10.

Die Tür ließ sich mühelos aufschieben und führte in einen kleinen, ummauerten Garten. Iskat hatte nie viel für Pflanzen übriggehabt, aber hier herrschte eine angenehme, überbordende Energie. Von den Mauern hingen Ranken herab, die mit leuchtend violetten Beeren übersät waren, und ausladende Bäume erfüllten die Luft mit dem süßen Duft von Balooma-Blüten. Hochbeete enthielten sorgfältig beschriftete Reihen blühender Gewächse, und im Schatten neben einem plätschernden Springbrunnen stand eine Bank. Iskat ließ sich darauf sinken, atmete aus und versuchte, ihre innere Mitte zu finden – etwas, woran sie viele Jahre hart gearbeitet hatte, bis es irgendwann mehr oder minder reibungslos funktionierte.

Doch die Dinge hatten sich geändert. Es fiel ihr nicht mehr so leicht zu meditieren wie früher, und auch die Wirkung war nicht mehr dieselbe. Gut möglich, dass Sembers Gegenwart und Entschlossenheit, ihr den rechten Weg zu weisen, zu Iskats offenbar doch eher vordergründiger Ruhe beigetragen hatten. Iskat spürte jede Unebenheit der Steinbank, auf der sie saß, und hörte irgendwo in der Nähe ausgelassen Jünglinge spielen. Sie stand auf, um die Beete näher in Augenschein zu nehmen, und stellte fest, dass einige der Blumen Namen trugen, an die sie sich vage aus den Schriften erinnerte, die Sember ihr zu lesen gegeben hatte. Viele der Pflanzen hatten eine positive, heilende Wirkung, wie Bota und Bachani, aber einige der Arten konnten auch schädlich sein. Iskat war verblüfft, als sie Nakkisblatt, Komablüte und Mosterna ganz unbekümmert an einem solchen Ort gedeihen sah, der den Jedi vorbehalten war.

In der Wand öffnete sich eine Tür, die ihr bislang nicht aufgefallen war, und ein Mausdroide wackelte unstet in den Innenhof, gefolgt von einem Selonianer, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Der Selonianer trug eine dunkle Brille und die Uniform eines Tempeltechnikers. Er war über zwei Meter groß, schlaksig und hatte eine Strickmütze auf, die er über sein kastanienbraunes Fell gestülpt hatte, durch das sich hellbeige Streifen zogen. Die langen Ärmel seiner Jacke waren bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, und ein schlanker Schwanz mit weißer Spitze wedelte hinter seinen nackten Füßen. Oder waren das Pfoten?

»Dein Gleichgewichtssensor ist ziemlich im Eimer, mein Freund«, sagte er zu dem Mausdroiden, bevor er überrascht zu Iskat aufblickte. Er musterte ihre hochgewachsene Gestalt von oben bis unten und deutete dann mit einem Ruck seines Kinns auf die Blumenbeete. »An Eurer Stelle würde ich lieber die Finger von der Mosterna-Wurzel lassen. Das Jucken geht tagelang nicht weg.«

Sie zog ihre Hand hastig zurück. »Ich hatte überhaupt nicht vor, die Wurzeln zu berühren.«

Er gluckste amüsiert. »Tja, nun, wenn Ihr lange genug da stehen bleibt, dass die Wurzel Ihre Wärmesignatur wahrnimmt, wird sie Euch berühren.«

Und tatsächlich: Die langen, graugrünen Wurzeln tasteten subtil nach ihrer Hand. Sie wich unwillkürlich einen Schritt zurück. »Verstehe.«

»Sehr gut. Ich musste das auf die harte Tour lernen.« Er nickte in Richtung des kleinen Droiden. »Störe ich Euch? Normalerweise ist hier im Hof niemand. Und ich arbeite lieber an der frischen Luft.«

»Ganz und gar nicht.« Iskat kehrte zur Bank zurück, während sich der Techniker im Schneidersitz in die schattigste Ecke hockte, seine Brille und seinen Hut abnahm, sein Fell ausschüttelte und in der Sonne blinzelte. Iskat versuchte, ihn nicht anzustarren, aber das war leichter gesagt als getan. Sie hatte noch nie einen leibhaftigen Selonianer gesehen.

