Caysey
Weil sie zunächst keine bessere Idee hatte, sprang Caysey kurzerhand von der Laderampe und versteckte sich dahinter. Ihre Hände krampften sich um den seltsamen Stab, der Schlafstrahlen aussandte, wenn man auf eine bestimmte Stelle drückte.
»Pa-ra-ly-sa-tor«, flüsterte sie den Begriff, den Perry dafür verwendet hatte. Die »Götter« – für sich nannte sie sie auch weiter so – hatten wirklich seltsame Namen für noch seltsamere Geräte. Caysey lernte sie begierig und übernahm sie in ihren Sprachschatz.
An solche Dinge sollte ich mich gewöhnen. Fliegende Anzüge, Metallkutschen, die Gleiter oder Raumschiff hießen, das Schweben in Röhren und der Besuch anderer Welten. War das wirklich der Weg, den der Vrouhtou für sie vorgesehen hatte?
Es stand Caysey nicht zu, daran zu zweifeln. Er hatte ihr diese Chance gewährt. Mit welchen Wundern würde er sie wohl noch segnen?
Es gab nur ein Wunder, das sie sich mehr als alles andere wünschte. Der Vrouhtou wusste das. Es ist noch nicht zu spät, dachte sie, voller Liebe für das Kind in ihr. Noch nicht.
Aus der Deckung heraus beobachtete Caysey, wie Rowenas Gleiter zur Landung ansetzte und hinter einem der Schrottberge niederging. Sie wusste nicht, ob die Göttin – Arkonidin, verbesserte sie sich – ihr Schiff direkt verließ oder noch darin sitzen blieb.
»Ich muss näher an sie heran.« Es half ihr, den Gedanken auszusprechen, sich selbst ihrer Pläne rückzuversichern.
Caysey hielt nach einem weiteren Punkt für eine Deckung Ausschau, so, wie sie es sich bei Perry abgeschaut hatte. In einiger Entfernung waren seltsame Metallblöcke zu einem Haufen zusammengeschoben worden. Vielleicht hatte sie eine Möglichkeit, von dort aus den Schrottberg zu umrunden.
Es gab da nur ein Problem. Oder besser: viele kleine.
Die kleinen, niedlichen Wesen, die aus dem Dschungel kamen und in ihren Prozessionen über den Platz hüpften, hatten sich offenbar vervielfacht. Immer mehr von ihnen watschelten und hoppelten zwischen den Schrottbergen herum. Alle schien es in eine bestimmte Richtung zu ziehen.
Caysey überlegte fieberhaft, wie sie die Robben dazu brachte, sich aus der Gefahrenzone zu begeben.
Es waren schlicht zu viele. Unentwegt stießen sie Laute in ihrer seltsamen, melodiösen Sprache aus. Es klang nicht so harmonisch wie an dem Teich vor wenigen Stunden, eher hektisch.
Caysey schaltete ihr Translatorarmband ein.
»Zu den Gebärgründen!«, hörte sie. »Der große Wind kommt! Zu den Gebärgründen! In Sicherheit!«
Sofort musste die Atlanterin wieder an das Fruchtbarkeitsritual der Robben denken.
Schnell, aber nicht so eilig, dass sie die Robben umrannte, eilte Caysey zur nächsten Deckung.
Sie tauchte gerade aus dem Schatten des großen Kugelschiffs auf, als auch schon der erste Feuerstrahl an ihr vorbeizog und in das Metall des Schrottturms hinter ihr einschlug.
Die Venusrobben kreischten und stoben auseinander. Caysey spürte einen Schwall heißer Luft.
Schnell duckte sie sich und griff nach dem Anzuggürtel. Mit klopfendem Herzen drückte sie auf den Schalter, der ihren Schutzschirm aktivierte.
Keinen Augenblick zu früh: Caysey nahm gerade noch wahr, wie der Feuerstrahl direkt auf sie zuraste. Ein zischender Laut erklang.
»Nein!« Sie hob abwehrend die Hände – doch der Strahl traf sie nicht! Wie Perry gesagt hatte, hielt ihn die unsichtbare Blase um sie auf. Der Strahl zerstob an der Barriere!
