Das Foto

Heute war mein letzter Tag auf Aruba. Ronan. Ich durfte ihn nicht so zurücklassen. Er hatte es verdient, zu wissen, wie sehr mich mein schlechtes Gewissen plagte, dass ich gestern nicht ganz bei Sinnen und heute hingegen einsichtig war. Ich wollte vor meiner Abreise unbedingt noch einmal das Gespräch mit ihm suchen.

Mit meiner Agentur traf ich mich nach dem Frühstück am Strand. Für Chiara und mich gab es keine Arbeit mehr, nur noch von Joleen sollten Unterwasser-Aufnahmen gemacht werden. Dazu fuhren wir alle gemeinsam mit einem Boot raus an ein Korallenriff und ich fand es eine willkommene Abwechslung, diesmal nur zuzusehen. Genau wie Chiara trug ich über meinem Bikini eine weiße lange Hose und ein T-Shirt, da wir beide nicht wussten, wie lange wir der Sonne ausgesetzt sein würden. Joleen war der glanzvolle Mittelpunkt des Tages. Wider Erwarten wurde sie nicht in Bikinis geshootet, sondern in langen wallenden Kleidern, die sie fast zur Verzweiflung brachten, denn allein schon das Schwimmen fiel ihr damit schwer. Gerry hatte eine professionelle Tauchausrüstung an und konnte dadurch ohne Probleme länger unter Wasser bleiben. Chiara und ich standen an der Reling und beobachteten Joleens Einsatz. Jedes Kleid erforderte mehrere atemraubende Tauchgänge, zwischendurch erholte sie sich immer wieder an einem Rettungsring, bevor sie an Bord kam, um sich umzuziehen, neu geschminkt oder gestylt wurde.

Wieder einmal fand ich es richtig schade, dass ich mich mit Chiara nicht unterhalten konnte, während sie neben mir stand und genauso fasziniert wie ich das Geschehen beobachtete. Nach dem dritten Durchgang war ich dann schon etwas gelangweilt von der ewig gleichen Abfolge und meine Blicke schweiften zu einem Kreuzfahrtschiff, das ich winzig klein am Horizont ausgemacht hatte, als plötzlich Chiara vorsichtig nach meiner Hand griff. Ich sah sie an ... und sie lächelte ... wie immer. Im selben Moment fiel mir ein, was Gerry erzählt hatte, und ich war etwas verunsichert, was ich von ihrer Geste jetzt halten sollte ... bis sich dann tatsächlich ihre Lippen öffneten, und sie im Begriff war, mir etwas zu sagen. »Spiels du ’eute mit mir?«

Ich musste lächeln, vermutlich aus Verlegenheit. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie sich ausgezogen hatte und nur noch ein cognac-farbiger Bikini ihre zierliche Figur schmückte. Aber ihr Satz war noch nicht zu Ende. »... vor die Kamera«, ergänzte sie und hielt sich nun auch mit ihrer zweiten Hand an meiner fest. Sie wirkte so schüchtern und unschuldig, umso mehr überraschten mich ihre zweideutigen Worte und ich fragte mich auch, woher sie plötzlich meine Sprache konnte. Dann wurde mir klar, dass sie mich etwas gefragt hatte und ich ihr vielleicht antworten sollte. Sie war wirklich bildhübsch, überhaupt wenn sie lächelte – so, wie jetzt – und die Meeresbrise ihre langen blonden Haare verwehte. Wieder erinnerte sie mich an Jana und beim Gedanken an Jana war ich zu fast allem bereit. Es hatte auch nicht viel Sinn, eine Gegenfrage zu stellen, denn vermutlich war dies der einzige Satz, den sie für mich einstudiert hatte. Also antwortete ich mit »Oui« und war dabei ganz stolz, wenigstens ein Wort ihrer Sprache zu beherrschen.

Jetzt lächelte sie nicht mehr, nein, sie strahlte ... und sie umarmte mich glücklich. Zeitgleich kletterte Gerry mit seiner schweren Tauch- und Kamera-Ausrüstung aus dem Wasser und bekam gerade noch mit, wie sich Chiara von mir löste.

»Hat sie sich eingecremt?«, war seine erste Sorge, als er Chiara im Bikini erblickte.

»Weiß ich nicht, frag sie!«, antwortete ich. Warum fragte er mich?

Auf seine anschließenden französischen Worte erwiderte sie: »Oui.« Dann sagte er noch etwas und sie antwortete mit einem zweiten »Oui« und strahlte dabei bis über beide Ohren.

Gerry grinste.

Na toll!

»Willst du dich nicht auch ausziehen?«, fragte er mich, »ihr könnt euch oben auf die Sonnenterrasse zurückziehen.«

Ich stellte mich vor ihn. »Zuerst sagst du mir, was ihr gerade gesprochen habt.«

Gerry lächelte. »Sie hat mir verraten, dass du Ja gesagt hast.«

»Hast du ihr diesen Satz beigebracht?«

»Sie hat darauf bestanden. Ist das so schlimm?«

Ich überlegte kurz ... und schüttelte den Kopf.

Durch das Umstyling war jetzt wieder große Hektik an Bord und ich sah, dass Chiara bereits nach oben flüchtete. Ich gab mir einen kleinen Ruck, legte auch meine Kleidung ab und zupfte meinen blau-weiß gestreiften Bikini zurecht. Gerry griff mir freundschaftlich auf den Rücken. »Sie freut sich bestimmt, wenn du ihr erlaubst, dich einzucremen.«

»Willst du gleich mitkommen und Fotos machen?«, fragte ich zynisch.

Er lächelte. »Nein, ich kann jetzt nicht. Aber du hast mein Wort, da oben stört euch keiner.«

Ich seufzte. Chiara stand tatsächlich die Freude ins Gesicht geschrieben, als sie mich erblickte. Ich setzte mich zu ihr und gab ihr mit einem fragenden Blick meine Sonnenmilch in die Hand. Sie deutete mir, ich solle mich hinlegen und kurz darauf stellte ich fest, dass ich zwar schon oft von einem Mädchen eingecremt worden war, mich jedoch noch nie zuvor dabei so eigenartig gefühlt hatte. Ich lag auf dem Bauch und sie öffnete mein Bikinioberteil, um es nicht mit Öl zu beschmieren. Ihre Hände waren unendlich zärtlich. Es fühlte sich an, wie eine sanfte Massage. Sie kam etwas näher und setzte sich schließlich auf meine Liege. Ich spürte ihre nackte Haut an meiner Hüfte, und mir kam es so vor, sie bedachte mich weit länger mit ihren gefühlvollen Liebkosungen, als es tatsächlich notwendig gewesen wäre. Dann wechselte sie zu meinen Beinen und mir wurde ganz anders zumute. Sie strich mit ihren öligen Fingern ungeniert über die Innenseiten meiner Oberschenkel und zum ersten Mal durchströmte ein lustvolles Kribbeln meinen Körper. Ich war selbst etwas schockiert über meine Reaktion, zumal das ja die Finger einer Frau waren. Vielleicht lag es daran, dass ich mich ihr hingab, ohne es wirklich zu wollen, und das Ganze in meinem Innersten einer kleinen Vergewaltigung gleichkam. Ja, so musste es sein. Als sie fertig war, hob sie meinen Arm ein Stück und gab mir zu verstehen, dass ich mich umdrehen sollte. Ich setzte mich auf und wollte gerade meinen Bikini im Rücken wieder zusammenbinden, als sie mir schnell auf die Schulter griff und »Nohhh...« hauchte.

