13.

Rico

 

KSOL-Arbeitsprotokoll, Zeile 256.548

Unvorhergesehene Ergebnisse bei Logikbewertung. Prüfsummencheck schlug fehl. Selbstdiagnose eingeleitet.

Lange starrte mein Gebieter durch das Tor in die Zukunft, verfolgte die Ankunft der vier Zeitreisenden in der Zukunft.

Er betrachtete, wie sie sein künftiges Selbst umringten, ihm vom Boden halfen und ihn abtasteten. Die Wunde in seiner Brust schien wie von Zauberhand geheilt. Zukunfts-Atlan nickte seinem jüngeren Selbst ermutigend zu, dann trugen ihn die Zeitreisenden zur Wendeltreppe. Gemeinsam kletterten sie aus dem Foyer – hinaus in ihre Zeit und zu neuen Abenteuern, die dort auf sie warten mochten.

Die Sicht durch den Torbogen wurde unscharf. Mein Gebieter kniff die Lippen zusammen. Quartam da Quertamagin winkte unbeholfen.

Währenddessen untersuchte mein Selbstdiagnoseprogramm die angebliche Fehlfunktion meines Zentralprozessors.

 KSOL-Arbeitsprotokoll, Zeile 283.343

Modifikation auf Hardware-Ebene festgestellt. Identifikation nicht möglich. Isolierung nicht möglich.

Das Quant Tolcais, das fortan in mir existierte, machte eine Anpassung nötig. Ein untergeordneter Prozess kapselte sie in Logikroutinen. Mein Betriebssystem war ein lernendes, adaptives Neuralnetzwerk. Es schrieb die dazugehörenden Methoden ohne mein Zutun.

Wir wurden jäh zum Aufbruch gezwungen. Joshirons Zwergandroiden erschienen auf dieselbe Weise, auf die mein früherer Meister zuvor verschwunden war – durch eine langsame, graduelle Transition. Binnen Millitontas war das Foyer überfüllt.

Mein neuer Gebieter und der Wissenschaftler da Quertamagin sahen sich unvermittelt von einem Heer graugelber Humanoider umringt, die uns mal hierhin, mal dorthin schoben, sich mit merkwürdig anmutenden Gerätschaften vor dem Torbogen postierten und leise in der Sprache Tolcais miteinander murmelten. Niemand leitete sie an. Ihr Herr – Joshiron aus der Zukunft – blieb verschwunden. Logan Darc war nicht unter ihnen.

Quartam hüpfte aufgeregt zwischen den Arbeitenden umher, sammelte sein Equipment vom Boden und stellte sich schützend vor seine Konsolen.

Schließlich sprach uns einer der Androiden an. »Sie sollten diesen Raum verlassen. Wenn er aufhört zu existieren, möchten Sie sich nicht in seinem Innern befinden.«

Höflich, aber bestimmt wurden wir die Treppe emporgeschoben und hinauskomplimentiert. Ich aktivierte mein eingebautes Antigravaggregat, wartete, bis die beiden Arkoniden sich an mir festgeklammert hatten, und schwebte mit ihnen durch den kreisförmigen Schacht aus dem Foyer.

Wir flogen durch das Dunkel.

»Rico.« Atlan rollte den Namen im Mund, als sei er eine Süßigkeit, die es zu genießen galt. Seine Stimme echote stumpf in der felsigen Röhre.

»So heiße ich.« Wie es wohl war, Süßes zu kosten? Würde ich es je erfahren?

Die Wände huschten an uns vorüber. Die Lichtkegel meiner Scheinwerferaugen warfen Leuchtkreise auf das Sedimentgestein. Über uns zeichnete sich der Ausgang als heller Fleck ab.

»Yrrep ...« Atlan korrigierte sich. »Perry gab dir diesen Namen ganz selbstverständlich. Fast, als ob er ihn schon gekannt hat. Offenbar spielst du in seiner ... in meiner Zukunft eine Rolle.«

»Davon gehe ich aus, Gebieter«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Diese vergangenen Wochen waren meine Origin-Story. «

Den Begriff hatte ich zuvor aus Perry Rhodans Mund vernommen, doch seinen Sinn enthielten meine Speicher nicht. Es spielte keine Rolle.

