Ich wache schweißgebadet auf, das Gefühl fremder Hände um meinen Hals. Silas sitzt auf meinem Bett. »Nur ein Traum.«
Ich schiebe mir die Strähnen aus dem Gesicht. »Wie spät?«, frage ich. Alle anderen sind schon fertig angezogen.
»Sechs Uhr abends. Wir machen uns für diese beknackte Verpaarungszeremonie zurecht«, sagt er.
»Hab ich den ganzen Tag verschlafen?«
»Ich hab Vanya gesagt, du hättest es am Magen«, erklärt er.
Ich denke an Crabs mordlustigen Blick und wieder schnürt es mir die Kehle zu. »Hast du’s ihnen erzählt?«, wispere ich.
Silas rutscht dichter an mich heran. »Sie wissen von der Leiche, die da draußen begraben wurde. Was wir getan haben, erzählen wir nur, wenn’s gar nicht anders geht.« Er nimmt mich beim Kinn und schaut mir in die Augen. »Krieg dich ein, Alina. Du hast schon vorher getötet.« Ich schüttle abwehrend den Kopf. »Im Hain. Glaubst du, all deine Kugeln sind an den Soldaten vorbeigeschwirrt?«
Aber damals war es leichter – die Truppen waren weit weg, ich hatte ihre Gesichter nicht vor Augen und verscharren musste ich sie auch nicht.
Silas wendet sich an die anderen. »Nachdem wir gestern die Leiche gesehen haben, gibt es keinen Zweifel mehr… wir müssen hier raus. Unsere Hauptsorge ist der Sauerstoff. Song?«
Song kaut sich auf den Lippen rum. »Ich kann schon eine Möglichkeit finden, Sauerstoff zu binden und in irgendein luftdichtes Behältnis zu pumpen, aber zur Gewinnung brauchen wir Bäume oder die Formel für künstliche Luft… und die notwendigen Chemikalien.«
»Das scheidet also aus«, sagt Silas. Alles verstummt. Viel mehr Möglichkeiten bleiben nicht. »Ich hab noch die Karte, auf der Inger die Solar-Atemgeräte eingezeichnet hat. Mit denen können wir erst mal überleben und abwarten, bis Song was Besseres entworfen hat.« Er sieht uns alle nacheinander an. Ich würde gerne eine andere Idee beisteuern, aber ich habe keine.
»Mit den Solardingern sind wir gut zurechtgekommen, bis ihr aufgekreuzt seid«, schwindelt Maude. Aha. Wieso wollte sie mich wegen meiner Sauerstoffflasche umbringen, wenn sie damit so gut zurechtgekommen ist?
Dorian stemmt die Hände in die Hüfte. »Im Hain haben wir auch Leute begraben, wie du weißt. Ich verstehe nicht, wieso diese Leiche jetzt groß was ändern sollte.«
»Das war nicht nur die eine Leiche, Dorian«, sage ich. »Da waren Dutzende von Gräbern.«
Dorian zieht sich das rote Gewand über den Kopf und sieht uns herausfordernd an. »Diese Verpaarungssache passt mir genauso wenig wie euch, aber ich hab keine Lust, den Rest meines Lebens mehr tot als lebendig im Ödland rumzuirren«, meint er.
Wir sehen alle Silas an und warten darauf, dass er irgendeine Lösung aus dem Hut zaubert, die Dorians Ängste besänftigt. Ängste, die auch unsere sind. Doch Silas hat nichts dergleichen parat. »Wir müssen raus aus Sequoia, und zwar jetzt«, beharrt er nur.
»Keinen Kilometer und die haben uns wieder«, sage ich. Silas funkelt mich an, doch es liegt mir fern, ihm in den Rücken zu fallen. Wir müssen nur den richtigen Augenblick abwarten und flüchten, wenn sie es am wenigsten erwarten. Sonst wüssten sie auch gleich, dass wir Crab umgebracht haben. »Wir haben einen Weg nach draußen gefunden. Ein enger Tunnel hinten unter der Mauer durch, ungefähr fünfzehn Meter von einer Stahltür entfernt. Sobald uns hier irgendwas um die Ohren fliegt, hauen wir durch den ab und warten auf der anderen Seite aufeinander. Da gibt’s nur wenige Verstecke, die infrage kommen«, sage ich.
