12.

 

Schwer und bedrohlich hingen die Maahkraumer über der BEST HOPE. Rhodan stand wie versteinert.

Jede Sekunde konnte das Energiefeuer über das alte Arkoniden-Beiboot hereinbrechen. Die BEST HOPE hatte dem nicht einmal funktionierende Schutzschirme entgegenzusetzen. Die Maahks brauchten einfach nur einen beiläufigen Schuss abzugeben. Sichus hypermagnetische Abwehrfeldkalotte, die das Schiff vor kosmischer Strahlung schützte, würde im selben Moment zusammenbrechen, und die BEST HOPE würde zu kosmischer Schlacke zerschmelzen – mitsamt ihren Insassen.

Rhodan hatte lange gelebt. Das verdankte er dem Zellaktivator, der ihn jung hielt. Aber auch der letzte Aktivator brannte irgendwann durch, das war Rhodan immer klar gewesen. Dann würde sich aus seiner Schulter eine Spiralgalaxis erheben, die an jedem Ort der Milchstraße zu sehen war. Geschah das in seiner Zeit, würde sich die Botschaft mit Überlichtgeschwindigkeit verbreiten und alle raumfahrenden Völker der Lokalen Gruppe erreichen: Perry Rhodan ist tot.

Nicht gerechnet hatte Perry Rhodan mit dem banalen Tod durch eine Bergungsflotte der Maahks im vollkommen unbedeutenden Grxlirasystem – in einer Zeit lange vor seiner eigenen Geburt, in der niemand seinen Namen kannte.

Doch die Maahkschiffe schossen nicht. Still wie schlafende Wale hingen sie im Raum. In Wahrheit hatten sie ihre Fahrt der Restgeschwindigkeit von 40 Prozent Licht angeglichen, mit der die BEST HOPE noch flog. Während sie ihre Position zu dem alten Arkonidenschiff hielten, schwankten sie leicht vor und zurück, als wogten sie in den Wellen eines imaginären Ozeans.

Warum schießen sie nicht? Rhodan stellte sich blitzschnell auf die neue Situation ein und erwog die Optionen, die sich ihnen boten.

Im selben Moment meldete Sichu vom Navigationsdeck aus: »Wir werden von einem Traktorstrahl erfasst!«

Tatsächlich kam Bewegung in die Formation: Ein unsichtbarer Energiestrahl hielt die BEST HOPE im Griff und zwang sie in den Bauch eines der viel größeren Maahkschiffe.

»Die Maahks werden das Schiff entern«, erkannte Rhodan und sah sich schnell in der Zentrale um. »Sichu, was hast du aus dem Arkonidenschiff mitgebracht?«

Die Ator im Interkomholo zuckte mit den Schultern. »Nicht viel. Medikamente für Caysey. Wir haben die Depots in ihrem Anzug aufgefüllt ...«

»Medokits?«, unterbrach Rhodan scharf. »Ist dabei auch Biomolplast?«

Eine steile Falte erschien auf Sichus Stirn. »Dieses synthetische Gewebe wird erst im 25. Jahrhundert deiner alten Zeitrechnung entwickelt werden«, antwortete sie schulmeisterlich. »Aber die Arkoniden dieser Zeit haben sicher etwas Ähnliches. Was hast du vor?«

Rhodan wühlte bereits in den Kästen mit den medizinischen Mitteln und Geräten, die Sichu in dem Arkonidenschiff erbeutet und in der Zentrale aufgestapelt hatte. Zum Glück hatten die Schrottsammler solche Kleingüter verschmäht.

Er fand Sprühdosen mit einem Material, das dem Biomolplast seiner Zeit glich. Solche Mittel wurden primär in der Medizin eingesetzt, vor allem zur Behandlung und zum Verschließen von Wunden. Es wurde aber auch für kosmetische Prothesen verwendet. In der Zukunft war es ein modisches Accessoire gelangweilter Hauptplanet-Kinder, aber auch ein beliebtes Mittel zur Tarnung im verdeckten Spezialisteneinsatz. Agenten konnten sich mit Biomolplastmasken ein völlig anderes Aussehen geben, notfalls sogar das einer ganz anderen Spezies.

