6.

 

»Das unbefugte Betreten dieses Geländes steht unter Todesstrafe! Sie wird sofort vollstreckt.« Die arkonidischen Worte, die aus dem Akustikfeld des fliegenden Roboters drangen, waren unerbittlich, ebenso wie die aktivierten Waffensysteme.

Selbst Rhodan, den so schnell nichts erschüttern konnte, war angesichts dieser Reaktion im ersten Moment reglos vor Überraschung.

»Deckung!«, rief er auf Tefrodisch, damit Caysey ihn verstand, und griff nach dem Kombistrahler. Das war leichter gesagt, als getan: Das Felsplateau war offen und bot keinen Schutz.

Wenn diese Roboter mit Thermostrahlen statt mit Paralyse schießen, sind wir so gut wie tot!

Sichu packte Caysey am Arm und zog sie mit sich, weg von dem Energieschirm und den zwölf Robotern.

Die Roboter waren außerhalb des Schirms stationiert gewesen. Es war zwar sehr schnell gegangen, doch Rhodan hatte bemerkt, dass sie aus Löchern in der Felswand gekommen waren; mit Sicherheit Teil eines umfangreichen Verteidigungssystems.

Das ist eine Forschungsstation – was gibt es dort drin so Wertvolles zu schützen, dass ein solcher Aufwand gerechtfertigt ist?

Viel Zeit zum Nachdenken hatte Rhodan nicht, denn die Roboter gingen tatsächlich zum Angriff über. Feine Strahlen schossen aus den Geschützen und schlugen in den Boden ein.

Was ist das? Das ist kein Thermo-Beschuss ... das sind Nadelstrahler! Stirnrunzelnd blieb Rhodan stehen und betrachtete die Roboter genauer. Sie treffen uns nicht! Eine moderne Zieleinrichtung hätte uns längst erfasst.

Die Nadelstrahlen schienen zudem schwach zu sein: Ein guter Nadelstrahler war in der Lage, meterdicken Stahl zu zerschneiden, auch aus großer Entfernung. Die Strahler der Roboter schafften es gerade mal, den Boden ein bisschen zu verschmoren.

Er duckte sich rasch, als ein Roboter ihn ins Visier nahm, denn auch ein schwacher Nadelstrahler konnte vermutlich unangenehme und im Zweifelsfall tödliche Wunden verursachen. Er wollte es nicht darauf ankommen lassen.

Rhodan legte mit seinem Strahler an und schoss auf eine der Maschinen am Himmel und wich gleichzeitig dem Beschuss von zwei anderen Robotern aus. Zu seinem Erstaunen aktivierte der Roboter keinen Schutzschirm. Sein Schuss – deutlich stärker als jene der Roboter – traf punktgenau, die Maschine stürzte zu Boden.

Das ist zumindest eine Chance.

Rhodan merkte allerdings, dass sich die Roboter schnell darauf einstellten, es mit einem bewaffneten Gegner zu tun zu haben. Sie flogen Ausweichmanöver und schossen sich auf ihn ein. Zum Glück zielten sie nach wie vor miserabel, sodass er ausweichen konnte – und es auch musste.

Das Talagon war ihm aus dem Hemd gerutscht und baumelte an seinem Hals; es war nicht besonders schwer, aber ungewohnt. Es erinnerte Rhodan an die Zeit, als er noch einen eiförmigen Zellaktivator an einer Kette um den Hals getragen hatte.

Sichu und Caysey duckten sich ebenfalls unter den Nadelstrahlen weg. Caysey sammelte zwei Gesteinsbrocken auf und warf sie nach den Robotern, weit daneben. Wäre die Lage weniger ernst gewesen, hätte Rhodan deswegen gelächelt. Diese junge Frau hatte tatsächlich Kampfgeist. Vielleicht lag es an ihrem Zustand, dass sie bereit war, sich mit allen Mitteln gegen den drohenden Tod zu wehren. Er hatte von Müttern gehört, die angeblich einen verunglückten Gleiter angehoben hatten, um ihre eingeklemmten Kinder zu retten.

»Aufhören!«, schrie Sichu auf Arkonidisch. »Was soll dieser Mist? Wir haben nichts getan!«

Das ist die Zeit des Methan-Krieges – hier wird erst geschossen und dann gefragt ... , dachte Rhodan.

Wie erwartet kam auf Sichus Ruf hin keine Reaktion. Rhodan schoss vier weitere Wachroboter ab.

Das sind definitiv altersschwache Modelle. Das ist unser Glück, sonst würden wir diesen Angriff nicht überleben. Aber hier stimmt eindeutig einiges nicht ...

Die verbliebenen Roboter umkreisten sie wie hungrige Geier. Sichu und Caysey drängten sich aneinander, denn andere Deckung gab es nicht. Die schmorenden Überreste der kaum hüfthohen Flugroboter boten keinen Schutz.

Caysey fuhr damit fort, mit Steinen nach den Robotern zu werfen. Auch Sichu fing damit an – wahrscheinlich war es besser, als hilflos auf dem Boden zu kauern und gar nichts zu tun. Zwei Mal trafen die Steine sogar, sie richteten gleichwohl nicht viel aus. Die Roboter gerieten nicht einmal ins Trudeln. Die Roboter waren zwar alt, aber etwas mehr als Steine brauchte es dann doch. Und sie hatten keine Schutzschilde, waren jedoch wendig genug, um Rhodans Schüssen auszuweichen.

Veraltete Modelle hin oder her: Lange stehen wir das nicht mehr durch. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer der Roboter einen Treffer landet ...