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Der menschliche Brustkorb knackte wie ein zerberstender Baumstamm. Eine helle Dampfwolke stieg der Kreatur entgegen. In der Höhle war es bitterkalt, und die Eingeweide waren wunderbar warm. Es hatte seine Vorteile, frische Opfer auszunehmen. Die glühenden Augen des Wesens schauten auf das saftige Herz. Fast könnte man glauben, dass es noch schlagen würde. Dünnes Blut verteilte sich im Körper und legte sich auf jedes Organ. Es war ebenfalls wohltemperiert und schmeckte außerordentlich süß. Dabei mochte die Kreatur eigentlich überhaupt kein Blut. Als sie sich noch frei in den Wäldern bewegen konnte, hatte sie sich nie für das rote, klebrige Zeug interessiert. Der Kopf war wichtig. Dort befand sich die meiste Energie. Die Eingeweide sorgten für einen angenehmen Kontrast, aber das Blut war mehr oder weniger langweilig.

Doch die Dinge änderten sich. Wenn man seit Generationen an einem Ort festsaß und nur alle Jubeljahre ein Mensch so unvorsichtig war, sich hierher zu verirren, schmeckten auf einmal sämtliche Bestandteile eines Organismus köstlich.

Die Kreatur knackte mit den Scherenwerkzeugen die einzelnen Knochen des Brustkorbes ab und warf die störenden Dinger im hohen Bogen an die gegenüberliegende Felswand. Dann tauchte sie ihr Gesicht tief in den Körper hinein und begann, den Magen und den Darm zu verzehren.

Dazwischen wanderten ihre Gedanken zu Peter. Ob der Bauernsohn allmählich etwas ahnte? Wurde ihm langsam angst und bange?

Die Kreatur riss den Darm vollständig aus dem Leib heraus und wunderte sich wieder einmal darüber, wie so ein verflucht langer Schlauch in einem so gedrungenen Körper Platz haben konnte. Erneut tauchte das grinsende Gesicht von Peter in ihrer Vorstellung auf. In letzter Zeit fühlte die Kreatur sich sehr verbunden mit ihm. Sogar Gefallen an Fußball hatte sie entdeckt. Und natürlich an Maren, der rassigen Freundin des Wirtes.

Die Niere des Vogelkundlers ließ sich wunderbar leicht kauen. Innen war das Organ weich und außen ein wenig härter, genauso mochte es die Kreatur. Die Gedanken an Peter taten gut. Schließlich war er der Schlüssel zur Freiheit, die Möglichkeit, endlich aus diesem verdammten Loch herauszukommen.