Rhodan grinste grimmig, als er begann, das synthetische Mittel auf sein Gesicht aufzutragen. Das Plast, oder was immer es war, war elastisch, passte sich der Haut an und blieb ohne sichtbare Abgrenzung darauf haften. In kurzer Zeit veränderte es Rhodans Gesicht komplett und sah trotzdem echt aus. »Wir werden uns ein wenig aufhübschen. Komm herunter und mach es mir nach!«

Die Falte auf Sichus Stirn vertiefte sich. »Maske machen? Ist das dein Ernst? Jetzt?«

Rhodan nickte ernsthaft und fuhr fort, in breiten Bahnen die neue Haut auf sein Gesicht aufzutragen. »Hast du etwas anderes vor? Wir müssen uns beeilen, bevor die Maahks kommen.«

Sichu betrachtete skeptisch Rhodans neues Gesicht. »Ich erkenne eine subtile Verbesserung, fremder Mann.« Dann desaktivierte sie den Interkom.

Sekunden später kam sie aus dem Antigravlift, nahm sich ebenfalls eine der Dosen, schüttelte sie kräftig und wiederholte ihre Frage: »Was hast du vor?«

Rhodan entdeckte ein Mikroutensil zur Einführung von Iristransplantaten, das bei Augenverletzungen zum Einsatz kam. Es konnte aber auch zur Veränderung der Augenfarbe benutzt werden. Innerhalb weniger Sekunden färbte Rhodan seine graublauen Augen feuerrot – wie es für Arkoniden typisch war.

Sichu nickte fatalistisch und gab ihrem Gesicht ebenfalls eine neue Form und eine andere Farbe. Das ator-typische Grün verschwand unter dem bräunlichen Proto-Biomolplast. »Ich bin also mit einem Arkoniden verheiratet. Das wird einer sorgfältigen Untersuchung nicht standhalten, das weißt du? Ein einfacher Körperscan wird zeigen, dass wir nicht die Brustplatten der Arkoniden haben, sondern Rippen.«

»Für einen oberflächlichen Blick sollte es genügen«, beschloss Rhodan. »Wir werden auch noch unsere Haare bleichen. Und denk an deine Hände!«

»Und wie sollen wir uns in unserem neuen Leben nennen?«, fragte Sichu ironisch. »Nadohr Yrrep und Regeit Skrod-Uhcis?«

Rhodan lachte trocken auf und fuhr mit der Maskerade fort.

Er dachte an Atlan, dem sie früher oder später in dieser Zeit begegnen mussten. Er würde nicht der Freund seit Jahrtausenden sein, den Rhodan aus der Zukunft kannte. Der Atlan aus der Zeit des nach ihm benannten Kontinents Atlantis war ein junger Kristallprinz und Admiral, der im erbitterten Abwehrkampf gegen die Methans stand – und der gerade erst die primitiven Völker der Erde kennengelernt hatte, unter denen er die nächsten Jahrtausende verbringen würde.

Der Freund aus der Zukunft mit dem fotografischen Gedächtnis hatte jedoch niemals erwähnt, dass er während der Methankriege auf jemanden getroffen war, der wie der spätere Perry Rhodan aussah oder sich gar Perry Rhodan nannte.

Falls Rhodan in dieser Zeit auf Atlan traf, wollte er daher auf jeden Fall verhindern, dass geschichtliche Tatsachen entstanden, an die der spätere Atlan sich erinnern würde. Es gehörte zum Grundwissen von Zeitreisenden, dass sie nicht in die bekannte Geschichte eingreifen durften. Sonst konnten sie niemals in die ihnen vertraute Zukunft zurückkehren.

Nachdem das Talagon verloren war, spielte es vielleicht gar keine Rolle mehr. Aber Rhodan musste sich vergewissern, dass ihre Zeitreise nicht bereits alles verändert hatte und die Geschichtsbücher der Zukunft verzeichneten, dass ein arkonidischer Admiral namens Atlan während der Methankriege bei einer Raumschlacht im Grxlirasystem ums Leben gekommen war.

Neugierig kam Caysey heran und betrachtete voll Staunen die neuen Gesichter der Freunde. »Warum macht ihr euch zu anderen Menschen?«

»Vielleicht wird man nach uns suchen«, antwortete Rhodan nicht ganz wahrheitsgemäß seine Motive. »Ich will es Rowena nicht allzu leicht machen, uns wiederzuerkennen.« Er zeigte auf Cayseys Bauch. »Leider hat es keinen Sinn, dich zu tarnen. Aber vielleicht geraten wir in eine Situation, in der es keine Rolle spielt. Sie ist hinter dem Talagon und uns beiden her, weniger hinter dir.«

Sichu hatte sich mit größtem Geschick in eine strenge und dennoch reizvolle Arkonidin verwandelt. Vorsichtig trat sie vor Rhodan. »Bist du sicher, dass es eine gute Idee ist, uns zu Arkoniden zu machen, wenn wir gleich von einem Kommando ihrer hiesigen Erzfeinde geentert werden? Die Maahks werden uns in die nächste Konverterkammer werfen.« Sie zwinkerte, um das neue Iristransplantat anzupassen, und blickte ihren Mann aus feurig roten Augen an.

