Was kann ich tun, während ich warte, um mit meinen Gedanken von hier zu fliehen?
Ich zähle die Flecken an der Wand, die Türen in diesem Korridor, die Fliesen von hier bis zur ersten Tür. Zweiundvierzigeinhalb. Dann beginne ich von vorne.
In den Raum hinter dieser Tür wurde Papa gebracht.
In einen anderen Raum daneben haben sie Onkel Ahmad gebracht.
Dann schlossen sich die Türen, und nun sitze ich hier.
Wie viel Zeit ist schon vergangen? Ich weiß es nicht.
Ich sitze auf einer Bank, mit dem Rücken an der Wand.
Ich beiße auf meinen Fingernägeln herum.
Niemand von denen, die vorbeigehen, sieht mich an. Niemand scheint mich zu bemerken.
Ich trete an ein geschlossenes Fenster. Unter dem Fenster liegt ein Parkplatz. Auf dem Parkplatz gibt es nichts zu sehen.
Die Zeit ist ein seltsames Tier. Sie läuft schnell wie ein Windhund, wenn du froh bist, und kriecht langsam wie eine Schnecke, wenn du traurig bist oder allein oder Angst hast.
Jetzt gerade ist die Zeit eine Fliege. Aber eine gefangene, wütende Fliege. Sie fliegt gegen alles an, wie verrückt, weil sie nach einem Fluchtweg sucht, bis eine Hand sie erschlagen wird.
Was passiert mit Papa und Onkel Ahmad? Und was mache ich, ohne die beiden?
Werden sie sie ins Gefängnis stecken, wie schon in Bulgarien?
Oder werden sie uns nach diesem ganzen langen Weg und den überwundenen Grenzen alle zusammen zurückschicken?
Auf der Bank liegt eine Zeitung. Ich nehme sie in die Hand und blättere sie durch. Ich verstehe kein Wort, aber ich kann die Bilder anschauen: die Autowerbung, die Gesichter von lächelnden Mädchen, einen Fußballer beim Spiel.
Im Dorf hatten Sania und ihre Brüder eine Satellitenschüssel und einen alten Fernseher. Manchmal saßen wir alle zusammen auf dem Teppich und sahen uns einen Film an, oder Fußballspiele der größten und berühmtesten Mannschaften.
Fußball gefällt mir, auch wenn er ganz anders ist als das Spiel des Chapandaz.
Vor allem gibt es eine Mannschaft. Du hast Verbündete. Du kämpfst nicht allein gegen alle.
Außerdem gibt es Regeln. Es ist klar, was man tun darf und was man nicht tun darf.
Du darfst die anderen nicht schlagen, um ihnen wehzutun. Wenn du betrügst, pfeift ein Schiedsrichter. Wenn du unfair bist, jagen sie dich aus dem Spiel. Aber wenn du ein Tor schießt, umarmen dich deine Mitspieler und hauen dir freundschaftlich auf die Schulter, und manchmal tragen sie dich herum und feiern dich wie jemand Besonderen.
Aber mehr als alles andere gefällt mir am Fußball, dass du deine Füße benutzt, um Spaß zu haben und anderen Spaß zu bereiten, und nicht, um zu gehen und zu gehen, ohne zu wissen, wann du irgendwo ankommen wirst.
Ohne zu wissen, ob du irgendwo ankommen wirst.
Ohne zu wissen, wo du hingehst.