30.

Bedauerlicherweise erwies sich der Sith-Text als Reinfall. Die Schrift selbst war wunderschön, uralt und von gewaltiger Macht durchdrungen, aber er war auch unvollständig, und die vorhandenen Abschnitte drehten sich größtenteils darum, wie Sith ihre Schüler auswählten. Kein Wunder, dass er hier in der Bibliothek geendet war, nachdem man ihn aus den Archiven gestohlen hatte; er barg nichts, was einem Inquisitor einen Vorteil verschaffen könnte. Trotzdem nahm Iskat den Text mit und versteckte ihn in ihrer Kammer, damit er ihr zuwispern konnte, wenn sie schlief und ihre Herzen in perfektem Einklang mit seinem Pulsieren schlugen.

Als Sember sie vor langer Zeit gebeten hatte, mit ihren Sinnen nach dem Text zu suchen, war etwas in ihr erweckt worden. Rückblickend erkannte sie, dass sich an jenem Tag alles für sie verändert hatte. Sie hatte angefangen, die Regeln zu hinterfragen, sich der Dunklen Seite zu öffnen. Der Text hatte Besitz von ihr ergriffen, und jetzt war er ihr Besitz.

Der Großinquisitor hatte Iskat versprochen, dass sie Zugang zu allen Schriften über die Dunkle Seite bekommen würde, aber leider hatte er nicht erwähnt, dass die Inquisitoren, die vor ihr hier angekommen waren, viele der nützlichsten Werke bereits für sich beansprucht hatten. Und das war nicht die einzige Hürde, die ihr im Weg stand. Es war offensichtlich, dass die Inquisitoren ihre Verbindung mit der Dunklen Seite stärken sollten, aber gleichzeitig wurde darauf geachtet, dass ihr Wissen und ihre Kräfte niemals die ihrer Meister übertrafen. Das hieß natürlich nicht, dass Iskat es nicht trotzdem versuchen konnte, aber sie würde all die Informationen selbst zusammensuchen müssen, anstatt sie auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Dementsprechend nützlich war es, dass sie 6-RA-7 kennengelernt hatte, der unglaublich viel über die große und geheimnisumwitterte Festung wusste.

Doch so viele hilfreiche Daten die Speicherbänke des Protokolldroiden auch bargen, über Pkori war leider nichts dabei. Ginntho hatte nicht übertrieben, als er meinte, der Planet hätte keine Technologie und keine Präsenz in der Galaxis. Die einzige Entdeckung, die Iskat in dieser Hinsicht machte, betraf Feyra. Die Inquisition hatte die Jedi-Datenbänke des Tempels freigegeben, sie konnte nun also nachsehen, in welchem Jahr man Feyra in die Obhut des Ordens gegeben hatte … und in welchem Jahr sie an den Jedi-Prüfungen gescheitert war. Der Eintrag, den sie vor so langer Zeit gefunden hatte, war gekürzt worden, aber es gab noch andere Methoden, um an diese Informationen heranzukommen. Methoden, von denen Jocasta und Noxi ihr nie erzählt hatten.

Iskat konnte sich noch genau an ihren Traum erinnern – an den Moment, als Feyra ihr Lichtschwert von sich geworfen hatte und weggerannt war. Vermutlich war das das Ende ihrer Prüfungen gewesen. Aber was war danach passiert? Wo war sie hingegangen? Und warum hatte Sember all die Jahre ihr Lichtschwert aufbewahrt? Iskat schwor sich: Sobald sie die nötigen Informationen hatte, würde sie nach Pkori reisen, um herauszufinden, ob Feyra dorthin zurückgekehrt war, oder zumindest ihre Familie ausfindig zu machen. Egal, was dabei herauskam, zumindest würde sie endlich andere ihrer Art kennenlernen.

Bis es so weit war, würde Iskat sich dem Wissen widmen, nach dem sie schon ihr ganzes Leben gesucht hatte. Sie könnte sämtliche Informationen aus den Jedi-Archiven durchforsten, ganz ohne Einschränkungen. Sie könnte alle Texte lesen, die ihr Interesse weckten. Sie könnte stundenlang vor dem Monitor sitzen, eine Hand auf ihrer Sith-Schrift, die andere um ihr Amulett geschlossen, während sie mehr und mehr über die Dunkle Seite herausfand. Niemand sagte ihr, dass sie über Güte oder innere Ruhe meditieren sollte. Niemand ermahnte sie, ihre innere Mitte zu wahren.

