Schon seit Tagen streunten sie durch das nördliche Holzland, er voran und sie dichtauf – wie zwei abgezehrte Hunde in einer Welt, die den besten Freund des Menschen zum ärgsten Feind erhoben hatte. Der Junge war zwei Jahre älter als das Mädchen, und in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort hätten sie Geschwister sein können. Doch hier im Holzland, wo das Blut und seine heiligen Bande an Macht verloren, waren sie einfach Junge und Mädchen oder eben auch nur Hunde in Menschengestalt.

Beide trugen sie über ihren Schultern zerschlissene Leinenbeutel, in denen sie ihr Spielzeug verwahrten, und das Mädchen führte zudem einen metallenen Gehstock, den ihr der Junge vor nicht allzu langer Zeit geschenkt hatte. Als sie gemeinsam in die Lichtung traten, sahen sie am Horizont ein rotes Haus, und der Junge wusste sofort, dass dies der Ort war, den sie zwar nicht gesucht, aber hatten finden sollen. Nachdem sie im Eilschritt ihr Ziel erreicht hatten, sah der Junge, wie das Mädchen über das ganze Gesicht zu strahlen anfing, und allein dieser Anblick ließ ihn schnell das Spielzeug auswickeln und sein Zauberwerk beginnen.

In weniger als einer Stunde hockten sie im Lichtschein, der dem Backsteinhaus entstieg, beobachteten das Aufpeitschen der Flammen, lauschten dem Bersten des Gebälks, dem Krachen der Türen, dem Klirren der Fenster, folgten den Rauchschwaden, die in stetig neuen Formen zum Himmel hinaufwogten, und als das Mädchen den Arm hob und ausrief: »Da, ein Engel!«, schaute der Junge ihr in die Augen und sagte: »Ich werde für dich noch hundert Engel fliegen lassen.«