Cloutard war nun bereits ein paar Stunden unterwegs und hatte sämtliche Bars und Cafés abgeklappert. Keiner seiner früheren Kontakte hatte ihm weiterhelfen können. Er war weitestgehend auf Ablehnung gestoßen. Er beschloss, sich auf den Waliser zu verlassen und ein wenig abzuwarten. Bis dahin wollte er sich noch ein frühes Abendessen gönnen, bevor er sich wieder mit Tom traf und die gemeinsame Abendgestaltung beginnen konnte. Cloutard freute sich auf den Coup. Es war zwar Jahre her, aber er war ein Profi, daran hatte sich nichts geändert.
„Haben Sie reserviert?“, fragte ihn der Mann beim Eingang der Saraya Gallery, einem der Top-Restaurants von Kairo. Sekunden später erkannte er jedoch Cloutard.
„Excusez-moi, Monsieur Cloutard, natürlich haben wir einen Tisch für Sie bereit gestellt.“
Der Mann führte ihn durch das Restaurant und Cloutard nahm an seinem üblichen Tisch Platz.
Wenigstens das hat sich nicht geändert, dachte er.
Als der erste Gang serviert wurde, ein „Escalope de For Gras de Canard a la Mangue“ und sich Cloutard die Ente auf der Zunge zergehen ließ, war er im siebten Himmel. Das hatte ihm die letzten Monate gefehlt. Er prostete sich selbst zu und beschloss feierlich, sich seinen alten Lebensstil wieder zurückzuholen. Er musste wieder die Zügel in die Hand nehmen und das Leben führen, für das er bestimmt war. Dafür brauchte er aber das nötige Kapital. Eine Menge davon. Noch war ihm nicht klar, wie er das anstellen sollte, aber er wäre nicht François Cloutard, wenn ihm nicht etwas einfallen würde. Er ärgerte sich über sich selbst, dass er sich die letzten Monate so hatte gehen lassen.
„Du solltest dein Geld für wichtigere Dinge ausgeben, als dir hier den Wanst mit Ente vollzustopfen.“
Cloutard erstarrte und blickte von seinem Tisch auf. Er blickte in die Augen von Farid Shaham, dem Sohn von Karim. Der Karim Shaham, der in den letzten Jahren für die Finanzen seines Schmugglerimperiums zuständig und im Zuge dessen, ermordet worden war.
Farid setzte sich an den Tisch und lehnte sich zu Cloutard hinüber.
„Du hast meinen Vater auf dem Gewissen. Deine Unfähigkeit hat dazu geführt, dass man dir die Macht entrissen und meinen Vater ermordet hat. Und dafür wirst du bezahlen.“
Farid öffnete seinen Kaftan und Cloutard konnte darunter eine Pistole erkennen.
„Geld wird meinen Vater zwar nicht mehr lebendig machen, aber meiner Tochter das Leben retten. Ich würde sagen, eine halbe Million Dollar ist ein fairer Preis, um dein Gewissen zu erleichtern und du damit gleichzeitig einem jungen Mädchen das Leben retten kannst. Du hast 72 Stunden und wenn du nicht lieferst, wirst du meinem kleinen Engel Gesellschaft leisten.“
Cloutard sah ihn ungläubig an und wollte etwas erwidern. Farid schnitt ihm aber das Wort ab.
„Du hast gesehen, wie schnell ich dich gefunden habe. Ich werde dich überall finden.“ Er stand auf und schickte sich zum Gehen an. „Wenn du mich nicht bezahlst, bist du ein toter Mann.“