Mit einem behaglichen Seufzen zog er ein Reparaturset aus einer weichen Ledertasche auf seinem Rücken und rollte sein Werkzeug aus. Iskat verfolgte, wie er den Mausdroiden hochhob, auf den Rücken drehte und ihm leise etwas in einer Sprache aus Klick- und Pfeiflauten zuflüsterte. Dann schaute er zu ihr auf und lächelte mit spitzen Zähnen. »Verzeiht. Ich spreche Mandaba mit Droiden. Ich möchte nicht unhöflich wirken, aber ich vermute, Ihr seid nicht allzu sehr an Gleichgewichtssensoren interessiert.«

»Ehrlich gestanden, sind Droiden tatsächlich nicht gerade meine Stärke. Aber machen Sie nur. Es ist eine interessante Sprache.« Sie lehnte sich zurück und blickte zum Himmel auf. »Ist Ihre Heimatwelt weit von hier entfernt?«

»Gar nicht weit. Corellianischer Sektor. Allerdings war ich nicht mehr da, seit ich von dort weg bin.«

Sein Fell sträubte sich fast unmerklich, was darauf hindeutete, dass es besser war, diesbezüglich nicht weiter nachzubohren, auch wenn sie das gern getan hätte. Sie war außerstande, seine Emotionen mit derselben Leichtigkeit zu lesen wie bei anderen Leuten, was vermutlich irgendwie mit seiner Körperbiologie oder seinen Pheromonen zusammenhing, doch sein aufgestelltes Fell sprach Bände. Darum änderte sie ihre Taktik.

»Ich nehme an, Sie kennen sich bestens im Tempel aus …«, begann sie.

Er zuckte nur mit den Schultern und fummelte weiter an dem Droiden herum.

»Stimmt es, dass es in der Bibliothek verborgene Bereiche gibt?«

Er sah sie an und zog eine Augenbraue hoch. »Meiner Erfahrung nach sind verborgene Dinge meist aus einem bestimmten Grund verborgen, besonders bei den Jedi. Warum fragt Ihr?«

»Meiner Erfahrung nach haben die, die nach verborgenen Dingen suchen, genauso ihre Gründe dafür.«

Er zwinkerte ihr amüsiert zu, ließ seine scharfen Zähne sehen und öffnete die Verschalung des Droiden.

Es war seltsam – normalerweise fühlte sich Iskat in der Nähe von Fremden unwohl.

Tatsächlich fühlte sie sich in der Gegenwart fast aller Leute unwohl.

Selbst inmitten einer riesigen Ansammlung von Jedi aller Altersgruppen und Spezies war es einsam, wenn man die einzige Angehörige einer Rasse war, die noch nie jemand gesehen, von der noch nie jemand gehört hatte. Und ihre Zeit mit Sember hatte das Gefühl, dass sie anders war, bloß noch weiter verstärkt. Der Techniker jedoch strahlte eine ruhige, gutmütige Energie aus, und er starrte sie nicht an. Sofern möglich, waren seine Finger und Krallen sogar noch länger als ihre, und er hatte keine Angst, vor ihr seine Muttersprache zu benutzen, während er mit einem leblosen Objekt sprach. Er war kein Padawan, der sie insgeheim fürchtete oder sich ihr überlegen fühlte, und auch kein Meister, der sie belehren und beurteilen wollte. Er war einfach jemand, der einer Arbeit nachging, die nichts mit ihr zu schaffen hatte, und es war angenehm, mit jemandem zusammen zu sein, der keinerlei Erwartungen an sie hatte.

Obwohl im Tempel jede Menge Leute arbeiteten, war es meist so, als wären sie für die Jedi unsichtbar und umgekehrt, als würden sie am selben Ort parallele Leben führen. Das Tempelpersonal hatte seine eigenen Flure, seine eigenen Türen, seine eigene kleine Welt. Iskat wollte den Frieden nicht stören, den er hier fand, aber sie wollte auch nicht gehen.

