Seit mehr als fünf Jahren ist Social Trading als alternative Anlageform existent. In Deutschland wird das Phänomen allerdings erst seit zwei bis drei Jahren stärker wahrgenommen. Der Start einer Vielzahl von Angeboten scheint auf einen kleinen Boom hierzulande hinzudeuten. Die Steigerung der Nutzerzahlen bei vielen Anbietern unterstreicht das. Auch die Medien haben das Thema in den vergangenen Monaten für sich entdeckt.
Die vorgestellten Plattformen und Produktanbieter haben grundverschiedene Ansätze. Sie sprechen unterschiedliche Zielgruppen von Anlegern an, vom kurzfristig orientierten renditehungrigen »Zocker« bis zum konservativen Privatinvestor, der mit gebremstem Risiko investieren will.
Egal ob Mirror-Trading-Ansätze, wie bei eToro oder ayondo, ob »Kollektivfonds«, wie die von sharewise, Investtor oder Intelligent Recommendations, oder Plattformen, die in erster Linie dem Austausch über Fondsprodukte dienen, wie bei Moneymeets: Alle Unternehmen sind letztlich Kinder des Social Web. Das »Follower«-Prinzip, wie es auch aus sozialen Netzwerken wie Facebook bekannt ist, spielt bei den meisten von ihnen eine Rolle.
In mehr oder minder abgeschlossenen Communitys wird Wissen, oft wohl auch Unwissen, gesammelt und diskutiert. Dazu dienen Formen von Blogs, Kurzmeldungen wie bei Twitter oder auch verkaufsfördernde Profileinträge, die denen in Businessnetzwerken ähneln.
Es werden Bewertungen über Produkte oder Trader abgegeben, die mit ihren Handelssystemen gewissermaßen zu einem eigenen Produkt geworden sind. Einige der Anbieter wollen Techniken nutzen, um die »Schwarmintelligenz« oder »kollektive Intelligenz« zu nutzen.
Und ein weiteres Bindeglied zwischen den Akteuren im Social Trading ist ihr Ziel, neue und erfolgreichere Anlagemöglichkeiten zu schaffen, die abseits des Finanz-Establishments von Großbanken und Fondsgesellschaften angesiedelt sind.
In diesem Kapitel sollen diese Ansprüche noch einmal für die beschriebenen Anbieter überprüft werden. Werden die Möglichkeiten des »sozialen« Internets sinnvoll genutzt? Und gelingt es den Social-Trading-Plattformen tatsächlich, Mehrwert für private Investoren im Finanzmarkt zu schaffen?
Eine eigene Hemisphäre betritt der Nutzer bei allen Anbietern von Social Trading. Die Registrierungsfunktion ist allerdings auch schon einer der wenigen kleinsten gemeinsamen Nenner in der bunten Landschaft der Anbieter mit ihren ganz unterschiedlichen Herangehensweisen.
Bei der Registrierung gibt der Kunde, der alle Funktionen eines Angebots nutzen will, stets auch persönliche Daten preis. Zumindest erfordert das jeweilige technische System Namen und E-Mail-Adresse. Wer als »Social Guru«, »Trade Leader« oder »Top-Trader« agieren will, muss außerdem noch eine Identifikation zum Beispiel in Form einer Ausweiskopie hinterlegen.
Als »Follower«, der sein Konto bei den Profi-Tradern andocken will, muss man Daten über sich preisgeben. Dabei geht es um so sensible Informationen wie den eigenen Kontostand. Transaktionen werden transparent gemacht, zumindest für den Broker und das Unternehmen, das Profi- und Amateuranleger miteinander verbindet. In der Regel muss der Broker, der die Trades abwickelt, eigens dazu autorisiert werden.
Plattformen wie sentix und Intelligent Recommendations, die Empfehlungen oder Stimmungen nutzen, wollen meist noch mehr wissen. Informationen, etwa zur beruflichen Qualifikation, zur Risikoneigung oder zum Anlagehorizont, sind gefragt.
Ob der Nutzer mit seiner Registrierung Teil eines ausgewachsenen sozialen Netzwerkes wird, das entscheiden die Plattformbetreiber ganz unterschiedlich.
Bei den Fondsschöpfern Intelligent Recommendations und sentix sind die Nutzer geschätzte Lieferanten von Empfehlungen und Stimmungsbildern. Sie bilden aber keine eigene Gemeinschaft. Manfred Hübner von sentix und Corvin Schmoller von Intelligent Recommendations halten das sogar für eine entscheidende Voraussetzung ihrer Systeme. Eine Community, in der gegenseitige Einflussnahme stattfindet, verschlechtert die Prognosen. Eine durchaus legitime Position.
Bei sharewise und bei dem erst Ende 2012 gestarteten Portal Moneymeets ist das »soziale« Element die Kernkompetenz der Plattform. sharewise will die Empfehlungen der Anleger nicht nur als Impulsgeber für den eigenen Community-Fonds nutzen. Sie sollen auch allen anderen Teilnehmern zur Verfügung stehen. Ähnlich gelagert ist das Interesse bei Moneymeets. Der Austausch über die jeweils »richtige« Geldanlage, gegenseitige Information steht hier im Mittelpunkt. Wer in der Gemeinschaft aktiv ist, erhält sogar Belohnungsanreize.