Song geht zur Tür, nimmt die restlichen Gewänder vom Haken und reicht sie uns. Die Ärmel sind zu lang und verschlucken unsere Hände.
Silas schlägt mit der Faust gegen die Wand. Dorian zieht sich die Kapuze über den Kopf, die seine ganze Stirn bis zu den Augen bedeckt. »Rot ist nich meine Farbe«, sagt Maude. Sie versucht, sich wieder herauszuschälen, doch Bruce hält sie zurück.
»Nur für eine Stunde, Maddie.«
Irgendwo jenseits der Hütte ertönt ein schrilles Pfeifen.
»Die Verpaarung«, sage ich.
Bevor wir in die Orangerie geführt werden, wo die Verpaarungszeremonie ablaufen soll, stecken sie uns in einen mit schmalen Bänken gesäumten Warteraum. Ich sitze zwischen Silas und Dorian. Abgesehen von uns Hain-Leuten warten noch ungefähr zehn andere. Abel sitzt mir gegenüber. Er lächelt mir zu und ich lächle zurück. Wie ich es immer getan habe, auch wenn wir noch so tief in der Patsche saßen.
Ich mustere die Gesichter der anderen Jungs. Keiner wirkt besonders bedrohlich. Mit denen würde ich durch die Bank fertigwerden.
Eine Tür geht auf und ein weiterer Kandidat wird in den Raum gestoßen. »Quinn!« Ich eile ihm entgegen. »Wir haben uns Sorgen gemacht.«
»Ich hab gerade einen dreistündigen Test und die erniedrigendste Untersuchung aller Zeiten hinter mich gebracht«, sagt Quinn.
»Wo sind Bea und Jazz?«
Er rückt näher heran. Früher wäre ich wahrscheinlich sofort zurückgewichen, doch mit Flirten hat das jetzt nichts mehr zu tun. »Sie leben«, sagt er und plötzlich surrt Hoffnung durch meinen Körper. Wenn Bea und Jazz noch am Leben sind, dann werden wir jetzt ja wohl auch die Zähne zusammenbeißen können. »Bea war mit Oscar Knavery zusammen. Sie planen eine neue Rebellion in der Kuppel. Diesmal haben sie meinen Vater auf ihrer Seite und meinen, dass sie die Armee unter Kontrolle bringen können. Aber dazu brauchen wir euch.«
»Cain Knaverys Sohn?«, frage ich. Er nickt. Das ist nicht leicht zu verdauen, ich habe hundert Fragen, doch mir bleibt keine Zeit – die Glocke ertönt und aus der gegenüberliegenden Ecke erscheint Maks in einem hautengen roten Hemd.
»Schon aufgeregt?«, fragt er und reibt sich die Hände. Die Geste gefällt mir nicht, ebenso wenig wie sein lüsterner Gesichtsausdruck. Nach dem, was ich auf der Treppe beobachtet habe, kann ich Jo für ihr Leben mit ihm nur bemitleiden. »Dann lasst uns mal zur Tat schreiten«, sagt er. Mein Magen verkrampft sich, als er vorausgeht und alle ihm folgen.
»Dann hat dieser Aufstand in der Kuppel also gar nichts gebracht?«, will ich von Quinn wissen.
»Na ja, er hat’s immerhin geschafft, meinen Vater und Oscar gegen das Ministerium aufzubringen. Kehrst du mit mir in die Kuppel zurück?«
»Ja«, versichere ich ihm. »Na klar komm ich mit.«
Die Orangerie ist ein gewaltiger Wintergartenanbau am Ostflügel des Hauptgebäudes. Auf drei Seiten reiht sich das glotzende Publikum aus Sequoianern, die verbleibende vierte Seite wird von einer Bühne eingenommen, die mit einem roten Banner geschmückt ist: Verpaarung schenkt uns Luft und Nahrung. Das ist Quatsch in jeder Hinsicht. Um den Sauerstoffmantel der Erde wiederherzustellen, braucht man Bäume, sonst nichts.