Iskat machte es sich bequem und legte sich mit dem Rücken auf die Bank. Ihr Blick schweifte in die Ferne, als sie durch das lichtgesprenkelte Blattwerk zu einem Himmel voller Raumstraßen und funkelnder Lichter aufschaute. Der Techniker raunte seinem Droiden etwas zu, redete mit ihm wie mit einem schüchternen Kind, und Iskat konzentrierte sich auf ihre Atmung. Das fiel ihr so schwer wie seit Jahren nicht, aber irgendetwas an diesem Innenhof, an dem angenehmen Schatten, der sanften Brise und dem Plätschern des Brunnens half ihr, eine Verbindung zur Macht herzustellen und diesen kühlen, blauen Hort des Friedens zu finden. Irgendwann fielen ihr flatternd die Augen zu, und sie nickte ein, mit einer Hand ihr Amulett umklammernd.

Als sie wieder erwachte, waren der Techniker und sein Droide verschwunden. Der einzige Hinweis darauf, dass sie überhaupt da gewesen waren, waren ein paar abgeschnittene Stücke Verkabelung, die matt auf dem Steinboden glänzten. Iskat verspürte eine seltsame Gelassenheit, als hätte sie tagelang nicht geschlafen und nun endlich ein wenig Ruhe gefunden.

Am nächsten Morgen fand sie sich zusammen mit den übrigen unlängst ernannten neuen Jedi-Rittern in der Kleiderkammer ein. Unter den Versammelten herrschte eine fast feierliche Stimmung, als wollten sie alle der Verantwortung gerecht werden, die ihr neuer Rang mit sich brachte. Iskat war dankbar dafür, dass ihre Kameraden zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren, um über sie zu tuscheln. Sie bekam mehrere neue Gewänder ausgehändigt, ein Paar schönere Stiefel, einen Gürtel, einen Kommlink und sogar ein paar Credits. Sie genoss das Gefühl der Metallchips zwischen ihren Fingerspitzen und fragte sich, wo man sie wohl hinschicken würde – angesichts der Tatsache, dass die Fächer ihres Allzweckgürtels mit Nahrungskapseln, Werkzeug und einem Atemgerät bestückt waren.

Nach der Rückkehr in ihr Quartier streifte sie eine ihrer neuen Roben über. Der Stoff war weicher und feiner gewoben als das dicke Material ihres Padawan-Gewands, die Falten schärfer. Alles an ihrer Ernennung fühlte sich so … bedeutend an. Schicksalhaft, gewichtig, ernst. Und zugleich auf sonderbare Weise … überstürzt? Für gewöhnlich erforderte es Meditation, Fasten und spezielle Prüfungen, die das Herz, den Geist und die Machtverbundenheit eines Jedi ergründeten, bevor man in den Ritterstand erhoben wurde. Irgendwie kam es Iskat vor, als wären sie einfach bloß große Kinder, die in eine schlecht geplante, chaotische Schlacht hineingeraten waren, die sie dank ihrer Meister überlebt hatten und denen anschließend die Zöpfe abgeschnitten wurden, um sie ohne nennenswerte Vorbereitung in ein völlig neues Leben zu katapultieren. Im Gegensatz zu vielen der anderen neu ernannten Jedi-Ritter hatte Iskat noch immer niemanden gefunden, der bereit gewesen wäre, als ihr Mentor zu fungieren, und von sich aus war auch keiner auf sie zugekommen, weshalb sie sich vom Orden vergessen fühlte. Gleichzeitig jedoch genoss sie ihre neu gewonnene Freiheit.

Wenn sie ehrlich mit sich selbst war, hatte sie das Gefühl, dass sie nach wie vor einen Jedi-Meister brauchte. Bisher hatte sie ganz allein erst eine einzige wichtige Entscheidung getroffen, und selbst bei der war sie sich noch immer nicht sicher, ob es die richtige war. Und obwohl sie Vertrauen in ihre Fähigkeiten hatte, bereitete ihr der Gedanke daran Sorge, selbst einen Pfad zu wählen und die ersten Schritte in Richtung dessen zu tun, was ihr wie ihr Schicksal vorkam. Hätte sie Jocastas Angebot angenommen, wäre es vielleicht beruhigend gewesen, jemanden zu haben, der sie anleitete. Aber dabei hätte sie das Gefühl gehabt, die einfachste Wahl zu treffen anstatt die richtige. Wenigstens stand es ihr im Hinblick auf ihr Training jetzt frei, ihre eigenen Interessen zu verfolgen.

