden könnte.

Er liebte sie, das hatte sie immer schon gewusst. Und er begehrte sie. Sie waren in jeder Hinsicht ein perfektes Paar, und doch konnte er den letzten Schritt nicht tun. Zumindest war das in der Vergangenheit so gewesen, aber vielleicht würde er ja jetzt dazu in der Lage sein. Immerhin hatte er ihr gesagt, dass er keine Schuldgefühle wegen des tragischen Tods seiner Frau und seiner Tochter mehr hatte.

Was sie anging, so war ihr eine Heirat jetzt nicht mehr wichtig. Sie wollte nur noch bei ihm sein. »In Sünde leben«, sagte man dazu. Aber sie sah es nicht so. Wenn man sich liebte, war es keine Sünde. Es war doch eine viel größere Sünde, jemanden zu heiraten, den man nicht liebte, und ihm dann des Rest des Lebens etwas vorzumachen.

Alexa schloss die Augen und dachte an das Kind, das sie sich wünschte. Sein Kind. Wenn das jedoch nicht möglich war, so würde sie auch das akzeptieren. Ihr war nur wichtig, mit Tom zusammenzubleiben.

Tom dachte über seine widersprüchliche Natur nach. Er liebte die Frau, die er in den Armen hielt, von ganzem Herzen, er begehrte sie, er wollte ständig mit ihr zusammen sein. Sie passten auch sexuell perfekt zusammen.

Und trotzdem hatte er Angst davor, eine feste Beziehung mit ihr einzugehen, Angst davor, ihr irgendwann einmal wehzutun ...

Aber was würde aus ihm, wenn er sie wieder verlor? Bei dem Gedanken stöhnte er innerlich auf. Wenn er an all die bedeutungslosen Affären dachte, die er in der Zwischenzeit gehabt hatte, ekelte er sich vor sich selbst.

Es war die Wahrheit gewesen, als er ihr gesagt hatte, er habe seine Schuldgefühle überwunden. Sechzehn Jahre lang hatte er damit gelebt, und er dankte Gott jeden Tag dafür, dass er nun endlich frei davon war.

Alexa drehte sich zu ihm und er nahm sie noch fester in die Arme, aber sie entwand sich ihm, bis sie ihm ins Gesicht blickte.

Ihre grünen Augen sahen ihn eindringlich an. »Ich möchte dir etwas sagen, Tom.« Ihr Gesicht war ernst.

Gespannt hielt er den Atem an.

»Ich möchte mit dir zusammen sein ... Heiraten ist mir nicht mehr wichtig. Es zählt nur noch, dass wir zusammen sind.«

Voller Liebe erwiderte er ihren Blick. »Ich möchte auch mit dir zusammen sein – ich empfinde das Gleiche, Alex. Aber wir sind die meiste Zeit so weit voneinander entfernt. Du bist in New York, und ich bin hier.«

»Ich weiß, aber ich komme ja schon bald wieder zurück, wegen des Films.«

»Und danach?«

»Wir schaffen das schon ... wenn wir es wollen.«

»Ja, wir werden es schaffen, Liebling.« Er küsste sie, und sie hielten sich eng umschlungen. Sie wussten beide, dass sie gerade ein Abkommen geschlossen hatten.

Nach einer Weile sagte er an ihrer Halsgrube: »Du bist meine einzige wahre Liebe, Alex.«

Wieder hob sie den Kopf, sodass sie ihn anschauen konnte. Stirnrunzelnd erwiderte sie langsam: »Als wir uns geliebt haben, hast du gesagt, ich sei deine große Liebe ... aber ...« Sie ließ den Satz unbeendet.

Er erwiderte ihren Blick fest. »Ich weiß, dass du an Juliette denkst. Natürlich habe ich sie tief geliebt, aber wir kannten uns seit unserer Kindheit. Das war eine Sandkastenliebe, Alex, und wir waren sehr jung. Zu dir bin ich als erwachsener Mann gekommen, und du warst auch kein Kind mehr, du wusstest schon ein wenig vom Leben. Ich empfinde für dich eine andere Art von Liebe ... und deshalb bist du die Liebe meines Lebens.«

Sie küsste ihn sanft auf die Wange und ließ dann ihre Lippen zu seinem Mund gleiten. »Es wird schon alles gut werden. Mit uns wird alles gut werden, Tom.«

Er lächelte sie an, und sie kuschelte sich wieder in seine Arme. Ihre Wange ruhte an seinem Gesicht, und er war glücklich.

Er schloss die Augen und merkte auf einmal, dass der Schmerz endgültig nicht mehr da war. Auf wundersame Weise war der Schmerz, mit dem er so lange gelebt hatte, verschwunden ... Er hatte endlich Frieden mit sich geschlossen.

»Was ist das für ein Foto in deinem Album?«, fragte Tom, als Alexa aus dem Bad in ihrem Hotelzimmer trat. Es war Sonntagmorgen. Sie waren eine halbe Stunde zuvor ins Meurice gefahren, damit sie sich umziehen konnte. Während er wartete, hatte Tom, neugierig wie er war, ihr kleines Fotoalbum durchgeblättert.

»Welches meinst du?«, fragte sie.

»Das hier«, erwiderte er und hielt ihr das Album entgegen.

Es war eine Aufnahme von Jessica und Lucien vor der Pont des Arts, wo sie sie wenige Wochen vor ihrer Abschlussprüfung fotografiert hatte.

»Das ist Jessica Pierce«, erklärte Alexa. »Sie war mit mir zusammen auf Anjas Schule.«

»Nein, nein, ich meine den Mann. Warum hast du ein Foto von ihm in deinem Album? Ich wusste gar nicht, dass du ihn kennst. Er ist ein Nachbar meiner Eltern.«

Alexa starrte Tom fassungslos an und rief aus: »Das kann nicht sein. Lucien ist vor ...«

»Warum nennst du ihn so?«, unterbrach Tom sie.

»Weil er so heißt ... Lucien Girard.«

»Nein, nein, Alex«, widersprach Tom kopfschüttelnd. »Der Mann neben Jessica heißt Jean Beauvais-Cresse, und er lebt im Loire-Tal.«