Unter dem Banner steht Vanya in ihrer roten Kutte, wenn auch ihre keine Kapuze, sondern einen tiefen Ausschnitt hat und vorne von einer Metallsicherheitsnadel zusammengehalten wird. Maks führt uns zu ein paar freien Stühlen, steigt auf die Bühne und stellt sich neben Vanya.
Wir lassen uns nieder.
»Die Verpaarungszeremonie ist unser feierlichster Akt«, beginnt Vanya. »Durch die Verpaarungen bewahren wir die Menschheit vor dem Aussterben. Neben den Verpaarungen werden die Kandidaten auch ihre Aufgaben mitgeteilt bekommen. Sie werden Milizionäre sein, verantwortlich für die körperliche Unversehrtheit unserer Gruppe, Akademiker, verantwortlich für das geistige Wohlergehen der Gruppe, oder Stifter, verantwortlich für unsere spirituellen Bedürfnisse.« Mein Blick schweift durch den Raum. Sonderlich spirituell erleuchtet ist mir hier drinnen noch keiner vorgekommen und Vanya scheint überdies entfallen zu sein, dass die Menschen und die Überbevölkerung den Switch überhaupt erst verursacht haben. Bäume fällen, um Menschen zu ernähren – ein genialer Plan, wie man gesehen hat.
»Unsere Errungenschaften haben meine Erwartungen weit übertroffen«, fährt Vanya fort. »Wir haben unterwegs Fehler gemacht und Opfer erbracht, sind dadurch jedoch nur stärker geworden, und wo andere Gruppen gescheitert sind, haben wir uns durchgesetzt.« Vanya blickt zu unserer Truppe und ich bin schwer versucht, ihr den Stinkefinger zu zeigen. Es ist ja kaum unsere Schuld, dass es den Hain nicht mehr gibt. »Einige unserer heutigen Kandidaten sind Flüchtlinge. Sequoia ist das letzte Bollwerk gegen das Ministerium und wir verteidigen nicht nur unser Recht zu atmen, sondern auch unser Recht, ein neues Volk zu züchten, das den Elementen trotzt.« Das Publikum jubelt. Ich schaue rüber zu Silas, aber sein Blick ist auf den Boden gerichtet, die Wangen feuerrot, die Hände zu Fäusten geballt. Wie ich ihn kenne, kann er jeden Moment in die Luft gehen, aber mit Gewalt werden wir hier gar nichts erreichen. Dazu sind sie einfach zu viele. Wenn wir gehen, müssen wir das heimlich tun, Punkt.
Vanya ruft die erste Kandidatengruppe auf. »Song Jackson, Dorian Chasm, Juno McIntire, Martha Spencer, Quinn Caffrey und Clarice Bird, bitte tretet auf die Bühne«, sagt Vanya. Dorian steht als Einziger auf. »Ihr alle«, beharrt Vanya.
»Wird schon schiefgehen«, sagt Quinn und erklimmt mit den anderen die Bühne. Die meisten wirken starr vor Angst oder zumindest nervös, nicht jedoch Dorian. Wann hat er beschlossen, das hier tatsächlich zu wollen?
»Ich präsentiere euch hiermit… unsere Akademiker«, verkündet Vanya. Wieder erschallen Jubelrufe, wahrscheinlich von den übrigen Akademikern. »Bitte bedeckt eure Köpfe«, weist Vanya an. Die Kapuzen reichen allen bis über die Nase. »Alle Verpaarungen wurden auf wissenschaftlicher Grundlage festgelegt, um sicherzustellen, dass jeder in Sequoia den für ihn idealen Partner erhält.« Vanya zückt eine Liste. »Streckt bitte die Hände aus.« Vanya ergreift die Hände von Song und einer zweiten Person und führt sie nach vorne auf die Bühne. »Ich präsentiere Song Jackson und Martha Spencer.« Die beiden müssen niederknien, während Vanya ihnen jeweils eine Hand auf den Kopf legt und die Augen schließt. »Zukünftige Generationen werden diese Tage in Ehren halten. Möge eure Verbindung die Menschheit voranbringen. Und möget ihr stets nach dem höheren Wohl streben.«
»Nach dem höheren Wohl«, wiederholt das Publikum im Chor. Vanya verbeugt sich wie nach einem gelungenen Zaubertrick und schiebt den beiden die Kapuzen zurück. Song und Martha blicken einander zum ersten Mal in die Augen. Zittert Song etwa? Vanya zwingt sie zum Händchenhalten und Song stolpert beim Aufstehen fast über die eigenen Füße. Martha hilft ihm auf. Angesichts der Geschichte mit Holly habe ich über seine Gelassenheit gegenüber all den Aktionen hier ohnehin nur staunen können.