Ihre neuen Stiefel knarzten, als sie sich später wieder zu der Bank in dem kleinen Innenhof begab. Die Pflanzen glänzten feucht; jemand war hier gewesen und hatte sie gegossen. Iskat fragte sich, wer das gewesen sein mochte. Ein Jedi oder jemand vom Tempelpersonal? Sie war neugierig, wie es jetzt weitergehen würde, nun, da sie eine Jedi-Ritterin war und den Posten unter der Obhut von Jocasta Nu ausgeschlagen hatte. Würde man ihr eine andere Aufgabe hier im Tempel zuweisen, oder würde der Hohe Rat entscheiden, dass sie bereit war, auf Missionen geschickt zu werden? Konnten sie ihr trotz allem noch befehlen, in den Archiven zu arbeiten? War das womöglich von Anfang an ihr Plan für sie gewesen?

Nein. Gewiss nicht. Die Jedi hatten sie gelehrt, auf die Macht zu vertrauen, und die Macht hatte einen anderen Weg für sie vorgesehen.

Als sie an die Schlacht in der Petranaki-Arena dachte, beschlich Iskat das Gefühl, womöglich endlich ihr wahres Talent entdeckt zu haben – und das hatte nichts damit zu tun, mit Ladenbesitzern um Statuen zu feilschen oder Holobücher auf Regale zu stellen. Als die Geonosianer angriffen, hatte sie weder gezögert noch die Flucht ergriffen, so wie die anderen Padawane. Sie hatte sich in den Kampf gestürzt und dabei nicht einmal einen Kratzer davongetragen. Ihr Körper hatte funktioniert wie ein fein gestimmtes Instrument, das instinktiv und in perfekter Harmonie mit der Macht arbeitete. Dieses Gefühl des Fließens, der Rechtmäßigkeit, als sie ihren Feinden die Stirn geboten hatte … verspürten die anderen Padawane etwas Ähnliches, wenn sie das taten, was sie besonders mochten? Hatte Iskat schon die ganze Zeit über eine natürliche Gabe besessen, ohne sich dessen bewusst zu sein, weil sie sie nie nutzen musste?

Die Seitentür ging auf und riss sie aus ihren Grübeleien. Es war derselbe selonianische Droidentechniker wie beim letzten Mal, aber statt sich über die Störung zu ärgern, freute sie sich darüber, ihn zu sehen. Er seinerseits nickte ihr mit einem breiten Grinsen zu, hockte sich in den Schatten und bedeutete einem rundbäuchigen LEP-Droiden, der ihm gefolgt war, stehen zu bleiben und stillzuhalten. Der Droide piepte leise und zog seine ohrenähnlichen Antennen ein, als hätte er Angst vor dem, was jetzt kommen würde. Nachdem der Selonianer einige Minuten lang schweigend an der LEP-Einheit herumgebastelt hatte, blickte er schließlich auf.

»Neues Gewand?«

»Ich bin jetzt eine Jedi-Ritterin.«

Ein Nicken. »Glückwunsch! Große Sache.«

»So sagt man zumindest.«

Er neigte den Kopf zur Seite. »Soviel ich weiß, sind die meisten Eurer Zunft darüber ziemlich begeistert.«

Iskat rückte ihren Kragen zurecht, der unangenehm an ihrem Nacken scheuerte. »Ich schätze, ich sollte wirklich etwas begeisterter darüber sein. Aber in so kurzer Zeit hat sich so vieles verändert, dass ich immer noch dabei bin, mich zu orientieren. Meine Meisterin ist tot, und ich fühle mich sehr … verloren.«

»Nach allem, was ich höre, war die Schlacht auf Geonosis mit einigen schweren Rückschlägen behaftet. Viele Opfer. Seitdem kommt einem der Tempel ein bisschen leer vor.« Er blickte sich im Innenhof um und senkte die Stimme. »Wie ich höre, befinden wir uns im Krieg.«