Die Atlanterin hatte keine Zeit zu überlegen. Sie hechtete zwischen zwei großen Metallkugeln hindurch, ging erneut in Deckung.
Da war Rowena! Sie benutzte die Flugfunktion ihres Anzugs. Den Feuerstrahl-Waffenstab hin und her schwenkend, suchte sie schwebend die Umgebung ab.
Caysey atmete durch. »Rowena! Nicht schießen!« Hoffentlich hörte ihr die Arkonidin zu.
Noch bevor der Translator ihre Worte übersetzt hatte, tat die Angesprochene das genaue Gegenteil. Rowena fluchte und feuerte blindlings in die Richtung, aus der Cayseys Stimme kam.
Fünf, sechs Feuerstrahlen zischten an der Schwangeren vorbei und schlugen in Metallschrott und den Boden ein. Die Luft wurde verwirbelt, wie über einem heißen Kochtopf.
Caysey zog sich zurück, trotz des noch immer aktiven Schutzschirms. Die Gegnerin verlor sie dabei aus den Augen, aber wenigstens war sie in Sicherheit. »Ich will nur mit dir reden, Rowena! Du musst das nicht tun!«
»Das hast du nicht zu entscheiden.« Rowena schien sich zu bewegen, während sie sprach. Ihre Stimme kam näher, klang aber nun, als würde die Arkonidin nicht mehr durch die Luft schweben. Falls ihre Schritte Lärm verursachten, ging er in der Geräuschkulisse des Schrottplatzes unter.
Caysey riskierte einen Blick über die Schulter. In etwa 150 Schritten Entfernung erhob sich eine Pyramide aus zusammengequetschten, alten Raumschiffsteilen. Etwa in der Mitte bildete sie eine Stufe, deren Absatz vermutlich vier bis sechs Armlängen breit war.
Von dort oben würde Caysey einen guten Überblick über das Gelände haben. Hatte Perry ihr nicht genau das geraten?
»Wo sind deine Begleiter?« Rowenas Ruf klang dumpfer, als hätte sie sich wieder entfernt. Dennoch übersetzte ihn der Translator ohne Probleme. »Verstecken sie sich in der LT-IV?« Caysey hörte die Arkonidin lachen. »Ich kann deinen Schutzschirm orten, Atlanterin. Ich weiß genau, wo du bist.«
Caysey schluckte. Davon hat Perry nichts gesagt! Hastig schaltete sie den Schutzschirm ab. Für das, was sie vorhatte, hätte sie das sowieso tun müssen. Ihr war bewusst, dass es riskant war.
Mit zittrigen Fingern aktivierte Caysey den Antigrav.
Sie hob vom Boden ab und schlingerte. Aber sie bewegte sich vorwärts und in die Höhe, wie sie es beabsichtigt hatte. Lautlos fluchend ruderte sie mit den Armen und Beinen. Eine Windböe drängte sie zur Seite. Caysey taumelte an einem scharfkantigen Blech vorbei, das wie eine krumme Angel aus einem Schrottberg herausragte. Caysey korrigierte den »Kurs« und gab »Schub«.
Die Müllpyramide rückte näher. Caysey umrundete die Spitze und setzte auf der Rückseite zur Landung an.
Rowena tauchte aus einer Gasse am Boden auf. Die Arkonidin gab eine Strahlensalve ab, doch sie ging fehl.
Caysey setzte auf dem Pyramidenabsatz auf und schaltete die Schutzblase wieder ein. Vorsichtig lief sie nach links. Der Boden bestand aus glatt gepresstem Metall.
Rowena war offensichtlich an keinem Gespräch interessiert. Dann musste Caysey also den Paralysator benutzen. Entschlossen fasste sie die Waffe und tastete sich zur Kante vor.
Rowena stand noch dort, wo Caysey sie zuletzt gesehen hatte.
Die Atlanterin zielte und drückte ab. Der Paralysator brummte, und die Strahlen schlugen weit entfernt von Rowena wirkungslos in den Boden ein. Glücklicherweise verfehlte Caysey eine Gruppe Venusrobben. Die sind inzwischen überall!