Aber das kostete mich dann doch zu viel Überwindung. Allein die Vorstellung, von ihr meine Brüste gestreichelt zu bekommen, bereitete mir ziemliches Unbehagen. Ich schüttelte meinen Kopf und in ihrem Gesicht sah ich die Enttäuschung. Trotz allem ließ sie sich nicht davon abhalten, auch noch meine Vorderseite zu verwöhnen. Diesmal konnte ich ihr zusehen und langsam gewöhnte ich mich daran, von ihr berührt zu werden. Ich versuchte es auch als »Aufwärmrunde« für heute Abend zu betrachten. Hätte ich jedoch gewusst, was mich nur ein paar Stunden später bei diesem erotischen Shooting erwarten würde, hätte ich mich vielleicht doch lieber für das Brüste-Kneten als Aufwärm-Übung entschieden.

***

Am späten Nachmittag gingen wir von Bord und das ganze Team eilte Richtung Hotel. Gerry nahm Chiara und mich unauffällig zur Seite. »Wann treffen wir uns?«, fragte er.

»Ich brauche am Abend frei«, erklärte ich ihm, »also wenn es nach mir geht, so früh wie möglich.«

»Okay, ich muss meine Ausrüstung versorgen und wir wollen uns bestimmt alle ein bisschen frisch machen, also schlage ich vor, in zwei Stunden.«

Ich nickte. »Wo?«

»Sag du, wo du willst ...«

Ahnungslos hob ich meine Schultern. Blieb ja wohl nur irgendein Zimmer.

Gerry erkannte meine Ratlosigkeit. »Ich kann dir nur sagen, dass ich wahrscheinlich das größte Zimmer von uns habe, drei Räume ... und das ganze Foto-Equipment ist auch bei mir.«

»Frag mal Chiara, ich richte mich nach ihr«, entgegnete ich etwas unsicher.

Für sie war das in Ordnung, also galt sein Zimmer als vereinbart. Wir trennten uns und Gerry gab mir noch leise eine Aufforderung bezüglich Dresscode mit: »Sexy Dessous!«

Ich nickte.

Wenig später betrachtete ich mich bereits im Spiegel. Ich hatte mich für reinweiße Spitzendessous entschieden, weil sich die besonders schön von meinem dunklen Hautton abhoben. Meine pechschwarzen Haare fielen schwer und perfekt geglättet über meine nackten Schultern und leichtes Make-up betonte das kühle Blau meiner Augen. Beim Anblick meines Spiegelbildes überkam mich ein selbstverliebtes Lächeln und ich musste mir auch eingestehen, dass sich mittlerweile zu meiner leichten Aufregung auch etwas Vorfreude gemischt hatte. Es war die Konstellation, die mich faszinierte, dass uns Gerry dabei fotografieren würde, denn so hatte ich in gewisser Weise das Gefühl, es für ihn – also für einen Mann – zu tun. Ich schlüpfte noch in ein kurzes Kleid und in schwarze High Heels, denn ich wollte nicht im Bademantel durch die Hotel­anlage laufen.

Gerry öffnete die Tür. Er trug eine schwarz glänzende Hose und ein eng anliegendes T-Shirt, welches seinen athletischen Körper auffallend betonte. Seine lange Mähne war im Nacken straff zusammengebunden. Mit einem freundlichen Lächeln bat er mich herein. Das Zimmer war wirklich riesig, da hatte er nicht übertrieben. Durch den Wohnbereich führte er mich in das angrenzende Schlafzimmer, wo Chiara bereits wartete. Ihr Bademantel hing offen an ihr herab und ich dachte zuerst, sie wäre darunter nackt, aber dann erkannte ich doch cremefarbene Spitzen, die ihre zierlichen Rundungen bedeckten. Auf dem zentral gelegenen Doppelbett hatte er eine weinrote Satin-Decke ausgebreitet. Etwas seitlich standen ein Scheinwerfer, ein Stativ, der riesige weiße Schirm einer Blitzanlage und eine Leiter.

Ich bekam Herzklopfen und Gerry erkannte ziemlich schnell meine Unsicherheit. Er griff sehr selbstbewusst an meine Taille und ich merkte, wie sehr ich innerlich nach Halt bei ihm suchte. Vermutlich hätte ich lieber mit ihm geschlafen, als mit Chiara diese Fotos zu machen. Ich konnte sie gar nicht ansehen.

»Wir machen zuerst Fotos mit dir allein, wenn dir das recht ist?«, schlug er vor.

»Okay!« Das war mir sehr recht. »Bekomme ich die dann auch für meine Mappe?«, fragte ich. Immerhin musste ich an meine Karriere denken, wenn ich schon mal die Gelegenheit hatte, von einem berühmten Fotografen abgelichtet zu werden.

»Sicher. Wir sehen sie uns nachher gemeinsam auf meinem Laptop an und du sagst mir, welches du gern hättest.«

»Ich möchte aussehen wie Adriana Lima, wenn du das irgendwie einrichten kannst.«

Gerry lachte. »Ich geb mir Mühe. Zeig mal, was du da drunter hast.« Er nestelte an meinem Kleid herum.

Es bereitete mir keine Schwierigkeiten, mich vor ihm auszuziehen, hatte er mich doch die letzten Tage ständig im Bikini fotografiert. »Weiß ist perfekt«, befand er. »Ich hatte vergessen dir zu sagen, dass Rot ein Problem wäre.«

Ich kniete mich in die Mitte des Bettes und Gerry machte sich an die Arbeit. Er dirigierte mich in ein paar aufreizende Posen, stieg auf die Leiter, fotografierte mich von oben und machte am Schluss noch ein paar bewegte Aufnahmen, während ich meine langen Haare durch die Gegend schleuderte. Chiara saß die ganze Zeit etwas abseits und beobachtete mich.

»Willst du ein Oben-ohne-Foto?«, fragte Gerry schließlich.

Sofort schüttelte ich den Kopf. »Nein. Wozu?« Für meine Mappe konnte ich so etwas ohnehin nicht verwenden.

»Weiß nicht ... für dich? Für deinen Freund, deinen Geliebten ...«

»Hör auf!«, unterbrach ich ihn, »wenn du mich noch ein Mal daran erinnerst, gehe ich!«

»Bitte entschuldige, aber es gibt Mädchen, die würden sehr viel für ästhetische Nackt-Fotos von mir tun. Ich hab dich schließlich nicht um eine pornografische Pose gebeten.«

»Es gibt auch Models, die sich prinzipiell nicht nackt ablichten lassen«, entgegnete ich.

