Aber dieses Geheimnis kann nicht länger vor Anabel oder sonst einem Menschen auf der Welt geheim gehalten werden. Seine Fingerabdrücke, sein Blut und seine DNS sind auf dem Messer, das bestätigt die Gerichtsmedizin. Das Messer, das aus Helena Morales Set fehlte und zu den Messern passte, die Marc in einer Abstellkammer aufbewahrte. Das Messer, das man Marc anonym via Fed Ex ins Büro schickte, beweist, dass Amador Ibarra der Mörder seiner Mutter ist.
Dem Rat seines Anwalts, Herman Farmer, entsprechend, verzichtet Amador diesmal nicht auf eine Verhandlung mit Geschworenen. Während dem Richter eine nicht unbedeutende Rolle bei der Zulassung der Beweise vor den Geschworenen zukommt, müssen die Geschworenen die Fakten kennen und an ihnen ist es, die Fakten zu beurteilen“, jenseits der Beweise, die rechtlich zulässig sind.
Farmer sagt: „Auf Geschworene können fehlbar sein. Oft sind sie nicht besonders intelligent und können die Beweise nicht effektiv deuten. Und ob sie voreingenommen oder neutral sind, ich werde sie genau prüfen und aussuchen. Ich werde bei jedem Versuch Ihrerseits, Ben Parker vom Haken zu nehmen und sich selbst als sympathischen Menschen darzustellen, Einspruch erheben und Sie stattdessen als die Witzfigur bloßstellen, die Sie sind.“
Amador sträubt sich und schreit: „Auf welcher Seite stehen Sie, sie aufgeblasener Bastard?“ Ich zahle Ihnen ein Vermögen und Sie fallen mir in den Rücken. Denken Sie, das kommt bei Gericht nicht zur Sprache?“
„Wenn ich fertig bin, werden sie sich die Augen ausheulen. Wir bekommen entweder einen Freispruch oder die Geschworenen können sich nicht einigen. Das kann ich Ihnen versprechen. Aber Sie müssen alles tun, was ich sage.
„Mein Mandant plädiert auf nicht schuldig, Euer Ehren, auf Notwehr.“
Ben Parker schüttelt angesichts dieser Ironie den Kopf, erhebt aber keinen Einspruch. Er ist zuversichtlich, dass er Farmers Strategie mit Fakten, Beweisen und Zeugenaussagen, auch böswilligen, zerschlagen kann. Richterin Hiller widerspricht seinem Wunsch nach einer Aussetzung der Kaution und Ibarra bleibt in Untersuchungshaft. Den Mörder der Mutter seines besten Freundes in Handschellen zu sehen, bevor man ihn, nach der Anklageverlesung, ins Gefängnis bringt, gibt Ben das Gefühl, einen Etappensieg errungen zu haben. Einen von vielen, die er noch erringen will. Für Marc. Für Helena.
Bei der Verhandlung hält Ben Parker ein penibles Eröffnungsplädoyer. Er legt den Geschworenen haarklein dar, dass es unumstößliche Beweise gibt, dass Amador Ibarra schuldig des Mordes an Helena Morales ist. Farmer antwortet darauf mit einer gekonnten, selbstsicheren und sorgsamen Erklärung, die tragischen Umstände betreffend, bei denen es nicht „ein, sondern zwei Opfer“, gab und schließt damit, dass die Geschworenen nicht anders können werden, als seinen Mandanten nicht schuldig zu sprechen.
Bens erste Zeugin ist Victoria Nunez. Sie ist die Köchin der Ibarras und sagt unter Eid aus, dass sie während Marcs und Anabels Verlobungsessen ein Messer mit den Initialen „H. M.“ auf dem Griff auf die Essensausgabe legte.
