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Schritt fünf: Finde die Wahrheit heraus.

Ich hasse es hier in Long Island.

Ich habe keine Freunde. Also, jedenfalls keine richtigen Freunde. Es gibt ein paar Mädchen, mit denen ich zu Mittag esse. Die sind auch ganz nett zu mir, aber nicht so wie meine alten Freundinnen. Hunter nervt mich fast jeden Tag in der Bibliothek. Nico spricht kaum mit mir, und in der Schule bekommt er ständig Ärger.

Ich brauche nicht ein ganzes Jahr, um mich zu entscheiden. Ich hasse es hier jetzt schon und frage mich, ob ich wirklich ein ganzes Jahr warten muss, bevor ich Dad darum bitten kann, dass wir wieder in die Bronx zurückziehen.

Aber wem mache ich etwas vor? Wir werden nie wieder zurückgehen. Wir werden für immer hierbleiben.

Ich liege im Dunkeln in meinem Zimmer und versuche einzuschlafen. Als ich noch klein war, da war Schlafen kein Problem. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich im Kindergarten jemals wach im Bett gelegen habe und nicht einschlafen konnte. Aber jetzt liege ich fast jede Nacht wach. Ich starre jeden Abend an die Decke, doch die Risse da oben sind völlig uninteressant – ich vermisse Constance.

Schließlich stehe ich auf und gehe zum Fenster. Zu den wenigen schönen Dingen hier gehört, dass der Himmel so klar und hell ist. Man kann immer den Mond und viele Sterne sehen. Aber das ist es trotzdem nicht wert.

Als ich aus dem Fenster schaue, fällt mein Blick auf das Haus neben uns. Locust Street Nummer 12. Die Lichter sind aus, aber in einem Fenster sehe ich, wie sich jemand bewegt. Ich kann nicht sagen, welches Zimmer das ist – das Schlafzimmer?

Andauernd muss ich darüber nachdenken, was am Strand passiert ist. Dieses Ehepaar von nebenan ist wirklich komisch. Warum hasst Nico die Lowells so sehr? Irgendetwas ist seltsam.

Ich höre ein Geräusch auf dem Flur. Es klopft an der Tür. Schnell gehe ich zurück in mein Bett, denn ich will nicht, dass Mom oder Dad mich dabei erwischen, wie ich mitten in der Nacht in meinem Zimmer herumlaufe. Vielleicht sollte ich so tun, als ob ich schlafe. Aber sie hören wahrscheinlich, dass ich auf bin, deswegen rufe ich schnell: »Ja, herein.«

Langsam öffnet sich die Tür. Ich blinzle in die Dunkelheit, unsicher, ob ich richtig sehe.

Es ist Nico. Er hat seinen Schlafsack in der Hand.

»Kann ich heute Nacht bei dir schlafen, Ada?«, fragt er mich.

»Klar. Natürlich, komm rein!«

Das Licht lasse ich aus, unsere Augen haben sich schon an die Dunkelheit gewöhnt. Nico legt seinen Schlafsack neben meinem Bett auf den Boden. Dann krabbelt er hinein. Ich lege mich in mein Bett.

»Gute Nacht, Nico«, sage ich.

»Gute Nacht, Ada.«

Aber ich schließe die Augen nicht. Ich schaue zu Nico in seinem Schlafsack hinüber, er sieht mich auch an.

Und da bemerke ich, dass er Tränen in den Augen hat.

»Nico?«

Er antwortet nicht sofort, weil er nicht aufhören kann zu weinen. Aber nach ein paar Minuten erzählt er mir endlich alles.