Jetzt!

Nachdem wir gegessen hatten, erhob sich Santiago von seinem Sitzkissen und streckte sich auf der weißen Doppel-Matratze aus. Wir waren nach wie vor nackt und unsere Liebesinsel unter dem Strohdach von flackerndem Kerzenlicht erfüllt.

»Komm her!« Er hielt einen Arm auf und wollte, dass ich mich zu ihm setzte. »Wir spielen jetzt ein Spiel«, verkündete er und griff nach der gekühlten Schüssel mit Mousse au Chocolat und Erdbeeren.

Ich war freudig überrascht, kniete vor ihm und wartete auf seine Erklärung.

»Es ist ein romantisches Spiel ... würdest du mir vielleicht nicht zutrauen, vermutlich wirst du dabei den Schmerz vermissen. Aber darum kann ich mich später kümmern, falls es dir ein Bedürfnis ist.«

Ich lachte. »Okay.« Er war so fürsorglich.

Stolz streichelte er über meine Wange und ich hoffte, er hatte mein »Okay« nicht bereits als Zustimmung verstanden.

»Also, es ist ganz einfach.« Er nahm etwas von dem weißen Mousse auf den langstieligen kleinen Löffel und strich sich davon etwas auf die Schulter. »Das ist für dich«, sprach er mit einem auffordernden Blick in dieselbe Richtung.

Ich hielt meine Haare zusammen, beugte mich über ihn und leckte den kleinen weißen Fleck von seiner nackten Haut. Danach sah ich ihn wieder an.

Er lächelte. »Okay, als nächstes bist du dran! Wenn du zwischendurch eine Erdbeere möchtest, sag’s mir, dann werde ich dich füttern. Ich selbst darf Erdbeeren essen, so viele ich möchte ... gut ... ich fange an!« Santiago tauchte den schmalen Löffel abermals in die Creme. Er tupfte sich ein wenig davon in die Mitte seiner Handfläche und ließ genau diese Hand geöffnet neben mir zu Boden.

Kniend rutschte ich ein Stück weg von ihm, nahm meine Haare zur Seite und begann die delikate Süßspeise aus seiner Hand zu lecken. Hatte ich mir ja schon gedacht, dass dieses Spiel einen eigenen Reiz entwickeln würde. Für uns beide. Er würde mir mit jeder kleinen Portion demonstrieren, dass, egal wo ich mich an seinem Körper bewegte, er unmissverständlich meine Unterwürfigkeit erkennen wollte und ich würde mich glücklich schätzen, ihm diese Macht über mich zu gewähren.

»Willst du eine Erdbeere?«, fragte er danach.

»Ja.«

Daraufhin nahm er eine zwischen seine Zähne und zog mich an sich. Ich stahl sie aus seinem Mund und während ich sie runterschluckte, musste ich mir eingestehen, dass mir dieses Spiel gefiel. Mit einem Blick, der tausend Worte sprach, vertraute mir Santiago den Löffel an. Ich wusste, ich durfte meine Freiheit nicht missbrauchen.

Ich kniete neben ihm und entschied mich für meinen linken kleinen Nippel, der seine Begeisterung sofort dadurch zeigte, dass er sich beim ersten Kontakt mit dem kalten Mousse freudig aufrichtete. Ich hüllte ihn in winterliches Weiß, legte den Löffel wieder beiseite und strahlte Santiago an.

Der zog eine Augenbraue hoch.

Ich bekam Angst ... Angst, die falsche Wahl getroffen zu haben. Aber er wollte mich mit dieser kleinen Verzögerung offenbar nur erschrecken, stützte sich auf seinen Ellbogen und führte seinen Mund an meine Brust. Feuchte Wärme umschloss meinen hart abstehenden Nippel, ich fühlte das Kreisen seiner Zunge, ein wohliges Saugen und sanfte Bisse. Santiago hatte die Augen geschlossen und ich bewunderte sein schönes Gesicht, seine Haare ... Ihn zu beobachten erregte mich. Ja, ich liebte dieses Spiel. Sofort beschloss ich, in der nächsten Runde meinen anderen Nippel zu bedenken, der sich nun sträflich vernachlässigt fühlte.

Aber vorher war Santiago an der Reihe. Er setzte seiner linken großen Zehe ein Sahnehäubchen auf.