„Woher hatten Sie das Messer? Ms. Nunez. Denken Sie dran, Sie stehen vor Gericht unter Eid.“
Victoria umklammert mit den Händen ein Taschentuch und zögert, gegen ihren guten Freund und früheren Arbeitgeber auszusagen. „Es kam in einer Schachtel, auf der stand, „Nicht öffnen, bis ich zurückkomme“. Señora Madalena bat mich, ihr an diesem Abend einen Gefallen zu tun und ihr mit dem Inhalt der Schachtel zu helfen. Wir öffneten sie gemeinsam. Sie sagte, es wäre nur ein übler Scherz gewesen, das Messer weder echt noch gefährlich. Nur eine Attrappe oder so etwas. Ich weiß wirklich nicht, warum sie das von mir verlangte, ich würde aber alles für sie tun, so stimmte ich zu.“
Ben drängt weiter: „Aber dann, kurz danach, nahmen Sie es von der Essensausgabe weg.“
„Ja.“
„Und was haben Sie damit gemacht?“
„Ich versteckte es eine Weile in meiner Schürzentasche, später gab ich es der Señora zurück. Wir lachten etwas, was für ein alberner Scherz das doch war. Aber ich wusste noch immer nicht, warum.“
„Sie hatten keine Ahnung, warum sie das von Ihnen verlangte?“
„Nein. Ich glaube, sie wollte Señor Ibarra nur veräppeln. Dass er dachte, er sei verrückt und sehe Gespenster.“
„Einspruch. Reine Mutmaßung.“
„Stattgegeben.“
Ben fragt: „Victoria, hat Ihnen Señora Ibarra explizit aufgetragen, dass sie Señor Ibarra in den Wahnsinn treiben wollte?“
„Nicht so direkt. Aber ich könnte es ihr nicht verdenken, nach allem, was er ihr angetan hat“, schluchzt Victoria.
„Einspruch.“
„Wir können alle verstehen, das ist ein prägender Moment,
Mr. Farmer“, sagt Hiller. „Abgelehnt.“
Farmer lehnt es ab, Victoria zu befragen, denn er weiß, sie ist eine sympathische Zeugin und er glaubt, die Geschworenen würden es nie tolerieren, wenn sie in ein offensives Kreuzverhör genommen wird. Dennoch, Fakten waren Fakten, so oder so.
Als Dante Monroe im Zeugenstand sitzt, sagt er aus, als Detektiv für den Staatsanwalt gearbeitet zu haben. Er hat den Messerschmied, der, auf Madalena Ibarras Wunsch eine Nachbildung des Kochmessers von Helena Morales angefertigt hat, in Barcelona, Spanien, ausfindig gemacht. Dann hat er es zu Victoria Nunez, die in den USA ein Postfach hat, geschickt. Als er intensiver nachforschte, konnte Dante ein Paket verfolgen, adressiert an Madalena in Barcelona, Spanien. Das kam von einem gewissen Jose Mendez, der es, von einem Postamt in San Diego aus, verschickte.
„Und konnten Sie feststellen, wer Jose Mendez ist?“
„Das ist Miguel Ibarra, alias Michael Barron, einer seiner vielen Decknamen.“
„Euer Ehren, ich muss gegen diese Aussage Einspruch einlegen“, beschwert sich Farmer. „Es liegt doch auf der Hand, dass es ganz und gar unmöglich ist, dass dieser Privatdetektiv die ganzen so genannten Beweise zutage förderte. Das ist reine Spekulation seinerseits.“
Ben wirft ein: „Und doch ist es keine Spekulation. Das wird alles bestätigt, in Zeugenaussagen, in Akten und Dokumenten, die auch dem Gericht und Mr. Farmer vorliegen.“
„Ich bin selbst fasziniert von Mr. Monroes Geschick als Ermittler“, meint Richterin Hiller, beugt sich in ihrem Stuhl vor in Dantes Richtung, als wolle sie schauen, ob sich auf seinem Kopf Feenstaub bildet. „Einspruch abgelehnt. Noch Fragen an den Zeugen, Mr. Farmer?“
„Die habe ich tatsächlich“, antwortet Farmer, kommt langsam auf Monroe zu und schaut dann zu den Geschworenen. „Mr. Monroe, Sie sind ein echt guter Detektiv, nicht?“
„Privatdetektiv. Lizenziert und bestens ausgestattet. Vom Kopf bis zu den italienischen Lederschuhen.“
Kichern von den Geschworenen. Farmer muss grinsen, was alle bemerken, und fährt fort: „Das soll kein Vorwurf sein, Mr. Monroe. Aber wie kamen Sie zu dem Schluss, dass Michael Barron, bürgerlich Miguel Ibarra, auch Jose Mendez ist?“ Das ist schon ein großer Sprung.“
„Michael Barron besitzt in San Diego eine Eigentumswohnung, die auf den Namen Jose Mendez läuft, dass er anonym bleibt. Dieser Name ist aber auch ein Deckname, den er auf einem gefälschten Ausweis verwendet, wenn er an bestimmten Orten seinen Geschäften nachgeht, wie beispielsweise einer Bank, bei der er ein Schließfach hat.“
„Echt? Und diese Information haben Sie wie beschafft? Nicht auf legalem Wege, nehme ich an.“
Ben erhebt Einspruch gegen den Vorwurf der Illegalität.
