8.

 

Rhodan zog Sichu auf die Füße, die sich hinter einem der Roboterwracks in Deckung geworfen hatte. »Alles okay?«

Sichu Dorksteiger nickte. Sie hatte zwar ein paar Schrammen, die sie sich bei ihren Ausweichmanövern zugezogen hatte, sah sonst aber unverletzt aus. Keiner der Schüsse hatte sie getroffen.

»Wir hatten riesiges Glück, dass die Station über so alte Robotermodelle verfügt«, meinte Rhodan. Auch er hatte nur ein paar harmlose Blessuren – er hatte sich unter anderem an einem der Roboterwracks abgestützt und sich dabei an der heißen Einschussstelle verbrannt. Er sah sich nach Caysey um, entdeckte sie jedoch nicht. Ehe er sie suchen konnte, musste er etwas erledigen.

Rasch zog er das Talagon vom Hals und trat auf den vor ihnen schwebenden Roboter zu. Mit Sicherheit gab es hier noch weitere optische Überwachungssysteme, sonst hätte man sie bei ihrer Ankunft aus der Station heraus gar nicht wahrgenommen.

»Was machst du da?«, fragte Sichu alarmiert. »Du willst doch den Forderungen dieses Unbekannten nicht wirklich nachkommen?«

»Wenn ich das Talagon nicht zeige, haben wir sofort wieder die Roboter am Hals.« Perry Rhodan hob das mysteriöse Artefakt vor die Optik des Roboters und ließ es fünf Sekunden lang dort. Dann zog er die Hand zurück und hängt es sich wieder um. »Wo ist Caysey?«

»Hier!« Es war mehr ein Wimmern als ein Ruf, der hinter einem anderen Wrack hervorkam.

Alarmiert rannten Rhodan und Sichu dorthin. Caysey lag auf der Seite, die Arme um ihren Bauch geschlungen, das Gesicht verzerrt. Als Rhodan und Sichu sich neben sie hockten, bemühte sie sich, zu lächeln, und stemmte sich in die Höhe.

Sichu half ihr dabei. »Was ist passiert?«

»Ich bin zu blöd zum Rennen.« Caysey lachte verlegen, verzog gleich darauf wieder schmerzerfüllt die Lippen. »Ich bin gestolpert und gestürzt, als ich den Schüssen ausgewichen bin. Mein Bein blutet. Eigentlich nicht schlimm, aber ... mein Bauch. Ich habe Krämpfe.«

Rhodan kannte Caysey noch nicht lange, doch es war ihm klar, dass es ernst sein musste, wenn die stets optimistische Atlanterin so etwas sagte.

Er war kein Arzt, und Sichus wissenschaftliche Kompetenzen lagen auf einem anderen Gebiet. Aber er begriff, dass ein Sturz in Cayseys fortgeschrittenem Schwangerschaftsstadium nicht vorteilhaft war.

»Trefft eure Entscheidung!«, drang eine fordernde Stimme aus dem Akustikfeld des Roboters. »Übergebt mir das Objekt freiwillig, dann lasse ich euch ein. Oder wählt den Tod.«

»Kannst du laufen?«, fragte Sichu, ohne auf die Stimme zu achten.

Caysey zuckte mit den Schultern. »Ich denke schon. Ich hoffe, meinem Kind geht es gut.«

»Das werden wir bald herausfinden.« Grimmig kniff Rhodan die Lippen zusammen. »Wenn wir in die Station kommen, dann nur unter der Voraussetzung, dass die sich dort drinnen um Caysey kümmern und sie medizinisch versorgen.«

»Bist du verrückt?« Sichu senkte die Stimme. »Wir sollten auf keinen Fall dort hineingehen. Wir können unmöglich Wildfremden das Talagon überlassen.«

»Wer sagt denn etwas davon, dass wir das Talagon tatsächlich aushändigen?«

»Nun werde mal nicht spitzfindig. Das wird unser Freund dort drinnen sicher auch nicht.« Sichu verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin dafür, dass wir uns zurückziehen und einen anderen Weg suchen. Nach diesem Empfang traue ich diesem geheimnisvollen Quartam nicht mehr.«

»Ich traue ihm ebenso wenig. Aber Caysey benötigt medizinische Hilfe. Und wir brauchen ein Transportmittel, wenn wir nicht monatelang zu Fuß durch Atlantis laufen wollen.«

Sichu war hin- und hergerissen. »Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl dabei.«

Caysey stützte sich auf den Ellenbogen ab. »Ich bin mir sicher, dass man mir dort drin helfen kann. Wenn ihr beide es für zu gewagt haltet, führe ich euch weiter Richtung Süden. Ich schaffe das.« Sie erhob sich mühsam, hielt dabei ihren Bauch. »Ich bin sicher, wenn wir eine kurze Pause gemacht haben, bin ich wieder erholt genug, um ...«

»Nichts da!« Rhodan schnitt ihr mit einer knappen Handbewegung das Wort ab. »Deine Schwangerschaft ist ohnehin risikoreich, und ich werde deine Gesundheit und die des Ungeborenen nicht einfach aufs Spiel setzen.« Er drehte sich um und ging erneut zu dem Roboter, hob das Talagon. »Das ist es, was Sie suchen. Lassen Sie uns hinein und kümmern Sie sich um unsere Freundin, dann können wir darüber sprechen.«

Einige Sekunden vergingen. Dann flimmerte der Energieschirm an einer Stelle in Bodenhöhe.

»Was ist das?« Cayseys Hände pressten sich angespannt auf ihren Bauch. Entgegen ihrer üblichen Zuversicht fürchtet sie sich , erkannte Rhodan. Wahrscheinlich hat sie Angst vor einem erneuten Angriff.

»Eine Strukturlücke.« Sichu trat neben Caysey und ergriff stützend ihren Arm. »Das ist wohl eine Einladung.«

Prompt erklang die Stimme wieder, dieses Mal aus einem Akustikfeld nahe des Energieschirmes. »Kommt herein!«

Rhodan wechselte noch einen Blick mit Sichu und Caysey. Dann folgten sie der Aufforderung.