Die gibt es auch bei eToro und ZuluTrade. Für sie ist der Gemeinschaftsgedanke ein Verkaufsargument, das ziemlich intensiv genutzt wird. Die Community schwärmt aus, diskutiert und sucht sich ihre »Social Gurus« aus. Bei eToro wird sie dabei noch von »Evangelisten« unterstützt, Multiplikatoren, die den Usern als Kontaktpersonen zur Verfügung stehen und sie in die eigene Gemeinde einführen sollen.
Ob Guru oder nicht, innerhalb der Community bilden sich mehr oder weniger profilierte virtuelle Identitäten heraus, ebenfalls ein Effekt des Social Web. Beim Mirror-Trading sind die Rollen klar verteilt: auf der einen Seite die »Profis«, die mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen über die Märkte den »Leader«-Status innehaben, und auf der anderen Seite die »Follower«. Bei einigen der Plattformen wird an diesem Prinzip nicht gerüttelt.
Currensee, United Signals und Covestor legen auf diese klare Rollenverteilung großen Wert. Currensee hat durch die Gründung von Trading-»Teams« in seinem später geschaffenen Social Network aber eine separate Spielwiese für private Anleger geschaffen, die eine Gemeinschaft bilden wollen.
Bei Wikifolio, sharewise, ayondo oder Moneymeets gibt es diese Trennung nicht. Private Anleger werden geradezu ermutigt, auch auf der anderen Seite mitzuspielen. Jeder kann ein Wikifolio aufbauen oder versuchen, ein ayondo-Top-Trader zu werden. Die Gemeinschaft bestimmt durch ihre Gefolgschaft letztlich selbst, wer ein Anführer ist.
Die Grenzen zwischen Anführer und Anhänger verschwimmen bei einigen Anbietern dadurch, dass Follower sich gleichzeitig selbst zu einem solchen Anführer entwickeln können. Sie bekommen bei mehreren Plattformen das Zusammenbauen von »Dach-Strategien« sogar vergütet. Bei eToro oder ZuluTrade sind einige der erfolgreichsten Trader selbst zum Teil eine Art »Trittbrettfahrer« bei anderen Signalgebern. Wikifolio denkt über die Einführung von Dachzertifikaten nach, die die besten Strategien aus allen Wikifolios abbilden sollen.
Das »Youtube«-Prinzip ist die am stärksten verbindende Eigenschaft aller Social-Trading-Aktivitäten. Statt Videos werden hier aber Fakten, Meinungen und ganze Handelsstrategien der Anlegergemeinde präsentiert.
Dieses Prinzip des »Social Sharing« ist ein wesentliches Element des Social Web. Es findet sich neben Video- oder Fotoplattformen auch in sozialen Netzwerken wieder. Dort werden Inhalte aller Art den Mitlesern oder Zuschauern zur Verfügung gestellt.
»Social Bookmarks«, mit deren Hilfe mit einem Mausklick die Freunde und Follower informiert und unterhalten werden, dienen dabei oft als Werkzeuge. Damit werden Tweets auf die Reise geschickt oder die eigene Facebook-Seite eingebunden. Viele der Social-Trading-Plattformen haben diese Kommunikationsbeschleuniger bereits eingebunden.
Die Informationen, die zum Beispiel über die Handelsstrategie und die dahinterstehenden Akteure verfügbar gemacht werden, unterscheiden sich bei den einzelnen Plattformen erheblich. ayondo etwa hält die Angaben über den Signalanbieter bewusst minimal. Dafür werden viele Auswertungsinformationen bereitgestellt, aus denen der potenzielle Follower seine Schlüsse ziehen soll. Die komplette Transaktionshistorie und die Aufschlüsselung von Risikoparametern liefern mehr sachdienliche Hinweise über eine Strategie als eine ausführliche Darstellung in Schriftform, so argumentieren die Frankfurter.
Ganz anders bei Wikifolio, hier werden die Top-Trader sogar bewusst der Community vorgestellt. Darüber hinaus sind die Wikifolio-Anbieter stets mit Klarnamen präsent. Eine Strategiebeschreibung und eine Eingrenzung des eigenen Anlageuniversums sind obligatorisch.
Eine solche Kurzvorstellung des eigenen Ansatzes und der eigenen Person verlangen auch alle anderen Mirror-Trading-Plattformen, allerdings mehr oder weniger detailliert. Bei eToro und ZuluTrade reichen ein paar Gemeinplätze zur Auswahl der Basiswerte oder dem technischen Indikator, dem die Strategie folgt. Covestor, Currensee und der deutsche Social-Trading-Neuling United Signals verlangen eine etwas detailliertere Erläuterung.
Nicht nur zur Selbstdarstellung, sondern auch zur Kommentierung der eigenen Trades können die Signalanbieter ihren Account in vielen Fällen nutzen. Die Möglichkeit dazu bieten alle hier beschriebenen Plattformen mit Signalanbietern, mit der Ausnahme von ayondo. Genutzt werden sie allerdings oft nur sehr spärlich. Die Mehrheit der Trader empfindet es offenbar als aufwendig, Transaktionen zu beschreiben.
Vor allem bei Handelssystemen, die vollautomatisch ablaufen oder auf technischer Analyse beruhen, ist das wohl auch wenig ergiebig. Ein Signal ist nun einmal ein Signal, und eine »Schulter-Kopf-Schulter-Formation« gibt wenig Anlass zu viel Prosa.
