18.

Am nächsten Morgen übertrug man Iskat die Aufgabe, die Jünglinge zu unterrichten und ihnen dabei zu helfen, sich den Jedi-Kodex einzuprägen, der ihr gesamtes Leben bestimmen würde. Doch im Kinderhort fühlte sich alles zu starr und zu beengt an, und da es ein schöner Tag war, ging sie mit ihren zwölf kleinen Schülern in den Garten hinaus, wo sie sich alle in einen Kreis setzten.

Es war nicht schwer, sie anzuleiten, richtig zu atmen, bis alle miteinander im Einklang waren, oder zumindest diejenigen mit Lungen, die auf diese Weise funktionierten. Die Jünglinge verhielten sich mustergültig und wagten es nicht, während der Atemübungen auch nur ein Auge zu öffnen. Iskat hingegen war in Gedanken ganz woanders. Als sie zwischen ihren Schülern saß, kamen immer wieder bestimmte Erinnerungen in ihr hoch, flüchtige Momente aus ihrer eigenen Zeit im Kinderhort, die sie zu vergessen versucht hatte. Tadel dafür, sich nicht richtig zu konzentrieren, dafür, zu viele Fragen zu stellen, oder weil sie Charlin im Zorn geschubst hatte, nachdem diese gemeint hatte, Iskat würde sie ablenken, weil sie zu viel herumzappelte. Im Nachhinein wurde ihr klar, dass Jedi-Jünglinge zwar friedvoll sein und sich von klein auf unter Kontrolle haben sollten, aber sie waren trotz allem immer noch Kinder, die Fehler machten, so wie Iskat. Sie hatte damals jede Menge Fehler gemacht. Es war, als wüssten die übrigen Kinder ein Geheimnis, das sie nicht kannte, sodass Iskat sich doppelt so viel Mühe geben musste, um mitzuhalten.

Und dann hatte sie versehentlich die Säule auf Tika herabstürzen lassen und so auf einen Schlag ihre beste Freundin und das Vertrauen ihres Clans verloren.

»Meisterin Akaris, Ihr atmet nicht mit uns«, flüsterte die schüchterne kleine Sullustanerin neben ihr.

»Du hast recht«, entgegnete Iskat im selben Flüsterton und genoss den Klang des Wortes Meisterin vor ihrem Namen, auch wenn es sich hierbei eigentlich eher um eine Ehrenbezeichnung als um einen Titel handelte. Dann hob sie leicht die Stimme, damit alle Jünglinge sie hören konnten. »Dies ist eine wichtige Lektion für uns alle. Ganz gleich, wie alt ihr sind, es wird immer Momente geben, in denen ihr innehalten und nach innen schauen müsst, um eure Mitte zu finden. Es wird immer Möglichkeiten geben, uns zu verbessern, unseren Fokus und unsere Verbindung zur Welt um uns herum zu stärken und damit auch zur Macht.« Sie wandte sich wieder an die Sullustanerin und flüsterte: »Ich sollte mich besser konzentrieren, nicht wahr?« Das Mädchen kicherte höflich und nickte.

Iskat schloss die Augen, zog ihre Atemzüge in die Länge und tat ihr Bestes, um ihren Geist zu klären. Doch ungeachtet des Umstands, dass sie diese Übung jeden einzelnen Tag absolvierte, solange sie sich erinnern konnte, ließ sich ihr aufgewühltes Inneres nicht so einfach zum Schweigen bringen. Tatsächlich war es schwieriger als je zuvor, zu verhindern, dass ihre Emotionen ihre Gedanken beherrschten. Ihre Verärgerung und ihr Unmut wegen Thule wollten einfach nicht nachlassen, wie sie es eigentlich hätten tun sollen.

Im Gegenteil: Ihr Zorn wuchs.

Wieder und wieder kam ihr der Traum in den Sinn, den sie auf Thule gehabt hatte: der Schmerz und die Wut auf einem Gesicht, das ihrem eigenen so ähnlich war; dann das in hohem Bogen fortgeworfene Lichtschwert. In dem Traum hatte sie das Antlitz der jungen Frau nicht mehr gesehen, nachdem sie sich umgedreht hatte, um wegzulaufen, aber irgendwie war Iskat, als wäre eine Woge der … Erleichterung von ihr ausgegangen. Oder bildete sie sich das bloß ein?

So oder so, es spielte keine Rolle. Sie schob den Gedanken beiseite. Sie tat das genaue Gegenteil von dem, was sie den Jünglingen nahegelegt hatte.