»Die melden sich aber auch nicht freiwillig zu einem erotischen Shooting bei mir«, erinnerte er mich.

»Heißt das, du erwartest von mir, dass ich mich ausziehe?«

»Ich erwarte gar nichts! Die Fotos sind für Chiara. Du musst entscheiden, was du ihr geben willst.«

»Dann gehe ich so weit, wie sie auch!«, entschied ich.

Als wollte er sich ergeben, hob er seine Hände. »Mir ist alles recht!« Dann winkte er Chiara zu mir.

Schon in dem Moment, als sie ihren Bademantel fallen ließ, wären vermutlich die meisten Männer vor Begeisterung dahingeschmolzen. Ihr Körper war geradezu furchteinflößend perfekt. Ihre grazilen Beine waren von beneidenswerter Länge, ihre wohlgeformten Brüste hoben sich verführerisch von ihrer schmalen Silhouette ab und ihre ganze Haut schimmerte seidig im warmen Scheinwerferlicht. Wie in Zeitlupe kletterte sie zu mir aufs Bett und selbst aus der Nähe verhielten sich die cremefarbigen Dessous nahezu unsichtbar an ihr, als hätte man ihre Nacktheit nur mit etwas Spitze verziert. Fast wäre mein Mund offen stehen geblieben, hätte ich mich nicht selbst ermahnt. Chiara hingegen lächelte mich unverhohlen an, als wäre ich ihr schönstes Geburtstagsgeschenk.

»Sag ihr bitte, dass sie umwerfend aussieht«, flüsterte ich Gerry zu, ohne meinen Blick auch nur für eine Sekunde von ihr zu nehmen. Ihr Französisch klang plötzlich wie ein Liebeslied in meinen Ohren. »Sie sagt, du siehst mindestens genauso umwerfend aus.« Er seufzte genervt. »Gut, wir haben jetzt alle genug Honig ums Maul ... Fällt euch selbst etwas ein oder braucht ihr meine Hilfe?«

Nachdem er das Ganze für sie übersetzt hatte, begann Chiara an mir herumzuzerren. Ich musste innerlich lachen, weil sie sich so viel Mühe gab, wie ich ins Bild gerückt werden sollte. Sie suchte dabei stets meinen Körperkontakt, legte ihr Gesicht an mein Dekolleté und blickte treuherzig in die Kamera. Oder wir knieten zueinander gedreht, sodass unsere Brüste sich etwas berührten, unsere Hände sich fassten und unsere langen Haare miteinander verschmolzen. Gerry stieg wieder auf seine Leiter und wir posierten im Liegen. Wir umarmten einander, hielten Stirn an Stirn jeweils eine Hand in den Haaren der anderen, und sie wollte, dass ich dabei ein Bein über ihre Hüften legte. Chiara hatte so viele Ideen, dass sich Gerry, bis auf ein paar Anweisungen, in welche Richtung wir blicken sollten, völlig ruhig verhielt. Doch dann wurde Chiaras Griff in meinem Nacken immer entschlossener. Wir lagen noch immer zueinander gedreht und sie sah mich ganz verliebt an. Ihr Gesicht kam näher, ihre sinnlichen Lippen öffneten sich und während ich mich mit beiden Händen an ihre schmale Taille klammerte, küsste sie mich. Ich war dankbar, dass gleichzeitig das Klicken der Kamera verstummte und fühlte zum ersten Mal, wie eine schlanke weibliche Zunge in meinem Mund herumirrte. Von wegen »hundertmal mehr schüchterner als ich«, sie war geradezu besitzergreifend. Sie hielt meinen Kopf mit beiden Händen fest, damit ich ihr nicht entkommen konnte. Ihr sehnsüchtiges Stöhnen floss in meinen Mund und nötigte mich förmlich, ihn für sie geöffnet zu halten. Ihre Lippen waren seidig und weich, ohne jegliche borstige Kante, wie ich sie selbst von gut rasierten Männern gewohnt war. Und beim Gedanken daran fiel mir erst auf, wie sehr ich sie vermisste ... die borstige Kante. Es war ein Kuss, der für mich keinen Reiz hatte. Einfach nur feucht und weich, ohne jegliches Prickeln. Als hätte sie es gefühlt, löste sich Chiara im selben Moment und sah mir besorgt und fragend in die Augen. Sie hielt mich weiter mit einer Hand im Nacken fest, während ihre andere nun zärtlich über meine Taille strich. Ich musste lächeln ... sie hatte mich gekitzelt. Dann griff sie zwischen meine Brüste und zog sanft an dem Verbindungsstück meines BHs. Es war unmissverständlich, sie wollte, dass ich ihn auszog, aber ich deutete ihr ein »Nein«. Daraufhin strich sie weiter hinunter über meinen Bauch. Ihre Hand wanderte in mein Höschen ... und plötzlich musste ich sie im Nacken festhalten, konnte jedoch nicht verhindern, dass ihr Gesicht mir schon wieder so nahe kam, dass sie mich fast berührte. Und während ihre Zunge frivol an meinen Lippen herumspielte, glitten ihre zierlichen Finger zwischen meine Schenkel. Jetzt entkam mir zum ersten Mal ein lustvolles Stöhnen ... und sie lächelte ... jedoch nicht wegen meiner sehnsüchtigen Laute, sondern wohl eher wegen der verräterischen Feuchtigkeit, auf die sie da unten gestoßen war. Sie hatte schnell alle Fältchen erkundet und bewegte sich nun gekonnt in dem Nass in deren Mitte. Sie machte es auf eine Art und Weise, dass man jede ihrer Bewegungen dank der sonstigen Stille im Raum deutlich hören konnte. Und da ich wusste, dass auch Gerry noch im Zimmer war, fand ich ihre Handlung so demütigend, dass sie mich damit bis an die Grenze meiner Empfindungen erregte. Völlig hingerissen von dem, was sie mir antat, stellte ich auch noch ein Bein für sie auf und ließ ihr damit jegliche Freiheit, an mir herumzuspielen und meine glitschige Feuchtigkeit geräuschvoll darzubieten. Sie hatte mich verführt und schnell herausgefunden, wofür ich mich begeistern konnte. Jedes obszöne Schmatzen war ein Peitschenhieb auf meiner Seele. Ich liebte ihre Finger und ich liebte die Striemen, die sich stetig in mein Schamgefühl zeichneten. Dann drehte sie mich auf den Rücken und streifte mein Höschen von meinem Körper. Sofort ließ ich meine Beine wieder auseinanderfallen, wohl wissend, dass Gerry da unten stand und mich sehen konnte. Und ich wehrte mich auch nicht, als sie ihr Spiel wieder aufnahm. Ihre geschickten Finger legten sich jetzt auf das pochende Zentrum meiner Lust. Sie kreiste und massierte mit Hingabe rund um meine empfindlichste Stelle und ließ meinen Atem vor Begierde beschleunigen. Ich drehte mein Gesicht zu ihr, vergrub mich in ihren langen blonden Haaren, hielt mich an ihrem Nacken fest ... und als sie meine kleine erregte Perle zwischen ihre Finger nahm und sie mit wohldosierter Kraft immer wieder rhythmisch zusammendrückte, konnte ich es nicht mehr zurückhalten. Ein Orgasmus durchströmte meinen Körper ... ich stöhnte mit heller Stimme und schrie in ihre Haare. Sie ließ mich nicht los und ich wand mich unter geradezu schmerzvoll elektrisierenden Zuckungen. Schließlich riss ich die quälende Hand von mir und sah Chiara entsetzt in die Augen. Ich keuchte erschöpft ... und sie lächelte.