Bei sogenannten »diskretionären« Ansätzen, bei denen oft anlassbezogen eine Position aufgebaut oder wieder geschlossen wird, ist der Informationswert eines Traderkommentars deutlich höher. Lesenswert sind daher die Begründungen vor allem bei Wikifolio und sharewise.
Über die Analyse der einzelnen Trades kann sich der Anleger ein Bild davon machen, ob die dargestellte Strategie auch tatsächlich umgesetzt wird. Anleger, die ein »Fehlverhalten« entdecken, können darauf reagieren, je nach Plattform aber mit stark unterschiedlicher Schärfe.
ZuluTrade weist eigens auf der Startseite eines Händlerportfolios auf »ungewöhnliches Verhalten« hin. Bei Currensee und United Signals wird ein Trader mit allzu großen Verlusten von seinen Anhängern kurzerhand abgekoppelt, Currensee verbannt ihn sogar vollständig vom Leader Board. ayondo »degradiert« Trader in seiner Karriereleiter um eine oder mehrere Stufen. Das geschieht nicht nur bei schlechter Performance, sondern auch bei Verstoß gegen andere Risikoparameter der jeweiligen Stufe.
Und die Fondsanbieter unter den hier zusammengefassten Social-Trading-Unternehmen? Intelligent Recommendations stellt seinen registrierten Nutzern die Transaktionshistorie des Fonds zur Verfügung. Außerdem werden sie mit vielerlei Auswertungen zu den Empfehlungen des Kollektivs beliefert.
Bei sharewise sind die Empfehlungen des Clubs der »Top100-Mitglieder« transparent auf der Plattform einsehbar. Ihre Empfehlungen bestücken den Fonds, Aktien, die sie zum Verkauf empfehlen, lösen eine Short-Position aus.
Der Investtor Mitmachfonds schlüsselt die Transaktionen in seiner neuen Version ebenfalls auf. Dazu erhält der Nutzer aber auch mehr Informationen über die neu auserkorenen Top-Empfehlungsgeber und deren Favoriten.
Bei den Fonds von sentix sind die Erhebungen der befragten Anleger nur ein Aspekt beim Management des Fondsportfolios. Hier muss der Anleger über ein Studium der monatlich veröffentlichten Fonds-Newsletter und natürlich über den Erfolg des Fonds selbst überprüfen, ob die Strategie noch eingehalten wird.
Kommentieren können bei eToro und ZuluTrade auch die Anhänger eines Traders. Dazu können sie twitterartige Kurznachrichten absenden, die für alle Nutzer sichtbar sind.
Twitterfunktionen, die innerhalb der Plattform selbst ablaufen, hat neben eToro auch sharewise an Bord. Hier tickern, zum Teil im Sekundentakt, Benachrichtigungen über Transaktionen, Kommentare oder auch aktuelle Diskussionsbeiträge über den »Ereignishorizont« der Plattformen.
Bei einigen Mirror-Trading-Dienstleistern besteht aber nur eine Beziehung zwischen Signalnehmer oder Signalgeber auf der einen und dem Plattformbetreiber auf der anderen Seite. Eine Vernetzung der »Kundschaft« untereinander findet nicht statt, sie widerspricht dem eigenen Ansatz.
Beim US-Anbieter Currensee, aber auch bei United Signals, gibt es optional die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit dem Signallieferanten über Kontaktdaten im Profil. Gleiches gilt für Wikifolio. Der Community wird bei den Österreichern ohnehin eine wichtige Rolle zugewiesen. Denn nur durch eine ausreichende Anzahl von Interessenten wird eine Strategie überhaupt investierbar.
ayondo-Chef Alexander Surminski will den Austausch zwischen Tradern und Followern künftig stärken. Dazu wird allerdings keine eigene Community aufgebaut werden. Stattdessen sollen unter dem Dach von Google+ Diskussionsgruppen eingerichtet werden.
Die beiden international aktiven Anbieter eToro und ZuluTrade legen zwar viel Wert auf die Community. Kontaktmöglichkeiten gibt es zwischen allen Nutzern allerdings nur über die öffentlichen Kanäle der Plattform in Form von Meinungsäußerungen oder Forumsbeiträgen, nicht in direkter Weise.
Eine zentrale Errungenschaft des Social Web ist die Meinungsäußerung des »Kollektivs« oder der Gemeinde in Form von Bewertungen. Als Käufer von Produkten aller Art im Internet wird man zwangsläufig zum Leser von Bewertungen, wie etwa bei Amazon. Wer eine Ferienreise bucht, schaut bei Portalen wie Holiday-Check nach einer Wiederempfehlungsquote für Hotels und stöbert durch die Berichte der Kundschaft.
Bei Social-Trading-Angeboten ist die Follower-Funktion eine wichtige Bewertung an sich. Sie sagt aus, wie viele einen Trader beobachtet und auf ihrer »Watchlist« eingebunden oder sogar mit eigenem Geld kopiert haben.
Die Anbieter handhaben die Veröffentlichung der Follower in unterschiedlicher Weise. Bei eToro wird die Zahl der Verfolger und der »Copier« unterschieden. Nur Letztere hängen mit ihrem echten Konto an dem »Guru«. ZuluTrade veröffentlicht die Zahl der Follower mit Echtgeld und die auf den Trader gesetzte Summe in US-Dollar. Bei Currensee werden nur echte Follower respektive Abonnenten auf den Übersichtsseiten angezeigt.