„Zur Kenntnis genommen“, sagt Hiller. „Aber ich lehne den Einspruch ab. Der Zeuge möge antworten.“
„Ich bin in meinem Beruf gut, Mr. Farmer. Verfolge ich die Aktivitäten einer Zielperson, folge ich jedem Hinweis, jedem Faden.“
„Und Sie stellen Menschen nach? Spionieren sie aus.“
Ben steht auf, will Einspruch erheben, Hiller macht aber eine Geste, er solle Platz nehmen.
„Reine Wortklauberei", antwortet Dante. „Aber ich hatte die Gelegenheit, Miguel Ibarra zu beschatten, auf Wunsch seiner Mutter, Madalena Ibarra. Ich habe beobachtet, wie er mehrmals seine Eigentumswohnung verließ. Ich machte Fotos und eines Tages folgte ich ihm zu seiner Bank. Ich konnte die Fotos der Bankangestellten zeigen und sie erkannte auf einem der Fotos Jose Mendez.“
„Und was?“, fragt Farmer und zuckt in Richtung der Geschworenen, „Prominente tarnen sich oft, um ihre Privatsphäre zu schützen. Scheinbar müssen sie sich vor Privatdetektiven wie Ihnen schützen.
„Einspruch.“
„Stattgegeben. Dem folgenden Einspruch wird ebenfalls stattgegeben.“
Farmer winkt theatralisch und schaut zurück zum Tisch der Verteidigung. „Ich habe keine weiteren Fragen mehr an den Zeugen, Euer Ehren.“
„Noch Fragen, Mr. Parker?“
„Ja, danke. Mr. Monroe, als der Bankangestellte das Foto auf Jose Mendez‘ Ausweis sah, hat er da gesagt, er war an diesem Tag dort?“
„Er ging zu seinem Schließfach.“
„Sahen Sie, ob er die Bank mit irgendetwas in der Hand verließ?“
Dante nickt. „Er betrat die Bank und verließ sie mit seinem Aktenkoffer, tatsächlich war es eher eine weiche Ledertasche. Ich folgte ihm zu einem Postamt in der Nähe. Er nahm aus der Tasche ein Paket und schickte es nach Barcelona, Spanien, das sagte zumindest die Postangestellte.“
„Wo Madalena Ibarra wohnt.“
„Ja.“
„Mr. Monroe, Sie haben auch einen Fall für Marc Jordan bearbeitet, der einen Mandanten bei einem Unfall mit Fahrerflucht verteidigte.“
„Ja, korrekt.“
„Fanden Sie in diesem Fall etwas, das zu Miguel Ibarra führt?“
Da springt Farmer wie von der Tarantel gestochen vom Tisch der Verteidigung auf. „Einspruch! Einspruch! Das ist total irrelevant! Dieser Fall hat nichts mit dem Fall zu tun, wegen dem wir hier heute im Gerichtssaal sind.“
Ben verspricht: „Die Verbindung werde ich herstellen, Euer Ehren, wenn Sie mir gestatten, die Befragung fortzuführen.“
Die Richterin stimmt zu, aber warnt: „Hier lasse ich Ihnen etwas Freiraum, aber bleiben Sie beim Thema oder ich entziehe Ihnen das Wort und lasse alles aus dem Protokoll streichen.“
„Danke, Euer Ehren.“ Ben fährt fort und stellt Monroe dieselbe Frage nochmals.