Etwas verärgert, aber nicht wirklich böse, dass sie mich rumgekriegt hatte, gab ich ihre Hand wieder frei und griff in meine eigenen Haare ... sie waren schweißnass. Als ich aufsah, lehnte Gerry an der Wand am Fußende des Bettes. Pole Position. Sofort schloss ich meine Schenkel. Gerry lächelte. »Aber der BH war wichtig, oder?«, meinte er zynisch.

Ich sah an mir herab. Tatsächlich, ich hatte meinen BH noch an. Ein kleiner Sieg. Ich tastete nach meinem Slip und bedeckte eilig meine Blöße. »Und du bist dir sicher, dass sie nicht lesbisch ist?«, fragte ich Gerry.

»Ja. Sie ist bi«, antwortete er kühl.

»Na toll, du hast so getan als wäre sie hetero ... und schüchtern!«, warf ich ihm vor und wurde dabei etwas lauter.

Chiara legte ihre Finger auf meinen Mund und griff nach meinen Händen. Sie wollte, dass ich mich wieder hinlegte. Ich seufzte ... und folgte ihr. Sie küsste meine Handfläche und führte sie anschließend an ihre Brust. Ich erschrak, denn sie hatte ihren BH inzwischen ausgezogen. Sofort fiel mein Blick auf ihren Schritt, aber da war zum Glück noch ein Höschen. Während ich ihre nackten Brüste berührte, wurde mir klar, dass ich ihr etwas schuldig war. Bestimmt wollte sie jetzt von mir das Gleiche, was sie vorhin für mich getan hatte. Panik überfiel mich, denn ich wusste, dass ich ihr damit nicht dienen konnte. Ihre Handgriffe waren perfekt gewesen, wie sollte ich mich damit messen können? Aber vielleicht erwartete sie das gar nicht, schließlich hatte sie inzwischen mitbekommen, dass ich in diesen Dingen absolut unerfahren war. Allein schon, wie ungeschickt und zaghaft ich ihre Brüste knetete ... kein seichtes Stöhnen konnte ich ihr damit entlocken. Aber was sollte schon passieren? Niemand würde mich hier für irgendetwas bestrafen. Und nur zu gern löste ich meine Hand von ihrem unanständig abstehenden Nippel, um über die seidige Haut ihrer Taille zu streichen, über ihren Po ... und mit etwas Überwindung ... in ihr kleines Spitzen-Höschen. Sie war geschmeidig glatt rasiert, genau wie ich, und ich fühlte die kleine Spalte, die sich unter hitziger Feuchtigkeit bereitwillig für mich auftat und meine Finger tiefer gleiten ließ. Ein leises Stöhnen erklang an meinem Ohr. Auch Chiara hatte sich an meiner Seite in meinen Haaren vergraben. Zum ersten Mal in meinem Leben befühlte ich fremde Schamlippen, sie waren noch kleiner als meine, seidig zart und feucht. Ich strich alle Rillen auf und ab, stets begleitet von reichlich Saft ihrer Begierde. Schließlich führte ich drei Finger zusammen und versuchte, sie zu massieren ... wanderte zu ihrer kleinen erregten Knospe und bedachte sie mit sanftem Druck und kreisenden Bewegungen. Chiara stöhnte, ich hielt ihren Kopf fest an mich gedrückt und gab mir wirklich Mühe, sie mit meiner unerfahrenen Hand zu befriedigen. Sie wusste ja gar nicht, wie unerfahren meine Hände tatsächlich waren. Nicht mal mir selbst hatte ich jemals das Vergnügen gegönnt, ohne fremde Hilfe einen Höhepunkt zu erleben. Auf Ivory war das streng verboten und davor, in den zwei Jahren meiner keuschen Beziehung mit Tyler, hatte ich es stets verweigert. Ich wollte, dass er sich für mein Glück zuständig fühlte, wenn ich schon seinem besten Stück entsagen musste. Also konnte ich mich nur daran halten, was die paar Männer, mit denen ich bisher Sex gehabt hatte, an mir veranstaltet hatten. Passivität in Aktivität umzusetzen, war natürlich ein eigenes Kapitel und an Übung fehlte es gänzlich. Trotzdem stöhnte Chiara kontinuierlich an meiner Schulter. Ich versuchte meine Bewegungen zu variieren, den Druck zu erhöhen und das Zentrum meiner Bemühungen zu verlagern ... endlose Minuten lang. Schließlich hob Chiara ihren Kopf, sie sah zu Gerry und seufzte ein paar französische Worte. Unter all den lieblichen Lauten verstand ich einzig und allein die letzten ... und ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen ... denn die waren »Mon Amour«.

Sofort stoppte ich meine Aktivitäten und schreckte in die Höhe. »MON AMOUR?«, fuhr ich ihn an.

Er zuckte mit seinen Schultern und lächelte schelmisch, während er noch immer lässig mit beiden Händen in den Hosentaschen an der Wand lehnte.

»Sie hat ›Mon Amour‹ zu dir gesagt!«, warf ich ihm vor. »Was soll ich mir dabei denken?«

Gerry kam näher und setzte sich hinter Chiara. »Vielleicht, dass sie gestern schon hier geschlafen hat?« Dann streckte er sich auf der Matratze aus, stützte sich auf einen Ellbogen, umschlang Chiaras Hals, und mit seiner anderen Hand griff er in ihren Schritt.

Sofort rutschte ich ein Stück von ihr weg. »Ihr habt was miteinander?«, hauchte ich entsetzt.

Gerry fing an, sie heftig zu massieren. Chiara stöhnte ... sie wand sich in seinen Armen, griff verzweifelt nach mir und wollte sich festhalten.

»Sie hat mich gebeten, dir zu helfen«, erklärte Gerry. Chiara keuchte ein paar unverständliche Worte. »Sie sagt, sie hätte dich auch glücklich gemacht. Du sollst bleiben.«

»Ihr habt mich ausgetrickst! Ihr habt eine Affäre und wolltet mich da hineinziehen!« Ich flüchtete aus dem Bett und suchte nach meinem Kleid. Wie konnte ich nur so dumm sein?

Gerry ließ Chiara los und eilte zu mir. »Hey, keiner wollte dich wo reinziehen. Du hast das freiwillig gemacht und bist dabei nicht zu kurz gekommen.«

»Ja ... ich kenne mich aus!«, fauchte ich ihn an, schubste ihn beiseite und lief zur Tür.

