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er Lärm des Kampfes ist atemraubend. Ich spüre meine Beine nicht mehr, so sehr hat Raeghar sie eingeschnürt.
Dieser verdammte Hagr-Bastard will mich wirklich all dem ausliefern!
»Komm sofort zurück!«
Das Klirren der aufeinanderprallenden Waffen wird lauter, sie haben die gesamte Halle umstellt. Der Kampf ist längst im ganzen Dorf und nicht mehr nur am Tor. Vater hat die Feier offenbar gut genutzt.
»Raeghar! Du kannst mich nicht einfach fesseln und verschwinden!«, rufe ich in meiner Verzweiflung. Doch er kommt nicht zurück.
Ich muss diese Fesseln loswerden!
Mit zusammengebissenen Zähnen reiße ich an meinen Händen und Füßen, doch ich bin so fest eingeschnürt, dass sich nichts bewegt. Furcht sprengt meine Brust, als plötzlich ein Brüllen ertönt. Etwas fällt auf den Boden, bevor die Tür aufgerissen wird.
Druian steht davor mit Blut an seinen Händen.
»Wen haben wir denn da?«, fragt er mit einem furchterregenden Grinsen.
Er tritt den leblosen Leib vor seinen Füßen und steigt dann in den Raum. Er macht sich nicht die Mühe, die Tür zu schließen, dafür öffnet er zu schnell seine Hose.
»Ich muss Raeghar wohl dafür danken.«
Er besteigt das Bett und rupft an meinem Rock.
»Tut das nicht!«, rufe ich, doch zu spät, er zerreißt den Stoff und drängt sich zwischen meine Beine.
»So eine Wilde wie dich hatte ich noch nie«, raunt Druian lachend, als ich nur noch um mich schlage. »Ich verstehe, wieso er dich nicht teilen will, du bringst jeden Gavthan
zum Klingen.«
»Fasst mich nicht an!«, fauche ich und spucke ihm ins Gesicht, doch er lacht nur und drückt sich zwischen meine Beine.
Mit einem erregten Schnaufen sucht er blindlings nach einem Eingang.
Ich bekomme keine Luft mehr, als er die Wahrheit erkennt. Mit aufgerissenen Augen starrt er zu mir herab.
»Was bei den Göttern IST DAS?!«
Ich strampele unter ihm, versuche ihn loszuwerden, doch er packt mich an den Schultern und presst mich auf die Felle.
»Nein!«, rufe ich und spüre bereits seine Finger.
Druians Lachen ist markerschütternd, als er mich ansieht. Gierig greift er in meine Haare und zieht daran, als wären sie nur eine Illusion.
»Was haben wir denn da?!«
Ich brülle so laut, wie ich kann und stemme mich gegen ihn, doch er drückt nur auf meine Kehle, als er mich weiter befingert.
»Mein Bruder ist also ein Takhar
?!«
»Er ist der beste Mann!«, krächze ich, als er es wagt, ihn auszulachen.
»Oh, nein, er ist kein Mann und auch nicht mein Bruder!« Seine Hände drücken auf meinen Hals, als würde er ihn zerbrechen wollen.
Ich bekomme keine Luft, spüre nur, wie das Feuer in mir immer höher schlägt.
Druian lacht, als er plötzlich seine Hände zurückreißt.
Meine Lider fallen zu, doch die Hitze erfasst meinen Körper. Ich greife an meine Kehle und erschrecke.
Sie ist weg.
Das Amulett, meine Kette. Sie liegt nicht mehr um meinen Hals.
Mit geschlossenen Augen spüre ich, wie die Flammen aus meiner Haut schießen. Das Bett fängt augenblicklich Feuer.
Druians Lachen wird erstickt, als auch die Wände zu brennen beginnen.
»Bei den Göttern!«
Ich höre ihn schreien, als die Flammen seinen Körper erfassen. Ein einziger lang gezogener Hall des Schmerzes, dann plötzlich Stille.
Erst jetzt öffne ich die Augen. Vor mir liegt der verbrannte Leib dieses Bastards.
Durch den Flammenschleier sieht die Umgebung seltsam aus. Ich habe mich nie daran gewöhnt, doch dafür ist es jetzt zu spät. Ich habe Raeghar enttäuscht, ich werde nicht auch noch meine Familie enttäuschen und tun, wofür ich hergeschickt wurde.
Die Fesseln sind längst zu Asche verbrannt, als ich mich aus dem lodernden Bett erhebe. Ohne Kleidung trete ich in den Flur hinein, die Hände an den Wänden entlangstreifend, nichts weiter als Hitze hinter mir herziehend. Alles, was ich berühre, entflammt. Das Feuer erreicht sehr schnell die Halle und lässt das ganze Haus erleuchten.
Mit eleganten Schritten bewege ich mich auf den Ausgang zu. Die Flammen erreichen ihn vor mir und kündigen meine Ankunft an.
Schreie begleiten meinen Weg ins Tageslicht. Das Licht der Sonne bündelt sich mit meinem Feuer und lässt die Flammen so hoch steigen, dass jeder Mann und jede Frau mich sehen kann. Sie sehen meine wahre Gestalt, das Monstrum, das in mir ruht.