»Das sagen sie zumindest. Momentan warte ich darauf, dass man mir mitteilt, wo sie mich hinschicken. Oder sie weisen mir einen Padawan zu, damit ich ihn ausbilde. Oder sie stecken mich in die Archive, wo ich ihrer Ansicht nach offenbar hingehöre. Das ist Teil meines Problems, denke ich. Wir sind über alles Mögliche im Unklaren, und mir sagen sie, ich müsse mich in Geduld üben. Aber ich brauche eine Aufgabe, eine Beschäftigung! Mir kommt es vor, als wäre ich die Einzige hier, die nicht weiß, was sie tun soll.«

Der Selonianer stand seufzend auf und ließ seinen Rücken knacken. »Da, wo ich herkomme, dreht sich alles um die Familie. Beschütze den Bau, beschütze die Königin. Für alle steht die Gemeinschaft an erster Stelle.« Er nahm seinen Hut ab und schüttelte sein Fell aus. »Ich bin da anders. Ich glaube an individuelle Freiheit, an Neugier, an das Erkunden der Galaxis. Darum bin ich hier. Ich habe schon seit Jahrzehnten keinen anderen Selonianer mehr gesehen. Anfangs wusste ich auch nicht, wie ich damit umgehen sollte. Wie es weitergehen sollte. Dann beschloss ich, einfach meinem Herzen zu folgen.«

»Ich fühle mich auch anders.« Iskat schaute nach unten und rollte mit einem ihrer langen Finger eine vom Baum gefallene Beere auf der Bank herum. »Keiner weiß, welcher Spezies ich angehöre. Einige der anderen Padawane – die jetzt auch Jedi-Ritter sind – haben Angst vor mir.« Das laut auszusprechen, war ein bisschen aufregend, fast, als würde sie etwas Verbotenes sagen. »Mein ganzes Leben habe ich versucht, die Macht zu verstehen und mich als Jedi weiterzuentwickeln, um irgendwann zur Ritterin ernannt zu werden. Aber jetzt, da es so weit ist, habe ich noch mehr das Gefühl, nicht richtig dazuzugehören. Ich weiß nicht, was meine Herzen sagen.«

»Vielleicht habt Ihr einfach nur nie richtig hingehört. Wenn Ihr so damit beschäftigt wart, etwas zu sein, das Ihr tief im Innersten nun mal nicht seid, habt Ihr Euch vielleicht nie wirklich gefragt, was Euer Herz will.«

»Eigentlich habe ich zwei Herzen.«

Ein Schmunzeln. »Na, dann ist das Verlangen vermutlich auch doppelt so groß.«

»Und ich glaube …« Sie war sich nicht sicher, wie viel sie diesem Fremden erzählen sollte. Dass er kein Jedi war, erlaubte ihr zwar eine gewisse Offenheit, aber sie selbst war nun mal eine Jedi, und man hatte sie gelehrt, dass man bestimmte Wahrheiten lieber für sich behielt. »Es gibt so vieles, das ich wissen möchte, so viele Antworten, die ich nirgendwo finde. Deshalb habe ich Sie beim letzten Mal, als ich hier war, auch nach den verborgenen Bereichen gefragt, die es in der Bibliothek angeblich gibt. Ich weiß, dass das Personal im Tempel andere Gänge benutzt, andere Wege. Es gibt da diese bestimmte Person, über die ich unbedingt mehr in Erfahrung bringen möchte. Ich habe das Gefühl, dass ihr vielleicht etwas zugestoßen ist, von dem sie nicht wollen, dass andere davon erfahren.« Sie erhob sich und ballte ihre langen Finger zu Fäusten. »Keiner will mir die Wahrheit sagen!«

Die Schnurrhaare des Selonianers zuckten. »Nun, ich weiß zwar nichts über entsprechende Aufzeichnungen in der Bibliothek«, sagte er leise, »aber diese versteckten Areale des Tempels – die gibt es wirklich. Viel weiß ich allerdings nicht darüber. Bloß dass sie etwas zu tun haben mit …« Seine Augen suchten ihre, glänzend schwarz, wie Käfer in der Sonne. »… mit der Dunklen Seite.«