Während ich sie nicht nur ableckte, sondern sie auch in meinen Mund nahm, daran hingebungsvoll saugte und sie mit meiner Zunge liebkoste, spürte ich prickelndes Verlangen in meinem Unterleib. Kurz dachte ich an Amistad. Seit gestern wusste ich, wozu so eine große Zehe in der Lage war. Ob Santiago mir wohl anmerkte, dass mich das Gefühl seiner großen Zehe in meinem Mund erregte? Egal. Nun war mein zweiter Nippel am Zug. Santiagos Zunge vollführte ähnliche Kunststücke wie zuvor. Mein Herz klopfte und ich wünschte mir, dass ihn das auch so sehr erregen würde wie mich.

Wieder erwartete mich eine Erdbeere. Diesmal zerbiss er sie und ich bekam mehrere Teile, leicht angewärmt, aus seinem Mund. Ich sollte ihm sein Glas reichen und wir tranken beide einen Schluck Champagner. Dann legte er einen Arm über den Kopf und verteilte mit der anderen Hand weißen Schaum in seiner Achsel, als wollte er sich nassrasieren. Diesmal brauchte ich etwas länger. Er streichelte zärtlich meinen Hals, während ich ihn mit meiner Zunge verwöhnte ... und ich spürte, dass sein Atem tiefer ging. Ich wünschte mir so sehr, ihn zu erregen, denn mir wurde bereits heiß ... vom Alkohol ... vom männlichen Duft und salzigen Geschmack seiner Achseln ... und von der erotisierenden Wirkung seiner nackten Haut.

Er gab mir den Löffel. Ich stellte mein Bein auf und tropfte ein weißes Schokoladenhäubchen auf mein linkes Knie. Dann lehnte ich mich zurück auf meine Ellenbogen und hoffte, meine Grenzen nicht überschritten zu haben, wenn ich von ihm erwartete, dass er sich jetzt zu meinem Knie beugte, um es abzulecken. Aber Santiago blieb entspannt liegen, er lächelte mich an, drehte sich nur kurz in meine Richtung und fasste mit seiner rechten Hand in meine linke Kniekehle. Im nächsten Moment riss er mein Bein an sich, sodass ich neben ihm fast einen Überschlag machte. Ich lag verdreht auf der Seite und musste lachen, während er gemütlich mein Knie ableckte und es anschließend wieder fallen ließ.

»Willst du eine Erdbeere?«, fragte er aufmerksam.

Diesmal zerbiss er sie gründlich, bevor er sie in meinen Mund spuckte.

Ich konnte kaum erwarten weiterzuspielen. Santiago lud sich eine große weiße Portion auf den Löffel. Meine Vorfreude ließ mein Herz höher schlagen, als er sie langsam über seinen Schwanz balancierte, jedoch ohne ihn zu bekleckern. Mit der anderen Hand streichelte er durch meine Haare, er beobachtete meine sehnsüchtigen Blicke, gleichzeitig wanderte der Löffel tiefer, über seinen Schaft hinweg, bis zu dem riesigen Doppelhügel, der glatt rasiert zwischen seinen Beinen lag und im Nu weiß überzogen war. Santiago spreizte seine Schenkel und ließ mich in die Mitte. Er legte sich etwas höher und zog seinen wohlig erregten Schwanz etwas zur Seite, um mich besser sehen zu können. Voller Hingabe leckte ich die weiße Creme von seiner weichen Haut, er hatte es mir nicht einfach gemacht, denn freihändig war mein Zielgebiet ziemlich unhandlich. Er beobachtete meine Anstrengungen, irgendwann legte er seine Hand an mein Kinn und streichelte mit seinem Daumen zärtlich über meine Wange. »Mach deinen Mund auf!«, hauchte er und ich sah ein kleines »Bitte« in seinen Augen. Ich öffnete meine Kiefer weit und er gab mir seinen vermutlich wertvollsten Körperteil zwischen die Zähne. Bestimmt ein Vertrauensbeweis, dachte ich. Meine Lippen umschlossen ihn. Ich saugte die ganze Pracht in meinen Mund und wie ein zu dicker Knebel füllte er meine Wangen aus. Santiago trank nun allein von seinem Glas Champagner und lächelte mich entschuldigend an. Pausbackig konnte ich kaum meine Zunge bewegen und hatte auch Schwierigkeiten zu schlucken. Dann erlöste er mich und reichte mir mein Glas und den Löffel.