Was sie in ihrer Kindheit versehentlich bei der Säule getan hatte?

Das war nur der Anfang.

Tika hatte sich nur verletzt, weil sie ihr im Weg gestanden hatte.

Zorn war schon lange Iskats intimster Freund gewesen, aber jetzt lernte sie eine neue Art von Wut kennen. Wie hätte ihr Leben aussehen können, wenn sie nicht immerzu gezwungen gewesen wäre, sich kleinzumachen? Wenn man sie nicht ständig getadelt und kritisiert hätte? Wenn sie nicht immer nur eine Außenseiterin gewesen wäre? Was hätte sein können, wenn jemand sie bei der Hand genommen und ermutigt hätte, ihre Gabe einzusetzen? Wenn jemand sich zumindest ein wenig für sie interessiert hätte? Wenn ihr jemand gezeigt hätte, wie man seine Kräfte meisterte, anstatt sie immer nur zu unterdrücken …

Sie wäre unaufhaltsam gewesen.

Aber natürlich hatten die Jedi nicht gewollt, dass sie unaufhaltsam war.

Darum hatten sie alles in ihrer Macht Stehende getan, um Iskat zu behindern.

Sie hatten eine Dienerin gewollt. Gehorsam und ohne Ambitionen.

Aber jetzt waren die Jedi fort.

Sie konnten sie nicht länger in diese kleine Schublade zwingen. Sie konnten ihre zahlreichen Fehler und Vergehen nicht länger unter den Teppich kehren und so tun, als wären sie unfehlbar.

Informationen über die Dunkle Seite zu finden, war trotzdem alles andere als leicht. Die meisten hilfreichen Texte waren von den Regalen der Bibliothek verschwunden, und die Einträge in den Jedi-Archiven waren absichtlich vage gehalten. Natürlich, sie sollten ja auch nicht als Informationsquelle dienen, sondern als Warnung.

Als Iskat den Großinquisitor eines Tages durch die Korridore schreiten sah, eilte sie kurz entschlossen hinter ihm her. Er drehte den Kopf, nachdem sie zu ihm aufgeschlossen hatte, wurde aber nicht langsamer.

»Großinquisitor«, begann sie. »Ich lerne jeden Tag Neues, aber es fühlt sich an, als würden … bestimmte Informationen fehlen. Ich würde gern mehr über die Dunkle Seite erfahren. Als ich die Jedi verließ, versprach man mir Antworten auf meine Fragen …«

»Dir wurde gar nichts versprochen«, entgegnete er mit frostiger Stimme. »Nur eine Gelegenheit, die Wahrheit über dich selbst herauszufinden. Diese Antworten sollen nicht geschenkt werden. Man muss sie selbst finden, tief in seinem Innern. Oder möchtest du einfach Artefakten der Dunklen Seite nachjagen, so wie deine erbärmliche Meisterin es einst tat? Das wäre ein akzeptabler Zeitvertreib, solange du alles, was du findest, zu mir zurückbringst. Letztlich dienen wir alle dem Imperator, das darfst du nie vergessen.«

»Dann kann ich also hingehen, wohin immer ich will, um Antworten auf meine Fragen zu suchen?«

Er blieb stehen und zeigte seine spitzen Zähne in einem Lächeln, das Iskat auf seltsame Weise an Tualon erinnerte. »Nichts anderes erwarten wir von dir. Sofern du nicht auf einer Mission bist, kannst du nach Belieben deiner Intuition folgen – bis wir eine neue Aufgabe für dich haben. Und falls du dabei untergetauchte Jedi oder Machtrelikte findest, wird man dich entsprechend belohnen. Wenn du aufbrechen möchtest, geh einfach zu den Droiden im Hangar. Sie werden dir ein Shuttle und eine Kompanie Auslöschungstruppler zur Verfügung stellen, die jeden deiner Befehle befolgt.«

Iskat spürte, dass sie keine weiteren Informationen aus ihm herauskriegen würde, also sagte sie nur: »Danke, Großinquisitor.«

»Auch wenn du nur mehr über dich selbst erfahren möchtest, hoffe ich doch, dass du mit Informationen von Pkori zurückkehrst, die für uns alle von Nutzen sind, Iskat Akaris.«

Sie nickte und ging davon, wobei sie darauf achtete, sich ruhig und gefasst zu bewegen. Der Großinquisitor sollte nicht wissen, wie sehr er sie erschreckt hatte. Er wusste also, wo sie herstammte …

Aber hätte sie sich das nicht denken können?