Sie hatte ihre Mitte verloren. Doch durch das gemeinsame Atmen mit den Kindern würde sie sie wiederfinden.

»Es gibt keine Gefühle«, sagte sie leise. »Nur Frieden.«

»Es gibt keine Gefühle«, wiederholten die Kinder. »Nur Frieden.«

»Es gibt keine Ungewissheit – nur Wissen.«

»Es gibt keine Ungewissheit – nur Wissen.«

»Es gibt keine Gelassenheit – nur Leidenschaft.«

Diesmal sprachen die Kinder ihr nicht nach, und als Iskat die Augen öffnete, stellte sie fest, dass alle sie anstarrten.

»Was ist los?«, fragte sie.

»Ihr habt es verkehrt herum gesagt«, entgegnete die kleine Sullustanerin.

Schlagartig hatte Iskat das Gefühl, eine schreckliche Sünde begangen zu haben, ohne sich daran erinnern zu können. Ihre Finger, die auf ihren Knien ruhten, kribbelten unangenehm. Ihre Füße waren taub. Ihr war, als könnte jeder im Tempel sie in diesem Moment sehen und spüren, dass mit ihr irgendwas nicht stimmte.

»Ihr sagtet, es gäbe keine Gelassenheit, nur Leidenschaft, aber es ist genau andersrum«, sagte ein Menschenjunge.

Ihre Kehle war wie ausgetrocknet, doch Iskat zwang sich zu einem nichtssagenden Lächeln und nickte. »Sehr gut. Das war ein Test, um zu sehen, ob ihr den Jedi-Kodex auch wirklich verinnerlicht habt. Und ihr habt alle bestanden! Machen wir weiter.« Sie atmete tief durch, sammelte sich, suchte erneut ihre Mitte und rezitierte die vertrauten Worte, die sie vor so langer Zeit auswendig gelernt hatte. »Es gibt keine Leidenschaft – nur Gelassenheit.«

Mit einem kaum wahrnehmbaren Seufzer der Erleichterung stimmten die Kinder ein: »Es gibt keine Leidenschaft – nur Gelassenheit.«

»Es gibt kein Chaos – nur Harmonie.«

»Es gibt kein Chaos – nur Harmonie.«

»Es gibt keinen Tod – nur die Macht.«

»Es gibt keinen Tod – nur die Macht.«

In der Stille, die auf die letzte Zeile folgte, spürte Iskat bittere Galle in ihrer Kehle brennen.

Das war Unsinn, oder?

Natürlich gab es den Tod. Es gab eine Menge Tod.

Meisterin Vey war tot, die Geonosianer waren tot, Josk war tot, die Klontruppler waren tot, und wer immer in der Nähe der Fabrik gewesen war, als sie explodierte, war ebenfalls tot. Je länger der Krieg dauerte, desto mehr würden sterben, Jedi und Klontruppler, Separatisten und Zivilisten. Tausende, vielleicht Millionen von Lebewesen.

Vielleicht sogar Kinder wie diese unschuldigen Jünglinge.

Dieser Gedanke ließ sie erschaudern.

»Meisterin, ist Euch kalt?« Die kleine Sullustanerin war ärgerlich scharfsinnig und einfühlsam.

»Ein bisschen. Das liegt vermutlich daran, dass meine Biologie anders ist als eure.«

Das Mädchen neigte den Kopf zur Seite. »Welcher Spezies gehört Ihr an?«

Eine wohlbekannte Traurigkeit zerrte an Iskats Herzen. »Das weiß ich nicht. Leider bin ich noch nie jemandem begegnet, der meine Spezies oder meinen Heimatplaneten kennt.«

»Vielleicht seid ja bloß noch Ihr übrig«, sagte der Menschenjunge voller Ehrfurcht. »In der ganzen Galaxis! Die Einzige Eurer Art!«

Es kostete Iskat alle Kraft, die sie aufbringen konnte, um ihren Kopf zu heben und freundlich zu lächeln. »Ich bin nicht die Einzige meiner Art. Ich bin eine Jedi, so wie ihr. Die Jedi sind meine Familie, und jetzt darf ich der Galaxis dienen und ihren Bewohnern helfen. Kann man sich noch mehr wünschen?«

Ja, Iskat schon.

Iskat wünschte sich noch vieles mehr.

Verständnis. Akzeptanz. Respekt. Lob.