Die deutschen Mirror-Trading-Vertreter handhaben diese Form der Bewertung ebenfalls unterschiedlich. Wikifolio gibt für jede seiner Strategien die Summe an, mit der Anleger in den entsprechenden Wikifolio-Zertifikaten investiert sind. Bei ayondo enthält die genannte Zahl der Follower bislang sowohl die der angedockten Echtkonten wie der Interessenten, die einen Top-Trader nur beobachten. Beide Zahlen sollen demnächst getrennt aufgeführt werden. United Signals schließlich gibt derzeit (noch) keine Bewertungen in dieser Form preis.
Bei sharewise können gleich mehrere Abstimmungsfunktionen genutzt werden. Die Top-Mitglieder können »Likes« sammeln, die öffentlich gemacht werden. Zudem ist die Zahl der Nutzer sichtbar, die als Follower über aktuelle Empfehlung von diesen Leadern informiert werden. Moneymeets weist auf seinem »Marktplatz« sowohl diejenigen Nutzer aus, die einem der Leader mit ihrem Konto folgen, als auch diejenigen, die dessen Aktivitäten nur beobachten.
Neben der Abstimmung der Gemeinde über reines Interesse oder über den eigenen Geldbeutel kann im Social Trading auch in freier Prosa kommentiert werden, was die Profis, Top-Trader, Social Gurus oder Leader in ihren Konten tun. In einigen Fällen geschieht dies über die Plattform des Anbieters selbst, in anderen werden soziale Netzwerke, allen voran Facebook, genutzt. Dort kann dann vernichtende Kritik geübt oder ein Begeisterungssturm entfacht werden.
Nicht alle Anbieter bieten allerdings diese Möglichkeit. Bei Currensee ist eine Kommentierung lediglich indirekt über das angebundene soziale Netzwerk möglich, nicht jedoch auf der Profilseite des Trade Leaders. Covestor, ebenfalls aus den USA, nutzt die User gar nicht als Bewertungsinstanz, Gleiches gilt für ayondo. Das Frankfurter Unternehmen plant aber, über das Netzwerk Google+ Gruppen einzurichten, wo Top-Trader und Follower miteinander diskutieren können, Bewertungen dürften dann einfließen.
Massiv genutzt wird die Kommentarfunktion bei eToro und ZuluTrade. Bei ZuluTrade sind die aktuellsten Meinungsäußerungen der Gefolgschaft bereits in der Profilseite des Traders eingebaut. Hier werden einzelne Trades zum Teil sehr emotional bewertet. Bei eToro läuft ein steter Informationsfluss über einen »Trading Feed« auf der Seite der »Social Gurus«. Hier werden alle Trades in Echtzeit eingeblendet und vermischen sich mit den Kommentaren der Follower und des Traders selbst.
Auf sharewise, wo ja in erster Linie empfohlen wird, können die Tipps direkt wieder von anderen Nutzern kommentiert werden. Bei Moneymeets werden jeweils die Musterdepots der »Leader« kommentiert, falls es etwas zu kommentieren gibt.
United Signals hat testweise die Einbindung der Kommentarfunktion via Facebook auf der Profilseite der Strategieanbieter eingebaut, will die Sinnhaftigkeit nach Angaben des Unternehmens aber noch überprüfen.
Bei Wikifolio schließlich werden die Kommentare der Trader zwar in Sekundenschnelle auf der Plattform verbreitet, Nutzer können die Strategien der Wikifolios und einzelne Trades aber (noch) nicht kommentieren. Sie weichen dazu vereinzelt in Börsenforen aus, wo sich auch einzelne Wikifolio-Betreiber der Diskussion stellen.
Die Weisheit der Vielen, kollektive Intelligenz oder Schwarmintelligenz – egal welcher Begriff jeweils bevorzugt wird –, das Zusammenwirken vieler in einer Gruppe, kann höherwertiges Wissen schaffen, als es dem Einzelnen möglich ist. Das gilt auch bei der richtigen Geldanlage.
Viele der hier vorgestellten Anbieter wollen diese Fähigkeit nutzbar machen. Dazu werden eigene Wege beschritten. Die Entscheidung vieler Follower für wenige erfolgreiche Trader soll aus Sicht der meisten Mirror-Trading-Plattformen bereits ein höheres Wissen sein. Hier wird gewissermaßen das Prinzip des Publikumsjokers aus bekannten TV-Ratesendungen bemüht.
Die Beobachtungen legen den Verdacht nahe, dass es sich oftmals eher um Herdenverhalten handelt, das keine höherwertige Intelligenz darstellt. Das Trampeln der Anlegerherde, das ist auch im »normalen« Finanzmarkt ein wohlbekanntes Phänomen.
Seine Stärken scheint das Kollektiv dann zu haben, wenn die einzelnen Anleger unabhängig voneinander Prognosen abgeben oder Anlagefavoriten benennen. Das dadurch entstehende Wissen kann, richtig interpretiert, durchaus genutzt werden, um bessere Entscheidungen zu treffen. Die Anbieter der Fondslösungen, die hier vorgestellt wurden, nutzen diese Erkenntnis, mit unterschiedlichen Ansätzen und bislang auch sehr unterschiedlichen Erfolgen.