Vermutlich wussten er und der Imperator alles, was sie Heezo im Vertrauen erzählt hatte. Und sicher wurden auch alle Suchvorgänge der Archivdroiden gespeichert und überwacht.

Sosehr Iskat sich auch darüber freute, dass sie nach Pkori reisen konnte, wusste sie doch gleichzeitig, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war. Sie wartete noch immer auf ihre erste richtige Mission, und sie wusste, falls sie jetzt ging, könnte sie die Chance verpassen, sich zu beweisen und ihren Status bei den anderen Inquisitoren zu verbessern.

Frustriert und rastlos schlenderte sie umher, bis ihre Schritte sie schließlich zu der Grube führten. Kampfgeräusche verrieten ihr, dass dort unten gerade jemand mit einer Trainingssonde übte, und als sie an den Rand trat, sah sie die Siebte Schwester, eine grünhäutige Mirialanerin. Sie sprang und wirbelte umher, während sie mit ihrem Lichtschwert die Schüsse von gleich zwei Sonden abwehrte. Iskat blieb stehen, um sie zu beobachten und ihre Bewegungen zu studieren.

Keiner der Inquisitoren war nett zu ihr gewesen, aber die Siebte Schwester machte ihr das Leben ganz besonders schwer; sie war unnötig grausam und genoss den Schmerz anderer. Irgendetwas war in ihr zerbrochen, als man sie umerzogen hatte, und was jetzt noch von ihr übrig war, war scharf wie eine Klinge und gierte nach Blut.

Iskat sprang fast lautlos in die Grube hinab, trotzdem wirbelte die Siebte Schwester sofort herum und riss abwehrend ihr Lichtschwert hoch.

»Du hast jetzt vielleicht eine Uniform, aber ich dulde dennoch keine Zuschauer«, zischte die Mirialanerin und machte dann eine Handbewegung, um die Sonden zu deaktivieren.

»Ich erkenne diese Schrittfolgen. Du hast unter Aayla Secura trainiert.«

Die Siebte Schwester zog die Schultern hoch. »Na und? Dieses Leben ist tot. Jetzt kämpfe ich allein.«

»Klingen schärfen sich nicht von allein.«

Die Mirialanerin musterte Iskat von Kopf bis Fuß, auf dieselbe Art, wie man auf dem Markt ein Stück Joganfrucht betrachten würde. Ausgehend von ihren Augenwinkeln zogen sich Tätowierungen über ihr Gesicht, und eine gepunktete Linie teilte ihr Kinn. Die dunkelvioletten Lippen darüber zuckten kurz, doch dann nickte sie. »Warum nicht? Das Schlimmste, was passieren könnte, ist, dass ich dich töte, und ich kann dich ohnehin nicht leiden.«

Iskat schnaubte. »Glaub mir, das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.«

»Wie lautet dein neuer Name, Schwester?«

Iskat war noch nicht bereit, ihn laut auszusprechen und ihr altes Selbst vollends aufzugeben. Vor allem jedoch wollte sie nicht, dass ausgerechnet die verhasste Siebte Schwester die Erste war, die ihren neuen Titel hörte.

»Mein erster Name wurde mir gegeben. Meinen zweiten nehme ich mir, wenn ich bereit bin.«

Die Mirialanerin kicherte. »Klingt, als hättest du noch keine Jedi getötet.«

Ich könnte mit dir anfangen, wisperte eine Stimme in Iskats Hinterkopf.

Sie hörte dieses Flüstern hin und wieder, wenn ihr Geist sie auf die Probe stellen wollte – so wie damals, während ihres Ritterschlags, als sie sich vorgestellt hatte, Charlins Lekku abzuhacken. Doch diesmal gefiel ihr, was der Stimme vorschwebte. Na schön, die Siebte Schwester zu töten, wäre vielleicht ein wenig zu viel des Guten; aber wenn sie einer anderen Inquisitorin gegenüber ihre Dominanz bewies, würde ihr das sicher die Art Respekt einbringen, auf die sie im Jedi-Tempel vergeblich gehofft hatte.

