Marthas Autorennotizen (28.11.21)
Ich bin auch nicht davor gefeit, in den Kaninchenbau der sozialen Medien abzutauchen. Vielleicht schreibe ich schon eine Weile und brauche nur fünf Minuten Pause oder als ich Chemotherapie bekam, war ich mit großer Wahrscheinlichkeit mitten in der Nacht wach. Schauen wir doch einfach mal, wer sonst noch wach ist.
Ich weiß, ich weiß. Es gibt bessere Dinge, die man mit diesen fünf Minuten anstellen kann. Etwa die Calm-App nutzen und meditieren oder fünf Minuten in den Garten gehen, ja, ja. Manchmal möchte ich ein Bild von einer großen Katze in einer winzigen Kiste sehen oder den wunderschönen Garten von jemand anderem. Die Facebook-Algorithmen sind so gut, bis sie es nicht mehr sind und einem ganz unerwartet isländische Männer zeigen. Ich habe keinen Schimmer, warum sie in meinem Feed gelandet sind.
Egal, ich war gerade in den sozialen Medien unterwegs, als ich dort ein Bild von einem sehr traurigen, grauen Pitbull sah, der auf einem Hundebett mitten auf dem Bürgersteig saß. Ich habe eine große Schwäche für Pitties. Ich habe meinen süßen Pittie, Leela, im August nach zwölf Jahren an Krebs verloren und ich weiß aus erster Hand, dass sie die größten Kuscheltiere sind. Was ist mit diesem Hund passiert?
Es stellte sich heraus, dass jemand ihn mitten auf einem Parkplatz in der Innenstadt ausgesetzt und ein guter Samariter die Tierschutzbehörde angerufen hatte. Aber das Tierheim dieses Bezirks war schon überbelegt und sie brauchten sofort eine Pflegefamilie, um das kleine Hundemädchen zu retten.
Keiner hob die Hand, also habe ich mich gemeldet.
Nach einem Gespräch mit Lois Lane, dem guten Hündchen, das bereits in meinem Haus wohnt, stattete ich meinen breiten Flur mit Gittern und einer Kiste aus, holte Bluebell und ihre Medikamente ab und erfuhr ein wenig mehr über ihren Hintergrund.
Vermutlich hat Bluebell, vielleicht ihr ganzes Leben lang, bei Obdachlosen gelebt, aber auf jeden Fall die meiste Zeit ihres Lebens. Ihre Gelenke sind dick und abgenutzt von ihrem Leben auf Beton und sie hat eine alte Knieverletzung, die nie richtig verheilt ist. Anzeichen für eine mangelnde medizinische Versorgung.
Aber, bevor wir den verurteilen, der sie zurückließ, ist mir sofort aufgefallen, wie sanftmütig und lieb Bluebell ist, egal unter welchen Umständen. Sogar als Lois sie von der Seite beäugt hat, als sie bemerkte, dass Bluebell nicht nur zu Besuch bei uns ist. Dennoch versuchte Bluebell immer noch, sie zum Spielen zu bewegen.
Jemand hat Bluebell sehr geliebt und hat sie gut behandelt. Wenn man sich die Liste ihrer Krankheiten ansieht – Räude, Ohrenentzündungen, Würmer und andere Leiden – wollte man ihr wahrscheinlich nur etwas Gutes tun und ließ sie dort zurück, wo sie am ehesten gesehen und gerettet würde.
Mein Herz schlägt auch für diese Person. Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, diese Person wissen zu lassen, dass Bluebell all die Liebe und Fürsorge bekommt, die sie braucht und sogar stilvoll auf dem Rücksitz eines Mercedes nach Hause fährt.
Es hat eine ganze Woche gedauert, aber ich erkenne ein Geschenk des Himmels, wenn ich es sehe. Ich habe als Pflegefamilie versagt und ließ das Tierheim wissen, dass Bluebell schon ein Zuhause gefunden hat. Ich habe ihr blaues Pflegehalsband durch ein neues, hübsches, rosafarbenes Halsband ersetzt und die sanfte Hündin fand schnell heraus, dass eine Couch ein wunderbarer Platz für ein Nickerchen ist.
Manche mögen sich über mein Timing wundern – ich habe die Chemo gerade erst hinter mir und erhole mich noch. Aber so ist das Leben. Es geht weiter, ob wir uns entscheiden es zu leben oder nicht und wir stehen auf und versuchen unsere Grenzen zu erweitern und uns daran zu erfreuen, wie sich unsere Welt durch mehr Liebe und Freundschaft erweitert. All das macht das Leben alles in allem aus und beweist, dass es ein wahres Wunder ist.
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