Rhodan schüttelte den Kopf. »Die halten uns aufgrund des Raumschiffs sowieso für Arkoniden und werden uns nicht laufen lassen, nur weil wir wie Kolonisten von einem Hinterwäldlerplaneten aussehen. Aber als Arkoniden haben wir eine bessere Chance, an Atlan ranzukommen.«

»Wenn wir dann noch leben.«

Ja, dachte Perry Rhodan. Wenn wir dann noch leben. Und wenn wir die Vergangenheit nicht sowieso verändert haben und Atlan tatsächlich noch lebt.

 

*

 

In wuchtigen schwarzen Raumanzügen bauten sich die Maahks vor dem ramponierten Arkonidenschiff auf, das sie in einem ihrer Beiboothangars zur Landung gezwungen hatten. Dann enterten sie die BEST HOPE.

Sie sprengten nicht einfach ein Loch in die Bordwandung, wodurch die für Menschen atembare Luft entwichen wäre. Sie kamen vielmehr durch die Schleusen, wie auch immer es ihnen gelang, die positronische Steuerung der BEST HOPE auszutricksen.

Rhodan und Sichu hatten sich mithilfe der medizinischen Utensilien in passable Arkoniden verwandelt. Ihre Augen waren rot, das Haar weiß, und sie würden sich eine Weile daran gewöhnen müssen, dass ihnen aus dem Spiegel neue Gesichter entgegensahen.

Caysey schüttelte mit zweifelndem Grinsen den Kopf. Die Maskerade ihrer Freunde machte ihr offenbar Spaß, auch wenn sie sich gerade in einer lebensbedrohlichen Situation befanden.

Die Maahksoldaten brachen in die Zentrale wie zum Leben erweckte steinerne Monster. Kompromisslos warfen sie die vermeintlichen Arkoniden zu Boden.

Caysey rollte sich geistesgegenwärtig zur Seite, um ihr Kind zu schützen.

Die Maahks richteten klobige Strahler auf sie und bellten über Außenlautsprecher ihrer geschlossenen Anzüge Befehle in einem altertümlichen Kraahmak – die Sprache, die Rhodan zuerst bei seinem Vorstoß in die Andromedagalaxis kennengelernt hatte, vor langer Zeit in der Zukunft.

Drei der Monster hielten Rhodan und seine Gefährtinnen fest am Boden, die anderen schwärmten aus und sicherten nach allen Richtungen. Sie suchten wohl nach weiteren Besatzungsmitgliedern. Natürlich würden sie keine finden.

Rhodan und Sichu hatten die erbeuteten Strahler bereits vor dem Eindringen der Maahks abgelegt. Es war keine Option gewesen, sich in der BEST HOPE ein Feuergefecht mit einem Bataillon schwer bewaffneter Raumsoldaten zu liefern.

Die drei Maahks, die sie gepackt hielten, rissen ihnen die Raumanzüge vom Leib, ebenso Kelen da Masgadans Mehrzweckgerät, das Rhodan und Sichu auf ihrem Weg von Atlantis bis zum Raumschiffsfriedhof gute Dienste geleistet hatte. Ein besseres Kinderspielzeug hatte Sichu es genannt. Dennoch waren das Armband und die Anzüge machtvolle Instrumente, die man Gefangenen auf keinen Fall beließ – oder Hinzurichtenden.

Lediglich Cayseys Translatorarmband ließen sie der Atlanterin nach kurzer Inspektion. Ein Hinweis darauf, dass die Maahks angewiesen worden waren, ihre Gefangenen am Leben zu lassen. Man wollte mit ihnen reden. Deswegen hatten sie die BEST HOPE nicht so einfach zerstört wie das Schiff der unithischen Schrottsammler.

Die Maahksoldaten erledigten ihren Job mit kühler Präzision. Sie kommunizierten mit unsichtbaren Befehlshabern, die wohl noch in den Walzen saßen und die Gefangennahme aus der Ferne überwachten.

Nach einer Weile kam ein weiterer Soldat in die Zentrale, der ihnen schmutzig graue und übel riechende Lumpen vor die Füße warf. Der Maahk hinter Rhodan stieß ihm auffordernd in den Rücken.

