Perry Rhodan,
Gegenwart, Larsaf III
Wehmütig blickte Perry Rhodan dem Gleiter nach, der Caysey zu ihrem Dorf brachte. Er war traurig, dass der Mediker an Bord der TOSOMA mangels Geräten den Herzfehler ihres Jungen im Mutterleib nicht operieren konnte. Durch ihren Verzicht auf Wehenhemmer hatten nun weder er noch sie eine Chance.
Eigentlich hätte sie QUARTAM nach Arkonis in eine Klinik bringen müssen, denn dort hätte man der tödlichen Hormonausschüttung während der Geburt entgegenwirken können.
Doch Caysey hatte sich geweigert. Sie wollte bei der Geburt in ihrem Dorf sein und in vertrauter Umgebung sterben. Da Caysey die meiste Zeit positiv gedacht hatte, tat es ihm doppelt leid, dass sie so viel Pech mit den Medikern gehabt hatte: Irgendetwas hatte die »Heilung« immer verhindert.
Er seufzte. Der Abschied von der Atlanterin war definitiv zu kurz gewesen. Aber wie so oft drängte die Zeit, und sie hatten sich überhastet verabschieden müssen.
Dorksteiger, Rowena und er mussten zur Arkonspitze, über der die STRAHLKRAFT schwebte. Eigentlich hatte Rhodan die BEST HOPE auf dem Hochplateau des hoch aufragenden Berges landen wollen, doch ein Schutzfeld hatte das verhindert.
Also parkte der Raumer neben der Station MM/C-76, die südlich des Plateaus in der Attava-Wüste lag. Auf dem Weg zur Station hatte QUARTAM ihm von den Untersuchungen berichtet. Die Forscher wollten herausfinden, ob die Hyperquarzadern, die man in dem Felsmassiv vermutete, eine Förderung lohnten.
Im ersten Moment hatte er befürchtet, dass sie den Weg zur 3500 Meter hoch gelegenen Arkonspitze zu Fuß bewältigen mussten. Aber da Tolcai das Dämpfungsfeld im Solsystem aufgehoben hatte, konnten sie zu ihm fliegen.
»Den Schutzschirm müssen Sie selbst knacken«, hatte QUARTAM erklärt.
Rhodan war dankbar für die flugfähigen Anzüge. So schön Atlantis war, er hatte genug von Wander- und Klettertouren. Dafür war auch keine Zeit, denn sie mussten Tolcai das Talagon auf den letzten Drücker abjagen.
»Bereit?«, fragte Dorksteiger.
Rhodan und Rowena nickten. Sie aktivierten den Antigrav der Anzüge und rasten Richtung Arkonspitze.
»Wie ist der Plan?«, fragte sie, während unter ihnen der Permafrostboden einer Tundra vorbeizog. Rhodan erkannte stabförmige Eiskakteen, die meterlange Schatten warfen.
»Wir erschießen Tolcai«, antwortete Rowena.
Aus ihr sprach die Verzweiflung, denn sie hatte an Bord der STRAHLKRAFT einige Technologien erlebt, die Tolcai eingesetzt hatte. Sie wusste, dass sie eigentlich auf verlorenem Posten standen.
Andererseits war er ebenfalls blauäugig, denn er zog nur mit einem Kombistrahler und seinem Verstand in den Krieg.
»Wir improvisieren«, widersprach er aus sturem Optimismus. Er weigerte sich, an die völlige Ausweglosigkeit zu glauben. Solange er sprechen konnte, hatte er die Chance, die Distanz und Ablehnung in den Augen des Gegners zu verkürzen. Und je näher er Tolcai emotional kam, desto aussichtsreicher wurde ein Gespräch, und umso wahrscheinlicher wurde, dass er ihm die Öffnung des Talagons ausreden konnte.
»Wäre nicht das erste Mal, oh du mein Göttergatte. Außerdem hast du so viele überlegene Gegner besiegt, da sollte ein Kosmokratenroboter ja leicht zu knacken sein.« Sichu benutzte Englisch, damit Rowena sie nicht verstand.
Er schmunzelte. Dorksteiger bewies, wie gut sie ihn kannte, denn diese Zuversicht hatte er gebraucht. Die Geschichte bewies, dass es die Terraner immer irgendwie schafften.
Als die Arkonspitze in Sichtweite kam, drosselte Rhodan die Geschwindigkeit und setzte vor dem Schutzfeld auf.
»Endlich«, sagte der Roboter und winkte ihn zu sich. Zeitgleich öffnete sich eine Strukturlücke im Schutzschirm, die groß genug für alle drei war.
Dennoch war Rhodan irritiert. Hatte Tolcai auf sie gewartet?
Erneut winkte ihn der Kosmokratenroboter zu sich.
»Kommt!«, sagte Rowena und schritt durch die Lücke. Dorksteiger folgte und danach ging Rhodan hindurch. Es kribbelte an der Wange, nachdem er im Inneren stand.
Er zog den Strahler, doch die Zwergandroiden ignorierten sie. Vermutlich wurden sie von ihnen angesichts der Handstrahler als ungefährlich eingestuft.
Schnellen Schrittes gingen sie zu jenem Felsen, auf dem Tolcai neben RCO, dem arkonidischen Dienstroboter, stand und dem Tal samt im Sonnenschein hellblau funkelndem Meer den Rücken zudrehte. Der Wind pfiff über die Hochebene, konnte den Robotern aber nichts anhaben. Nur das Talagon, das Tolcai an der Kette in der Hand hielt, pendelte mit jedem Windstoß.
Tolcai öffnete den Mund, doch ein Impulsstrahl aus Rowenas Waffe raste auf sein Gesicht zu und versiegte einen Meter vor ihm.
Demonstrativ schnippte der Roboter mit den Fingern. Mit einem Aufschrei brach die Arkonidin zu Boden. Arme und Beine zuckten, ihr Oberkörper bäumte sich mehrmals auf. Wortlos stürzte Dorksteiger zu ihr. Mit einem Blick flehte sie ihn an, etwas zu unternehmen.
»Wissen die Kosmokraten, dass du Leben auslöschst, statt es zu fördern?«
Tolcai legte den Zeigefinger an den Mund.
Schlagartig erstarben alle Geräusche, sogar der Wind beugte sich dem Willen des Kosmokratenroboters. Für einen Moment war es totenstill.
Dann lächelte Tolcai eiskalt und öffnete mit einer beiläufigen Bewegung das Talagon.
ENDE
Die Vergangenheit ist komplizierter, als es sich Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger haben vorstellen können. Sie haben Atlan getroffen, sie haben die Macht der STRAHLKRAFT kennengelernt, und sie haben erkannt, welche Rolle ein Teil der Maahks spielt. Und Rhodans Kampf um die Welt Galkorrax ist bei aller Taktik vergeblich ...
Immerhin gelingt es der Gruppe um Rhodan, sich bis zur Erde durchzuschlagen. Auf Atlantis kommt es offenbar zu einem Showdown ...
Wie es auf der Erde und vor allem auf dem Kontinent Atlantis weitergeht, das erzählt Dietmar Schmidt im zehnten Roman von PERRY RHODAN-Atlantis. Dieser erscheint am 22. Juli 2022 und trägt diesen Titel:
DAS TALAGON