Weitere Ansätze, die Weisheit der Vielen zu nutzen, sind aber auch bei anderen Plattformen erkennbar. So lässt Wikifolio das Publikum entscheiden, welches der Musterdepots überhaupt als Wikifolio-Zertifikat verbrieft wird. Zudem veröffentlicht das Unternehmen täglich die Tradingbilanz der zehn am meisten gehandelten Werte, mit Kauf- und Verkaufsquoten.
eToro blendet eine Auswertung der aktuellen Kauf- und Verkaufsaktivitäten der Nutzer zu jedem Einzelwert ein, ein eigenes Sentiment gewissermaßen. Daraus kann der Anleger einen »Bias« innerhalb der Gemeinde ableiten – und entsprechend reagieren.
Abseits der Anstrengungen einzelner Plattformen in Sachen kollektiver Intelligenz: Vielleicht ist das Phänomen des Social Tradings insgesamt als Gemeinschaftsprojekt zu verstehen, das letztlich höheres Wissen schafft. Wissen über Zusammenhänge im Finanzmarkt zum Beispiel, oder über die Chancen und Risiken neuartiger Anlageprodukte und neuer Anlageformen.
Eine der Urformen des Social Web und gleichzeitig seine imposanteste Errungenschaft ist Wikipedia. Die Möglichkeit, das Wissen in der Zusammenarbeit vieler zusammenzutragen, ist beispielgebend: »user generated content«.
Viele Social-Trading-Plattformen fühlen sich dem Gedanken verpflichtet. Kooperation vieler Individuen lässt auch im Finanzmarkt ein neues, höherwertiges Wissen entstehen, so die Idee. Bei Wikifolio ist sie sogar im Unternehmensnamen verankert.
Tatsächlich entsteht auf den Anbieterseiten vielfältiger Content. Handelsstrategien werden vorgestellt und in der Praxis angewendet. Trader auf der einen und Follower auf der anderen Seite kommen in Kommentaren zu Wort. In Blogs und Foren äußern sich auch die Betreiber der Plattformen. Nicht selten nehmen sie Impulse aus der Gemeinschaft der Nutzer auf, um das eigene Angebot zu verändern.
Naturgemäß ist die Kooperation aller Beteiligten immer auch von Interessen geleitet. Der Follower möchte Rendite und Sicherheit bei seiner Anlage. Der Trader, der Plattformbetreiber und die Broker im Hintergrund verfolgen ihre geschäftlichen Ziele. Ob unter diesen Voraussetzungen höheres Wissen durch bewusste Kooperation erzeugt wird, muss sich wohl erst noch zeigen.
Die Zusammenarbeit der Vielen im Sinne von Empfehlungen wird in jedem Fall von den Mitmachfonds genutzt. Sie legen aber Wert darauf, dass eine Unabhängigkeit der Nutzer voneinander besteht. Als gemeinsames Erarbeiten von Wissen kann man dies also wohl kaum bezeichnen.
Bei den Mirror-Trading-Anbietern können sich Nutzer oft auf Foren zu allen Themen rund ums Trading austauschen. In den meisten Fällen können solche Diskussionen auch innerhalb des Unternehmensauftritts auf Facebook oder Google+ geführt werden. Dabei handelt es sich aber um »moderierte« Diskussionsrunden, in die der Betreiber letztlich auch in seinem Sinne eingreifen kann.
Ein unabhängiges, freiwilliges und unentgeltliches Zusammentragen von Wissen über Social Trading und einzelne Strategieansätze findet außerhalb der Plattformen statt. Schon jetzt sind in den einschlägigen Börsen- und Finanzforen, aber auch in einigen privaten Blogs, viele Erfahrungsberichte, Kritik und Verbesserungsvorschläge zusammengetragen worden. Wallstreet-Online hat so etwa Anfang 2013 ein eigenes Unterforum Social Trading eingerichtet, übrigens auf Initiative eines Bloggers.
Ist Social Trading als Anlageform eine Alternative für den Privatanleger? Gelingt es den bislang aktiven Anbietern aus Sicht des privaten Investors Mehrwert zu schaffen? Unter Mehrwert wird hier nicht nur »mehr Wert«, also eine höhere Rendite bei der Geldanlage, verstanden. Eine Reihe weiterer Kriterien sollen im Folgenden ebenso besprochen werden.
Natürlich, bei der Geldanlage geht es vor allem um Rendite. Wer einen Teil seiner Mittel in »Trading«-Strategien investiert, erwartet im Grunde noch mehr Wertzuwachs als bei der Anlage in herkömmliche Aktien, Fonds oder gar Anleihen. Schließlich suggerieren die Anbieter ja, dass ihre Trader am Puls des Marktes arbeiten, und – wenn nötig – intraday auf Bewegungen von Aktien, Rohstoffen oder Währungen reagieren können. Dies noch zu kostengünstigen Konditionen; ohne Transaktionskosten mit minimalen Spreads und ohne lästige Depotgebühren.
Zudem kann der Profi-Trader an allen Märkten auf steigende und fallende Kurse setzen. Er kann seine Position beliebig hebeln und mit ausgefeilten Ordertypen gleichermaßen sein Risiko managen und seine Gewinne einfahren.