In meinem Zimmer angekommen, wurde alles noch viel schlimmer. Er hatte uns zugesehen! Unter dem Gesichtspunkt, dass die beiden eine Affäre hatten, fand ich das grauenvoll. Die ganze Zeit dachte ich, für Chiara wäre es auch eine Überwindung, sich vor ihm so zu zeigen, dabei war ich die einzige, die sich um ihr Schamgefühl Gedanken machen musste. Sofort drängte sich wieder dieses glitschig schmatzende Geräusch in meine Ohren und ich hätte mir am liebsten alle Haare gleichzeitig ausgerissen ... vor Scham. Ich schrie und schlug mit der Faust gegen die Eingangstür. Dann heulte ich hemmungslos, ließ mich ins Bett fallen und versuchte zu vergessen. Ich dachte an Angel ... wollte Schmerzen ... physische Schmerzen, die das Leid in meiner Seele überdecken konnten. Dann fielen mir jedoch wieder meine Schreie ein, die das Hotelpersonal aufgeschreckt hatten ... und Ronan. Wie spät war es überhaupt? Bereits acht! Und ich wollte doch noch zu ihm!

Im Badezimmer musste ich feststellen, dass ich schrecklich aussah ... verheult, verschwitzt und zerstörte Haare. Jetzt gab es nur zwei Möglichkeiten, mich ihm so zu zeigen, wie ich war oder nach einer guten Stunde Restaurierungsarbeiten das Risiko in Kauf zu nehmen, dass es dann vielleicht zu spät war und er seine Tür nicht mehr öffnen würde. Auf jeden Fall wollte ich persönlich mit ihm reden und da für mich ausgeschlossen war, mit ihm zu schlafen, entschied ich mich für ein Mittelding. Nach einer schnellen Dusche zwang ich meine feuchten Haare in einen strengen Pferdeschwanz, schminkte mich und schlüpfte in ein kurzes schwarzes Kleid und High Heels. Inzwischen wusste ich, dass er im obersten Stock des Hotels wohnte und fand im Aufzug auch tatsächlich einen Knopf für das ›Penthouse‹. Sofort erfasste mich ein heftiges Deja-vù und mein Magen verknotete sich schmerzvoll. Er war nicht Santiago. Das musste ich mir ständig vorsagen ... wieder und wieder ... und schließlich stand ich vor seiner Tür und klopfte.

Niemand öffnete. Vielleicht war er beim Essen? Ich klopfte ein zweites Mal, etwas lauter, und kurz bevor ich wieder umkehren wollte, öffnete er die Tür. Er war noch geschäftlich elegant gekleidet.

»Hi«, hauchte ich, während mein Puls sich beschleunigte, »ich wollte mit dir reden ...«

Er atmete hörbar aus. »Du hast mir schon genug gesagt.«

Ich schüttelte den Kopf und lächelte versöhnlich. »Nein ... bitte.« Dann machte ich einen Schritt auf ihn zu und legte zärtlich eine Hand auf seine Brust. »Ich muss dir das erklären, ich hab nachgedacht ...«

Doch er nahm sie von sich. »Ich hab eine Besprechung.«

»Jetzt? ... Hier?«

Ronan hielt die Tür etwas weiter auf, damit ich die ganzen Leute sehen konnte, die sich in seinem Zimmer befanden.

»Ich komme später ...«, bot ich ihm leise an.

»Nein. Ich weiß nicht, wie lange das dauert ... und dann gehe ich schlafen.«

Seine Worte schmerzten. Das war eine Zurückweisung. »Ich fliege morgen nach Hause«, entgegnete ich betroffen.

Er sah zur Seite und atmete tief durch, bevor er mir wieder in die Augen blickte. »Wann musst du weg?«

»Um zehn.«

»Dann komm vorher ... Ich bin ab acht Uhr wach.«

»Okay«, hauchte ich dankbar und ein kleines Lächeln legte sich wieder auf meine Lippen.

Sein Gesicht blieb ernst. Er nickte und schloss die Tür.

***

Als ich am darauffolgenden Morgen erneut mit Herzklopfen vor dem Eingang zum Penthouse stand, hatte ich mir bereits die halbe Nacht lang Gedanken gemacht, was ich ihm sagen wollte. Aber dann kam alles ganz anders ...

Ronan öffnete in seinem schwarzblauen Bademantel, den ich bereits von unserer ersten nächtlichen Begegnung kannte. Obwohl er sich bemühte, freundlich zu sein, spürte ich, dass er noch immer beleidigt war. »Hast du schon gefrühstückt?«, fragte er im Vorzimmer.

»Nein«, antwortete ich, »aber ich will nichts essen, bitte, ich will nur mit dir reden, dann gehe ich wieder.«

Daraufhin blieb er im Flur stehen und sah mich erwartungsvoll an. Mein Herz klopfte. Nur zögerlich begann ich zu reden. »Ich möchte, dass du weißt ... es liegt nicht an dir.«

Er verdrehte die Augen, als wollte ich ihn mit klischeehaften Sprüchen abfertigen.

»Nein ... warte ...«, unterbrach ich seine Gedanken. »Es ist nicht so, wie du denkst. Lass es mich erklären. Ich will dir sagen, warum es an mir liegt. Ich hab irgendwie zwanghaft das Bedürfnis, anders behandelt zu werden, als du es mit mir machst. Das heißt aber nicht, dass ich es falsch finde, wie du mit Frauen umgehst. Im Gegenteil, eigentlich sollte ich mir genau das wünschen ... aber ich kann nicht.« Die letzten paar Worte kamen nur noch leise und verschämt aus meinem Mund.

Er seufzte und überlegte kurz. »Wie möchtest du gern behandelt werden?«

Ich lächelte verlegen. »Das ist schwer zu erklären. Er kann es einfach.«

»Dein Sektenführer?«

»Ja.«

»Warum nennst du ihn nicht einfach Santiago?«

Ich wurde bleich vor Schreck. »Woher kennst du seinen Namen?«

Er zuckte mit den Schultern. »Ich hab im Internet recherchiert.«

Verwirrt sah ich ihn an. Santiago war im Internet?

Ronan nahm meine Hand und führte mich zu seinem Laptop. »Ich hab nach deinem Tattoo gesucht, dieses verschlungene ›S‹, welches ja eigentlich ein Brandmal ist. Es gibt achtundsiebzig Mädchen auf der Welt, die dieses Zeichen tragen ... Wusstest du das nicht?«

Ich schüttelte den Kopf. Achtundsiebzig? Acht-und-siebzig? Ronan öffnete eine Homepage und sie war mit diesen sphärischen Weltraumklängen hinterlegt, die ich nur zu gut kannte. Sofort wurde mir schwindelig und ich sank auf seinen Bürostuhl.