Monroe stellt eine Verbindung her, die Schlägerei, die Clive Parsons mit einem jungen, spanischen Mann hatte, wobei er ihm das Gesicht, zerschnitt und er dessen Blut auf das Hemd bekam. Die KTU verglich die DNS mit der DNS seines Vaters, Amador Ibarra, der verhaftet wurde, weil er Dr. Victor McMillen tötete.
„Und was hat das mit diesem Fall zu tun?“, bohrt Ben nach.
„Marc Jordan hat ausgesagt, dass der Mann, den er über seiner toten Mutter knien sah, eine Narbe auf der linken Wange hatte, wie Miguel Ibarra nach der Auseinandersetzung mit Clive Parsons. Die Köchin der Ibarras erzählte mir außerdem, dass Miguel eine blutige Wunde im Gesicht hatte, die vom Arzt der Familie, Dr. Ruiz, behandelt wurde.“
„Und sie erinnerte sich, dass das vor 15 Jahren geschah.“
„Ja. Ganz richtig.“
Farmer ist stocksauer und will sich erheben. Hiller streckt die Hand hoch, um anzudeuten, Farmer solle sich setzen.
Ben fährt fort: „Und jetzt wissen wir, dass Miguel das Messer hatte, mit dem Mr. Jordans Mutter getötet wurde, es in einem Schließfach deponierte, dann seiner Mutter schickte, die es dann anonym Mr. Jordan gab. Und so weit sind wir heute.“
„Das reicht!“, brüllt Farmer. „Und die Staatsanwaltschaft hält jetzt das Plädoyer. Und ich widerspreche aufs Schärfste.“
„Das ist OK, Euer Ehren“, stimmt Ben zu. „Ich habe keine weiteren Fragen an Mr. Monroe.“
„Wir treffen uns heute, um 14:00 Uhr wieder“, meint Hiller und läutet somit die Mittagspause ein.
Die Tür ist hinter ihnen ins Schloss gefallen und Amador herrscht Farmer an: „Sie bringen mich noch lebenslang ins Gefängnis und meinen Sohn machen Sie zum Mittäter. Warum ist Madalena nicht im Zeugenstand? Können Sie nicht die Schlampe in den Zeugenstand rufen, dass sie ihre Geschichte erzählt?“
„Nur die Ruhe. Kommen Sie runter. Wir haben die Gelegenheit, unsere Sicht darzulegen und diese ganzen Aussagen zu widerlegen. Ich möchte, dass Sie ruhig und überzeugend wirken, wenn ich Sie in den Zeugenstand rufe. Haben Sie ein Mittel, dass sie einnehmen können? Wenn ja, nehmen Sie es jetzt.“
Ben beginnt: „Euer Ehren, meine Nächste Zeugin wäre Madalena Ibarra gewesen, eine Belastungszeugin, die man während ihrer Befragung, die ihrer Aussage unter Eid vorausging, über ihr Recht zu Schweigen aufklärte. Ich habe Mr. Farmer die Aufzeichnungen gezeigt und jetzt dem Gericht als zusätzlichen Beweis, den sich die Geschworenen ansehen können.
„Miguel Ibarra, alias Michael Barron, wird angeklagt der Behinderung der Justiz, denn er hat Beweismittel verschwinden lassen. Dem Rat seines Anwalts entsprechend, hat er sich geweigert, in den Zeugenstand gerufen zu werden, was auch durch Zusatz Fünf gedeckt wird.“ Ben reicht die Dokumente dem Richter.
„Ich werde diese beiden Zeugenaussagen genau überprüfen, dann abwägen, ob sie für das Gericht relevant sind. Fahren Sie fort, Mr. Parker.“
Marc ist der letzte Zeuge des Staatsanwalts und erzählt, woran er sich erinnert. Einen Großteil seiner Erinnerung ist zurück, dennoch sah er den Kampf nicht, auch nicht, dass wirklich Amador Ibarra der Mörder war oder das Messer führte. Er kann auch nicht sicher sagen, ob Miguel unschuldig ist, der rein zufällig an den Tatort kam.
Marc erinnert sich, dass er das Messer mit den Initialen H. M. auf dem Anwesen der Ibarras sah. Er gibt zu, es wurde nicht erfasst, ehe er dann zu seinem Lagerraum kam, um die Habseligkeiten seiner verstorbenen Eltern zu durchsuchen.
