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15

 

 

Quinn

 

Vor der Garderobe steht Creed, ein Mitarbeiter der Security, der mich zum Parkplatz begleiten wird. »Hey Quinn, soll ich dich zu deinem Auto bringen?«

»Ja, das wäre toll.« Ich folge ihm nach draußen, und er sucht die Gegend ab, wobei er dicht bei mir bleibt. Brandon tut wirklich alles für die Sicherheit der Tänzerinnen, was mir immer wieder beweist, dass es die richtige Entscheidung war, hierher zu kommen.

Als wir den Navigator erreichen, befindet sich etwas auf der Windschutzscheibe. Creed sieht mich an. »Geh wieder rein zu Brad.«

Ich eile zur Hintertür, vor der Brad postiert ist. Als ich näher komme, wendet er den Kopf in meine Richtung. »Hey, was ist hier los?«

»Da liegt etwas auf meiner Windschutzscheibe«, antworte ich mit zittriger Stimme und schlinge die Arme um meinen Oberkörper.

Er wendet sich ab und spricht leise etwas in sein Funkgerät. Mein Herz klopft so heftig und laut, dass ich nicht verstehen kann, was er sagt. Endlich dreht sich Brad wieder zu mir um. »Cole kommt, um dich zu Creed zu bringen. Es sieht wieder nach Blumen aus. Brandon möchte, dass dir einer von beiden nach Hause folgt.«

Meine Schultern entspannen sich. Oh Gott. … Ich habe total überreagiert. »Ist das wirklich nötig? Blumen sind nicht wirklich eine Drohung.« Es liegt auch keine Karte bei, die diesen Verdacht erhärten würde. Definitiv ist das nicht die Vorgehensweise des Typen aus dem Joker’s . Der hat immer wieder versucht, mich in dunklen Ecken in die Enge zu treiben. Einmal hat er bei meinem Auto gewartet. Natürlich hat niemand etwas dagegen unternommen.

»Vorsicht ist besser als Nachsicht.«

Ich nicke. Was soll ich sonst tun? »Ja, okay, danke.«

Als wir bei Mics Haus ankommen, wartet Creed, bis ich drinnen bin und das Licht auf der Veranda ausschalte. Erst dann sehe ich ihn durch das Fenster davonfahren. Ich ziehe meine Flip-Flops aus, gehe durch das dunkle Wohnzimmer und nehme mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Fast in einem Zug trinke ich sie aus.

Vorsichtig öffne ich die Tür zu Macis Zimmer und gebe meiner Tochter einen Kuss auf die Stirn. Im Schlafzimmer höre ich Mic leise schnarchen. Lächelnd nehme ich meinen Pyjama und verschwinde im Badezimmer.

Nach der Dusche schleiche ich mich zurück zu Mic und schlüpfe ins Bett. Wie üblich dreht er sich im Schlaf um, schlingt einen Arm um meine Taille und zieht mich an seine Brust. Er bewegt uns so, dass er fast auf mir liegt. Ich fühle mich sicher und geborgen und meine Augen fallen innerhalb von Sekunden zu.

 

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Ich kuschle mich an Mic. Er nimmt mich in den Arm. Es ist jetzt zwei Monate her, dass er in unser Leben getreten ist, und die Dinge haben sich wunderbar entwickelt. Neulich hatten wir Bessie zu Besuch. Ich wollte mit ihr darüber reden, dass Mic künftig öfter auf Maci aufpasst, wenn ich arbeite.

Sie stimmte unter der Bedingung zu, dass sie mindestens einmal im Monat zu Besuch kommen kann und zu jeder von Macis Schulveranstaltungen eingeladen wird. Ich glaube, sie ist erleichtert, dass Mic eine aktive Rolle in Macis Leben übernimmt.

Vor ein paar Wochen hatten wir unseren ersten Streit. Ich hatte ihm verschwiegen, dass erneut ein Strauß Blumen auf mein Auto gelegen hatte. Als wir kurz darauf bei Wes und July auf einer Grillparty waren, sprach mich Julys Mom November darauf an, während Mic neben mir stand. Mic zog mich ins Haus und fragte mich, warum zum Teufel ich ihm nichts davon gesagt habe. Ich antwortete, dass es ja nur Blumen waren, also keine große Sache. Seine Augen wurden ganz schmal und ich konnte sehen, wie die Ader auf seiner Stirn pochte. Seine Wut ließ mich fast vor ihm zurückschrecken.