»Also dann, ein kleiner Übungskampf?«, fragte sie, während sie ihr neues Lichtschwert hinter dem Rücken hervorzog – dem Beispiel der Siebten Schwester folgend, beließ sie die Waffe dabei vorerst in ihrer einklingigen Form. Der breite Griff fühlte sich bereits jetzt herrlich vertraut zwischen ihren langen Fingern an.

Mit einem Grinsen aktivierte die Mirialanerin ihre eigene Klinge. »Ich dachte schon, du würdest nie fragen.«

Während sie einander umkreisten, streckte Iskat ihre Sinne in die Macht aus, um nach einer Schwäche ihrer Gegnerin zu suchen, und natürlich tat die Mirialanerin dasselbe. Als Iskat ihren ersten Hieb anbrachte, fing die Siebte Schwester die Klinge mühelos ab und setzte anschließend zu einem blitzschnellen Gegenangriff an.

Iskat brauchte nicht lange, um ihren Fehler zu erkennen. Sie hatte noch nie mit ihrem roten Lichtschwert gekämpft und auch nicht oft genug damit trainiert, um wirklich ein Gefühl für die Waffe zu entwickeln.

Sei’s drum.

Dafür gab es ja Duelle.

Zumindest hatte sie die anderen schon beim Übungskampf beobachtet (nicht hier in der Grube, denn die schien für Inquisitoren reserviert zu sein, die sich bereits ihren Namen und ihre Uniform verdient hatten, sondern draußen im öffentlichen Bereich der Festung). Sie hatte also einen Eindruck davon, was sich mit der roten Klinge anstellen ließ, auch wenn sich ihre Muskeln erst noch an die Gewichtsverteilung gewöhnen mussten.

Die beiden wechselten sich dabei ab, anzugreifen und zu verteidigen, wobei sie die Reaktion der jeweils anderen genau studierten. Iskat hatte den Eindruck, dass sich die Siebte Schwester zurückhielt; sie spielte nur mit ihr. Die Mirialanerin war älter und hatte offensichtlich schon länger trainiert. Falls Iskat diesen Kampf gewinnen oder auch nur überleben wollte, musste sie sich etwas einfallen lassen.

Als die Siebte Schwester das nächste Mal selbstgefällig eine Kombination abblockte, machte Iskat eine vage Handbewegung in Richtung Decke. Dort, hoch oben in den schattenverhangenen Rissen, schlummerte eine kleine Gruppe von Spinnenfledermäusen. Mithilfe der Macht riss Iskat sie von ihrem Schlafplatz herunter, und sie flatterten direkt auf ihre Gegnerin zu, wobei sie panisch mit ihren acht Beinen zappelten und quiekten. Die Siebte Schwester wich einen Moment lang zurück, um nach den Tieren zu schlagen, und der heiße Gestank von verbranntem Fleisch stach in Iskats Nase.

»Du hältst dich wohl für besonders clever«, zischte die Mirialanerin, nachdem sie mit wutverzerrtem Gesicht auch die letzte Spinnenfledermaus in zwei Hälften geschnitten hatte. »Aber du musst noch einiges lernen.«

Nach diesen Worten stürmte die Siebte Schwester wieder auf sie ein, noch schneller und wilder als zuvor. Auf einen Hieb von oben folgte ein hinterlistiger Stich, der Iskat das Auge gekostet hätte, wäre sie nur eine Winzigkeit langsamer gewesen. Sie ließ sich in die Defensive drängen, bis …

... sie sich erinnerte.

Dies war ihr Tanz.

Es war das, was ihr vorherbestimmt war.

Sie musste aufhören, so angestrengt nachzudenken, und sich der Macht anvertrauen.

Iskat öffnete die kleine Geheimtür in ihrer Seele, und sofort spürte sie die dunkle Woge schillernder Energie, die durch ihre Adern strömte wie flüssiges Gold. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie aufhörte zu planen, aufhörte, sich Sorgen zu machen, aufhörte, über ihre Verteidigung nachzudenken. Stattdessen wurde ihr Körper das Werkzeug einer höheren Macht.

Aber … diesmal fühlte es sich anders an.

