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6 Social Trading als Geschäft – von Businessmodellen und Vergütungsstrukturen

Social Trading ist zwar eine neuartige Art der Geldanlage. Doch die Unternehmen, die im Markt aktiv sind und die Idee weiterentwickeln, gehorchen denselben Gesetzmäßigkeiten wie andere Firmen auch. Letztlich geht es auch in diesem Metier darum, profitabel zu arbeiten, das Geschäft auszubauen, sich neue Märkte zu erschließen und am Ende einer langen Erfolgsgeschichte vielleicht eine marktbeherrschende Stellung einzunehmen.

Auf dem Weg dahin muss in Technologie und Marketing investiert werden, es müssen Geldgeber, Fördermittel und Mitarbeiter gewonnen werden. Ein Businessplan muss zumindest die Aussicht auf Gewinne in der Zukunft begründen.

Vielleicht denkt der eine oder andere Unternehmer bereits an einen Börsengang. Wer möchte nicht gern auf den Spuren von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wandeln, eine ganze Branche dominieren und noch dazu mit Abermillionen jonglieren?

Bei den meisten der Anbieter haben Investoren wie Business Angels oder Beteiligungsgesellschaften beim Start und vor allem bei der Finanzierung des Wachstums gehörig nachgeholfen. sharewise verfügt über mehrere Investoren, die das Unternehmen gefördert haben und weiter fördern. Bei ayondo ist die Beteiligungsgesellschaft NextGFI mit einem großen Anteil eingestiegen und stellt mit Thomas Winkler seit April 2013 den zweiten Managing Director.

An Wikifolio sind mittlerweile der Handelspartner Lang & Schwarz, eine österreichische Beteiligungsgesellschaft und die Verlagsgruppe Handelsblatt über ihr Joint-Venture vhb digital beteiligt.

Die bereits fast global agierenden Anbieter eToro und ZuluTrade haben ebenfalls Investoren im Hintergrund, die ihr Wachstum in den vergangenen Jahren finanziert haben. eToro konnte sich im Frühjahr 2012 über eine Finanzierungsrunde alleine 15 Millionen Dollar sichern, um die Expansion voranzutreiben. Der US-Anbieter Currensee hat drei Venture-Capital-Unternehmen im Hintergrund, genauso wie Covestor.

6.1 Spread, Fee und Gebühren – die Einnahmequellen

Beim Erwirtschaften von Umsätzen gibt es bei den Mirror-Trading-Anbietern und auch bei den Community-Fonds unterschiedliche Quellen. Aus Sicht des Traders und des »Endkunden«, also des Anlegers, haben die Einkunftsarten Vor- und Nachteile, die hier vorgestellt werden sollen.

Der Spread

Die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis bei einem Wertpapier, einem Devisen- oder CFD-Kontrakt, kurz Spread, ist eine dieser Erlösquellen. Bei mehreren Vorreitern des Social Tradings ist er der wichtigste Umsatz- und Gewinnbringer.

Aus einem Aufschlag bei dieser Differenz werden etwa bei ayondo die Firma selbst, der Top-Trader und der Partner-Broker Gekko Global Markets vergütet. In der Praxis bedeutet dies, dass bei jedem Trade im Dax-CFD der Spread beim Handel von einem auf zwei oder drei Punkte ausgeweitet wird. Der Kaufpreis liegt dann bei 8.225 Punkten, der Verkaufspreis bei 8.222 Punkten. Der Broker selbst kann einen solchen Kontrakt aber zu deutlich günstigeren Konditionen am Terminmarkt weiterreichen. Die erzielte Differenz ist sein Ertrag.