Aufrichtiges Mitgefühl von ihren Meistern und anderen Jedi-Rittern. Einen Meister, der wirklich versuchte, sie zu verstehen, der sie dort abholte, wo sie stand, der ihre Fähigkeiten als Geschenk und nicht als Problem ansah. Sie wünschte sich einen Neuanfang, sodass Charlin und Onielle und die anderen in ihrer Gegenwart nicht ständig nervös und auf der Hut vor ihr waren. Sie wünschte sich ein Leben, in dem sie nicht die Schuld daran trug, dass Tika sich dazu entschloss, den Jedi-Orden zu verlassen, in dem Tualon sie nicht als schlechten Einfluss betrachtete, in dem Josk noch am Leben war, weil sie ihn instinktiv gerettet hatte, statt fasziniert zuzusehen, wie er in den Tod stürzte.

Ja, es gab vieles, was Iskat Akaris sich von ganzem Herzen wünschte, aber das würde sie nie einer anderen lebenden Seele anvertrauen. Das Einzige, was noch schlimmer war, als diese schrecklichen, verbotenen Gefühle zu haben und außerstande zu sein, sie zu verbannen, war die Vorstellung, dass irgendjemand ihre Geheimnisse kannte.

Sobald ihre Zeit mit den Jünglingen vorüber war, machte sich Iskat auf den Weg zu ihrem Lieblingsinnenhof außerhalb der Archive, der ihr einen Trost bot, den sie sonst nirgendwo im Jedi-Tempel fand. Schon seit ihrer Rückkehr von Thule sehnte sie sich danach, dort ein wenig Zeit zu verbringen. Abgesehen davon, dass in den Kräuterbeeten das Unkraut gejätet worden war, hatte sich seit ihrem letzten Besuch hier nichts verändert und gleichzeitig … alles. Heute lastete eine Bürde auf ihren Schultern, die zuvor nicht da gewesen war. Verantwortung. Wenn sie früher versagt hatte, bedeutete das, ihre Meisterin zu enttäuschen, eine ältere Frau, die sie noch nicht einmal sonderlich mochte. Jetzt bedeutete ihr Versagen, dass Leute starben und die übrigen Meister ihr noch weniger vertrauten als ohnehin schon.

Sie war froh, Heezo dort zu sehen, der unter dem Baum schlief. Er hatte die Mütze über die Augen gezogen und einen weiteren Mausdroiden auf dem Schoß. In dem Moment, in dem sie sich auf der Bank niederließ, schreckte er schuldbewusst auf und grinste sie an, sodass seine spitzen kleinen Zähne blitzten.

»Wie ist die Mission gelaufen?«, fragte er.

»Abgesehen davon, dass wir unser Ziel erreicht haben, war es ein totales Desaster.« Sie lehnte sich zurück und hob ihr Gesicht gen Himmel. »Ich sollte einen Energieverteiler lahmlegen. Stattdessen habe ich das ganze Kraftwerk in die Luft gejagt. Und die dazugehörige Fabrik gleich mit. Außerdem ist ein Jedi gestorben, unser Anführer. Und alles nur wegen mir.«

Heezo ließ ein leises Knurren hören, von dem sie mittlerweile wusste, dass dies Heezos Äquivalent eines müden Seufzers war. »Ach, da hab ich deutlich Schlimmeres gehört. Beispielsweise wurden kürzlich bei einer anderen Mission zwei Jedi-Ritter und ein Padawan bei der Verfolgung eines Kopfgeldjägers getötet, ohne auch nur ihre Einsatzziele erreicht zu haben. Bei einer anderen Mission kamen ein Meister und ein paar Dutzend Klontruppler bei einem Feuergefecht auf einem belebten Markt ums Leben. Es gab so viele Tote, dass die Anwohner auf den Straßen weinten.« Er zuckte mit den Schultern und öffnete den Mausdroiden. »Krieg ist schmutzig.«

»Trotzdem versuchen sie, so zu tun, als wäre es das nicht. Als würde unsere Affinität zur Macht bedeuten, dass wir jede Mission ohne Kollateralschäden durchführen können. Wir besitzen besondere Fähigkeiten, ja. Trotzdem können Blaster uns töten. Stürze können uns töten. Wir sind nicht unverwundbar.« Iskat schaute zu den Fahrspuren am Firmament auf und dachte daran, dass jedes Lichterpaar für jemanden stand, der ein völlig anderes Leben führte als sie, der von einem Ort unterwegs zu einem anderen war – aus freien Stücken. »Es kommt mir vor, als hätte ich so viel Zeit mit Meditieren zugebracht, dass ich nie wirklich Gelegenheit hatte, das Leben auch wirklich zu leben, und das hat mich jetzt eingeholt. So viele meiner Fähigkeiten sind im Grunde vollkommen nutzlos. Es gibt so vieles, was ich nicht weiß. Ich kann vielleicht mit einem Ladenbesitzer um einen gesprungenen alten Kyberkristall feilschen, doch ich habe nicht die geringste Ahnung, wie man in der Wildnis Nahrung findet. Ich kann ja kaum eine Wunde versorgen. Was ich dagegen richtig gut kann, ist töten, aber das wird missbilligt.«