Die Arkonidin schaute Caysey verblüfft an. »Pass auf, dass du das Ding richtig herum hältst!«
Der Spott ihrer Gegnerin war ungerecht, das wusste Caysey. Dennoch versetzte er ihr einen Stich. Grimmig drückte sie mehrmals auf den Auslöser und korrigierte den Lauf des Paralysators. Immerhin, die nächsten Schüsse landeten näher bei Rowena.
Mit einer gelangweilten Bewegung hob diese ihren eigenen Strahler und feuerte zurück.
Tapfer blieb Caysey stehen, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug. Die Treffer verpufften am Schirm, doch dessen Ladestandsanzeige rückte rasch in den roten Bereich.
Widerwillig machte sie ein paar Schritte zurück. Nun hatte die Arkonidin kein freies Schussfeld mehr.
Aber sie weiß wieder, wo ich bin. Zeit, sich eine andere Position zu suchen. Die Atlanterin schaute sich nach einem geeigneten Punkt dafür um.
Im Umkreis gab es noch zwei weitere Berge, die allerdings nur an ihrer Spitze ausreichend Standfläche boten. Caysey musste es dennoch mit ihnen versuchen.
Schirm aus, Antigrav ein: Die Handgriffe waren ihr inzwischen so vertraut, dass sie nicht mehr hinschauen musste. Stattdessen hielt Caysey den vorderen Pyramidenabsatz im Blick, während sie eine Handbreit über dem Boden schwebte. Sie ahnte, an welcher Stelle die Arkonidin die Schräge hinaufflog. Sicher rechnete sie nicht damit, Caysey dort vorzufinden.
Sollte sie einen Überraschungsangriff wagen? Warum nicht?
»Vrouhtou, schenk mir Glück!« Für sich selbst Glück zu erbitten, galt bei Cayseys Stamm zwar als unanständig – aber in dieser Situation war sicher eine Ausnahme möglich.
Langsam trieb sie auf die Kante zu, den Paralysator bereit zum Schuss. Ein Aufwind erfasste sie und drängte sie ab.
Dort, wo sie gerade noch geschwebt war, zischten Feuerstrahlen durch die Luft.
Caysey taumelte wie ein über dem Kochfeuer hängender Kessel, gegen den jemand gestoßen war. Der Antigrav entglitt ihrer Kontrolle. Es ging abwärts.
Wo war Rowena? Caysey hörte Schüsse, spürte die Hitze über, unter und neben sich, hörte donnernde Einschläge im schmelzenden Schrott.
Der Ausläufer des herannahenden Sturms hob sie in die Höhe. Der Aufwind griff zu und trieb sie auf die gegenüberliegende Seite des Schrottbergs.
Caysey schrie. Ihr war schwindelig, und sie wusste nicht, wo oben und unten war. Dann fanden ihre Augen etwas, auf das sie sich sofort fixierten: Rowena, die aus der Tiefe auftauchte und zur Landung auf der Pyramide ansetzte.
Wenn sie fliegt, hat ihr Anzug nicht genug Energie für den Schutzschirm – so wie bei mir, oder?
Caysey dachte nicht nach, sie schoss einfach. Es war ihr egal, ob der Paralysator danach leer war. Wieder und wieder drückte sie auf den Auslöser.
Die »Schlafstrahlen« erreichten ihr Ziel schnell wie das Licht. Caysey sah nicht, dass sie getroffen hatte – aber sie hörte es.
Die Arkonidin stieß einen Schrei aus – und sackte in sich zusammen. Ihr schlaffer Körper stürzte haltlos in die Tiefe und verschwand hinter der Pyramide.
War ... war ich das? Caysey fühlte, wie die Schwerkraft an ihr zerrte. Sie hatte es fast geschafft, ihre Position zu stabilisieren, als sie plötzlich selbst in die Tiefe sackte.
»Energieniveau kritisch«, plärrte es aus einem Akustikfeld, das der Anzug vor sie projizierte. »Antigravleistung erschöpft.«
Caysey blickte hinab. Etwa fünf Meter unter ihr lag die Rückseite der Pyramide. Von da aus ging es weit in die Tiefe. Am Fuß des Schrottbergs zogen Robben vorbei.