Die Schachtöffnung fiel unter uns zurück. Wir erreichten das Maschinendeck auf der untersten Sohle der Unterseekuppel. Im Schatten eines Energieaggregats setzten wir auf plaststahlverkleideten Bodenplatten auf. Da Quertamagin und Atlan ließen von mir ab.

Hinter uns verblasste das schwarze Kreisrund, aus dem wir eben gekommen waren. Gleich darauf lag der Plastboden unversehrt da, als hätte es nie ein Loch gegeben.

Ich beugte mich über die Stelle und befühlte sie. Der sensorische Input der Tastsensoren verriet, dass meine Optiken nicht der Täuschung unterlagen.

»Du bist kein normaler RCO-Roboter, oder?« Atlan verfolgte mein Treiben nachdenklich. »Ein solches Verhalten habe ich bei deinesgleichen noch nie beobachtet. Bist du eine Spezialanfertigung?«

»Man könnte es so ausdrücken.« Ich erhob mich und machte eine auffordernde Geste. »Gehen wir, Gebieter!«

Mein neuer Herr und Quartam da Quertamagin folgten mir durch den Saal und schwangen sich hinter mir in den Antigravlift. Ich schwebte voraus. Der Wissenschaftler bildete den Abschluss.

Auf der Wohnetage fiel Quartam hinter uns zurück. Seit die Androiden uns aus dem Transmittersaal verwiesen hatten, sprach er kein Wort mehr. Ich schätze, der Verlust seiner kosmokratischen Fähigkeiten wurde ihm eben erst bewusst.

»Was nun?«, fragte er, als er wieder zu uns aufschloss.

»Es ist nicht mein Plan, den wir hier umsetzen.« Mein Gebieter sah mich mit gehobenen Brauen an. »Rico?«

Unser Vorgehen lag auf der Hand. Wichtig war, dass weder Atlan noch ich uns an die STRAHLKRAFT, an Tolcai oder an die beiden Zeitreisenden Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger erinnern durften. Meine eigenen KSOL-Speicher würde ich im Anschluss an Atlans Behandlung ebenfalls löschen.

»Darf ich bitten?« Erneut wies ich nach oben.

Zu den Tiefschlafeinheiten und den Hypnoschulungsbehältern.

Durch die Wand aus Arkonstahl. Hinaus in die Wildnis jenes Planeten, auf dem ich laut Perry Rhodan die kommenden Jahrtausende verbringen würde. Wie diese Zukunft wohl aussah?

Ich würde es bald erfahren. »Wir haben Arbeit vor uns.«

 

ENDE

 

 

Die Vergangenheit war komplizierter, als es sich Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger haben vorstellen können. Sie haben Atlan getroffen, sie haben die Macht der STRAHLKRAFT kennengelernt, und sie haben erkannt, welche Rolle ein Teil der Maahks spielt.

Am Ende ist Tolcais Plan gescheitert – Rhodan, Dorksteiger und die anderen haben triumphiert. Atlantis, die Erde und die Milchstraße sind gerettet.

In zwölf Romanen erzählte die Miniserie PERRY RHODAN-Atlantis von einer unfreiwilligen und ungewöhnlichen Reise in die Vergangenheit, von Perry Rhodan, der auf seinen alten Freund Atlan trifft, von seinen Gefährtinnen, von Maahks und Arkoniden, von Robotern und Androiden. Zwölf Romane lang schrieb ein Team von Autorinnen und Autoren nach den Exposés, die Ben Calvin Hary verfasst hatte.

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei unseren Leserinnen und Lesern für die Treue und den Zuspruch – wir erhielten Zuschriften, wir lasen die Diskussionen in den sozialen Medien, wir unterhielten uns bei Fan-Veranstaltungen.

(Wer übrigens noch gedruckte Exemplare der Miniserie käuflich erstehen möchte, schaue bei unserem OnlineShop vorbei. Hier: https://perry-rhodan.net/produkte/miniserien/atlantis – natürlich gibt es dort auch die entsprechenden E-Books sowie alles von PERRY RHODAN und darüber hinaus!)

Ohne zu viel verraten zu wollen: Das ist nicht das letzte Mal, dass wir auf Atlantis und seine Bewohner blicken. Im März 2023 geht es erneut nach Atlantis, wir beginnen eine neue Miniserie vor dem Hintergrund des geheimnisvollen Kontinents ... Aber dazu verraten wir zu gegebener Zeit ein wenig mehr!