Leicht schwindelig vom Alkohol wurde ich nun immer mutiger. Ohne viel nachzudenken legte ich mich auf den Rücken und kleckste weiße Sahnemasse wunderschön mittig platziert auf meinen Venushügel. Als ich ihm jedoch den Löffel zurückgab, überkamen mich erste Zweifel. Was hatte ich getan? Wenn ich mir vorstellte, wozu das führen könnte, wurde mir erst bewusst, dass ich so etwas von ihm gar nicht wollte. Santiago setzte sich auf und seine Miene war finster. Ich überlegte, mich zu entschuldigen, aber er kam mir zuvor. Mit einem Finger strich er die Schokolade von meinem Schambein und verteilte sie kurzerhand an meinem Hals. Es stand offensichtlich nicht mal zur Debatte, ob er mich da unten küssen würde. Langsam legte er sich auf mich und sein Mund öffnete sich an meiner Kehle. Ich spürte seinen Schwanz über meine Hüften streichen, während er mich am Hals küsste. Er rieb sich an meinem Körper und machte mich halb wahnsinnig. Ich keuchte und fragte mich, wie lange er sich noch beherrschen konnte, denn ich wollte ihn schon längst in mir haben. Aber er rutschte seitlich von mir, blieb neben mir liegen und flüsterte in mein Ohr: »Von jetzt an treffe ich die Entscheidungen.«

Ich nickte, mein Atem ging schwer und mit glasigen Augen flehte ich ihn an, mit mir Liebe zu machen. Aber er griff hinter sich und zeigte mir kurz darauf seine Hand ... sein Mittelfinger war zur Hälfte weiß überzogen. Ich lächelte und kam ihm mit meinem Mund bereitwillig entgegen. Zögernd gab er mir jedoch nur die Spitze seines Fingers und während ich daran saugte, fühlte ich die Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen. Meine intimen Muskeln zuckten leidenschaftlich, als würde ich an seinem Schwanz saugen ... und in seinem Gesicht erkannte ich nun zum ersten Mal auch sein Verlangen. Ich spielte mit meiner Zunge an seinem Finger. Immer wieder entzog er ihn mir, wenn ich ihn zu tief einsaugte. Er amüsierte sich dabei über die Enttäuschung in meinen Augen, bis er mich schließlich fragte: »Willst du mehr?«

»Jah«, hauchte ich gierig.

Er lächelte. »Willst du für mich weinen?«

Ich wusste, was das bedeutete, aber ich wollte ihn tief in mir haben, und nicht nur einen Finger, also nickte ich.

Er lehnte noch immer auf seinem Ellenbogen und griff nun mit der zugehörigen Hand an meinen Hinterkopf. Liebevoll zog er mich an sich und legte gleichzeitig sein schweres Bein über meine Hüften, um mich zu fixieren. Dann gab er mir drei seiner langen schlanken Finger in den Mund. Seine Augenbrauen zogen sich mitfühlend zusammen, als er sah, wie ich kämpfte. Er versetzte mir sanfte Stöße, die einen Liebesakt simulieren sollten, während seine Fingerspitzen ganz empfindliche Punkte in meiner Kehle trafen. Mein Magen kontrahierte und unzählige Tränen suchten ihren Weg über die Schläfen in meine Haare. Würgelaute verließen meine Kehle, für die ich mich unendlich schämte, aber ich liebte es, wenn er meinen Körper beherrschte.

Als er genug hatte, griff er sich mit derselben und nun nassen Hand an seinen Schwanz, der prall aufgerichtet zwischen uns empor ragte. Er ließ ihn mehrmals geschmeidig durch seine Finger gleiten und sah dabei abwartend in meine Augen. Mein Körper bebte, meine Erregung schmerzte, ich keuchte, aber ich spürte gleichzeitig, dass ich ihn jetzt nicht anbetteln durfte. Seine Finger berührten mich kurz zwischen meinen Schenkeln, die sich bereitwillig für ihn öffneten. Er belächelte mein sehnsüchtiges Wimmern und kam endlich über mich. Sein Mund war ganz nah an meinem Ohr und er flüsterte: »Du wirst erst kommen, wenn ich es dir erlaube.«

Verzweifelt sah ich ihn an. Das konnte er nicht verlangen. Mein sensibles Nervengeflecht war bis aufs äußerste gespannt und wenn er jetzt in mich eindringen würde, dann wäre es bestimmt sofort um mich geschehen. Wie sollte ich das verhindern? »Ich kann nicht«, hauchte ich.

