Iskat musste den Trupplern helfen. Für die, die gefallen waren, kam jede Unterstützung zu spät, aber es waren noch drei weitere Teams mit insgesamt zwölf Klonen übrig, die vielleicht noch eine Chance hatten. Doch zuerst musste sie die Droiden vor sich ausschalten. Iskat öffnete sich der Macht und suchte nach dem tanzenden Strom, der sie auf Geonosis mitgerissen hatte. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, als sie sich auf den Kampf konzentrierte. Sie wirbelte blitzschnell umher, ließ ihr Lichtschwert durch die Luft sausen und schlug Blasterbolzen zu den B1-Droiden zurück. Sie konzentrierte ihre abgewehrten Salven auf den Kommandodroiden, denn sie wusste, dass die anderen Droiden führungslos und unorganisiert sein würden, sobald der Kommandodroide außer Gefecht war. Aber obwohl er vielleicht mehr Rechenleistung besaß als die anderen und strategische Entscheidungen treffen konnte, war er genauso verwundbar wie die übrigen Blecheimer. Sekunden später lagen sämtliche B1-Droiden am Boden und versuchten, sich ungeachtet ihrer abgetrennten Gliedmaßen wieder aufzurichten. Der große B2-Droide hingegen steckte die Salven, die ihn trafen, mühelos weg und stapfte weiter auf sie zu.
Iskats Kommlink piepte.
»Generalin Akaris, die anderen Kontrollstationen – da sind Kampfdroiden!«
Die Rufe und Schreie der Truppler bei den übrigen Stationen wurden vom Klang des Blasterfeuers übertönt, das rings um die Schlucht zu hören war, während das Kreischen der Alarmsirene weiter überlaut dagegen anschrillte.
Sie konnte nicht an ihren Kommlink gehen – sie war zu sehr damit beschäftigt, den B2-Droiden abzuwehren. Abgesehen davon: Was hätte sie darauf erwidern sollen? Es war zu spät. Wenn sie es nicht schafften, sich selbst gegen die Angreifer zu verteidigen, würde sie ohnehin nicht rechtzeitig bei ihnen sein, um ihnen zu Hilfe zu kommen. Ihr Kommlink verstummte rasch wieder.
Sie wandte sich dem B2-Droiden zu. Seine eigenen Schüsse zu ihm zurückzuschicken, brachte nichts. Sie musste mit ihrem Lichtschwert näher heran und einige seiner essenziellen Bauteile zerstören. Doch bevor der richtige Moment gekommen war, um anzugreifen, prallte eine Granate gegen den B2, explodierte und ließ den Droiden in einer Rauchwolke nach hinten kippen. Sie zögerte nicht, rannte los, sprang durch die Luft und schwang ihre Lichtklinge nach unten, um dem Droiden beide Arme abzutrennen, bevor sie ihn an der Taille halbierte.
»Was machen wir jetzt, Generalin?«, fragte ein Klontruppler – CT-0528 –, der geduckt auf sie zueilte. Seine weiße Rüstung war von den schwarzen Brandnarben von Blasterbolzen gezeichnet.
»Sind von deinem Team noch andere übrig?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Es sieht nicht gut aus.«
»Wir müssen in die Kontrollstation«, sagte Iskat. »Gib mir Deckung.«
»Ja, Generalin.«
Sie musste den Alarm ausschalten und dafür sorgen, dass die Droiden in der Kontrollstation nicht länger mit der Fabrik kommunizieren konnten. Denn Tualon und seine Truppler waren immer noch in der Anlage, und sie brauchten jeden Vorteil, den sie kriegen konnten, um ihre Mission erfolgreich abzuschließen, auch wenn das bedeutete, dass Iskats Einsatz ein Fehlschlag war.
Sie lief, so schnell sie konnte, und katapultierte sich mit einem Satz auf den oberen Treppenabsatz empor, im Vertrauen darauf, dass CT-0528 ihr folgen würde. Sie riss die Tür auf, und eine Sekunde später stand sie zwischen den beiden Droiden, die das breite Instrumentenpult überwachten, und enthauptete sie, bevor sie auch nur die Chance hatten, sich nach ihr umzudrehen. Sie deaktivierte die Sirene und war dankbar für die Stille, die sich über die Station senkte.
Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, nahm sie ihren Kommlink zur Hand. »Captain Spider, bitte kommen. Wir wurden von Droiden in einen Hinterhalt gelockt. Wir brauchen Verstärkung beim Energieverteiler.«
Spider antwortete sofort. »Jawohl, Generalin. Sechs Truppler sind bereits unterwegs zu Eurer Position.«
Iskat kalkulierte kurz, wie lange die Soldaten brauchen würden, um zu ihr zu gelangen – zu lange, selbst wenn sie auf dem Weg hierher auf keine weiteren Droiden trafen. Sie wechselte den Kanal.
»Tualon, seid ihr da drinnen fertig?«
»Fast.« Seine Stimme klang flüsternd gehetzt.
»Ihr solltet euch besser beeilen. Unsere Informationen sind falsch. Die Energieversorgung steht bereits, und hier wimmelt es nur so von Kampfdroiden! Wir haben fast unser gesamtes Team verloren. Seid ihr auf irgendwelche Sicherheitskräfte gestoßen?«
»Negativ. Keine Sicherheitskräfte. Ich habe mich, nicht weit vom Eingang entfernt, in eine Kontrollkonsole eingeklinkt, wir sind also nicht sonderlich tief in die Fabrik vorgedrungen. Schafft ihr es trotzdem irgendwie, den Energieverteiler lahmzulegen?«
Sie ließ ihren Blick über das Bedienpult mit seinen Hunderten von Tasten, Schaltern und blinkenden Lichtern schweifen. Sie wusste, was zu tun war – solange drei andere Leute zeitgleich dasselbe in den übrigen Kontrollstationen machten. »Ich lasse mir was einfallen.«
»Dann, schätze ich, sehen wir uns am Treffpunkt.«
Sie atmete erleichtert auf. Egal, was hier geschah, solange die Informationen, die sie aus der Droidenfabrik beschaffen sollten, zum Jedi-Rat gelangten, hatten sie zumindest etwas für die Republik gewonnen. »Gut. Wartet auf uns.« Sie wechselte wieder den Kanal. »Trupp eins, bitte kommen. Trupp zwei, Trupp drei? Irgendjemand?«
Als ihr lediglich Schweigen antwortete, gerann das Blut in ihren Adern zu Eis.
Von den fünfzehn Klonen unter ihrem Kommando war bloß noch einer am Leben.
Ihr letzter Truppler erschien in der Tür. »Ich glaube, nur wir sind noch übrig, Generalin.«
Iskat blickte aus dem Fenster zum Kraftwerk hinüber. Die Generatoren füllten die Fläche zwischen den Schluchtwänden, angeordnet in einem Rechteck, das wesentlich länger als breit war, mit den jeweiligen Kontrollstationen in den Ecken. Und ohne die sechs Klone, die sie hierfür eigentlich brauchten, hatten Iskat und CT-0528 keine Möglichkeit, das System zu überlasten. Selbst wenn sie in dieser Station den richtigen Regler hochdrehte, würde das Netzwerk die fehlerhafte Einstellung eigenständig korrigieren, bevor sie es schaffte, zu den anderen Kontrollstationen zu gelangen. Alles musste genau gleichzeitig passieren, um das Netz zu überlasten, andernfalls würde sich das System dank der installierten Sicherheitsprotokolle einfach selbst regulieren. Vielleicht, wenn sie und der letzte Truppler sich jeweils eine der Stationen auf der kurzen Seite des Rechtecks vornahmen …
Nein. Das Risiko, dass das nicht funktionierte, war zu groß.
Es bestand die Gefahr, dass das Blasterfeuer die Fabrikdroiden davor gewarnt hatte, dass es ein Problem gab.
Es war möglich, dass Tualon und seine Männer bereits entdeckt worden waren.