Dazu passend flackern die Performancekurven der Top-Trader in den Rankings mit aufsehenerregenden Renditen auf. Die Werbebotschaften tun ein Übriges, um das »Abenteuer« Social Trading als lukratives Investment für alle Beteiligten erscheinen zu lassen.
Die Bilanz sieht nach einigen Jahren seit dem Start der ersten Vertreter des Social Tradings durchwachsen aus. Das gilt in erster Linie für die Mirror-Trading-Angebote, bei denen Anleger sich an Profi-Strategien anhängen können. Hohe Performances und steile Aufwärtskurven in den Konten vieler »Top«-Trader entpuppen sich als wenig dauerhaft.
Das Risiko, mit dem diese Wertentwicklungen erreicht wurden, sorgte bei vielen Anhängern letztlich sogar für Verluste. Denn immer wenn der Performancechart sich bei eToro, ZuluTrade oder ayondo in schwindelerregende Höhen schraubt, springen viele Follower auf – um dann bei der nächsten Talfahrt mit dem eigenen Konto tief in die Verlustzone zu geraten.
Das Spiel wiederholt sich seit Jahren vor allem bei Anbietern, die es ihren »Vorbildern« ermöglichen, mit Demokonten hochriskante Strategien zu fahren. Teilweise werden auch mehrere Handelsstrategien parallel genutzt, immer in der Hoffnung, dass eine von ihnen den erwünschten Katapulteffekt hat und für Vergütungen sorgt. Den Schaden haben dabei ausschließlich die Anleger mit ihren Echtgeldkonten.
Es gibt aber auch echte Profis unter den Tradern. Sie schaffen es teilweise über mehrere Jahre, den Markt deutlich zu schlagen. Ein Blick auf die Model Manager bei Covestor und die Trade Leader bei Currensee zeigt, dass diese echten »Cracks« mit einer langen öffentlichen Handelshistorie von mehreren Jahren rar sind, aber es gibt sie immerhin.
Eine noch kurze Handelshistorie, aber zum Teil beeindruckende Wertzuwächse verbuchen viele Wikifolios. Die Plattform hat es verstanden, einige Strategien anzulocken, die mit Stockpicking erfolgreich am Aktienmarkt agieren. Begünstigt wurden sie in den vergangenen Monaten von einem haussierenden Aktienmarkt. Die Erfolgsgeschichte kann in einer Baissephase an den Märkten so wohl nicht weitergehen.
Bei den Fondsprodukten, die – je nach Ansatz – auf der Weisheit der Vielen, der Verrücktheit der Massen oder auch der kollektiven Intelligenz beruhen, sind die Renditeerwartungen bislang ebenfalls nur zum Teil erfüllt worden. Der erste Mitmachfonds, der Investtor-Fonds, hat seit seinem Start Mitte 2010 knapp zwölf Prozent an Wert gewonnen. Damit schneidet er allerdings schlechter ab als die meisten Aktienindizes im selben Zeitraum. Seit dem Start im Dezember 2012 hatte der sharewise Community Fonds zwischenzeitlich sogar Verluste im einstelligen Prozentbereich zu verkraften, ganz im Gegensatz zu den Aktienmärkten in diesem Zeitraum.
Überzeugend dagegen die Wertentwicklung des sentix Fonds 1. In ihn gehen die Stimmungen der Anleger ein, die die Behavioral-Finance-Spezialisten aus Frankfurt erheben. Nicht die Anleger, sondern das Fondsmanagement von sentix bestimmt allerdings, wie die Weisheit der Vielen im Fonds umgesetzt wird.
Der Intelligent-Recommendations-Fonds ist erst seit Kurzem im Markt und macht Hoffnung auf Überrenditen. Die Vorläuferprodukte haben die jeweiligen Vergleichsindizes in den vergangenen Jahren klar geschlagen.
Wenn es um Mehrwert durch »mehr Rendite« geht, kann die noch junge Plattform Moneymeets ihren Nutzern etwas Verlässliches bieten – nämlich Rabatte auf den Fondspreis. Sie erstattet Innenprovisionen bei Fondsprodukten zum Teil an die Fondskäufer zurück. Ein Effekt, der sich auf lange Sicht läppert. Allerdings: Diese Rendite kommt nicht aus dem Social-Trading-Konzept, sondern ist Resultat einer guten Geschäftsidee.
Die Erfahrungen vieler Anleger mit Banken und Fondsgesellschaften in der Finanzkrise haben das Aufkommen von Social Trading in den vergangenen Jahren befördert. Kunden, die sich beim Bankberater in der Filiale schon lange nicht mehr gut aufgehoben fühlten, sehen in den neuen Anlageformen eine Alternative.
Unverständliche Produktkonstruktionen im Fonds- und Zertifikatebereich, unklare Abhängigkeiten zwischen Berater und Vertrieb haben sie darin bestärkt. Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers hat auch das Vertrauen in die Kontrollmechanismen in der Finanzbranche erschüttert.
Social Trading hat eine neue Art von Transparenz möglich gemacht, nicht alle der Anbieter nutzen allerdings diese Möglichkeiten in vollem Umfang.
Der Blick ins Depot eines Vermögensverwalters oder Fondsmanagers in Echtzeit ist eine dieser Möglichkeiten. Die Mirror-Trading-Plattformen bieten diese Transparenz. Der Anleger kann jederzeit und überall live dabei sein, wenn eine Position ge- oder verkauft wird, wenn ein Stop-loss angepasst wird oder eine neue Limitorder auf den richtigen Kurs wartet.
