Vielen Dank für Ihren Beitrag

Ja, ja, ich weiß genau, was Sie jetzt denken: John lügt, wenn er sagt, er hätte sich von seiner Paranoia verabschiedet. John fühlt sich gar nicht sicher. John hat Angst, dass Dick Tossek ihn aufspürt.

Und wissen Sie was: Sie haben recht!

Aber dass nicht alles glatt gelaufen sein kann, seitdem Rosemarie und ich geflüchtet sind, hätten Sie sich auch vorher denken können. Wenn nichts mehr passiert wäre, und Rosie und ich bis zum Ende unserer Tage glücklich am Strand gelegen hätten, hätte ich diesen zweiten Teil ja gar nicht schreiben müssen.

Natürlich ist etwas schiefgelaufen.

Genauer gesagt: so ziemlich alles.

Es beginnt damit, dass es mit dem Einsteigen in ein Flugzeug nicht getan ist, wenn man sein altes Leben aufgeben will. Es gibt leider kein Aussteigerprogramm für Auftragsmörder und Edelprostituierte, die sich mit einem Sack voll Geld zur Ruhe setzen wollen. Im Gegenteil.

Abgesehen von der Polizei jagen einen noch deutlich gefährlichere und einflussreichere Menschen: die ehemaligen Kollegen. Die Unterwelt ist nämlich keineswegs ein loser Haufen vagabundierender Verbrecher, von denen jeder nach Herzenslust mal irgendwo stiehlt oder mordet. Das ist nur auf Dorfniveau der Fall. Da erschießt die Arztgattin schon mal ihren Mann, weil er sie mit der Sprechstundenhilfe betrogen hat. Die Weltklasse agiert anders. Hier läuft alles nach festen Regeln. Das Böse auf der Welt ist gut organisiert:

Die mexikanischen Kartelle kümmern sich um die Versorgung der USA mit Drogen. Denn wenn es eine Sache gibt, die den Amerikanern außer ihrer Redefreiheit und ihren Familien etwas wert ist, dann sind das Drogen – legale und illegale.

La Cosa Nostra ist ein Ableger der sizilianischen Mafia. Beide Organisationen haben sich auf Schutzgelderpressung und Geldwäsche spezialisiert. Was dachten Sie denn, warum überdurchschnittlich viele Restaurants in Flammen aufgehen? Weil dort mit Gas gekocht wird? Nein! Die Restaurantbetreiber haben entweder den „warmen Abriss“ selbst gewählt und durch einen Versicherungsbetrug noch ein wenig Geld verdient – oder es wurde nachgeholfen.

Das Motiv ist immer dasselbe: Die Restaurantbetreiber konnten oder wollten die Schutzgelder nicht mehr zahlen.

Die albanischen Gangs sind die Könige des Schmuggels und der illegalen Prostitution.

Die russische Mafia hat Osteuropa zu einem Drehkreuz des Menschenhandels gemacht.

In Asien gibt es unter anderem Red Wa, organisierte Kriminelle in Kambodscha, die Triaden, die philippinische Mafia und die Yakuza.

Aber diese Aufzählung bleibt unvollständig. Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, Ihnen die Namen und Tätigkeitsfelder aller großen kriminellen Organisationen zu nennen. Sie sollten sich nur zwei Dinge merken: Wenn ein Auftragsmörder und eine Edelprostituierte mit einem Haufen Geld im Gepäck aussteigen wollen, spricht sich das in den genannten Kreisen schnell herum. Denn die organisierten Kriminellen sind gut vernetzt. So etwas wie einen „sicheren Ort“ gibt es nicht.

Und: Die Polizei ist hauptsächlich dafür da, um Sie wegen Falschparken und Geschwindigkeitsüberschreitungen zu belangen. Aus den oben aufgezählten Geschäften hält sie sich meistens raus.

Die Rolle, die Sie dabei spielen, ist ganz einfach: Mit Ihren Steuern und Bußgeldern finanzieren Sie Ihre Politiker, von denen Gesetze verabschiedet werden, die Sie dann einhalten müssen. Sie bezahlen auch den Polizisten, der Sie beim Übertreten der Gesetze erwischt. Und Sie bezahlen den Richter, der Sie dann zu einer Geld- oder Freiheitsstrafe verurteilt. Mit einem großen Teil Ihres Geldes aber finanzieren Sie die organisierte Kriminalität. Sie bezahlen damit Drogen, das Essen in Ihrem Lieblingsrestaurant, gefälschte oder geschmuggelte Produkte auf Märkten, Zigaretten ohne Steuerbanderole, ein Schäferstündchen mit einer illegalen Prostituierten und vieles mehr, von dem Sie gar nicht wissen, wie es in den Handel gelangt ist.

Und tun Sie jetzt bitte nicht so entrüstet.

Das Ganze funktioniert ausgezeichnet.

Ob Sie wollen – oder nicht.