Ich zwinge mich, mit ihrem Tempo mitzuhalten.

Vor mir der Rücken von Papa. Hinter mir die Schritte von Onkel Ahmad. Ich gehe zwischen ihnen.

Keiner von uns spricht. Wir sind nur Füße und Atem. Wir sind nur Schritte, Müdigkeit und Durst.

Manchmal ruhe ich meinen Blick auf einem Blatt aus, einem Grashalm, einem Zweig.

Am Ende des Himmels, am Horizont, hängt die Sonne wie eine blasse Wabe, die bald Honig verteilen wird.

Es ist noch lang bis zur Erwartung des Lichts. Das Dunkel gibt nicht auf. Noch nicht.

Wir achten auf alles, immer bereit, uns blitzschnell zwischen Bäumen und Sträuchern zu verstecken, falls ein unerwartetes Geräusch durch die Nacht zu uns dringt.

Doch heute gibt es wenige Geräusche. Und diese verlieren sich im Schnee.

Die mächtige Stimme des Windes. Manchmal ein Zweig, der unter dem Gewicht bricht. Ein Geraschel von trockenen Blättern. Der einsame Ruf eines Vogels.

Und der Rhythmus unserer Schritte: schwer, leicht, schwer.

Gute, einfache Geräusche. Freundliche Geräusche.

Geräusche, die keine Angst machen.

Aber inzwischen habe ich auf eigene Kosten gelernt: Genau in Momenten wie diesen lauert der Schneeleopard der Erinnerungen. Und schlägt seine Krallen in mein Herz.

Plötzlich laufe ich gegen Papas Rücken. Ich halte an. Auch Onkel Ahmad hält an.

Jede Grenze ist gleich, aber anders.

Sie kann aus Wasser oder Erde bestehen, aus Stein oder Wüstensand.

Sie kann einfach aus Luft sein.

Oft sind es Männer in Uniform, die dir klarmachen, dass es sich um eine Grenze handelt, die dir manchmal eine Waffe ins Gesicht halten und andere Male Geld nehmen, um den Blick abzuwenden, so zu tun, als sähen sie dich nicht, während sie die Scheine in die Tasche stecken.

In ihren Augen brennt das Licht der Macht. Es gibt kein Licht, das heller scheint.

Jede Grenze ist gleich, aber anders.

Diese Grenze ist ein eisernes Reptil. Unendlich lang, grau und gewunden. Es hat einen unbeweglichen Körper aus Maschendraht, vor dem du dich klein und verloren fühlst.

Meine Knie zittern ein wenig.

Ich schaue hoch zu dem Maschendrahtreptil, betrachte die Grenzen der Grenze.

Der Rücken ist, statt mit Stacheln oder Schuppen, mit Stacheldrahtrollen besetzt. Das Innere der Rollen mit blitzendem Eis verkrustet: die bösen Blicke der unendlich vielen Augen des Monsters.

Und darüber die metallenen Dornen.

Wollte man hinaufklettern, würden sie einem die Haut aufreißen.

Die Handflächen durchbohren.

Ich blase ein wenig warmen Atem auf meine Finger.

Ich werde nie dort hinaufklettern können.