Auch eToro und ZuluTrade finanzieren sich zum Großteil über den Spread. Obwohl in Wikifolio keine CFD- oder Forex-Produkte zu finden sind, spielt der Spread bei dem Unternehmen indirekt eine Rolle. Denn die Aktien oder ETFs werden von den Tradern stets über das Handelshaus Lang & Schwarz ge- und verkauft. Lang & Schwarz stellt während der Börsenöffnungszeiten nach eigenen Angaben »marktnahe« Preise. Auch dabei gibt es aber eine Differenz zwischen An- und Verkaufspreis. Bei Aktien und den börsengehandelten Indexfonds liegt diese üblicherweise im Promillebereich. Bei ETFs, die gehebelt sind oder einen Rohstoff oder ein Devisengeschäft abbilden, kann sie jedoch bis zu einem halben Prozent ausmachen.

Bei den Zertifikaten, die aus den Wikifolios entstehen, gibt es ebenfalls einen Spread. Er liegt in der Regel ebenfalls bei einem halben Prozent des Zertifikatepreises. In beiden Fällen sorgen die Spreads für Erträge beim Handelspartner Lang & Schwarz.

Performance Fee

Eine zweite wichtige Einnahmequelle für Plattformbetreiber ist die Performance Fee, also eine erfolgsabhängige Vergütung. An dieser haben stets auch die Signalanbieter einen Anteil, oft sogar den größeren. Bei Currensee und United Signals erhalten die Profi-Trader 15 Prozent der Gewinne als Vergütung ausgezahlt, fünf Prozent gehen an die Unternehmen (bei United Signals wird auf die Performance Fee noch Umsatzsteuer aufgeschlagen). Die Vergütung wird bei United Signals nur nach Erreichen neuer Höchststände fällig.

Wikifolio teilt sich eine Performancegebühr ebenfalls mit dem Trader, sie wird aber von diesem in einem vorgegebenen Rahmen festgelegt, fällt aber auch hier nach dem Höchststandsprinzip nur bei neuen Hochs im Wikifolio an.

Erfolgsabhängige Einkünfte erzielen auch drei der vier vorgestellten Fondsprodukte. Nur der Investtor Mitmachfonds verzichtet darauf. Allerdings ist die Zahlung der Gebühr bei zwei Anbietern an bestimmte ­Voraussetzungen gebunden. Bei sentix etwa werden 20 Prozent nur auf Gewinne fällig, wenn das anvisierte Ziel einer Wertentwicklung von fünf Prozent oberhalb des Geldmarktzinses übertroffen wird. Intelligent ­Recommendations bittet nur per Fee zur Kasse, wenn der Vergleichsindex übertroffen wurde, und auch nur dann, wenn ein neuer absoluter Höchststand erreicht wurde.

Gebühren und Abos

Unabhängig von Handelsvolumen und Performance sind Gebühren eine weitere Einnahmequelle, die allerdings nicht bei allen Anbietern sprudelt. Bei den Fonds ist dies eine Managementgebühr, die in jedem Fall zu zahlen ist. Sie liegt bei einem bis 1,5 Prozent jährlich.

Die Mirror-Trading-Firmen nutzen Gebühren in unterschiedlicher Weise. Bei den Wikifolios ist eine jährliche Zertifikategebühr von 0,95 Prozent zu zahlen. Covestor teilt sich eine Gebühr zwischen 0,5 und zwei Prozent mit dem Model Manager, Currensee verlangt eine Gebühr von zwei Prozent der Kundeneinlage pro anno als Fixum.

Bei eToro machen auch die Gebühren beim Rücktransfer der Kundengelder vom Handelskonto einen Teil der Einnahmen aus.

Rückvergütungen

Bei Moneymeets ist die Rückvergütung eines Teils der Fondsprovisionen der wichtigste Teil des eigenen Geschäftsmodells. Über diese Provisionen werden nicht nur das Unternehmen, sondern auch die »Leader« und die Anleger honoriert, die über die Plattform Fondsprodukte kaufen.

Rückvergütungen beziehungsweise Großhandelskonditionen auf die üblichen Spreads nutzen aber auch Unternehmen, die mit Partner-Brokern arbeiten. Dazu gehören Currensee, United Signals und ZuluTrade. Solche Rückvergütungen sind an den Umsatz gekoppelt, den die Broker dank der Anleger machen, die ihnen die Social-Trading-Dienstleister vermittelt haben.