Mit der Offenlegung von Transaktionen schaffen viele der Plattformen einen bisher nicht dagewesenen Kontrollmechanismus. Ein Trader, der gegen seine eigenen Risikovorgaben oder seine Strategie verstößt, kann das nur noch öffentlich tun.
Die Resonanz, die eine Handelsstrategie erfährt, ist im Social Trading öffentlich. Die Zahl der Follower gibt diesbezüglich ein wichtiges Signal. Bei einigen der besprochenen Plattformen ist hier noch mehr Transparenz denkbar. Nicht alle dokumentieren die Follower-Zahlen, und nicht alle unterscheiden zwischen reinen Beobachtern einer Strategie und echten Anhängern, die ihr mit eigenem Geld folgen.
Auch die Transparenz der Trader selbst und ihrer Strategie ist so im Finanzmarkt noch nicht dagewesen. Bei allen hier vorgestellten Mirror-Trading-Portalen ist sie gegeben, mit Ausnahme des deutschen ayondo. Die Strategiebeschreibungen unterscheiden sich allerdings sehr, was die darin enthaltenen Informationen angeht.
In den meisten Fällen werden die Signalanbieter persönlich identifiziert. Damit wird offengelegt, wenn sie mehrere Tradingansätze anbieten oder mit einer oder mehreren Strategien bereits Schiffbruch erlitten haben.
Neue Offenheit entsteht durch die klaren Spielregeln bei vielen Anbietern. Nur wer im Rahmen einer Zertifizierung nachweislich bestimmte Vorgaben in puncto Risiko und Rendite einhält, hat die Chance, seine Strategie zu vermarkten. Solche Vorgaben haben etwa Covestor, Currensee und United Signals etabliert. Bei ZuluTrade werden Anleger auf ein Abweichen des Traders von der eigenen Strategie hingewiesen, bei ayondo werden solche Trader in der Karriereleiter herabgestuft.
Deutlich transparenter gegenüber herkömmlichen Produkten sind gleichfalls die Fondsanbieter, die mithilfe der Empfehlungen aus der Anlegergemeinde arbeiten: Beim sharewise Community Fonds etwa sind die Top100-Mitglieder und ihre Empfehlungen bekannt, die den Fonds steuern. Gleiches gilt für die Empfehlungen bei Investtor. Die Macher wollen nun auch die Transaktionen innerhalb des Fonds veröffentlichen. Bei sentix und Intelligent Recommendations werden Teilnehmer der Befragungen mit Daten zur Stimmungslage und periodisch erscheinenden Newslettern auf dem Laufenden gehalten.
Moneymeets schließlich ist mit dem klaren Anspruch nach höherer Transparenz im Fondsvertrieb angetreten. Die Datenbank des Portals listet akribisch die Innenprovisionen im Fondsvertrieb auf, ein Novum.
Geldanlage unabhängig von den üblichen Strukturen des Finanzsystems: Das war und ist ein Motivator des Social Tradings. In vielen Varianten haben sich die Plattformen mehr oder weniger von Banken, Fondsgesellschaften oder Emittenten anderer Wertpapiere gelöst.
Das gerade erwähnte Moneymeets ist im Grunde ein Kritiker und Partner der Fondsanbieter zugleich. Die Provisionsstruktur der Fonds wird offengelegt, über ihre Rückerstattung wird dem Käufer dieser Produkte aber zugleich ein kleiner Appetithappen überreicht, um sie doch wieder zu kaufen. Vielleicht ist das Projekt ein Beispiel dafür, wie die »alte« Form der Geldanlage mit der neuen verbunden werden kann.
Brückenschläge zwischen der herkömmlichen Art des Investierens und den bestehenden Strukturen gibt es vielfältige. Wikifolio etwa gibt talentierten Tradern oder Vermögensverwaltern eine Bühne, um eigene Handelsansätze unabhängig von einer Bank oder Fondsgesellschaft als Arbeitgeber umzusetzen. Gleichzeitig bedient sich das Unternehmen des Handelshauses Lang & Schwarz, das die Preise für die Aktien und ETFs stellt, die in den Wikifolios gehandelt werden. Zudem verbrieft Lang & Schwarz die einzelnen Strategien als Zertifikate, eine in den vergangenen Jahren durchaus auch kritisierte Produktform.
Alle Fondsprodukte nutzen natürlich die vorhandenen herkömmlichen Strukturen einer Fondsemission aus. Damit ist organisatorisch zum Beispiel eine Kapitalanlagegesellschaft erforderlich, die den Fonds auflegt und verwaltet, sowie eine Depotbank, bei der das gesetzlich geschützte Sondervermögen des Fonds aufbewahrt wird.
Bei den meisten Mirror-Trading-Anbietern ist die Distanz zu den gewohnten Institutionen größer. Die Strategien werden in allen Fällen auf eigenen Plattformen präsentiert. Die dazugehörigen Transaktionen werden entweder über verbündete Partner-Broker oder sogar über eigene Broker abgewickelt. Während bei Currensee, ZuluTrade und United Signals eine mehr oder weniger große Auswahl an Forex- oder CFD-Händlern besteht, gehen eToro und jetzt ebenso ayondo einen anderen Weg: Der Broker ist bereits in das eigene Angebot integriert. Preisstellung, Transaktion und Abwicklung sind damit praktisch in einer Hand.
Noch dazu werden mit CFDs Produkte genutzt, die ebenfalls außerhalb des bisherigen Anlageuniversums angesiedelt sind. Mehr Unabhängigkeit geht derzeit wohl nicht; allerdings erwächst aus dem »One-Stop-Shop« in Sachen Social Trading auch die Notwendigkeit, eine möglichst hohe Transparenz herzustellen.
Erhöhte Transparenz und die Möglichkeit, unabhängig vom bisherigen Finanzsystem zu agieren: Damit ist es für den Investor möglich, seine Geldanlage so selbstbestimmt wie noch nie zu organisieren.
Die Zahl der über Mirror-Trading-Plattformen angebotenen Strategien geht inzwischen in die Tausende. Alle denkbaren Asset-Klassen sind einzeln als Handelssignale »buchbar«. Der Privatanleger kann sich mehrere Signallieferanten per Mausklick an sein Konto anbinden. Und das zu verschwindend geringen Kosten. Er kann sich eigene Dachportfolios aus Tradern zusammenstellen und ganz nach eigenem Gusto oder seiner aktuellen Markteinschätzung wechseln oder abbestellen.
Eine große Auswahl besteht ebenso bei der Wahl der Instrumente: Tradinglösungen gibt es auf dem CFD- und Forex-Konto, als Index- oder Strategiezertifikat, als Investmentfonds und wohl bald auch als Dachzertifikat und Indexfonds (ETF).
Solche Möglichkeiten ermutigen viele Privatanleger, eigene Ideen umzusetzen. Die Risikovorgaben vieler Portale können dabei helfen, den eigenen Handelsstil zu disziplinieren. Der Hobby-Trader kann zudem eigene Ideen in der Community vorstellen und dann weiterentwickeln.
Nicht zuletzt hat sich eine ganze Branche auf die Suche nach den »Hidden Champions«, den versteckten Talenten, begeben, die bislang privat oder semiprofessionell ihrer Börsenleidenschaft nachgegangen sind. Sie haben nun die Wahl, können sich eine oder mehrere der Plattformen aussuchen, um ihre Strategien öffentlichkeitswirksam zu präsentieren und zu vermarkten. Dass dabei auch eine Reihe von schwarzen Schafen unterwegs ist, ist ein unangenehmer, aber schwer zu vermeidender Nebeneffekt.
Professionelle Trader, die ihr Know-how bislang nur als Investmentbanker, Vermögensverwalter oder Fondsmanager eingesetzt haben, werden von den Angeboten immer mehr an die Öffentlichkeit gelockt. Sie dürften sich vor allem von Plattformen angezogen fühlen, die strenge Zertifizierungsregeln anwenden, ausschließlich Signalanbieter mit Echtgeldkonten zulassen und gute Kontakte zu potenziellen Großinvestoren haben.
»Wir sind das Anlegervolk!« – zwar hat Social Trading noch nicht zu einer Revolution der Finanzbranche geführt, doch Ansätze sind erkennbar. Die Internet-Finanz-Community breitet sich jedenfalls stetig aus.
Mit der nachwachsenden Generation der »Digital Natives«, also der Bevölkerungsgruppe, die mit dem Internet aufwächst, dürfte die Web-Gemeinde noch wichtiger für die gesamte Finanzindustrie werden. Information, Beratung, Transaktion, Verwaltung – alles ist mit Social-Trading-Angeboten möglich. Hier erhält der Zusatz »Social« noch am ehesten die deutsche Bedeutung »sozial«.
Nahezu alle Plattformen haben diese Bedeutung erkannt und bieten Raum für die Entfaltung sozialer Beziehungen. Das geschieht entweder in der eigenen Umgebung oder durch die Einbeziehung sozialer Netzwerke wie Facebook oder Google+.
Der Grad der »Vergemeindung« der Nutzer schwankt von Plattform zu Plattform. Am einen Ende der Skala besteht nur ein loser und anonymer Zusammenhang von Umfrageteilnehmern, wie etwa bei sentix oder Intelligent Recommendations. Diese Teilnehmer erhalten für ihre Mitarbeit einen Informationsvorsprung durch die frühzeitige Bekanntgabe der Umfrageergebnisse. Das andere Extrem reicht bis hin zur engen Anbindung an ein Portal, wie bei eToro, wo es »Gurus« und »Evangelisten« gibt, die wohl das Wort des Herrn Mammon predigen.
Auf vielen Plattformen können sich Trader und Signalanbieter ganz einfach untereinander oder miteinander nach Belieben vernetzen und austauschen. Im Netzwerk von Currensee können sich etwa global agierende »Trading-Teams« rund um den Erdball bilden. Deren Teammitglieder können sich sogar gegenseitig ins eigene Handelskonto schauen.
Die Social-Trading-Gemeinde ist schon jetzt nicht mehr auf einzelne Plattformen beschränkt. In Internet-Foren und Blogs werden die Anbieter kritisch und teilweise im öffentlichen Selbstversuch unter die Lupe genommen. Die Gemeindemitglieder »lauschen« gebannt den Erfahrungen oder geben eigene Erkenntnisse oder Kritik zum Besten.