»Hier, siehst du?« Er deutete auf den Bildschirm. »Von jedem Mädchen ein Bild. Die älteste ist achtundzwanzig.« Ronan scrollte weiter nach unten. »Und hier bist du!«

Völlig perplex riss ich meine Augen auf. Santiago hatte mich ins Internet gestellt. Mein FHM-Cover! Sogar mein Vorname stand dabei. Ich war Nummer sechsundsiebzig. Vor mir Jana und die anderen Mädchen. Hinter mir zwei neue Gesichter ... blond ... mit üppigen Brüsten ... gar nicht Santiagos Ding. Von ihm selbst war kein Bild zu sehen. Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen und ich sackte ohnmächtig zusammen.

***

Ronan saß neben mir, als ich wieder erwachte. Er hatte mich auf die Couch gelegt. Erschrocken richtete ich mich auf und griff mit beiden Händen in meine Haare. »Ich wusste nicht, dass es so eine Seite gibt«, erklärte ich ihm und bekam dabei kaum Luft.

»Dann weißt du vermutlich auch nicht, wozu sie dient?«

»Nein ... aber ich glaube, ich will es gar nicht wissen.«

Ronan sah mich zittern und griff nach meiner Hand. »So schlimm ist es nicht. Er veranstaltet offensichtlich einmal pro Jahr ein Treffen, wo er all diese Mädchen hier einlädt, beziehungsweise wird auf dieser Webseite der Termin dafür bekannt gegeben. Das letzte fand sehr exklusiv auf einer Yacht statt. Welchen Zweck die Seite sonst noch hat, kann ich dir nicht sagen. Vielleicht brüstet er sich vor irgendwelchen Leuten mit seinen Verflossenen. Übrigens, die Seite war geschützt, ich hab sie von einem Programmierer, einem Bekannten von mir, aufmachen lassen.«

Warum hatte David mir das nicht gesagt? Bestimmt wollte er mich von diesen Treffen fernhalten. Nummer Sechsundsiebzig! Obwohl ich geplant hatte, diesmal tapfer zu sein und vor Ronan nicht mehr zu weinen, kamen mir schon wieder die Tränen.

Ronan bohrte weiter in meinen Wunden. »Wieso lässt man sich für einen Mann brandmarken? Du bist achtzehn ... Du warst vielleicht ein paar Monate mit ihm zusammen! War es das wert?«

»Ja«, schluchzte ich trotzig.

»Er macht die Mädchen alle hörig, hab ich recht?«

Ich zögerte kurz, bevor ich es mir selbst eingestehen konnte. Dann nickte ich stumm. Ronan zog mich an sich und schlang seine Arme um meinen Körper. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und heulte. Minutenlang.

»Ich muss jetzt gehen«, seufzte ich.

Ronan hielt mich noch kurz fest, dann begleitete er mich ins Vorzimmer, wo mich eine neue Traurigkeit überrollte, weil mir klar wurde, dass ich nun zum letzten Mal in sein schönes Gesicht sehen und ein paar Minuten später jegliche Chance bei ihm verspielt haben würde. Ich fragte mich, wie ich es meinem Körper und meiner Seele nur antun konnte, an dem falschen der beiden Männer zu hängen.

Ronan richtete seinen Bademantel, der an seiner Brust etwas zu weit aufgegangen war. »Hab ich das vorhin richtig verstanden, dass du dich bei mir entschuldigen wolltest?«, fragte er. Der Tonfall in seiner Stimme kam mir plötzlich etwas eigen vor, fast ein wenig herablassend. Aber das war eine Art, mit der ich wenigstens umzugehen wusste.

»Ja ... es tut mir aufrichtig leid, ich wollte dich letztes Mal nicht beleidigen«, beteuerte ich.

»Ich verzeihe dir, wenn du mir einen Wunsch erfüllst ...«

Jetzt war ich noch mehr überrascht. »Okay«, entgegnete ich kleinlaut und gespannt, was jetzt kommen würde, denn sein verführerischer Blick ließ mich bereits dahinschmelzen.

Er hielt einen Finger unter mein Kinn und drängte mich einen Schritt zurück, bis ich eine Wand hinter mir spürte. »Wenn du mir diesen Wunsch erfüllst, vergebe ich dir.« Sein Ausdruck war ernst und mir wurde ganz anders. Er sprach mit mir, als wäre er Santiago. Woher konnte er das plötzlich? Brauchte ein Mann nur zu wissen, dass eine Frau die Neigung hatte, jemandem hörig zu sein. Reichte das schon aus, um den richtigen Tonfall zu finden? Konnte das jeder? »Ich werde dich jetzt küssen ...«, sprach er weiter und sofort spürte ich pochende Erregung zwischen meinen Beinen. »Und ich möchte, dass du mich dabei mit deinen Händen berührst ... im Gesicht!«

Erschrocken schnappte ich nach Luft. »Nein«, hauchte ich, »du weißt doch, dass ich ein Problem damit habe!«

»Ja ... und du sollst wissen, dass ich ein ganz normaler Mensch bin ... genau wie du ... und genau wie er! Es ist abartig, solch ein Aufsehen darum zu machen!«

Ich wandte meinen Blick von ihm ab, auf der Suche nach einer Antwort. Doch seine Hand holte zärtlich mein Gesicht zurück in seine Richtung. »Wirst du es tun? ... Sonst küsse ich dich nicht!«

Wieso war er sich so sicher, dass mir ein Kuss von ihm etwas bedeutete? Zugegebenermaßen hatte er mich ziemlich in die Enge getrieben und sein selbstbewusstes Auftreten veranlasste mich schließlich, ihm ein zaghaftes »Okay« zu schenken.

Er nickte zufrieden. »Nimm deine Hände schon mal nach oben, dann hast du es danach nicht so weit.«

Ich liebte seinen Befehlston. Doch ihm zu gehorchen, fiel mir schwer. Missmutig legte ich meine Arme auf seine Schultern und streckte sie hinter ihm aus. Er lächelte ... und ganz langsam kam er mir näher ... sein Gesicht, sein Mund, seine Lippen ... ich schloss meine Augen und er begann, mich leidenschaftlich zu küssen. Seine Hände hielten jetzt an meiner Taille fest, er drückte mich leicht und ich wusste, was er damit meinte. Mein Herz klopfte, ich war mir sicher, ihm seinen Wunsch nicht erfüllen zu können, und zögerte. Aber sein Kuss war so endlos betörend. Ronan war so zudringlich. Seine Zunge versetzte mich in einen süßen Rausch. Ich spürte die Erregung in meinem Unterleib, ein Ziehen und ein Kribbeln, die Nässe zwischen meinen Beinen. Und erst, als mich erneut der sanfte Druck seiner Hände ermahnte, fand ich zurück ins Hier und Jetzt. Ich wollte es tun. Ich wollte tun, was er verlangte. Doch schon der erste Versuch misslang. Während ich langsam die Arme hinter seinem Kopf anwinkelte und mit den sensiblen Innenseiten meiner Unterarme seine schönen Haare berührten, verlor ich jegliche Beherrschung über meine Gefühle. Mit der ganzen Kraft meiner Arme zog ich ihn an mich, meine Hände rissen an seinen Haaren, ich rutschte von seinen Lippen, ein Gemisch aus Schreien und Stöhnen drang aus meinem Mund, meine Beine knickten weg und er musste mein Gewicht halten. Vermutlich war diese Demonstration für ihn auch überzeugend genug, denn er löste sich aus meinem Klammergriff und hielt meine Arme fest, solange, bis ich wieder allein stehen konnte. Doch ich keuchte noch immer vor Erregung und vor Begierde ... wie besessen.

Mit sanfter Stimme versuchte er mich zu beruhigen: »Schhhhh ... Ist ja gut ... Ich wollte dir nur helfen.« Er nahm mich in seine Arme. Aber ich ließ mich nicht beruhigen. Er durfte jetzt nicht aufhören. Mein Feuer war entfacht und ich war verrückt nach ihm. Ich spürte, wie er sich gegen mich lehnte, mit seinem Körper drückte er mich an die Wand. Und als ich zu ihm aufblickte, gab er mir seine Zunge zurück. Er küsste mich hingebungsvoll und mich durchströmte ein seltenes Glücksgefühl. Doch das war erst der Beginn. Ich fühlte seinen Bademantel, der große Knoten an seinem Gürtel presste sich aufdringlich gegen meinen Unterleib. Er beflügelte meine Fantasie. Und während Ronan mich küsste, wurde die mächtige Schlinge an meinem Bauch zu Fleisch und Blut. Ich stöhnte vor Verlangen. Bald sah ich nur noch seinen Schwanz vor meinen Augen und dann musste ich ihm meinen Mund entziehen, um meinen sehnlichsten Wunsch in Worte zu fassen: »Lass mich vor dir niederknien, bitte, ich will dich in meinem Mund haben.«

Er senkte seinen Kopf und küsste mich am Hals weiter, während er unter mein Kleid fasste und vorsichtig in mein Höschen griff. Zärtlich befühlte er die grenzenlose Feuchtigkeit, die sich hier für ihn gebildet hatte. »Ich könnte mir aber auch etwas anderes vorstellen?«, gestand er.

Ich atmete schwer ... seine Finger gaben sich alle Mühe, mich zu überzeugen, aber ich ließ mich nicht erweichen. »Nein ... bitte ... lass mich!« Ungeduldig öffnete ich die Schleife seines Gürtels und noch bevor ich nach unten sehen konnte, versprach mir der Tastsinn meiner Finger, ich würde meinen Mund weit öffnen müssen. Ronan ließ zu, dass ich mich mit beiden Händen an seinem Schwanz festhielt, doch er flüsterte eine süße Bitte in mein Ohr: »Zuerst will ich dich nackt sehen.«

Ich strahlte ihn an, nur zu gern wollte ich mich vor ihm ausziehen. Mein Kleid fiel auf den Boden, gefolgt von meinen Dessous und als ich schließlich splitternackt vor ihm stand, fühlte ich mich geschmeichelt, denn in seinen Augen sah ich Gefallen und Bewunderung, vielleicht für meinen Körper, aber ich stellte mir vor, es wäre für meinen Gehorsam. Ronan streichelte zärtlich über meine Brüste und zauberte prickelnde Gänsehaut in all meine Poren. »Sag deinem Guru bei Gelegenheit, ich bin dankbar für die Homepage, denn so habe ich wenigstens ein Foto von dir.«

Ich musste lachen. Doch wir wussten vermutlich beide, dass ich dem nie Folge leisten würde.

Unter dem Schutz seines Bademantels sank ich auf die Knie. Dabei ließ ich ganz bewusst meine Finger über seinen Körper gleiten, über seinen Rücken und über seine Oberschenkel ... um guten Willen zu zeigen ... oder zumindest, um vorzugeben, dass ich einsichtig und auf dem Weg der Besserung war. Dann streckte ich meine Arme über die leichte Behaarung seiner Brust nach oben, weil ich es liebte, beim ersten Eindringen meine Hände nicht zu gebrauchen. Ronan fasste meine Handgelenke und drückte sie an sein Herz. Mit einem Unterarm lehnte er sich über mir gegen die Mauer. Ich mochte dieses Bild aus meiner Perspektive, dann sog ich gierig seinen intimen Duft ein und belohnte ihn mit einem gekonnten Zungenspiel auf seiner Eichel. Meine Lippen berührten die seidig weiche Haut, sie liebkosten sie mit feuchten Küssen und meine Zungenspitze reizte seine empfindsamste Stelle. Sein Schwanz stand steil aufgerichtet vor mir und er zuckte kräftig unter meiner Behandlung. Bis sich mein Mund schließlich öffnete und die pralle Erektion in sich aufnahm. Ich wollte Ronan in die Augen sehen, aber er hatte sie geschlossen. Doch das hingebungsvolle Saugen an seinem Schwanz brachte ihn zum Stöhnen und es ließ auch zwischen meinen Schenkeln den Saft der Begierde nur so quellen. Es tropfte auf meine Füße und ich bemerkte, wie sich meine geschwollenen Schamlippen an meiner Ferse teilten, um meinen Lustpunkt vorsichtig daran zu reiben. Ronan gab meine Hände frei. Er fasste behutsam in meine Haare, ohne mir Führung zu geben. Auch ich griff nun nach dem Objekt meiner Begierde und umschloss es am Schaft, während ich mich mit meinen Lippen voll und ganz der sensiblen Spitze widmete. Meine Erregung wuchs, meine Bewegungen wurden schneller und sein Schwanz immer härter. Unter dem festen Druck meiner Lippen glitt er geschmeidig ein und aus. Meine Zunge erfreute sich an seiner unregelmäßigen Struktur. Er glänzte von meinem Speichel, war rosa-violett, prall, und unmittelbar davor, zu kommen. Sein kehliges Stöhnen versicherte mir höchste Erregung, er musste sich nun mit beiden Händen an der Wand abstützen und genau im richtigen Moment zog ich ihn aus meinem Mund, denn ich wollte ihm etwas anderes bieten. Er explodierte regelrecht vor meinen Augen und spritzte in mehreren Schüben in mein Gesicht. Sein Sperma benetzte meine Wangen, meine Nase, meine Augen. Ich missbrauchte seinen Schwanz als Pinsel, um es gleichmäßig zu verteilen und ein sinnliches Gemälde in meinem Gesicht entstehen zu lassen. Dann saugte ich daran, stahl mir auch den letzten Tropfen und leckte ihn hingebungsvoll von allen Seiten sauber. Mit seiner Eichel an meiner Stirn wartete ich schließlich, bis er sich erholt hatte und mir zu verstehen gab, dass ich aufstehen durfte. Ich empfand tiefe Genugtuung dabei, ihm mit seinem Sperma in meinem Gesicht gegenüberzustehen. Die Verzückung darüber, dass er mein Kunstwerk nun anerkennend und wertschätzend betrachtete, ließ mich breit lächeln.