»Du willst mir doch den Abend nicht verderben ... Ich möchte, dass du mit mir kommst, also wirst du warten, bis ich es dir sage.«

Eine unterschwellige Angst legte sich über meine Erregung. Ich wollte ihm ganz bestimmt nicht den Abend verderben. Allein schon der Gedanke machte mich traurig und ließ mich wieder darauf besinnen, dass mein Orgasmus nicht an erster Stelle stand. Er diente nur dazu, die letzten Sekunden seiner Lust zu verstärken und ihn zum Ausbruch zu stimulieren. Jedoch, noch nie hatte ich ernsthaft versucht einen Höhepunkt zurückzuhalten. Er sah mir in die Augen und ich widersprach ihm nicht. Zufrieden nickte er und sein mit meinem Speichel überzogener Schwanz rutschte zwischen meine Beine. Die pralle Knolle drängte sich in meine feuchte Spalte und der mächtige Umfang dehnte meine Muskeln, wie ich es mir schöner nicht vorstellen konnte. Er ließ ihn ganz langsam in mich gleiten, beobachtete dabei meine Augen. Ich stöhnte ängstlich. Und als er sich in mir versenkt hatte und meinen ganzen Körper mit seinen Lenden etwas anschob, hielt er kurz inne. Mit aller Kraft musste ich mich beherrschen. Sein strenger Blick ruhte auf mir und er hauchte zufrieden: »Ja ... genau so.«

Dann legte er seinen Kopf neben mein Gesicht und begann, mir rhythmische Stöße zu versetzen. Jeder einzelne von ihnen sandte lustvolle Impulse bis in mein Gehirn. Ich hielt mich an meinen eigenen Haaren fest, atmete regelmäßig und versuchte, mich zu konzentrieren. Santiago hatte es zwar nicht ausgesprochen, aber ich wusste, wenn ich es nicht schaffte, würde nächstes Mal Amistad wieder meinen Höhepunkt steuern ... und mit diesem Damoklesschwert über mir verspürte ich eine geringfügige Linderung meiner Ekstase. Obwohl sich sein Schwanz wundervoll anfühlte! Er war hart und kraftvoll, steigerte kontinuierlich sein Tempo. Santiago küsste mich am Hals und ich musste mein Stöhnen zulassen. Dann richtete er sich leicht auf, damit seine Lenden schwungvoller gegen mich schlagen konnten. Mein ganzer Körper bebte, ich wollte schreien, war jedoch zu sehr damit beschäftigt, meine Erregung, die in mächtigen Wellen über mich hereinbrach, kontrolliert wegzuatmen. Bestimmt sah er die Besorgnis in meinem Gesicht, ich wollte ihn glücklich machen. Egal, was er dafür brauchte. Dann legte sich sein Brustkorb wieder auf mich, sein Mund suchte mein Ohr und er hauchte durch meine langen Haare: »Jetzt.«

Mit einem erleichterten Seufzen atmete ich ein einziges Mal aus und noch bevor ich wieder einatmen konnte, durchfuhr der Orgasmus meinen Unterleib. Santiago schlang seine Arme um mich und hielt mich ganz fest, während die ersten Schockwellen durch meinen Körper jagten. Ich kreischte nach Luft und keuchte, meine Muskeln krampften sich um seinen Schwanz und schenkten ihm kurz darauf das unkontrollierte Pulsieren, auf das er gewartet hatte. Sie würgten ihn unerbittlich, bis sein Körper sich anspannte und auch er unter heftigem Stöhnen zu zittern begann. Ich spürte seinen Samen kraftvoll in mich schießen und er stöhnte erleichtert, bevor er über mir zusammenbrach.