Gefängniskleidung für Lemurerabkömmlinge, erkannte der Terraner. Es handelte sich um Ganzkörperanzüge mit zwei Armen und zwei Beinen, die an der Oberseite einen transparenten Helm besaßen, der Kopf und Schulter umschloss. Atemschläuche führten zu einer kleinen Flasche, die auf dem Bauch befestigt war. Viel Pressluft oder Sauerstoffgemisch konnte sie nicht enthalten. Außerdem umschloss ein breiter Antigravgürtel die Hüfte. Er sollte wohl verhindern, dass die Gefangenen unter der Schwerkraft des Maahkschiffs zusammenbrachen, die auf einen Standardwert zwischen 2,7 und 3,1 Gravos eingestellt sein musste.

Rhodan legte beherzt den Anzug an und stülpte den Helm über. Die anderen taten es ihm gleich. Nur durch diese Geräte konnten sie die nächsten Minuten überleben. Die Luft, die durch den Schlauch drang, roch nach Ozon.

Kaum waren sie fertig, bogen die Maahks ihnen die Arme auf den Rücken und legten Energiefesseln an. Der Anführer der Gruppe baute sich vor Rhodan auf und knurrte auf Kraahmak: »Grek-1 hat entschieden. Ihr werdet verhört. Was danach mit euch geschieht, hängt von euren Antworten ab.«

 

*

 

Die Maahksoldaten, allesamt zwei Köpfe größer als Rhodan und dreimal so breit, brachten ihre Gefangenen ins Innere ihres Schlachtschiffs, das mit einem für Menschen giftigen Wasserstoff-Methan-Gemisch gefüllt war.

Die Antigravgürtel ihrer Gefangenenanzüge hatten gelegentlich Aussetzer. Dann knallten die vollen drei Gravos durch, die auf maahkschen Kriegsschiffen herrschten, und drückten ihnen die Luft aus den Lungen. Schwer atmend stolperten die Gefangenen durch das Maahkschiff, dessen Gänge schnittiger und moderner wirkten als die Korridore auf dem Wrack, in dem Rhodan gegen den Unither Mekkhur gekämpft hatte. Tapfer hielt Caysey Schritt, bemüht, sich die Anstrengung nicht anmerken zu lassen.

Schließlich trennten die Maahks die Gefährten und stießen Rhodan in eine winzige Schleusenkammer. Das Summen von Umwälzpumpen ertönte. Dann öffnete sich die Tür in den Innenraum. Rhodan stolperte in eine schmucklose graue Zelle.

Kurz darauf kam ein Maahksoldat mit geschlossenem Raumhelm herein. Rhodan konnte nicht erkennen, ob es der war, der auf der BEST HOPE mit ihm gesprochen hatte. Er baute sich vor ihm auf und forderte: »Ausziehen!«

Unbehaglich nestelte Rhodan an seinem Schutzanzug. Sie nutzten die Gefangenenanzüge also nur zur Überführung. Die Maahks gingen kein Risiko ein. Die Flure außerhalb Rhodans Zelle waren nach wie vor mit dem für ihn tödlichen Gasgemisch gefüllt. Was immer er unternahm, ohne Schutzanzug war es einfach unmöglich, auszubrechen und zu fliehen. Er wäre innerhalb von Sekunden tot.

Aber war die Zelle wirklich mit atembarer Luft gefüllt, oder war dies bereits seine Hinrichtung? Nein, dann hätten die Maahks sich nicht den Umstand gemacht, ihn überhaupt hierherzubringen.

Zögernd nahm Rhodan den Schutzanzug ab. Warme Luft schlug ihm entgegen. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass er atmen konnte. Die Luft, der Rhodan in diesem Moment schutzlos ausgesetzt war, war trocken, viel zu heiß und schmeckte schal. Aber es handelte sich zweifellos um ein Sauerstoffgemisch, das Rhodans gequälte Lungen füllte. In der Zelle herrschte eine Schwerkraft von vielleicht anderthalb Gravos. Man nahm also ein wenig Rücksicht auf die Kriegsgefangenen. Wahrscheinlich nur, solange man sie noch fürs Verhör brauchte.

Besorgt fragte er sich, wie es Sichu und Caysey erging. Besonders schwer musste die Gefangennahme die schwangere Atlanterin treffen. Sie bekam nun nicht mehr die Medikamente, mit denen der Anzug ihre Wunden versorgt hatte. Die Sorge um das Kind in ihrem Bauch würde ihr den Verstand rauben.

Rhodan konnte ihr im Augenblick nicht helfen. Ihm blieb nichts anderes, als zu warten, was die Maahks nun mit ihm anstellen würden.