Ben sagt: „Bitte, erzählen Sie den Geschworenen und dem Gericht, wie sie herausgefunden haben, woher das Messer war.
„In einem der Lagerbehälter fand ich eine Holzschachtel mit einem hübschen Scharnierschloss. Ich öffnete sie und darin befand sich ein Messerset, wobei die Messer alle die Initialen H. M. auf den Griffen hatten. Eines fehlte, das Küchenmesser mit gezahnter Klinge, das Sie jetzt bei den Beweismitteln finden.“
„Und wann sahen Sie das Messer wieder?“
„Als es mit Fed Ex in meinem Büro ankam, eingehüllt in ein blutiges Handtuch. Ich gab es dann Ihnen.“
Ben erklärt: „Ich habe für das Gericht dieses Beweisstück markiert und ich bitte zu vermerken, dass es von der KTU auf DNS und Fingerabdrücke untersucht wurde, ehe es heute wieder dem Gericht vorgelegt wurde.
„Marc, erzählen Sie uns von dem grausigen Tag vor 15 Jahren, als Sie Ihre Mutter tot auf dem Küchenboden fanden, in einer Lache aus ihrem eigenen Blut, Miguel Ibarra über sie gebeugt...“
„Einspruch, Euer Ehren. Vorverurteilung. Es wurde noch nicht bewiesen, dass es Miguel Ibarra war.“
„Einspruch stattgegeben.“
„Ich formuliere die Frage anders. Als Sie Ihre Mutter tot auf dem Boden sahen, sagten Sie außerdem, ein junger Mann hätte sich über sie gebeugt und dieser hätte eine Narbe im Gesicht gehabt. Hörten oder sahen Sie sonst noch wen?“
„Ich glaube, es waren zwei Männer. Ich sah den anderen nicht, hörte aber zwei Stimmen.“
„Und über Jahre verdrängten Sie das alles aus Ihrem Gedächtnis, bis kürzlich. Mr. Jordan, wie geht es Ihnen, 15 Jahre später, wo sie sich sicher sind, dass der junge Mann, den Sie an diesem Tag sahen mit der Narbe auf der linken Wange, Miguel Ibarra war?“
Marc antwortet: „Was mir letzte Gewissheit gab, waren die Vorher-/Nachher-Fotos, die Dante Monroe in Dr. Ruiz‘ Klinik in Mexiko-Stadt ... gefunden hat.“
„Gestohlen hat!“, meint Farmer.
„Diese Fotos?“, fragt Ben, ignoriert die Einlassung des Verteidigers, reicht die Fotos Marc und dann den Geschworenen.“
„Ja.“
„Ich erhebe Einspruch dagegen, dass diese höchst privaten, medizinischen Aufnahmen als Beweismittel zugelassen werden.“ Farmer hatte erwartet, sie würden zugelassen, will dann aber an den Sinn der Geschworenen für Privates appellieren, etwa Wie würden Sie sich fühlen, wenn man Ihre privaten Fotos ohne ihre Erlaubnis zeigen würde?
Hiller lässt sich mit ihrer Entscheidung Zeit, setzt aber für den kommenden Morgen eine Anhörung an. Die Wirkung auf die Geschworenen, die alle unterschiedlich dreinschauen, als die Fotos herumgereicht werden, ist ihm nicht entgangen.
„Marc, was geht jetzt nach all den Jahren in Ihrem Kopf vor? Ich kann mir vorstellen, für einen kleinen Jungen muss es ein schwerer Schock gewesen sein, die Mutter auf so eine Art sterben zu sehen. Wie fühlen Sie sich jetzt?“ Man spürt Bens Mitleid für seinen Freund. Ein Raunen geht durch den Raum, als hielte die Welt den Atem an, während sie auf die Antwort wartet.
Marc senkt mit geschlossenen Augen den Blick und sagt dann wütend: „Das Schlimmste ... Das Schlimmste ist, dass ihr niemand half. Es war ihnen allen egal. Sie hätten sie retten können, hätten sie Hilfe geholt. Das taten sie nicht. Sie riefen den Notdienst nicht. Sie rannten einfach davon.“