Einige Minuten lang nahm sein Gewicht mir fast den Atem, ich hielt mich noch immer in meinen eigenen Haaren fest, bis ich mich mit einem erstickten Seufzen bemerkbar machen musste. Santiago stütze sich auf seine Unterarme und lächelte mich an. »Irgendwann werde ich dich danach erdrücken«, schmeichelte seine samtige Stimme. Zärtlich küsste er mein Gesicht und drehte sich anschließend auf den Rücken. Eigentlich hatte ich mir ein kleines Lob erwartet, weil ich es geschafft hatte, aber stattdessen zog er mich an seine Seite und hielt mich etwas zu grob umfasst in seinem Arm. Ich fühlte, ihm zu gehören und glaubte ganz fest daran, dass er stolz auf mich war.

Mit seiner freien Hand suchte er nach einer Zigarette und kurz darauf blies er einen weißen Schleier in die Luft. Erst als er ausgeraucht hatte, wandte er sich mir zu, sah in mein Gesicht und streichelte durch meine Haare. »Wegen dieser Webseite ... und den besagten Jahrestreffen ...« Seine Stimme klang heiser. »Jana soll nicht davon erfahren ... und die anderen Mädchen auch nicht.«

»Ja ... ich behalte es für mich.«

»Wie kann ich sicher sein, dass du es ihr nicht erzählst?«

Ich zuckte ratlos mit meinen Schultern. Wenn er geahnt hätte, wie viel ich noch über ihn wusste, durch David ... die Geschichte mit seiner Zieh-Mutter, die verantwortlich war für seine Berührungsphobie, seine wilden Jugendjahre mit Damian oder wie kitschig romantisch er David kennengelernt hatte, seine bevorzugte Stellung bei gleichgeschlechtlicher Liebe, die Schweigegelder ... Und er machte sich Sorgen wegen dieser Treffen!

»Meine Angst, dass du es rauskriegst, wenn ich es erzähle, ist viel zu groß«, versicherte ich ihm.

»Ja, aber dann ist es zu spät ...« Er überlegte angestrengt, bevor er zu einem Entschluss kam. »Wir machen es so, ich zahle dir eine Million Dollar für dein Stillschweigen. Du bekommst das Geld an dem Tag, an dem du mich verlässt.«

Mir blieb augenblicklich die Luft weg. Ich versuchte mich zu beherrschen und nicht in Hysterie zu verfallen. Einzig mein nervöses Zwinkern verriet, dass ich mit diesem Angebot kaum umgehen konnte. Hätte ich nicht von David gewusst, dass solche Zahlungen für ihn an der Tagesordnung lagen, wenn auch üblicherweise nur für seine männlichen Geliebten oder Bodyguards, hätte ich es für einen schlechten Scherz gehalten. Aber so war mir klar, dass er es ernst meinte. Ich hatte soeben in der Lotterie gewonnen und durfte es aus diplomatischen Gründen nicht zeigen. Für so viel Geld konnte ich gut und gern auch all die anderen Geheimnisse für mich behalten ... Schließlich erlaubte ich mir doch ein kleines Lächeln.

Er verstand es als Zustimmung. »Die Schweigepflicht gilt natürlich auch für das Geld an sich, auch gegenüber meinen Männern«, erklärte er abschließend.

Ich nickte. Ich wollte nie wieder sprechen. Zur Sicherheit.

Er lächelte. »Hab ich jetzt ein stummes und ein blindes Mädchen?«

Ich strahlte ihn glücklich an, ließ mich dann aber doch zu einem schüchternen »Ja« hinreißen.

»Gut.« Santiago küsste mich auf die Stirn. »Ich halte es übrigens nicht für notwendig, dir zu erzählen, wie diese Treffen ablaufen! Du wirst es erfahren, wenn es soweit ist.« Er drehte sich zur Seite, griff nach seinem Handy, wählte und sprach: »Du kannst sie abholen ... mit Silberschmuck ... und ich brauche mein Fell.«

Dann schenkte er Champagner nach, trank, zündete sich eine zweite Zigarette an und blickte sinnlich und zufrieden hinaus auf die nun künstlich grün beleuchtete Meeresbrandung. Ich schmiegte mich an seinen linken Arm und genoss die letzten paar Minuten, die mir vergönnt waren. Irgendjemand würde mich gleich abholen kommen ... mit Silberschmuck? ... Und einem Fell? Mir war alles recht. Für eine Million Dollar!

Es vergingen keine zehn Minuten und unsere Liebesinsel wurde erneut erschüttert. Mein Wärter ließ eine völlig überdimensional große schwere Kette zu Boden fallen und nickte mir auffordernd zu. Wehmütig küsste ich Santiagos Hand und erhob mich.