Und mit Sicherheit waren bei den anderen Kontrollstationen weitere Kampfdroiden postiert, die nur darauf warteten, ihnen Ärger zu machen. Ja, es war ihr gelungen, die hiesige Schutzeinheit auszuschalten, ohne selbst auch nur einen Kratzer davonzutragen, und ihr Klon hatte das Scharmützel, in das er verwickelt worden war, ebenfalls überlebt. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie es schaffen würden, drei weiteren B2-Droiden die Stirn zu bieten. Captain Spider hatte ihr zwar sechs weitere Truppler geschickt, doch selbst wenn sie rechtzeitig hier eintrafen, mussten sie immer noch an diesen Droiden vorbei.
Iskats Aufgabe bestand darin, diese Fabrik unschädlich zu machen, und genau wie Josk hatte auch sie sehr genaue Anweisungen erhalten, die vorsahen, durch die Überlastung des Energienetzes die Technik des Verteilers zu schmelzen und so unbrauchbar zu machen. Was natürlich nicht bedeutete, dass man keinen neuen Verteiler bauen konnte oder es keine anderen Mittel und Wege gab, die Fabrik mit Strom zu versorgen.
Nein, sie musste diese Anlage ein für alle Mal ausschalten. Für immer.
Langsam nahm eine Idee Gestalt an.
»Tualon, seid ihr mittlerweile raus aus der Fabrik?«
»Ja. Wir sind mit den Speedern auf dem Weg zum Treffpunkt. Das Shuttle ist bereits in Position.«
»Sag Bescheid, wenn ihr da sind.«
Eine lange Pause.
»Was hast du vor, Iskat?«
Wieder eine lange Pause.
»Ich werde tun, was ich tun muss.«
»Und was ist das?«
Ihre Finger fuhren über den großen Drehregler, der die Leistung des Energienetzes regulierte. Er war auf niedrig eingestellt, vielleicht, weil die Fabrik momentan noch nicht mit voller Kapazität lief.
Sie schaltete ihren Kommlink aus.
Sie hatte alles mehrmals im Kopf durchgespielt und war zu dem Schluss gelangt, dass Tualon und seine Truppler niemals rechtzeitig hier sein würden, nicht einmal mit den Speedern. Und selbst wenn sie es doch wie durch ein Wunder schafften, hätten sie sechs Leute auf vier Kontrollstationen verteilen müssen, die von mehreren Droidenbataillonen gesichert wurden. Und gegen die könnten die Klone nicht einmal mit den zusätzlichen Trupplern von Captain Spider bestehen.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu improvisieren.
»Bleib hier«, befahl sie ihrem Begleiter. »Ich gebe dir Bescheid, sobald ich die nächste Station erreicht habe. Dann musst du diesen Regler so weit aufdrehen, wie es nur geht.«
Er neigte fragend den Helm zur Seite. »Aber müssen wir nicht alle vier Systeme auf einmal überlasten, Generalin?«
Sie dachte an die Schaltpläne, die sie studiert hatte, an das Betriebshandbuch der Kontrollstation. Sie holte ihr Datenpad hervor, scrollte durch die Diagramme und las die hellrote Schrift unter dem Wort WARNUNG.
Was sie vorhatte, würde funktionieren, davon war sie überzeugt. Sie wusste nur nicht, wie schnell es funktionieren würde.
In dem Handbuch stand nichts darüber, wie schnell die Katastrophe eintreten würde.
Aber was war die wirkliche Katastrophe? Hier zu sterben oder als Versagerin dazustehen?
Nein.
Sie würde nicht sterben. Nicht heute.
Nicht wie die Klonkrieger da draußen.
Nicht wie Josk.
Sie würde ihre Mission erfüllen. Sie würde diese Fabrik unwiederbringlich ausschalten.
»Wir schaffen das auch zu zweit«, sagte sie zu ihrem Truppler, was nicht ganz gelogen war. »Sobald du den Regler bis zum Anschlag aufgedreht hast, läufst du zum Treffpunkt und gibst mir Bescheid, wenn du dort bist. Das Shuttle wartet schon.«
Selbst durch das dunkle Visier des Helms konnte Iskat seinen Blick auf sich spüren. »Ja, Generalin«, sagte er zweifelnd, und sie setzte sich in Bewegung.