Er umfasste mein Gesicht und sah mich eindringlich an. »Keine große Sache? Babe, du hast den letzten Club verlassen, weil dir jemand Angst gemacht hat. Ich weiß, dass du die Geschichten darüber kennst, was mit July, Ashlyn, Harmony … zur Hölle. So ein Risiko sollte man nicht eingehen.«

Ich kenne die Geschichten. Das Drama schien sie alle zu verfolgen, sobald sie sich verliebten. Statt weiter böse auf mich zu sein, küsste er mich hart und innig. Es war ein Kuss, bei dem mein Unterleib bebte. Als er sich zurückzog, bat er mich, diese Art von Geschenken und wofür sie stehen ernst zu nehmen. Ich konnte nur nicken und habe ihn fest umarmt.

In den Tagen darauf hat er seine männliche Magie eingesetzt, Maci und mich in seinem Haus zu behalten. Jedes Mal, wenn ich angedeutet habe, zu uns nach Hause zu gehen, wechselte er das Thema. Er überzeugte sogar Maci, bei ihm zu bleiben.

»Woran denkst du gerade?«, flüstert Mic gegen meinen Hals und holt mich aus meinen Gedanken.

Ich drehe mich um, sodass wir uns ansehen können. »Nichts Besonderes, ich war mit den Gedanken irgendwo.« Ich spüre seinen harten Schwanz an meinem Oberschenkel. Das ist immer so, wenn wir zusammen im Bett liegen. Aber Mic macht keine Anstalten, mit mir zu schlafen.

Langsam glaube ich, dass wir nur Freunde sind. So gern ich mehr für ihn wäre, bedeutet mir seine Freundschaft sehr viel. Das ist besser, als keine Beziehung zu diesem wunderbaren Mann zu haben. Ich könnte ihn fragen, habe aber zu viel Angst vor dem, was er sagen könnte. Allerdings hätte ich ihn nie für einen Mann gehalten, der nur kuscheln will.

Es ist noch früh, aber die Sonne steht schon am Himmel. Mic streicht mir über die Wange. »Du bist verdammt hübsch.« Er beugt sich zu mir und küsst mich sanft. »Wie wäre es, wenn wir einen Babysitter besorgen und ich dich zu einem Date einlade?«

»Wirklich? Das wäre toll, aber ich glaube nicht, dass Bessie so kurzfristig in die Stadt kommen kann.«

»Soll ich July und Wes fragen? Maci könnte mit den Jungs spielen.«

Ich nicke. »Ja, das wäre gut. Sie mag die beiden und auch die Jungs.«

Maci und ich haben schon einige der Ehefrauen von Mics Biker-Brüdern kennengelernt. Sie alle waren furchtbar lieb und haben uns zu Ausflügen eingeladen. Ich wünschte, nicht immer arbeiten zu müssen, wenn andere Leute frei haben, und die Wochenenden zu verschlafen. Dann könnten wir viel mehr mit ihnen unternehmen.

Ich beuge mich zu Mic und küsse seine Lippen. »Ich fange mit dem Frühstück an und wecke Maci. Lass uns zusammen essen, bevor du zur Arbeit gehst.«

»Das klingt toll, Babe.« Er zieht mich zu sich und küsst mich ausgiebig, bevor er mir auf den Hintern klopft. »Füttere mich, Frau.«

Ich steige aus dem Bett und strecke ihm die Zunge raus. Sein Lachen höre ich noch im Flur. Sobald ich alles vorbereitet habe, gehe ich in in Macis Zimmer, um sie zu wecken.

Mein Mädchen springt sofort auf und umarmt mich, bevor sie im Bad verschwindet. Ich schenke ihr ein Glas Orangensaft und Mic eine Tasse Kaffee ein, stelle beides auf die Frühstücksinsel und kümmere mich um die Toasts. Als er rauskommt, ist das Frühstück fertig.

 

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Ich drehe mich um die Stange und bewege mich im Takt der Musik. Als der Refrain von 107 Degrees von Citizen Cope ertönt, lande ich mit den Füßen auf dem Boden. Mit einer Hand an der Stange tanze ich noch ein paar Mal drumherum.

Zufrieden mit meinem heutigen Training, stoppe ich die Musik und nehme einen kräftigen Schluck aus meiner Wasserflasche. Dann schnappe ich mir mein Telefon, um zu sehen, ob ich eine Nachricht von Mic habe.

 

Mic:       

Hey Babe, July bittet dich, sie anzurufen. Sie hat nur ein paar Fragen, bevor wir Maci nachher zu ihr bringen.

 

Ich tippe schnell meine Antwort.

 

Quinn:       

Okay, ich rufe sie an.

 

Mic:       

Gut, ich bin gegen sechs zu Hause.

 

Nachdem ich noch einen Schluck getrunken habe, reinige ich die Stange und ziehe meine Flip-Flops an. Ich schalte das Licht aus, schließe die Tür hinter mir ab und verlasse die Sporthalle.