»Hast du ein Kleid mit?«, fragte ich Amistad leise.

Er presste kurz die Lippen zusammen, schüttelte den Kopf, blickte auf meine nackten Brüste und heuchelte Bedauern. »Wenn ich das gewusst hätte ...« Dann bückte er sich zu der Kette und als ich sah, wie sich sein Bizeps anspannte während er sie aufhob, wurde mir etwas mulmig zumute. Auch Größe und Dicke der einzelnen Glieder ließen mich erschaudern. Mit dieser Kette konnte man einen Panzer abschleppen! Er schlang mir das wuchtige, kalte Ding zweimal um den Hals und ich dachte, ich müsse augenblicklich vor ihm in die Knie gehen.

»Der Heimweg wird sich für dich etwas mühsam gestalten. Vielleicht überlegst du dir das nächste Mal, wie weit du vom Haus weglaufen möchtest«, erklärte Santiago aus seiner lässigen Liegeposition heraus mit dem Champagnerglas in der Hand.

Die Kette war viel zu lang und Amistad legte zusätzlich zwei Achterschleifen um meine Handgelenke. Im selben Moment betrat »Das Fell« die Plattform und, hätte mich mein Silberschmuck nicht nach vorn gezogen, wäre ich bei seinem Anblick vermutlich nach hinten umgekippt. Amistad reagierte blitzschnell, er drückte mich zu Boden und ich fiel schmerzhaft auf meine Knie. Sofort stellte er sich vor mich, sodass ich Cheyenne nicht mehr sehen konnte.

Aber ich hatte ihn gesehen! Und seine Erscheinung war unvergesslich imposant. Über die breiten Schultern hatte er eine edle Tigerfell-Decke geschlagen, sie fiel an seiner Brust leicht auseinander und gewährte einen aufreizenden Einblick. Vermutlich war er darunter gänzlich nackt. In seinen großen sanften Augen spiegelte sich das goldgelbe Licht der Kerzen. Seine Gesichtszüge waren weich und männlich zugleich, ebenmäßig und kantig. Keiner von Santiagos Geliebten hatte jemals schwul ausgesehen. Cheyenne war bildhübsch.

Ich hörte ihn an mir vorbeigehen. Amistad fasste an das kurze Stück meiner Kette, das meinen Hals mit den Handgelenken verband, und half mir in die Höhe. Im Augenwinkel beobachtete ich, wie Cheyenne seinen Umhang ausbreitete, vor Santiago niederkniete und sich zu ihm legte. Ein bezaubernder Anblick. Mir fiel ein, dass noch reichlich Mousse au Chocolat übrig war und bei dem Gedanken, was die beiden damit anstellen würden, ging sofort die Fantasie mit mir durch. Schade, dass ich nicht bleiben durfte ... und leider hatte ich auch keine Zeit für Tagträume, denn Amistad zog an meiner Kette. So beschloss ich, mir diese sinnliche Vorstellung für später aufzuheben.

»Wie schwer ist die Kette?«, fragte ich Amistad keuchend, als wir noch keine zwanzig Meter zurückgelegt hatten.

»Fünfzehn Kilo. Aber ich trage ja auch einen Teil.« Er hatte das Ende um sein Handgelenk geschlungen.

Obwohl der harte erdige Weg prinzipiell einfach zu gehen war, kamen wir nur langsam vorwärts, denn das schwere Ding raubte mir auf meinen High Heels das Gleichgewicht. Ich wollte mir nicht die Knöchel verstauchen. Etwa nach der halben Strecke gewährte mir Amistad eine Pause. Er sah mich mitfühlend an und nahm mich schließlich inklusive Kette auf seine Arme. Er trug mich den restlichen Weg bis zur Villa. Ich war dankbar, denn ich war todmüde. Heute hätte ich vermutlich auch auf Pflastersteinen gut geschlafen. Im Wohnzimmer nahm er mir den protzigen Silberschmuck ab und begleitete mich noch bis zu meiner Zimmertür.

Jana schlief bereits fest. Ich kuschelte mich neben sie auf die herrlich weiche Matzratze, die nur mir allein gehörte, genau wie unzählige flauschige Kissen und eine seidige Decke ... fast so schön wie ein Tigerfell.

In dieser Nacht träumte ich zum ersten Mal von Cheyenne.