Er musste sich räuspern, bevor er seine Stimme wiederfand und sprach: »Also wenn du dich mal verändern möchtest, würde ich mich sogar bereit erklären, für dich eine Sekte zu gründen.«

Sein Angebot machte mich sehr glücklich, zumal ich ja wusste, wie sehr er Sekten verabscheute.

Dann wollte er mich küssen und ich drehte erschrocken mein Gesicht zur Seite, denn die Vorstellung, dass ein Mann sein eigenes Sperma auf die Lippen bekommen sollte, fand ich widerlich. »Nicht! Ich muss gehen ... mein Flieger«, wehrte ich mich.

»Willst du dir vorher das Gesicht waschen?«

Ich lachte. »Ja ... das wäre nett.«

Wenig später küsste er mich gefühlvoll zum Abschied und versicherte mir noch mal: »In meiner Sekte wärst du das einzige Mitglied.«

Verlegen lächelte ich. Wir wussten beide, dass das nie passieren würde. Aber ich war stolz, dass es ihm gefallen hatte. Doch mittlerweile hatte ich es ziemlich eilig.

Beim Öffnen meiner Zimmertür stolperte ich über ein großes Kuvert, das jemand unten durchgeschoben hatte. Darin kam ein Foto zum Vorschein, ein Meisterwerk eines Fotografen, das mich vor Begeisterung erstarren ließ. Es zeigte mich in meiner weißen Spitzenunterwäsche, wie ich mich auf einer rot glänzenden Satindecke räkelte. Das weiche Licht gab der Szene unvergleichliche Sinnlichkeit. Meine langen schwarzen Haare waren weit ausgebreitet und ich musste zugeben, abgesehen von den blauen Augen, hatte das Model darauf verdammt viel Ähnlichkeit mit Adriana Lima. Dieses Foto hätte sich bestimmt gut gemacht zwischen all den klassischen Posen in meiner Referenz-Mappe, aber die Umstände, unter denen es entstanden war, veranlassten mich zu einer ganz anderen Handlung. Ich steckte es wieder zurück in die Hülle, suchte einen leuchtend roten Lippenstift aus meiner Handtasche und bepinselte damit meinen Mund. Dann drückte ich einen hübschen Kuss auf das Kuvert und machte mich kurz vor meiner Abreise noch einmal auf den Weg zum Penthouse. Vor seiner Tür kniend überkam mich dann doch dieser wehmütige Schmerz der Trennung, den ich eigentlich hätte empfinden sollen, als er mich zum Abschied geküsst hatte und meine sentimentalen Gefühle noch betäubt und berauscht von seinem wundervollen Höhepunkt friedlich geschlummert hatten. Bittere Tränen tropften nun auf den Umschlag und zeichneten einen Sternenhimmel rund um den einsamen, leuchtend roten Planeten. Aber bevor sich das Papier ganz aufweichen konnte, musste ich mich selbst davon losreißen und schob es schweren Herzens unter seiner Tür hindurch, mit dem Wissen, damit nicht nur ein schönes Bild, sondern auch ihn verloren zu haben.

Wenige Minuten später verließ ich das Hotel.

Meine Stimmung war gedrückt. Die beiden Mädchen gingen mir aus dem Weg und im Flugzeug saß ich wieder neben Gerry. Anstandshalber bedankte ich mich bei ihm für das Foto, obwohl mir eigentlich gar nicht danach war, mich bei ihm für irgendetwas zu bedanken.

»Hast du mir verziehen?«, fragte er daraufhin.

»Was denn? Du hast ja noch nicht mal zugegeben, dich unrecht verhalten zu haben.«

»Ich meine, ob du mir verziehen hast, dass ich Chiara den Vorzug gab. Es ist doch offensichtlich, dass du auf sie eifersüchtig warst.«

Mir blieb vor Entsetzen der Mund offen. »Bist du verrückt? Ich war doch nicht eifersüchtig! Falls du dich nicht erinnern kannst, ich wollte überhaupt nichts von dir!«

»Nicht?«

»Nein!«

»Ich dachte, ich hätte da was gesehen ... in deinen Augen ...«

Ich zischte verächtlich und sah ihn empört an.

»Du bist hinreißend, wenn du in die Luft gehst«, schmeichelte er.

Verwirrt schüttelte ich den Kopf. »Du hast mich auf den Arm genommen?«

Er lächelte schuldbewusst.

Ich zischte noch mal und war sprachlos. Doch dann machte ich eine abweisende Handbewegung, ließ mich zurück in den Sitz fallen und vertiefte mich zum Schein wieder in mein Buch. Ich musste nachdenken ... über David ... und was genau von meinen Erlebnissen ich ihm erzählen wollte. Gleichzeitig wurde mir klar, dass ich mir wirklich bald Sorgen um meine Augen machen sollte. Ich hatte zwar seit einer Woche nichts von ihm gehört, aber die Chancen, dass David mich vom Flughafen abholen würde, standen recht gut, und niemand konnte in meinen Augen besser lesen als er.

***

Aber meine Angst war unbegründet. Verleitet durch seinen liebevollen Empfang und die angeborene Gutmütigkeit, die er ausstrahlte, erzählte ich ihm freiwillig alles – einen Teil schon im Taxi und den Rest am Abend. Er hielt die Geschichte mit Chiara sogar für eine wichtige Erfahrung, auch wenn ich dadurch nur zu dem Schluss gelangt war, weder bisexuell noch lesbisch zu sein. Und sein Schuldeingeständnis, mir die Informationen zu Santiagos exklusiven Treffen absichtlich vorenthalten zu haben, erleichterte es ihm vermutlich etwas, mir meinen Fehltritt mit Ronan zu verzeihen, zumal ich ja gar keinen richtigen Sex mit ihm gehabt hatte. Trotzdem bat ich David, mir Blut abzunehmen und es untersuchen zu lassen, da ich ihn auf keinen Fall mit irgendetwas anstecken wollte. Aber auch diese Angst stellte sich als unbegründet heraus.

Meine Lebensfreude steigerte sich erheblich, als mich David eine Woche später vorzeitig von meinen Putzdiensten befreite und Hayle wieder in die Küche zurückkehrte. Vermutlich hatten beide erkannt, dass diese Tätigkeiten nicht gerade zu meinen Stärken zählten.

David gab mir auch das geheime Passwort für Santiagos Homepage und ich saß einige Abende vor dem Computer und betrachtete die Fotos der Mädchen. Anbei standen jeweils deren Vorname und das exakte Geburtsdatum. Darüber hinaus gab es keine persönlichen Informationen. Dann entdeckte ich einen Link zu den Terminen. Das letzte Jahrestreffen lag vier Monate zurück – musste also in meine Zeit auf Ivory gefallen sein – und das nächste war noch nicht angekündigt. David meinte, es gäbe klarerweise keine Pflicht, dorthin zu gehen, und er würde es mit allen Mitteln zu verhindern wissen, falls ich so etwas plante. Er ließ sich auch nicht dazu verleiten, mir etwas über diese Treffen zu erzählen und berief sich dabei auf seine Schweigepflicht.