Vanya erwählt ein weiteres Paar: Quinn und das Mädchen namens Clarice. Quinn ist der einzige Sauerstoffmaskenträger auf der Bühne und ich spüre, wie ihn alle anstarren. Er und Clarice knien vor Vanya nieder, die ihr Sprüchlein aufsagt und die beiden verbindet.
Dann ist Dorian an der Reihe, der seine Partnerin Juno nach beendeter Zeremonie auf die Seite führt und dort sofort ihre Hand loslässt. Jetzt, wo sich sein Gegenstück als unscheinbares Mondgesicht mit leichtem Akneproblem entpuppt hat, wirkt er nicht mehr so scharf aufs Angepasstsein. Er lehnt sich so weit von Juno weg, wie er nur kann.
Maks führt sie zu einer Stuhlreihe hinten auf der Bühne. So ernst die Sache mit Sequoia und diesen Verpaarungen auch ist, der enttäuschte Dorian und seine geplatzten Illusionen entlocken mir ein Lächeln.
Vanya kündigt eine weitere Runde Akademiker an. Sie ruft Namen auf, die mir nichts sagen, und noch mehr Kandidaten in Festgewändern erklimmen die Bühne. Ich blende ihre Stimme aus und schaue durch die Glasdecke empor in den schwarzen Himmel mit den funkelnden Sternen. Genau wie in der Nacht, als ich im Hain in den Bäumen schlief, bevor die ganze Welt über uns zusammenbrach. Der Frieden, den ich damals empfunden habe, war unvergleichlich – eingehüllt in die undurchdringliche Ruhe des Weltalls.
Es dauert nicht lange und mein Name ertönt. »Alina Moon, Silas Moon, Wren Darson, Sugar Collins und Abel Boon, tretet herauf.« Und schon stehe ich Hunderten Sequioanern gegenüber, die unruhig auf ihren Stühlen herumzappeln. Die, die noch bei der Sache sind, beäugen Silas und mich argwöhnisch, da wir wie Quinn noch Atemmasken tragen. Die können sich echt ins Knie ficken – die haben ja keine Ahnung, wer wir sind und welche Opfer wir erbracht haben, um hierherzukommen.
Von Silas mal abgesehen, der nicht mein Partner sein kann, ist Abel der einzige Junge auf der Bühne. Das sollte mich nicht glücklich machen – das alles hier ist falsch, falsch –, aber ich bin heilfroh über Maske und Kapuze, die meine Erleichterung verbergen.
»Ich präsentiere euch hiermit die Milizionäre«, sagt Vanya und Silas’ Name wird gemeinsam mit Wrens verlesen. Unvorstellbar, was er jetzt denken oder empfinden muss. Inger zu verlieren ist schlimm genug, aber jetzt auch noch das. Jetzt auch noch die.
Und Vanya spricht weiter: »Ich präsentiere euch Abel Boone und Sugar Collins«, sagt sie. Meine Brust schnürt sich zu. Ich ziehe die Kapuze zurück und sehe zu, wie Abel und Sugar sich bei den Händen nehmen und unbeholfen zur Seite treten. Völlig widersinnige Eifersucht durchzuckt mich. Durchs Publikum geht ein Raunen, weil ich als einzige Kandidatin übrig geblieben bin. Heißt das, ich bekomme keinen Partner? Einerseits ein Segen, aber anderseits… Mein Magen verknotet sich.