Lizenzen und Börsenbriefe

Wikifolio und sharewise sehen sich auch als Dienstleister in technologischer Hinsicht. Während sharewise zum Beispiel sein Know-how beim Aufsetzen und Betreiben einer Community etwa an den Online-Broker CortalConsors vermarktet, sind Börsenbriefe und kostenpflichtige Newsletter eine Einnahmequelle für die Social-Trading-Unternehmen. sharewise vertreibt einen solchen Börsenbrief, bei Intelligent Recommendations gibt es für eine kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaft detaillierte Auswertungen aus dem Datenfundus. Gleiches gilt für sentix, wo einige Publikationen gegen Gebühr zur Verfügung gestellt werden.

Die Einkünfte der »anderen«

Das Geschäft des Social Tradings ist in der Regel aber keine Dreier-Beziehung zwischen Anleger, Profi-Trader und der Plattform, die beide zusammenbringt.

Denn Partner-Broker im CFD- und Forex-Bereich verdienen an jedem Trade mit. Wie hoch dabei die Marge ist, hängt wiederum von den Spreads ab, die die Handelsprodukte aufweisen. Bei Positionen, die der Trader über Nacht hält, fällt zudem eine kleine Leihgebühr an, die etwa zwei bis drei Prozent über dem Geldmarktzins liegt. Einige der angekoppelten Broker belegen auch einzelne Trades in bestimmten Basiswerten mit einer Gebühr.

Die Broker können ebenso an den Trades der Signalgeber und Anleger selbst verdienen, indem sie die Gegenposition am Markt einnehmen. ayondo etwa weist in seinen AGB ausdrücklich auf einen potenziellen Interessenkonflikt zwischen dem Partner-Broker Gekko und den Kunden hin. Inwieweit die Möglichkeit des Eigenhandels genutzt wird, ist freilich schwer einsehbar.

Im Fall von Wikifolio ist es das Handelshaus Lang & Schwarz, das am Spread verdient, und zwar bei den Transaktionen der Trader mit den Aktien oder ETFs. Bei den handelbaren Zertifikaten ist Lang & Schwarz mit einem Teil der Zertifikate- und Performancegebühr beteiligt.

Bei den Fonds-Varianten sind selbstverständlich die Fondsgesellschaften selbst mit einer Gebühr auf die angelegten Gelder beteiligt.

6.2 Auf dem Weg zum fairen Vergütungssystem

Aus der Sicht des Anlegers sind die fixen und variablen Gebühren auf das Handelsvolumen, auf die Performance oder auf das eigene Kapital in erster Linie Kostenfaktoren. Die gute Wertentwicklung eines Traderportfolios oder eines Fonds wird dadurch bis zu einem gewissen Grad in Mitleidenschaft gezogen.

Wie sehr das der Fall ist, hängt wiederum von mehreren Faktoren ab. Ein erhöhter Spread kostet bei jeder Transaktion. Je mehr gehandelt wird, um eine bestimmte Performance zu erreichen, desto stärker wirkt er sich naturgemäß aus.

Wenn dagegen über eine Performance Fee abgerechnet wird, ist die Handelsaktivität des Signalgebers wiederum irrelevant. Was zählt, ist nur das Ergebnis. Wenn dieses dann per Erfolgsvergütung mit einem Fünftel belastet wird, so werden aus 20 Prozent Rendite beim Trader nicht mehr ganz so attraktive 16 Prozent beim Follower.

Eine Abonnementgebühr, die monatlich zu entrichten ist, wäre zwar optimal planbar, verdirbt aber gerade bei kleineren Konten die Rendite. Wer jeden Monat 50 Euro an fixen Gebühren zahlen muss, ist bei einer Kontogröße von 5.000 Euro allein mit 600 Euro jährlich an Abozahlungen belastet, das entspricht zwölf Prozent des Einsatzes.