Sobald sie auf dem Treppenabsatz war, sprang sie über das Geländer und hinunter auf den Boden, ohne auch nur eine einzige Stufe zu nehmen. Sie aktivierte ihren Kommlink und fragte: »Tualon, wo seid ihr?«
Als er sich meldete, keuchte er angestrengt. »Beim Shuttle. Das Schiff ist startklar. Alles eingeladen. Josk ist … sie haben ihn an Bord gebracht. Ich weiß, dass dir das wichtig ist. Wirst du es schaffen, das Energienetz lahmzulegen oder nicht? Hast du einen Plan? Selbst wenn …«
Sie atmete tief durch und schaltete ihr Komm auf den Truppler-Kanal. Tualon verstummte. In der Stille hallte das Geräusch marschierender Droiden durch die Schlucht. Sie hastete durch das Gewirr zerstörter, umgestürzter Kampfdroiden, lief zu einem, der ihr besonders ins Auge fiel, und fischte das, was sie brauchte, aus seinem Rucksack.
»Generalin Akaris?«, fragte CT-0528 über Komm.
»Ich bin fast da«, entgegnete sie.
Mit einem tiefen, konzentrierten Atemzug lief sie zur nächstgelegenen Kontrollstation. Ein Droidentrupp entdeckte sie und eröffnete sofort das Feuer. Blasterbolzen zischten auf sie zu, während die Droiden vorrückten. Doch sie verlangsamte ihre Schritte nicht; stattdessen öffnete sie sich der Macht und gab all die Kontrolle auf, die sie so lange Zeit so mühsam aufgebaut hatte. Es war, als würde sie eine Tür in ihrem Innern öffnen, die eine Ewigkeit fest verschlossen gewesen war. Mit einer einzigen Handbewegung sorgte sie dafür, dass ein Dutzend Droiden gegen die Wand der Schlucht krachten und zerschmettert, verbeult, nutzlos und funkensprühend zu Boden stürzten – sogar der größere B2.
Es fühlte sich so gut an, so befreiend, so wunderbar, sich nicht zurückhalten zu müssen. Grinsend wurden ihre Schritte größer, und dann sprang sie, um sich auf den Treppenabsatz der nächsten Kommandozentrale zu katapultieren. Ihr war, als wäre sie schwerelos, bis zu den Haarspitzen erfüllt von Energie. Sie enthauptete die beiden Droiden im Innern des Gebäudes und eilte zu dem Drehregler hinüber.
»Ich bin da«, sagte sie zu ihrem Truppler. »Dreh den Regler bei drei ganz auf! Eins, zwei … drei!«
Ihre langen roten Finger drehten ihren eigenen Regler hoch, weiter und weiter, über den roten Bereich hinaus.
Sofort ertönte ein Warnsignal, und ein Dutzend Lampen begann hektisch zu blinken. Sie aktivierte ihr Lichtschwert und lief wieder hinaus. Im selben Moment, in dem sie weitere Droiden auf sich zumarschieren sah, streckte sie ihre Machtsinne aus und fegte sie aus ihrem Weg wie eine Flutwelle, die Bäume umwirft. Alles fühlte sich so gut an, so richtig, so mühelos, ohne sich zurückzuhalten, ohne Angst davor zu haben, versehentlich jemanden zu verletzen. Als die Droiden gegen die Wand der Schlucht prallten, stürzten sie in einem einzigen großen Metallhaufen zu Boden, als wären sie zusammengeschmolzen worden.
Sie lief weiter, bis sie das Kraftwerk hinter sich gelassen hatte. Der Treffpunkt, wo das Schiff wartete, befand sich direkt voraus.
