DEN FLOW IM ALLTAG AUFRECHTERHALTEN

Nicht nur in den großen, lebensverändernden Phasen gilt es im Flow zu bleiben, auch in den kleinen Routinen im Alltag kommt es zu stürmischen Momenten, in denen eine Umorientierung eventuell notwendig ist. Wir haben alle gewisse Gewohnheiten etabliert, manche sind einfach einzuhalten, wie das Zähneputzen, manche schwerer, wie eine Fitnessroutine. Inmitten all dieser Wiederholungen im Tagesablauf kann es sich anfühlen wie ein entspanntes Treibenlassen in immer wiederkehrenden Momenten. Veränderungen im Alltag können diese gefühlte Balance in den kleinen Dingen durcheinanderbringen.

Besonders einschneidend für meine Alltagsroutinen war auch hier wieder die Schwangerschaft, denn was ich mir an Routinen in den letzten Jahren aufgebaut hatte, konnte ich nun getrost fallen lassen. Den Flow, den ich hatte, musste ich ändern, meiner neuen Lebenssituation im Großen musste auch im Kleinen eine Anpassung folgen. Mit der Schwangerschaft war ich gezwungen zu lernen, andere Lebensmittel zu essen und meine Sportübungen auf die Veränderungen meines Körpers abzustimmen. Das war gar nicht so einfach, denn um ehrlich zu sein fällt es mir nicht immer leicht, Routinen einzuhalten und Verhaltensweisen aufrechtzuerhalten. Wenn ich eine Routine aber erst einmal etabliert habe, dann halte ich sie auch ein, doch das braucht Zeit. Erst durch das Erstellen von motivierenden Trainingsplänen schaffte ich es in der Vergangenheit, mir meine eigene Fitnessroutine aufzubauen, an die ich mich auch verlässlich hielt.

Doch nicht nur Sport, sondern beispielsweise auch Zeit in der Natur zu verbringen ist eine antrainierte Verhaltensweise. Mein täglicher Spaziergang als Routine macht mir zwar Spaß, doch um sich erst mal die Zeit dafür freizuschaufeln und einen gewissen Automatismus zu etablieren, bedurfte es des Setzens klarer Prioritäten. Bestimmte Verhaltensmuster in den Tagesablauf einzubauen kann einfach sein, wenn die Resultate dem Körper und der Seele guttun. Aber manchmal muss man sich selbst eingestehen, dass stundenlang auf Instagram zu verweilen zwar den Kopf kurzfristig entspannt, aber nicht allzu förderlich für die langfristige Gesundheit ist. Deswegen ist es ratsam, zwischendurch zu überprüfen, welche Alltagsgewohnheiten einen wirklich weiterbringen und sinnvoll sind.

Surfen hatte bei mir von Anfang an eine gewisse Sonderrolle, denn dazu brauchte ich mir keine Gewohnheit aufzubauen, vielmehr hatte es immer Priorität. Wellenreiten wollte ich immer und zu jeder Zeit. Alles andere im Alltag musste ich darum herum ansiedeln, Zeit dafür einplanen und mich an diese Pläne auch halten. Manche Dinge laufen einfach wie von selbst und bringen ganz automatisch einen Flow mit sich, der wenig Mühe bedarf, um aufrechterhalten zu werden. Als ich etwa ab der Mitte der Schwangerschaft nicht mehr surfen konnte, brachte dies eine große Änderung meiner Freizeitgestaltung mit sich. Sportlich musste ich mich auf diese Situation neu einstellen und meine alten Routinen verwerfen.

Surfen fiel nun als Sport weg, ich musste meinen gesamten Fitnessplan ändern, Verhaltensweisen anpassen und neue Routinen etablieren. Mit anderen Worten: Ein neuer Flow musste für meinen Alltag her! Anfangs vermisste ich meine Zeit im Wasser, dennoch gab ich mir Mühe, die Freude in anderen Dingen zu finden. Beckenbodentraining war nun angesagt, dabei wollte ich doch eigentlich nur schwerelos auf meinem Surfboard mit den Wellen spielen! Um gegen den aufkommenden Frust anzugehen, probierte ich mehrere neue Routinen aus. Mit verschiedenen Sportgeräten, von Hüpfbällen bis zu kleinen Widerstandsbändern, brachte ich neuen Schwung in meinen Fitnessalltag. Dabei erlegte ich mir selbst keine Ziele oder Erwartungen auf, sondern versuchte, locker meinen Flow zu finden. Es war mir wichtig, nicht zu hart mit mir selbst zu sein.

Doch auch vor der Schwangerschaft hatte es in den letzten Jahren schon einen Wandel in meinen Routinen gegeben. Veränderung ist immer gut, und wenn ich zurückblicke, trat bei mir noch nie eine Stagnation auf, sondern immer eine stetige Weiterentwicklung. Auch wenn ich meinen Rhythmus im Alltag gefunden hatte, suchte ich stets nach neuen Möglichkeiten der Erweiterung und Veränderung im Kleinen. Hier ist ein Beispiel: In meiner Zeit in Kiel machten mein Mann und ich täglich einen Spaziergang. Egal bei welchem Wetter ging es nach draußen, was im Norden schon mal Überwindung kosten konnte. In dieser Verhaltensweise hatten wir unseren Flow gefunden, wir mussten nicht einmal mehr darüber nachdenken, der Spaziergang kam wie von allein im Tagesablauf vor. Da Veränderungen oft Spaß machen, entschieden wir uns, den Spaziergang mit einem Sprung in die Förde zu verbinden. Zunächst war es etwas schwer, diese neue Routine des Badengehens umzusetzen, denn sie benötigte mehr Zeit zur Vorbereitung. Wir mussten die Handtücher einpacken und einplanen, uns erst einmal umzuziehen, aber nach einiger Zeit ging uns auch diese neue Verhaltensweise leicht von der Hand.

Doch warum versuche ich eigentlich, Routinen im Alltag zu etablieren? Bedeutet Flow nicht einfach, im Moment zu sein und den Dingen ihren Lauf zu lassen? Würde ich mich nur treiben lassen, dann wäre die »Loslassen«-Komponente von Flow ausgeprägt, und »Mut« würde dabei eventuell vernachlässigt werden.

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Mutig zu sein bedeutet, seinen Alltag selbst in die Hand zu nehmen, ihn nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Nur so ist Selbstfürsorge möglich – auf der körperlichen wie auf der mentalen Ebene.

Flow heißt für mich in keinem Fall, sich passiv »gehen zu lassen«, oder eine gleichgültige Haltung gegenüber dem Leben einzunehmen. Routinen helfen mir dabei, meinen Tag effektiver zu nutzen und meine Ziele zu erreichen. Sie unterstützen und verstärken den Flow-Effekt.