Sie griff an den Gürtel, tastete nach den Schaltern. Caysey raste plötzlich haltlos in die Tiefe. Sie wusste nicht mehr, auf welche Taste sie zuletzt gedrückt hatte.
*
Etwas Kaltes traf sie im Gesicht. Feuchter Atem, der irgendwie fischig roch, drang ihr in die Nase. Ein Schnaufen, gefolgt von einem fragenden Gurgeln.
Mit einem Ruck setzte sich Caysey auf – und starrte in das Gesicht einer Venusrobbe.
»Was ist passiert?« Caysey stöhnte und rieb sich den Hinterkopf. Nein, es war eher der Nacken, der ihr wehtat. Sie lag auf dem Rücken. Jeder Muskel ihres Körpers schmerzte, aber sonst schien sie unverletzt zu sein.
Caysey blinzelte heftig und versuchte, sich zu orientieren. Neben ihr ragte die Schrottpyramide auf.
Dann erinnerte sie sich: Sie war gefallen! Nur Augenblicke später war sie auf die Schräge der unteren Berghälfte geprallt und daran heruntergerutscht, hatte sich mehrmals überschlagen.
Und dann? Ein Augenblick der Dunkelheit.
»Ich muss ohnmächtig geworden sein«, flüsterte sie.
Die Robbe stupste sie mit der Schnauze von der Seite an. Das war also das kalte Ding gewesen, das sie wieder geweckt hatte.
Caysey wehrte sie sanft ab. »Mir geht es gut. Glaube ich.« Aber was war mit ...?
Ein Tritt von innen gegen ihre Bauchdecke. Dann noch einer. Sie atmete auf. Das Kind in ihr strampelte und trat. Eine Woge der Übelkeit erfasste sie, während es mit seinen Füßchen kurz ihren Magen traktierte, aber das machte ihr nichts aus.
Der Kleine lebte. Das war das Wichtigste.
Offenbar war es Caysey gelungen, während des Sturzes den Schutzschirm zu aktivieren. Das hatte ihr während der Rutschpartie wohl Verletzungen erspart. Nicht auszudenken, welche Stiche, Schnitte und Platzwunden sie sich auf dem langen Weg nach unten sonst zugezogen hätte.
Immer mehr Venusrobben kamen zu ihr, umringten sie. Mit gurrenden und fiependen Lauten sprachen sie miteinander und zu ihr. Der Translator versuchte zu übersetzen, hatte aber Schwierigkeiten, die vielen Stimmen auseinanderzuhalten.
Dass die Wesen sie problemlos berühren konnten, zeigte Caysey, das der Schirm erloschen war. Ihm war offenbar die Energie ausgegangen. Die Schüsse aus Rowenas Strahler, der ...
»Rowena!« Caysey wollte aufspringen, aber das Gewicht ihres Bauchs behinderte sie. Sie richtete sich auf den Armen so weit auf, dass sie die Robben überragte.
Die Arkonidin war weder zu sehen noch zu hören. Das Rauschen des auffrischenden Windes, das Getrampel der Robben und ein leises Brummen aus der Richtung des großen Kugelschiffs, waren die einzigen Geräusche, die sie wahrnahm.
War Rowena nicht auf der anderen Seite des Berges abgestürzt? Vielleicht hatte sie das nicht so glimpflich überstanden wie Caysey. Oder war sie schon auf dem Weg, um ihr Werk zu vollenden und Caysey zu töten?
Langsam kam die Schwangere auf die Knie. Die Venusrobben zogen ihren Kreis um sie enger.
»Könnt ihr ... Lasst ihr mich bitte aufstehen?«
Wie selbstverständlich griffen zahlreiche Flossen nach Caysey und halfen ihr auf.
Kaum stand sie, waren die Robben ganz nah bei ihr. Sie streichelten über ihren Bauch, rieben die Schnauzen an ihr.
»Was ist mit deinem Nachwuchs?«, tönte es aus Cayseys Translatorarmband. Eine der Robben heulte leise. »Was hat ihn krank gemacht?«
Caysey spürte ein unglaubliches Mitgefühl in den Worten des Wesens.
Was hat ihn krank gemacht? Das war die Frage, die sie sich stellte, seit sie von der Schwangerschaft wusste.