Vanya zwingt mich auf die Knie und legt mir eine Hand auf den Kopf, genau wie bei den anderen. Unter der Kapuze kann ich nur die Füße der Zuschauer erkennen. Vanya räuspert sich, was ausreicht, um das Gemurmel im Saal zu ersticken. »Verpaarungen sind unauflöslich. Dies war stets unsere eherne Regel. Aber was, wenn eine Verpaarung nicht funktioniert? Was, wenn wir bei einer zweiten Betrachtung der Testergebnisse feststellen, dass ein Fehler vorlag? Jo Rose ist aus Sequoia geflüchtet und ein paar Tage später wieder zurückgekehrt. Warum ist sie geflohen? Sie hat die Fehlbeurteilung gespürt und deshalb haben wir sie neu getestet und festgestellt, dass sie nie der Miliz hätte angehören und erst recht nie hätte verpaart werden dürfen. Jo wurde frisch evaluiert und wird nun eine Stifterin und als solche unser Gewissen, wie all unsere Stifter. Sie wird ihre Tage in einem meditativen Zustand verbringen und positive Energie auf Sequoia ziehen. Das ist eine Rolle, die nur wenigen, auserlesenen Menschen zukommt und die die meisten noch nicht mal begreifen können. Menschen wie Jo werden dringend gebraucht.« Im Publikum kann man eine Stecknadel fallen hören, als klar wird, was jetzt kommt. »Joes Partner jedoch wird neu zugeteilt.«
Nein…
Ich beiße mir auf die Zunge, als der Boden unter seinen Knien knarrt. In meinen Ohren hämmert das Blut. Silas und ich hätten gestern fliehen sollen, als wir es noch konnten, oder heute Morgen, wie er es vorgeschlagen hatte.
Wir hatten schon genug gesehen.
Meine Kapuze wird zurückgezogen und Maks verzieht seinen Mund zu einem Lächeln. Er reicht mir die Hand. Mir bleibt nichts übrig, als sie zu ergreifen und mich zu den anderen an den Bühnenrand zu stellen.
Maks schlingt mir einen Arm um die Hüfte und versucht, mich näher an sich heranzuziehen. »Hör auf damit!«, sage ich, doch er lässt seine Hand einfach auf meiner Hüfte liegen. Also stoße ich ihn mit dem Ellbogen fest in die Seite.
Doch er lacht nur und legt seine Hand in meinen Nacken, wo er an den Riemen meiner Maske zerrt. »Vorsicht!«, flüstert er.
Vanya redet weiter und holt Maude und Bruce zu sich auf die Bühne. Auch sie werden zu Stiftern gemacht. »Das passt. Ich war immer ’ne ganz Großzügige«, sagt Maude und alles lacht.
Die Zeremonie ist zu Ende und wir werden nach draußen geleitet. Das Publikum hat sich erhoben und klatscht Beifall, doch mir entgeht nicht, dass einige der Gesichter geradezu erschüttert wirken.
Irgendwer stiefelt mir hinten auf meinen Kuttensaum, und als ich mich umdrehe, schlurft Abel mit Sugar an der Hand hinter mir her. Er hat die gleiche panische Starre im Blick wie damals bei unserem Raubzug in der Biosphäre. »Tut mir leid, dass ich dich zum Bleiben überredet habe. Ich hätte nie erwartet, dass du ihn abkriegst«, flüstert er. Maks ist schon zu weit vorn, um mitzuhören.
»Ein bisschen spät für Entschuldigungen«, sage ich, obwohl er eigentlich nichts dafürkann.
Abel lässt Sugar los, die argwöhnisch beobachtet, wie er mir den Mund ans Ohr drückt. »Maude und Bruce sind in Schwierigkeiten. Und Jo auch«, flüstert er.
»Was?« Ich bleibe stehen.
»Sie könnten sterben. Wir müssen…« Er verstummt, weil Maks sich durch die Menge zu mir zurückdrängelt.
»Alina«, grollt er. »Komm jetzt.«
»Abel?«, rufe ich, aber er kann mich schon nicht mehr hören, weil Maks mich am Arm wegzerrt.