Epilog
Acht Monate später
»Okay, also für euch beide ist diese Wohnung groß genug«, sagte Audrey und deutete mit ihrem Cracker auf Naomis Apartment. »Aber was ist, wenn ihr Babys kriegt?«
Naomi verschluckte sich an ihrem Wein. »Was?«
»Langsam«, sagte Oliver zu Audrey, legte Naomi eine Hand auf den Rücken und tätschelte sie leicht. »Ich konnte sie bislang ja nicht mal zum Juwelier locken, um einen Ring auszusuchen.«
»Weil es noch zu früh ist!«, beharrte Naomi. »Eine vorsichtige Frau verlobt sich nicht mit einem Mann, den sie gerade mal ein Jahr kennt – und sogar noch kürzer mit ihm zusammen ist. Zumindest diese hier tut das nicht.«
»Nein? Und was ist mit einem Mann, den sie schon seit zwanzig Jahren kennt?« Er wackelte mit den Augenbrauen.
»Zählt nicht. Alles Vorpubertäre spielt keine Rolle.«
»Da stimme ich Naomi zu«, meinte Clarke und schenkte ihnen nach. »Die guten Dinge fangen erst an, wenn die Hormone am Start sind.«
»Werden deine Lenden eigentlich nie müde?«, fragte Audrey.
Clarke zuckte mit den Schultern. »Nicht wirklich. Claire, Liebes, noch mehr Wein?«
»Besser nicht.«
»Besser doch«, antwortete er und goss auch ihr noch etwas ein. »Wir feiern, dass diese beiden vollkommen ineinander verschossenen Süßen zusammenziehen!«
Naomi sah zu Oliver hinüber und grinste. »Hab dir doch gesagt, dass mein Plan aufgeht.«
»Eigentlich war es mein Plan, Karotte. Und außerdem, genau genommen sind wir gar nicht in deine Wohnung gezogen, sondern in dein Gebäude. In eine größere Wohnung.«
»Ich bin eifersüchtig«, meinte Claire sehnsüchtig. »Meine Bleibe ist so langweilig.«
»Oh, aber du hast doch tolle Pläne!«, rief Audrey. »Wie geht deine Suche nach einem Bauunternehmer voran?«
»Gar nicht«, antwortete Claire niedergeschlagen, nahm sich ein Stück Salami vom Teller und knabberte daran herum. »Entweder kann ich ihn mir nicht leisten, oder er hat seine eigenen dummen Ideen, meine Wohnung auf eine Weise zu modernisieren, die ich nicht will. Ich will weiterhin einen klassischen Stil, nur besser. Wieso ist das so schwer zu verstehen?«
»Ich glaube«, antwortete Oliver nachdenklich und deutete mit dem Glas auf sie, »ich habe da vielleicht jemanden für dich. Einer meiner Bauunternehmer macht vornehmlich hochpreisige, gewerbliche Projekte, aber er will sich verändern. Will etwas Schlichteres.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich an einem langweiligen Stadthaus versuchen will.«
Oliver zuckte mit den Schultern. »Ich frage ihn mal.«
»Clarke«, schimpfte Audrey. »Du kannst doch nicht einfach, ohne zu fragen, bei anderen Leuten den Fernseher einschalten.«
»Oliver, kann ich mir das Yankee-Spiel ansehen, ohne zu fragen?«
»Oooh, ja!«, rief Claire, ging zur Couch hinüber und ließ sich darauf plumpsen.
Clarke zappte sich durch die Kanäle, bis ihm Audrey die Fernbedienung aus der Hand schnappte. »Du weißt aber schon noch, warum wir hier sind, oder?«
Er seufzte theatralisch und griff nach dem Popcorn. »Na schön.« Er sah zu Naomi hinüber. »Fürs Protokoll, das ist das Einzige, wofür ich auf das Spiel verzichte.«
»Wir müssen uns das nicht ansehen«, sagte Naomi, biss sich auf die Lippe und lehnte die Hüfte an die Armlehne der Couch. »Dieses Rudelgucken war Olivers Idee, aber …«
Claire zog sie auf die Couch herunter. »Mund halten. Wir sehen uns das jetzt an.«
Naomi stöhnte und schloss ganz fest die Augen. »Ich glaube nicht, dass ich dazu in der Lage sein werde. Weißt du, sie fangen in meinen Babytagen an.«
»Du warst sicher süß!«, protestierte Audrey.
»Ich war orange.«
Oliver lehnte sich über die Couchlehne und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. »Nein, Karotte. Du warst perfekt.«
Dann setzte er sich zu allen anderen auf die Couch. Gemeinsam erwarteten sie die Premiere von Max: Die Naomi Powell Story.
Eine Story, an der Dylan Day keinen Anteil hatte, danke vielmals.
Nachdem Dylan seinen unrühmlichen Abgang aus dem Projekt gemacht hatte, war die Sendung nicht annähernd so aufreibend geworden wie erwartet. Zugegeben, der Sender wollte ein paar pikante Details haben, aber ihr neuer Produzent respektierte ihre Entscheidung, die Geschichte mit Oliver und den Cunninghams außen vor zu lassen.
Der Film war tatsächlich gut geworden, das musste sie ein wenig verlegen zugeben. Wirklich gut. Sie durfte ihre Geschichte erzählen, anderen kleinen Mädchen die Botschaft vermitteln, dass sie es durch harte Arbeit und Entschlossenheit schaffen konnten. Ihnen zeigen, dass sie ihnen helfen konnte, Türen für sie öffnen konnte.
Oliver nahm ihre Hand und drückte sie, während Claire sie an der anderen Seite unterhakte. Naomi lächelte.
Denn egal, wie gut die Serie geworden war …
Ihr wirkliches Leben war besser.