Die Welt schien einen Moment lang nur noch aus ihr und den Robben zu bestehen. »Du weißt, dass es nicht überleben wird.« Eine andere Robbenstimme hatte das gesagt. Es war eine Feststellung, keine Frage.
Mit einem Mal war alles wieder da: die Gefühle, die Angst und die Trauer, die Caysey so lange unterdrückt hatte. Seit dem Besuch bei der Ärztin in der Silbernen Stadt und ihrer Entscheidung, ihr Heilmittel auszuschlagen und dafür Perry und Sichu zu retten, war es nicht mehr so schlimm gewesen. Natürlich war die Sorge um ihr Kind stets im Hintergrund gewesen – und in diesem Moment wurde sie noch größer.
Diese zarten, lieben Wesen spürten es auch und litten mit ihr. Oh, Vrouhtou! Hast du sie mir geschickt, um mich zu trösten?
Der Gedanke an einen göttlichen Beistand war zu viel für sie. Tränen rannen Cayseys Wangen herab.
»Es ist ein Fluch, wisst ihr?«, schluchzte sie. »Ein Fluch. Eine Strafe der Götter.«
Mit einfachen Worten erklärte sie den Robben, weswegen die Frauen ihrer Familie dazu verdammt waren, zusammen mit ihren Nachkommen zu sterben. Dabei weinte sie – um ihr Kind, das ihr gerade noch gezeigt hatte, dass es voller Leben steckte – und um sich selbst.
Die Robben warfen einander Blicke zu, stießen knackende Geräusche aus.
Schließlich wandte sich die Robbe, die als Erste gesprochen hatte, wieder an Caysey. »Fono-Shi!«
Die Atlanterin nickte. »Das Ritual für euren Nachwuchs. Ich weiß. Ihr seid unterwegs, um es zu vollziehen, oder?«
»Fono-Shi!«, bestätigte die Robbe. »Es heilt. Es heilt dich. Es heilt Nachwuchs. Fono-Shi!«
Caysey hielt den Atem an. Entsprach das, was ihr die Robbe soeben gesagt hatte, der Wahrheit? »Das Ritual kann das Kind beschützen? Es wird lebend zur Welt kommen und ich ... werde ebenfalls weiterleben?«
»Fono-Shi!«, riefen auch die anderen Robben. »Komm! Komm mit zum Fono-Shi!«
Sie setzten sich wieder in Bewegung. Caysey wurde in ihre Mitte genommen. Immer wieder schoben die kleinen Flossen der Wesen sie vorwärts. Ehe sie bemerkte, was geschah, hatte Caysey schon die ersten Schritte gemacht.
Was ist mit deiner Aufgabe? Du kannst nicht einfach so gehen! Rowena ist immer noch da. Und Perry wartet auf dich! Caysey wollte stehen bleiben. Doch die Robben ließen sich nicht beirren und drängten sie, weiterzugehen.
Die Arkonidin war nirgends zu sehen. Seit Caysey erwacht war, waren viele Minuten vergangen. Wenn sie Rowena nicht durch ihren Treffer ausgeschaltet hatte, wäre sie nicht längst aufgetaucht, um ihr weiter nachzustellen? Nein, sie hatte sie erwischt. Ganz sicher.
Und Perry?
Ihm drohte keine Gefahr mehr, wenn Rowena ihn nicht behelligte. An Bord des Kugelschiffs war Caysey ihm und Sichu sowieso keine Hilfe. Sie wusste nichts von den Dingen der Götter. Nun, nicht genug jedenfalls.
Aber die Robben wussten etwas über sie. Über ihre Angst, den Schmerz und den Verlust. Sie wollten ihr helfen. Und wenn wirklich der Vrouhtou sie ihr geschickt hatte – konnte Caysey dieses großzügige Geschenk dann ablehnen?
»Nein.« Sie flüsterte ihren Entschluss. »Nein.«
Die Robben mussten sie nicht mehr drängen. Caysey folgte ihnen freiwillig – und ihre Tränen der Traurigkeit wandelten sich zu Tränen der Vorfreude auf ihr gesundes, lebendes Kind.