Da war eine dunkle Freude – der Wunsch, jemandem Schaden zuzufügen. Doch sie hatte keine Angst davor. Und sie schämte sich auch nicht dafür.

Vielmehr hieß sie das Gefühl willkommen und gab sich ihm hin.

Es erfüllte ihre Muskeln, ihre Knochen, ihre Sehnen und ließ sie von innen heraus lodern wie eine Sonne. Sie tanzte wieder, aber schneller, fließender, sicherer als je zuvor.

Iskat wollte spüren, wie ihre Klinge Fleisch durchtrennte, wollte spüren, wie etwas Weiches nachgab. Ja, sie wollte heißes Blut auf dem kalten Metallboden riechen, wollte spüren, wie es in ihr Gesicht spritzte und zwischen ihren Wimpern kleben blieb. Sie wollte über der reglosen, verstümmelten Gestalt der anderen Inquisitorin stehen, dieser ehemaligen Jedi, dieser Frau, die in einem früheren Leben vielleicht eine Freundin oder eine Lehrerin hätte sein können. Aber jetzt war sie nur eines: eine Rivalin. Iskat wollte sie zerstören, wollte es mehr als je irgendetwas zuvor. Sie verzehrte sich danach, so als könnte die Leere in ihren Herzen nur durch Mord gefüllt werden.

Einen Moment lang geriet die Siebte Schwester ins Taumeln, als ihr Iskats Aggression in einem mörderischen Ballett aus Attacken entgegenbrandete. Doch dann zehrte sie von derselben Energie, und sie schlug mit neuer Wildheit zurück.

»Du musst dich schon mehr anstrengen, um mich zu besiegen«, zischte sie. »Ich weiß Dinge, von denen du nicht mal gehört hast. Du glaubst vielleicht, du tauchst tief in die Dunkle Seite ein, aber du bist nur eine Tookakatze, die aus einer kleinen Schale schlürft.«

Iskats Selbstvertrauen schmolz dahin, als die Mirialanerin sie regelrecht durch die Grube scheuchte. Ihre Stiefel rutschten im Blut der Spinnenfledermäuse aus, und sie fiel rücklings auf den Boden, aber sie rollte sich nach hinten ab und kam geduckt wieder auf die Beine. Die Klinge der Siebten Schwester raste bereits erneut auf ihre Kehle zu …

»Sieht aus, als würdest du doch nie einen Jedi töten, hm?«, spottete ihre Gegnerin mit einem bösartigen Grinsen.

Iskat wusste, dass sie unmöglich ihr Lichtschwert hochreißen könnte, bevor sie der Hieb der Siebten Schwester erreichte. Sie musste etwas anderes versuchen. In diesem Moment spürte sie wieder das sanfte, dunkle Zupfen in ihrer Seele, und sie krümmte die Finger zu Krallen.

Die Siebte Schwester ließ keuchend ihre Waffe fallen und presste die Hand auf ihre Brust, aber sie konnte nicht verhindern, dass ihre Finger in unnatürlichen Winkeln umknickten, einer nach dem anderen. Die kleinen Knochen knacksten wie zertrampelte Insekten.

»Vielleicht begnüge ich mich ja mit einer ehemaligen Jedi«, zischte Iskat.

In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie versucht, die Macht direkt gegen den Körper eines Wesens einzusetzen, und sie musste all ihre Konzentration auf die Finger der Siebten Schwester richten, um sie zu verbiegen und zu zerquetschen, bis sie aussahen wie die Beine der Spinnenfledermäuse auf dem Boden ringsum.

»Genug!« Der Großinquisitor tauchte über ihnen auf und starrte vom Rand der Grube zu ihnen herab.

Iskat senkte die Hand.

Die Mirialanerin fiel auf die Knie und starrte hasserfüllt zu ihr hoch, während sie ihre gebrochenen Finger umklammerte.

»Wer ist jetzt die Tookakatze?«, flüsterte Iskat.

Anschließend hob sie den Kopf, um zu sehen, ob der Großinquisitor beeindruckt war – doch er war bereits wieder verschwunden.

Also deaktivierte sie ihr Lichtschwert und verließ den Raum, stolz, aber auch erschüttert.

Sie hatte sich heute eine Feindin gemacht, so viel stand fest.

Aber sie hatte auch ein Zeichen gesetzt.