»Gut im Töten zu sein, ist in Zeiten des Krieges doch eigentlich eine wertvolle Gabe.«

Iskat setzte sich ruckartig auf. »Sollte man meinen, ja. Aber ich wurde dafür ausgebildet, friedvoll zu sein, nicht in der Kriegskunst oder Gefechtsstrategie. Sie nennen mich Generalin, dabei habe ich mir diesen Titel überhaupt nicht verdient. Sie haben ihn mir einfach gegeben

Heezo pustete etwas Staub aus dem Mausdroiden und nieste. »Nur weil man in eine Gemeinschaft hineingeboren wurde, heißt das noch lange nicht, dass man auch dort hineinpasst. Ich kam hierher, um meinem Schicksal zu entgehen. Aber hier zu sein, ist dein Schicksal, oder zumindest hat man dir das immer gesagt. Und jetzt heißt es plötzlich, ach, nein, vielleicht besteht dein Schicksal doch eher darin, auf irgendeinem einsamen Planeten zu sterben, um Leute zu beschützen, die dich hassen, damit die Senatoren sich gegenseitig mit stehenden Ovationen bedenken können. Tja, da wäre ich an deiner Stelle auch wütend.«

»Ich bin nicht wütend«, sagte sie ein wenig zu hastig. Kein Jedi sollte jemals wütend sein, oder zumindest sollten sie nicht lange wütend sein oder auch nur anderen gegenüber zugeben, dass sie es waren. »Ich habe einfach bloß das Gefühl, dass mein Können hier vergeudet wird.«

Sie schaute sich um. Obwohl sie allein im Innenhof waren, geschützt durch hohe Mauern und das beständige Dröhnen des Luftverkehrs über ihnen, war es immer noch ein sonderbares Gefühl, so offen und ehrlich sagen zu können, was in ihr vorging. Vermutlich war es da nur natürlich, ein bisschen paranoid zu sein. Abgesehen davon: Wenn Mace Windu einen Jedi gebeten hatte, ihn über Iskat auf dem Laufenden zu halten, konnte er auch noch andere auf sie ansetzen, und die Gärten standen jedermann offen.

»Du unterstehst doch nicht Mace Windu, oder?«, fragte sie ihn rundheraus.

Heezos Blick traf den ihren, und er rümpfte die Nase. »Nein. Ich arbeite für Jopar Tandil vom Technik-Department. Mace Windu ist ein bisschen furchterregend. Als würde er einen angucken und sofort durchschauen, weißt du?«

Wenigstens log er nicht, das konnte sie in der Macht spüren.

»Es ist einfach … Mace Windu und die anderen Meister zwingen mich dazu, mich zurückzuhalten. Ich habe Talente, die Leben retten könnten, wenn sie mich nur an den richtigen Ort schicken würden. Ich hätte in der Arena auf Geonosis helfen können, dann hätten wir vielleicht nicht so viele unserer bestausgebildeten Jedi verloren!«

»Und hast du ihnen das so gesagt?«

Iskat schnaubte. »Natürlich nicht! Sie behandeln mich wie einen Thermaldetonator ohne Sicherungsstift. Ich kann nicht die sein, die ich wirklich bin. Sie sind nicht bereit, mich zu lehren, wie ich den Teil der Macht nutze, der es mir erlauben würde, in diesem Krieg tatsächlich etwas zu bewirken. Ich soll meine Fähigkeiten einfach unterdrücken und verleugnen. Wahrscheinlich gibt es noch mehr Jedi wie mich, die Angst haben, ihre wahren Talente zu zeigen. Warum darf der Rat darüber entscheiden, welche Fähigkeiten gut und welche schlecht sind? Sollten wir nicht alle Mittel, die uns zur Verfügung stehen, einsetzen, um diesen Krieg zu beenden, bevor noch mehr Leute sterben?«

Heezo setzte den Mausdroiden vorsichtig auf den Boden, und als er zu ihr aufblickte, blitzten seine Augen. »Ich bin schon seit vierzig Jahren hier im Tempel. Die meisten denken, ich spreche kein Basic, aber ich höre viele Dinge. Viele Geschichten. Ich weiß, dass es in der Vergangenheit bereits andere Machtnutzer gab, die ungewöhnliche Fertigkeiten hatten – Fertigkeiten, die die Meister nicht guthießen und deshalb ignoriert werden sollten.«