Auf dem Weg zu Mics Wagen fällt mir ein, dass ich ihn mal wieder nach meinem Auto fragen muss. Bisher hat er erklärt, dass er auf Ersatzteile warte. Ich glaube, das ist eine Ausrede.

Sobald ich im Wagen sitze, rufe ich July an.

»Hallo?«, antwortet sie schon nach dem zweiten Klingeln.

»Hey July, hier ist Quinn. Mic sagte, dass ich dich anrufen soll.« Ich nehme einen Schluck von meinem Wasser.

»Ja, genau. Ich habe gerade eine Einkaufsliste geschrieben und wollte wissen, ob Maci gegen irgendetwas allergisch ist oder ob sie etwas nicht mag? Wir wollen heute Abend Pizza backen.«

Sie ist so nett. »Maci hat keine Allergien, und sie isst so ziemlich jedes Gemüse, aber kein Fleisch. Beim Pizzabacken wird sie auf jeden Fall gerne helfen. Das kann sie richtig gut.«

»Perfekt. Das wird bestimmt lustig. Die Jungs freuen sich schon auf sie. Und für mich ist es toll, weibliche Unterstützung zu haben.«

Wir verabschieden uns, und ich fahre zu Macis Schule, um sie abzuholen. Als ich sie entdecke, muss ich lächeln. Grinsend läuft sie auf den Geländewagen zu und klettert auf den Rücksitz. »Hey, mein Mädchen.«

Sie lehnt sich zwischen die Sitze, um mich zu begrüßen. »Hi Mom. Bin ich heute Abend bei James und Dean?«

Maci liebt Kinder. Ich bin mir sicher, dass sie als Babysitterin jobben wird, sobald sie alt genug ist. »Ja, ich habe gerade mit July gesprochen. Ihr werdet zusammen Pizzen backen.«

»Cool, da helfe ich mit.«

»Ich weiß, mein Schatz.«

Sobald wir zu Hause sind, bitte ich Maci, ihre Hausaufgaben zu erledigen.

»Okay«, ruft sie und verschwindet in ihrem Zimmer.

Ich räume ein wenig auf und überlege dabei, was ich heute Abend zu dem Date mit Mic anziehen könnte. Ich bin sehr nervös. Keine Ahnung, warum. Wir hatten bereits Sex, nur eben vor langer Zeit. Maci ist der Beweis dafür.

Vielleicht bin ich so aufgeregt, weil dies die Nacht sein könnte, in der wir uns endlich noch näher kommen als in den letzten Wochen. Ich fühle mich, als würde ich seit einer Ewigkeit enthaltsam leben. Was ja auch stimmt. Offensichtlich bin ich nicht in der Lage, mich ausreichend um mich selbst zu kümmern.

Ich gehe nicht oft aus, aber wenn ich es tue, möchte ich sehr gut aussehen. Ich wähle meine zwei Lieblingskleider aus und hänge sie an den Schrank. Das eine ist hellblau mit einem weißen Muster und Rüschen am Saum, der mir bis zur Mitte der Oberschenkel reicht. Das andere ist ein klassisches kleines Schwarzes. Es betont meine Figur, weil es eng anliegt, und ist nicht ganz so lang. Ich habe die Wahl zwischen sexy und süß und einfach nur sexy.

»Maci, kommst du mal bitte?«, rufe ich.

Innerhalb von Sekunden steht sie in der Tür. »Gehen wir zu Mic?«

»Bald.« Ich halte die Kleider hoch. »Was denkst du, welches wird deinem Dad besser gefallen?«

Maci sieht sich beide an. »Das Blaue. Es passt zu unseren Augen.«

Ich beuge mich vor und küsse sie auf die Wange. »Danke, mein Schatz.«

»Mom?«, fragt sie, schon halb aus dem Zimmer. »Meinst du, Mic würde sich freuen, wenn ich ihn Dad nenne?«

Mein Puls beginnt zu rasen und Tränen brennen in meinen Augen. Mein Herz quillt fast über vor Freude. Ich wollte immer, dass sie einen Vater hat, einen, der besser ist, als es mein eigener war. »Süße, ich glaube, dein Dad würde sich sogar sehr darüber freuen.« Ich ziehe sie in meine Arme. »Jetzt geh und pack ein paar Sachen. Vielleicht möchtest du auch einen Film mitnehmen?«

Sie verschwindet aus dem Schlafzimmer, und ich vollführe einen kleinen Freudentanz. Ich finde es toll, dass sie ihn Dad nennen will. Lächelnd hänge ich das blaue Kleid in eine Kleiderhülle und lege die hellbraunen Espadrilles mit hinein, die ich dazu tragen werde.

Ich bringe meine Sachen ins Wohnzimmer. Eine Minute später erscheint Maci mit zwei Taschen und erklärt, dass wir fahren können.