»Fünf-Zwei-Acht, bist du am Evakuierungspunkt?«
»Gleich, Generalin.« Er war völlig außer Atem. »Ich bin gerade auf unsere Verstärkung gestoßen. Wollt Ihr, dass wir zurückkommen und Euch Deckung geben?«
Sie ließ ihren Blick durch die Schlucht schweifen und horchte aufmerksam auf weitere Droiden. Im ersten Moment hörte sie nichts. Dann ging wieder der Alarm los, doch dieser klang anders als der vorherige, viel dringlicher und durchdringender, was Iskat hoffnungsvoll stimmte.
Dieser Alarm klang verzweifelt. Verängstigt.
»Nein. Bring alle zum Shuttle. Ich komme in Kürze nach. Sorgt dafür, dass das Schiff abflugbereit ist, sobald ich die Rampe erreiche!«
»Ja, Generalin.«
Sie hatte keine Ahnung, ob ihr Plan tatsächlich aufging oder ob das Energienetz mit einer Notfallabsicherung versehen war. Vielleicht musste wirklich jemand die Regler in allen vier Stationen gleichzeitig hochdrehen. Oder die Droiden in den anderen beiden Kontrollstationen waren imstande, die Regler, die sie und der Truppler aufgedreht hatten, zu überbrücken. Es gab keine Möglichkeit, das mit Gewissheit zu sagen, außer abzuwarten, was passieren würde, und das würde sie nicht tun. Dazu hatten sie nicht genügend Zeit.
Sie musste auf Nummer sicher gehen.
Deshalb hatte sie vorhin kurz angehalten, um sich einen Thermaldetonator aus dem Rucksack des Granatendroiden zu schnappen.
Bislang hatte sie noch nie einen Thermaldetonator in Händen gehalten, aber sie wusste, wie er funktionierte – theoretisch. Sie wusste auch, dass sie dem Energiefeld viel zu nahe war, um den Detonator zu benutzen. Sie stellte den Timer ein und lief los, in Richtung Schiff. Unmittelbar vor der Stelle, wo die Schlucht eine Biegung beschrieb, blieb sie stehen, betätigte den Zünder und nutzte die Macht, um den Sprengsatz so weit zu werfen, wie sie nur konnte. Es kostete sie kaum Mühe, ihn über die Mauer und geradewegs ins Zentrum des Kraftwerks zu dirigieren.
Einen Moment lang stand sie da und sah zu, wie der Detonator durch die Luft segelte. Dann riss ihr ein Blasterbolzen fast das linke Ohr ab, als unversehens Droiden aus der Schlucht strömten.
Iskat lief schneller als je zuvor in ihrem Leben. Ihre Stiefel trommelten über den schwarzen Sand, während die Droiden hinter ihr hermarschierten und Blastersalven an ihr vorbeizischten. Sie nutzte die Macht, um sich unter den Schüssen wegzuducken, ihnen auszuweichen und beiseitezuspringen, während sie sich immer wieder umdrehte, um einen Bolzen zu den Reihen der Droiden zurückzuschicken und einen ihrer Verfolger zu Fall zu bringen, der dabei hoffentlich gleich einige seiner Kameraden mitriss.
Erst als das Shuttle in Sicht kam, erinnerte sie sich daran, dass sie sechs Truppler zurückgelassen hatte – ohne zu überprüfen, ob sie vielleicht noch lebten und gerettet werden konnten. Bloß weil sie nicht auf ihre Kommanrufe reagiert hatten, bedeutete das schließlich nicht automatisch, dass sie tot waren. Ein Anflug von Scham durchströmte sie, aber sie schüttelte ihn ab.
Diese Soldaten hatten sich für die Mission geopfert. Sie waren im Kampf gefallen. Genau wie Sember in der Arena auf Geonosis, konnte auch Iskat nicht die gesamte Operation gefährden, um ihre Leichen zu bergen. Sie redete sich ein, dass die Truppler den Angriff der Droiden unmöglich überlebt haben konnten – falls doch, wären sie an ihre Komms gegangen. Sie waren tot, und Krieg forderte nun mal Opfer. Das musste sie akzeptieren.