 

*

 

Waren Tage vergangen oder nur Stunden?

Plötzlich trat erneut ein Maahk im Raumanzug in Rhodans Zelle. Er brachte einen stechenden Geruch nach Chlor mit und war noch wuchtiger und größer als die Soldaten, die Rhodan gefangen genommen hatten. Seine schlangenartigen Arme reichten fast bis auf den Boden, und die vier Augen auf der Oberseite seines sichelförmigen Kopfs richteten sich nach vorne auf den Terraner.

»Ich bin Grek-1«, donnerte er in altem maahkschem Idiom. »Und wer sind Sie, Arkonide?«

Auf Kriegsschiffen benutzten Maahks keine individuellen Eigennamen, sondern Rangabzeichen, die mit Grek begannen und von einer Nummer gefolgt wurden. Je kleiner die Nummer, desto höher der Rang. So konnte ein Grek-1 zum Beispiel der Kommandant eines Schlachtschiffs sein.

Rhodan erinnerte sich an Sichus Scherz. Er war sicher, sie würde es ebenfalls tun. »Mein Name ist Nadohr Yrrep«, log er. »Meine Kameraden sind Regeit Skrod-Uhcis und ... Caysey. Sie gehört einem Provinzvolk an, ist schwanger und braucht dringend medizinische Versorgung. Ich verlange, dass ihr unserer Gefährtin helft.«

Der Kommandant des Maahkschiffs ließ nicht erkennen, ob Rhodans Informationen mit denen übereinstimmten, die Sichu und Caysey ihm gegeben hatten. Vielleicht war Rhodan auch der Erste, den er verhörte.

Ungerührt stellte Grek-1 eine einzige Frage: »Wie seid ihr an das Talagon gelangt, und wo ist es?«

Die Synapsen in Rhodans Gehirn feuerten in Lichtgeschwindigkeit. Die Maahks wissen vom Talagon! Woher? Hatten sie die BEST HOPE gezielt aufgebracht? Das war so gut wie unmöglich.

Die Nottransition hatte das Schiff durch reinen Zufall zurück ins Grxlirasystem und auf den Raumschiffsfriedhof geführt. Rhodan hätte ebenso gut Sprungkoordinaten wählen können, die sie an einen vollkommen anderen Ort gebracht hätten.

Wenn die Maahks also nur ins Grxlirasystem gekommen waren, um nach der Schlacht ihre abgeschossenen Raumschiffe zu bergen, wie hatten sie dann erfahren, dass die BEST HOPE das Talagon an Bord hatte, und woher wussten sie überhaupt von dem geheimnisvollen Schmuckstück? Wussten sie, warum es so wichtig war?

Hatten sie gar irgendeine Möglichkeit, das Talagon zu orten? Warum fragten sie ihn dann, wo es war? Rhodan würde all diese Fragen beantworten müssen, bevor er in seine eigene Zeit zurückkehren konnte. All diese Gedanken durchfuhren ihn in Sekunden.

Gleichzeitig entschied er sich, Grek-1 weitestgehend die Wahrheit zu sagen. Zu gering war die Wahrscheinlichkeit, dass Sichu und vor allem Caysey dem Maahk eine Lügengeschichte auftischten, die mit seiner übereinstimmte. Außerdem konnte wiederum er dem Maahk-Kommandanten so vielleicht wichtige Informationen entlocken.

Rhodan glaubte nicht, dass Maahks die Mimik von Humanoiden lesen konnten. Aber sein Gesicht war unbewegt, als er zu Grek-1 hochblickte. »Die Unither haben das Talagon gestohlen«, sagte er hart. »Sie waren in dem Raumschiff, das ihr zerstört habt. Das Talagon ist mitsamt der ETZTHONK vernichtet worden.«

Falsche Antwort!, erkannte Rhodan im selben Moment.

Der Maahk-Kommandant knurrte unwillig. Er neigte seinen Oberkörper, als wolle er Rhodan im nächsten Moment packen und zerquetschen.

Doch dann hielt er inne. Er horchte, vermutlich auf seinen Helmfunk.

War also auch der Grek-1 dieses Raumschiffs nur ein Befehlsempfänger? Hatte ein höherrangiger Grek-0 das Verhör verfolgt, das nur aus einer einzigen Frage und Antwort bestanden hatte? Was flüsterte dieser dem Kommandanten gerade in die Gehörlöcher?

Grek-1 straffte sich und sah geringschätzig auf seinen Gefangenen herab. Er klang enttäuscht, als er brummte: »Wir bringen euch nach Galkorrax.«