Iskat stockte der Atem. »Was ist mit ihnen passiert?«

»Sie stritten sich mit dem Rat und wurden dazu gedrängt, das Gleichgewicht in der Macht zu suchen. Aber einige weigerten sich und strebten nach größerer Macht, und so mussten sie« – er zog die Lippen zurück und zeigte seine Zähne – »den Orden verlassen.«

Iskat hatte das Gefühl, als würden schwarze Schnecken ihre Arme hinauf- und hinabkriechen, weich und anschmiegsam, aber tödlich. Sie bekam eine Gänsehaut. »Aber … was soll man denn dann machen, ohne die Jedi?«

Ein Achselzucken. »Vermutlich, was alle so machen. Ein anderes Leben führen, nehme ich an. Vielleicht genau die Fähigkeiten erforschen, die die Jedi ablehnen. Aber natürlich sind das alles bloß Tratsch und Gerüchte. Alles, was damit zu tun hat, den Orden zu verlassen … alles, was mit der Dunklen Seite zu tun hat … darüber wird nicht gesprochen. Das vergraben sie so tief, dass niemand es je findet. Sie halten diese Art von Wissen für gefährlich. Aber es ist da draußen, irgendwo. Die Jedi mögen es nicht, Wissen vollends zu vernichten. Darum schließen sie es lieber irgendwo weg.«

»Warum über Wissen verfügen, das niemand nutzen kann? Warum uns über unsere Fähigkeiten im Unklaren lassen?«

Ein Schmunzeln. »Da fragst du den Falschen. Ich repariere bloß Droiden, und manchmal, wenn ich in der Nähe der richtigen Rohrleitungen bin, höre ich die Leute reden. Alles, was ich dir sagen kann, ist, dass die Jedi viele Geheimnisse haben und dass die, die mehr über solche Dinge erfahren wollen, hier niemals die Antworten bekommen, die sie sich wünschen, bis sie es dann irgendwann vorziehen, einfach heimlich, still und leise zu verschwinden.«

Mit einem Mal kam Iskat ein Gedanke in den Sinn. »Moment. Du sagst, du bist schon seit vierzig Jahren hier. Ich hatte eine Vision von einem Mädchen, das mir sehr ähnlich sah, das sein Lichtschwert fallen ließ und weglief. Weißt du vielleicht irgendwas darüber? Ihr Name war Feyra.«

Bei diesen Worten hob Heezo den Droiden auf und schenkte ihr ein trauriges Lächeln. »Da war tatsächlich mal ein Mädchen, das aussah wie du, vor vielleicht zwanzig Jahren. Rote Haut fällt auf, sogar unter den Jedi. Bis du aufgetaucht bist, ist mir niemand anders untergekommen, der so aussah.«

»Ich habe mich gefragt, ob wir vielleicht verwandt sind.« Als sie diesen Gedanken, der sie schon so lange beschäftigte, zum ersten Mal laut aussprach, beschleunigten sich ihre Herzschläge. »Ob sie vielleicht sogar meine Mutter war.«

Eine lange, bedeutungsschwere Pause, während er darüber nachdachte.

Unwillkürlich hielt Iskat den Atem an.

»Jedi haben keine Mütter«, erklärte Heezo schließlich. »Jedenfalls sagen sie das immer.«

Iskat blickte zur Tür hinüber, und Schuldgefühle befielen sie. Ja, eigentlich sollte es ihr gleichgültig sein, wer ihre Mutter war. Aber warum sollte Meisterin Vey sonst Feyras Lichtschwert aufbewahren? Und warum hatte sie sich mit ihrem letzten Atemzug, mit ihren letzten Worten, bei Feyra entschuldigt? Was, glaubte Sember, hatte sie falsch gemacht?

Und warum hatte Iskat auf Thule diesen Traum gehabt, der so detailgetreu und bedeutungsvoll war?

»Keine Ahnung, warum es mir so wichtig ist, das zu wissen – aber ich muss es wissen! Ich muss wissen, wie wir miteinander verwandt sind, und ich muss wissen, warum sie fortgegangen ist. Hatte sie Fähigkeiten wie ich? Hatte sie unbeantwortete Fragen? War sie eine von denen, die dem Orden den Rücken kehrten, um … dem Pfad der Dunklen Seite zu folgen?«

Heezo schüttelte den Kopf. »Das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass sie aussah wie du, und eines Tages war sie fort. Ich habe sie nie wiedergesehen.«