Wie um diesen Gedanken zu unterstreichen, streifte ein Blasterbolzen glühend heiß ihren Oberarm, weil sie zu viel Zeit mit Grübeln verbracht und zu wenig auf ihre Umgebung geachtet hatte. Der Schmerz riss sie aus ihrer Benommenheit, elektrisierte sie, machte sie wütend. Sie blieb ruckartig stehen, wirbelte herum und schrie ihren Zorn laut hinaus, während sie die Macht einsetzte, um die Droiden in einer Wolke aus Sand und Rauch nach hinten zu schleudern.
Als die Bedrohung neutralisiert war, rannte sie weiter. Das Shuttle war startklar, und im selben Moment, in dem Iskat die Rampe erreichte, stieg es in den Himmel empor. Eine Woge aus glitzerndem Sand wirbelte hoch und erfasste einige der schwarzen Vögel, die wie wild mit den Flügeln schlugen, um dem plötzlichen Sturm zu trotzen. Tualon eilte ihr auf der Rampe entgegen und half ihr ins Shuttle, auch wenn sie beide wussten, dass Iskat das mühelos auch allein hinbekommen hätte. Sie blickte sich um und sah CT-0528 in der Nähe sitzen; das Einzige, das ihn von den anderen Klonen unterschied, waren die schwarzen Brandschlieren von Blasterfeuer auf seiner Rüstung und der Umstand, dass er, nach vorn gebeugt, auf seinem Platz hockte und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Das Schiff war zur Hälfte leer. Die übrigen Truppler schwiegen.
Iskat und Tualon waren gerade dabei, ihre Plätze einzunehmen, als Captain Spider aus dem Cockpit trat.
»Generalin Akaris, könnt Ihr mir sagen, was mit meinen Männern passiert ist?«, fragte er resigniert.
»Unsere Informationen besagten, dass das Energienetz der Fabrik ungesichert ist, mit zwei unbewaffneten Droiden in jeder Kontrollstation. Aber da waren Dutzende Kampfdroiden mit Blastern. B1er, B2er, Grenadiere. Sie haben uns überrumpelt. Als sie auftauchten, hatten wir uns bereits aufgeteilt. Ich schaltete so viele aus, wie ich konnte, aber es war bereits zu spät. Tut mir leid …«
Captain Spider hob die Hand. »Nur ein kleiner Rat: Generäle entschuldigen sich nicht. Schon gar nicht für Entscheidungen, die in der Hitze des Gefechts getroffen wurden. Sonst würden sie nichts anderes mehr machen als das.«
Bei seinen Worten sträubte Iskat sich ein wenig. Irgendwie kam ihr das wie eine Beleidigung vor, gepaart mit einem herablassenden Ratschlag. Doch andererseits hatte er gerade fünfzehn seiner Männer verloren. Er hatte jedes Recht, über die Situation verärgert zu sein.
»Wie habt ihr das Netz mit bloß zwei Leuten lahmgelegt?«, fragte Tualon.
»Ich musste improvisieren. Aber ich glaube nicht, dass die Fabrik noch lange in Betrieb sein wird.«
Er neigte den Kopf zur Seite. »Irgendwie gefällt mir nicht, wie sich das anhört. Hast du die Befehle befolgt?«
»Na ja, unsere Aufgabe bestand darin zu verhindern, dass in dieser Fabrik Droiden produziert werden. Sie gaben uns unzutreffende Informationen, und dann ging alles den Bach runter. Aber wir sind Jedi. Wir müssen imstande sein, uns aus dem Stegreif etwas einfallen zu lassen, wenn die Umstände es erfordern. Ist es wirklich von Belang, wie die Anlage unbrauchbar gemacht wird, solange wir unser Missionsziel erfüllen?«
»Natürlich ist das von Belang«, hielt er dagegen. »Denn Jedi sollen nicht …«
Den Rest von Tualons Ansichten darüber, was Jedi nicht tun sollten, hörte Iskat nicht mehr, denn in diesem Moment explodierte das Kraftwerk in einem riesigen Feuerball, der sich gleißend hell vor dem Zwielicht des Himmels über Thule abzeichnete.