Überschaubarer erscheint da die jährliche Belastung mit einem oder zwei Prozent des eingesetzten Kapitals. Diese ist jedoch in der Regel nur ein Teil der Gebühren bei den Social-Trading-Anbietern.

Welche Variante ist nun aus Sicht des Signalgebers und welche aus Sicht des Signalnehmers die günstigste? Und welche Art von Vergütung passt zu welchem Tradingstil?

Unter den Anbietern des Mirror-Trading weisen die Plattformen mit CFD- und Forex-Produkten prinzipiell die niedrigsten Kostenbelastungen auf. Selbst bei ausgeweiteten Spreads (etwa auf zwei Punkte im Dax-Kontrakt oder drei Pips beim Euro-Dollar-Verhältnis) liegen die Spreads hier nur bei 0,02 bis 0,04 Prozent.

Damit sind auch Handelsstrategien einsetzbar, die je Trade nur wenige Punkte oder Pips Gewinn erzielen. Trader, die an einem Handelstag mehrere Trades durchführen und jeweils nur kleine Gewinne einfahren, haben bei größeren Spreads Probleme, überhaupt die Gewinnzone zu erreichen.

Daytrader mit Spread-Problemen

Noch günstiger fahren gerade sehr aktive Trader mit Plattformen, auf denen der Spread bei CFD- und Forex-Instrumenten nicht ausgeweitet ist, weil sich sowohl die Plattform als auch die Vergütung über die Performance finanzieren. Die Wahrscheinlichkeit, hier langfristig erfolgreiche Daytrader anzutreffen, dürfte höher liegen.

Aus Sicht der Anleger, die einem Tradingprofi folgen wollen, ist die Performance Fee, also die Erfolgsvergütung, am ehesten nachvollziehbar: Nur wenn Gewinne erzielt werden, wird eine Gebühr fällig. Bei Verlusten im Konto muss der Follower nicht auch noch den erfolglosen Trader bezahlen.

Unter den hier aufgelisteten Plattformen finanzieren sich Currensee, United Signals und Wikifolio prinzipiell über die Erfolgsgebühr. Bei Currensee hat der Anleger aber noch eine jährliche Gebühr von zwei Prozent zu entrichten, bei Wikifolio liegt die Zertifikategebühr bei knapp einem Prozent pro Jahr.

Eine volumenbasierte Vergütung der Trader hat bei den Anbietern wie ZuluTrade und ayondo oft den Nebeneffekt, dass bewusst hohe Tradezahlen eingegangen werden, um hohe Vergütungen einzufahren. Aus Sicht des Plattformbetreibers ist das durchaus erwünscht, verdient er doch an den Handelsvolumina kräftig mit.

Die Praxis ist für den Anleger potenziell explosiv. Denn er schultert die Risiken mit, die die Trader mit der Vielzahl von Geschäften eingehen. Wenn die Signalgeber noch dazu mit Demokonten handeln, ist der Follower sogar der Einzige, der das Risiko übernimmt.

ayondo hat mit seiner aktuellen Version einen neuen Weg beschritten: So wird der Trader zwar nach wie vor über die gehandelte Lot-Zahl seiner Anhänger vergütet. Die Honorierung ist jedoch gestaffelt nach der erreichten Karrierestufe. Das Unternehmen plant zudem, künftig auch über erfolgsorientierte Bezahlung der Top-Trader neue Anreize zu setzen.

Durch die schlechtere Bezahlung von Tradern mit hohem Risikoprofil hat ayondo nach eigenen Angaben deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Und hier dürfte die Krux im System der reinen Performanceorientierung liegen: Ohne Beteiligung am Umsatz und ohne eine Art »Basisgebühr« wackelt die Geschäftsgrundlage vieler Anbieter.

Drei Bausteine für eine faire Vergütung

Ein Vergütungsmodell, das allen drei Partnern im Social Trading gerecht wird, also den Plattformbetreibern, den Tradern und den Anlegern, braucht wohl mehrere Bausteine: