Aber, hallo! Wenn das keine entzückende Überraschung war!
A’rien grinste, als das Weibchen aufsprang und tiefer ins Innere der Insel floh, wobei sie ihm einen verlockenden Blick auf ihren üppigen, weißen Hintern ermöglichte. Er war schon immer ein Fan von Ärschen gewesen und dieser sah absolut perfekt aus, rund und mit einem netten kleinen Wackeln. Sein Schwanz, der bereits auf halbmast stand, als er den Rest des blassen, schlanken Körpers entdeckte, der am Strand auf ihn wartete, drohte zu einer vollen Erektion zu wachsen.
Nicht jetzt, sagte er sich. Zuerst musste er seinen Fang säubern und mit dem Räuchern beginnen. Dann würde er sie finden müssen – was auf dieser kleinen Insel nicht schwer sein konnte –, um herauszufinden, ob sie für seinen Charme empfänglich war, so wie die meisten weiblichen Wesen.
Natürlich vermutete er, dass er deshalb überhaupt erst hier gelandet war. Aber das hier war wesentlich besser als das andere Schicksal, das Lord Zalatai für ihn vorgesehen hatte …
„Essen.“ Der Wächter knallte das Metalltablett auf das kleine Regal, das an einer Wand der Zelle befestigt war.
A’rien machte sich nicht die Mühe, sich aus seiner Position zu erheben, wo er achtlos auf der harten Metallpritsche ausgestreckt lag.
„Was?“, fragte er spöttisch. „Keine besondere Henkersmahlzeit?“
Kharuul zuckte mit den Schultern. Sein brutales Gesicht zeigte keine Spur von Mitleid. „Iss oder nicht, es ist mir egal. Du wirst vor morgen nicht verhungern und uns um deine Hinrichtung betrügen.“
Der Wächter drehte sich um, um die Zelle zu verlassen, hielt dann aber lange genug inne, um ein paar Worte zum Abschied zu sprechen. „Sie werden es nicht einmal im Fernsehen übertragen – sie haben entschieden, dass du nicht wichtig genug bist.“
Er grinste und ging, die Tür schloss sich mit einem dumpfen Geräusch hinter ihm.
A’riens Lächeln verblasste, als die Tür sich hinter dem Mann schloss. Ausnahmsweise einmal hatte er keinen Plan. Keine Idee oder auch nur die leiseste Hoffnung auf eine Flucht. Die Wachen mochten nicht unbestechlich sein, aber sie waren loyal genug, sodass es mehr Geld bräuchte, als er hatte, um ihre Skrupel zu überwinden. Die Zelle war mit einem Soronzon-Schloss versehen, das er nicht knacken konnte. Und selbst wenn es ihm gelänge, aus der Zelle zu entkommen, sich einen Weg aus dem schwer bewachten Gefängnis zu bahnen und die Stadt zu erreichen, war er nicht so töricht zu glauben, dass er es auf ein Schiff schaffen könnte. Seine einzige Hoffnung wäre die Wüste jenseits der Stadtmauern und ein schneller Tod durch Hinrichtung schien ihm besser zu sein, als ein lang gezogener Tod vor Durst und durch Raubtiere. Die Realität dessen, was ihn morgen erwartete, war unausweichlich.
Es war nicht das erste Mal, dass er die Intelligenz eines Gegners falsch eingeschätzt hatte. Aber dieses Mal sollte es die schwerwiegendsten Folgen haben. Es war ein fataler Fehler gewesen, sich von der Frau von Lord Zalatai verführen zu lassen, um an die Informationen zu kommen, die er brauchte, um die Pläne zu stehlen. Er hatte nicht erkannt, dass sich hinter ihrem hübschen, fadenscheinigen Auftreten eine größere Gerissenheit verbarg, als er sie selbst besaß.
Sobald sie gemerkt hatte, dass sie entdeckt werden würden, hatte sie ihn fröhlich den Wölfen vorgeworfen. Und nun schmorte er in einer Zelle und wurde beschuldigt, die Leibwächter ihrer Ladyschaft getötet zu haben. Niemand wusste – oder er vermutete, dass es niemanden interessierte –, dass Lord Zalatai sie in seiner ersten Empörung, als er A’rien im vermeintlich unantastbaren Schlafgemach seiner Frau vorfand, selbst getötet hatte.
A’rien ignorierte das Tablett mit dem Essen und ließ sich auf seine Pritsche fallen. Würde irgendjemand – abgesehen von seinen Gläubigern – überhaupt bemerken, dass er weg war? Er war auf sich allein gestellt gewesen, seit er alt genug war, um sich erinnern zu können. Und er war nie lange genug Teil einer Gemeinschaft gewesen, um wirklich irgendwo dazuzugehören. Seine wenigen Versuche hatten ihn gelehrt, dass die einzige Person, der er vertrauen konnte, er selbst war. Und meistens konnte er sich auch selbst davon überzeugen, dass das reichte – solange die Scheinchen stimmten. Er hatte sich jedoch noch nie so allein wie heute Abend gefühlt.
Er suchte in seinem Geist nach glücklichen Erinnerungen, aber alles, was er fand, waren Fragmente. Wie er einen Stapel Scheine über einen voll besetzten Tisch zog, wie er von einem Planeten abhob, kurz bevor die Behörden ihn entdeckten, wie sich der nackte Rücken einer Frau vor einem Fenster abzeichnete, ein betörender Hauch von einem Duft – es waren nur Momentaufnahmen.
Aber sie waren alles, was er hatte, also mussten sie genügen. Er konzentrierte sich fester darauf und versuchte, sich in den Details zu verlieren. Und irgendwann, noch vor dem morgendlichen Weckruf, schlief er ein.
Noch bevor er die Augen öffnete, hörte er das Rauschen des Meeres. Bei der Göttin, dieses Geräusch hatte er so vermisst. Irgendwie hatten ihn seine Abenteuer in den letzten Jahren immer an trockene, von Land umgebende Orte geführt – reiche Bergbaukolonien wie die, die Lord Zalatai beherrschte, oder in die wohlhabenden Städte der Planeten tief im Herzen des Systems.
Warum konnte er den Ozean jetzt hören? Träumte er?
Zögerlich öffnete er die Augen und erwartete, kahle Metallwände zu sehen. Stattdessen schirmte ihn ein hoher Baum mit langen Strängen goldener Blumen vor der Sonne ab, die an einem strahlend blauen Himmel aufging.
Was zum Teufel?
Er sprang auf und stellte fest, dass er unter einer kleinen Baumgruppe an einem Ende eines geschwungenen, rosafarbenen Sandstrandes gelegen hatte. Aber er interessierte sich nicht für das Land. Sein Blick konzentrierte sich auf die weite Fläche des tiefvioletten Ozeans mit ein paar Linien weißen Schaums, der auf den sanften Wellen hüpfte. Er dehnte sich bis in die Ferne aus, ohne Ende, und ein riesiger Hunger überfiel ihn.
Er kannte die Gefahren eines unbekannten Meeres und wusste, dass er es erforschen, testen und bewerten sollte, bevor er sich ins Wasser stürzte, aber das war ihm egal. Er rannte auf den Ozean zu und tauchte unter die Oberfläche, sobald das Wasser hüfttief wurde.
Kühle, salzige Flüssigkeit umgab ihn. Sie war etwas salziger als auf seinem Heimatplaneten Taivan, aber durchaus im Rahmen seiner Toleranz. Die Kiemen an seinem Hals blähten sich auf, absorbierten Sauerstoff und filterten den Geschmack des umgebenden Wassers. Die Schwimmhäute zwischen seinen Fingern und Zehen schaufelten durch das Wasser, als er strampelte und seine Rückenflosse auf der Wirbelsäule richtete sich auf.
Er wirbelte herum und drehte sich in schierer Ekstase, glitt durch das Wasser und erkundete es. Ein kleiner bunter Fisch schwamm vorbei und er fing ihn instinktiv ein. Keine Art, die er kannte, aber er zögerte nicht, in das zarte, weiße Fleisch zu beißen. Fast hätte er vor Vergnügen gestöhnt. Wenn man ihn vor die Wahl gestellt hätte, wäre dies seine Henkersmahlzeit gewesen.
Der Gedanke erleichterte ihn und er wandte sich wieder dem Strand zu, während er seinen Weg durch das Wasser leicht zurückverfolgte. So froh er auch war, hier angekommen zu sein, traute er seinem Glück nicht. War dies Teil eines höheren Plans? Um die Rückkehr in seine Zelle noch quälender zu machen?
Er hätte nicht gedacht, dass Lord Zalatai so hinterhältig wäre, aber seine Instinkte hatten sich in letzter Zeit nicht gerade bewährt.
Mit ungewohnter Vorsicht hob er nur den Kopf über die Wasseroberfläche und blinzelte das Wasser aus den Augen, während er den Strand absuchte. Er war genauso ruhig und verlassen wie zuvor. Er konnte das leise Summen von Insekten und das Rascheln im Unterholz hören. Ein kleiner, bunter Vogel flog durch die Bäume, aber nichts deutete auf die Anwesenheit von etwas Größerem hin.
Als er langsam aus dem Wasser und auf den Sand hinaus trat, fiel ihm zum ersten Mal auf, dass er nackt war. Sein kunstvoll geknüpftes Hemd und seine reich bestickte Hose waren während seines Transports zu diesem Ort verschwunden. Aber das machte nichts. Zwar schätzte er eine feine Garderobe ebenso wie jeder andere Mann, doch das kühle Rauschen des Wassers auf seiner nackten Haut war jedem Kleidungsstück bei Weitem überlegen.
Er suchte immer noch nach einem Anzeichen von Gefahr, als er an die Stelle zurückkehrte, wo er aufgewacht war. Ein grob gewebter Beutel lag halb im Sand vergraben. Er musste ihn bei seinem Lauf zum Wasser zur Seite gestoßen haben.
Darin befanden sich nur zwei Gegenstände – ein anständiges Messer, fast so schön wie die Messer, die ihm bei seiner Verhaftung abgenommen wurden, und eine Kunststoffplatte, die mit Symbolen bedruckt war.
Verwirrt runzelte er die Stirn und bemerkte dann einen kleinen Dreizack, das Symbol seines Volkes, auf der unteren Ecke des Bogens. Das Symbol befand sich innerhalb einer ungleichförmigen Form umgeben von Strudeln, die an den Ozean erinnerten … Der Ozean.
Es war also eine Art Landkarte.
Schnell fand er einen zweiten Dreizack, der sich auf der anderen Seite eines breiten Kanals befand, der diese Insel vom Festland zu trennen schien. Neben dem zweiten Symbol befand sich ein farbiger Kreis, der möglicherweise auf Taivan hindeuten sollte.
Sollte diese Karte ihn dorthin führen? Er schnaubte. Selbst wenn er nicht von diesem Planeten verbannt worden wäre, hätte er keine große Lust, in die bittere Armut und die harten Erinnerungen seiner Kindheit zurückzukehren.
Nein, dachte er und blickte auf den Strand, das Meer und den Dschungel hinter sich. Das hier passte ihm sehr gut.
Er wollte das Plastikstück gerade wegwerfen, als er es sich noch einmal anders überlegte. Es war möglich, dass die Insel keine ausreichende Lebensgrundlage bot und er sie verlassen müsste. Außerdem hatte ihn die lebenslange Erfahrung, mit wenig oder gar nichts auskommen zu müssen, gelehrt, dass die meisten Dinge irgendwann benutzt werden konnten. Selbst wenn sie ursprünglich nicht dafür gedacht waren. Er grub ein kleines Loch unter dem Baum, wo er aufgewacht war, und vergrub den Plastikbogen darin.
Das Messer hingegen konnte er sofort benutzen.
Als die Sonne unterging, hatte er sich vergewissert, dass er sich tatsächlich auf einer Insel befand. Die Landmasse auf der Karte war auf der anderen Seite der Insel hinter dem Kanal zu sehen. Sie übte jedoch immer noch keine Anziehungskraft auf ihn aus.
Auf der Insel in der Nähe seines Strandes gab es eine Süßwasserquelle und zusätzlich zu den Reichtümern des Meeres fand er im Inselinneren auch eine Vielzahl von Kleinwild. Es war ihm gelungen, ein kleines Nagetier zu fangen, das nun über dem Feuer brutzelte, welches er – mit beträchtlicher Anstrengung und einigen sehr kreativen Flüchen – hatte entzünden können.
Der Geruch von gebratenem Fleisch vermischte sich mit der frischen Meeresbrise und die Bäume wiegten sich über seinem Kopf, während er den Sonnenuntergang über dem Meer beobachtete, der in Purpur und Scharlachrot strahlte. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Vielleicht gab es ja doch eine Belohnung für die Gottlosen.
Dann war er am nächsten Morgen von seinem Ausflug zum Fischfang ins Meer wiederaufgetaucht und hatte ein Weibchen am Strand entdeckt. Die Götter hatten definitiv beschlossen, ihn zu beschenken. Als er anfing, den Fisch zu säubern und ihn über einem kleinen Feuer zu räuchern, konnte er es kaum erwarten, dieses unerwartete Geschenk näher zu inspizieren.